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darüber angestellt, wenn nicht zu derselben Zeit ein anderes Vorkommnis die Gemüter der Einwohner weit mehr in Aufregung versetzt haben würde. Eines Nachts waren nämlich auf einer kleinen, in dem ausgedehnten Hafen liegenden Insel die sämtlichen Baulichkeiten des dort ansässigen Chemikers Werner Seiffert, einer etwas geheimnisvollen Persönlichkeit, durch eine Explosion von Sprengstoffen, die, wie man annahm, der Chemiker zu Versuchszwecken hergestellt hatte, in die Luft geflogen. Von den Gebäuden, von dem Garten und der Bootsanlegestelle war nichts als ein wüster Trümmerhaufen übrig geblieben; ja sogar das Erdreich zeigte sich weithin derart aufgeworfen und aufgewühlt, daß der Platz kaum noch ahnen ließ, wo das Wohnhaus und die Stallungen gestanden hatten. Von Werner Seifferts Leiche war auch nicht eine Spur beim Durchsuchen der Trümmerhaufen gefunden worden. All das gab der Phantasie weiten Spielraum, und die Heilmünder erörterten dieses Geschehnis denn auch mit einem Eifer, der noch dadurch weiterhin angeregt wurde, daß dieser oder jener jetzt mit allerhand Beobachtungen herausrückte, die er über das Tun und Treiben des einsamen Mannes gemacht haben wollte.

Einige behaupteten auch, Heinrich Wend, der Neffe des Steuermanns, sei gleichzeitig mit dem Chemiker bei der Katastrophe umgekommen, indem sie darauf hinwiesen, daß der Junge als einziger aus Heilmünde die Ehre genossen habe, mit dem sonst menschenscheuen Chemiker befreundet gewesen zu sein.

Der Steuermann selbst hatte sich zu dieser Frage nur seiner Wirtschafterin gegenüber dahin geäußert, sein Neffe sei wahrscheinlich auf und davon gegangen, weil er bei dem Kaufmann Mulack allerlei kleinere Unredlichkeiten sich habe zuschulden kommen lassen, die nachher freilich ein anderer Lehrling auf seine Kappe genommen hätte, die aber doch wohl zum Teil auf Heinrichs Konto zu setzen wären. Die Wirtschafterin hatte dies dann jedem erzählt, der es hören wollte, und noch stets hinzugefügt, ihr guter Herr, der

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W. Belka: Die Meuterer der Frigga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Meuterer_der_Frigga.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)