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Nichtbesetzung von Lehrkanzeln nicht ausbezahlt wurden, einen Fond angelegt, mit dem sie jetzt die Ausgaben zum Teil schon bestritten habe, zum Teil noch bestreiten werde. So habe sie damit das Gewächshaus im botanischen Garten … wiederhergestellt usw. Von Ueberschüssen sei also keine Rede mehr. Sonst hätte auch die Stadt sich nicht dazu verstanden, der Universität zur Erbauung ihres Gewächshauses 2000 fl. zu schenken und aus Stiftungsmitteln ein mit den innern Einrichtungen auf mehr als 100,000 fl. kommendes Spitalgebäude aufzuführen und zu klinischen Zwecken einrichten zu lassen, während der Staat die Auslagen für die Klinik in Heidelberg von sich aus bestreiten muss… Der Antrag Hägelins lautete: „Die hohe Kammer wolle die Dotation der Universität Freiburg ungeschmälert belassen, beziehungsweise die ganze im Budget von der Regirung geforderte Summe bewilligen.“

Von der darauffolgenden Rede des Abgeordneten Kern hebe ich nur folgende Gegenüberstellungen hervor. Heidelberg hat z. B. (d. h. 1846) 48 Professoren und 21 Privatdozenten, Freiburg nur 25 Professoren und 7 Privatdozenten; in Heidelberg sind alle Hauptfächer zwei- bis dreimal besetzt, in Freiburg einige schon seit Jahr und Tag gar nicht. Die Anstalten zu Heidelberg sind alle aus der Staatskasse hergestellt, die zu Freiburg blos aus örtlichen Fonds. In Heidelberg beträgt die Summe der Besoldungen aller Professoren das Dreifache des Betrags in Freiburg, nämlich 41,105 fl. usw. Ein „kaum Reiz findender Köder“ sei auch der Plan, in Freiburg nur die theologische und philosophische Fakultät (ungeschmälert) zu lassen und für die entgehende juristische und medizinische als Entschädigung das polytechnische Institut geben zu wollen… „Die oberen Provinzen wollen keine verstümmelte Universität mit einer ungenügend dotirten prekären polytechnischen Schule: ein Studium generale, eine Universitas litterarum ist ihr 400jähriges Besitztum…“ Zum Schluss befürwortet Kern – nachdem er sich noch vorher gegen den als Grund des Rückgangs angegebenen „Mangel an geistiger, wissenschaftlich-freier Lebenslust“ verwahrt hat,[1]


  1. In bitterem Ton meinte er, dass Freiburg freilich das Unglück habe, nicht die gleiche politische Farbe zu tragen, wie manche andern Städte, dass es aber „hinsichtlich der Intelligenz [276] und Gesittung auf der gleichen Stufe stehen möchte wie Mannheim und Heidelberg.“
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_282.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)