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schöpfende Belehrung. Das Werk, in dem am meisten die stilistischen Kriterien der römischen Libralmünzen, insbesondere auch die Form der prora, für die Zwecke der Zeitbestimmung in Rücksicht gezogen wurden, ist die 1883 erschienene Samwer-Bahrfeldtsche „Geschichte des älteren Römischen Münzwesens“. Ganz selbständig auf Grund dieser Merkmale wurde hier das Richtige bereits getroffen, indem der Beginn des römischen Schwergeldgusses in die Zeit gegen 330 v. Chr. verlegt wurde, gut hundert Jahre nach der Zeit der zwölf Tafeln. Indess bleibt eine nur aus den Kriterien des Stils gezogene Folgerung mehr oder weniger Vermutung, so lange andere Beweismomente nicht unterstützend hinzutreten.

Schon seit uralter Zeit hatte sich das eigentliche Mittelitalien ausschliesslich seines einheimischen Kupfers als Wertmetalls bedient, dies im Sinne einer nicht von Staatswegen, sondern durch die Privatindustrie an Geldesstatt hergestellten Tauschware. In der erschiedensten Gestalt, teils roh, teils geformt, liefen diese nach ihrem Werte durch die Wage festzustellenden Kupferstücke im Lande um. Von besonders unreinem Metall (u. A. Eisen bis zu 38%) sind die dicken mit der von den Italienern als „ramo secco“ bezeichneten Marke versehenen Rohbarren; besser gereinigt die mit Gräthen und Delphinen gemarkten Barren, deren äussere Form sich teilweise auch bereits derjenigen der späteren campanischen Münzbarren nähert. Öffentliche Münzstätten aber waren in dem gesamten Gebiete noch nicht vorhanden und als Geld im engeren Sinne darf daher keine dieser Sorten gedeutet werden.

Nur grosse und einschneidende politische Umwälzungen konnten eine fundamentale Reform dieses durch den Mangel der Münze charakterisirten Zustandes Mittelitaliens zur Folge haben und nur von derjenigen Macht konnte diese Reform ausgehen, die innerhalb jener Umwälzungen die Oberhand behielt, indem sie gleichzeitig das bis dahin in eine Unzahl einzelner Interessengruppen zersplitterte Gebiet zu einer politischen Einheit zusammenfasste.

Diese Macht war Rom und die Zeit, um die es sich hierbei handelt, ist jener Abschnitt seiner Geschichte, den Livius (VII, 29) mit den Worten einleitet:

„Majora jam hinc bella et viribus et longinquitate vel regionum, vel temporum spatio“.

Diese Worte beziehen sich auf die Zeit des Jahres 343 v. Chr. Dem alten Latinerbunde gegenüber war Rom durch die Angliederung Südetruriens immer mehr erstarkt. Es kann nicht in der Absicht liegen auf die Einzelheiten der Ereignisse an dieser Stelle einzugehen. Soviel aber sei angedeutet, dass gleichzeitig durch das Heranwachsen

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)