« Kapitel A 7 Beschreibung des Oberamts Ellwangen Kapitel B 2 »
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Ortsbeschreibung.


1. Ellwangen [1],
Gem. II. Kl. mit 4697 Einw.; 1. Ellwangen, Stadt, mit Bahnhof, 4326 Einw., wor. 701 Ev., 1 eig. Konf. und 85 Isr.; 2. Ellwangen, Schloß, 66 Einw., wor. 26 Ev.; 3. Eich, Haus, 11 Einw.; 4. Fischhaus, Haus, 8 Einw.; 5. Gipsweiler, Weiler, 97 Einw., wor. 5 Ev.; 6. Maus, Haus, 12 Einw.; 7. Mittelhof, Weiler, 50 Einw., wor. 1 Ev.; 8. Pfeffermühle, Haus, 13 Einw.; 9. Schafhof, Haus, 8 Einw.; 10. Schönenberg, Pfarrweiler mit Geisthaus[ER 1], Haus, Ziegelhütte, Haus, 37 Einw.; 11. Spitalhof, Weiler, 38 Einw., wor. 2 Ev.; 12. Steingrubmühle, Haus, 31 Einw., wor. 1 Ev.


Die Stadt Ellwangen liegt mit der Stiftskirche unter dem 21° 47′ 45,22″ östlicher Länge, 48° 57′ 36,64″ nördlicher Breite und in gerader Linie 74 km nordöstlich von Stuttgart. Ihre Erhebung über dem Meer beträgt an der Erdfläche der Stiftskirche, Südseite des Querschiffes, 439 m (s. auch o. S. 23).

Die Stadt ist der Sitz der Regierung des Jagstkreises, eines Landgerichts, eines Amtsgerichts mit dem Gerichtsnotariat, des Oberamts mit dem Oberamtsphysikat und der Oberamtspflege, | des Kameralamts, des katholischen Dekanats, eines Forstamts, zweier Revierämter, eines Bezirksbauamts, Straßenbauamts, Umgeldskommissariats und eines Postamts.
Wappen der Stadt Ellwangen.
Wappen der Stadt Ellwangen.
Das Wappen der Stadt besteht aus einem blauen, mit einem rothen Andreaskreuz belegten Schild mit vier goldenen Lilien in den vier Winkeln des Kreuzes. Über dem Schild erblickt man Kopf und Geweih eines Elchs, eine Anspielung auf den Namen der Stadt. – Das frühere Wappen der Stadt war das der Propstei Ellwangen, eine goldene Inful im silbernen Feld. So findet es sich in einem runden Siegel mit der Umschrift: S. VNIVERSITATIS . CIVIVM . IN . ELWANGEN. in einem dreieckigen Schild mit ausgebogenen Langseiten im innern, durch schräglaufende Linien in Quadrate mit Punkten getheilten Kreis. (Württ. Jahrb. 1854, 2. Heft S. 184 f.) Früher war es eine rothe Inful im silbernen Feld.

Die Stadt liegt in angenehmem ziemlich weitem Thalkessel, umgeben von mäßigen Höhen, auf der rechten Seite der Jagst, südlich um einen kleinen Hügel her, auf dem bereits im 8ten Jahrhundert die Stiftskirche gegründet wurde. Von Osten her zieht eine Thalschlucht herein, und schon eine Viertelstunde weiter oben, schon von Schrezheim an, ehe das Rothenbachthal von Westen her ins Jagstthal mündet, ist die Thalebene beträchtlich erbreitert. Ein Blick auf den Stadtplan lehrt, daß den ursprünglichen Kern der Stadt die Domkirche sammt den Gebäuden umher bildete; heute noch schält sich die eirunde Grundform heraus, sie stand auf dem Hügel rechts der Jagst und war ursprünglich wohl auf allen Seiten von Wasser, Seen und Sümpfen umgeben. An der Nordseite bestanden Seen bis in unsere Zeit herein. An der etwas trockener gelegenen oder trocken gelegten Südseite baute sich im Laufe der Zeiten die weltliche Ansiedlung an, mit eigener Kirche, mit Mauer, Graben und Wall umgeben. Die so umfangene Stadt bildet mit der geistlichen Ansiedlung die Form eines großen Dreiecks mit abgestumpften Ecken. Vorstädte sind jetzt auf allen vier Seiten, auf der Westseite über der Jagst entstanden.

Die saubere, nicht große, aber durch viele Monumental-Bauten, besonders die dreithürmige St. Veitskirche, ausgezeichnete Stadt liegt behaglich im frischen grünen Thal, umgeben von schönen Linden- und Eichengruppen, saftigen Wiesen, stillen dunklen | Tannenschöpfen, beherrscht von dem großartigen Viereck des fürstpröpstlichen Schlosses und der zierlich geformten zweithürmigen, hell im Sonnenschein über die grünen Thallehnen schimmernden Kirche auf dem Schönenberg. Eine besondere Schönheit verleiht der Gegend der Wuchs herrlicher Linden, Eichen und Nußbäume. Vor allem die Lindenbäume, sie ziehen sich um ein Drittheil der Stadt auf der ganzen Südostseite in hochschattigem Wandelgang, dem schönen Graben, auf dem ehemaligen Wall dahin, aber auch hinauf zum Schloß und bis zur Schönenberg-Kirche. Oft sind es zwei- bis dreihundertjährige Bäume, deren volle Wipfel in der Blüthe balsamischen Duft über das ganze Thal ergießen. Am Aufgang zum Schloß sind sie gemischt mit prachtvollen Nuß- und Kastanienbäumen, die ihre weichen Schatten aus tiefdunklem Gewölbe über den Weg breiten, und oben, neben dem Schloß, auf dem ebenen Plan, stehen nun jene ganz herrlichen Lindenbäume, einen der schönsten Spiel- und Vergnügungsplätze beschirmend. Auf einer Seite, nach Westen, die düsteren Mauern des Schlosses, sonst lichte Ausblicke in die Ferne. Die Stadt selbst macht noch den Eindruck einer Abtsresidenz, die meist geistlichen Zwecken dienenden oder gedient habenden Gebäude überwiegen, vier große Kirchen ragen allein aus dem Thal mit ihren Thürmen empor, dazu die breiten Dächer der früheren Seminar- und anderer klösterlichen oder klosterwirtschaftlichen Gebäude.

Wie schon gesagt, um die Stiftskirche reihen sich die großen geistlichen Gebäude, jetzt hauptsächlich weltlichen Beamtungen dienend, meist dem 18. oder 17. Jahrhundert entstammend; dann stehen etwas niedriger an breiten wohlgepflasterten Straßen die Bürgerhäuser, oft mit den Giebeln gegen die Straße. Winkelig und mit kleinen Häusern ist nur der Theil zwischen der breiten „langen Straße“ und der Jagst.

Die Vorstädte haben wieder stattliche und gar hübsche Häuser, belebt mit Veranden und in wohlgepflegten Gärten liegend.

Drei Hauptstraßen beherrschen die Stadt: die vom Domplatz ostwärts gegen Röhlingen führende, vor dem jetzt (1882) abgebrochenen Schloßthor noch lang von Häusern begleitete Oberamtsstraße, früher die Herrengasse genannt, die außerhalb um die alte Domfreiheit im Bogen umhergehende Spitalstraße, und die von dieser südlich nach St. Wolfgang hinausführende Langestraße.

Ein Blick auf den Stadtplan zeigt heute noch ganz deutlich die Größe und Form der alten Klosteranlage, an die sich |
Ellwangen 1746.
| nach und nach die bürgerliche Niederlassung südwärts anbaute und später zur jetzigen Stadt Ellwangen anwuchs. Diese Klosteranlage hat die Form eines von Westen nach Osten gestreckten Eirundes, 266 m lang, 177 m breit. Im Norden ist die uralte Grenze noch bezeichnet durch den Zug der jetzigen Stadtmauer, im Westen, Süden und Osten ist die alte Umfassungsmauer verwischt; sie muß gezogen sein an der Westfront des Gymnasiums hin und dann gerade zwischen beiden Häuserreihen, wovon eine nach dem Marktplatze, die andere nach der Spitalstraße schaut. Diese selbst war der Wall und dazwischen muß der jetzt gänzlich zugebaute Graben gewesen sein. Ein Stück der alten Mauer ist vielleicht noch unten an der Westfront des Gymnasiums zu entdecken.

Bezeichnend für die Art der bürgerlichen Niederlassung sind die Namen der Gassen. Vom Schloßthor aus gerechnet, alle nordsüdlich ziehend, hießen sie: Zollgasse, Adelmannsgasse, Färbergasse, Klopfergasse, Goldschmiedgasse, Amtgasse, Badgasse, weiterhin Pfarrgasse, Sulzgasse, Adelberger-Gasse, Schmiedgasse, in der Verlängerung Lange Straße; in diese breite Hauptstraße münden, vom Schmiedthor an gerechnet und von der Jagst her westöstlich gerichtet: die Bachgasse, Hafnergasse und außen beim Steinthor mündend die Hirtengasse. Man lernt aus diesen Namen deutlich, wie sich die einzelnen Handwerke vertheilten. Die Hirten wohnten ganz außen am Steinthor. Die Bachgasse, von der Jagst her mit der Spitalstraße gleichlaufend, also westöstlich geführt, bezeichnet einen alten Bachlauf und heute noch geht dieser Bach von der Bachgasse aus in die Jagst. Er kam aus einem jetzt ganz überbauten Sumpf südlich der Spitalgebäude, wohl dort bei der Sulzgasse hervor, und so war die ganze Klosteranlage auf drei Seiten von Fluß, Seen und Sumpf umgeben: im Westen von der Jagst und ihren Sümpfen, im Norden von den Seen des Stelzenbaches, im Süden von dem Sumpfe des Baches der Bachgasse. Nur gegen Osten lief ein schmaler, trockener, flacher Hügelrücken weiter, und hier steht heute bei der Adelmannsgasse das Adelmannsche Schloß, vielleicht auf einer alten Burgstelle, die den leichtesten Zugang zum Kloster erschwerte.

Die Thore, deren die Stadt drei hatte, sind sämmtlich gefallen. Es war im Westen das Jagstthor, Schmiedthor, im Süden das Steinthor, im Osten das Schloßthor oder obere Thor, das erst im J. 1882 abgebrochen und von dessen Steinen | z. Th. das Dr. Schabelsche Haus gebaut wurde. Das Schloßthor wurde 1616 erbaut, die Baukosten beliefen sich auf 3582 fl. Das Steinthor fiel im Jahr 1823, das Jagstthor sammt der Frohnveste im Oktober 1843. Der Lauf der Mauer mit Zwinger, Graben und Wall läßt sich noch ganz um die Stadt verfolgen. Die Mauer hatte einige viereckige Thürme und viele Halbrondelthürme, von denen an der Westseite und auch an der Südostseite noch mehrere erhalten sind. An der Nordseite der Mauer ist in dem Theil, worauf des jetzigen Regierungspräsidenten Wohnung steht (s. u.), ein Stein eingemauert mit der Inschrift: Dise Maur ist wider aufgebawt 1532. An derselben Seite war als Nebenthor das um 1480 erbaute Pfarrthor. S. auch die beigegebene Abbildung der Stadt aus dem Jahr 1746. Die Abbildung ist der Prahl’schen Karte (s. S. 480) entnommen.[ER 2]

Zur Crailsheimer Vorstadt führt eine vierbogige Steinbrücke über die Jagst, mit der Jahreszahl 1770; auf ihr steht das Steinbild des h. Nepomuk, neben am rechten Ufer eine prächtige Linde. Gleich weiter oben steht links am Fluß die ehemalige Stadtmühle, mit großem, schwer verziertem Renaissanceeingang im Rundbogen und einem Fratzenkopf an der Südostecke.

Gehen wir jetzt über zu den einzelnen Gebäuden.

Die Stiftskirche zum heil. Veit, ein Werk aus einem Gusse, groß und reich im Entwurf, meist untadelig in der Ausführung, macht uns staunen durch die kühne Festigkeit ihrer Bauart, so daß sie, verschwindende Änderungen abgerechnet, bis jetzt, durch fast acht Jahrhunderte hindurch, erhalten blieb. Über andere romanische Kirchen unseres Landes hebt sie ihr durchgängiges Gewölbtsein hochempor, das sich bis auf die Hochschiffe und das zweite Geschoß der Vorhalle hinauferstreckt und dem ganzen Bau seinen Ausdruck gab. Dicke, schwere, für Sturm, Regen und Feuerbrand gleich undurchdringliche Kreuzgewölbe, in Mittel- und Querschiff kuppelartig überhöht, decken den stolzen Pfeilerbau, der nach Osten in fünf gleichfalls gewölbte halbrunde Chornischen (Absiden) endigt und an der West- und Ostseite noch verspannt wird durch stattliche Steinthürme, zwei in den Ostwinkeln von Lang- und Querhaus, einer über der Vorhalle im Westen.

Die Kirche hat nämlich die Gestalt des lateinischen Kreuzes, das an den Hochschiffen (Mittel- und Querschiff) ganz deutlich hervortritt. Drei durch hohe Rundbögen von einander geschiedene Gewölbequadrate bedecken das Mittelschiff, drei das Querschiff, eines den Chor. Neben Mittelschiff und Chor, also | vom Querschiff durchschnitten, läuft je ein Seitenschiff, aus je acht, auch durch Rundbogen geschiedenen rechteckigen Gewölbejochen bestehend. Chor und Seitenschiffe, sowie die Ostwände des Querhauses, schließen mit Absiden, somit hat die Kirche die bei uns ungewöhnlich hohe Zahl von fünf Absiden. Die in der Breite des Mittelschiffes an dessen Westseite in Form eines gleicharmigen Kreuzes ohne Ostarm angelegte, so merkwürdige Vorhalle (s. u.) wird von vier Gewölbejochen überspannt.

Schon im Hereintreten von der Vorhalle durch das Hauptportal hat man den großartigen Anblick des ganzen durchaus gewölbten Raumes, der in dem hochaufgestaffelten, mit großer Halbrundnische geschlossenen Chor schönsten Abschluß findet. Das Enge und Niedrige der Vorhalle läßt zudem die an sich schon bedeutenden Abmessungen der Kirche noch breiter und höher erscheinen.

Der Schönheit und Gediegenheit des Entwurfs entsprechen Klarheit und Einfachheit der Maßverhältnisse. Das Verhältnis 1:2 herrscht innen zwischen Hauptschiff und Seitenschiffen; die lichte Weite des Mittelschiffes beträgt fast genau das Doppelte der lichten Weite der Abseiten. Ferner ruhen die 7 das Hochwerk, d. h. Mittelschiff und Querschiff, bedeckenden Kreuzgewölbe über 7 Quadraten, während die innere Länge der Kirche der Länge von 6, und die äußere Länge mit der Vorhalle der von 7 Quadraten gleichkommt. Die einst offene Vorhalle hat genau die äußere Breite des Mittelschiffes.

Ohne Zweifel ist die Kirche im römischen Fuß gebaut. Dieser ist mit großer Sicherheit anzusetzen auf 0,29574 m, und es beträgt nach den genauen Messungen des Bauinspektors E. Mayer in Ellwangen die äußere Gesammtlänge der Kirche 74,59 m. Nun sind aber 7 × 36 römische Fuß = 74,53 m, es zeigt sich also ein verschwindender Unterschied. Ferner ist die Weite der Vierung 36 römische Fuß, es ist demnach die Gesammtlänge der Kirche das Siebenfache der Vierungsweite. Legt man ein Netz von römischen Fußen über den Grundriß der Kirche, so ergeben sich auffallend einfache Zahlen. So ist z. B. die Entfernung der Außenseite der Vorhalle bis zum Beginn des Triumphbogens 150 römische Fuß, Länge der Kirche im Licht 6 × 36 = 216 römische Fuß; lichte Länge des Langhauses bis an den Triumphbogen 118 römische Fuß, lichte Länge des Querschiffes ebenfalls 118 römische Fuß, lichte Breite des Langhauses 82 römische Fuß; nimmt man hiezu auf jeder Seite 4 römische Fuß Mauerdicke, so erhält man 90 römische Fuß. Die Weite | des Triumphbogens beträgt 28 römische Fuß, die des südlich daran stoßenden Pfeilers 13 römische Fuß, des Scheidbogens 11, des Maueransatzes 3, das wären zusammen 55 römische Fuß. Mißt man von der Innenseite der Wandpfeiler an der Westwand der Kirche ostwärts, so entfallen 40 röm. Fuß auf die Innenseite des nächsten Hauptpfeilers, 80 auf die des zweitnächsten. Die Gewölbejoche der Seitenschiffe bilden Rechtecke von 18 röm. Fuß Breite und 16 Fuß Tiefe, ihre Scheidebogen messen 14 röm. Fuß u. s. w. Es scheint, daß ein genauer Plan der Kirche in römischen Fußen vorlag, daß man sich aber in der Ausführung nicht ängstlich daran hielt. Jetzt ist die Mauerdicke des nördlichen Seitenschiffes, wohl erst seit Errichtung des gothischen Kreuzganges, bedeutend stärker, als die des südlichen, wo sie 4 röm. Fuß beträgt. Die lichte Weite des nördlichen Seitenschiffes ist um 14 cm größer, als die des südlichen, endlich ist die Kirche nicht genau im rechten Winkel gebaut, wie die neuesten Messungen dargethan haben. Es ist nemlich der Winkel an der Südostecke des Chors, beziehungsweise des südlichen Seitenschiffes, ein spitziger und hieraus erklärt sich das Schmälerwerden des Langhauses der Kirche gegen Westen, weil man an der Nordostecke des Chors den rechten Winkel einhielt. Die richtigen Maße sind in der Chorpartie zu suchen, wo ohne Zweifel der Bau begonnen hat. Hier beträgt die lichte Mittelschiffweite 10,645 m.

Die lichte Weite der Mittelschiffquadrate mit 36 römischen Fuß übertrifft alle übrigen romanischen Kirchen unseres Landes; Alpirsbach hat nur 30 r. Fuß, Maulbronn kaum so viel, das zerstörte Peter und Paul in Hirsau hatte auch nicht über 36 r. F. Mittelschiffbreite.

Besonders das Innere sagt untrüglich, nicht blos durch die großen Anordnungen und Verhältnisse, denn die könnten einander anbequemt sein, sondern durch die Bauglieder, daß das ganze Werk rasch und ohne größere Unterbrechung aufgeführt wurde. Blicken wir unten umher an den Sockeln, oder hinauf an die höchsten Kapitäle der Hochschiffe, oder hinaus in die Vorhalle, in ihr erstes und zweites Geschoß, überall dieselbe Art des Gliederns und Verzierens. Eher kann außen an einigen Stellen etwas spätere Werkweise entdeckt werden, vielleicht am Südportal und jedenfalls am nördlichen der beiden Ostthürme.

Die einzelnen Theile. Die Vorhalle, eine seltene, aber eigenthümlich schöne Anlage. Es war eine Kühnheit, die freilich | durch das höchst gediegene Mauerwerk gerechtfertigt wird, auf eine zweigeschossige und auch noch unten offene Arkadenhalle einen Westthurm zu stellen. Derselbe steht über dem mittleren der vier Gewölbquadrate, die in Form eines gleichseitigen Kreuzes ohne Ostarm an die Kirche stoßen, und so hat das den Thurm tragende Gewölbequadrat vorn und zu Seiten je ein stützendes Quadrat und lehnt sich mit der vierten, mit der Ostseite, an die sehr dicke durch Blendbögen und das tief einspringende Hauptportal noch verstärkte Westmauer der Kirche. Die Vorhalle, unten einst offen, oben geschlossen und nur in der Mitte gegen die Kirche geöffnet, muß, als sie noch nicht zugebaut war, prächtig gewirkt haben. Quadratische Freipfeiler, gegen außen mit Wandbändern (Lisenen), gegen innen mit Halbsäulen besetzt, tragen die Bögen, die man wegen der auf ihnen ruhenden Last spitzbogig machte; die Gewölbe selbst sind in den Seitenquadraten in der Tonne geführt, über den zwei in der Hauptaxe liegenden Quadraten fehlen sie jetzt, es waren wohl auch Tonnengewölbe. Die Halbsäulen haben scharf umrissene Würfelknäufe unter hohen, mit Blattwerk verzierten Deckplatten, und steile attische Füße mit kleinen Eckknollen. Die Bogenleibungen sind gefast und an den Fasen diamantiert. Durch diese Zierat mildert sich Wucht und Strenge. Leichte Bemalung mit braunrothen Strichen hob die einzelnen Formen. Das Obergeschoß der Vorhalle bildet eine eigene geräumige Kapelle, mit rippenlosen Kreuzgewölben und Ecksäulen, und öffnete sich im mittleren Quadrat mit Rundbogen und vortretender Tribüne nach der Kirche; vor der Tribüne stand der (dem h. Stephanus geweihte) Altar; eine in den Cluniacenserkirchen beliebte Anordnung. Säulen und Pfeiler sind ganz ähnlich denen der Kirche, z. B. den Vierungspfeilern, nur die Ecksäulen haben schönes vielfach verschlungenes Blattwerk. Ein Gefühl hoher Kraft geht durch den stillen, noch ganz im alten Steinton gebliebenen Raum, der durch glatteingeschrägte Rundbogenfenster erhellt wird. Besonders kräftig sind die breiten Kämpferkapitäle. Gegen außen sind die Rundbogenfenster wohl gegliedert mit Kehlen und Rundstäben. Der ganze Vorbau erscheint mit dem Leib der Kirche so verbunden, daß das äußerste Quadrat wieder als besonderer Ausbau vortritt, er trägt auch ein besonderes Giebeldreieck, was alles gut vorbereitet auf den aus dem Giebeldach der drei hinteren Quadrate der Vorhalle aufsteigenden Westthurm, der unten herauf noch der alte ist, nur sein oberstes Stockwerk ist gothisch, wie man deutlich an den | Zangenlöchern der Steine sieht; solche kommen an den Steinen weiter unten nirgends vor.

Um das Jahr 1500 etwa wurde sodann diese Vorhalle, zum großen Schaden des Anblickes der Westfront, eingebaut in eine der Flucht der Kirche, wie der der Westseite der Vorhalle folgende, ursprünglich wohl ungewölbte Halle, die Fenster sind lang und spitzbogig, die Ausführung des Bauwerks ist flüchtig. In dem Manuskript „Liber Ceremoniarum Ecclesiae Elvacensis 1574“ heißt die Vorhalle nova structura. An dem Gewölbe des südlichen Teils das Propstwappen eines Westerstetten, dasselbe weist auf Joh. Christof I. (1603–1613), nach der Form der Konsolen und Gewölberippen zu schließen.

Im Bogenfeld des Westportals stehen drei Steinfiguren, der h. Veit, zu Seiten St. Sulpitius und Servilianus, in zierlichem spätgothischem Stil, etwa aus der Zeit von 1460 bis 1470. An dem Portal steht auf 2 Schildchen: Renovirt 1753.

Die Kirche. Wirklich großartig und großartig klar, hierin in der ersten Reihe der romanischen Kirchen Deutschlands stehend, ist das Innere. Diese Höhe und Weite und die einfache und doch wieder so durchgebildete Anlage. Die Seitenschiffe sind mit gurtenlosen Kreuzgewölben, Mittelschiff, Querschiff und Chor mit hohen kuppelartigen Rippen-Kreuzgewölben geschlossen. Unter den großen Rundbogenfenstern des Lichtgadens laufen triforiumartig kräftig umränderte Fenster oder Blendfenster hin. Roh abgetreppte Strebepfeiler stützen unter den Pultdächern der Abseiten die Hochschiffgewölbe, über den ziemlich schmalen Scheidebogen der Abseitengewölbe und deren Pfeilern ruhend.

Die Höhe der vordern Gewölbe bis zum Boden beträgt 221/2 m, die des Chorgewölbes 181/2 m.

Das Gewölbe des Chorquadrats ist also niedriger, d. h. es ist ein reines Rippen-Kreuzgewölbe mit halbrunden Kreuzgurten, und gibt den Übergang zur großen Abside. Die vordern Gewölbe der Hochschiffe sind, wie schon gesagt, Kuppeln und haben gestelzte breitspitzbogige Kreuzrippen, die Stelzung beträgt etwa 70 cm. Die gleichfalls gestelzten Schildbögen sind im Rundbogen geführt und umfassen zwei Arkadenbögen der Abseiten, zwei Fenster des Triforiums und zwei des Lichtgadens. Die Kreuzrippen bestehen aus einem starken Rundstab, getragen von breiter, an den Kanten steil gekehlter Platte. Die Hauptpfeiler sind kreuzförmig und haben in den innern, gegen das Mittelschiff gekehrten Ecken Dreiviertel-Säulen als Träger | jener Kreuzgurten; die Zwischenpfeiler sind gegen das Mittelschiff glatt und gegen die Seitenschiffe mit einem Vorsprung, dem an den Wänden der Abseiten Wandpfeiler entsprechen. Starke Scheidebogen, in den Abseiten doppelt so viele, trennen überall die Gewölbe. Die Pfeiler haben wohlprofilirte Kämpfer und ihre Ecksäulen Würfelknäufe, die Kämpfer unterstützend.

Die Unterkirche (Krypta). Unter dem Mittelquadrat der Vierung liegt sie und zwar so, daß der Boden der Oberkirche stark erhöht wird, und diese Erhöhung bezeichnete zugleich den Beginn des Mönchchores. Neun Kreuzgewölbe, auf Pfeilern, an der West- und Ostwand auf Halbsäulen, gegen Süden und Norden auf Vierblattsäulen ruhend, decken den gegen Osten mit einer tonnengewölbten rechteckigen Kapelle schließenden Raum, der nur durch die Treppenanlagen an der Nord- und Südseite sein spärliches Licht empfängt. Es gehen nämlich von den beiden Querschiffflügeln, ihrer ganzen Breite nach, Treppen hinab und merkwürdige, kurze Strebebogen, im Südflügel zu Löwen ausgebildet, stützen die Wand über den Vierblattsäulen. Die Krypta ist jetzt um fast einen Meter aufgefüllt. Nachgrabungen zeigten an den Halbsäulen dieselben Füßchen, wie die der Vorhalle, nur waren die Eckknollen entwickelter, jonischen Schnecken nicht unähnlich. Die Knäufe der Halbsäulen haben die Würfelform mit phantastischen Thieren und Pflanzen; die Vierblattsäulen gewulstete Kämpfer. – An die Ellwanger Kryptenanlage erinnert die in der Stiftskirche zu Oberstenfeld, auch sie beginnt weit vornen in der Kirche, schon in der Mitte derselben, staffelt sich gleichfalls hoch auf und hat ihre Zugänge aus den Seitenschiffen; ihr ältester (vorderer) Theil soll aus dem Jahr 1016 stammen. – Die Krypta wurde im Herbst 1875 in provisorischer Weise dekorativ ausgemalt von Maler Stubenvoll in Ellwangen nach einer Aquarellskizze von Fr. X. Kolb. Die Gemälde in dem Bogenfelde des Arcosolium, unter welchem der Metallaltar von J. Götz in Regensburg steht, sind von Kolb und stellen die 14 Nebenpatrone der Kirche dar, deren Reliquien in dem Altar der Krypta ruhen.

Das Äußere der Kirche bildet von allen Seiten gesehen ansprechende Massen und ist dabei tüchtig belebt durch Rundbogenfenster, Lisenen, Rundbogen-, Zacken- und Zahnschnittfriese und viel und wohlausgebildete Gesimse mit kräftigem Schattenschlag. Die Fenster sind durchgängig groß, an den Nebenschiffen glatt eingeschrägt, am Hochschiff und den Stirnseiten des Querschiffs | etwas profilirt, reicher an der Vorhalle und der Hauptabside. Sehr reich ist das Gesims des Vorhallevorsprungs, mit Rundbogenfries, Zickzack- und oben einem Rundbogenfries aus sich durchschneidenden diamantirten Bögchen. Hervorragend durch Reichthum ist ferner das Hauptgesims, an Vorhalle und Hochschiff über dem schönen Rundbogenfries hingehend mit einem Fries aus sich durchschneidenden Diamantenbögchen, ihnen folgt ein hoher Zahnschnitt, dann ein schrägabgetreppter dreifacher Diamantenzahnschnitt, alles bedeckt von hoher steiler Hohlkehle.

Die Gesimse der Seitenschiffe und der Chöre u. s. w. sind einfacher behandelt, und manche gemahnen an rein antike Formbildung. In den Giebelschrägen der Westseiten der Seitenschiffe läuft sternartig eingeschnittenes Zierwerk. Von den Portalen sind zwei reich verziert. Das schöne hohe von der Vorhalle hereinführende Hauptportal treppt sich einmal ein, in den Ecken mit einer Säule, deren Rundform sich überm Kämpfer im Halbrund reichverziert umherschwingt, als großer, von Bändern überkreuzter, in den Vierecken je mit einer Palmette belebter Rautenwulst. Vergrößert wird noch die Wirkung des Portals durch die beiden hart daran aufsteigenden gewölbtragenden Halbsäulen der Vorhalle. Über dem Portal (nach außen) läuft folgende, erst in neuester Zeit wieder blosgelegte Inschrift in einfachen römischen Buchstaben quer herüber:

Vos . igitur . per . quos . regitur . domus . ista . notetis.
Ne . pereat . si . non . habeat . sua . iura . luetis.

Ihr nun, durch welche dieses Haus regiert wird, haltet Zucht, damit es nicht untergehe; wenn es seine Rechte nicht hat, werdet ihr büßen.

Noch reicher ist das Südportal: zweimal nicht stark sich eintreppend, dazu außen von breitem Wandband, das sich auch im Halbkreis umherzieht, umfaßt. Alles aber auf das reichste profilirt und in den innern Flächen ornamentirt; doch ist der Eindruck kein besonders günstiger, und steht z. B. hinter dem des Prachtportals der Walderichskapelle in Murrhardt weit zurück. Die ziemlich flach gehaltenen Ornamente bestehen aus eigenthümlich reichem, wie in Holz geschnitztem Flechtwerk. Hatte sich vielleicht in dieser holzreichen Gegend ein eigener Holzstil ausgebildet? auch andere Ornamente der Kirche, wie die an den westlichen Giebelschrägen, weisen darauf hin – und in diesen althergebrachten Holzstil wurden fremde steinerne Vorbilder des romanischen Stils übertragen. Man betrachte z. B. | nur genau die aufsteigenden Zierbänder am Südportal, sie sind wie in weiche Lindenbretter eingeschnitten.

Das Bogenfeld enthält in flachem Relief: Christus in der Mandorla, sitzend, das Kreuz in der linken haltend, die rechte Hand segnend hinausgestreckt. Die zu Seiten stehenden Gestalten in priesterlichen Gewändern sind mit Wahrscheinlichkeit als die Apostelfürsten Petrus und Paulus zu bezeichnen; beide tragen in den Händen ein Buch, um das Haupt den Heiligenschein. Weder in Auffassung noch Durchführung läßt sich eine geübte Schule erkennen. (Schwarz a. a. O.) Oben schaut klein der Kopf eines bärtigen Mannes herab; vielleicht der Bildhauer oder Baumeister, zugleich ein Laienbruder (barbatus) des Klosters.

