Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Chesterfield“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Chesterfield“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 3 (1886), Seite 1002
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Chesterfield. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 1002. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Chesterfield (Version vom 24.06.2021)

[1002] Chesterfield (spr. tschéßterfihld), Stadt im nordöstlichen Derbyshire (England), am Rother, hat eine alte Kirche mit 70 m hohem „hängenden“ (crooked) Turm, ein katholisches College (Mount St. Mary’s), eine alte Freischule und (1881) 12,221 Einw. Die Stadt hat Gießereien, Spitzen-, Baumwoll- und Seidenmanufaktur, Maschinenbauwerkstätten und Töpfereien. In der Nähe ergiebige Kohlengruben.

Chesterfield (spr. tschéßterfīld), Philip Dormer Stanhope, Graf von, engl. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 22. Sept. 1694 zu London, studierte in Cambridge, ging 1714 auf das Festland und lebte längere Zeit in Paris. Nach Georgs I. Thronbesteigung wurde er Kammerherr bei dem Prinzen von Wales und Parlamentsmitglied, nach seines Vaters Tod 1726 Mitglied des Oberhauses und zeichnete sich stets durch liberale Ansichten aus; 1728 ging er als außerordentlicher Gesandter nach Holland und wandte hier den drohenden Krieg von dem Kurfürstentum Hannover ab. Er ward Oberhofmeister Georgs II., dann Vizekönig von Irland und 1747 Staatssekretär, zog sich aber bald von den Geschäften zurück und widmete sich seinen Studien und seinen Freunden. Er starb 24. März 1773. Großes Aufsehen machten seine „Letters to his son“ (Lond. 1774, 2 Bde.; 1810–12, 3 Bde.; neueste Ausg. von Carey, 1879; deutsch, Leipz. 1774–77, 6 Bde.). Sie sind in feiner, eleganter Sprache geschrieben, voll witziger und geistreicher Gedanken, enthalten eine genaue Kenntnis des wirklichen Lebens und der Menschen, zumal zu jener Zeit; aber die Lehren, welche der Vater dem Sohn gibt, konzentrieren sich in einer moralisch laxen Nützlichkeitslehre und einem durch feine Form und einschmeichelndes Betragen sich empfehlenden Egoismus. Von Chesterfields übrigen Schriften sind zu erwähnen: „Miscellaneous works“ (Lond. 1777, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1778–80, 3 Bde.) und „Posthumous pieces“ (Lond. 1778). Vgl. Browning, The wit and wisdom of Lord C. (Lond. 1874).