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bisherige Prinzip sich verdichten wird. Der alte Satz von den Regenten, die nichts lernen und nichts vergessen, ist einer der bewährtesten der Weltgeschichte. Was haben vor hundert Jahren die Studenten und Turner, die eigentlich Deutschland von der napoleonischen Fremdherrschaft befreiten, für Dank geerntet? Eine Polizeiherrschaft, gegen die das napoleonische Regiment Freiheit bedeutete! Wie ist den bayrischen Katholiken, die im siebziger Kriege eine Hauptrolle spielten, gedankt worden? Durch den Kulturkampf! Und die gleiche Erfahrung werden heute im Falle des Sieges die deutschen Sozialisten machen, die der nationalen Suggestion ihre Prinzipien geopfert, und die deutschen Katholiken, die eine religiöse Reaktion hoffen, werden gleichermaßen getäuscht sein. Reaktion ja, aber militärisch-bureaukratische, die ihren Einluß auch auf die Schweiz ausüben wird! Im Falle einer französischen Uebermacht Stärkung des Maurer-Cliquenwesens, was ebensowenig unser Ideal. Unsere Hoffnung muß auch hier die partie remise bleiben, wo die gegenseitigen Einflüsse sich brechen.

V.
EPILOG

Ein deutscher Professor hat die Neutralen als Parasiten bezeichnet, die vom Streit der Großmächte sich nährten, was übrigens gemäß dem alten deutschen Sprichworte: Friede ernährt, Unfriede verzehrt, ja ganz normal wäre. Französische Journalisten, freilich nicht von den ernst zu nehmenden, wagten sogar den verzweifelten Versuch, uns zum Eingreifen zu überreden, obwohl ihre Hetze sogar bei Italien, wo die Verhältnisse

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Robert Durrer: Kriegsbetrachtungen. Rascher & Cie., Zürich 1915, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DurrerKriegsbetrachtungen.pdf/35&oldid=- (Version vom 31.7.2018)