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davon, daß bei den politischen Zeitungen und Journalen des 17. und 18. Jahrhunderts meist gar nicht zu entscheiden ist, ob bezahlte Anzeigen vorliegen oder nicht.

Es wird zu untersuchen sein, ob, wie G. Cohn[1] sagt, „über den Preis nicht Urteile, sondern Vorurteile entscheiden, nicht die Denkarbeit jedes Einzelnen, sondern die fertigen Meinungen einer großen Zahl und die Gewohnheit eines bestimmten Wertes.“ Im gleichen Sinne sagt Fr. J. von Neumann: „Von nicht geringer Bedeutung für die Preisgestaltung sind . . . Rücksichten auf frühere Preise. Statt zu prüfen, welches der eigentlich angemessene Preis sei, fragen beide Teile in sehr vielen Fällen lediglich nach denjenigen Preisen, welche für dasselbe Objekt früher bezahlt worden sind . . . und noch viel größer vielleicht ist der Einfluß, den Rücksichten auf früher für die Gegenstände ähnlicher Art gezahlte Preise ausüben.“[2] Wohl in allen Fällen dürfen solche Motive bei den deutschen Intelligenzblättern vermutet werden, die fast durchweg Nachahmungen des seit 1637 in London erscheinenden Intelligencer oder der 1633 von Renaudot in Paris begründeten Feuilles du bureau d'adresse sind. Auch hinsichtlich der Intelligenzkomptoire ist zu vermuten, daß sie primitiven, am selben Orte bestehenden oder auswärtigen Einrichtungen gleicher oder ähnlicher Art angepaßt wurden, und daß auch bei ihnen die Preisbildung an bereits bestehende Einrichtungen ähnlicher Art anknüpfte. Man wird also bei den in den alten Zeitungsbänden gemachten Preisangaben nicht stehen bleiben dürfen, sondern die alten Statuta der Städte und die Gerichtsordnungen nach den für amtliche und private Kundmachungen und ähnliche Leistungen festgesetzten Gebühren durchsehen müssen. Außerdem aber werden die aus den Anfängen der Zeitungen vorhandenen Akten meist Aufschluß darüber geben, ob überhaupt bestimmte Preise festgesetzt waren und nach welchen Gesichtspunkten die Preisgestaltung erfolgte.

Nur die ortsgeschichtliche Untersuchung vermag also Licht in die Preisgeschichte des Anzeigewesens zu bringen.

Günstig hierfür schienen die Verhältnisse in Dresden zu liegen, obwohl es auch hier an Vorarbeiten fehlte. Dresden war in den


  1. System der Volkswirtschaft. Stuttgart. 1885. 1. Bd. S. 489.
  2. Vgl. G. von Schönberg, Handbuch der politischen Ökonomie, 4. Aufl. Tübingen. 1896. 1. Bd. S. 256.