Gereimte Selbstbiographie des Diakonus M. Christian Richter 1645–1725

Elisa von der Recke im Wonnemonat des Jahres 1790 Gereimte Selbstbiographie des Diakonus M. Christian Richter 1645–1725 (1894) von Otto Meltzer
Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896)
Ein Standrecht in Dresden während des 30jährigen Krieges
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Gereimte Selbstbiographie des Diakonus
M. Christian Richter 1645-1725.
Mitgetheilt von Rektor Professor Dr. O. Meltzer.

Einen außerordentlich dankbaren Schüler hat die Kreuzschule an dem zu Paulsdorf bei Dippoldiswalde den 22. (12. a. St.) Dezember 1645 geborenen und am 3. April 1728 als Diakonus zu Briesnitz verstorbenen M. Christian Richter gehabt, der sie in den Jahren 1660–68 besuchte. Als er in hohem Alter daran ging, sein Haus zu bestellen, hat er auch ihr zum Zeichen seiner treuen Gesinnung eine Gabe überreicht, zwar nicht in Geld oder Geldeswerth, aber doch in ihrer Art werthvoll und jedenfalls recht sinnig gedacht: einen nahezu anderthalbhundert Blätter starken Band[1] mit allerlei handschriftlichen Aufzeichnungen und Drucksachen, die sich auf seinen Lebensgang – zum Theil allerdings nur ziemlich entfernt – beziehen oder ihm sonst aus irgendwelchem Grunde interessant erschienen sind.

Von den bei weitem meisten Bestandtheilen dieser Sammlung verdienen nun zwar selbst in dem Zusammenhange, in welchen wir sie hier zu bringen vermögen, nur einige eine kurze Erwähnung. Da finden sich z. B. gleich nach der vorausgeschickten Inhaltsübersicht zwei bekannte Bildnisse der Kurfürsten Johann Georg I. und II., weil unter der Regierung des ersteren Richter selbst, unter der des letzteren seine spätere Frau (Anna Katharine geb. Fischer) geboren war, – diese freilich nicht in Kursachsen. Sie war die Tochter eines evangelischen Pfarrers zu Kaschau in Ungarn und war dann zu Thorn „unter pflegväterlicher Vorsorge und Aufsicht Ihro Hochwürden Tit. Herrn Doct. Paul Koffmanns als eine pristerliche Exulanten-Waise . . in Begriff und Belehrung ihres Christenthums, der Neeterey, wie auch der polnischen Sprache gar tugendhafftig erzogen worden, bis sie nachgehends nebst und von ihrer sel. Fr. Mutter . . heraus nach Freyberg zu ihren Vetter Hn. Christoff Fischern, Stadt-Musicus daselbst, gebracht und aufgenommen worden“. Es finden sich weiter allerlei Druckschriften in gebundener und ungebundener Rede auf freudige und traurige Ereignisse im kurfürstlichen Hause, auf den Tod des Superintendenten und Kreuzpfarrers Dr. Jacob Weller (1664). durch dessen einflußreiche Verwendung Richtern seinerzeit der Weg aus der Currende in das Alumneum eröffnet worden war, ferner Programme von dem Rektor J. Bohemus, dessen Andenken Richter besonders hoch geehrt hat,[2] von J. V. Merbitz, J. Gelenius und Aehnliches mehr. An die auf der Kreuzschule verbrachte Zeit erinnert auch eine ganze Reihe handschriftlich erhaltener dichotomischer Dispositionen nach der damals so beliebten und von Bohemus besonders stark gepflegten Art; sie beziehen sich, zum Theil in mehrfacher Ausführung, auf die gesammten Bücher der Bibel und mehrere alte und neuere Profanschriftsteller, einige geben auch einen Ueberblick über das System aller Wissenschaften, darunter eine nach der Methode des Ratichius. Es fehlt dann nicht das Programm, mit welchem Bohemus zu der feierlichen Verabschiedung unseres Richter und noch eines Schülers von der Anstalt am 18. Mai 1668 einlud, ferner die Dissertation des damaligen Wittenberger Rector magnificus Dr. Joh. Deutschmann (de poenitentia), auf welche hin sich [114] Richter im Dezember 1670 als Magister in die dortige philosophische Fakultät eindisputirte, und ein handschriftlicher Glückwunsch des hiesigen Tertius M. Joh. Frenzel zur Erwerbung der neuen Würde an ihn. Zu seiner „unverhofften, doch hoffentlich glücklich-getroffenen Heyrath“ am 14. Juli 1696 singen ihm einige „vornehme schwägerliche Freunde und Gönner“ die üblichen Hochzeitscarmina. Es findet sich weiter ein gedrucktes, eigenthümlicher Weise erst am 6. September 1716, also sieben Jahre nach seinem Abgang von Zahna ausgestelltes Zeugniß von Bürgermeister und Rath daselbst, das sich in sehr ehrenden Ausdrücken über seine frühere Wirksamkeit an der dortigen Kirche mit ihren zwei Filialen und als zweimaliger Verwalter der erledigten Superintendentur verbreitet. Auch mag eine höchst originelle und wahrscheinlich nur in diesem Exemplare erhaltene kleine Druckschrift noch besonders erwähnt sein. Als nämlich Richter seinen 77. Geburtstag feierte (22. Dezember 1722), widmete ihm sein kurz zuvor angetretener Substitut M. Georg Barthold[3] ein Gedicht in Alexandrinern, in welchem er das nicht ganz mit Unrecht so bezeichnete „Paradoxum morale“ zu erweisen suchte, „daß eines ministri ecclesiae senioris langes Leben dessen substituto sehr nützlich sei“, dieser also keineswegs, wie die böse Welt behaupte, nur auf den Tod des ersteren lauere.