Die beiden Ostthürme. Sie haben, besonders der nördliche, etwas Schwerfälliges und mögen zum Theil nach dem Brand von 1228 hastig wiederhergestellt worden sein; aus den Seitenschiffen steigen sie noch in 3 hohen Geschossen auf, die überall verziert sind mit dem Rundbogenfries, welcher in der Mitte durch ein senkrecht aufsteigendes Wandband getheilt wird. Der etwas besser gehaltene Südthurm hat im zweiten Stockwerk je zwei gesäulte Doppelfenster; sonst sind es einfache Rundbogenfenster. – Der Nordthurm zeigt in dem unverhältnismäßig niedrigen Mittelgeschoß ohne Noth Spitzbogenfenster – auch ist der Bogenfries des obersten Geschosses spitz – wie überhaupt der Südthurm älter und folgerichtiger aufgebaut erscheint. Alles weist darauf hin, daß besonders der nördliche Thurm bei dem Brand von 1228 stark gelitten hat; ursprünglich mag nur sein erstes Geschoß noch sein. – Aber außerordentlich glücklich und groß ist die ganze Ostpartie entworfen, zusammen mit den fünf Absiden, den zwei Ostthürmen, den zwei Querschiffarmen, dem Ostgiebel des Hochschiffes – und endlich blickt noch dahinter in der Ferne der Westthurm herein. Das ist ein großartiges Zusammenstimmen von halbrunden, Rechtecks-, Giebel-, Pyramiden- und Sattelformen, in merkwürdigem Wechsel und doch wieder in erhabenen Einklang gebracht durch die Einfachheit der Verhältnisse.

So ist die Höhe des Steinwerks der Hauptabside = zweimal dem der kleineren Absiden, die Breite der Querschiffflügel, soweit sichtbar, = 1/2 Ostthurmbreite, Thurmbreite = 1/2 Hauptabsidenhöhe (bis zum Dach), Thurmhöhe bis zum Dach = 5mal dieselbe Höhe, also Thurmhöhe = 5 mal die Grundlinie (es ist immer der Südthurm gemeint). Der Knopf des westlichen | Thurmes schwebt 50,30 m über der Erdfläche am südlichen Querschiffgiebel (s. o. S. 23).

Im Jahr 1588 wurde der Südgiebel des südlichen Querschiffarmes neugebaut. Der Giebel zeigt oben eine Altane, darunter die Jahreszahl 1588 und in gedrückter Dreiblattnische ein großes schönes Flachrelief: das letzte Gericht, noch mit gothischen Anklängen. Neben stehen auf Konsolen in Muschelnischen die Steinfiguren des Hariolf und Erlolf, unten an den Konsolen die Lilienschilde, zur Seite je das Wappen des Fürstpropstes Wolfgang von Hausen.

Erschöpfende Aufnahmen, besonders auch der Einzelheiten des herrlichen Bauwerks, finden sich in dem oben angeführten Werk von Fr. J. Schwarz.

Die Verzopfung des Innern der Kirche. Schon Propst Joh. Rud. von Rechberg (1654–60) muß damit begonnen haben und sein Nachfolger Johann Christoph III. von Freyberg (1660–1674) setzte es fort, beider Wappen sieht man im Chor. Die Hauptarbeit aber geschah unter Fürstpropst Franz Georg von Schönborn, welcher am 11. Januar 1737 die Ausführung beschloß. Am 13. Sept. wurden die Italiener Richard Retti und Emanuel Piquini berufen, welche die Restauration einschließlich der Statuen der Apostel, Evangelisten und Kirchenlehrer übernahmen, und denen am 18. April 1738 auch die Ausführung des damaligen, 1802 abgebrochenen Kreuzaltars, der jetzt ebenfalls entfernten Nebenaltäre, der Kanzel und des Orgelchors um 4500 Gulden übertragen wurde. Die Gesammtkosten einschließlich der Statuen betrugen 14.460 Gulden (Busl, S. 33).

Im Todtenbuch der Stiftspfarrei Ellwangen steht folgender Eintrag: 12. May 1741 sepelivi Nobilem et artificiosum Dom. Donatum Richardum Retti, 54 annorum, Italum, ex Mediolanensi territorio . . qui renovationis Ecclesiae principalis director fuit ac tertio anno hic Elvaci habitavit in tribus domibus. Sepelivi in Ecclesia St. Wolfgangi (vergl. Schwarz, S. 47). Demnach war Retti bis zum Mai 1741 Direktor, also der allein verantwortliche Meister des Werkes. Am meisten litten bei der Verzopfung die Pfeiler und Eckdienste mit ihren Kapitälen, die Kreuzgewölbegurten an ihren Schlußsteinen, die Triforienfenster und Blenden. Die Glieder wurden öfters theils zerstört, theils angehauen, um den untermauerten Backsteinen Platz zu machen, alle Quaderflächen rauhgespitzt, | die Triforien vermauert, und nun alles dick beworfen. Die vor die Kapitäle und Kämpfer gesetzten Gesimse laden viel zu weit aus und verstimmen die einst wohlerwogenen Verhältnisse der Kirche, lassen die Kirche auch kleiner erscheinen. Die aus Gips geformten überlebensgroßen Statuen des Erlösers, der Apostel, Evangelisten, Kirchenlehrer, auf Konsolen an den Pfeilern des Chores und des Mittelschiffes stehend, sind in dem hastig und unschön aufgeregten Stil jener Zeit gehalten; zart und schön aber sind die flacherhobenen Stuckaturen der Gewölbe.

Außen über dem Dach der nördlichen Nebenabside ragt aus einer Sandsteinplatte ein großer jugendlich schöner Kopf heraus, der Arbeit nach spätrömisch, etwa in die Hadrianische Zeit fallend; woher derselbe gekommen, weiß niemand. Über dem Dach der südlichen Nebenabside liegt ein steinerner Löwe.

Die Altäre (vergl. Busl S. 41 ff.).

Der Hochaltar, laut Überschrift zu Ehren des hl. Vitus und der unter ihm ruhenden Sulpiz und Servilian, hat als Mitteltheil das in einer Art Tabernakel abgebildete, früher am Altar Mariä Vermählung gewesene Herz Jesu. Die an hohen Festen über der Predella angebrachten Nebentheile, aus Gold-, Blech- und Silberornamenten im Rokokostil, gehören der Kongregation. An den Stufen stattliche Messingleuchter, auf der Epistelseite der Kredenztisch, auf welchem ein Elfenbeinkruzifix, tüchtige Arbeit aus dem vorigen Jahrhundert. – Das Meßpult am Hochaltar, nach Anderen das Singpult im Chor, war lange mit einem Elenfell bedeckt und es durfte dort nur ein Prälat oder Chorherr die hl. Messe lesen.

In dem 1875 abgebrochenen Stein des Hochaltars fand man ein Reliquiarium in Gestalt eines kleinen zinnernen Hauses. Nach allen Merkmalen stammt dasselbe aus dem Anfang des 8. Jahrhunderts. Die Schrift ist die lateinische Kursivschrift, flüchtig aber ziemlich formgewandt gravirt, ohne alle Beimischung des späteren, beziehungsweise des romanischen Charakters. Auf zwei Lang- und einer Breitseite sind die Reliquien, welche in dem Reliquiarium eingeschlossen sind, namentlich aufgeführt. Die Inschrift lautet:

† hic S. Reliquiae sci Salvatoris et Scti Petri et omnium Apostolorum: Sci Gregorii et sci Valentini :· Scti Desiderii :· Sanctarum feminarum .......... Scti Mauritii, exuberii, victoris :· innocenti :· cum sociis eorum :· et de sepulchro eorum et Scti .......... et scti Joannis Baptistae.

| Das Reliquiarium wurde bei der am 15. Juni 1877 stattgefundenen Konsecration des neuen Hochaltars in dessen Sepulchrum niedergelegt. Die von Khamm (Auct. Nr. 30) aufgezählten Namen der im Jahr 1124 in dem Hochaltar der neuen, heute noch stehenden Abteikirche niedergelegten Reliquien stimmen auch mit den von der Inschrift des Reliquiars angegebenen fast ganz überein (Schwarz, S. 12).

Der große Altar zu Johannes Baptista und Evangelista im nördlichen Querschiffarm, 1613 in gefälliger Spätrenaissance, mit einem Altarblatt Enthauptung Johannis des Täufers, links unten das Monogramm GMT, rechts ein Wappenschild der Berndorff und 1613.

Der ebenso große St. Benediktus- und Barbaraaltar im südlichen Querschiffarm, gute Renaissance, hat oben das Bild Benedikts, als Altarblatt das Martyrium der hl. Barbara.

Der St. Anna- und Allerheiligenaltar, 1738 in zöpfischer Form aus Gyps hergestellt, haben ihre jetzige Gestalt seit 1878, der eine neu in romanischem Stil von Götz, der andere im wesentlichen aus Theilen des früheren Hochaltaraufsatzes bestehend.

     In der Vorhalle:

Der Altar zum hl. Kreuz, an der Ostwand des nördlichen Theils. Zwischen 1603 und 1613 vom Fürstpropst Johann Christoph I. von Westerstetten, wohl mit Rücksicht auf die in der Vorhalle ruhenden Glieder seines Hauses errichtet, ein prächtiger Renaissancealtar, bis an die Decke reichend, aus Sandstein und bemalt. Innen groß, streng gehalten, Christus am Kreuz mit Johannes und den zwei trauernden Frauen, auf den Flügeln kleiner: Geiselung, Dornenkrönung, Kreuzschleppung und Auferstehung Christi. Unten halten zwei Engel eine Inschrifttafel: Peccata nostra ipse pertulit in corpore suo super lignum, ut peccatis mortui justitiae vivamus. I Pet. II. Oben das Wappen des Stifters Joh. Christof von Westerstetten und drei allegorische Figuren: Glaube, Liebe, Hoffnung. Alles reich und geschmackvoll ornamentirt.

Der St. Leonhardsaltar, auch 14 Nothhelferaltar und zur schmerzhaften Mutter Gottes genannt. Den ersten Namen hat er von dem oben angebrachten kleinen Bild des Heiligen, den zweiten vom Altarblatt, den dritten von der Pieta oder dem Vesperbild, Maria mit dem Leichnam des Herrn auf dem Schooß, eine ergreifende Holzskulptur aus der Renaissance, die früher bei | St. Johann B. im nördlichen Querschiffarm ihren Platz hatte. Der Altar zu Jesus im Kerker, ein großer Bau mit dem lebensgroßen Bild des gefesselten Heilands, gestiftet von Josef Graf von Spaur, † 1747, oberhalb mit seinem Wappen und einer Inschrift.

Zwischen dem Kerker und dem Kreuzaltar, da wo früher der Zugang in die Jesuitenkirche gieng, steht der Ölberg, bis 1803 außen an der Stiftskirche.

Im südlichen Theil der Vorhalle der St. Ulrichs- und Conrads-Altar, in Spätrenaissance, der Petrus- und Paulus-Altar, mit Petri Fischzug, ohne Zweifel früher in der Peter- und Pauls-Kapelle, für die er, wie es scheint im Jahr 1657–58, von Kustos Cramer gestiftet wurde (Bericht an das General-Vikariat in Augsburg, Ablässe für die Kapelle betreffend, Copie im Staatsarchiv).

Der St. Sebastians-Altar, merkwürdig durch seine eigenthümliche Form und die große Anzahl von Reliquien, welche das Bild des Heiligen, eine Sculptur aus dem 15. Jahrhundert, umgeben; es wurde 1681 vom Fürstpropst Jos. Christ. von Adelmann den Jesuiten für diesen Altar geschenkt, der seinen Platz in ihrer 1681 vollendeten Hauskapelle, nach Aufhebung des Kollegiums in der Privatwohnung des P. Reeb hatte. Der Altar kam aus der Sebastianskapelle.

In die Südwand eingelassen ist sodann eine Steinsculptur aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts: Anna mit Maria und Jesus auf den Armen, zu Seiten Hieronymus und Johann Ev., unter dem der Stifter des noch streng gothischen Werkes in kleiner Figur knieend mit seinem Wappen dargestellt ist, nämlich der Fürstpropst Albrecht II., Thumb von Neuburg (1503 bis 1521). Es ist der mittlere Theil des ehem. St. Annenaltars, auf den Albrecht II. 1508 eine Vikarie stiftete. Über die früher in der Stiftskirche vorhandenen Altäre s. Busl. S. 36–41.

Über den Eingängen zur Krypta, im Süden und Norden, sieht man die Äbte und Pröpste Ellwangens auf großen hölzernen Tafeln gemalt, nach der beigesetzten Jahreszahl gefertigt im Jahr 1576; weiter unten vier rechteckige Gemälde, darstellend die Martyrien des hl. Vitus, hl. Benignus u. s. w., auf drei derselben steht: Matthaeus Zehender pinxit a. 1685. und das wolfframsdorfische Wappen. Matthäus Zehender aus Mergentheim, † zu Innsbruck 1690, malte 1688 das große und schöne Bild, die hl. Magdalena bei der Fußwaschung Jesu, für | den Hochaltar der Dominikaner-, jetzt Marienkirche zu Mergentheim, s. OA.Beschr. Merg. S. 343 und 430, und Karl Zimmerle, Geschichte der Marienkirche in Mergentheim, S. 61 u. Anm. 93.

Die Glocken. Sämmtliche sechs Glocken wurden im Jahr 1545 von dem bekannten Meister Hans Rosenhart, Glockengießer zu Nürnberg, gegossen, wofür er für den Zentner 14 Gulden, im Ganzen 1683 Gulden erhielt (Stiftsinventar).

Auf dem Nordthurm hängt die große Glocke, die Susanna, daher heißt der Thurm auch der Susannathurm, sie zeigt in den einem Altaraufsatz ähnlichen Umrahmungen die Bilder von Adam und Eva, Vitus, Sulpitius, Christus am Kreuz, zu dessen Füßen Maria und Johannes und die Umschrift: im anfang war das wort und das wort war bei got und got war das wort. und dasselbe war im anfang bei got. alle ding sind durch dasselbe gemacht und ohne dasselbe ist nichts gemacht was gemacht ist. in ihm war das leben. im 1545 jar gos mich hans glockengießer zu nürnberg.

Die zweite Glocke zeigt eine Pieta und mehrere Heilige, sowie die Umschrift: iesus nazarenus rex iudeorum. zu gottes lob und er gehor ich. hans glockengießer zu nürnberg gos mich im 1545 jar.

Im Südthurm trägt die erste (dritte) Glocke die Umschrift: iesus nazarenus rex iudeorum. hans glockengießer zu nürnberg gos mich.

Die zweite: Ave maria gratia plena. dominus tecum. benedicta tu in (mulieribus). 1545.

Die dritte Glocke: gloria in excelsis deo et in terra pax hominibus bo(nae vol.).

Die kleinste umgegossene: sit nomen domini benedictum. Wilh. Sedelmayer v. Ellwangen 1877.

Die Glockenstühle sind aus dem Jahr 1738.

Gedenktafeln finden sich zwei sehr schöne in Erz gegossene in der Kirche.

1. Das Grabmal der seligen Stifter Hariolf und Erlolf, früher hinter dem Hochaltar, jetzt an der Ostwand des nördlichen Querschiffarmes. Die Gebeine ruhten bis 1663 in der Mitte des Chors, von wo sie in das Chorhalbrund übertragen wurden. Professor Braun untersuchte im Jahr 1845 die Grabstätte, fand nur eine einfache hölzerne Kiste mit den großen | Gebeinen der Stifter samt der Aufschrift: Anno Dom. 1663, 11 ma Julii de medio chori translata sunt haec ossa b. b. Hariolphi et Erlolphi Episcoporum Lingonicensium, ecclesiae hujus fundatorum. Seit Dezember 1877 ruhen sie zu Füßen genannter Erztafel, in einem kleinen romanischen Steinsarkophag an der Ostwand des linken Querschiffarmes (Schwarz S. 11). Die Bronzetafel, 7 Fuß hoch, 31/2 Fuß breit, stellt die Gründer dar, in bischöflicher Gewandung, wie sie beide das Modell der jetzigen Kirche emporhalten, im Hintergrund ein schön gemusterter Teppich, unten das Wappen, zusammengesetzt aus dem der Stifter und dem der Propstei. Die ausdrucksvollen Köpfe sind lebendig, die Gewänder in edlem Faltenwurf mit Damascierung. Nicht unwichtig ist auch das Modell der Kirche, das im Ganzen ein ziemlich getreues Bild von derselben giebt. Der Westthurm hat eine reiche gothische Spitze, das Südportal eine kleine Vorhalle, der südliche Querschiffgiebel noch seinen Fries und tiefe Blenden; am südlichen Nebenschiff die alte Sakristei, die westliche Vorhalle ist schon geschlossen.

Die Inschrift lautet: Anno . dominice . incarnacionis. DCCLXIIII . regnantibus . karolo . manno . et . pippino . fratribus. constructum . est . hoc . monasterium . Elwangen . a . beato. hariolfo . et . erlofo . fratre . eius . lingonice . urbis . episcopo . huius . loci . fundatoribus . in . tumulo . hoc . quiescentibus.

Im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 764 wurde, als die Brüder Karlmann und Pippin regierten, dieses Kloster Ellwangen erbaut, vom seligen Hariolf und seinem Bruder Erlolf, Bischof von Langres, den in diesem Grab ruhenden Gründern dieses Ortes.

Die andere Bronzetafel 6 Fuß hoch, 41/2 Fuß breit, befindet sich seit 1877 an der Ostwand des südlichen Querschiffarmes, rechts von den Stufen in den Nebenchor. Dort, aber auf der westlichen Seite, liegt Propst Albert wahrscheinlich begraben, und ursprünglich war auch das Denkmal an der Westwand. Es hält die Erinnerung fest an das bedeutsamste Ereignis der Ellwanger Geschichte während ihres seitherigen Verlaufs, an die Umwandlung des Benediktinerklosters in ein weltliches Chorherrnstift im Jahre 1460. Unter dem Kreuze sitzt Maria, den todten Sohn im Schooß, rechts von ihr kniet Johann von Hirnheim, der letzte Abt und erste Propst von Ellwangen (1453–1460), mit seinem Propstwappen, zweimal | dem Geweih und zweimal der Mitra, links der zweite Propst Albert I. von Rechberg, 1460–1502, mit seinem Propstwappen. Im Hintergrund wieder ein gemusterter Teppich; die Rahme besteht aus zierlichem gothischem Laubwerk, unten die Inschrift, auch in gothischer Schrift, lautet:

Mille annis domini centum quater octoqueginta
 Lapsis: vigeno in lumine iononii
Precelsus pater in cristo dominusque Joannes
 Heros de hürnhaim maximus astra petit;
Qui mille et centum quater et quoque quinquies ac tres
 Post annos domini hunc rexerat abba locum.
Deinde pio septem post brumas rite secundo
 Pontifice hoc miserum clave regente solum,
H(u)ic habitum mutans, primus devotus honestus
 Collegio antistes prefuit atque bonus
Denique prudentem, vix uno vere peracto.
 Preposituram alium legit habere virum
Scilicet Albertum de Rechperg usque verendum,
 Magnificum, prestantem hac bene donat herum.
Qui anno milleno quingentenoque secundo
 Virginei partus scandit ad astra poli.
Quorum anime petimus felici semper ovatu
 Gaudentes summa pace fruentur. ave.

Über dem Propst Albert ein Spruchband, worauf steht: O mater dei, miserere mei, über dem andern Propst ein Spruchband mit: O mater Christi, fac propicium quem genuisti. Das Bronzewerk, ungemein edel aufgefaßt, scharf und gediegen bis ins Kleinste ausgeführt, übertrifft das erstgenannte noch an Kunstwerth. Dieses erste hat mehr den starren Charakter eines Steinmonuments, das zweite ist weich und fein behandelt, wie ein zartes Holzrelief und erscheint älter.

Ein Lettner schloß früher den Chor ab.

Anbauten. Die Nepomukskapelle. Wie die Sakristei, so bildet auch diese Kapelle außen eine verunstaltende Zuthat zum ursprünglichen Bau. Ihre Geschichte steht auf drei, in ihrem geschmackvollen Innern angebrachten Grabdenkmälern. Das erste trägt das Bildnis des Stifters mit der Umschrift: Fran. Fried. S. R. J. C. in Wolkenstein etc. Fundat. A. MDCCI. Die zweite Tafel ist sein Epitaphium und lautet in der deutschen Übersetzung: Stehe still, Wanderer, und blicke das Bild an des in das immerwährende Gedächtnis noch mehr als in den Marmor eingegrabenen hochwürdigsten und erlauchtesten Herrn Franz Friedrich, des hl. röm. Reichs Grafen von Wolkenstein | und Trosburg, der Kathedralkirche zu Augsburg obersten Custos, der fürstlichen Kirche zu Ellwangen ältesten Kanonikus, auch Jubilars und Propsts von Wiesensteig u. s. w. Mit ihm wuchs von der Kindheit an 79 Jahre hindurch das größte Mitleiden mit den Armen, die Freigebigkeit gegen die Gott geheiligten Tempel und die Andacht zu der Gottesgebärerin. Wie er diese im Leben als seine geliebteste Mutter ehrte, so hat er sie sterbend zum Erben all seiner Habe eingesetzt, nur seinen Leichnam dieser seiner Kapelle zurücklassend, damit er in dem für immer gestifteten Heiligthum eine immerwährende Hinterlage seiner unerschöpflichen Freigebigkeit bleibe. – Die Kapelle ist also 1701 vom Canonikus Franz von W., nicht von dem Stiftsdekan Joh. Jos. Franz Gabriel von W., der nach dem dritten Denkmal 1690 geboren, am 22. September 1753 starb; sie wurde auch nicht zu Ehren des hl. Joh. von Nepomuk erbaut, vielmehr geschah die Stiftung zu Ehren Mariä, und wenn nicht auch der Titel, so doch wenigstens der Einbau zu Ehren der hl. Familie. Drei Fresken im Gewölbe sind dieser gewidmet, der hl. Jungfrau das Bild der unbefleckt Empfangenen, Jesu symbolisch der Mannaregen, dem hl. Josef das Vorbild des traumdeutenden und zum Retter und Nährvater Egyptens gewordenen Josef, des Sohnes Jakobs. Im Altarblatt erweitert sich der Gesichtskreis auf die nächsten Verwandten der hl. Familie, zu deren Füßen sie gruppirt sind. Daher auch die Inschrift mit der Widmung: Triadis creatae Consanguineis. Die Verehrung des erst im J. 1729 kanonisirten Joh. von Nepomuk, – eine Reliquie kam am 15. April 1739 in den Besitz der Kirche – gab 1740 einer Bruderschaft ihre Entstehung, deren Vermögen in Verbindung mit einer älteren, von Spaurschen Stiftung zur Errichtung des Benefiziums, jetzt Kaplanei zum hl. Joh. von Nepomuk Anlaß und Mittel bot (Schwarz, a. a. O. S. 47). Ein schönes, hohes, sich perspektivisch vertiefendes Schmiedeisengitter verschließt die Kapelle gegen die Kirche hin. An einem der Wandbilder steht: Jo. Se. Hueber 1707.

Die geräumige zweistockige Sakristei, an Stelle der alten, noch auf dem Kirchenmodell der Erzplatte sichtbaren, an das südliche Seitenschiff und die Ostseite des rechten Querschiffarmes hin gebaut 1699 (diese Jahreszahl steht in der inneren Sakristei), verdeckt außen gerade einen der schönsten Theile der Kirche.

Bei Übersiedlung des Generalvikariats nach Rottenburg wurden i. J. 1818 zur Ausstattung der dortigen Domkirche viele | kirchliche Utensilien der Stiftskirche dahin überführt. Von dem was die Kirche heute noch besitzt, sind zu nennen: einige Spätrenaissance-Metallarbeiten, Kelche, eine zierlich gearbeitete silber-vergoldete Platte, mit größerem Wassergefäß und zwei dazu gehörigen Ampullen, ein silberner gothischer Arm mit Reliquien des hl. Vitus, 3 kleine gothische Reliquiarien, Ostensorien; aus neuester Zeit ein Emailkelch mit Emailmalerei romanischer Form, wohl das bedeutendste, was Württemberg in dieser Gattung an neueren Arbeiten besitzt; in der heute als eigentliche Sakristei benützten Abteilung des Erdgeschosses befinden sich die schönen gothischen Holzstatuen des Hariolf und Erlolf; dieser trägt das Kloster-, jener das Kirchenmodell. (Ähnliche steinerne Figuren im Garten der südlichen Schloßbastion.) Die nebenliegende hübsch stuckirte Stiftsherrnsakristei hat ein gutes Mobiliar im Spätrenaissancegeschmack, Beichtstuhl, Waschbeckenstuhl und besonders einen sehr langen Kelch- und Linnenschrank mit den trefflichen in Buchs geschnittenen Wappen der damaligen Stiftsherrn, bis 1699. Endlich ist zu nennen ein Elfenbeinkrucifix mit den Wappen der Eltern des Propstes Blarer von Wartensee, Diethelm, † 3. Februar 1629, und Sidonie, geb. v. Hausen, † 22. Jan. 1601, Schwester des Propstes W. v. Hausen. In der oberen, als Paramentenkammer benützten Sakristei sieht man schön den Rundbogenfries der Kirche. Aus derselben Zeit (um 1700) stammt die nicht störende steinerne Vorhalle am nördlichen Nebenchor.


Das ehemalige Benediktinerkloster, nördlich der Kirche. Im Jahr 1443 wurde das Kloster eingeäschert und im Jahr 1460 das Kloster Ellwangen umgewandelt in ein Kollegiatstift. Statt eigentlicher Klostergebäude entstanden nun solche Bauten, die für die Berathungen des Stiftkapitels, für die Vermögensverwaltung und das Archiv nöthig waren. Laut der päpstlichen Bulle Pius II. vom 19. Febr. 1460 lag damals noch Alles in Trümmern, und es scheint, daß erst unter Propst Albert I. (1460–1502) die Kapitelbauten erstellt wurden. Dazu gehört der in gothischem Stil wiedererbaute, aber nur nach und nach eingewölbte Kreuzgang; dazu die von seinem Westflügel ostwärts hinaustretende sehr geräumige Kapelle zu unserer lieben Frau, die nach zwei Inschriften 1473 gegründet wurde. Am nördlichen Strebepfeiler steht: 1473. In crastino sancti Johannis baptiste lapis fundamentalis primus hic subtus est positus; am südlichen Strebepfeiler: 1473 am fritag nach | sant iohans des teuffers tag da ward der erst stein gelegt. Über der letzteren Inschrift ist groß eine Taube ausgemeißelt. Das im Jahr 1884 geschmackvoll wieder ausgemalte Innere trägt ein hübsches Netzgewölbe, mit Christi Haupt auf dem Schlußstein. Der Kreuzgang, wie die Kapelle mit zahlreichen Grabdenkmälern geschmückt, hat noch gute spätgothische Maßwerksfenster, reiche Netzgewölbe mit vielen Wappenschildern und 1473, im nordwestlichen Theil in den ausartenden Formen der Gothik. An seinem gegen Westen schauenden Flügel erhielt sich über dem Eingang in den Kreuzgarten ein großer uralter dreieckiger Thürsturz, ohne Zweifel aus der Zeit der Erbauung der Stiftskirche stammend; überhaupt scheint die Umfassungsmauer des Kreuzgangs z. Th. mit der Kirche noch gleichzeitig zu sein. An der östlichen Rückwand stark übertünchte spätgothische Steinskulptur: Maria mit St. Nikolaus und St. Emmeran, dabei ein Wappen mit Hifthorn, wahrscheinlich Hornung. Dasselbe Wappen auf einem kleinen Grabdenkmal an der Wolfgangskirche; A. d. 16 . . starb der erbar und bescheiden Carol. Hornung. A. d. 1604 den 25. tag Januari starb die erbar Fraw Siwila Craftin.

Voriges Jahr hat die Restauration der Kapelle begonnen und wird in diesem Jahr durch Maler Kolb fortgesetzt, durch eine Wandmalerei an der Südseite, eine Pieta zum Ersatz einer dort gefundenen alten, aber leider fast unkenntlich zerstörten. S. Archiv für christliche Kunst, Jahrg. 1884, S. 55. Die dekorative Malerei ist von Hans Martin. Das Ostfenster, dreigetheilt, war zugemauert, ist jetzt wieder geöffnet und samt den 4 anderen mit schönen teppichartigen Glasmalereien von Waldhausen und Ellenbeck in Stuttgart geschmückt. Der schöne „Christus im Grabe“ in der Predella des Altars ist von Bildhauer Federlin in Ulm. Der sehenswerthe Christus am Kreuz über dem Hochaltar ist alt, Schluß der gothischen Zeit; man fand ihn auf dem Boden des Kreuzgangs.

Der nördliche Flügel des ehemaligen Benediktinerklosters, der Kapitel-Kasten, enthält außer Magazinsräumen oben einen zweischiffigen Saal mit sechs spitzbogigen Gewölbejochen. Die zarten Rippen ruhen in der Mitte auf zwei schlanken Säulen, an der Wand auf Menschenköpfen als Konsolen.


Grabdenkmäler.
Außer den noch vorhandenen noch mehr oder minder gut erhaltenen Grabdenkmälern sind aus Khamm Auct. S. 206–221 | noch manche zu ergänzen, oder auch die Inschriften von ganz verschwundenen zu entnehmen. Außerdem befindet sich im K. Staatsarchiv in Stuttgart eine von einer Hand geschriebene Sammlung von Grabschriften, mit der Aufschrift: Epitaphia totius ecclesiae, sie stammt aus dem Ende des siebzehnten oder Anfang des achtzehnten Jahrhunderts und ergänzt vielfach das Khammsche Verzeichnis. Busl (a. a. O.) hat nach diesen und andern Quellen die Grabdenkmäler zusammengestellt, doch gibt er nicht die Inschriften selbst, nur das Sterbejahr. Wir nennen:

     1. In der Kirche.

An der Westwand des linken Querschiffes steht die lebensgroße gutgearbeitete Statue des Propstes Christoph von Freiberg, von mächtigem Körperbau (fuit vasti corporis, s. Khamm cap. IV. no. 178) mit dem Wappen der Freyberg. Die Umschrift hieß:

O momentum, a quo aeternum mirabile pendet,
Dat bona perpetuo, vel mala vita brevis. Jesus. Maria.

Reverendissimus atque amplissimus princeps et dominus dominus Christophorus de Freyberg Dei gratia praepositus et dominus Elvacensis, cum praepositurae tam in politica, quam in ecclesiastica republica annis XI feliciter praefuisset, plenus dierum, canisque venerandus, animam Christo, a quo acceperat, reddidit, anno salutis humanae M. D. LXXXIV. die 4. Martii aetatis vero LXVII.

Dessen Nachfolger, Wolfgang von Hausen, verpflichtete sich bei seiner Wahl, vor Christophs Grab eine brennende Lampe zu erhalten und einen Jahrtag für ihn zu stiften.

