Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Breitenfeld

Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Breitenfeld
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aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 169–171
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB DresdenCommons
Kurzbeschreibung:
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Breitenfeld


11/4 Stunde ostnordöstlich von Adorf, 3/4 Stunden nördlich von Markneukirchen, 11/2 Stunde von Schöneck und 3 Stunden von Oelsnitz gelegen, ist wohl zu unterscheiden von Breitenfeld im Leipziger Kreise, wo einst die beiden grössten Heerführer ihrer Zeit nach lange vermiedenem Kampfe ihre letzte Probe bestehen sollten. Die Entschlossenheit, welche den Grafen Tilly sonst nie verlassen hatte, fehlte ihm an diesem geschichtlich denkwürdigen Tage; er hatte weder den festen Vorsatz, sich mit Gustav Adolph zu schlagen, noch die Charakterfestigkeit, es zu vermeiden. Doch die Nemesis, die ihr Amt in der Weltgeschichte nie aufgegeben hat, schien gegen seinen eigenen Willen zum Kampfe zu treiben und ihm den Todestag seiner militärischen Laufbahn bestimmt zu haben.

Dieser durch die erwähnte Schlacht merkwürdige Ort hat seinen Namen von der weiten um solchen herum liegende Ebene; ein gleiches können wir aber nicht von unserem Breitenfeld im Voigtlande behaupten, da solches hoch und schon etwas rauh, nicht gar weit von den Schöneker Hauptwäldern liegt. Woher es den Namen erhalten, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Durch ein hier geliefertes Treffen ist der Ort nicht berühmt, wohl aber bekannt durch seine ausgezeichneten vortrefflichen Gerichtsherrschaften, die hier lebten und die Menschheit durch ihre Wohlthaten beglückten und Friede und Freude in manche Wohnung ihrer Unterthanen trugen.

Die ersten uns bekannten Besitzer dieses neuschriftsässigen Rittergutes waren die edlen von Thosse, die Erlbach oberen und unteren Theil besassen und in der frühesten Zeit für Kirchen und Schulen grosse Opfer brachten. Diese Herren besassen das Gut noch 1604. Damals verkaufte es Caspar Thoss auf Hohenleuben an den S. Merseburgischen Küchenmeister Karl Dittel um 26,000 Rthlr., wobei er ihm einen Holzbestand von 1/5 Millionen Klaftern garantirte.

Im Jahre 1637 kam die Besitzung wieder an einen Verwandten der Thosse. Dieselbe acquirirte Caspar Thossens Eidam Hans Ernst von Lohma auf Liebsdorf. Von dessen Nachkommen kam das Gut 1727 an den Lieutenant Philipp Carl von Schirnding auf Brambach. In dieser Familie blieb er bis 1808, wo es der bayersche Ober-Forstmeister von Schirnding an einen Herrn Müller verkaufte, von welchem es im Jahre 1812 der Hauptmann von Paschwitz auf Mühlhausen erhandelte, der es wieder 1816 an den Finanzprocurator Becker überliess.

Nach dessen Tode kam es an dessen Tochter, die verehel. Steuerprocurator Jani, und so in des letzteren Hände, welcher später und bis [170] zum Jahre 1844 als Justizamtmann in Adorf lebte. Durch die damals hochgehenden Fluthen der Revolution, wurde Jani bewogen auszuwandern und nach Amerika überzusegeln, wohin ihm schon ein Sohn vorausgeeilt war. Auf der Reise dahin begleitete ihn sein Schwiegersohn, der Gerichts-Director Schneider mit Gattin und Kindern. Leider erreichte er dieses von ihm ersehnte Land nicht, er starb auf dem Schiffe während seiner Ueberfahrt. Sein Schwiegersohn erreichte mit den Seinigen wohlbehalten Amerika: allein bald verlor er an den Folgen des gelben Fiebers seine treue Lebensgefährtin und 2 Kinder. Einsam auf fremden Boden sehnte er sich nach der Heimath, wo so viel Freundes-Herzen noch für ihn schlugen und so trat derselbe nach 2 Jahren die Rückreise nach Europa an. Er kam glücklich im Jahre 1852 in Adorf an, und widmete sich wieder der advocatorischen Praxis. Sein reger Eifer, sein aufrichtiger Sinn für Recht und Wahrheit verschafften ihm bald wieder ein gesichertes Auskommen. Leider erfreute er sich desselben nicht lange. Denn schon im Jahre 1856 ereilte ihn der Tod, und so blieb die Sorge für sein einziges hinterlassenes Kind seiner hochherzigen Schwiegermutter, der geb. Finanzprocurator Becker, verehel. gewesene Amtmann Jani, welche in Abwesenheit und nach dem Tode ihres Gemahls das Gut Breitenfeld selbst bewirthschaftete und des Guten viel schaffte, wo sie Gelegenheit dazu fand.

