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Breitenfeld


11/4 Stunde ostnordöstlich von Adorf, 3/4 Stunden nördlich von Markneukirchen, 11/2 Stunde von Schöneck und 3 Stunden von Oelsnitz gelegen, ist wohl zu unterscheiden von Breitenfeld im Leipziger Kreise, wo einst die beiden grössten Heerführer ihrer Zeit nach lange vermiedenem Kampfe ihre letzte Probe bestehen sollten. Die Entschlossenheit, welche den Grafen Tilly sonst nie verlassen hatte, fehlte ihm an diesem geschichtlich denkwürdigen Tage; er hatte weder den festen Vorsatz, sich mit Gustav Adolph zu schlagen, noch die Charakterfestigkeit, es zu vermeiden. Doch die Nemesis, die ihr Amt in der Weltgeschichte nie aufgegeben hat, schien gegen seinen eigenen Willen zum Kampfe zu treiben und ihm den Todestag seiner militärischen Laufbahn bestimmt zu haben.

Dieser durch die erwähnte Schlacht merkwürdige Ort hat seinen Namen von der weiten um solchen herum liegende Ebene; ein gleiches können wir aber nicht von unserem Breitenfeld im Voigtlande behaupten, da solches hoch und schon etwas rauh, nicht gar weit von den Schöneker Hauptwäldern liegt. Woher es den Namen erhalten, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Durch ein hier geliefertes Treffen ist der Ort nicht berühmt, wohl aber bekannt durch seine ausgezeichneten vortrefflichen Gerichtsherrschaften, die hier lebten und die Menschheit durch ihre Wohlthaten beglückten und Friede und Freude in manche Wohnung ihrer Unterthanen trugen.

Die ersten uns bekannten Besitzer dieses neuschriftsässigen Rittergutes waren die edlen von Thosse, die Erlbach oberen und unteren Theil besassen und in der frühesten Zeit für Kirchen und Schulen grosse Opfer brachten. Diese Herren besassen das Gut noch 1604. Damals verkaufte es Caspar Thoss auf Hohenleuben an den S. Merseburgischen Küchenmeister Karl Dittel um 26,000 Rthlr., wobei er ihm einen Holzbestand von 1/5 Millionen Klaftern garantirte.

Im Jahre 1637 kam die Besitzung wieder an einen Verwandten der Thosse. Dieselbe acquirirte Caspar Thossens Eidam Hans Ernst von Lohma auf Liebsdorf. Von dessen Nachkommen kam das Gut 1727 an den Lieutenant Philipp Carl von Schirnding auf Brambach. In dieser Familie blieb er bis 1808, wo es der bayersche Ober-Forstmeister von Schirnding an einen Herrn Müller verkaufte, von welchem es im Jahre 1812 der Hauptmann von Paschwitz auf Mühlhausen erhandelte, der es wieder 1816 an den Finanzprocurator Becker überliess.

Nach dessen Tode kam es an dessen Tochter, die verehel. Steuerprocurator Jani, und so in des letzteren Hände, welcher später und bis

     Voigtländischer Kreis, 22. Heft oder 115. der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/256&oldid=- (Version vom 7.1.2017)