Schließlich aber würde dies Alles uns noch keinen hinreichend begründeten Anlaß zu einer besonderen Behandlung an dieser Stelle gewähren, wenn nicht die Sammlung noch einen nach Inhalt und Form ganz eigenartigen Bestandtheil in sich schlösse, dessen vollständige Mittheilung hier wohl gestattet sein und auch die obigen Vorbemerkungen rechtfertigen mag.

Richter hat nämlich seinen Lebensgang bis ins achtzigste Jahr in der Weise niedergeschrieben, daß er jedem Jahre zwei kurze Verszeilen widmete. Es handelt sich nun dabei freilich meist um sehr einfache Begebenheiten, so einfach, daß es uns zuweilen wundernehmen will, wie er für so manches Jahr gerade diejenige, die er anführt, und keine andere innerhalb des eng gefaßten Rahmens seiner Darstellung der Verewigung für werth erachtete. Schon so bietet es aber einiges Interesse, einmal einen genaueren Einblick in die Lebensführung einer Persönlichkeit aus solcher Sphäre mit all ihren kleinen Freuden und Leiden zu gewinnen. Und dabei kommt doch auch Manches zur Erwähnung, was immerhin etwas höhere Bedeutung beanspruchen darf. Wir sehen auf seiner frühesten Jugend all das Elend des ausgehenden dreißigjährigen Krieges lasten, sehen ihn dann nach Vollendung des Studiums sich ein volles Vierteljahrhundert lang als Kandidaten kümmerlich durch die Welt schlagen, bis er endlich in den ersehnten Hafen einer geistlichen Anstellung und damit auch einer eigenen Häuslichkeit einlief;[4] wir sehen auch hier, in wie enger Beziehung zuweilen Pfarre und „Knarre“ zu einander standen und wie bedenkliche Zumuthungen in letzterer Hinsicht wohl hier und da an Bewerber um erledigte Aemter gestellt werden mochten. Selbst der Umstand ist in seiner Art ganz interessant, daß die große Türkengefahr des Jahres 1683 indirekt auf die Schicksale des Kandidaten einwirkte und ihn zur Aufgabe einer anscheinend recht aussichtsvollen Position in Annaberg veranlaßte. Und zu alledem kommt die Form der Darstellung mit ihrer geradezu köstlichen Naivetät.

Doch genug der Worte: lassen wir unsern Helden selbst sprechen! Höchstens sei noch bemerkt, daß auch die Anmerkungen zu dem Poem, soweit sie nicht in Klammern eingeschlossen sind, von ihm selbst herrühren.

Accidentale und fatale Lebens-Schicksale.

Anno 1645.
Das Liecht der Welt hab ich beschaut[5]
XII Jahr, nachdem die Eltern getraut.

Anno 1646.
Als Rabenau der Brandt verwüst,
Meine Erbschafft ich da eingebüst.

Anno 1647.
Die Mutter mich aufn Kirchthurm trug,
Zu schaun den feindlichen Abzug.

Anno 1648.
Am Friedenfest Gott zu lobsagen,
Wurd ich mit in die Kirche getragen.