Ebendort liegt auch Propst Johann Christoph II. von Freyberg. Das Denkmal hatte die Inschrift: Siste Pedem Viator. – Conditus hic quiescit Joannes Christophorus Dei gratia praepositus et dominus Elvacensis. Electus anno 1613 . 20 Martii. Obiit 1620 . 24. Decembris, aetatis suae 69. Tu manes pios precibus persequere.

Der ausgezeichnete Fürstabt Syfried (1400–27) ruht gleichfalls hier (vergl. Khamm cap. III No. 104: „ante aram S. Joannis Baptiste terrae mandatus). Sein Nachfolger Fürst Abt Johannes von Holzingen (1427–52) ruht vor dem ehem. Nikolausaltar im südlichen Querschiffarm.

Fürstpropst Johann Jac. Blarer fand seine Ruhestätte beim Allerheiligenaltar, eine der dortigen Grabplatten zeigt noch sein | Wappen, den Hahn. Seine nicht undenkwürdige Grabschrift lautet: Hic situs est reverendissimus et illustrissimus princeps Joannes Jacobus D. G. praepositus ac dominus Elvacensis natus ex avita et praenobili Blareriorum a Wartensee, electus in principem et praepositum Elvacensem M.DCXXI. 27. Januarii. Ejectus in exilium quadriennale a Marte Suecico Germaniam depopulante M.DCXXXI. Reductus ad oves suas fidus pastor, caeso ad Nördlinguam Sueco a Ferdinando II. Rom. Imp. M.DCXXXIV. Confectus senio et curis morti palmam cessit reficiendus in aeviterna M.DCLIV. die IX Martii.

An dem Pfeiler gegenüber, auf der Epistelseite, da wo jetzt Skt. Nepomuk steht, gestiftet von Franz Ludwig (1694 bis 1732) war früher ebenfalls ein Altar, vor dem nach Resten von Wappen auf der abgeschliffenen Grabplatte zu schließen, Fürstpropst Heinr. Christ. von Wolframsdorf (1687–89) beigesetzt wurde (s. Grabschrift bei Khamm S. 216). Sein Herz ruht vor dem Gnadenaltar auf dem Schönenberg. Hinter dem Marienaltar wurde der Scholastikus und erwählte, aber nicht zur Propstwürde gekommene Albert Schenk von Schenkenstein, † 1478, begraben. Seine Grabschrift lautete: Anno domini M.CCCCLXVIII obijt venerabilis vir dominus Albertus Schenkh de Schenkhenstein, canonicus, primus scholasticus erectionis ecclesiae Elvacensis.


     2. In der Vorhalle.

Das älteste und merkwürdigste Grabdenkmal ist das des Ulrich von Ahelfingen, mit der Umschrift: Anno domini MCCCXXXVIIII obiit . . . dominus ulricus de Ahelvingen (fer)ia secunda ante diem sancti valentini proxima (d. i. 8. Februar). Die schöne Majuskelschrift ist theilweise abgekürzt und abgeschlagen. Das starrbärtige Haupt des betend liegenden Ritters ruht auf dem Wappenhelm, an der linken Seite der etwas beschädigte Schild der Ahelfinger, über der Kettenrüstung ein langer Rock. Die Figur zeigt Spuren mehrfacher Bemalung, die älteste hat noch die ursprüngliche blaue Farbe der drei Schildchen im Wappenschilde (vergl. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 18. Band, 1871. S. 41 ff. mit zwei Holzschnitten).

Schöner, gespreizt stehender, schlanker Ritter in der Rüstung, auf einem Löwen, den Helm auf dem Haupt, lebensgroß. Anno | domini MCCCCLXIIII an dem vits abent starb der vest Albrecht von Schwabsperg . dem got genad.

Am innern Pfeiler. Eine Frau knieend vor Christus in Wolken, hinten ein Engel, auch im Brustbild. Anno domini MCCCCLXXVI starb die edel frau margret von swabsperg. geborne von neunegk . am achten des ostertag . der got gnad.

Schöne Gruppe. Christus am Kreuz, davor Magdalena knieend, hinten zwei Jünger, vorn kniet ein Geistlicher mit dem Schwabsbergschen Wappenschild:

Anno domini 1505 die quinta mensis maij obijt venerabilis vir Georgius de swabsperg maioris Aug. et Elwac. eccles. canonicus huiusque ecclesiae custos.

Ein künstlerisch werthvolles steinernes Frührenaissancegrabmal mit den Brustbildern und prächtigen Wappen der Verstorbenen: hie liegent begraben der edel und vest pauls von gültlingen . der starb anno 1520 am cristtag unnd rosa ein geborne burgkgrävin sein eeliche hausfraw . die starb anno 1522 am dinstag Inn pfingstfeirtagen . den got gnedig sein wel. Zwischen beiden steht O Got und oben das Monogramm des Bildhauers C W in einander verschlungen. Dem Wappen nach ist es eine Burggräfin von Landt.

Gemaltes Renaissance-Epitaph mit Krönung Mariä, unten knieen Herr und Frau mit den Kindern: Anno domini 1544 am S. Ulrichstag Ist Verschiden der Edel und Vöst Ludwig von Rinderbach . Und Anno 1584 den 7. tag Octobris ist hernach Verschiden die Edel und Tugethaft Frauw Margretha von Rinderbach geborne von Neuwhaussen sein nachgelaßne Wittib u. s. w.

Ein roh gearbeiteter Schwabsberg kniet vor dem Gekreuzigten: A. d. 1549 am Gaylen Montag starb der gestreng edel und ernvest Her Hans von Schwabsberg Ritter . dem Got genedig sey.

Kleines Grabmal, der Verstorbene kniet vor dem Gekreuzigten: Anno 1567 am Freytag vor Viti verschidt der Ehrwür. Edle Herr Christoph von Westerstetten, Dechant des Stüffts allhier zue Ellwang, Thumherr zue Eichstett und Augspurg bei seim Brueder Wolff Rudolph von Westerstetten zue Wasser Ahlfingen. Ist zue einem Chorherren alhier auffgeschwohren anno 1526, damals 15 Jahr seines Alters und 14 Chorherr allhier gewesen. Anno 1540 zue eim Dechant erwöhlt. Regieret die Dechaney 27 Jahr. Ist seines Alters 56 Jahr gewesen . dem G(ott) G(nad).

| Epitaph: Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, unten kniet klein der Stifter: Anno 1588 den 28. tag Juni starb der Edel und Vöst Wilhelm Mumbrat von Spiegelberg.

Prächtiges kleines Grabmal aus gelbbraunem Marmor am rechten Pfeiler, erinnert in der Arbeit an Leonhard Kern aus Forchtenberg. Der Verstorbene kniet in geistlicher Tracht vor dem Gekreuzigten. Oben das Freyberg’sche Wappen, von zwei herrlichen halbgewandeten weiblichen Figuren umlegt: Anno domini MDCXXIV die V mensis maij circa horam VII ante meridianam pie in domino obijt admodum rev. praen. dns dns Burchardus Fridericus a Freyberg et Eysenberg, cathedralis Augustanae et Elvacensis ecclesiae Canonicus . nec non reverendissimo praeposito a consiliis . c. a. d. v.

Auf dem Boden Grabplatte mit Wappen: Anno 1628 den 12. may ist gestorben der Wol Edel und Gestreng Ernst von Schellenberg Zuo Altmanshoven, Fürstl. Ellw. Rath und Hofmaister u. s. w.

Am Pfeiler links große Solnhofer Platte mit 5 Wappen: Anno 1676 den 12. May ist in Christo Seelig Verschiden die wolgeborne Frau Barbara Elisabetha Freyfrau von Rechberg, geborne Freyin von Freyberg etc. weyl. Herrn Johann Ernsten Freyherrn von Rechberg etc. nachgelassne Wittib u. s. w.

Dann ruhen hier noch: Fürstpropst Bernhard von Westerstetten (1502–1503), † 1503 26. Juni, ruht vor dem Ulrichs- und Konradsaltar (Khamm l. c. IV n. 149). – Frau von Westerstetten, des Wolff Rudolf von W. ehel. Hausfrau, † 1557. – Ulrich von Knöringen zu Kreßberg, † 1563, und Anna von Kn., geb. v. Westerstetten Wittib, † 15 . – Sibylle von Wöllwart, Tochter des Hanns Rennhardt v. W. und Barbara v. W., geb. Graveneckh, † 3. Jan. 1565. – Wolff Rudolf von Westerstetten zu Altenberg, † 16. Febr. 1606. – Rudolf von Westerstetten zu Stauffen, Rath und Obervogt auf Kochenburg, † 16. Oktober 1620. – Wilhelm von Wöllwart, † 1648. – Wolff von Westerstetten, † 22. April 1649. – Canonicus Graf von Spaur, † 21. Nov. 1747. – Eine Frau von Schwabsberg, geb. von Trautmannsdorf, † 1534. – Kanzler Joh. Preg, † 17. April 1555. – Fr. Jos. Wilh. Graf von Muggenthal in Bedernau, † 5. Nov. 1730.

Auch Abt Kuno’s II., † 1367, stark vergangener Grabstein liegt hier (Khamm, Auct. 44) mit der Inschrift in Majuskeln: . . . Obiit Kuno de Gundelfingen in die . . . cirumcisi . . .

|      3. Grabdenkmäler im Kreuzgang:

Das mit der Gestalt des Verstorbenen gezierte Grabmal des Wilhelm von Rechberg; eine Mütze deckt sein bärtiges Haupt, in den betenden Händen hat er den Rosenkranz (s. Abb. sammt Text im Anzeiger für Kunde der Vorzeit des germanischen Museums zu Nürnberg 1871 Nr. 12 und 1875 Nr. 4).

Die Umschrift ist verstümmelt, aber es erhielt sich eine Abschrift von einer gleichzeitigen Tafel, welche neben dem Grabmal angebracht war, die Stiftung eines ewigen Lichts betreffend. Die Notiz lautet: Anno 1506 am Sambstag vor unser lieben frawen Liechtmeßtag ist in Gott verschieden der Edel und Gestreng Herr Wilhelm von Rechberg von Hohenrechberg, Ritter, deme Gott gnedig und barmhertzig seye. [Dieselben Worte standen auf dem Grabstein, der sich ursprünglich in der Marienkapelle befand.] Hierauf hab ich Helena von Fronsperg Wittib, geborne von Hohen Rechberg, sein geliebte Tochter, gestüfft das Liecht, so zuo ewiger Zeit ohn’ Underlaß allda brinnen solle, Gott dem Allmechtigen forderst zuo Lob und alsdann der hochwürdigen Jungfrawen und Mueter Mariä zu ehren, u. s. w. Ende des 16. Jahrhunderts wird diese Stiftung noch einmal erwähnt, neben einer zweiten, welche in die gleiche Kapelle von einem miles (d. h. Ritter) von Westhausen gestiftet worden war.

Die große bemalte Gedenktafel in guter Frührenaissance des Hans Walther von Hirnheim, kais. Forstmeisters und kgl. englischen Obersten, † zu Genua 15. September 1557. Die Inschrift lautet: Anno domini 1. 5. 57 ist der Edel und Streng Her Hanns Walther von Hirnheim, Ritter, der Römischen Maystett Vorstmeister in der Marggraffschaft Burgau, und der kön. Mayst. Engeland Obrister in Neapolis gewesen, den 15. tag Septembris zuo Genua verschiden, volgents gehn Neapolis in S. Jacob Kirchen begraben worden. etc.

Sandsteingrabmal, mit Auferstehung und Himmelfahrt Christi, der Ursula Steinheusserin von Neidenfels, geb. v. Hirnheim, † 1566.

Hübsches Solnhofer Grabmälchen mit Auferstehung Christi: Reverendus et nobilis dominus Johannes Georgius a Leonrodt ecclesiae huius canonicus et custos vir insigni erga deum hominesque pietate . obiit die XVIII aprilis a . Christi M.DXCIIII . aetatis suae LXXXII . u. s. w.

Renaissancegrabmal, knieend vor der Krönung Mariä: Anno domini M.DLXXVIII die vero X mensis augusti obiit reverendus | ac generosus dominus Ludovicus Baro in Grafeneck, ecclesiae sancti Viti Elvacensis decanus, nec non ecclesiae cathedralis Augustanae Canonicus, u. s. w.

P. Philippus Jeninger Societatis Jesu, Ditionis Elvacensis, ac totius late viciniae per IV dioeceses missionarius indefessus hic quiescit, a laboribus Apostolicis nunquam quieturus, nisi fata jussissent. Per avia et devia pedes cucurrit jugiter, ut in via recta firmaret innumeros, a Deo et religione toto coelo errantes reduceret complures, felix in illis, stupendus in istis. Dum vixit sibi penitus mortuus proximo tantum vivere credi poterat, ni palam constitisset, quod soli Deo vixerit. Cujus gloriae propagandae, cum nimis arctum putaret orbem nostrum in alio Indicas, jam sexagenarius etiamnum exposcebat, sed vota ardentissima subito extinxit febrilis aestus et viro desideriorum terminum posuit in aditu aeternitatis VIII Februarii Anno bissextili M.DCCIV. – Tu viator, mobili tam pio hic fixo aeternam requiem precare.

Renaissancegrabmälchen aus Solnhofer Stein, mit Wappen, des Jo. Phil. Spet a Zwiefalten, † 10. März 1666, 77 Jahre alt, principalis ecclesiae Elvacensis et equestris Comburgensis senior et scholasticus, celsissimi principis consiliarius. Fui, quod estis, eritis, quod sum.

Das des Heinrich Wilh. Mor. von Wolframsdorf, † 1721.


     4. In der Liebfrauenkapelle des Kreuzgangs:

Anno domini MDCLXIII – XXIX. Oct. pie in christo obiit admodum reverend. perillustris et generosus dominus Dns Georgius Ludovicus A Freyberg baro in Justingen et Opfingen principalis ecclesiae Elvacensis canonicus aetatis suae ann. XLIII mens. X dierum XXI cuius anima requiescat in pace. Oben in der Mitte, sehr schön erhaben gearbeitet, das Wappen des Verstorbenen.

Grabstein von Alabaster, späte deutsche Renaissance, in der Mitte eine vor dem Crucifix knieende Figur in Hochrelief mit Schnauz- und Kinnbart, im Hintergrund eine Stadt: Anno domini 1616 die ult. mensis decemb. obiit praenobilis ac venerabilis dns Christophorus de Gemmingen, summae aedis Augustanae praepositus, hujus decanus, Eistadiensis canonicus, cujus anima deo aeternum vivat. amen.

Solenhofer Tafel. In der Mitte großes Wappen von Humpiß. An den Seiten Humpiß, Freyberg, Berfal, Stein.

| Hic jacet adm. rever. et praenob. DD. Joan. Franc. Adalbert Hundbiss a Waldrams. Princ. Eccl. Elvac. canonicus et senior natus XXIII april. anno MDCXXXII canonicus factus anno MDCLIII. anno MDCLXXXV aprilis XXII ipsa die, qua redemptor orbis e tumulo resurgens ad vivos redijt, ad mortuos abijt in spem beatae resurrectionis.

Grabmal in Sandstein, Renaissance, mit knieendem Reliefbild eines Geistlichen.

Schrift über dem Bild: Ego sum resurrectio et vita qui credit in me etiamsi mortuus fuerit vivet etc. Joan. cap. XI.

In te Domine speravi non confundar in aeternum, in iustitia tua libera me. Psalmus XXXI.

Unter dem Bild ist die Inschrift stark abgeschiefert und nicht mehr ganz leserlich; sie lautete: Henricus Adelmann de Adelmannsfelden ecclesiarum in Ellwangen et Comburg Canonicus, huius quidem cantor, illius autem scholasticus; pie in Christo obdormivit anno Christi 1579 die 18. Septembris u. s. w.

Grabmal mit 8 Wappen: Muggenthal, Stein, Schad, Landau, Freyberg, Lösch, Rechberg, Closen.

Joan. Egon car. jos. ant. S. R. I. comes a muggenthal, in Beedernau et leipach vixit XXX. – obiit Juni MDCCXXXI.

Scholasticus Christoph Patricius Blarer a Wartensee anno aetatis suae XLV, Divini sui magistri MDCCXVIII VIII idus decembris.

Mit folgenden Wappen: in der Mitte das Blarerische groß, auf den vier Ecken: Blarer, Neyberg, Adelmann von Adelmannsfelden, Rechberg.

Grabmal in Renaissance-Architektur. Oben in der Stichbogenverdachung Gott Vater in Hochrelief, die Akroterien zwei sitzende Engelchen, am Architrav: Wappen von Freyberg und Rechberg verbunden. An den Pilastern, links: Freyberg, Knöringen, Stadion, Baugarten; rechts: Rechberg, Rechberg, Gysenberg, Hürnhaim. In der Mitte Maria mit 2 Rosenzweigen eingefaßt, von denen jeder 5 Rosen zeigt; dazwischen 7 kreisrunde kleine Medaillons mit Reliefs aus der Geschichte der Maria. Unten eine Ritterfigur und eine Frau zu beiden Seiten des Crucifixes knieend, vor ihm sein Helm, hinter ihm sein Sohn. Darunter Schrift in zwei Feldern: anno 1607 den 14. Tag septembris starb der edel und gestreng Johann Walther von Freyberg vom Eissenberg zu allmendingen, fürstl. rath und Stadtvogt allhie gewesen, | dessen Seel der allmechtig Gott gnedig und barmhertzig sein welle. amen. – anno 1589 den 31. Tag may starb die edel und tugentreich frau Veronica von freyberg geborne von rechberg vom hohen rechberg deren Seele Gott der almechtig gnedig und barmhertzig s. w. a.

Einfache Platte mit dem Hornsteinschen Wappen des Joan. Bapt. LB de Hornstein á Göffingen, nat. 1726, 1744 soc. Jesu ingressus, † 12. Febr. 1788 62 Jahr alt.

Einfache Tafel aus Solenhofer Stein: Siste pedem viator et hoc[ER 3] saxum perlege, quod adm. Rdo. et Praenob. domine Christophoro Marquardo ab OW in feldorff cath. ecclesiae Aug. et colleg. Elwacensis canonico aetat. XLIII. MDCLX defuncto chariss. fratri suo posuit Joan. Erhard ab OW in Wachendorff.

Tafel mit 5 Wappen, 3 oben herüber, 2 unten:

Obiit XII. octobris anno MDCCLXVII Reverendissimus perillustris perquam gratiosus Dominus D. Philippus Theodoricus Sigismundus LB ab Ehrthal Dns in Leuzendorff et Gocksheim. ecclesiar. cathedr. Wormat. et Wirceburg: capitular. Etrespēe (?) domicellar., ecclesiar. principal. elvacensis et equestris comburg. canonicus capitularis et scholasticus rever. Principum Wirceb. et Elvacensis consiliarius intimus natus V. Novemb. anno MDCCXIV. Dignus longiori vita nisi dignior fuisset aeterna, virtutum exempla vivis omnibus, bona sua ecclesiis, merita sua et se ipsum dedit coelo.

Schöne Solenhofer Tafel mit den Wappen, links: von Baden, zu Rain, Truchseß von Wohlhausen, Koppenstein; rechts: Kageneck, Andlau, Zorn von Bulach, Hagenbach; oben in der Mitte dasjenige des Carolus Ignatius L. baro de Baden, natus 1712, 16. Dec., obiit 1778, 22. April.

Endlich das prächtigste Denkmal der Kapelle, das des Ignatius Desiderius a Peuttingen, juris utriusque Doctor aus schwarzem und weißem Marmor, und Stuckmarmor. MDCXLI Augustae XII Martii natus, MDCCXVIII, XVIII Oct. defunctus. Oben der Tod mit Sense und Stundenglas hinter dem Brustbildmedaillonrelief. Zu den Seiten vier Engel, unten in schöner Arbeit das Wappen mit den drei Muscheln auf dem schrägen Balken.

Wir nennen noch von verschwundenen Grabplatten (nach dem Manuskript):

Anno domini M.CCCCLXXXIII in die S. Annae obiit venerabilis dominus Georgius a Stein de Diementstein . decanus | primus huius ecclesiae Elvacensis . cuius anima requiescat in sancta pace.

Anno domini 1474 am S. Mauritij tag starb der Edel undt Vest Wilhelm von Westerstetten zuo Katzenstein, u. s. f.

Anno domini 1489 am S. Egiditag starb der Edel und Vest auch der letzest des Stammes von Bopfingen, Rudolf . .

Anno domini 1522 in die Joannis Ev. fatum oppetiit ven. et nob. vie Paulus de Rechberg de Hohen Rechberg, h. e. can.

Genere, virtute atque auctoritate nobilibus Wilhelmo et Davidi ab Hyrnheim Collegii hujus scholasticis et canonicis, quorum hic XXI. mensis Aprilis anno salutis Dominicae MDXVIII, ille vero die III mensis Junii anno M.DXX carnis suae absolvit debitum. – Joannes Walterus ab Hyrnheim amorem suum multae posteritati affinium suorum declarans, hoc in memoriam fieri fecit . 1541.

Condita sunt hic cineres et ossa venerabilis, egregii ac nobilis viri Georgii ab Hyrnheim, hujus ecclesiae canonici et decani etc. † XIV die mensis Maji Anno 1537.

Als man zalt von Christi geburt 1576 auf den 11 tag Mertzen starb der Ehrenvöst undt hochgelehrt herr Ludwig Rentz beyder Rechte Doctor undt Cantzler, etc.

Darnach im Jahr 15 . . auf den . . tag . . starb auch die Edle undt thugentsame Fraw Margaretha Rentzin, geborne Veckherin, sein ehelich gemahl, etc.

Anno domini M.D.XXXVI. die 14 Septembris obijt egregius et nobilis dns Albertus Thumb de Neuburg, huius ecclesiae canonicus ac custos. cuius anima requiescat in pace.

Anno domini 1. 5. 12 die 15. Augusti obijt venerabilis et nobilis Dominus Ludovicus de Jarsdorff, huius ecclesiae canonicus. etc.

Anno 1. 5. 52. die nono Decembris Egregius ac Nobilis dominus Jacobus à Westerstetten, Stutgardiensis Praepositus, Augustanae et Eystettensis Ecclesiarum Canonicus nec non Elvacensis Scholasticus animam suam coelo reddidit.


Die Marienkirche, bis 1818 Pfarrkirche der zweiten Pfarrei, dann mit der Stiftspfarrei vereinigt, in der eigentlichen Stadt. Nach der Pfarrbeschreibung wurde sie mindestens im dreizehnten Jahrhundert gegründet; einer Einweihung wird erwähnt 1398, als Haupterbauer gilt in den Jahren 1427 und folgenden | Fürstabt Johann von Holzingen; sie hat ihre gothische Form im Grundplan wenigstens und den Umfassungsmauern bis heute bewahrt. Es ist ein langgestreckter, dreischiffiger, im Chor einschiffiger Bau, der Chor schließt vieleckig und ist wie das Langhaus ohne Strebepfeiler. Der Thurm steht dem Chore zu an der Südseite der Kirche und hat noch am besten die alte Art. Unten herauf mit schönem geschliffenem Quaderwerk mit einigen ächten, feingebildeten Spitzbogenfenstern, erinnert er noch an das 14. Jahrhundert; die drei oberen Geschosse sind jünger, mit breiten öden Spitzbogenfenstern, und endigen in einer Zwiebelkuppel. Die Kirche selbst zeigt in den Fenstern nirgends mehr gothisches Maßwerk, ihr äußerer Eindruck ist ziemlich nüchtern. Anders das Innere. Drei Stile wirken hier zusammen: die Gothik durch die Länge des Grundplans, die Renaissance in Pfeilern, Gewölben und Bögen, das Rokoko durch die reichste Ausstattung mit Gemälden. Die drei Stilarten durch eine durchgängige ornamentale Bemalung harmonisch zu verbinden, zu verschmelzen, unternahm in den letzten Jahren Stadtpfarrer Dr. Schwarz mit Hilfe des Malers Fr. X. Kolb. Er wählte den mittleren, den Renaissancestil zu seiner Polychromie und es gelang ihm, die widerstrebenden Formen zu fassen und zu beugen unter ein höheres Gesetz. Der Eindruck des langen, lichten, großen, in guten Verhältnissen aufgeführten ganz gewölbten Raumes ist ein feierlich wohlthuender. Die Farben sind z. Th. keck und fast schwer, gegenüber den leichten an Porzellanmalereien gemahnenden Tönen der zahlreichen Rokoko-, Wand- und Deckenbilder. Aber mit der leichten Färbung des Rokoko an den starren rechtkantigen kahlen Baugliedern hätte man diese Räume niemals zur einheitlichen Wirkung gezwungen. Und eine gothische Malerei hätte vollends gar nicht zu den vorhandenen Räumen gestimmt. Das Mittelschiff ist breiter und etwas höher als die Seitenschiffe, die Arkadenpfeiler sind quadratisch mit durch Viertelsstäbe abgefasten Ecken, alles in Halbflachbögen und halbflachen Gewölben, nunmehr in Gold und Farben schimmernd und prangend und der prächtige Eindruck noch erhöht durch die lange Perspektive dieses Hallenraumes.

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Fünf Arkaden und fünf Gewölbejoche kommen auf das Langhaus, zwei auf den Chor, der überdies noch halbachteckig schließt. Die Pfeiler haben jonische Kapitäle mit Zopfbatzen zwischen den Schnecken. An der Decke des Chores erscheint eine große, ergreifend liebliche Madonna, von 4 schwebenden Engeln in einer | Rahme getragen, schöne, leicht gefärbte Stuckarbeit. Im Chor neue gemalte Scheiben. Auch Altäre und Kanzel neu, in reichster Renaissance, mit allen erlaubten Mitteln.

Ausdrucksvolle Pieta und Madonna mit Kind aus der Renaissancezeit in zwei Nischen des südlichen Seitenschiffes.

Auch ziehen sich im Chor noch einfache alte gothische Chorsitze hin. – Im Jahr 1753 wurden die Säulen, ehemals rund und für die Last des Gewölbes, das einen Sprung erhalten und dem Einsturz drohte, zu schwach, viereckig gemacht und oben durch kleine Gewölbe verbunden (s. u.).

Die Restauration der Marienkirche wurde nach den Zeichnungen des Malers Fr. X. Kolb ausgeführt; Entwurf, Kartons in natürlicher Größe, Farbenskizze, alles ist von ihm. Auch die Zeichnung zu der schönen Kanzel ist von Kolb, im Bau wie in der Decoration. Jos. Bertsch, Kunstschreiner, der sich in seinem Geburtsort Dormettingen bei Balingen niedergelassen hat, hat Altäre und die Kanzel gefertigt. Unter den die dekorative Malerei ausführenden Kräften hat sich ganz besonders Hans Martin, geb. von Aichstetten, OA. Leutkirch, hervorgethan.

Die Deckengemälde der Kirche sind von Edmund Wiedenmann, Maler in Ellwangen. Diese Notiz steht in einem chronikalen Nachtrag im Taufbuch des Jahres 1753, von der Hand des Stadtpfarrers und Decans Balthasar Häfelin: „4. ist alle Malerei durch Herrn Edmund Wiedenmann, ein Ellwanger und guter Maler, gänzlich neu gemacht, auch alle Felder erweitert worden um 340 Gulden.“

Wiedenmann fertigte auch die schönen Altarblätter Mariä Himmelfahrt und Herz Jesu und Mariä, letztere auf den Seitenaltären, das erstere jetzt in der Kapelle des Kreuzgangs. Der Bildhauer Johann Ludwig hatte die Bildhauerarbeit an sämmtlichen Altären daselbst.

Der ursprüngliche Bau der Kirche weist nirgends auf ein Gewölbe hin. Das stimmt auch zu einer Notiz im Taufbuch, Schluß des Jahres 1753, von Stadtpfarrer Balth. Häfelin: „Vor hundert zwanzig Jahren“ (also ums Jahr 1633) „ist die Kirche, wie auch Chor auf damalige Art mit drei Gewölben und Säulen (denn vorher stund die Kirche unter einem Gewölbe) sammt dem Dachstuhl von Wälschen gebaut worden.“ Das „eine Gewölb“ war offenbar ein Holzplafond. Auch die Empore war ja noch bis 1753 von „brauner Holzarbeit“ und „sehr rauchig“. | Bei dieser Gelegenheit wurde offenbar auch das Widerlager des Gewölbes aufgesetzt (das wie das Hauptgesims einer Mauer, aber ganz unprofilirt und plump, auf der Schiffmauer sitzt) und im Chor die innern Strebpfeiler beigefügt. Indessen die heutige Gestalt erhielten die „Säulen“ erst durch Häfelin 1753. „Et postremo haben wir mit großer Mühe die lästigen und viereckigen Säulen auf dermalige Art ringer gemacht und ausgeziert“, d. h. die Pfeiler wurden verdünnt und die zöpfischen Decorationen an den Capitälen dazugethan. Es ist also der Schluß erlaubt, daß die übrigen ähnlichen Rococostuckaturen, besonders über den Portalen, aus derselben Zeit stammen, die edleren, der Renaissance näheren aber aus 1633 oder 1718 (s. unten). Bis 1753 hatte das Schiff auch noch seine gothischen Fenster mit Pfosten und Maßwerk. Denn Häfelin bezeugt weiter unter dem, was er hat vornehmen müssen: „2. In der ganzen untern Kirch oder Langhaus die Fenster ausgebrochen (angesehen dieselben vorher weith schmähler gewesen und in der Mitte selber steinerne Säulen hinaufstunden).“ Ferner ebendaselbst: „1718 bei meinem Gedächtniß ist unter Herrn Stadtpfarrer Christian Karg die Kirche renovirt, mit dermaliger Stuckatur und sehr schlechter Malerei etwas weniges verbessert worden.“ Die Malerei wich der Wiedenmannschen. (Notizen von Stadtpfarrer Dr. Schwarz.)

Hübsche Grabplatten aus Solnhofer Stein, meist aus dem 18. Jahrhundert an den Wänden, besonders im Chor, so: der Maria Magdalena von Knöringen, geb. von Braßberg zu Daxwang, † 13. Febr. 1730, – des Philipp Conrad von Liebenstein, Herr zu Steinbach, Ellw. Hofmarschall etc., † 16. Nov. 1751, der Maria Ursula von Liebenstein, geb. Freiin von Schönberg, geb. 1690, gest. 1757.

Die zweistockige durchaus tonnengewölbte Sakristei liegt zwischen Thurm und Chor.

Im unteren Geschoß ein riesiger Kasten mit Adlern und der Jahreszahl 1665, hübsche Rokokokelche und jene 2/3 lebensgroße silberne Madonna, die nur an besonderen Festtagen auf dem Hochaltar aufgestellt wird, treffliche Arbeit eines Ellwanger Meisters. An dem prächtig verzierten, auch silbernen Fußgestell steht:

In coelo erit pia ac pudica virgo Maria Barbara Rathgebin Georgij Rathgeb et Mariae Waizmännin coniugum ad auream Elvacensem aquilam filia, quae coelorum virgineae Reginae, parochialis Ecclesiae nostrae Matri | ad Virgineam hanc statuam bis mille florenos, et Anno 1748 7ma Sept. pro festa natae Virginis die ipsam in agone legavit animam relinquens virgineum hoc virginibus exemplar. Ignatius Emer aurifaber fecit.

