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daß sie oft die Stelle der Postzeitungen vertraten. In Sachsen durfte die Leipziger Zeitung allein politische Nachrichten bringen. Man half sich damit, daß man die Nachrichten sammelte und monatlich oder halbmonatlich veröffentlichte. Hierbei hatte man Gelegenheit, die Begebenheiten im Stil der Zeit ausführlich zu besprechen. Hinzu kommt die damals überall verbreitete Neigung zum Sammeln auch der geringfügigsten politischen und örtlichen Begebenheiten. Indessen zeigt sich von Anfang an die Bemühung, möglichst neue Begebenheiten zu bringen. Dies kommt wiederholt in den Versuchen zum Ausdruck, die monatlichen und halbmonatlichen Journale in Wochenschriften umzuwandeln. Dem widersetzte sich aber in Sachsen die Regierung in der Erkenntnis, daß die Journale damit zu Zeitungen würden. Auch die Leipziger Zeitungspächter erblickten in diesen Bestrebungen und überhaupt in den politisch-historischen Journalen eine Beeinträchtigung ihres Zeitungsprivilegs. An diesem Widerstand sind denn auch die Dresdner Journale meist zugrunde gegangen. Man wollte schon damals keine „abgeschmackten und ungesaltzenen Zeitungen“.


3. Privilegien und Zensur.

Zwei Einrichtungen waren es, die in Deutschland für die Entwicklung des Zeitungswesens von entscheidender Bedeutung gewesen sind: das Privilegienwesen und die Zensur. Das Privilegienwesen wurde im Mittelalter die Form, in der alles Sonderrecht aufging. Damals erscheint das Privileg privatrechtlichen Inhalts, das gewerbliche Privileg, das sich als Verbietungsrecht des Inhabers darstellte[1]. Es tritt auf als Druckprivileg, und zwar für Bücher und Zeitungen. In Sachsen wurde es als „ius prohibendi“ verliehen, und die Inhaber hatten oft genug Veranlassung, sich an den Kurfürsten beschwerdeführend zu wenden, damit sie in ihren Rechten „geschützt“ würden. Diese Form für Sonderrechte mußte überall da Platz greifen, wo neue Formen gewerblicher Tätigkeit aufkamen, die außerhalb der Zunftorganisation standen und aus irgendwelchen Gründen eine gesicherte und


  1. K. Bücher, Das Zeitungswesen. S. 489.