Anno 1649.
Die Eltern, des Zugviehes beraubt,
Den Plug ziehn musten, kaum mans glaubt.

Anno 1650.
Man hat mich in die Schule gethan.[6]
Das Korn kam wieder wohlfeil an.[7]

[115]

Anno 1651.
Meint A. B. C. fiel in die Bach,
Da hört man schreyen weh und ach.

Anno 1652.
Mein Path schickt mir ein ander Buch,
Darzu eine Pauck, ich sprach: Heh juch.

Anno 1653.
Der Vater baut ein neues Hauß,
Drin pauckt und zog ich ein und aus.

Anno 1654.
Ich must zur Schul gehn über Feld
Auch in der grösten Winterkält.

Anno 1655.
Als die Elb stund bis an den Stall,[8]
Ging ichs zu sehn, kam offt zu Fall.

Anno 1656.
Ich steig zu predgen auf Weiden und Bäncken:
Gott wolt mirs Herz zum Predigtambt lencken.

Anno 1657.
Nach Dippoltswald zur Schul ich ging,
Zu lern Latein und Grigisch anfing.

Anno 1658.
Durchs Bedelgen[9] war mein Schul-Gang,
Ich furcht mich sehr beim Bärn-Fang.

Anno 1659.
Zum Gefertn ich einen Stock mitnahm
Und trabt dahin in Gottes Nahm.

Anno 1660.
Die Lehrer mich auf ihr Gutachten
Nach Dreßden in die Creuz-Schul brachten.

Anno 1661.
Zum  Tertio ward ich locirt,
In der Current mich patientirt,

Anno 1662.
Bis auf Doctor Wellers Befehl
Wurd recipirt zur freyn Koststell.

Anno 1663.
Must da beym Chor das Creuz lern tragen,
Eins übers andre laßen plagen.

Anno 1664.
Kam zu Bohem in seine Claß,
Saß da 4 Jahr, durfft nicht seyn laß.

Anno 1665.
Im Sommer ich die Masern bekam,
Die Mutter mich nach Hauß mitnahm.

Anno 1666.
Wenn ich heim auf die Kirms gehn soll,
Da wurd ich aller Freuden voll.

Anno 1667.
Beym Chriftfest den Rupert agirt,
Den Berg-Reyhn beim Gregor geführt.[10]

Anno 1668.
In Bartholmae gepredigt zweymahl,[11]
Zog Elbe lang, Gott Dreßden befahl.

Anno 1669.
Studir zu Wittenberg, mich trieb
Die Noth, hohlte Geld, zu Ostra blieb.[12]

Anno 1670.
Nach Wittenberg stund mein Begiert,
Zog wieder hin und disputirt.

Anno 1671.
Wurd Candidat,[13] Paedie[14] annahm,
Zu Roßwein ich die erste bekam.

Anno 1672.
Kam drauff nach Freyberg ohngefehr
Zum Nonnen-Pfarr, sand Schlegeln her.[15]

Anno 1673.
Ließ mich in allen Kirchen hören,
Drauff Cutten-Dorff mich thät begehren.

Anno 1674.
Lieber nach Dreßden ich mich wandt,
Weils Consistorium dar zur Hand.

Anno 1675.
Predigt-Collegia hielt ich dar,
Corrector auch beym Drucker war.

Anno 1676.
Befehl zur Pfarr ich bald bekam;
Weil Knar dabey, ich Abschied nahm,

Anno 1677.
Wolt lieber ein Viehhirte seyn,
Als leben in Gewißens-Pein.

Anno 1678.
Ich spürt im Herzen nunmehr Freud,
Weil ich von Pfarr und Knarr befreyt.

Anno 1679.
Die Pest in Dresden will aufwachen,
Freyheit heist mich von dannen machen.

Anno 1680.
Mich Höffgen[16] deckt, Groß-Pothen schreckt
Und ein Comet, der sich hoch streckt.

Anno 1681.
Ein Fiber mich nach Hause trieb,
Wurd da gesund, zu Grauschwitz[17] blieb.

Anno 1682.
Nach Annaberg wars Reiseziel,
Wo ich den Superntendt gefiehl.

Anno 1683.
Der Türcke trieb mich in der Eyl
Dar weg, hin, wo gut Brodt wohlfeil.

Anno 1684.
Diß wurd das thewre Jahr genandt,
Praecepters hatten übeln Standt.