Über den trefflichen Goldschmied Ignaz Emer und andere früher in Ellwangen thätig gewesene Künstler und Kunsthandwerker, siehe unten den besonderen Abschnitt im geschichtlichen Theil.

Große Glocke: † Osanna heis ich. in unser Frauen er leut ich. bernhart lachaman gos mich 1499.

Zweite Glocke: † jesus nazarenus rex judeorum. bernhart lachaman gos mich 1508.

Dritte Glocke: IN HONOREM . B. MARIE VIRG. SVB. REV. ET. ILL. PR. AC. DN. D. IOAN. IACOBO PRAEP. ET DNO ELWANGENSI campana erat fusa . F. Racle lothar. me fecit. ANNO . MDCXXVI. In der Mitte der Glocke das Wappen des Joh. Jac. Blarer und F. Racle Lothar. me fecit.

Kleine Glocke, soll früher auf dem Steinthor als Armensünderglocke gehängt haben: Ave Maria Gratia plena Dominus tecum. Wolfgang Wilhelm Schelchshorn in Eychstet goß mich 1708.

Vor dem Westeingang eine hübsche kreuzgewölbte Vorhalle auf zwei toskanischen Säulen. Schöne Adlerbeschläge in Schmiedeisen unter den Klopfern der 3 Thüren; auch die im westlichen Theil der Süd- und Nordseite der Kirche befindlichen Rundfenster haben gutes Schmiedeisengitterwerk.


Die St. Wolfgangskirche liegt außerhalb, südwestlich der Stadt links an der Straße nach Schrezheim, im Schatten dunkler Kastanienbäume und schon innerhalb des großen mit schönen Denkmälern geschmückten Friedhofs; sie wurde 1473–76 vom Fürstpropst Albrecht I. von Rechberg zu Ehren des heiligen Wolfgang, Ulrich und Lorenz erbaut und am Sonntag nach St. Veit 1476 eingeweiht. „Den Anlaß zu solchem frommen Vorhaben hat Hochgedachter Fürst daher genommen, weilen sich zu derselben Zeit schon auf dieser Stelle bei dem in der sogenannten Schuppach gestandenen hölzernen Bildhauß St. Wolfgangi ein großer Zulauf und Wallfahrt hervorgethan“. (Hiller’sche Chronik, I). Die Kirche ist ein schöner spätgothischer einschiffiger Hallenbau. An einen Westthurm stößt ein 35 Fuß | weites Schiff und daran ein etwas schmälerer 28 Fuß breiter vieleckig schließender Chor, an der Südseite des Chors eine kleine rechteckige Sakristei; alles schön mit Rippengewölben überdeckt. Der bis jetzt noch unbekannte Baumeister hat es verstanden, bei der verhältnismäßigen Kleinheit und Einfachheit des Baues doch den Eindruck des reicheren und vielgegliederten mit wohlfeilen Mitteln zu erreichen. So sprengte er vor den beiden Haupteingängen an den beiden Langseiten des Schiffes von Strebepfeiler zu Strebepfeiler Netzgewölbe und erhielt so zwei Vorhallen: das unterste Geschoß des Thurmes gestaltete er gleichfalls zu einer Vorhalle und endlich ließ er die Strebepfeiler des Schiffes auch einwärts springen, so daß er an jeder Schiffwand den Anblick von vier spitzbogigen Blendkapellen als nachdrückliche Gliederung der Wandflächen bekam. Mit diesen Blendkapellen mißt die Weite des Schiffs 35 Fuß. Der Bau hält so ziemlich die Mitte zwischen dem derberen schwäbischen und dem zierlicheren fränkischen Geschmack damaliger Zeit. Am Südportal steht auf einer von zwei Engeln gehaltenen Tafel: 1.4.7.3 an. sant. matheus. abent. da. wart. der. erst. stein. gelegt. an. dz. wi(r)dig. gotzhauß. Dieselbe Jahreszahl am Chor. Über der Tafel das Zeichen des Bildhauers, das mit dem in Röttingen (s. Klemm, Vierteljahrshefte V. S. 135) übereinstimmt.

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Der in sechs Geschossen sich erhebende Thurm wird mit dem fünften Geschoß achteckig, neuer, aus Backsteinen und endigt in ein Zwiebeldach. An der Westseite hat er ein (jetzt vermauertes) Portal, das mit Wimperg und Spitzsäulen verziert ist. An der oberen Leibung des gerad gestürzten Südfensters des ersten Stocks ragt ein traurig schöner mit einem Tuch umwundener weiblicher Kopf heraus, mit eingefallenen Wangen und todten Augen; daneben ist ein Baumeister- oder Bildhauerzeichen eingemeißelt. Die großen Spitzbogenfenster des Langhauses und Chores haben alle noch ihr gutes spätgothisches Maßwerk. Auf den Giebeln der Strebepfeiler liegt und kriecht Gethier umher. Besonders reich in schwerfälliger Pracht ist das Südportal. Das zwischen die beiden Strebepfeiler gespannte Gewölbe setzt sich aus reichem Maßwerk zusammen, gipfelt außen in einem breiten mit großen Krabben belegten Wimperg, in dessen Dreieckzwickel das Haupt Christi; wagrecht herüber geht ein Dreiblattfries mit Lilienenden. Zwei Heilige stehen unter Baldachinen rechts und links, am Strebepfeiler noch weiter links ein Dritter, St. Stephanus; auf dem unter den Fenstern hinlaufenden | Kaffsims liegt ein „todter Geselle“ ausgemeißelt. Das dem Südportal entsprechende nördliche ist etwas einfacher und beschädigt, ein Rippengewölbe spannt sich zwischen die Strebepfeiler, zwei betende Engelchen wachsen oben an dem von mächtigen Stäben gebildeten spitzbogigen Eingang heraus. An den Quadersteinen der Kirche finden sich Röthelinschriften, so einmal Maria Hueberin hic sepulta est Anno 1634.

Außen an der Nordseite der Kirche steinernes Renaissancegrabmälchen mit Christus am Kreuz, Maria und Johannes, rohe Arbeit: Anno 1598 den 22. May ist in Got verschiden der ersam und weise Michael Krel, Burger und des Gerichts zu Elwang. Zuvor Anno 1581 den 28. Februarii starb die erbar und tugentsame Frauw Barbara Ziegebeirin von Lachen sein geweste Hausfrau . . .

Außerdem sind besonders an der Südseite der Kirche viele Grabsteine aus Solnhofer Kalk, meist vom Ende des vorigen und Beginn des laufenden Jahrhunderts. S. auch S. 387.

Innen ist das Kreuzgewölbe der Thurmhalle herausgeschlagen, das Netzgewölbe des Schiffes hat keine Schlußsteine, auf denen des Chores aber sieht man, von Engeln gehalten, das Wappen des Stifters (ein viergetheilter Schild mit 2 mal den Rechbergischen Löwen und der Mitra), das Schweißtuch, die Mitra allein, den Meisterschild des Baumeisters und auf einem Band die Jahreszahl 1476. Das herrliche Sterngewölbe des Chors ruht auf betenden Engelchen, die Rippen des Schiffes steigen sofort aus den lebhaft profilirten Wandpfeilern auf. Der ganze außerordentlich wohlthuende harmonische Raum beruht auf lauter einfachen Zahlenverhältnissen, mit der Grundzahl 7 (s. die Ausführungen in Württemb. Vierteljahrsheften I. S. 190). Die äußere Breite des Chors sammt Strebepfeilern beträgt 6 × 7 Fuß, die innere Breite 4 × 7 Fuß, die innere des Schiffs 5 × 7 Fuß, die äußere Breite des Schiffs ohne Streben 6 × 7 Fuß, mit Streben 7 × 7 Fuß, die äußere Thurmbreite 3 × 7 Fuß, die innere Länge des Schiffes = 10 × 7 Fuß, und die Höhe desselben beträgt 6 × 7 Fuß; die Entfernung der Wandpfeiler im Schiffe beträgt 21/2 × 7 Fuß, also 1/4 der lichten Länge; die ganze äußere Länge der Kirche ohne die Chorstreben beträgt 140 Fuß oder 4 × 35 Fuß u. s. w. Das Innere der Thurmhalle und der mit einem schönen Sterngewölbe überspannten Sakristei haben ganz dieselben Abmessungen. Derselbe Baumeister baute wohl auch den Kreuzgang.

| Die Kirche erhielt gleichfalls eine treffliche vollständige Ausmalung mit frühgothischen Wandmalereien durch Fr. X. Kolb in Ellwangen. Die schönen Glasgemälde im Chor sind von Schneider in Regensburg. So vereinigt sich alles, um, wie es in der Stiftungsinschrift außen heißt, das Gotteshaus „würdig“ zu machen.

Die Darstellungen der Wandgemälde sind: Im Chor, Nordseite, westliche Travee, a) unteres Feld: Auferweckung des Lazarus, b) Bogenfeld: allgemeine Auferweckung der Todten, östliche Travee: a) Christus in der Vorhölle, b) Bogenfeld: Die Frauen am Grabe Christi. – Südseite: östliche Travee: a) Christus erscheint den Aposteln und dem Thomas (Joh. 20. 26 ff.), b) Bogenfeld: „Weide meine Lämmer;“ Übergabe des Hirtenamts über Schafe und Lämmer an Petrus (Joh. 21, 15 ff.), westliche Travee: a) Tod Mariä, b) Bogenfeld: Krönung Mariä. Diese Gegenstände beziehen sich auf die Kirche als Gottesackerkirche und die dort Begrabenen, als die wohl nicht zu denjenigen gehören, „welche keine Hoffnung haben“ (1 Thessal. 4, 12). Daher auch die Glasmalereien: Mitte Chorfenster: Grablegung Christi; links: Christus der Auferstandene; Nebenfelder: die Frauen mit Salbenbüchsen; rechts: Christus als König der Glorie (Ps. 23), Nebenfiguren: die Patrone des guten Todes, nämlich St. Joseph und St. Barbara. Die Gemälde in den Bogenfeldern der zweiten Travee des Schiffs rechts und links über den Portalen: Das Einzelgericht nach dem Tode, dargestellt in dem Gleichnis von den fünf klugen und den fünf außerhalb der Pforte stehenden thörichten Jungfrauen und nördlich das allgemeine Gericht. Viele Partien dieser Gemälde im Schiff und die untern der Decoration haben leider schon sehr gelitten, theils durch die von den massiven Portaldächern seitwärts eindringende, theils die von dem sumpfigen Untergrund kommende Feuchtigkeit. Jetzt ist übrigens die Kirche ringsum durch Abzugskanäle entwässert.

Glocken. Große Glocke: Ad res divinas populo pia classica canto, fulmina discutio, funera ploro pia. Jesus Nazarenus rex Iudaeorum. Verbum caro factum est et habitavit in nobis. Alexander Arnold von Dinkelspihl hat mich gegossen anno domini 1730. Zweite Glocke: In honorem S. Sebastiani sub rev. et ill. praep. ac dn. D. Joan. Jacobo praep. et dno Elwangensi haec campana erat fusa. F. Racle Lothar. me fecit anno MDCXXVI. Schrift im Kreis um eine im Flachrelief aufmodellierte Glocke: F. Racle Lothar. me fecit. | Dritte Glocke: S. Matheus. S. Marcus. S. Lucas. S. Johannes. 1784.

Südwestlich der Kirche zieht sich lang am sanften Abhang der Kirchhof hinan, geschmückt mit schönen Steindenkmälern, alten Schmideisenkreuzen und wohlgepflegten Gärtchen. In der Mitte das Kriegerdenkmal aus Erz für die Kriegsjahre 1866 und 1870, darstellend einen gefallenen Krieger mit Fahne, auf einem Schanzkorb liegend, gefertigt von einem geborenen Ellwanger. Nach der Inschrift: Erf. und mod. von K. Riederer, München 1867.


Die frühere Jesuitenkirche, jetzt evangelische Kirche, am Markt. In den Jahren 1724–28 wurde sie zwischen dem Jesuitenkollegium, jetzigem Gymnasium, und der Stiftskirche erbaut, so daß ihre Schauseite rechtwinklig zu der der Stiftskirche und zum Theil hinter deren Vorhalle steht. Der Grundstein wurde gelegt 1724 am Fest des hl. Ignatius, eingeweiht wurde die Kirche 18. Mai 1729. Zum Platze gab das Kapitel den dritten Theil seines Hofes; die Kirche wurde hauptsächlich gegründet vom Stiftsdechanten Peutinger und zeichnet sich aus als schöner Innenraum, das Äußere ist einfach und wenig gefällig. Zwei niedere oben achteckig werdende Thürme flankiren die Schauseite; sie ist zweistockig, hoch und groß, wie die ganze Kirche aus Backsteinen und übermörtelt, unten mit langen dorischen, oben mit jonischen Pilastern. Die Formen sind leer und gequetscht. Zwei Muschelnischen mit den Statuen des Ignatius von L. und des Fr. Xaverius im zweiten Stockwerk, zu Seiten Riesenschnecken, dahinter die zwiebelbedachten Thürme.

Um so schöner und harmonischer ist das Innere. Hier walten wieder einfache Zahlenverhältnisse. Die ganze innere Länge beträgt 150 Fuß, die ganze innere Breite 66 Fuß, die Breite ohne die Kapellen 42 Fuß, die Höhe 72 Fuß, Weite der Kapellen 24, Länge des Chors 48 Fuß, lauter durch 6 theilbare Zahlen. An ein breites Schiff mit Westempore auf Säulen und je 3 großen rechteckigen Längskapellen schließt sich der schmälere, halbrund schließende Chor. Alles gewölbt und bemalt und durch reiche korinthische Pilaster belebt und gegliedert. Die Kapellen zweistockig. Die Hauptbilder an der Schiffdecke sind Verkündigung Mariä und Darstellung im Tempel, im Chor Himmelfahrt Mariä. In einer Nische links steht an einem allegorischen Gemälde das Zeichen des Malers T. S. Inv. et | Pinx. 1727. Der Name des Malers ist Thaddäus Schöffler, ein berühmter Maler von Augsburg, der im Jahre 1727 Kollegium und Kirche mit den feinsten Fresko-Malereien verzierte (Hill. Chr. Bd. I.). Die in der Kirche gewesenen 7 Zopfaltäre mit Altarblättern von Schöffler wurden längst daraus entfernt. Ein prachtvolles hohes Schmideisengitter schließt die Kirche nach vorne ab. Die Kirchenstühle haben gut geschnitzte Wangen. König Friedrich übergab die Kirche den Protestanten; 1882 wurde nach Plänen von Bauinspektor Mayer der Chor restaurirt, eine neue Orgel, von Link in Giengen a. d. Br., im Westen aufgestellt, in die Chorfenster kamen Glasgemälde, gefertigt von Burkhard in München; im Mittelfenster der erhöhte Christus, nach einer Zeichnung von Professor Grünewald in Stuttgart, in den Fenstern zur Seite die Brustbilder Petri und Pauli.

Merkwürdig ist auch die unter dem Schiff der Kirche liegende Jesuitengruft, ein kolumbarienartiger gewölbter Raum, bestehend in einem 2,70 m breiten Mittelgang von dem aus nach drei Seiten backöfenartig im Rundbogen gemauerte Sargzellen, zwei Reihen übereinander, je 21/2 m tief in den Boden hineinlaufen, in der Mitte gegen den Chor zu eine kleine Kapelle mit Altar. Es sind 50 Sargzellen, von denen 38 besetzt sind. Die Kirche besitzt einige Gefässe, darunter zwei sehr schöne große Rococokelche, Silber und vergoldet, einer mit Granaten und Reliefs mit Perlmutterunterlagen – von König Friedrich aus Zwiefalten geschenkt.

Schrift an der großen Glocke: oberer Rand: Franziskus Kern in Augsburg hat mich gossen 1725; unterer Rand: Ad Res Divinas Populo Pia Classica Canto Fulmina Discutio Funera Ploro Pia.

Zweite Glocke: oberer Rand: Franziskus Kern in Augsburg hat mich gossen 1725; unterer Rand: Jesus Nazarenus Rex Judaeorum Verbum Caro Factum est Habitavit in Nobis.

Dritte Glocke, oberer Rand: Franciscus Kern in Augsburg hat mich gossen 1725. Unterer Rand: Sanctus Mathäus Sanctus Markus Sanctus Lucas Sanctus Johannes.

Kleine Glocke: Gegossen von G. König in Langenburg im Jahre 1858. Vox mea vox vitae.


Die Kapellen. Die Schloßkapelle (s. u.).

Die St. Sebastianskapelle, im Pestjahr 1626 gelobt, aber erst 1665 neu erbaut an Stelle einer kleinen, schon 1630 | zerfallenen Kapelle; sie ist achteckig mit 36 Fuß im Durchmesser, wurde 1836 vom Stiftungsrath verkauft und vom Käufer in ein Wohnhaus umgewandelt; steht an der Nordseite der Stadt am unteren Graben.

Die St. Peter- und Paulskapelle, stand südöstlich an der Stiftskirche, wo jetzt ein Gärtchen, man sieht noch ihre Grundmauern, besonders das östliche Halbrund, als Einfassung des Gartens bei der ehemaligen Kustorie, sie wurde 1818 abgebrochen. Sie soll im Jahr 1400 gebaut worden sein, wurde jedoch sicher erst am 3. Dezember 1463 eingeweiht. Laut einer im Thurmknopf gefundenen Urkunde vom Jahr 1657 ließ damals Joh. Bernh. Cramer (Kanonikus von 1624–31, Kustos 1631 bis 66) dieselbe renoviren, eine Kuppel aufsetzen und die Decke malen. Derselbe, sowie der Dekan Rup. Fr. Xav. von Schwarzach (1753–1760) vermehrte die von dem Kustos Chr. Gremlich von Jungingen (1617–1631) in die Kapelle gestiftete Pfründe. Von 1652–1662 war die Kapelle den Jesuiten überlassen, ehe sie die Kreuzkapelle erhielten. – Die Grabsteine kamen in die Vorhalle. Der halbrunde Chor deutet in sehr frühe Zeit.

Die St. Magdalenenkapelle lag in der Mitte des Marktplatzes auf einem ummauerten Friedhof, wurde von Propst Johann Christoph IV. im Jahr 1674 schön restaurirt, 1803 zerstört; sie war eines der ältesten Gebäude der Stadt – und enthielt manche Grabmäler: 1. Kath. Kellerin von Zinnendorf, geb. Geißhauerin, † 21. Juni 1627, 2. Barbara von Neuhausen, † 2. Sept. 1627, 3. Joh. Natzer, Ellw. Rath und Kanzler, † 2. Nov. 1629, 4. Heinrich Keller von Zinnendorf, Ellw. Rath und Sekretarius, † 7. Nov. 1629. Anstatt eines Grabmals ließen seine Kinder in der Kapelle einen Altar zu Ehren der hl. Magdalena mit lateinischer Inschrift errichten. 5. Dr. Joh. Hiltenbrandt, Ellw. Rath und Kanzler, † 17. Juni 1691.

Die Kapelle zum hl. Nepomuk, erbaut 1701 von Franz Friedrich von Wolkenstein; schon oben S. 384 beschrieben.

Die St. Rochuskapelle war bei der Stiftskirche, mit Grabmälern, von denen manche jetzt in der Vorhalle stehen. Dann ruhten hier: Anno christi M.DC.XXX . die 4. Augusti, Reverendissimi et Illustrissimi Principis ac domini Elvacensis Consiliarius, Venatorum Praefectus praenobilis ac strenuus Wilhelmus Sigmundus à Bernhausen pie defunctus . aetatis suae 31.

| Als man zählt nach Christi geburt 1628 den 28. Aprilis hat der Allmechtig Ewige Gott zuo sich in die himmlische freudt erforderet das wolEdle Khindt Christoff Jacob Blarer von Warttensee, seines alters 3 Jahr 7 monat.

Die Spitalkapelle zum hl. Geist (s. u.).

Die schon 1442 (anläßlich von Jahrtägen) erwähnte St. Nikolauskapelle, nordwestlich der Stadt an der Landstraße nach Hall, beim Armenhaus, da wo die alte Straße von Hall hereinkam. Der Eingang im Westen noch spitzbogig. Am Armenhaus das Wappen des Fürstpropsts Wolfgang von Hausen.

Die Kapelle zu den Schächern, südlich von St. Wolfgang auf der Höhe. Ein weiter Steinbogen mit dem Wappen des Fürstpropsts Wolfgang von Hausen, erneuert 1829; jetzt steht darin der schöne Christus aus St. Wolfgang zwischen Maria und Johannes.


Unter den Gebäuden verdienen weiter hervorgehoben zu werden, meist nach Mittheilung von Stadtpfleger Richter:

Das vormalige Jesuitenkollegium, das mit dem Nachlaß des fürstlichen Statthalters und Stiftsdechants von Peutinger im Jahr 1720 ff. unter Aufrufung von milden Beiträgen erbaut wurde, enthält jetzt im oberen Bau Gymnasium, Realschule, im unteren Schwurgericht und die Strafkammer. Letzterer Bau, einst einen riesigen Saal umfassend, ruht auf Pfahlrost. Als in den Jahren 1813–15 das Infanterieregiment Phull hier einkasernirt war, wurden die Freskogemälde des Saals übertüncht. Der Grundstein zum oberen Theil, dem Jesuitenkollegium, wurde gelegt am 31. Juli 1720 von Statthalterdekan Frhr. von Reichlin-Meldegg, zum unteren Teil, dem ehemaligen Gymnasium, im J. 1722. Schon i. J. 1797 wurde das Kollegium zu einem Militärspital für kaiserliche Truppen verwendet.

Es sind zwei großartige Bauten; das Portal des oberen hat gegen den Markt heraus korinthische Säulen, an der Thüre das Familienwappen des Hauptgutthäters und Stifters Ignaz von Peutinger, schön in Holz geschnitzt. Das Erdgeschoß an der Westseite ist kreuzgewölbt auf schweren Pfeilern und dient jetzt als Fruchtschranne. Schöne Treppen führen empor. In einem Saal noch Stuckaturen und Gemälde heiligen Inhalts. Beim Bau waren Hofbaumeister Keller und Pater Jakob.

Das fürstliche Stadthaus Nr. 126 in der Spitalstraße, zuletzt bewohnt vom Grafen von Etzdorf, Vizedomherr, nunmehr | Gasthof zum grünen Hof. Die obere Wohnung in diesem Haus war immer für den jeweiligen Fürsten reservirt und hat derselbe dort dann und wann Besuche empfangen. Jetzt in Privatbesitz.

Das ehemalige Benediktinerkloster, hinter der Stiftskirche gelegen, jetzt Sitz der K. Kreisregierung (s. o. S. 386). Das Kloster wurde mehrmals ein Raub der Flammen. Von 1812–17 war es die Kanzlei des Generalvikariats und hernach Kanzlei für den K. Gerichtshof. Im Jahre 1854 wurden die Kanzleien der K. Kreisregierung und des K. Gerichtshofes gegenseitig verlegt. Im ersten Stock befindet sich eine schöne Hauskapelle im gothischen Stil mit Kreuzgewölben, nunmehr Registratur.

Das sehr große, einen Hof umschließende Spitalgebäude zum heiligen Geist mit westlich daran gebauter Spitalkirche. In diesem Gebäude ist die gewerbliche Fortbildungsschule, höhere Mädchen- und Kleinkinderschule untergebracht. Auch werden in demselben noch einige Pfründner beherbergt. Über dem Hauptportal ist ein allegorisch verzierter Stein mit der Inschrift: „pater pauperum 1702“ angebracht. Das sehr große steinerne Gebäude hat zwei Giebel gegen die Straße, auf dem westlichen einen hübschen achteckigen hölzernen Dachreiter.

Das Spitalkirchlein zum hl. Geist, auch aus dem Beginn des vorigen Jahrhunderts, bildet innen einen wohlgegliederten Raum mit vieleckig schließendem Chor, ist ganz mit schön gehaltenen Stuckgewölben überdeckt, und besitzt einige gute Ölbilder auch aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts. Der Spital wurde 1702 von Landbaumeister Prahl erbaut, 1752 erweitert.

Das sog. „Rathhaus“ auf dem Marktplatz, jetzt Sitz des K. Landgerichts (Civilkammer). Dieses Gebäude war früher zu fürstlichen und städtischen Kanzleien bestimmt. Zu ebener Erde war die Mehl- und Fruchtschranne. Anno 1747 wurde das alte Gebäude abgebrochen und a. 1748 und 1749 dieser schöne Palast, wie er jetzt steht, von dem Fürsten Franz Georg von Schönborn erbaut. An dem Hause sind zwei Balkone angebracht, mit prachtvollen, in Eisen getriebenen Gittern, mit dem verschlungenen Namenszug FG; ganz prächtig sind auch die Vergitterungen der Fenster und Pforten des Erdgeschosses; als Meister wird genannt Lucas Weibus von Mainz, Hofschlosser. Bis zum Jahre 1817 war es das Universitätsgebäude für katholische Theologen. Von 1818 an wurde es als | Lokal für die Kanzleien der K. Finanzkammer und K. Regierung des Jagstkreises bestimmt. Seit 1854 ist dasselbe als Gerichtshofkanzlei bezw. Landgerichtsgebäude benützt. An dem Gebäude war früher die Inschrift: Franciscus Georgius Dei gratia Archi-Episcopus Trevirensis S: R: J: Per Galliam et Regnum Arelatense Archi-Cancellarius, ac Princeps Elector, Episcopus Wormatiensis, Praepositus, Princeps et Dominus Dominus Elvacensis, Administrator Prümensis Perpetuus Ex comitibus de Schönborn. Pius Felix Pater Patriae optimus, Domum hanc Deo sacram Justitiae Templum, Sapientiae Sacrarium, Religionis Asylum, Primae et unicae legis, Salutis Populi, quietis Rei publicae, felicitatis Patriae Custodiam, Posteritati monumentum Condidit, Dicavit, Sacravit Anno Salutis mortalium 1748 . Felix Senatus, feliciores Subditi, felicissima Patria, quae Tantum nacta statorem.

Das frühere Rathhaus sammt Metzig, Brothaus und Schranne baute 1436, meist aus Eichenholz, Abt Johannes von Holzingen (1427–1452), beim Abbruch sah man noch sein Wappen daran.

Das Statthaltereigebäude Nro. 137 (Staatseigenthum) Behausung des jeweiligen fürstl. Stiftsdekans, erbaut im Jahre 1591 von dem Fürsten Wolfgang von Hausen, zuletzt bewohnt von dem Domdekan Karl Ernst Jos. Justin Fürst von Hohenlohe-Bartenstein. Schönes Treppenhaus mit Karyatiden. An dem Plafond desselben ist eine hübsche Freske angebracht mit der Aufschrift: „NoVo DeCano atqVe CapItVLo ELVaCensI IVnCtIs sVIs VotIs eLIgentI qVarto CaLenDas noV“ (1753) und dies Electionis 29. Oct. 1753 Renovationis domus 1754. Nunmehr dient dieses Haus zur Wohnung des jeweiligen Regierungspräsidenten, sowie des Landgerichtsdirektors. Oben am Ostgiebel die Wappen des Kapitels und des Wolfgang von Hausen, sowie das Meisterzeichen des Nördlinger Baumeisters Wolfgang Waldenberger und die Jahreszahl 1591. Dieselben zwei Wappen an der Nordseite.

Das Kustoriegebäude, gegen die Priestergasse, auf Pfahlrost ruhend, hinter dem Chor der Stiftskirche, war die Wohnung des Stiftskapitulars und Oberkustos, zuletzt bewohnt von Sigismund Freiherr von Reischach. Am 24. Mai 1720 wurde der erste Stein zu diesem Palast gelegt. Daneben, auf dem Platz des gegenwärtigen Gartens, dem Marktplatz zu, stand früher die Peter- und Paulskapelle. Nunmehr wird dieses Gebäude von | dem jeweiligen Landgerichtspräsidenten bewohnt. Über dem Portal eine schöne Madonna in flacherhabener Arbeit und als Inschrift das Distichon: Salve sancta parens nostrae spes una salutis, Rebus in adversis anchora sacra spei. Am Portal selbst die Buchstaben A P F. (Anton Paulus fecit).

Das jetzige Oberamteigebäude Nr. 133 (Staatseigenthum) wurde schon im J. 1505 von einem Johann Wolfrand von dem Stiftskapitel als Stiftsherrnhaus erworben. Über dem früheren Eingang an der Westseite steht, wie in allen Stiftsherrnhäusern, eine Madonna, aus dem vorigen Jahrhundert. Durch den Anbau des schönen Thürmchens an der Südwestecke ergibt es das Bild eines kleinen Schlößchens. Der letzte Stiftsherr, der dasselbe bewohnte, war Philipp Lothar Jos. Freihr. von Kerpen. Das obere Stockwerk des Thürmchens ist mit trefflichen niederländischen Kupferstichen aus dem 18. Jahrhundert austapezirt.

Das dermalige Kameralamtsgebäude Nr. 139 in der Priestergasse diente in fürstlichen Zeiten zu zwei Stiftsherrnwohnungen. Der Fürst Anton Ignaz Fugger, von 1756 bis 1787, machte das ganze Haus zu einer Stiftsherrnwohnung. Der letzte Bewohner Friedrich Karl Alexander Graf von Oettingen-Wallerstein ließ dasselbe durchaus repariren und auf der Außenseite sein Familienwappen anbringen. Von 1803–19 ist dieses Gebäude als Lyzeumslokal benützt und von da an zum Kameralamtsgebäude bestimmt worden. Der zweite Stock besteht aus einem großen Saal.

Das Forstamt Nr. 112 am Marktplatz wurde im Jahre 1501, unter dem Fürsten Albert I. von Rechberg, von Ehrenfried von Vellberg für das Stiftskapitel zu einer Stiftskapitularswohnung erworben. Der letzte Kapitular, Franz Jos. Graf von Künburg, ist am 8. Januar 1820 darin gestorben. Vom 14. Dezember 1830 an wurde es zum Forstamt bestimmt. An der Außenseite des Gebäudes in einer Nische eine schöne überlebensgroße Madonna mit dem Kinde, sie steht auf Wolken, von Engelchen getragen, ein feines, innig empfundenes Werk, unten die Jahreszahl 1697 und das Wappen des Kapitels Ellwangen.

Die sog. Hoheschule Nr. 149 in der Priestergasse war zur Zeit der Existenz des Klosters zur Schule bestimmt. Von 1460 an, wo die Abtei Ellwangen in eine Propstei oder sog. weltliches Chorherrnstift verwandelt wurde, diente es zu Wohnungen | für 4 Chorvikare. Jetzt wird es als evang. Schule und zu Privatwohnungen benützt. An den vier Ecken des Daches steinerne Obelisken.

Das von Adelmann’sche Domherrnhaus Nr. 170 am Schloßthor macht sich als Fünfeck und durch seinen gewölbten Durchgang bemerklich. Im Jahre 1741 wurde es von einem Barthel Burger von Grund aus reparirt. Dasselbe wurde bis zum Jahre 1827 von dem letzten Domherrn Nikolaus Franz Xaver Graf von Adelmann bewohnt. Von dieser Zeit an ist es vermiethet und dient seit 17. Januar 1867 als Revierförsterwohnung.