Bei ihrem vorgerückten Alter wurde ihr jedoch die Bewirthschaftung von Breitenfeld eine Last und sie verkaufte solches an Herrn Opitz auf Netzschkau, den Besitzer mehrerer Güter des Voigtlandes, welcher es aber schon wieder 1852 an Herrn Doctor Minkwitz aus Dresden abliess.

In welcher Achtung, in welchen Ansehen derselbe bei Bekannten und bei Gerichtsuntergebenen hier stand, dass beweisen die herrlichen Nachrufe für denselben bei seinem Wegzuge von Breitenfeld in diesem Jahre, nachdem er Thum im Erzgebirge acquirirt hatte.

Das Schloss in Breitenfeld ist im neueren geschmackvollen Style erbaut und von einem schönen Garten umgeben. Dazu gehört noch Bernitzgrün.

Der Umfang des Gutes ist nicht unbedeutend und vorzüglich sind die dazu gehörigen grossen Waldungen immer noch von bedeutendem Werth.

Auch die Brauerei des Gutes ist von Jahr zu Jahr vermehrt und erweitert, vorzüglich aber durch Herrn Doctor Minkwitz noch sehr verbessert worden.

Bis zur Einführung der neuen Gerichts-Ordnung hatte das Gut seine eignen Gerichte, unter welche auch 2 Häuser von Siebenbrunn gehörten.

Im Orte ist eine eigne Schule, über welche der Gerichtsherrschaft das Recht der Besetzung zusteht, wogegen eine Kirche hier nicht existirt. Vielmehr ist ganz Breitenfeld mit Wohlhausen und Gunzen nach Markneukirchen gepfarrt, wo seit dem Jahre 1840 der Sitz einer Ephorie besteht, zu welcher 10 Parochien mit einer Bevölkerung von 20,000 Seelen gehören. Vor dem Jahre 1840 gehörte die Parochie Markneukirchen zur Superintendentur Oelsnitz und hatte nur einen Pfarrer und einen Diakonus.

Der in der Nacht vom 22. zum 23. April 1840 in Markneukirchen ausgebrochene grosse Brand legte sämmtliche geistliche Gebäude und unter diesen auch die Kirche in Asche.

An ihrer Stelle ist ein anderes in neuerem Geschmacke aufgeführtes Gebäude unter der Leitung des Brandversicherungs-Inspectors Rossbach in Plauen erstanden, welches auf den Namen der schönsten und würdigsten Kirche der Umgegend Anspruch machen darf.

Das Rittergut Breitenfeld hat in dieser neuen Kirche seine besondere Capelle und sich um den Neubau in sofern verdient gemacht, als es Holz und unentgeltliche Fuhren dazu geliefert hat.

Durch die nahen Städte von Markneukirchen und Adorf ist die [171] Wohnung für den Rittergutsbesitzer in Breitenfeld, trotz dem dass solche in rauher Gegend liegt, immer eine angenehme.

In Südosten von Breitenfeld steigt der sogenannte Plattberg an, und in Nordwesten verbreitet sich die Haide.

Der Ort selbst in welchem sich auch eine Mühle befindet, besteht mit Bernitzgrün aus 21 Gebäuden und 115 Einwohnern, welche jetzt zum Gerichtsamte Markneukirchen gehören.

M. G.