Anno 1685.
Ich wurd geprüfft zum andern Mahl,
Weil abgestorben die Räthe all.[18]

[116]

Anno 1686.
Zu Knobelsdorff[19] lehrt ich beim Pfarr,
Hab 40 mahl gepredigt aldar.

Anno 1687.
Hanauern zu Döhlen war ich werth,
Weil die Hauptflüße ihm beschwehrt.

Anno 1688.
77 Jahr mein Vater stirbt.
All Hoffnung mir zur Pfarr verdirbt.

Anno 1689.
Drum mich wieder nach Dreßden wandt,
Zu sterben beym Praeceptor-Stand.

Anno 1690.
Vorm Thor miethet ich eine Stube,
Bezog sie nicht, hinein mich hube.[20]

Anno 1691.
Im Loche kam ich gar wohl an,
Herrschafft nebst Stub und Kost gewan.

Anno 1692.
Ich lebte da wohl eingericht,
Nothdürfftig mirs an nichts gebricht.

Anno 1693.
Das Predgen bleibet ausgesetzt,
Lehren in Schulen mich ergetzt.

Anno 1694.
Substitut seyn in Tieffenau[21]
Beliebt mir nicht, durch eine Fraw.

Anno 1695.
Alt stirbt die Mutter gleich den Schwane,
Ein Dienst kömt mir von Gott: zu Zahne.[22]

Anno 1696.
Ein Kind, aus Ungarn zugebracht,
Einen Altgesellen zum Manne macht.

Anno 1697.
Eine Tochter Christiana Sophie
Macht mich zum Vater, stirbt sehr früh.

Anno 1698.
Als Stepner[23] von der Welt geschieden,
Man mirs Vicariat beschieden.

Anno 1699.
Unlust macht der Bornschwengel mir,
Ein Garten Haaß (so!) macht Lust dafür.

Anno 1700.
Christian Gottfrid, mein Sohn, stirbt bald.
Vom Rath Metsch Gärtgen ich erhalt.

Anno 1701.
Barbar bringt itzt ans Tagelicht,
Was mein Tauff-Eßen zugericht.

Anno 1702.
Accis Anfang, Schmidts Feuer schreckt,
Jubeljahrs Danck[24] viel Freud erweckt.

Anno 1703.
Hundertfunfzehn Predigten[25] ich schlüß.
Christlieb, mein Sohn, macht Arbeit süß.

Anno 1704.
Die Rose machet, daß ich muß
Den Stock nehmen zum dritten Fuß.

Anno 1705.
Man wirfft meiner Fraun die Fenster ein,
Moßcowiter soltns gewesen seyn.[26]

Anno 1706.
Der, dem mein Nahm im Aug ein Dorn,
Zerhaut den Leichenstein im Zorn.

Anno 1707.
Als Schweden trillten unser Land,
Fand ich in Pelitz[27] sichren Standt.

Anno 1708.
Ich wolt’ nicht laßen mein Gebühr,
Drüm stieß man mich hinaus zur Thür.[28]

Anno 1709.
Wenn groß Winter die Lieb erfrürt,
Aus Lieb mich Gott nach Brießnitz führt.

Anno 1710.
Arbeit zu Brießnitz war vollauff,
Leichen macht häuffig der Durchlauff.

Anno 1711.
Ein Fiber fand sich bey mir ein,
Drey Wochen ging ich, als ein Schein.

Anno 1712.
Die Magd erkrancket auch am Fieber,
Lengen[29] thut wunderlich darüber.

Anno 1713.
Die Schwester, Eydam und ihr Kind
Reumt auf die Haubt-Kranckheit geschwind.

Anno 1714.
Ein Fiber treibt zum Aderlaß.
Ein loß Maul macht mir mehr Unbaß.

Anno 1715.
Siebenzig Jahr alt habe noch feine
Dreyn 90 mahl gepredigt alleine.[30]

Anno 1716.
Grand (so!) Winter bringt ein thewer Jahr,
Auch Krampff-Kranckheit mit Lebens-Gefahr.

Anno 1717.
Schoß, Kretzgart- und Sontags-Anschlagen
Macht, daß im Jubel-Jahr must klagen.

[117]

Anno 1718.
Mit Ostra muß zufrieden seyn,
Weil mein Successor stimmet drein.[31]

Anno 1719.
Zahna brent aus von trocknen Plitz.
Mein Weib kaufft an in Briesenitz.

