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Die Anpassung der hauptstädtischen Bronze an das Silbersystem und der Ausgleich beider Systeme ging aber noch weiter und wurde ein vollständiger. Zwar findet eine Änderung des Fusses im Silber nicht statt, – naturgemäss nicht, denn dieser Fuss bildete ja gerade fortan die Grundlage auch für die neue Münze der Hauptstadt, – wohl aber macht die Romanisirung der campanischen Münzstätte den weiteren Fortschritt, dass in ihr die anmutige ihrem griechischen Elemente entsprechende Mannigfaltigkeit der Typen römischer Uniformität weichen muss. Es werden von nun an in Silber nur noch quadrigati und deren Hälften geprägt, d. h. Didrachmen und Drachmen mit dem Doppelkopfe des jugendlichen Janus auf der Vs., auf der Rs. mit Jupiter und Viktoria auf der Quadriga. Damit ist auch das Münzbild des capuanischen Silbers endgiltig romanisirt.

Ausserdem aber, und dies ist eine für beide Münzstätten wichtige Neuerung, werden auch die Unternominale der beiden Einheiten in eine vollständige sowohl äussere, als innere Übereinstimmung gebracht. Das capuanische Libellenkupfer hört auf Scheidemünze zu sein und wird Wertgeld. Niemand kannte bisher das zu dem Quadrigatensilber gehörige Kupfer. Es liegt vor in der massenhaft vorhandenen von Mommsen sogenannten „geprägten Serie mit ROMA“ vom Triens bis zur Halbunze, oder richtiger vom 4-Libellenstück bis zur Sembella. Man erblickte in diesen Münzen bisher Reduktionsmünzen irgend einer unbekannten Stadt. Die Typen sind folgende:

Januskopf )( Herkules und Centaur, (4 Libellen) Bab. I. S. 18, No. 15
Jugendl. Kopf im Eberfell )( spring. Stier (3 Lib.) Bab. I. S. 19, No. 16
Wölfin mit Zwillingen )( Adler stehend (2 Lib.) Bab. I. S. 20, No. 20
Kopf des Sol )( Halbmond, 2 Sterne (1 Libelle) Bab. I. S. 20, No. 21
Kopf m. Mauerkrone )( Knabe zu Pferde (1/2 Lib.) Bab. I. S. 30, No. 43

Mit diesen Unternominalen des Scriptulum, d. h. dessen Zehnteln, werden nun die Unternominale des Semilibral-As in Übereinstimmung gebracht. Hiermit kommt zum ersten Male ein vollständig unrömischer Zug in die hauptstädtische Münzung, indem die Duodezimalteilung des Asses (allerdings nur für die Dauer der Reduktion) verlassen und die Dezimalteilung an die Stelle gesetzt wird.

Dezimalunzen und Libellen sind fortan von gleichem Wert, gleichem Gewicht, gleicher Form und Grösse, nur verschieden im Gepräge. Geprägt werden zum Semilibral-As zunächst 2, 1, 1/2 und 1/4-Unzenstücke, wobei aber das 2-Unzenstück ferner nicht mehr als Sextans, sondern als Biunx zu bezeichnen ist. Der Semis (tatsächlich ein Quincunx), Quartuncius und Teruncius werden gleich dem As noch gegossen.

Die Wahrnehmung, dass die geprägten Stücke der Reduktion als Zwölftel des Asses gedacht auf attischem Gewicht stehen würden, (Biunx von 27, 28 gr. = Unze des Pfundes von 327 gr.) hatte mich

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/42&oldid=- (Version vom 9.7.2019)