Das Dekanathaus Nr. 272 in der Nähe der zweiten Stadtpfarrkirche (Marienkirche) wurde anno 1717 unter dem Fürsten Franz Ludwig als Stadtpfarrhaus erbaut und ist heute noch die Wohnung des kath. Stadtpfarrers. An der Ostseite ist das Wappen des genannten Fürsten angebracht.

Das neue Amtsgerichtsgebäude Nr. 582 am Schönengraben wurde mit dem anstoßenden Amtsgerichtsgefängnis in den Jahren 1879/81 in dem früher Richter’schen Garten nach dem Entwurf von Bauinspektor Mayer als gediegener Steinbau errichtet.

Das jetzige Rathhaus Nr. 244 in der Spitalstraße war früher ebenfalls Domherrnhaus und zuletzt von Friedrich Franz Freiherr von Sturmfeder bewohnt. Längere Zeit diente dasselbe als Wohnung für den Gerichtshofdirektor. In dem Hungerjahr 1847 wurde in demselben für die Nothleidenden Suppe gekocht und vertheilt, woher der Name „Suppenhaus“. Im Jahre 1844 wurde es von der Stadt erworben und von 1857 an zum Rathhaus bestimmt. In demselben auch die Kanzleien der Stadtpflege, des Stadtbauamts und K. Gerichtsnotariats. An der Außenseite ist ein schönes Madonnabild in Halbrelief mit der Umschrift: „TV noVae soLa saLVs soLa tVteLa DoMVs.“ (1725).

Die Marienpflege Nr. 369 am Stadelberg, südlich der Stadt, ist auf einer kleinen Anhöhe schön gelegen und mit einem hübschen Garten und ausgedehnten Hofraum umgeben, durch eine Mauer abgegrenzt. Dieses Gebäude wurde a. 1728–30 unter dem Fürsten Franz Ludwig erbaut und war bis 1829 ein Kapuzinerkloster. Von 1831 an wurde dasselbe als Rettungsanstalt für arme und verwahrloste Kinder bestimmt und ist es heute noch. Die angebaute frühere Kirche dient zu landwirthschaftlichen Zwecken. Aus der Zeit dieses Fürsten Franz | Ludwig, der überhaupt der höchste geistliche Würdenträger des Reiches war, stammt im Ellwangen’schen das Sprichwort: „Unter dem Krummstab ist gut wohnen.“

Das Palais Adelmann Nr. 193 in der oberen Straße, ein schöner dreistockiger Bau in später römischer Renaissance aus Backstein und grau-braun überstuckt, erbaut im Jahre 1688 und erneuert 1782. Ganz oben am Haus das hohe Standbild des hl. Michael mit dem Flammenschwert, unter sich den Satan, in der Mitte des Gebäudes das Adelmann-Ulmische Alliancewappen und 1688. Über dem Portal ist das Adelmann-Reischach’sche Wappen mit der Jahreszahl 1782 und darüber eine große flott gearbeitete im Rokokostil gehaltene Madonna mit dem Jesuskinde, mit dem Stiel des Kreuzes der Schlange unter ihr in den Rachen stechend, und der Umschrift: Posuerunt me custodem. Schönes weites Treppenhaus. Hinter dem Haus ist ein großer ummauerter Garten. Das Gebäude erinnert durch den Ernst seiner Verhältnisse und durch seine trefflichen Gliederungen mit kräftigem Schattenschlag, namentlich der schwer begiebelten Fenster, an die besten gleichzeitigen Werke jenseits der Alpen. Die Fenster des Erdgeschosses sind stark vergittert.

Das Palais Beroldingen in der Schloßvorstadt war Sitz der Beroldingischen Familie und es ist das Familienwappen über dem Hausportal angebracht. Anfangs dieses Jahrhunderts war in diesem Gebäude die Stadtschreiberei. Später gieng es in das Eigenthum der Amtskorporation über. Zur Zeit dient es als Amtspflegekanzlei und zu Privatwohnungen.

Die alte Post (Schwarzadler) Nr. 65, ein hübscher Spät-Renaissancebau mitten in der Stadt gelegen, wo sich vier Straßen kreuzen. Auf dem schmucken Giebel ein Doppeladler von Schmideisen. An der Decke des Stiegenhauses eine Freskomalerei, den Olymp darstellend. Vom 3.–4. November des Jahres 1797 übernachtete hier Goethe und lassen wir dessen Briefe an Schiller (cfr. Goethes Werke von Heinr. Kurz 11. Bd. S. 308), für die Oberamtsbeschreibung nicht uninteressant, folgen: „Ellwangen 3. Novbr. 1797 – Früh 6 Uhr aus Gmünd. Vor der Stadt große Wagenburg und Geschütz. Mittags in Aalen, wo wir schöne Mädchen sahen. Hinter Buch geht der Weg aufwärts nach Schwabsberg, wo man Ellwangen vor sich auf der Höhe sieht und die Jagst unten im Thale fließt. Nachts in Ellwangen. – Großenriedt, Sonnabend 4. Novbr. Früh von Ellwangen ab. Man fährt den Weg nach dem Schloß | hinauf, dann auf der fruchtbaren Höhe fort, wo man gegenüber einen schönen Berg sieht. Später führt der Weg in eine Tiefe durch Tannenwald, auf rothem sandigem Boden. Man sieht einige Fischteiche mit Wald umgeben.“

Das ehemalige Amtsgericht Nr. 212 in der Spitalstraße war zu fürstlichen Zeiten die Wohnung des Oberjägermeisters und wurde zuletzt von dem Frhrn. von Knöringen bewohnt. Jetzt ist es Eigenthum der Stadt und dient zu Miethwohnungen.

Das Adelberger Schlößchen Nr. 318 in der Adelbergerstraße ist längst in Privateigenthum übergegangen.

Das neue Krankenhaus Nr. 368 am Stadelberg frei und gesund auf einer kleinen Anhöhe gelegen, wurde in den Jahren 1867 bis 69 nach Plänen von Oberbaurath Bok erbaut. Es ist ein hübscher Backsteinbau mit schönem Garten.

Das ehem. kath. Knabenschulhaus, obere Schulhaus, in der Apothekergasse war früher die Behausung des Kammerpräsidenten v. Schwarzach. Bei dieser Familie wohnte eine Zeit lang der berühmte Pater Gaßner, s. u.

Das untere Schulhaus, nördlich der Stadtpfarrkirche, mit 3 Lehrzimmern, wurde 1778/80 unter Fürst Clemens Wenzeslaus erbaut, 1841/42 erneuert und erweitert. Daran das Wappen des Fürstpropstes mit der Jahreszahl 1780. Das neue Knabenschulhaus am Schönengraben, erbaut 1884/85.

Das Bahnhofgebäude wurde 1866/67, das gegenüberliegende Postgebäude 1885 errichtet.

Noch sind zu erwähnen die meist von schönen Gärten umgebenen Villen: Schott, Retter, Kurz, Högg, Zimmerle, Schabel etc.

An einem steinernen Haus in der Badgasse Relief der Madonna, den Sternenkranz um’s Haupt: Virgo sine macula concepta.


Gutes Trinkwasser liefern 20 öffentliche laufende Brunnen, an Privatbrunnen sind vorhanden 49 laufende, 118 Pump- und 11 Schöpfbrunnen. Ellwangen besitzt keine Brunnen von Kunstwerth. Nur einige hübsch gegossene gußeiserne Brunnentröge, Arbeiten aus den ehemaligen fürstpröpstlichen Eisenwerken, sind zu erwähnen: In der Langenstraße mit schönem Wappen des Fürstpropsts und der Jahreszahl 1713, dem Stadtwappen und den Inschriften Jo. Jacob Schäfer, Johannes Ostertag, beede Burgermeister 1713, ferner ein kleines Relief, Christus spricht zu Petrus: „weide meine Schafe“, unten steht Jakob Schefer, Johann Ostertag, Johann Paulus. In derselben Straße am | Brunnen vor dem schwarzen Adler: das Fürstpropstwappen und die Jahreszahl 1709, Jacob Waizmann, Jo. Jacob Schäffer. Am Trog des oberen Marktbrunnens die Jahreszahl 1718, an dem vor dem Adelmann’schen Palais 1706. Ein kleiner in der Klopfergasse mit dem Wappen des Fürstpropstes und der Jahreszahl 1740. Zwei größere Wasserleitungen durchziehen die Stadt im Dohlensystem zu Feuerlöschzwecken und zur Ableitung der gewerblichen Abwasser. Die Markung ist sehr reich an Quellen, die bedeutendsten sind am Fischteich, am Schönenberg, bei Maria zur Eich, am Fuß des Schloßbergs und im Goldrain die Kapuzinerquelle. Von den zahlreichen künstlich angelegten Weihern bestehen noch 11; ein sehr großer Weiher lag früher zwischen Schloßberg und Schönenberg, dann einer nördlich der Stadt bis zum Bahnhof hin, einige kleinere im Spitalfeld. Die Jagst und der Stelzenbach treten bei Hochwasser oder Schneegang regelmäßig aus und haben schon mehrfach Schaden verursacht.

Die Vermögensverhältnisse sind ziemlich günstig, es gibt mehrere sehr reiche Einwohner, einen ziemlich zahlreichen gewerblichen Mittelstand, daneben aber auch eine große Zahl von Taglöhnern. Die Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht, Gewerben; der Wiesenbau ist sehr, die Obstzucht ziemlich ausgedehnt und nimmt zu.

Gewerbe. Liste s. o. S. 267 ff.

Es dürfte nicht uninteressant sein, daß im ganzen Oberamtsbezirk nach Eingehen der in den 1860er Jahren errichteten zwei Dampfsägmühlen in Ellwangen und Lauchheim, mehrere Jahre lang keine einzige Dampfmaschine betrieben wurde.

Im Jahr 1882 wurde dann wieder ein kleiner Dampfkessel für die Molkerei von Ladenburger in Zöbingen aufgestellt und ein zweiter für die Fabrik haselholzerner Klärspäne von Kohnle, ein dritter bei Gerber Wolpert. Gaskraftmaschinen betreiben Buchdrucker Weil und Apotheker Clavel zur Sodawasserfabrikation. Mit großem Erfolg wird eine Kinderspielwaarenfabrik betrieben, ebenso eine Fabrik von künstlichen Wursthülsen. Außerdem arbeiten 1 Essigfabrik, 2 Ziegeleien, 2 Seifensiedereien, eine Käsefabrik mit großem Absatz, sehr bedeutend sind auch die Wachskerzenfabrikation und die Lebküchereien. Vier Getreidemühlen bestehen und 2 Sägmühlen.

An Waldungen, meist Nadelwald, besitzt die Stadtgemeinde 596 Morgen, die Stiftungspflege 161, die Spitalverwaltung 433 Morgen; der jährliche Ertrag ist 940 Festmeter und 9400 | Wellen, 100 Festmeter 1000 Wellen, – 740 Festmeter und 7400 Wellen. Der Holzertrag wird nicht an die Bürger vertheilt, sondern zu Gunsten der politischen Gemeinde verkauft; sie löst 13.500 M. Dann besitzt die Stadt 211 Morgen Allmanden, welche fast durchweg als Weiden benützt werden. Der jährl. Weidepacht trägt 11–1200 M., der Pferch 2–300 M. Ein kleiner Theil der Allmanden ist mit Obstbäumen bepflanzt, ein anderer mit Hopfen, trägt jährlich etwa 500 M.; aus eigenen Güterstücken, die verpachtet werden, löst man jährlich etwa 3500 M. Sommers und Winters laufen über 1000 Landschafe auf der Markung.

Das Fischrecht in der Jagst hat der Staat um 120 M. jährlich verpachtet; man fängt Hechte, Karpfen, Aale.

Von Bedeutung sind die monatlichen, gut befahrenen Viehmärkte und der sehr stark besuchte Pferdemarkt im Januar, der sog. kalte Markt, außerdem sind auch die Schafmärkte und der Wollmarkt gut besucht. Wir geben die Ordnung der Ellwanger Märkte, mitgetheilt von Stadtpfleger Richter.

Montag nach dem 6. Januar drei Tage der berühmte sogen. „Kalte Markt“. Die ersten zwei Tage Pferdemarkt, am dritten Tag Vieh- und Krämermarkt. Montag nach dem ersten Fastensonntag Krämer- und Viehmarkt, sogen. erster Fastenmarkt. Montag nach dem vierten Fastensonntag desgleichen, sogen. zweiter Fastenmarkt. Dienstag nach diesem Markt Pferdemarkt. Montag in der Woche des 15. Juni Krämer- und Viehmarkt, sogen. Veitsmarkt, am 23. Mai Krämer- und Viehmarkt. Wenn ein Freitag, Samstag, Sonntag oder Festtag auf diesen Tag fällt, am Montag hernach, das ist der Grasmarkt; am 10. August Krämer- und Viehmarkt, sogen. Lorenzimarkt, Verlegungsregel ist wie vorstehende; am 3. Oktober desgleichen, sogen. Michaelimarkt; Verlegungsregel ist ebenso; ersten Montag nach Georgii Viehmarkt; wenn Georgii auf einen Montag fällt, an diesem Tage; am dritten Montag im Juli Viehmarkt; am Montag nach Mariä Geburt im September desgleichen; am Montag vor oder am 21. November Viehmarkt; am Montag nach Mariä Empfängnis im Dezember desgleichen. Schafmärkte werden abgehalten: der erste am Tag nach dem Lorenzimarkt im August, der zweite am Tag nach dem Michaelimarkt im Oktober. Der Wollmarkt dauert vier Tage und zwar vom Dienstag in der Woche des 15. Juni an. Schweinemärkte sind alle Wochen je am Samstag, Wochenmärkte je an Mittwoch und Samstag, Fruchtmärkte je am Samstag und wenn derselbe auf einen Feiertag fällt, Tags zuvor.

| Daß in der Viehzucht das Ellwanger Amt zu den bedeutendsten des ganzen Landes gehört, ist oben ausgeführt. Die Ellwanger Märkte sind daher weit und breit berühmt und werden besucht von Käufern aus den verschiedensten Gegenden bis aus Baden, der Pfalz, den Rheinlanden. – Über den kalten Markt schreibt die Hill. Chronik: „der vornehmste ist der sog. kalte Markt, so jederzeit auf den 17. Januarii gehalten worden, aber schon geraume Jahr bewögender Ursachen halber auf den Dienstag nach heiligen Drey König verleget worden, auf welchen kalten Markt über 1000 Pferd von weit und breit hergebracht werden, wobei unter anderen Kauffleuthen mehr als 300 gewinnsichtige Juden als Käuffer und Verkäuffer auch als Schmuser und Wucherer nach ihrer gewohnten Art und Manier sich einfinden. Dieser Markt dauert bey 8 Tag, wird auch vieles Glauenvieh, inheimisch und ausherrisches nach abgehaltenen Roßmarkt hiehero getrieben und verwerthet.“

Von Stiftungen bestehen

die Stiftspfarrkirchenpflege zu St. Veit mit 300.000 M.
Marienkirchenpflege mit 87.000
Wolfgangskirchenpflege mit 34.200
Schönenbergkirchenpflege 150.000
Eichkapellenpflege mit 53.000
St. Sebastianspflege mit 8500
Sog. Acht-Stiftungsfondspflege mit 45.500
Lokalarmenfondspflege mit 23.600
Geiger’sche Musikstiftung mit 4700
Geiger- und Maier’sche Schulstiftung mit 20.900
Lokalschulfondspflege mit 3600
Braun-Häfele’sche Stiftung mit 11.600
Stipendienfondspflege mit 976
Prof. Werner’sche Stiftung mit 1700
Borst’sche Stiftung mit 2100
Jubiläumsstiftung mit 1400
Schott’sche Stiftung mit 2000
König Karls- u. Walz’sche Stipendienstiftung       1357
Evangelische Opferpflege mit 3200
Nicolaipflege 37.400
Hospital zum heiligen Geist 282.400
Alt Ellwang’sche Hilfskasse 137.400
Stuart’sche Stiftung 126.760
Kapp’sche Stipendienstiftung 64.700
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Schloß Ellwangen.

Die Erbauungszeit des Schlosses ob Ellwangen ist dunkel. Im Jahr 1279 unter Abt Ekkehard verwüstet Graf Ludwig von Oettingen das Schloß Ellwangen (castrum Elwangen) durch Feuer und besetzt es. Vogelmann (l. c. S. 107) sagt, es habe viel Wahrscheinlichkeit, daß Kuno I. der Erbauer des ersten Schlosses gewesen sei. „Dieser Abt (1188–1221), der sich so viel in Hofkreisen bewegte, glaubte wohl, er sei dem Glanze seiner Fürstenwürde einen solchen Bau schuldig, wie deren auch andere Prälaten besaßen. Auch die Art, wie er nach einer Notiz der Ellwanger Annalen zum Jahr 1201 eine Fehde mit seiner Stadt führte, setzt voraus, daß ihm eine wohlverwahrte Veste Sicherheit gewährte. Und so mag denn das Schloß vor seiner Zerstörung bereits gegen achtzig Jahre gestanden sein.“ –

Hiemit stimmen nun die Überbleibsel sehr alter in das Ende des 12. Jahrhunderts weisender Buckelsteinmauern, die mühsam, aber doch noch aufzufinden sind. Sie treten zu Tag als schöne Blockmauer an der Nordseite des Schlosses, östlich von dem großen Kaminanbau, unten, wo die Mauer nie verstrichen wurde; ferner sieht man an der Westseite an Stellen, wo der Verputz abgefallen ist, daß hier die Buckelquader glatt gespitzt wurden, um sie verputzen zu können, und bemerkt etwa 25 Fuß vor dem Schwedenthurm ganz hinauf eine scharfe Eckkante; hier war das Ende des alten Hohenstaufenbaues. Die Süd- und Ostmauer desselben läßt sich nicht mehr finden, sie lief vielleicht da, wo die Süd- und Ostwand des Schloßhofes läuft.

Nach der Hillerschen Chronik (B. II) hat Abt Kuno II. das Schloß Ellwangen im Jahr 1354 wieder aufgebaut. Aus dieser Zeit werden die beiden über Eck stehenden Thürme, der Michaels- und der Georgsthurm, stammen, ihr Quaderwerk ist glatt, gothisch, und es wurde wohl damals an der Südseite um etwa 40 Fuß weiter hinausgefahren, und die jetzige Südmauer aufgeführt.

Die also erneuerte Burg ist auf einem Holzschnitt von Seb. Münster 1549 und bei Merian 1643 dargestellt. Hier stehen bereits die zwei über Eck gestellten Westthürme, ein weiterer an der Südostecke. Das Ganze macht, soweit die Zeichnung von 1549 einen Schluß erlaubt, den Eindruck eines viereckigen Steinhauses mit wenig Fenstern; auch der große vordere Halbrundthurm der Vorburg scheint auf der Abbildung zu sein. Die Umfassungsmauer | mit den halbrunden Thürmchen ist schon vorhanden. Vor dem Thor steht eine Gebäudegruppe, da wo jetzt die Lindenbäume sind. Auf dem Weg zur Rinderburg ist eine Kapelle eingezeichnet. Um die Burg geht der Zaun des Thiergartens.
Ellwangen nach Merian 1643.

Der Erbauer des Schlosses in den Hauptmassen seiner jetzigen Gestalt ist Joh. Christoph von Westerstetten (1603 bis 1613). Im Knopf des 1789 erniedrigten Michaelsthurms fand man zwei Kupfertafeln, worauf steht, daß „disser Thurn und Gebeu angefangen, erbauet und aus Gottes Gnaden glichlich volendt worden bei der sechs jarig Regierung Probst Johann Christofs des Geschlechts von Westerstetten Anno Christi 1608.“ (s. auch u. S. 422).

Über eine Restauration durch Propst Heinr. Christoph von Wolframsdorf (1687–1689) schreibt Khamm:

„Dieser Propst war ein außerordentlicher Liebhaber der Baukunst. Ungehindert durch den Einfall der Franzosen ins Reich und durch die Belagerung von Philippsburg schuf er das alte finstere Schlafgemach in eine glänzende Halle um, die hinter dem Schlafgemach des Fürsten gegen den schönen Berg | hinschaut. Überdies fügte er an das Hauptgebäude einen kleinen Thurm mit einer Wendeltreppe an, durch welche man zu den oberen Stockwerken bequem auf- und absteigt.“

„Im Jahr 1720 und einige folgende darauf verwandte Franciscus Ludovicus über mehr denn 10.000 gulden, um das hochfürstl. Residenzschloß ob Ellwangen, dessen Vorhofsgebäue durch eine gehlinge Feuersbrunst in die aschen gelegt worden, wiederum schön aufzubauen, hat auch die Residenz selbst auf recht prächtige Art inwendig mit einer zierlichen Hof-Kapellen, einem großem Speiß-Saal, vornemmen Stiegen, bequemen Zimmern, von Stein ausgehauenen Galerien, guten Malereyen und feynen Stukatorarbeiten ausschmiken, auch mit einer großen Kuchel und artigen von Doppeltquaterstucken auf einander gesezten einem Babillonischen Thurm änlichen Camin versehen, woaus niemahlen eine Feuers Noth zu befahren stehet; – von außen aber auf recht architectur mäßige manier 4 gadig mit wohl proportionirten Fenster-Stöcken, und gegen untergang mit 2 großen dicken Thürmen bewaffnen lassen.“ (Hill. Chr. B. I.) Diese einst mit Kupfer gedeckten Thürme standen bereits – s. o. erniedrigt wurden sie dann im Jahr 1789, nachdem sie ein Sturm beschädigt hatte.

Unterm 14. Dezember 1786 Morgens nach 3 Uhr erhob sich nämlich ein großer Sturmwind, der auf der fürstl. Residenz über 2000 fl. Schaden verursachte, riß die Dachfahne, „die das sicherste Wetter jederzeit angezeiget“, vom St. Georgen-Thurm und bog den St. Michael auf dem andern Thurm, warf auch vom Rathhaus vom Malefizthurm die Dachfahne, die Gerechtigkeit anzeigend, etliche 50 Pfund schwer. –

Gewaltig ragt das Schloß vornen auf dem Berg auf, im Ganzen ein unregelmäßiges Viereck, als ein Bau, an dessen vorderer gegen die Stadt hingeschobener Hälfte das eigentliche Schloß-Viereck noch höher und massiger aufsteigt. Bastionen flankieren die Vorburg, eine nicht hohe Mauer mit Halbrundthürmchen umgiebt das eigentliche Schloß, dessen einzige größere Gliederung in den zwei über Eck stehenden Westthürmen besteht. Die Vorburg ist etwas reicher gegliedert durch Vorwerke, Dächer und thurmartige Bauten. – Aber trotz aller Schwere ist der Eindruck des ganzes Werkes, nur etwas aus der Ferne gesehen, sei es, daß Sonnenlüfte es umspielen oder Nebel darum wogen, stolz und groß und steigert mächtig die ernste Stimmung der Landschaft.

| Vom Eintritt ins erste Thor bis zur äußeren Ecke des Schwedenthurms zählt man 192 m (582 w. Fuß); die größte Breite von Süden nach Norden beträgt, die Hochbauten gerechnet, 120 m (420 w. Fuß), mit den Bastionen greift sie noch bedeutend weiter hinaus.

Schön ist, daß diese selbst, Gräben und Wälle, gleich wie der ganze Berg im Obstwald stehen, während im Osten, wo die Bergzunge eben ganz allmählig sich verbreiternd fortläuft, jene mehr als hundertjährigen Linden einen großen Schattenraum herrlichster Art bilden, hoch vor den Dächern und Giebeln ihre vollastigen Wipfel emporwölbend. Von der Stadt her führt der Fahrweg herauf unter einem Bogengang schönster Nußbäume und Kastanien, links einbiegend zur Südostecke der ganzen Anlage, zur Steinbrücke, zum düstern einfach bossirten Rundbogenthor. Ein ziemlich langer finsterer Thorweg führt unter dem Wall durch wieder ins Freie, vor das zweite Thor, einen großen, halbrund vortretenden Wehrthurm mit drohenden Schießscharten, von denen aus der zweite (innere) Graben bestrichen werden konnte. Wieder ein finsterer, aber viel schmälerer Thorweg, an seinem Anfang noch das schwere Fallgatter, führt in den großen Vorhof.

Unter dem Thor war früher aufgehangen eine jetzt im großen Treppenhaus befindliche gemalte Tafel mit einem Beil, das eine Hand abhaut, dem Wappen des Fürstpropsts Adelmann und der Inschrift:

Bey dißer Hand
Hab den Verstandt,
Daß du der Freyung seist ermant. 1575.

Linker Hand liegen die Schloßschmiede und lange, von Osten nach Westen hingestreckte Wagenschuppen, rechter Hand neben dem Thorhaus ein langer Bau mit Viehställen von Süden nach Norden, innen schön auf Säulen gewölbt, am Südeingang die Jahreszahl 1706 und ein Steinmetzzeichen, dann folgt auf der Nordseite der Lange Stall und andere zu wirthschaftlichen Zwecken benützte steinerne Bauten.

Eine Beschreibung des früheren Zustandes gibt die Hill. Chronik B. III: Eine lange Schlagbrücke, die man abtragen konnte, führte zu dem Thor, außerhalb dessen zwei Schilderhäuschen für die Wache standen. Gleich beim Eingang durch das Thor öffnete sich linker Hand eine große eiserne Thüre auf den großen Wall. Das Thor selbst und der ganze innere lange Boden ist mit den stärksten Quadersteinen gewölbt und mit Fallgittern | versehen. Am Ende desselben stund das zweite Wachhaus. An dieses stieß rechts die Wohnung der Hofbäcker, und hieran reihten sich die Pferdestallungen und die Heugewölbe. Links war oben die Wohnung des Kellerschreibers, unten die des Hofschmieds, woran die Schmiedwerkstätte angebaut war. In diesem äußeren Hof stand auch die Wohnung des Hofverwalters nebst einem Gärtchen und einem Ententeich. Vor dem Eingang in die Residenz war ein schöner, ebener großer Platz, der vor etlich und 30 Jahren durch Demolirung alter unnöthiger Gebäude erweitert wurde, dafür aber ein großes Bräuhausgebäude in den Hof zu stehen kam. Im Umkreise dieses Hofs standen etliche und 40 von Eichenholz gedrehte Säulen, auf welchen große gläserne Laternen angebracht waren, durch die der ganze Hof herrlich beleuchtet werden konnte.

Die Westseite des Vorhofes wird beherrscht von der 200 Fuß langen Front des Schlosses, vom Ende des inneren Thorweges bis zum Schloßportal zählt man 94 m oder 320 Fuß. Dieses, wie überhaupt das ganze Äußere des Schlosses ist möglichst einfach gehalten, die Fenster sind schlicht viereckig, alles aus dem vorigen Jahrhundert (s. o. S. 419). Anders wird der Eindruck, wenn man durch den Thorweg des Schlosses den Hof betritt. Ein großer weiter Hallenhof, in gesundem Renaissancegeschmack, umfängt und erfreut uns durch den Wechsel seiner Formen. Die größte Tiefe und größte Breite des trapezförmigen Hofes beträgt je 116 Fuß.

An drei Seiten, der Ost-, Nord- und Westseite, umreihen den Hof in der Wölbung etwas gedrückte Bogengänge, dreifach über einander, unten mit Säulen mit Eckblättern an den schlichten Knäufen, darüber mit toskanischen, oben mit jonischen Säulen; hübsche Steingeländer bilden die Brüstungen, gut verzierte Eingänge führen in die einzelnen, jetzt meist Zwecken der Landwirthschaft dienenden, durchaus gewölbten Gelasse. An der West- und der Ostseite schiebt sich über dem Erdgeschoß ein niedriges Zwischenstockwerk ein, deshalb sind die Säulen an der Nordseite höher, die Bögen weiter. Eben hier tritt man vom Bogengang in die große Küche, zwei korinthische Säulen, die Schäfte mit Fruchtkränzen umhängt, tragen ihr Gewölbe; im Hintergrund ist noch als besonderer Ausbau der riesige Herd, auf dem ein ganzer Ochse gebraten werden konnte, darüber ein gewaltiger Kaminthurm aus Quadersteinen (s. o. S. 419). In der Südwestecke bildet eine weite fünfeckige Halle, die Ecke ist abgestumpft wegen des hier anstoßenden Schwedenthurms, die Verbindung von außen | herein. Zarte Gewölbe, auf Fratzen oder auf Laubkonsölchen ruhend, überspannen sie; außen an der Südseite des Schlosses ist sie durch ein weites Rundbogenportal geöffnet, dies ist das einzige Schmuckstück am ganzen Außenbau. Zwei toskanische Säulen fassen das Portal, oben Renaissanceaufsatz mit dem Wappen des Fürstpropstes, im Fries: 1608 Johann Christof D: G: Propst und Herr zu Ellwangen. Am Schlußstein des Bogens das Zeichen des Baumeisters. Eine nördlich an diese fünfeckige Halle anstoßende rechteckige ist ähnlich behandelt und öffnet sich gegen Osten, gegen den Schloßhof mit einfacherem, aber auch 4 m weitem Rundbogenportal. Durch diese zwei Hallen geschah die Einfahrt in den Schloßhof. Die Jahreszahl 1608 bezeichnet die Vollendung des Schloßbaues (s. o. S. 418).

An der Südseite des Schloßhofes tritt ein rechteckiges Treppenhaus in einfachem Stil des vorigen Jahrhunderts heraus, eine geräumige, schöne, weite, reichstuckirte, sacht ansteigende Freitreppe enthaltend, die hinaufführt bis zum obersten Stock und mit großem Deckengemälde in lichter Höhe endigt, darstellend den Olymp, im Hintergrund Ellwangen. Außen am Giebel dieses Treppenhauses das riesige Wappen König Friedrichs, 1884 in den alten Farben erneuert, in den 4 Ecken des Schloßhofes Rinnendrachen mit gutem Schmiedeisenwerk; links am Eingang zur Küche ein großer gußeiserner Brunnentrog mit dem Wappen des Fürst-Propstes Joh. Christoph von Freyberg und der Jahreszahl 1618.

Inmitten des Hofes ist ein jetzt zugedeckter von Grund auf mit den schönsten Quadersteinen ausgemauerter Ziehbrunnen, 156 Nürnberger Schuh tief; am 9. Februar 1767 stand in ihm das Wasser 54 Schuh hoch.