Anno 1720.
Entzahlt (so!) kömt unsre Kuh nach Hauß,
Klatsch Mike zeucht ohne Abschied aus.[32]

Anno 1721.
In Ostra war diß das Baujahr,
Kostet viel 100 fl. baar.

Anno 1722.
Bledäugigt ich durchs Glaß studiert,
Biß der Herbst Hülff substituirt.

Anno 1723.
Mein Freund zu Höckendorff stirbt ab;
Ich, gleichen Alters, denck ans Grab.

Anno 1724.
Die Gotteshäuser ich bedencke
Zum Andencken, thu Liebs-Geschencke.

Anno 1725.
Die Jahre lauffn auf 80 nauß.
Ich sorg fürs Grab und Wittbenhauß.[33]

Multa tuli fecique puer iuvenisque senexque.

Ein Bild M. Christian Richters ist in der Kirche zu Briesnitz erhalten. In unserer Sammlung befindet sich ein in Kupferstich ausgeführtes Bildniß in Quartformat mit im Allgemeinen ähnlichen Zügen. Die weiße Umrandung desselben und die Tafel darunter, die sonst gewöhnlich mit Druckschrift besetzt sind, hat Richter mit seinem Namen und Geburtsjahr und mit dem Hinweis darauf ausgefüllt, daß er nunmehr 25 Jahre als Discipulus, ebensoviele als Candidatus und ebensoviele als Ordinatus durchlaufen habe. Welche Bewandtniß es im Uebrigen mit diesem Bildnisse hat, vermag ich nicht zu sagen.}


