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Epoche spielt. Abgesehen von der kleinen Sembella, die diesen Kopf gleichfalls aufweist, ist er durchaus der Typus aller grössten überhaupt vorhandenen Nominale, denn er erscheint nicht nur auf einer Didrachme, ferner auf den Assen zweier Schwergeldreihen (I und II, 1 u. 2), sondern insbesondere auch auf folgenden Multiplen des Asses:

  1. Dupondius und Tressis der Radserie,
  2. Tressis und Decussis der römischen Reduktion.

Es unterliegt daher keinem Zweifel, dass es sich hier um eine Darstellung von ganz exceptioneller Bedeutung, um den wichtigsten Typus handelt, den das älteste römische Münzsystem und zwar sowohl in seinen capuanischen, wie in seinen urbanen Erzeugnissen überhaupt aufzuweisen hat.

Dieser Kopf mit dem phrygischen in ein Greifenhaupt endigenden Helm ist zugleich eine vollständig neue Erscheinung; er hat seines Gleichen nicht in der gesamten bisherigen Münzung Griechenlands und Italiens. Er wurde somit als selbständiger Typus erst erfunden um an die Spitze eines neuen in allen seinen Teilen sowohl durch die Klarheit des zu Grunde liegenden Ideenganges, wie durch seine ausgesprochen römische Tendenz hervorragenden Münzsystems gestellt zu werden. Er eröffnet dieses System im Edelmetall sowohl wie im Schwergeld. Dieser Kopf ist daher kein anderer und kann kein anderer sein als der Kopf der Roma. Roma erscheint hier zum ersten Male im Bereiche der bildenden Kunst, charakterisirt als solche durch die den trojanischen Gründungssagen der Stadt entnommene Form des Helms, gedacht als jugendlich sieghafte Heldin, aber nicht nur als die erobernde, kriegerische, sondern zugleich auch als die in ihrer überwindenden Macht friedliche, wie dies aufs Schönste symbolisirt wird auf der Rückseite der Didrachme durch die die Siegesbänder an die Friedenspalme befestigende Viktoria, Letztere auch in der ferneren Kunstentwicklung die unzertrennliche Begleiterin der Roma.

Es war als wenn ein Unstern walten sollte über der Erkenntnis aller wichtigsten für die Klarstellung der ältesten Münzung Roms grundlegenden Elemente, wenn seitens der bedeutendsten Forscher bezüglich der Zeit ihrer Entstehung, ihres Fusses, ihrer Fortbildung in der Reduktion u. s. f. von den irrigsten Voraussetzungen ausgegangen wurde. Aber gerade auch die Deutung des Romakopfs verfiel dem gleichen Missgeschick, insbesondere seit Klügmann in seiner 1879 dem archäologischen Institute zu Rom gewidmeten Festschrift L’effigie di Roma nei tipi monetarii piu antichi „bewiesen hatte“, dass der behelmte Kopf der ältesten Denare die Roma „nicht sein könne“. Die ROMANO-Didrachme ist in diesem Aufsatze überhaupt unberücksichtigt geblieben, und wenn irgendwo, so hat sich der neuerdings von Pick beklagte Mangel genügenden Zusammenwirkens zwischen Archäologie und Numismatik

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/32&oldid=- (Version vom 31.7.2018)