Bis gegen das Ende der 1840er Jahre hatte das Schloß noch seine innere Einrichtung. Es war in den Zeiten des Fürstenthums mit glänzender Pracht ausgestattet, wovon heute noch die Stuckaturarbeiten, einige Ölgemälde, die eingelegten Fußböden, die schönen Schmiedeisengitter, die vergilbten Stickereien, die Gobelinstapeten mit Scenen aus dem Mythus der Diana mit reichsten Hintergründen vollgiltiges Zeugnis ablegen. Auch ist im ehemaligen Speisesaal ein großes Deckenbild und 12 lebensgroße Bildnisse von 12 Fürstpröpsten, von Heinrich (1521 bis 1552) bis auf Anton Ignaz (1756–1787) noch erhalten, aber das ganze Mobiliar wurde verkauft, und soweit die Räume nicht bewohnt sind, starren sie uns öde und traurig an und dieser Eindruck wird fast noch vermehrt durch den sonnigen Glanz | der Landschaft, der durch die großen Fenster hereindringt, einer Landschaft weit und herrlich, endigend im Südosten mit den drei Kaiserbergen Stuifen, Rechberg, Staufen, wovon der letztere kaum noch den obersten Stirnkranz zeigt. Luftspiegelungen, so versichern die Bewohner des Schlosses, heben oft wunderbar diese Berge dem Blick, so daß selbst der Staufen hoch heraufkommt, oder lassen ihr Bild verkehrt, wie auf einer Wasserfläche, erschauen.

Eine besondere Sehenswürdigkeit war früher die Bibliothek mit gegen 12.000 Büchern und Kupferstichen (vgl. Württ. Jahrb. 1837 S. 377). Schon Johann Christoph IV. verwandte darauf 18.309 fl., später wurde sie vermehrt besonders durch Franz Georg und Anton Ignaz. In einem festen Gewölbe war das Archiv, mit den ältesten Urkunden und bedeutendsten Schriften des Stifts, jetzt meist im K. Staatsarchiv in Stuttgart. Auch ein fürstliches Zeughaus war vorhanden, in welchem von den ältesten Zeiten her die Kriegsrüstungen, als große eiserne Böller, eiserne Stuckkugeln, Doppelhaken, deutsche Musquetons und Flinten zu sehen waren, und noch vor 50–60 Jahren die Schwerter, Spieße und Harnische vorgezeigt wurden, welche die Ritter Hans von Schwabsberg, Christoph von Saverwang und Hans von Rinderbach getragen haben sollen, als sie in das heilige Land zogen (Hill. Chr. III). Das Schloß enthält auch viele große tiefe Keller und im ganzen die große Zahl von 83 Zimmern.

Nur ein Raum blieb noch einigermaßen ursprünglich, die Schloßkirche; sie liegt noch im Schlosse selbst, reicht aber mit ihrem geosteten Chor noch hinan zu dem an der Südostecke des Schlosses stehenden malerischen Bau, der ein Schlößchen für sich, mit zwei hübschen runden Thürmen an der Ostseite, bildet. Die Schloßkirche zum hl. Wendelin, nicht mehr zum Gottesdienst benützt, ist ein ganz gewölbter, schön und voll stuckirter Raum mit schmälerem Chor, reicher Empore, drei Altären. An der Decke des Schiffes in Stuck Verkündigung, Himmelfahrt und zugleich Verherrlichung Mariä, im Chor Krönung Mariä. Am linken Seitenaltar die Jahreszahl 1627, Maria mit dem Jesuskinde, unten Ellwangen, am rechten gleichfalls 1627 und vor ihm eine schöne Pieta, Holzbild aus dem Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts. An der hölzernen, auch in Spätrenaissance gehaltenen Kanzel die Statuetten der vier Evangelisten. In Nischen 4 Heilige, darunter ein schöner St. Sebastian. Diese Pieta soll von einem schwedischen Soldaten in frevlerischer Weise verstümmelt worden sein (s. o. S. 154 f.).

| An das oben genannte Schlößchen stößt als östliche Verlängerung die hohe Umfassungsmauer der Vorburg, zugleich die Außenmauer der schon genannten langen Wagenschuppen; dieselbe stammt noch aus der gothischen Zeit, hat noch die ursprünglichen tiefeingeschrägten rechteckigen Fensterchen, im östlichen Theil zwei übereinander. Diese Mauer biegt sich zu dem auch oben S. 420 genannten breiten runden Thorthurm um und läuft an der ganzen Ostseite hin, an der Nordostecke zu einem runden, jetzt ganz von Epheu übergrünten Eckthurm von mäßigem Durchmesser. Vor der Mauer zieht der innen gemauerte Graben, dann kommt der Wall und dann der äußere auch gemauerte Graben, aber nur an der Ostseite. Gräben und Wall sind nur dort, sonst schützte die Steilheit des Berges. Von Bastionen, von den Schweden im Jahr 1633 angelegt auf Befehl Gustav Adolfs, liegt außer den zwei an den Ostecken, noch eine an der Mitte der Nordseite, die nördlichen sind eckig, die südliche ist rund. Ein breiter Graben trennte früher, von Süden nach Norden ziehend, Vorburg und Schloß. Das Wasser wird von einem Brunnenhaus im Thal bei den Schloßseen auf den Berg heraufgedrückt. Bei dem Thurm an der Nordostecke stand früher auf dem Wall die Klausenkapelle, errichtet von Fürstpropst Johann Christoph IV. (1674–1687) ganz mit Austerschalen besetzt nach echter Einsiedlerart.

Wie schon oben bemerkt, das Äußere des Schlosses hat im Einzelnen, mit Ausnahme jenes Portales an der Südwestecke und einiger Giebel, den Stempel größter Einfachheit, auch die beiden über Eck stehenden Westthürme haben nur viereckige Fenster, wie das ganze Schloß, dessen Quaderwerk durchaus abgespitzt und mit dickem Mörtelbewurf bedeckt wurde. Die beiden Westthürme wurden 1789 auf ihre jetzige Höhe erniedrigt, was dem Schlosse viel von seiner malerischen Erscheinung raubte.

Bei einer Frontbreite von gut 200 Fuß ist seine äußerste ostwestliche Länge 226 Fuß, die äußerste westliche Breite von Thurmecke zu Thurmecke 237 Fuß, die kleinste Seite, die nördliche, 160 Fuß. Der Knopf des nördlichen Eckthurmes schwebt fast 24 m (84 F.) über der Erdfläche.


Die Kirche auf dem Schönenberg
steht auf dem nordöstlich von der Stadt gelegenen Berg, weithin sichtbar und stolz zur Stadt herniederschauend. Unter herrlichen Linden, zwischen denen 17 Kapellen stehen, steigt man am Berg | empor, der eine prächtige Aussicht gewährt über die Stadt hin bis an die Alb, und an dessen Abhang schon hoch oben unter altem Eichbaum eine Quelle sprudelt, jetzt von einer Kapelle überbaut.

„Zwey Von der gesellschaft Jesu Priester als P. Thomas Anreitter fürstl. Ellw. Beichtvatter, dann P. Joannes Hefelin sein gesell samt dem Cammer Secretario und Registratore herrn Johann Gözmann j. u. Cand. giengen im Monath August anno 1638 nach getrunkenem Saurbrunnen spaziren: der Weeg tragte sie nicht ohne sonderbahre Schickung gottes auf diesen Berg und die weil das gespräch war, mit was Mittel auf die hier umbliegende Bichel unser lieben frauen Loreto Kirchlein erbaut konnt werden, ist auf diesem berg das gespräch weiter ergangen, die gelegenheit des Ortes und schönes aussehen beliebte allen dreyen, weil auch der berg unfruchtbahr, und deswegen leichtlich für das Kirchlein zu erhalten, beschlossen sie einhellig, daß man des anderen tags (als den 13. August) allda ein Creutz aus dem nächsten Thannenbäumlein ohne Kunst und ohne Zimmerarbeit machen soll, welches denn auch geschehen, und in die Mitte ein Muschel eingestemmet und ein kleines Mariäbild, so das Knäblein Jesu tragt, von Heiligthum eingeschlossen worden mit der Überschrift: Mariae Lauretanae, der wunderbahrlichen Jungfrau zu Ehren.“ So liest man in der Hillerschen Chronik.

Das Bild besteht noch, ist schwarzbraun von Farbe, aus Erde mit eingemischten Reliquien und geformt nach dem wunderthätigen Bilde zu Altötting in Bayern. Der Ort selbst wurde alsdann mit vier Pfählen nach der Größe der Lauretanischen Kapelle ausgesteckt und der Umkreis mit Tannenbäumchen ausgezeichnet, worauf sie die ganze Umgegend in den besonderen Schutz der Madonna empfahlen. Von hier an datirt die Wallfahrt. Nach einem halben Jahr errichtete man ein hölzernes Kirchlein über der Stelle (erste Andacht mit der lauretanischen Litanei am 25. März 1639), bald nachher, 1639, eine steinerne Kapelle (Einweihung am 8. September), an die 1652 zwei Nebenkapellen angebaut wurden; im Jahr 1682 die erste große Kirche. Der Propst Johann Christoph von Adelmann ließ sie in Ausführung eines schon länger her gehegten Planes, geleitet von dem ihm enge befreundeten Pater Jenninger erbauen, als er bei einem heftigen Gewitter am 14. September 1681, in welchem der Blitz bereits ein Haus in Brand gesetzt hatte, für den Fall der Rettung Ellwangens aus der drohenden Gefahr, | den unverzüglichen Beginn des Baues gelobt und Erhörung seiner Bitte gefunden hatte. Den Riß machte Baumeister Michael Thumm aus Bregenz; im Beisein des Johann Christoph von Freyberg, Bischofs zu Augsburg, ward am 16. Juni 1682 der Grundstein gelegt; acht Tage darauf, an seinem 43. Geburtstag, legte Johann Christoph von Adelmann den Grundstein zu dem gegen die Stadt liegenden Thurm; der Chor umfing die lauretanische Kapelle; den Ausbau leitete der Jesuit Heinrich Majer, „ein im Bauwesen und Gipsarbeit sehr erfahrener Künstler“. Dieser verbesserte ein und anderes an der gemachten Zeichnung, besonders die Höhe der Kirche betreffend, welcher er auch ein merkliches zulegte. Zu Ende kam der Bau erst unter Ludwig Anton (1689–1694).

So stand das Gebäude, und auch solche, „welche viele und weit entlegene Reiche und Landschaften durchreiset, auch in der Baukunst gründlich erfahren gewesen, bekannten einhellig, daß dieses Kirchengebäude wegen seiner sonderbaren Lieblich- und Annehmlichkeit, auch aller und jeder Theile wohlgestellten Gleichförmigkeit, nicht nur mit andern weit und breit berühmten verglichen, sondern unter die schönsten Kirchengebäude der christkatholischen Welt könnte und müßte gezählet werden.“

Aber am 22. April 1709 wurde die Kirche durch einen Blitzstrahl entzündet und bis auf die Grundmauern zerstört. Das größte Unglück bestand darin, daß das mitten auf dem Dach errichtete Thürmlein zusammenfiel, das Gewölbe einschlug und dadurch das Feuer den Weg in das Innere der Kirche fand. Die Gemälde von zwei Altären konnten noch gerettet werden, was am meisten zu bedauern war, das kunstreiche, Christi Geburt darstellende Blatt des Hochaltars, eine Schenkung der römischen Kaiserin Maria Eleonora Magdalena Theresia, Schwester der Pröpste Ludwig Anton und Franz Ludwig, verbrannte. Die lauretanische Kapelle blieb ganz verschont, auch der Altar des h. Ignatius über, ingleichen die zwei Altäre neben der Kapelle. Bald wurde das Gotteshaus in derselben Größe mit Benützung der stehengebliebenen Mauern noch prächtiger hergestellt, so daß am 15. Mai 1729 die Einweihung der vom Propst Franz Ludwig mit großem Eifer und unter reichlichem Zufluß milder Gaben mit einem Kostenaufwand von 66.300 fl. ins Werk gesetzten neuen Kirche durch den Weihbischof von Augsburg stattfinden konnte. Der Propst erwirkte bei Papst Benedikt XIII. große Ablässe und Privilegien für die Altäre, ordnete die Einrichtung des Gottesdienstes und die Abhaltung der Messen, | Bruderschaften, Andachten und Prozessionen, schenkte auch der Kirche ein mit Brillanten besetztes Kreuz im Werth von 12.000 fl.

Während des ersten Baues ließ der Fürstpropst Johann Christoph auch den übrigen Berg zur Andacht und Zierde herrichten. Der Wald wurde ausgehauen und an dem Wege, der von der Stadt zur Kirche emporführt, je eine Lindenreihe gepflanzt. Darunter ließ Fürst Franz Georg die fünfzehn Geheimniskapellen, in denen der hl. Rosenkranz gemalt ist, errichten; die 15 Gemälde sind von Edmund Wiedemann 1747 gemalt, für jedes erhielt er 20 Gulden. [ER 4] Außerdem wurden noch zwei größere Kapellen auf 2/3 Höhe des Berges erbaut, rechts die Josefskapelle, links die mit dem Brunnen. Diese achteckig mit Chörchen ist innen, wie ein antikes Nymphäum, ein mit Nischen durchaus gegliederter und angenehm empfangender Raum, in dessen Hintergrund das Wasser rauschend in einen hölzernen Trog fällt. Am Eingang ein großer Eichbaum. Das Wasser ist vom Nordabhang des Schloßberges hergeleitet. An Stelle der Josephskapelle stand die alte Lauretanische, bis sie nach Schleifhäusle kam. Der in der Josephskapelle befindliche Altar wurde errichtet 1733, und damals allein 75 Gulden dem Bildhauer Paulus bezahlt (Hill. Chr. III).

Die Kirche ist eine schöne, große, reich bemalte und reichstuckirte Hallenkirche mit Querschiff und langem halbrund schließendem Chor, der gegen Osten leider durch den Hochaltar verkürzt wird. Zu Seiten sind durch die nach innen gezogenen Strebepfeiler Kapellen gebildet. Das Äußere, 66 m lang, ist ziemlich schmucklos, etwas steifbeinig, am reichsten, besten ist noch die Ostseite und die mit zwei Thürmen besetzte Westseite bedacht. Toskanische und jonische Pilaster mit derben Gesimsen beleben die Thürme, welche gegen oben in malerisches Zwerggeschoß übergehen. Alles aus Backsteinen und übertüncht.

Hinter dem halbrundschließenden Chor steigt ein schmucker Giebel mit einem zierlichen Laternchen auf. In der Ostnische des Chorhalbrundes gute große Statue des hl. Michael, im südlichen Querschiffgiebel schöne kolossale Madonna auf der Weltkugel. Über dem Eingang an der Südseite des Langhauses steht: Ingredimini per portas has, ut adoretis dominum. Jerem. 7. Über dem an der Nordseite: Introite portas eius in confessione. Ps. 99. So wenig die äußeren Formen, namentlich der Langseiten, befriedigen, mit um so schönerem Einklang umfängt uns das große lichtvolle Innere dieses mit Meisterschaft durchdachten und durchgliederten hohen, ganz gewölbten, mit Stuckaturen, Bildsäulen, zarten Wand- und Deckenfresken und tieffarbigen | Altargemälden reich, aber nicht überladen aufgeschmückten Hallenraumes.

In je sieben, die weiter hinaustretenden Arme des Querschiffes dazu gerechnet, zweistockige tiefe Kapellen sind die langen Wände aufgelöst. Im Westen auf zwei Freipfeilern die Orgelempore, im Osten, leider durch den Hochaltar verdeckt, das große Chorhalbrund. Alles kreuzgewölbt oder mit Spiegeln, die von Gemälden erfüllt sind, und zwar wechseln einfache mit doppelt so langen Gewölbejochen ab, so daß nach der Orgelempore ein einfaches, dann ein doppeltes Gewölbejoch folgt, darauf wieder das einfache des schmalen Querschiffes, das doppelte des Chores, dann ein einfaches vor dem Chorhalbrunde. Alle durch breite Tonnengewölbebänder geschieden. So erhielt man Raum für kleinere Deckenfresken und 2 große (Himmelfahrt und Verklärung Mariä). Doppelpilaster fassen die Kapellen, sie sind streng korinthisch, kanellirt, mit reichstem Gebälk, im Fries Laub- und Fruchtgewinde. Über den Gesimsen oben Nischen mit Heiligenfiguren.

Trefflich kräftige Schmiedeisengitter schließen die einzelnen Kapellen ab, Thüren, Beichtstühle, Kirchenstühle, alles lebhaft und kraftvoll geschnitzt. Große reiche Orgel im Westen, gefertigt von Allgaier in Hofen 1711; noch reicher die Kanzel mit den sitzenden lebensgroßen vier Evangelisten; oben der Erlöser. Die Fresken selbst sind außerordentlich schön. In jeder Kapelle ein Altar mit meist sehr guten Gemälden aus dem vorigen oder diesem Jahrhundert. Alles zu nennen führte zu weit. Hervorgehoben seien: Tod des hl. Hieronymus, unten das Adelmann’sche Wappen. Tod des hl. Sebastian, mit der Jahreszahl 1711. Johannes Baptista in der Wüste, mit Landschaft im Hintergrund: Huber pinxit in Weißenhorn 1810. Aus neuer Zeit zwei Altarblätter: St. Franciscus von Assisi und die hl. Barbara von E. v. Heimburg 1866.

In neuester Zeit wurden auch Fresken an die Ostwände der oberen Kapellen gemalt: P. Anreiter und P. Heffelin Soc. Jesu setzen das Gnadenbild in den Baum. 14. August 1638.

Sodann erster großer Bittgang der Dinkelsbühler zum Gnadenbild in der hölzernen Kapelle. 15. Juni 1639. Fürstbischof Joh. Jac. Blarer von Wartensee legt den Grundstein zur steinernen Kapelle. 24. Juni 1639. Sebastian, Bischof von Augsburg, weiht die neugebaute lauretanische Kapelle ein. 8. September 1639.

| Der riesige Hochaltar enthält ein schönes Altarblatt Mariä Himmelfahrt von J. Classen 1715; auf der Rückseite die Geburt Christi. Das Gipswerk des Hochaltars fertigte der Bildhauer Anton Paulus in Ellwangen.

Der Hochaltar schneidet den östlichen Theil des Chores von der Kirche ab, und hier erhielt sich die alte ursprüngliche lauretanische Kapelle; zu beiden Seiten mit reichsten Stuckdecken versehene Räume. Unter Ludwig Anton wurde dieselbe, nachdem sie 43 Jahre lang ganz frei gestanden, eingebaut.

Die Kapelle, vornen durch ein prächtiges Schmiedeisengitter, von Veit Hirschmann 1743, abgeschlossen, enthält auf dem schwer mit Silber bedeckten Altar den Baum mit dem Gnadenbild (s. o.). Sie wurde ganz ausgemalt im Jahr 1865 durch Maler Fr. X. Kolb in Ellwangen. Die Malereien stellen dar: Übertragung des heiligen Hauses von Nazareth nach Loretto, Christus am Kreuz, Tod des hl. Joseph, der Erstandene erscheint seiner Mutter Maria, Hochzeit zu Cana, Flucht nach Ägypten, Erscheinung der Weisen aus dem Morgenland, Mariä Verkündigung, Mariä Opferung, Mariä Vermählung, Geburt Christi. Von Inschriften nennen wir nur: Ad gloriam B. V. Mariae a Parocho Pfluger, ferner Renov. Anno Dom. 1865 Pio nono Papa. (Vgl. Josef Kröll, Marienrosen. Waldsee 1878). Hochfeierlicher Eindruck durch die das heilige Düster der Kapelle durchdämmernden Gemälde und die hindurchblitzenden Gold- und Silberstrahlen.

Im Hintergrund der Kapelle in schwarzer Marmorumfassung und sehr schön gearbeitet die metallene Grabplatte des in der Kapelle bestatteten Fürstpropsts Johann Christoph von Adelmann mit vielen Wappen und langer Inschrift: Hic situs est celsissimus et reverendissimus princeps ac dominus, dominus Joannes Christophorus S. R. J. princeps, praepositus et dominus Elvacensis, natus ex avita et illustri Adelmannorum ab Adelmannsfelden familia anno a partu Virgineo MDCXL 23. Juny, electus in S. R. J. principem, praepositum et dominum Elvacensem MDCLXXIV 18. Aprilis.

Auf dem Grabstein steht: Sacerdos Dei, memento mei.

Große Glocke: Anbetung der Hirten; oben rings um den Kranz: Verbum caro factum est; auf der südlichen Seite: Durch Feuer und Hitz bin ich geflossen, Theodosius Ernst in Ulm hat mich gegossen anno 1713; auf der andern Seite: Sub Regimine Principis Franc. Ludov. Com. Palatini. Anno 1713.

| Mittlere Glocke: Christus am Kreuz, Maria und Johannes; oben ringsum: Jesus Nazarenus Rex Judaeorum. Durch Feuer und Hitz etc. anno 1713.

Kleine Glocke: Madonna mit dem Jesuskinde und dem Scepter, auf dem Halbmond stehend; oben ringsum: Sub tuum praesidium fugimus. Anno 1713.

In der fürstpröpstlichen Sakristei schöne Marmorskulptur, spanische Arbeit, Maria mit dem Kinde, Ehrengeschenk des spanischen Hofes an Fürstpropst Ludwig Anton.

In der Pfarrsakristei befindet sich u. a. ein Festkelch mit Emailmalereien, Augsburger Arbeit; ein Meßkänchen mit Teller, auch mit solcher Malerei, gestiftet von der Dominikanerin M. Viktoria Sedelmayer im Kloster Kirchberg 1751, gleichfalls Augsburger Arbeit; ein Kreuzpartikel 1757 und ein silberbeschlagenes Meßbuch 1768 von Ign. Emer; ein blaues Meßgewand, die gelbe Stickerei daran in bester Renaissance mit dem Blarerischen Wappen und 1627; ein schweres Meßgewand aus Gold- und Silberfäden, Prachtstück; ein Silberbrokatornat von Propst Schönborn.

Östlich von der Schönenbergkirche steht das große ehemalige Seminargebäude, von Franz Georg gegründet 1749; am 5. August 1749 wurde der Grundstein gelegt, aber erst Anton Ignaz vollendete 1756 den Bau. Von Osten her führt eine 1200 m lange Wasserleitung herein. Im Giebelfeld halten zwei Löwen das große Wappen des Fürstpropstes Anton Ignaz. Der ehemalige Bibliotheksaal ist 60 Fuß lang, 25 breit. Die ganze Länge des Gebäudes kommt der der Schönenbergkirche mit rund 230 Fuß gleich. Östlich vom Seminar der ummauerte Friedhof.

Die Schönenbergkirche ist immer noch der Sammelplatz von Tausenden von Wallfahrern, man sieht von überall die Kirche mit ihren zwei Thürmen über die Wälder und Ackerflächen herblicken, selbst von der fernen Alb, im Goldlicht der Sonnenstrahlen, um die Wallfahrer herbeizulocken und ihre Seele zu erquicken in den erhabenen Hallen.

Die Eichkapelle. Eine halbe Stunde unterhalb der Stadt liegt in tiefer Stille auf dem rechten Ufer der Jagst unterhalb des felsigen Abhangs der Rinderburg die gothische Kirche zu Sankt Maria in der Eich. Das noch auf dem Hochaltar der Kirche befindliche altgothische hölzerne Gnadenbild soll vor vielen hundert Jahren in der Nische einer Eiche gestanden sein (s. u. S. 431 f.). Noch ragt eine riesige prächtig gewachsene Eiche südlich der Kirche und überschattet eine gefaßte | für heilkräftig geltende Quelle. Es öffnet sich eine große Rundbogennische im Renaissancestil, mit Figuren bemalt: Christus am Kreuz, ein Hirsch und ein Mönch, zu Seiten Maria und Johannes; unten fließt aus zwei Röhren krystallhelles Wasser. Die im Jahr 1498 von Propst Albert I. erbaute Kirche zeigt außen diese Jahreszahl und noch den Stil dieser Zeit, besonders an der Westseite, hier noch gothische Maßwerksfenster und eine Pforte mit Stabwerk. Das Innere erfreut durch reichen Schmuck an Malereien; der östliche Theil wird durch ein sehr schönes schmiedeisernes Gitter abgeschlossen. Die Deckenmalereien sind von G. Lacher aus München 1860, ebenso das große Hochaltarbild, Mariä Himmelfahrt. Auf den Seitenaltären die Martyrien der h. Ottilia und der h. Apollonia, sehr gute Ölbilder aus dem Jahr 1762, damals wurde die Kirche inwendig ganz renovirt, mit den zwei neuen Nebenaltären und sonstigen schönen Malereien ausgeziert, sämmtlich von Maler Wiedenmann (s. o. S. 398). Dann sind in der Kirche noch bemerkenswert tüchtige Elfenbeinschnitzereien aus dem 17. Jahrhundert.

In der südlich an den Chor angebauten Sakristei sieht man ein reiches Meßgewand mit der Jahreszahl 1658 und dem Rechbergschen Wappen des Fürstpropstes, einen schönen silbervergoldeten Kelch mit 6 Emailbildchen, das Leiden Christi darstellend, und der Inschrift: „Joannes Geiger Ecclesiae curator eiusque coniux Eleonora 1708 B. M. V. ad quercum Elvaci donant“, und einen Renaissancekasten mit der Jahreszahl 1672.

Als im Jahre 1748 der damalige Fürst und Propst Franz Georg darauf drang, daß man ihm den Fundationsbrief der Kapelle Unserer Lieben Frauen zur Eich nebst einem genaueren Ausweis über den Vermögensstand derselben vorlegen sollte, zeigte es sich, daß ein Stiftungsbrief nie vorhanden war, wenigstens weder in der Registratur, noch im Archiv, oder in der Pflegschaftstruhe gefunden werden konnte; wohl aber fand sich eine von Niemanden unterschriebene, historische Notizen über die befragte Kapelle enthaltende Relation vom Jahr 1753 vor. Nach dieser soll in eine hinter der jetzigen Kapelle gestandenen Eiche von Hirten ein Bildnis der hl. Jungfrau Maria gethan worden sein, worauf sodann bald fromme Christen sich dahin begaben und an den Samstagen Abends den Rosenkranz beteten, so daß schon lange vor Erbauung der Kirche eine Wallfahrt bestand. In Schriften, Rechnungen und derlei Papieren will aber der unbekannte Verfasser der Relation mit Zuverlässigkeit | gefunden haben, daß der gefürstete Propst Albert I. aus dem Hause Rechberg von Hohenrechberg, derselbe, der die Kirche zu St. Wolfgang bauen ließ, 1. März 1498 vom Bischof Friedrich II. in Augsburg die Bewilligung erhielt, eine Kapelle zur Ehre Gottes und der hl. Jungfrau Maria erbauen zu dürfen, doch ohne Präjudiz der Pfarrkirche zu Ellwangen. Fünfzehn Stationen bei der Kapelle wurden von Propst Johann Christoph I. im Jahr 1609 auf Anrathen der Jesuiten errichtet (Agricola an dem unten angeführten Orte 3, 421).

Die Kapelle wurde nun auch wirklich erbaut und 10. Juli 1514 vom Weihbischof von Augsburg, dessen Name nicht genannt ist, geweiht, auch mit verschiedenen Ablässen begabt. Obschon die Kapelle keine eigentliche Fundation hatte, sondern der Bau sowohl als die übrigen Bedürfnisse ganz allein aus den gefallenen Opfern und sonstigen freiwilligen Gaben bestritten wurden, so kam sie durch fleißige Sammlungen und gute Wirthschaft der Pfleger doch bald zu einem für eine Kapelle bedeutenden Vermögen, so daß der Verfasser der erwähnten Relation von 1753 schon von einem Vermögen von 18.091 fl. 24 kr. sprechen konnte. Von Frz. Xav. Mathäus Geiger von Ellwangen wurden Jahrtäge in dieser Kirche fundirt, der noch überdies 200 fl. dafür bestimmte, daß an allen Sonn- und Feiertagen von Ostern bis Pfingsten eine Litanei gebetet – und aus dem Zinse dieses Kapitals der Geistliche, der Schulmeister, der Meßner und der Blasbalgzieher belohnt werden sollen. Diese Andacht wurde aber, weil die Belohnung ungenügend erschien, von dem Fürsten Frz. Georg im Jahre 1754 auf 6 Sonntage zwischen Ostern und Pfingsten reduzirt. Hieher gehört ferner die vom gewesenen Ellwanger Stiftskapitular Frz. Ludwig von Oettingen-Baldern in seinem Testamente vom 19. November 1778 gemachte Stiftung von 800 fl., wornach an jedem Samstag Abends von 8 Armen ein Rosenkranz in der Eichkapelle gebetet werden soll. (Notizen von Stadtpfleger Richter.)

Auf dem Dachfirst der hübsch gebauten Kirche steht ein hölzerner Dachreiter mit schwer zugänglicher Glocke, mit der Jahreszahl 1516.

Im nahen Schulhaus wird die Schule für die Kinder von Rindelbach, Schönau und von dem einzelnen Haus, Maus genannt, gehalten, was in früheren Zeiten im Dorfe Rindelbach selbst der Fall war. Zwischen dem Schulhaus und dem Gnadenbrunnen steht die prächtige Eiche.

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Geschichte des Klosters und Stifts Ellwangen [2].

Der Name Ellwangen [3], in frühester Zeit Elehenwang 814, 823, Elehenwanc 817, Elenwanga 887, Elvangen 961, Elwangen 987, Elvanc 1152 u. s. w. geschrieben, ist etymologisch zu deuten als Wang, Feld (campus) des Elch (althochdeutsch: elaho, Genitiv: elehen; cervus euryceros, der ausgestorbene Riesenelch, oder cervus alces, der noch lebende Elch); die Stadt selbst aber verdankt ihren Ursprung und ihre Bedeutung ganz der in das 8. Jahrhundert zurückreichenden kirchlichen Stiftung, weßhalb wir uns zuerst dieser zuwenden.

Nach der Lebensgeschichte Hariolfs, des Stifters des Klosters, aus der Mitte des 9. Jahrhunderts (s. S. 150. 296) war derselbe ein hervorragender Laie, Verwandter Gozbalds, Abts von Altaich und Bischofs von Würzburg, Kanzlers König Ludwigs des Deutschen († 855), in dieser Gegend des Virgundwalds („in confinio Frantiae et Reciae“) begütert. Nach langem Jagen erlegte er einst mit einem alten Genossen, dem hochedlen Cadoloh, eben hier einen Elch [4]. Darauf wurde er im Schlaf durch dreimaligen Glockenklang geweckt – „der Ton der Glocke schien ja überhaupt die nicht bloß mitfühlende, sondern vorahnende deutungsvolle Stimme eines geheimnisvollen, in höheren Regionen heimischen Wesens und wie gewöhnlich auf dem Gebiet der | Sage, so spielen auch auf dem speziellen der im Mittelalter zu einer ziemlichen Bedeutung gelangten Glockensage in die dichterischen Gebilde wirkliche Ereignisse und geschichtliche Thatsachen hinüber“ – entsagte den Freuden der Welt, begab sich zu seinem Bruder, dem Bischof Erlolf von Langres, und nahm das Ordensgewand an. Dann aber gründete er unter dem Beirath seines Bruders, den er aus Frankreich berief, hinsichtlich der Wahl des Ortes auf seinem eigenen Grund und Boden in einer damals sumpfigen Gegend ein Kloster, welchem er, damals nur im Besitz von 3 Bauernhöfen, beim Ausgange seines Lebens volle 300 Höfe hinterlassen konnte. Wiederum durch Glockengeläute während des Schlafes, verbunden mit der Erscheinung eines lichtgekleideten Jünglings, sowie durch einen Bruder Hariolfs, Franko, auf Ellwangen hingewiesen, eilte Grimold († nach dem Necrolog. Elwac. am 20. August) von einem Hofe K. Pippins zu Bodman am Bodensee, wo er die königlichen Rosse hütete, zu Hariolf. Er traf ihn zu Röhlingen und da es ihnen zu ihrer Betrübnis an Stoff zu einem Ordenskleid fehlte, erhielten sie von einer ihnen völlig unbekannten Frau, die des Weges daher kam, ein Stück Tuch zur Einkleidung Grimolds, der dann am folgenden Tage Mönch wurde. Hariolf unterstellte seine Schöpfung dem beständigen Schutze Pippins, sodann Karls des Großen, der ihn so liebte, daß er ihn stets „Vater Hariolf“ nannte, wurde aber in der Folge Nachfolger seines Bruders Erlolf auf dem bischöflichen Stuhle von Langres. Von letzterem bekam er die Gebeine der römischen Märtyrer Sulpicius und Servilianus, welche dieser von Papst Hadrian I. [772–795, d. h. somit erst zur Zeit Karls des Großen] erhalten hatte. Die Hauptpunkte dieser Erzählung werden wohl nicht zu beanstanden sein, mögen auch die verschiedenen Wunder, welche in dieselbe vorzüglich auf den Gewährsmann Grimold hin eingeflochten werden, den Charakter eines frommen Mythus tragen und mag es immerhin, wenn zwischen Karl dem Großen und Hariolf eine wirkliche nähere Beziehung stattgefunden hätte, auffallend erscheinen, daß uns die Geschichte sonst von diesem letzteren nichts überliefert hat.

