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Im Jahre 1660, unterm 21. November, gab Kurfürst Johann Georg II. dem Postmeister Mühlbach in Leipzig die Erlaubnis, daß er die einkommenden Avisen und Zeitungen, sie seien gedruckt oder geschrieben, ausfertigen und hierbei nach seinem Belieben einen Buchdrucker gebrauchen dürfe[1]. Von dieser für die damalige Zeit charakteristischen Art der Herstellung einer Zeitung wich die Leipziger Zeitung aber bald ab. Indessen haben die Leipziger Postbeamten noch später verstanden, aus dem Zeitungsprivileg sich Nebeneinnahmen zu verschaffen, so daß die Zeitungspächter sich dagegen verwahrten. Wie in Wien (laut Kontrakt vom 18. Okt. 1721 zahlte der Inhaber des Privilegs für das Wiener Diarium jährlich 3333 fl.), so hat auch in Leipzig das Zeitungsprivileg den Inhabern meist zu großem Wohlstand verholfen. Wo nicht die Postmeister das Privileg ausnutzten, waren es Buchhändler und Buchdrucker, die sich des Zeitungswesens annahmen und sich vor etwaiger Konkurrenz durch Erwerb von Privilegien sicherten. Nebenher ging das Bestreben, die Postfreiheit durch eine billige Ablösungssumme zu erwerben. Nicht selten wurden die kümmerlichen Anfänge der Intelligenzblätter und Journale erst durch diese Vergünstigung existenzfähig. Seit dem 17. Jahrhundert werden die Privilegien für Zeitungen in der Regel von den Landesfürsten erteilt. Für die Intelligenzblätter gab in einigen Städten der Magistrat die Genehmigung. In Frankfurt a. M. erhielt ein Buchdrucker vom Senat unterm 20. Januar 1722 ein zwölfjähriges Privileg zur Herausgabe von Wöchentlichen Frag- und Anzeigungsnachrichten[2]. Ebenso war das Basler Avisblatt 1729 vom Rat privilegiert. Dagegen erschienen „die Wöchentlichen Berlinischen Frag- und Anzeigungsnachrichten unter Sr. Kgl. Majestät in Preußen . . Allerhöchster Approbation und auf dero speciellen Befehl“[3]. Bedenklicher war das Oberkonsistorium in Dresden, als sich im Jahre 1737 Dr. Meinig in Leipzig um die Erlaubnis zur Gründung eines Annoncenblattes daselbst bewarb. Er wurde abgewiesen, da „das


  1. Franz H. Quetsch, Die Entwicklung des Zeitungswesens seit der Mitte des 15. bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts. S. 36. und Gust. Schaefer, Geschichte des Sächsischen Postwesens. S. 103.
  2. Joach. von Schwarzkopf, a. a. O. S. 16.
  3. A. Buchholtz, Die Vossische Zeitung. S. 191.