Seite:Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart von Louis Kühnhold – Heft 3.pdf/23

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

     D’r Nachmittog wuur gemithlich verbracht,
An d’r Hämfahrt hatten fast Alle nett gedacht;
Drim faßten sich Viele an schwäärn Kopp
Wies huuß: „D’r Annerschbarscher Zug fährt gleich ob!“

220
„’s is ju richtig!“ lallte Manniger in dan Wahn, —

„Wir haan[1] ju äne Eisenbahn!“

     Jetzt wuur ä Gelaaf[2] un ä Gethu,
Alles in Galopp d’n Bahnhof zu.
Viele soog m’r richtig flieng,

225
Annere waarn in falschen Zug geschtieng,

Aener kam nu gaar angerännt
Un rang verzweifelnd seine Händ.

     „Ach!“ schluchzter, „Heit an diss’n Tog,
Do dänk ich ewig driwer noog!“ —

230
„Nu dänkt Eich!“ saater mit beweriger[3] Schtimm,

„Wiese mit mir heit ginge im!
Ich wollte nämlich schpaziern hie giehn
Un soog d’rbei än Woong hie schtien,
Ohne Fanster waarer un gans rauf zu,

235
Neimarig, wie ich nu bin, schtand ich drinne im Nu;

Ich dachte bei mir, dis is sicher finfte Classe,
Un fährt gewiß de niedrigste Mänschenrasse. —
Ich besoog mich richtig, wie ich aam will raus,
Do wuur pletzlich ä Geschnuuf un Gebraus, —

240
Aen Ruck kreeg d’r Woong, meine Bään[4] waarn uum[5]

Un ich wuue hin un haar geschuum[6].
Geheilt[7] hoob ich do wie Kind.“[WS 1]
„Ach!“ schluchzte ich, „wänn dich Käner hie find,


  1. haan = haben.
  2. Gelaaf = Gelaufe.
  3. beweriger =bebender.
  4. Bään = Beine.
  5. uum = oben.
  6. geschuum = geschoben.
  7. Geheilt = geweint.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Fehlendes Anführungszeichen eingefügt