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Hinsichtlich der Zeit der Gründung giebt die Lebensgeschichte Hariolfs nur den Anhaltspunkt, daß sie in die Regierungszeit König Pippins (741–768, d. h. 741–747 Majordomus von Burgund, Neustrien und der Provence, während sein Bruder Karlmann dies von Austrasien, Schwaben und Thüringen war, 747–752 Majordomus und Regent des ganzen fränkischen Reichs, seit 752 | auch dem Namen nach König der Franken) falle, und nach anderweitigen Zeugnissen steht fest, daß Erlolf von Langres im Jahr 769 als einer der fränkischen Bischöfe einer Lateransynode beigewohnt hat (Hefele Conciliengeschichte 3, 404; Abel, Jahrbücher des fränkischen Reichs unter Karl dem Großen S. 52). Für die speziellere Zeitbestimmung kommen dagegen in Betracht der Bericht einer Lebensbeschreibung des um 763 verstorbenen Wunibald, Abts von Kloster Heidenheim auf dem Hahnenkamm (bayr. AG.sitz), wonach derselbe an die damals noch arme Zelle Ellwangen zwei schöne Landgüter Kazwang (bayr. AG. Schwabach) und Gunzenhausen (bayr. AG.sitz) geschenkt hat, ferner die Angaben der Ellwanger Annalen, beziehungsweise des Ellwanger Chronikon, welche das Jahr 764 als dasjenige der Erbauung oder als Anfang des Klosters bezeichnen, endlich eine Urkunde des Jahres 764, der zufolge Suonhar, ein Vasall König Karlmanns, bei seinem Eintritt als Mönch in das Kloster Ellwangen all seinen ererbten Besitz im Gebiet des h. Georg zu Wiesenbach (bad. BA. Neckargemünd), zu Schriesheim (bad. BA. Mannheim) und an den umliegenden Orten dahin geschenkt hatte und durch eine Erscheinung im Traume gemahnt eben laut dieser Urkunde seine frühere Schenkung erneuerte. Doch möchten diese Nachrichten nicht über allen Zweifel erhaben sein. Der Bericht von der Schenkung Wunibalds unterliegt nämlich insoferne Bedenken, als die Lebensbeschreibung dieses Abts von einer mit ihm verwandten zeitgenössischen Nonne des Klosters Heidenheim diese Schenkung nicht enthält (vgl. Mabillon, Acta S. S. Ordin. Benedicti saec. III ps. 2 Lutet. Paris. 1762 p. 184), vielmehr erst die aus dem 12. Jahrhundert stammende des Abts Adelbert von Heidenheim, und weiterhin wenigstens das Klösterlein Gunzenhausen laut noch vorhandener Originalurkunde Kaiser Ludwigs des Frommen erst am 21. August 823 von dem Kaiser an Ellwangen geschenkt wurde (Wirt. Urkb. 1, 99), in welcher Hinsicht freilich wiederum zu Gunsten des Berichts angeführt werden kann, daß in ihm ein anderes Schenkungsobjekt genannt ist und daß Ellwangen jedenfalls schon im 12. Jahrhundert wie zu Gunzenhausen so zu Kazwang begütert erscheint. Sodann stammen die Ellwanger Annalen (das Chronikon ist bedeutend jünger) erst aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, nehmen als Regenten des Jahres 764 die Gebrüder Karlmann und Pippin an, von welchen der erstere bereits 747 der Regierung entsagt hatte und 755 gestorben war, sind also gerade bei ihren Zeitbestimmungen | fehlerhaft. Was endlich die Urkunde vom Jahre 764 betrifft, so gedenkt zwar auch das Ellwanger Nekrologium Suonhars als Schenkers von Schriesheim an Ellwangen (ohne von dessen Beziehung zu Karlmann zu sprechen) zum 5. Februar und erwähnt die Lebensbeschreibung Hariolfs des Vorfalls im allgemeinen ohne Erwähnung der Schenkungsobjekte, allein in der Form, in welcher die Urkunde auf uns gekommen ist, ist sie jedenfalls ein Machwerk späterer Zeit. Übrigens haben die neueren Bearbeiter der Geschichte der Stiftung Ellwangens diese verschiedenen Angaben in der Weise in Einklang zu bringen versucht, daß sie sagen: die eigentliche Gründung des Klosters, der Beginn der klösterlichen Ansiedelung falle in die Zeit der gemeinsamen Regierung Karlmanns und Pippins (741–747) und das Jahr 764 bezeichne den Ausbau der ältesten Basilika, die Vollendung des Baues des Klosters und des selbständigen Lebens desselben als unabhängiger Abtei: zwei Momente, welche auch nach sonst bekannten Vorgängen zeitlich ziemlich auseinander fallen (woran sich dann erst noch unter Karl dem Großen die Übertragung der Reliquien anschlöße). Diese Darstellung bietet nichts unmögliches. Nur muß bei ihr, wenn sich Hariolf gemäß der Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen für Ellwangen vom 8. April 814 persönlich bei demselben zu Gunsten seiner Stiftung verwandt hat, die Erreichung eines sehr hohen Alters durch denselben angenommen werden [5]. Sein Todesjahr ist nicht bekannt; nach einer alten Grabschrift (Monum. Germ. S. S. 10, 14) starb er an einem 13. August, im Ellwanger Nekrologium aber ist sein Todestag zum 12. August (W. Viertelj.H. 6, 264) beigesetzt. – Wegen seiner Verdienste um die Gründung gilt auch sein Bruder Erlolf als Mitstifter, († nach dem Ellwanger Nekrologium am 29. November). Beide Brüder fanden ihre Ruhestätte in ihrer Schöpfung (S. 382) [6].

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Ermenrich, der Verfasser der hariolfischen Lebensbeschreibung, erwähnt eines Oratoriums (Nische mit Altar) des h. Stephanus an der Stelle, wo zu seiner Zeit der Altar des (besonders auch in Dijon verehrten) h. Benedikts errichtet war, sowie der Schenkung der Leiber des h. Sulpicius und Servilianus, römischer Märtyrer | des 1. Jahrhunderts; in den Urkunden bis zum Jahre 979 herab wird das Kloster als zur Ehre des allerheiligsten Erlösers und seiner heiligsten Mutter, bisweilen auch der zwei letztgenannten Heiligen, einmal der Apostelfürsten Petrus und Paulus, geweiht, bezeichnet; des heutigen Hauptpatrons, des h. Veit – Sohnes eines vornehmen heidnischen Sizilianers, eines der 14 sog. Nothhelfer, welcher in einen mit flüssigem Blei, Harz und Pech gefüllten Kessel gebracht und so gemartert worden sein soll – wird erst seit dem Jahre 987, dann aber stets in erster Linie gedacht, während die Namen des Erlösers und der Maria ganz verschwinden. Es ist hieraus (von F. J. Schwarz) in Verbindung damit, daß eine Kirche ihren Titel, beziehungsweise ihren Patron durch den Akt der Consekration erhält und eine einmal consekrirte Kirche nur wenn sie exsekrirt oder namhaft umgebaut oder vergrößert wird, wiederholt geweiht wird, von Vergrößerungen der Kirchen in frühester Zeit aber nicht viel bekannt ist, der Schluß gezogen worden, daß die Kirche etwa zwischen 979 und 987 neu gebaut und jetzt in erster Linie dem h. Veit gewidmet worden sei; doch ist die Thatsache dieses zweiten Baues sonst wenigstens nicht nachweisbar und in einer ganz sicheren Urkunde wird Veit erstmals im J. 1147 erwähnt [7]. Wohl aber wurde die seitherige Kirche mit dem Kloster im J. 1100 ein Raub der Flammen, worauf im J. 1124 – am 3. Oktober, dem Jahrestag der Einweihung der ersten Kirche – die neue, im Wesentlichen noch die heutige Kirche mit ihren Altären durch die Bischöfe Ulrich von Konstanz und Hermann von Augsburg in Vollmacht des Erzbischofs Adelbert von Mainz eingeweiht wurde. Sie besaß damals außerhalb des Chors und der Nebenschiffe 7 Altäre, im Chor und dessen Nebenschiffen wohl schon die späteren 5; im Umlauf der Chorabsis waren die Reliquien verschiedener Heiliger aufbewahrt. Der Beginn des neuen Klosters, wohl die gänzliche Herstellung und Wiederaufnahme des klösterlichen Lebens, erfolgte im Jahr 1146 [8].

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Im Ganzen waren es 17 Stiftsheilige, d. h. solche Heilige, von welchen Reliquien schon in den ältesten Klosterzeiten in den Besitz der Kirche gelangt waren, und welche seither als Patrone der Kirche, der Stadt und der ganzen Abtei bezw. Propstei betrachtet | und verehrt wurden, nemlich: Veit, Sulpicius und Servilianus, Domitilla, Euphrosyna und Theodora, Quartus und Quintus, Speusippus, Eleusipus, Meleusippus, Leonilla, Junilla, Neon und Turbon, Benignus, Bonifatius. Ihre Reliquien wurden früher längere Zeit hindurch alle drei Jahre am St. Gallentag unter großem Zulauf öffentlich ausgestellt. Es sind dies jedoch keineswegs die einzigen Heiligen, von welchen das Kloster Reliquien erwarb, und noch im Jahr 1744 wurde ihm durch den Ellwanger Bürger und Bäcker Matth. Geiger der Leib des h. Theodor aus Rom verschafft [9].

Die im Kloster eingeführte Ordensregel war die damals allgemeine des h. Benedikt. Geistliche Brüderschaft schloß Ellwangen in der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts mit Reichenau und St. Gallen (Mon. Germ. Hist.: Libri confraternitatum St. Galli etc. ed. Piper, p. 44, 45, 82, 144, 278, 286, 287 mit vielen Namen von Angehörigen Ellwangens), den 19. Nov. 1193 mit Fulda (Wirt. Urkb. 2, 297), erneuert den 5. Jan. 1500; mit St. Emmeram in Regensburg in erneuerter Weise den 22. Aug./8. Sept. 1286 (Pez, Cod. epistolaris 2, 124/5) und wiederum den 7. Febr. 1360.

Schon bald nach seiner Gründung im Jahr 817 wird Ellwangen unter den Reichsabteien, d. h. denjenigen Abteien aufgeführt, bei welchen der König als Herr galt, die Investitur des Abts mit den Temporalien, oder wie sie bei den Reichsabteien, als vorzugsweise vom Reiche herrührend, gewöhnlich hießen, den Regalien dem Könige zustund. Es erscheint in der 2. Klasse derselben, derjenigen, welche nicht Heeresfolge, aber auch nicht bloß Gebete, sondern jährliche Geschenke zu leisten hatte (Monum. Germ. Leges 1, 223 ff). Die Stellung des Vorstands der Abtei, des Abts, zum Reiche wurde gemäß der allgemeinen Entwicklung des Reichsrechts im Laufe des 12. Jahrhunderts als Lehensverhältnis aufgefaßt und er zählte wohl von Anfang an, sicher wenigstens seit der Bildung des neueren Reichsfürstenstands während der Regierungszeit Kaiser Friedrichs I., zu den Reichsfürsten, vielleicht in Anlehnung an das S. 441 erwähnte Privilegium vom Jahr 1003. So finden wir ihn auch, wenngleich Anfangs nur vereinzelt, in kaiserlichen Urkunden der Jahre 1215, 1237, 1323, 1335, 1347, 1370 u. s. f. ausdrücklich als Fürsten genannt (z. B. Wirt. Urkb. 3, 32, 398. | Lünig 18, 122. 123, Glafey Anecdot. 471). Eine besondere Verleihung des Fürstenstandes an den Abt durch Kaiser Heinrich II. im J. 1011 wurde zwar später von Ellwangen selbst behauptet und den 19. Aug. 1508 stiftete Propst Albrecht II. eine kirchliche Feier zum Andenken dieses Kaisers als eines „sundergetreuen Fürbitters und Freunds Gottes“ eben wegen dieser Erhebung der Abtei zum Fürstenthum und Ausstattung derselben mit Privilegien (vergl. J. J. Mosers teutsches Staatsrecht 34, 384 ff. und über Heinrichs Verdienste um E. unten S. 441), dieselbe ist jedoch an sich nicht wahrscheinlich und jedenfalls urkundlich nicht nachweisbar [10].

Die unmittelbare Stellung unter den päpstlichen Stuhl, die sog. Exemtion, wie sich dieses Verhältnis wenigstens in der Folgezeit, aus welcher es genauer bekannt ist, gestaltete, kam nicht dem ganzen Fürstenthum, sondern nur dem Hochstift zu, wie dies z. B. insbesondere hinsichtlich der Stadt Ellwangen aus Vergleichen zwischen dem Stiftsbeichtvater und Stadtpfarrvikar vom 1. Juli 1639, beziehungsweise dem Stifts- und Stadtpfarrer vom 5. Oktober 1689 hervorgeht. Demgemäß waren exemt nur die Stiftskirche und die dazu gehörige Geistlichkeit, wie namentlich der Propst, Dekan, die Kapitulare, u. s. w., ferner (seit 1689 soweit sie sich nicht außerhalb der Stadtmauern befanden) die zur Stiftspfarrei gehörigen Räthe, hohe und niedere Offiziere und Diener mit Familie und Gesinde, desgleichen alle Insassen des Spitals, sodann in örtlicher Hinsicht die fürstliche Residenz, die Stadtvogtei und die Priestergasse, die dem Propst und Kapitel unmittelbar und eigenthümlich gehörigen Häuser – nur bestrittener Weise: die Schönenbergkirche mit Seminar –, wogegen die übrige Stadt, die Stadtkirche, die Dörfer und Dorfkirchen nicht exemt waren, sondern zu den Bisthümern Augsburg und Würzburg gehörten, so daß z. B. insbesondere hinsichtlich der betreffenden geistlichen Stellen der Propst dem bezüglichen Bischof zu präsentiren hatte, welch’ letzterer auch die geistlichen Weihen ertheilte. Die päpstlichen Anordnungen kamen dem Propst unmittelbar oder durch die Kölner Nuntiatur zu (Reyscher, Gesetzsamml. 10 S. 3.).

In der Zeit, in welcher Ellwangen gegründet wurde, war die Zahl der Klöster in unserer Gegend noch nicht groß, durch die Beziehungen des Stifters zum Kaiserhause war die Gunst des letzteren angebahnt, und so konnte ein gedeihliches Aufblühen | der neuen Stiftung erfolgen. Dasselbe förderten zunächst verschiedene Bewilligungen von Seiten der Kaiser, einige auch von Seiten der Päpste. So nahm Kaiser Ludwig der Fromme auf die persönlich vorgetragene Bitte des Bischofs und Abts Hariolf unter ausdrücklicher Berufung auf die Schutzverleihung seines Vaters Karl den 8. April 814 [11] zu Aachen nach Rath der Bischöfe und mit Einwilligung seiner Getreuen in der ersten Urkunde, welche uns aus der Zeit nach seiner Erhebung zum Kaiser bekannt ist und sich zum Theil noch in alterthümlichen, mehr den Urkunden seines Vaters ähnelnden Formen bewegt, das Kloster von Neuem in seinen Schutz, verlieh ihm für sich und alle seine Besitzungen Freiheit von jeder richterlichen und sonstigen Amtsgewalt, so daß jedweder Gerichtsperson der Eintritt auf sein Gebiet oder seine Besitzungen verboten sein sollte, sowie das Recht freier Abtswahl nach dem Tode des Abts. Sodann schenkte er ihm den 21. August 823 das Kloster Gunzenhausen an der Altmühl mit allen Zellen und sonstigen Zugehörden [12]. König Arnulf bestätigte am 5. Juni 894 [13] um des Seelenheils seines Vaters König Karlmanns und seiner anderen Vorfahren, sowie seines eigenen willen wie die anderen von seinen Vorfahren verliehenen Vergünstigungen so insbesondere das Recht der freien Abtswahl. Ähnlich Kaiser Otto I. den 15. August 961 [14]. Unter Berufung auf die Schutzverleihung seiner Vorgänger, namentlich seines Großvaters und seines Vaters – letztere ist nicht mehr erhalten – nahm Kaiser Otto III. am 9. August 987 auf Bitte seiner Gemahlin Theophano und auf Verwendung u. a. des schwäbischen Herzogs Konrad das Kloster von Neuem in seinen Schutz, bestätigte seine Immunität von jeder richterlichen oder sonstigen Amtsgewalt, die Verwaltung der weltlichen Geschäfte, so namentlich der Gerichtsbarkeit, durch den Vogt, welcher, wenn der Abt nicht aus triftigen Gründen seine Berufung wünschte, nur dreimal im Jahr mit nicht mehr als 12 Pferden das Kloster zum Zweck der Gerichtssitzung zu betreten haben sollte u. s. w. Da das Kloster manche Angriffe auf seine Freiheiten zu erleiden hatte, verlieh ihm | Kaiser Heinrich II., vielleicht im Juni oder September, 1003 [15] die Freiheit der am meisten begünstigten Reichsabteien, wie Fulda und Reichenau. Weiterhin machte er am 5. Februar 1024 unter Beirath namentlich Herzog Ernsts II. von Schwaben den dem Kloster gehörigen Virgundwald in dem bereits (S. 301) angegebenen beträchtlichen Umfange zu einem Bannforste mit ausschließlichem Jagd- und Fischereirechte des Klosters. – Von den schwäbischen Kaisern nahm Friedrich I. am 24. Oktober 1152 das Kloster mit allem, was ihm Könige, Päpste und sonstige Getreue bereits verliehen oder künftig zu Theil werden ließen, in seinen Schutz und bestätigte insbesondere die Privilegien Kaiser Ottos III. von 987 und Kaiser Heinrichs II. von 1003 und 1024 vielfach wörtlich; am 29. September 1168 wiederholte er zwar seine frühere Bestätigung der ellwangischen Rechte hinsichtlich des Virgundwaldes, traf jedoch gleichzeitig wegen der Rechte seines Sohnes Herzog Friedrichs V. von Schwaben und seiner Nachfolger, welchen der Abt ein Mitbenutzungsrecht in Betreff des Waldes zugestanden, genauere Bestimmungen. Friedrich II. hatte in einigen einzelnen Fällen Veranlassung zu Gunsten des Klosters thätig zu werden (s. u.) und auf König Konrad III. oder IV. ist es zu beziehen, wenn Kaiser Karl IV. am 4. Dezember 1360 eine Verordnung seines Vorfahren im Reich, eines römischen Königs Konrad, erneuert, welche dahin gieng, daß der Abt sich solcher Lehen des Klosters wieder solle unterwinden dürfen, welche unter Verschweigung dieser Eigenschaft verkauft, vergabt oder sonstwie dem Kloster entfremdet worden oder die nicht zu rechter Zeit wieder empfangen würden (Glafey, Anecdot. collectio 471). – Von den späteren Kaisern bestätigte Ludwig der Bayer dem Kloster die Privilegien seiner Regierungsvorgänger zu verschiedenen Malen, so den 5. April 1323 und 1. August 1335 (zum Theil wiederholt an beiden Tagen) diejenigen Kaiser Ludwigs des Frommen von 814 und 823, K. Ottos III. von 987, K. Heinrich II. von 1024, K. Friedrichs I. von 1152 und 1168, allgemein alle Besitzungen, Privilegien und Rechte unter wiederholter Aufnahme in den kaiserlichen Schutz den 3. August 1335. Tags zuvor verlieh er dem Abt Kuno die von Kaiser und Reich gehenden Lehen und Regalien und investirte ihn nach abgelegtem Treu- etc. und | Homagialeid nach des Reiches Sitte mit dem kaiserlichen Scepter, Kuß und Ring, erklärte auch den 25. Mai 1343, daß er weder den Wildbann noch irgend welche dem Kloster zustehende Rechte und Güter an Kraft von Hohenlohe noch irgend sonst Jemand verliehen habe (vergl. Lünig 18, 122 und 123. Böhmer, Regesten K. Ludwigs Nr. 556. 1691–1693. 2329). Kaiser Karl IV. bestätigte nicht blos dem am 7. November 1347 neu belehnten Abte die Privilegien seiner Vorfahren, so diejenigen K. Ludwigs vom Jahr 814 (Lünig 18, 123), K. Heinrichs II. von 1024 und K. Friedrichs I. von 1152 den 7. November 1347 und den 5. Mai 1359, diejenigen K. Friedrichs I. von 1168 den 7. November 1347 und K. Konrads den 4. Dezember 1360, sondern fügte auch noch einige neuere Vergünstigungen hinzu. So nahm er das Kloster den 7. November 1347 unter allgemeiner Bestätigung seiner Privilegien in seinen Schutz und verlieh ihm für „das Kloster, den Kirchhof, das Spital, zwei Höfe zu Ellwangen, die Kusterhöfe genannt, das Kloster der Propstei ze Zelle und den Hof dabei, das Münster und den Kirchhof der Propstei ze dem Hohenberg und den Hof dabei oder darunter, des Propsts Hof genannt, das Kloster der Propstei ze Wiesenbach und den Hof dabei des Schultheißen Hof genannt, den Hof ze Schrizhein und den Hof ze Althein“ besondere Freiheit und Asylrecht [16], ebenso auch für seinen Markt „ze Tann“ ähnliche Vorrechte, ein am 5. Mai 1359 unter Bestätigung aller Lehen u. s. w. erneuertes Privilegium; den 20. August 1370 ordnete er an, daß in den nächsten 4 Jahren Niemand, der nicht dazu berechtigt sei, ellwangische Eigenleute oder auf des Klosters Gültgütern gesessene Leute einnehmen oder empfahen solle; den 24. Juli 1372, daß der Abt, seine Leute und Güter weder vor das kaiserliche Hof- noch ein Land- oder sonstiges Gericht geladen werden dürften, sondern nur vor dem gesetzten Schirmer Graf Eberhard von Württemberg zu Recht zu stehen haben; den 3. September 1378 widerrief er, wie es scheint in Folge von Ungehörigkeiten, welche vorgekommen waren, alle Verleihungen, Verkäufe, Versetzungen und Entfremdungen weltlicher Lehen, welche der Keller, Kustos und andere Mönche in Abwesenheit des Abtes vorgenommen hatten, endlich trat er noch wiederholt in einzelnen Fällen zu Gunsten des | Klosters ein (vergl. Böhmer-Huber, Regesta Caroli IV. Nr. 418, 3447). König Wenzel bestätigte allgemein am 4. Dezember 1389 die dem Kloster von seinen Vorfahren am Reich verliehenen Rechte und Freiheiten, im Einzelnen aber am 7. August 1379 und 1. Juli 1392 diejenigen seines Vaters vom 3. September 1378 und vom 24. Juli 1372, König Ruprecht den 25. Juni 1401 wiederum alle Exemtionen, Freiheiten, Gnaden, Gewohnheiten, Rechte und Statuten, Privilegien und Handfesten, Gerechte und Jagden, Forstbänne und Fischereirechte, verlieh aber auch Abt Siefried alle Lehen, Herrschaft, Besitzungen, Güter, Freiheiten, Weltlichkeit und Regalien u. s. w. (Chmel, Regg. Ruperti, pg. 24, Nr. 478, 479). König Sigmund bestätigte allgemein und unter spezieller Hervorhebung der Urkunde seines Vaters vom Jahr 1372 am 3. Mai 1415 und 12. April 1428 die Freiheiten, Rechte und Privilegien des Klosters, belehnte am 12. April 1428 Abt Johann mit den Regalien u. s. w., wobei er, da der Abt verhindert war, zu ihm zu kommen, den Grafen Ludwig von Württemberg den Eid der Treue abnehmen ließ, fügte am 2. Oktober 1417 das weitere Privileg hinzu, daß die Bürger, Unterthanen und Hintersassen desselben, ohne sich wegen aller Forderungen des Klosters an sie vollständig abgefunden zu haben, nicht aus dem Klostergebiet wegziehen, sowie daß der Abt solche aus fremdem Gebiet, Gewalt oder Schirm solle zurückfordern dürfen, und verordnete den 3. März 1431, daß das von ihm den Herren von Hohenalfingen gestattete Gericht zu Oberalfingen in Sachen, die ihm zu schwer däuchten, seine Zuflucht zu dem Ellwanger Gericht nehmen dürfe. König Friedrich III. belehnte den 13. Juli 1442 Abt Johann mit den Regalien u. s. w., unter Beauftragung Graf Ulrichs von Württemberg mit der Abnahme des Treueids, bestätigte zunächst am gleichen Tage die älteren Privilegien vom Jahr 1372 hinsichtlich der Exemtion, wobei er für den Fall, daß der Kläger den Spann nicht vor des Abts Gericht austragen lassen wolle, ihn an Graf Ulrich von Württemberg verwies, und vom Jahr 1417 wegen des Verbots des Wegzugs u. s. w., sodann am 15. d. M. allgemein alle Rechte, Handfesten, Freiheiten und Privilegien, am 29. August 1444 das Privilegium von 1347 wegen des Asylrechts unter Hervorhebung der Freiheiten der Stadt Ellwangen und des Markts Tann, sowie am gleichen Tage diejenigen wegen der Wildbanngrenzen und der Zuwiderhandlungen der Lehensinhaber, nach | der Erhebung zum Kaiser am 25. April 1454 wieder allgemein alle Gnaden, Regalien u. s. w., speziell diejenigen in Betreff der Exemtion und der Annahme ellwangischer Leute, des Asylrechts, der Wildbanngrenzen und der Klosterlehen. Dazu fügte er noch am 29. letzteren Monats das Recht der rothen Siegelung der vom Kloster ausgehenden Briefe (vergl. Chmel, Reg. Friderici III Nr. 686. 687. 1705. 1706. 3182–3188.)

Von Päpsten trat zuerst Benedikt VII. nach einer in der uns erhaltenen Fassung allerdings unechten Urkunde vom 15. April 979 zu Gunsten des Klosters ein, indem er es auf seine Bitte der unmittelbaren Botmäßigkeit des päpstlichen Stuhles unterstellte (vergl. das Genauere S. 439). Sodann nahm es Eugen III. den 20. Februar 1153 mit allen seinen gegenwärtigen und zukünftigen Besitzungen in seinen Schutz und bestätigte die ihm von den Päpsten und Königen verliehenen Würden, Rechte und Freiheiten; Alexander III. erneuerte dieses Privileg am 31. März 1179 und gestattete die Freiheit der Wahl des Begräbnisses im Kloster; Innocenz IV. traf den 23. Dezember 1253 Vorkehr zum Schutz des Klosters in der ihm ertheilten Bewilligung, nur die in seinen Nutzen verwandten Schulden bezahlen zu müssen; Alexander IV. sprach den 5. Juli 1259 die unmittelbare Stellung unter den päpstlichen Stuhl wiederholt aus; Bonifaz VIII. bestätigte am 13. Januar 1296, Johann XXII am 29. Oktober 1334, Bonifaz IX. am 1. März 1390 und 21. Februar 1396 alle Freiheiten und Immunitäten, welche ihm von früheren Päpsten, alle Freiheiten und Exemtionen von weltlichen Steuern, welche ihm von Königen, Fürsten und sonstigen Getreuen zu Theil geworden, sowie schließlich namentlich alle seine Burgen, Zehenten, Ländereien, Besitzungen und sonstigen Güter. Letztgenannter Papst sah sich außerdem noch veranlaßt, den 5. Juni 1390 und 7. August 1394, sowie den 19. Februar 1396, dem Kloster das erste Mal gegenüber namentlich von benachbarten Adeligen, die es durch Wucher geschädigt haben sollten, die beiden anderen Male gegenüber von weltlichen und geistlichen größeren und kleineren Herren, welche sich in den Besitz ansehnlichen Klosterguts zu setzen gewußt hatten, zu Hilfe zu kommen.

Sodann hatten die Päpste die neugewählten Äbte zu bestätigen, wofür eine Sportel nach Rom zu entrichten war, wie z. B. im Jahr 1453 Johann II. für seine Erhebung zum Abt 203 Goldgulden 15 Schill. an das Kämmereramt des | Kardinalcollegiums bezahlen mußte; andererseits hatten die Äbte den Päpsten einen Treu- und Obedienzeid zu leisten. Bisweilen ertheilten letztere, so Bonifaz IX. dem Abt Siefried am 12. Juni 1400, Martin V. dem Abt Johann den 12. Januar 1428 das Privileg, sich von jedem katholischen Bischof (welcher dann jenen Eid entgegenzunehmen hatte) benediziren zu lassen.

Die vogteilichen Rechte über das Kloster dürften wohl von frühester Zeit her den Grafen von Oettingen, in deren Grafschaftsbezirk es an sich lag, zugestanden sein, so auch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, denn den 24. April 1229 verglichen sich die Gebr. Konrad und Ludwig von Oe., welche den ellwangischen Propst zu Wiesenbach geschädigt hatten, mit Abt Albert und dem Konvent unter nachträglicher Genehmigung König Heinrichs (VII.), des Klosters Höfe, Vorwerk genannt, seine Kirchenwidemen, Leute und Pfründen mit Steuern und sonstigen Lasten nicht mehr beschweren, zum Schaden der Stadt und des Abts Niemanden mehr in derselben herbergen zu wollen; der Schutz solle unbeschadet der alten Freiheit fortdauern und der Streit wegen der Immunität und Jurisdiktion schiedsrichterlich festgestellt werden (Wirt. Urkb. 2, 258). Im folgenden Jahrhundert werden diese Grafen als in dem vom Kloster verliehenen Lehensbesitz der Vogtei über die Stadt Ellwangen und das offene Gebiet des Klosters befindlich genannt, und so widerlegte z. B. Graf Ludwig VI. von Oettingen den 4. April 1334 seinem Sohne Graf Albrecht 4000 M. Silber, Heimsteuer seiner Mutter Guta, Tochter König Albrechts I. mit der Burg Kapfenburg und „unsrer Stadt ze Ellwangen mit der Vogtei auf dem Lande und in der Stadt und mit Gericht und mit Feld“ und aller Zugehör. (Neue histor. Abhandl. der bayr. Akad. der Wissenschaften I. 1779 S. 554 Lit. C.)

