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in Sizilien im Verhältnis von 1 : 125. Im römischen Bereich stehen sie seit der zweiten Periode nachweislich 1 : 120. Hierbei verblieb es auch bei Einführung des Denars. Erst vom Jahre 241 an trat das Verhältnis 1: 112 an die Stelle.

Es darf daher angenommen werden, dass auch bereits in der ersten Periode die Relation der beiden Metalle die gleiche war wie in der zweiten, d. h. 1 : 120. Da aber nicht ausgeschlossen erscheint, dass ursprünglich das Pfund nach dem Wasserkubus des oskischen Fusses in praxi etwas leichter gewesen sein kann, etwa 268 bis 269 gr., auch die Didrachme in Campanien unter der Norm von 7,58 gr. vielfach zurückbleibt, so kann zu Beginn auch ein etwas anderes Verhältnis obgewaltet haben, etwa 1 : 125, wie in Sizilien. Praktische Gründe nötigen zu der Annahme, dass bei der späteren Anwendung des attischen Pfundes das oskische mit demselben auf genau 5 : 6 ausgeglichen worden ist (272.875 : 327.45 gr.[WS 1]), und es empfiehlt sich daher für numismatische Zwecke von dieser sicheren Grundlage als dem Normalsatze auszugehen, zumal auch die Münzen diesem Satze ganz entschieden das Wort reden. Denn da nach meinen Listen über 1100 römische Libralasse auch im Zustande ihrer heutigen Abnutzung noch immer ein Durchschnittsgewicht von 267.66 gr. ergeben, so muss das ursprüngliche Effektivgewicht in der Tat rund 273 gr. betragen haben.

Für die Hauptstadt bedeutete somit die Einführung des pfundigen Asses ein Beharren auf dem bestehenden Gewichtssystem. Auf das Gewichtspfund begründet zerfällt auch der As gleich dem Pfunde in 12 Unzen. Dieses war das ebenso praktische als einfache System, das Rom seiner Bronzewährung zu Grunde legte. Mit der Beseitigung des attischen Pfundes von 327 gr. als vermeintlich ursprünglicher Basis des Systems entfällt der so verhängnisvoll gewordene Irrtum, dass der As zwar als pfundige Münze beabsichtigt gewesen, tatsächlich aber nur zu 10 Unzen ausgebracht worden sei. Es entfallen damit zugleich zum Nutzen eines klaren Verständnisses alle die verwirrenden Versuche, die zur Erklärung dieser irrigen Supposition unternommen worden sind.

Von den Münzbildern der urbanen Serie soll an dieser Stelle nicht gehandelt werden; von der prora war bereits die Rede. Nur was den Stil betrifft, so muss hervorgehoben werden, dass gerade die ältesten römischen Asse die schönsten sind. Rom, das eine selbständig ausübende Kunst nicht besass, war auf die Heranziehung griechischer Hilfskräfte angewiesen. Es ist von hohem Interesse zu verfolgen, wie bereits gegen Ende der ersten Periode durch die Mitarbeiterschaft einheimischer Elemente in der hauptstädtischen Offizin der Stil mehr und mehr herabgeht, bis Einhalt auf dieser abschüssigen Bahn geboten erschien. Aus anfänglich wieder besseren Leistungen der zweiten Periode entwickelte sich alsdann ein spezifisch römischer Stil, hausbacken und handwerksmässig,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Errata: „S. 19 Zeile 15 von oben statt 327,15 gr. lies 327,45 gr.“
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)