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Vorwort.

Die Anfänge des Dresdner Zeitungswesens fallen in die ersten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts. Politische oder literarische Bedeutung kommt diesen Zeitungen und Journalen nicht zu. Das heißt aber noch nicht, daß ihre Untersuchung bloß ortsgeschichtlich von Interesse wäre. Die frühesten Dresdner Blätter waren keine politischen Nachrichtenblätter (Postzeitungen), sondern fast ausschließlich Lokalzeitungen. Ihrem Wesen und ihrer Bedeutung wird man erst dann gerecht, wenn man sie als Erscheinungen des Wirtschaftslebens untersucht. Das ergibt sich von selbst bei den Anzeigeblättern. Die wirtschaftliche Betrachtung des heutigen Zeitungswesens wendet sich diesen Anfängen zu nicht nur in der Absicht, Aufklärung über das damalige wirtschaftliche Leben und einige seiner früheren Formen zu erhalten, sondern auch in der Hoffnung, daß durch die Kenntnis des Vergangenen neues Licht auf die gegenwärtigen Zustände fallen wird. Das gilt besonders von einem Gebiet, das im heutigen Zeitungswesen noch ebenso problematisch ist, wie vor zweihundert Jahren: von den Annoncenpreisen der Zeitungen.

So sollen im Folgenden auch das Dresdner „Intelligenz-(Anzeige-)Wesen“ und die Anfänge der Preisbildung untersucht werden. Angesichts der bis zum gegensätzlichen gesteigerten Verschiedenheit in der Gestaltung der heutigen Anzeigenpreise – es sei an die großstädtische Presse in Wien, Budapest, Paris und Berlin erinnert – erhebt sich die Frage: wie die Anzeigenpreise der Zeitungen entstanden sind, da wirtschaftliche Erwägungen zu ihrer Erklärung nicht ausreichen. Die Anzeigenpreise der Zeitungen sind noch nicht alt, und die Vermutung liegt nahe, daß sich hier die Preisbildung eines erst entstehenden wirtschaftlichen Gutes genau verfolgen lasse. Aber beim Durchblättern der älteren Jahrgänge der politischen Zeitungen und Anzeigeblätter ergibt sich, daß Mitteilungen über die Anzeigenpreise überhaupt fehlen; abgesehen