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I. Allgemeines.

1. Begriffsbestimmung.

Wann die ersten Zeitungen auftauchen, ist eine Frage, deren Beantwortung davon abhängt, was unter dem Begriff Zeitung verstanden wird. Soviel ist von vornherein klar, daß hier nicht der Begriff der modernen Zeitung in die Verhältnisse des 17. und 18. Jahrhunderts hineingetragen werden darf. Es wird dann das Urteil der zeitgenössischen Schriftsteller heranzuziehen sein, um zu erfahren, was früher als Zeitung bezeichnet wurde. Auch wird bei der Abgrenzung des Begriffs davon auszugehen sein, daß hier nur Zeitungen in Frage kommen, deren Herstellung und Vertrieb Gegenstand wirtschaftlicher Tätigkeit waren. Es scheidet also die sogenannte Briefzeitung privaten Charakters aus, weil ihr das wesentlichste Merkmal der Zeitung, die Publizität, fehlt. Sie entspricht, wie Friedrich Blanck[1] treffend bemerkt, in jeder Weise den heutigen Zeitungskorrespondenzen. – Man hat die Zeitung als eine Form der öffentlichen Bekanntmachung bis ins Altertum zurückverfolgt und ist schließlich bei der „mündlichen Botschaft“ als der ersten Form der Nachrichtenvermittelung angelangt[2], die sich aber noch weiter zurückverfolgen ließe. Nur erinnert diese letzte Art allzusehr an die Methode eines Ökonomisten aus dem 17. Jahrhundert[3], der schreibt: „Es hat aber solches erschallen, austragen und überschreiben sonderbahrer Begebenheiten


  1. Friedrich Blanck, Der deutsche Nachrichtenmarkt. Heidelberg 1910. S. 40.
  2. Hermann Bode, Zur Entstehungsgeschichte der modernen Zeitung. S. 163.
  3. J. P. Marperger, Anleitung zum Zeitungslesen. O. O. u. J. S. 8.