  1. Archiv der Kreuzschule IIIa 1. Herrn Rektor Professor Dr. Stürenburg danke ich bestens für die mir bei der Benutzung dieses Archivs gewährte Unterstützung.
  2. Für das in Tusche ausgeführte Bild des Bohemus, das die Sammlung enthält, hat als Vorlage dasjenige gedient, welches der Leichenpredigt auf denselben beigegeben ist. Richter hat dankvollen Herzens über die Kopie geschrieben: „Ecce verè Israelita, in quo dolus non est.“
  3. Geboren den 15. März 1688 zu Seifersdorf bei Stollberg i. E., Richters Nachfolger im Diakonat zu Briesnitz bis 1741, dann Pfarrer daselbst bis zu seinem Tode 1757. Ein Aktenstück über Bartholds Substitution und Nachfolge befindet sich noch im dortigen Pfarrarchiv; als Grund zur Bestellung der Hilfskraft führt es neben der von Richter selbst in seinem Lebenslaufe erwähnten Augenschwäche auch „Abgang des Gedächtnisses“ an. Für mehrfache Mittheilungen über den Gegenstand bin ich Herrn P. Dunger in Briesnitz, für andere Herrn H. A. Lincke in Dippoldiswalde zu Dank verpflichtet.
  4. In diesem Sinne sagt auch ein auswärtiger Amtsbruder Richters in der Anmerkung zu einem Glückwunschgedichte, das er diesem zum 77. Geburtstage übersandte, daß dessen Beispiel „allen frommen Candidatis“, die lange warten müssen, aber dabei Gott vertrauen und treulich das Ihrige thun, zum Trost gereichen könne.
  5. Sc. als primogenitus.
  6. (Ohne Zweifel in Seifersdorf, wohin Paulsdorf noch jetzt eingepfarrt ist. Richters Vater bekleidete an der dortigen Kirche die Stellung eines Kirchvaters, wie der spätere Briesnitzer Pfarrer M. J. S. Herold, † 1797, in seinen auf der hiesigen Königlichen öffentlichen Bibliothek erhaltenen handschriftlichen Mittheilungen über kirchliche Verhältnisse und Geistliche zu Briesnitz bemerkt.)
  7. 15 bis 17 Gr. der Scheffel.
  8. (Ueber die große Elbüberschwemmung am 3. Februar 1655 und den folgenden Tagen s. Weck S. 529 flg., das Wasser stand u. a. bis an das kurfürstliche Stallgebände; der Weg von Paulsdorf nach Dresden mag ja zu dieser Jahreszeit beschwerlich genug gewesen sein.)
  9. (Ein Wald zwischen Dippoldiswalde, Paulsdorf und Malter,
    noch jetzt das Bödelchen, auch Bödigen oder Bödchen genannt.
    Eine Oertlichkeit namens Bärenfang ist gegenwärtig dort nicht
    mehr bekannt.)
  10. (Bezieht sich auf die zu Weihnachten und am Gregoriustage, 12. März, üblichen Umzüge der Schüler, s. Festschr. d. Kreuzsch.
    zum 2. Jan. 1874, S. 16.)
  11. (In der Kapelle am Bartholomäihospitale. Daß also ein eben von der Schule auf die Universität übergehender junger Mann schon predigte, konnte vorkommen; und theologisch genug war ja die Vorbildung.)
  12. (Wahrscheinlich eine Zeit lang als Informator.)
  13. Primò in Obern Consist examinatus.
  14. (D. i. Hauslehrerstellung.)
  15. (Dieser trat also in Richters bisherige Stellung zu Roßwein ein.)
  16. In Grimischer Inspektion (Höfgen nahe bei Nimbschen; ebenda Großbothen).
  17. (Eingepfarrt in Stadt Mügeln, Eph. Oschatz.)
  18. Secunda vice examinatus in Obern Consist.
  19. Est mater cum filia (mit letzterer Bezeichnung ist Otzdorf gemeint, dessen Kirche allerdings officiell Schwester-, nicht Tochterkirche derjenigen von Knobelsdorf, zwischen Waldheim und Döbeln, ist).
  20. (Er zog also in die innere Stadt; über das „Loch“ s. O. Richter, Verfassungs- und Verwaltungsgesch. d. St. Dresden I, 25.)
  21. (Tiefenau bei Gröditz, Eph. Großenhain.)
  22. (Zahna bei Wittenberg.)
  23. 5 Jahr lang gewesner Superintend zu Zahna.
  24. Der Akademie zu Wittenb. d. 18. October.
  25. Sc. super Catech. Lutheri (er hatte also den Lutherschen Katechismus in einer zusammenhängenden Reihe von Predigten behandelt).
  26. (Welche Bewandtniß es mit den Verdrießlichkeiten zu Zahna gehabt hat, läßt sich im Einzelnen ja nicht mehr erkennen. Für den Verdruß mit dem Brunnenschwengel war die Erlangung des Gartenhauses (?) und dann des nach dem früheren Besitzer genannten Gartens wohl eine Genugthuung. Den Namen der Persönlichkeit, die er mit dem Ausdruck „Barbar“ bezeichnet, getraute sich Richter augenscheinlich nicht zu nennen. Russen können wohl im Verlauf der damaligen Kriegsereignisse durch Zahna gekommen sein. Richter hatte allerdings eine andere Ansicht über die Urheber der ihnen zugeschriebenen Schandthat; er hatte ursprünglich für dieses Jahr noch einen dritten Vers hinzugefügt: „Ursache war das verboste (?) Schwein“, hat diesen dann freilich wieder ausgestrichen. Der Ausdruck, der sich übrigens vielleicht nicht auf ein Thier beziehen soll, mochte ihm doch zu stark vorkommen, auch die Symmetrie der Dichtung durch den Zusatz allzusehr zu leiden scheinen.)
  27. In der Marck, 4 Meilen von Zahna gelegen; mit meiner
    Zurücklaßung meine Fr(au) dahin geflicht.
  28. Dies ist zu Zahna vom Supernt ... geschehen (der ursprünglich beigesetzte Name des Superintendenten ist ausgestrichen und nicht mehr leserlich).
  29. (Doch wohl Deminutiv von „Helene“.)
  30. Sc, absque studioso per annum (also ohne jede Beihülfe).
  31. (Bezieht sich augenscheinlich auf Einkünfte aus dem früher nach Briesnitz eingepfarrten Ostra, bez. seit 1670 Neustadt-Ostra, schließlich Friedrichstadt genannt, welche ihm bei der Regelung der dortigen kirchlichen Verhältnisses – s. C. Gautsch, Gründung und Entstehung von Friedrichstadt, Dresden 1870, S. 43 flg. – verloren gingen. Näheres vermag ich darüber ebensowenig zu sagen, wie über das, was Richter unter dem Jahre 1721 anführt.)
  32. (Man sieht, es hat auch in Briesnitz weder an persönlichen noch an amtlichen – s. d. Jahr 1717 – Verdrießlichkeiten gefehlt.)
  33. Wie unser Heyland um des Evangelii willen verarmeten und ins Exilium vertriebene sonderl. Priester Wittben und Waysen versprochen und beschieden hat, Matt. 19. Marc. 10. Luc. 18, 28.