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Daß die Ueberzeugung von solcher unserer Vermittlungsaufgabe nicht etwa auf Ueberschätzung beruht, sondern daß man wirklich auf uns diese Hoffnung setzt, beweist der Brief eines auswärtigen Gelehrten, durch den er heute meine an einen auf dem Schlachtfeld gefallenen lieben Freund und Kollegen gerichteten Zeilen beantwortet. Ich kann mir nicht versagen, die schönen, charakteristischen Worte abzudrucken: „Mit Ihrer Meinung von der hohen Sendung der Neutralen, nachher die internationalen Beziehungen wieder zu knüpfen, haben Sie durchaus recht. Sie haben auch recht, daß die Kriegführenden, die ganzen Völker, vielleicht das Maß augenblicklich verloren haben, aber Sie müssen doch selber fühlen können, wie dies notwendig sei, um das Ungeheuerliche überhaupt durchhalten zu können, wie es nun einmal durchgehalten sein muß? Denn ungeheuer ist die Last und das Opfer – wir fühlen es täglich und immer mehr. Aber da nun einmal die Weltgeschichte wieder mit Blut und Eisen gemacht werden muß, bleibt uns nur übrig, nach besten Kräften durchzukämpfen und nachher unser bestes Wirken wieder einzusetzen, daß der Friede heile, was der Krieg an furchtbaren Wunden schlug. Sie werden mehr sein, als die meisten ahnen, sie werden in Kunst und Wissenschaft nicht weniger fühlbar sein als im täglichsten Leben. Und jeder Tag, der früher ein Ende des gewaltigen Ringens bringt, wird ein Segen sein für die Menschheit." – –

Die Neutralen haben schon bisher, insbesondere die Schweiz, durch ihre Initiativen und Vermittlungsarbeit in bezug auf die Kriegsgefangenen und Internierten allen Streitparteien schätzbarste Dienste geleistet. Beim Friedensschlusse wartet unser wohl auch eine Aufgabe. Zum Frieden muß es ja wieder kommen, vielleicht eher, als man glaubt. Ein erfahrener Arzt, der schon auf den Schlachtfeldern des Balkan wirkte und neuerlich vom heutigen Kriegsschauplatz zurückgekehrt ist, versichert überzeugungsvoll, daß der Schützengrabenkrieg

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Robert Durrer: Kriegsbetrachtungen. Rascher & Cie., Zürich 1915, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DurrerKriegsbetrachtungen.pdf/37&oldid=- (Version vom 31.7.2018)