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und auf übel gesinnter Leute Aussprengen, ohne erwartete Confirmation, mehrentheils muthmaßlich; dannenhero verständigen und tieff in politische Welt-Händel einsehenden Staats-Leuten und Gelehrten zum Verdruß, unstudierten aber und Pöbel, auch boshafftig Gesinnten, (welche zumahl bey Divulgirung großer Lügen und Calumnien böse Absichten hegen) zur Lust und Vergnügen etc. mitgetheilet, in die Welt hineingeschrieben, und Post-täglich in Briefen und gantzen Paqveten, zu Land und Wasser, (unter welche letztern auch die vielmahls unwahrhafftige Schiffer-Zeitungen gehören) ausgefertiget und abgeschicket werden.“

Nicht weniger umfangreich ist Marpergers Definition der Journale, welche zeigt, daß im Anfang des 18. Jahrhunderts bereits politische Nachrichten in die Journale eindringen:

„Journalen, Französisch Journaux, Lateinisch Diaria, Tag-Bücher oder Register genannt, seynd entweder gedruckte oder geschriebene; jene wieder etliche Bogen lang, welche wöchentlich oder monatlich unter den Nahmen der Famen, Extracten, Relationen etc. heraus kommen; diese aber nur Bogen lange, welche sich theils über sonderbahre Staats-Materien ausländischer Reiche und Höfe erstrecken, theils auch nur in dem Orte, wo sie geschrieben und ausgegeben werden, vorgefallenen Sachen referiren, als z. E. was an Cantzleyen, Rath-Häusern, Kirchen, Collegiis und andern publiqven Orten der Stadt angeschlagen und kund gemachet worden, was vor Merck- und Sehenswürdigkeiten, traurige oder fröliche Casus in der Stadt vorgegangen, wie viel Menschen gebohren, copuliret oder begraben worden, was vor vornehme Passagiers angekommen oder durch gereiset, wie das Gewitter die Woche über gewesen sey, ob sich einige Phaenomena sehen lassen, Duella, Schlägereyen, Aufstand oder Tumultus zugetragen haben, was vor neue gedruckte Sachen in und ausserhalb denen Buchläden vermercket worden, ob man neue Gebäude aufzuführen im Werck begriffen sey, was in geistlichen oder weltlichen Dignitäten und Officiis vor Promotiones vorgegangen, wie jeden Marckt-Tag der Preiß des Geträydes und anderer Baum- und Feld-Früchte, als z. E. in Italien des Oels, Saffrans und des Reiß, anderwärts anderer daselbst wachsenden Natur-Gaben gewesen sey, wozu hernach die in großen Handels-Städten wöchentlich herauskommende Waaren- und Wechsel-Preiß-Couranten- und Cours-Zettel zu rechnen seyn, von