Noch während des Bestehens der öttingischen Vogtei übertrug Kaiser Karl IV. am 4. Dezember 1360 dem Grafen Ulrich von Helfenstein dem älteren den Schutz und Schirm über alle Güter und Leute des Klosters (Glafey, Anecdot. 465, Regg. Karoli Nr. 3446), doch bereits am 15. Oktober 1370 beauftragte er den Grafen Eberhard (den Greiner) von Württemberg, weil mancherlei Leute die Abtei an ihren Leuten und Gütern schwer schädigten, auf Widerrufen mit dem Schutz und Schirm derselben, verwies auch den 24. Juli 1372 etwaige Kläger vor dessen Gericht und dadurch wurde die über 2 Jahrhunderte lange Beziehung Ellwangens zu diesem Grafen- und Herzogshause | angebahnt. Schon in den letzten Zeiten des Greiners, im Jahr 1392, ist wieder davon die Rede, Kloster und Stadt haben durch Krieg und sonstwie schweren Schaden genommen, so daß der Gottesdienst darniedergelegen habe; deßhalb nahmen Abt Albrecht, Dekan Johann und der Konvent am 1. Februar unter Berufung auf die frühere Vorsehung Karls die Grafen Eberhard und seinen gleichnamigen Enkel auf deren Lebenszeit zu Schirmern an, machten die Stadt Ellwangen und die Festen Tannenburg, Kochenburg, Rotenbach, sowie alle ihre sonstigen Festen und Schlösser zu offenen Häusern für sie, versprachen bei der von den Grafen zu setzenden Ordnung und Sparung gehorsam und getreu zu halten, beschworen dieses ihr Übereinkommen, ließen es auch Schultheiß, Richter und Bürger der Stadt Ellwangen beschwören und verpflichteten den künftigen Abt, dieß gleichfalls zu thun. Als bald darauf der ältere Graf Eberhard verstarb, erhielt der jüngere am 1. Juli d. J. von Kaiser Wenzel, wiederum in widerruflicher Weise, den Auftrag des Schirmes, wofür das Kloster dem Schirmherrn „gefolgig und gewärtig“ zu sein hatte (vergl. Steinhofer 2, 493). In gleicher Weise auf Widerruf, aber auch auf Wohlgefallen des Abts und seiner Nachfolger ertheilten in der Folgezeit die Kaiser, so Sigmund am 13. April 1428 dem Grafen Ludwig, Friedrich III. am 15. Juli 1442 und 25. und 27. April 1454 dem Grafen Ulrich, welcher bei der Theilung des Landes im Jahr 1442 den Ellwanger Schirm zugetheilt bekam, selbst nach Ellwangen reiste und sich von den Ellwanger Unterthanen schwören ließ, ihm als „Schirmer und Versprecher“ des Klosters getreu, hold und gewärtig zu sein (Sattler, Grafen 4, 49), aber auch Markgraf Friedrich von Brandenburg von wegen Kaiser Sigmunds den 20. Juli 1419 der Gräfin Henriette und ihren Söhnen Ludwig und Ulrich, Papst Martin V. am 12. Januar 1428 dem Grafen Ludwig den Auftrag, das Kloster zu schirmen und zu schützen (vergl. Chmel, Regg. Friderici Nr. 703. 3184. 3187). Entsprechend stellten aber auch die Grafen, wie z. B. die Statthalter während der Minderjährigkeit Graf Ludwigs und Ulrichs den 4. März 1422, Graf Ludwig den 18. März 1428, Graf Ulrich den 24. November 1442 Schirmbriefe aus und kamen die Äbte Siefried, Johann I. und II. den 19. August 1400, 20. Juni 1418, 4. März 1422, 18. März 1428, 25. November 1442 und 11. Oktober 1453 obigen Verpflichtungen nach. (Vergl. auch Steinhofer 2, 823).

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| Die „Vogtei zu Ellwangen auf dem Lande außerhalb der Stadt“ war übrigens in der Folge von den Gr. von Oettingen an die Familie von Pfahlheim verpfändet, bis Abt Kuno, Dekan Ulrich und Konvent am 3. März 1365 dieselbe sammt den auf den Gütern gesessenen Eigenleuten um 3500 Pfd. Hlr., wovon 2000 Pfd. Hlr. für die Auslösung bei Siefried und Konrads sel. von Pfahlheim Kindern verwandt wurden, von den Grafen Ludwig VIII. und X. zurückkauften. Dagegen blieb die Vogtei in der Stadt zunächst noch den Grafen und noch am 1. Mai 1376 verglichen sich die Grafen Ludwig XI. und Friedrich III. Gebrüder mit Abt Albrecht eingehend wegen der aus diesem Vogteilehen entspringenden Rechtsverhältnisse; allein am 25. Juli 1381 verkauften die Gebrüder Ludwig XI., Friedrich III. der ältere und Friedrich der jüngere diese Vogtei und alle ihre Rechte auf der Stadt Ellwangen um 3200 fl. in Gold halb böhmisch halb rheinisch an Abt und Konvent, verzichteten auch auf das Geleit in der Stadt und eine halbe Meile Wegs darum, sowie gegen Hall hin, während sie das gegen Dinkelsbühl, Nördlingen und Aalen behielten (Lünig 18, 123). An der Kaufsumme übernahm die Stadt 1000 fl., weßhalb ihr Abt, Dekan und Konvent am 4. Sept. d. J. bis Michaelis und dann noch 3 Jahre Steuerfreiheit gewährten und sie bei den seitherigen Rechten unter der öttingen-ellwangischen Herrschaft zu belassen gelobten. Als wegen des Geleitsrechts Streit ausbrach, entschied Schenk Friedrich von Limpurg den 13. Januar 1400, daß die Grafen dasselbe gegenüber dem Kloster, den Bürgern zu Ellwangen und den Hintersassen des Klosters weder in Bezug auf Leute noch auf Güter mehr beanspruchen könnten (vergl. Zinkernagel, Riesgau S. 41. 42).

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Ein kräftiger Schirmherr, welcher das Wohl der Abtei nicht nur gegenüber von Angriffen auf sie von außen, sondern auch durch Einwirken auf die innere Verwaltung derselben zu fördern bestrebt war, that allerdings sehr noth. Denn schon seit der Mitte des 14. Jahrhunderts waren die Verhältnisse derselben zerrüttet. Den 1. Mai 1335 [ER 6] mußten die Festen Ellwangen, Rotenbach u. s. w. an den Ritter Schwigger von Gundelfingen versetzt werden (Germ. Museum) und bald stürzten vielfache Zwistigkeiten das Kloster in schwere Schulden. Als solche sind aus dieser und der folgenden Zeit z. B. bekannt: 1367 1200 Pfd. Hlr. bei Siefried von Pfalheim u. dessen Neffen, 1368 800 Pfd. Hlr. bei Konrad v. Schwabsberg, 1371 2500 Pfd. Hlr. bei Kuno v. Killingen, 1378 1089 Pfd. Hlr. bei Sytz Hefner, 1379 400 fl. bei Sytz von Vellberg, 1383 2000 Pfd. Hlr. bei drei Gebrüdern von Liggertshausen, 1388 550 fl. bei dem Haller Bürger | Hans von Rinderbach, 1389 ein Schuldrest von 5500 fl. bei dem Gmünder Bürger Eberhard, 1437 400 fl. bei Stift Heidelberg, 1450 ff. 3900 fl. bei der Abtei Schönau, wobei alle Güter, Gülten, Zinsen, Zehnten, Nutzungen, Fälle, Dienste u. s. w. zu Röhlingen, Schwabsberg, Ellenberg, Dankoltsweiler, Stimpfach und Zell (wohl Jagstzell), sowie um Heidelberg, zu Wiesenbach, Speckbach, Zell und an anderen Enden der Bergstraße zu Unterpfand gegeben wurden, 1481 2800 fl. bei Jörg von Lierheim. Es mußten deshalb am Ende des 14. Jahrhunderts die Burgen und Herrschaften Adelmannsfelden, Wellstein und Neubronn veräußert werden und suchten die Päpste durch Inkorporation zahlreicher Kirchen der Noth zu steuern (vgl. unten). Aber auch im Kloster selbst war man noch weiter auf Abhilfe bedacht. Den 19. April 1367 versprach der erwählte Abt Albrecht, wenn er konfirmiert sei, eine „Sparung“ einzuführen und zog sich dann auch in der Folge auf 6 Jahre mit einem Deputate versehen von der Verwaltung der Temporalien zurück, worauf der Obleier Walther von Aufkirchen, der Keller Kraft von Killingen, der Kustos Schwicker von Gundelfingen, der Propst von Wiesenbach, Heinrich von Suntheim, und der Kantor Burkhard von Lierheim sich den 11. September 1377 zur Verhinderung solcher Zwistigkeiten verglichen, wie dieselben in Zukunft beigelegt werden sollten. Weiterhin setzte am 18. Januar 1384 der von Albrecht, Dekan Heinrich, Konvent und den Pflegern der Abtei, Konrad von Rinderbach, Bürger zu Hall und Hans von Horkheim, Bürger zu Gmünd, deshalb angerufene schwäbische Städtebund zu Ulm eine Reformation des Klosters auf 7 Jahre fest. Ihr zufolge hatte der Abt den Wohnsitz außerhalb der Abtei Schlössern und Stätten zu nehmen und bekam ein jährliches Deputat von 150 fl.; einige von den derzeitigen Inhabern meist gekaufte Ämter, wie die Kustorei, das Spitalmeisteramt, die Propsteien zu dem Hohenberg und zu Zell, das Kelleramt durften, übrigens unter Abzügen für das gemeine Wesen, noch länger oder kürzer von denselben behalten werden, andere, wie das Kämmereramt, das Dekanat, die Pfarrei Neuler, das Obleiamt, das Siechenamt wurden zum Nutzen des Klosters eingezogen, die 7 Konventherren bekamen jährlich, wenn sie im Kloster bleiben wollten, für alles 20 fl., wenn sie den Tisch beim Spitalmeister nehmen, nur 10 fl., wenn sie fortziehen wollten 12 fl., die zwei Novizen je 18 fl., der Kaplan zu U. Frauen und der Schulmeister je 10 fl. Die bisherigen zwei Pfleger hatten abzutreten und wurden Kraft von Killingen und ein Delegierter der Stadt Hall, einer Hauptgläubigerin des Klosters, zu Pflegern ernannt, ohne deren Einwilligung der Abt keine Lehen verleihen durfte; die Siegel des Abts und Konvents wurden Hall zur Verwahrung übergeben und sollten von den neuen Pflegern, wenn nöthig, nach dem Rath des Haller Rathes gebraucht werden, eine vom Abt allein mit seinem Sekretsiegel ausgestellte Urkunde sollte keinen Werth haben. Die Städte nahmen das Kloster in ihren Schirm, versprachen keine Leute desselben mehr zu Bürgern zu machen, Gmünd und Hall entließen den Abt, beziehungsweise den Konvent aus ihrem Bürgerrecht – der Konvent befand sich mindestens seit 5. September 1379 im Haller Bürgerrecht und hatte dafür jährlich 50 fl. und auf Mahnung 2 Spieße zu liefern – wodurch zwar der besondere Schirm dieser Städte, aber auch die bezüglichen Leistungen an Geld und Spießen an dieselben wegfielen. Doch war auch dadurch noch nicht gründlich geholfen. Bei der Übernahme des Schirms über das Kloster | durch den Grafen Eberhard von Württemberg am 1. Februar 1392 (s. S. 466) wurde bereits eine durch die Schirmherren in Kraft zu setzende „Ordnung und Sparung“ in Aussicht genommen und den 15. August 1397 ordnete sie Graf Eberhard (der Milde) auf 5 Jahre wirklich an. Demgemäß sollte namentlich der Abt sich auf die feste Kochenburg setzen und diese mit ihrer Zugehörde genießen, 6 Mutterschweine, 100 Hühner jährlich, 4 Weinwagen auf des Klosters, 2 auf seine eigenen Kosten erhalten, die Konventherren jährlich 40 fl. für alles, ausgenommen die Präsenz, die ihnen wie bisher zu reichen. Kraft von Killingen wurde wieder zum Pfleger bestellt, welcher in der Stadt Ellwangen sitzen und alle Jahre vor Graf Eberhard oder dessen Räthen und Abt und Konvent Rechnung ablegen sollte. Für das nächste Jahr wurde der Kirchherr Seyfried von Spechbach zu seinem Gehilfen, Heinrich von Westerstetten zu Westhausen zu seinem Fürsprecher bestellt, die Burg sollte mit dem Itzlinger oder sonst einem besetzt werden (vgl. Steinhofer Chronik 2, 542). Noch zweimal, den 3. Mai 1402 und 26. Januar 1407, nach dem Abtreten des Abts Albrecht, das erste mal für die Zeit, daß der abgetretene Abt noch am Leben sei und 3 Jahre nach seinem Tode, das zweite mal auf die nächsten 3 Jahre errichtete der Graf eine „Ordnung und Sparung“. Den 25. März 1435 mußte Graf Ludwig zugleich im Namen seines Bruders, Graf Ulrichs, um der „großen Gebrechen“ willen, in welche das Kloster „von Schuld und Brunst“ (s. unten) und anderer Sachen wegen, darunter wohl namentlich „etwas Zweiung und Spenn“ zwischen Abt Johann einer- und Dekan und Konvent andererseits zu verstehen waren, da er nicht gerne vernahm und sah, daß die unter seinem Schirm stehenden Gotteshäuser, „sunder die so würdig und groß herkommen sind, als Ellwangen herkommen ist“ abgehen, durch eine aus dem Hofmeister Graf Eberhard von Kirchberg, Meister Heinrich Tegen, Propst zu Sindelfingen, Gaudentz von Rechberg, Walther von Hürnheim, Wolf von Zillenhardt, Wilhelm Truchseß von Stetten und Wernher, Kirchherr und Dekan zu Tübingen, bestehende Abordnung die einzelnen zwischen dem Abt und Dekan und Konvent obwaltenden Streitigkeiten beilegen und durch den Abt, den Keller Ulrich von Westerstetten und den Spitaler Ulrich von Neuneck eine Ordnung und Sparung auf 6 Jahre einführen, vorbehältlich der Entscheidung der Grafen, falls diese drei sich nicht einigen, und der jährlichen Rechnungsablegung vor dem Konvent und einem württembergischen Abgeordneten (Steinhofer a. a. O. 789). Da das Kloster durch „Brunst, Krieg und andere Unfälle in Umbau Schuld und Schaden“ gekommen war, machten Abt Johann und der Konvent bereits wieder am 21. Oktober 1445 auf 6 Jahre, beziehungsweise, wenn nöthig, noch auf längere Zeit, eine neue Ordnung, der gemäß alle Ämter des Konvents: Dechanei, Kellerei Propstei zu Zell, Propstei zu Hohenberg, Kustorei, Spitalamt, Kantorei, Oblei, das Kirchenamt, das Präsenzamt, das Siechamt, das Kammereiamt, das Kammererinamt in die Sparung gegeben und durch einen Pfleger verwaltet werden sollten, der dann dem Konvent den Unterhalt zu gewähren hatte. Doch mußte der Schirmherr bald wieder selbst eingreifen. Neun Räte Graf Ulrichs verglichen in Anwesenheit der Äbte Wolf von Hirsau und Ulrich von Wiblingen am 11. Oktober 1453 zu Stuttgart den Abt Johann und den Konvent, daß sie durch die genannten beiden Äbte, den Propst Wilhelm zu Roth und 4 württembergische Räthe eine Reformation und Sparung vornehmen ließen mit | der Wirkung, daß, wer sie nicht halten wolle, vom Abt in ein anderes Kloster geschickt werden könne. Dem entsprachen denn auch die Räthe Johann von Westernach, Propst zu Stuttgart, Kaspar Truchseß von Stetten, Kirchherr zu Schorndorf, und Eitel von Werdnau am 27. März 1454 unter Zuziehung des Hofmeisters Walther von Hürnheim, Wilhelms und Hansen von Ahelfingen von des Abts, Johanns Hirn, Dechants zu Feuchtwangen, Wolfgangs von Hoppingen, Vogts zu Dillingen und Sixts von Gundelsheim von des Konvents Seite. Zunächst wurde in geistlicher Hinsicht strengere Einhaltung der gottesdienstlichen Übung, straffere Zucht, und Ordnung, wie z. B. Verbot des Kartenspiels und anderen Unfugs, vorgeschrieben, dann die weltliche Verwaltung geordnet. Abt und Konvent hatten eigene Amtmänner zur Verwaltung des beiderseitigen Vermögens unter ihrer Zuziehung zu bestellen, ersterer durfte im Schlosse wohnen bleiben, bekam zu seinem Unterhalt namentlich jährlich 800 fl. in Geld, die Fischenz bei der Stadt, 4 Weiher, 600 Hühner, 4000 Eier, 4 Wagen Weins zu Nußloch. Die Konventualen konnten für die fragliche Zeit von ihm, wenn nöthig, in andere Klöster gesandt werden, bekamen, wenn sie blieben, zu ihrer Verköstigung und der Präsenz 20 Pfd. Hlr., die wegziehenden 20 fl. für alles; alle die entbehrlichen Leute und Diener sollten abgethan werden u. s. w.

Übrigens waren es nicht bloß Brand, Krieg und andere Unfälle, welche das Wohl des Klosters schädigten, sondern namentlich auch der starke Verfall der Klosterzucht. So verfiel der Subdiakon Johann von Holzingen, ohne Zweifel der spätere Keller und Abt, weil er nächtlicherweile in Laienkleidung bei einer Rauferei in einem Wirtshaus, bei welcher ein Todschlag stattgefunden hatte, betheiligt war, der Exkommunikation, von welcher ihn Papst Innocenz VII. am 5. April 1406 löste, und noch nach seiner Wahl zum Abt ertheilte Bischof Jordan von Albano den 13. April 1428 dem Dekan von Ellwangen die Befugnis, ihn wegen Blutvergießens hinsichtlich von Klosterbrüdern und anderen Geistlichen, unerlaubten Ausgehens und Waffentragens, Besuchs verbotener schlechter Häuser, Karten- und sonstiger verbotener Spiele, Nichttragens der vorgeschriebenen Kleidung, Widerspenstigkeit und Konspiration gegen seine Vorgesetzten u. s. w. zu absolvieren, und der schlimmste seiner Brüder wird er nicht gerade gewesen sein, wird jedenfalls als Abt später sehr gerühmt (S. 462).

Die ihm vorgeschlagene Reformation im Sinne der Bursfelder Observanz wies das Kloster aufs entschiedenste zurück. Es stellte Papst Pius II. vor, es seien stets nur Ritterbürtige von Vater und Mutter her als Konventualen aufgenommen [17] worden, der Abt sei | Reichsfürst und werde vom Kaiser mit den Regalien belehnt, das Kloster habe Fürsten, Grafen, Barone und Ritter zu seinen Vasallen, in Folge eines Brandunglücks – des Brandes vom Jahr 1443 – sei es selbst und die klösterliche Disziplin vollständig zerfallen, kein Dormitorium und Refektorium noch andere klösterliche Einrichtungen mehr vorhanden, der Abt wohne auf dem Schlosse außerhalb des Klosters, von Weltleuten umgeben und könne nicht nach klösterlicher Sitte leben, die Mönche leben nicht gemeinsam, sondern in Privathäusern und abgesehen von der Kleidung ganz nach der Weise der Säkulargeistlichen, lassen sich nicht mehr visitiren, besuchen den Gottesdienst fast nicht mehr und machen es selbst dem Bischof unmöglich, sie zur Rückkehr zur mönchischen Disziplin anzuhalten. Da die Gefahr vorliege, viele oder gar alle möchten das Kloster verlassen und dieses dafür aus Rache mit Hilfe ihrer mächtigen Verwandten feindlich angreifen und seiner Güter berauben u. s. w., so sei Unterdrückung der Benediktinerregel und Erhebung des Klosters zu einem weltlichen Kanonikatstift das sicherste Mittel, dem Unheil zu steuern. Am 26. Dezbr. 1459 schickten Abt und Konvent deßhalb noch einen eigenen Abgesandten in der Person des Dekans Georg Stein von Diemantstein an die Kurie und ermächtigten ihn, zum Zweck der Betreibung der Sache daselbst bis zu 1000 Goldgulden aufzunehmen. Der Papst, von den Verhältnissen selbst nicht genauer unterrichtet, legte den 14. Januar 1460 [18] die Sache dem Kardinal-Bischof Peter von Augsburg aufs Gewissen und ermächtigte denselben, wenn er obige Angaben begründet erfinde, die Erhebung zu einer Kollegiatkirche und fürstlichen Propstei mit allen Ehren und Rechten vorzunehmen, in welcher Hinsicht er im allgemeinen die einschlägigen Vorschriften selbst gab. Am 2. April d. J. vollzog der Kardinal die Umwandlung im Anschluß an die päpstlichen Vorschriften. Es wurden eine Propststelle als erste Würde, 12 Kanonikate, 10 Benefizien ohne Seelsorge, sog. Vikariate (Altaristen), für das Kapitel drei Ämter: das Dekanat als erste Dignität nach der pröpstlichen, die Kustodie und Scholasterie als einfache | Würden eingerichtet. Der Propst sollte im allgemeinen das Einkommen, die Rechte und Insignien (Mitra, Stab, Ring), wie früher der Abt, besitzen, als gesonderte Präbenden dagegen die Kanoniker 80 fl., die Vikare 40 fl., der Dekan zu seiner Präbende noch besonders 50 fl., der Kustos und Scholaster je 25 fl., für Bauten, Lichter u. s. w. der Kustos noch besonders 100 fl. beziehen. Etwaige supernumeräre Kanoniker sollten die Rechte der wirklichen genießen. Die Kleidung der Professen sollte schwarz, grau oder ganz dunkel sein und in langen Talaren bestehen [19]. Zu Ehren des h. Benedikt war ein Wochengottesdienst anzustellen und ihm ein eigener Altar mit einer vom Dekan zu besetzenden Altaristenstelle zu errichten. Die Exemtion und unmittelbare Unterstellung des Stifts unter den päpstlichen Stuhl hatte fortzudauern. Die Wahl des Propstes sollte Dekan und Kapitel, die Bestätigung dem h. Stuhl zustehen, die Wahl des Dekans dem Propst und Kapitel, die Besetzung der Kustodie und Scholasterie, sowie der Vikariate mit Ausnahme desjenigen des h. Benedikt dem Propste, doch waren zu beiden Stellen Kapitularen und zugleich Priester, zu den Vikariaten (abgesehen von den bereits von früher her vorhandenen und nun in erster Linie zu berücksichtigenden monachi capellani) Weltgeistliche, Priester oder zu allen höheren Weihen in nächster Zeit berufene Personen, zu nehmen, vorbehältlich eines Zurückweisungsrechts des Dekans und Kapitels bei Untauglichkeit des Betreffenden, bei dessen Ausübung Propst, Dekan und Kapitel gemeinsam eine Neuwahl vorzunehmen hatten. Die Kollation der Kanonikate stund Propst, Dekan und Kapitel, hinsichtlich der zwei nächst erledigten Stellen jedoch dem Grafen Ulrich von Württemberg und dessen Erben das Präsentationsrecht zu. Zu Kanonikern durften nur von beiden Eltern her ritterbürtige Weltgeistliche gewählt werden. Der 4. Theil der Kanonikate war Graduirten, womöglich vom Adel, vorbehalten, eine Präbende für einen Magister oder Baccalaureus der Theologie, zwei für Doktoren oder Licentiaten der Rechte. Der Spitaler, welcher das in selbständigem Vermögensbesitz bleibende Spital zu verwalten hatte, war vom Propst zu bestellen. Die Bestrafung schwerer Exzesse aller Stiftsangehörigen stund dem Propst, der leichteren dem Dekan zu. Noch am gleichen Tage wurden die Gülten, Zehenten und Einkünfte, auf welche die Kapitelspfründen verwiesen waren, genau festgesetzt (der sog. liber redituum).

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| Am 8. April d. J. verlieh Kardinal Peter dem neuen Stifte ausführliche Statuten, welche, vielfach nach dem Muster der Augsburger Statuten gearbeitet, sich auf die gesammte Organisation des Stifts, z. B. auf die genauere Regulirung der Jurisdiktionsgewalt des Propstes und Dekans, der Veräußerungsbefugnis des Propstes, die Erfordernisse zur Erlangung der Kanonikate und höheren Würden, der Residenzpflicht, die Haltung des Gottesdienstes, Erbauung und Überwachung der Häuser der Kapitularien, Fürsorge für eine genügende Anzahl von Altären, die Einrichtung einer Bibliothek u. s. w. bezogen, und am 5. Dezember d. J. genehmigte Kaiser Friedrich III. die Verwandlung unter ausdrücklicher Anerkennung der Fortdauer der seitherigen Rechtsverhältnisse, Rechte und Pflichten, hinsichtlich des Reichs (Lünig 18, 127 mit falschem Datum).

Übrigens blieb es nicht durchaus bei der damals festgesetzten Zahl der Stiftspersonen. Schon den 15. Juni 1466 stifteten Propst Albrecht I., Dekan Georg, Scholastikus Albert, Kustos Ulrich und das Kapitel wegen Unzulänglichkeit der den Gottesdienst besorgenden Personen 3 vom Kapitel zu besetzende Pfründen ohne Stimmrecht und Mitwirkung im Kapitel für 3 Provisoren (eine Art von Mittelglied zwischen den höheren Kanonikern, welche sie bisweilen vertraten, und den geringer gestellten Chorvikaren, aus deren Zahl sie genommen wurden) zur Besorgung des Chordienstes, von denen jeder aus der Stiftskellerei jährlich 50 fl. rh. bekommen sollte, und den 12. April 1538 Propst Heinrich eine 4. solche Stelle, deren Kollatur dem Propste zustehen sollte, und welche den 17. September 1708 von Propst Franz Ludwig und Kapitel von Neuem errichtet wurde. Auch die Zahl der Vikariate nahm bald zu, so stiftete z. B. Propst Albrecht II. den 15. September 1508 eine bezügliche Pfründe auf den St. Anna- und St. Hieronymus-Altar [ebenso in der Pfarrkirche der frühere Pfarrer zu Dalkingen, Michael Döder, den 1. September 1501 ein weiteres zu St. Anna, zu welcher Schultheiß und Gericht zu Ellwangen die Präsentation haben sollten (sog. Bürgerspfründen)]. Durch Inkorporation der Pfarrei Oberfischach (OA. Gaildorf) wurde der damals aufgekommenen Sitte gemäß im Jahr 1503 eine eigene Predigerpfründe begründet. – Mit Genehmigung des Propstes vom 30. Juli 1701 setzte das Kapitel fest, daß Niemand zu ihm zugelassen werden sollte, der nicht nach absolvirter Rhetorik mindestens noch 3 Jahre auf einer Universität oder einem Gymnasium den höheren Studien obgelegen habe.

| Schwere Anklagen schleudert der zeitgenössische Eiferer für die Reinheit des Mönchthums und für die Reformation des Benediktinerordens, Trithemius, gegen die lügnerischen grundverderbten Abtrünnigen (Annal. Hirsaug. 2, 436. 531, Liber lugubris u. s. w. in J. Trithemii opera pia et spiritualia S. 821, vergl. auch Cleß, Versuch u. s. w. II. 1, S. 464 ff.); am Tage der Translation haben nach späteren Berichten die in der Krypta unter dem Chor ruhenden heiligen Leiber, deren Grabstätten früher Öl entflossen, zu fließen aufgehört (Car Stengelii Rer. Augustar. Commentar. Ingolst. 1647 S. 242) und nach der etwa 100 Jahre jüngeren Zimmerischen Chronik, welche freilich an skandalösen Histörchen eine Freude hat und keine durchaus glaubwürdige Geschichtsquelle ist, haben die Mönche ihren Zweck durch 4000 Goldgulden erreicht, die der Abt von Hürnheim dem Kardinal Peter auf den Tisch geschüttet. Als „über Gold blutgieriger Mann“ habe letzterer ganz fröhlich beide Arme ausgestreckt und gesprochen: quis potest resistere tot armatis? im Todeskampf aber von Gewissensbissen geplagt, kurz vor seinem Absterben 1469 kläglich geschrieen: Ach Benedicte, Benedicte, wer ich dein und deines Ordens müssig gangen (Zimmerische Chronik 3, 289; Bucelin, Germania Sacra, ps. 1 pg. 13 Nr. 55; vergl. übrigens auch Khamm a. a. O. S. 48). Der Benediktinerorden machte auch wirklich Versuche, die Propstei wieder für sich zu bekommen, stand jedoch im Jahr 1467 jedenfalls von diesem Versuche vorläufig – in der That für immer – ab. Gebessert haben sich übrigens die ökonomischen Verhältnisse des Stifts seit dieser Zeit sicherlich, mögen auch verschiedene sonstige Verhältnisse mitgewirkt haben.

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Die von Kardinal Peter verliehenen Statuten erhielten schon durch ihn selbst einige Nachträge. Sodann wurden Zusätze und Änderungen, welche Propst, Dekan und Kapitel gemacht hatten, den 2. September 1501 von dem Kardinallegaten Raimund genehmigt. Weiterhin aber machten der Dekan Bernhard von Westerstetten und das Kapitel im Jahr 1502 nochmals Zusätze, welche namentlich dem Kapitel größere Macht und Selbständigkeit gegenüber dem Propst zu verleihen bestimmt waren und zwar während der tödtlichen Krankheit und ohne Wissen Propst Albrechts I. Auf diesen Grundlagen entstanden sodann die neuen Statuten Propst Albrechts II., Dekan Fabians und des Kapitels vom 7. Mai 1506. Allein da sie zum Theil den früheren zuwiderlaufende Normen aufstellten, diese früheren | die päpstliche Genehmigung erhalten hatten, ihnen aber eine solche nicht zu Theil wurde, vielleicht weil sie einem der Paciscenten (dem durch sie beeinträchtigten Propst) später nicht mehr beliebten, so war ihre Gültigkeit Gegenstand lange dauernder Streitigkeiten zwischen Propst und Kapitel, bis Propst Wolfgang in seiner Wahlkapitulation vom 10. April 1584, welche auch für die Folgezeit in der Regel für diese Kapitulationen als Vorlage diente, zwar an sich nur die alten Statuten ausdrücklich anerkannte, hinsichtlich der neuen jedoch über die einzelnen Punkte sich besonders verglich, sie übrigens meistens zum Theil mit gewissen Modifikationen und näheren Bestimmungen anerkannte.

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Namentlich seit Kardinal Otto (7. Dezember 1552) bis zum Schlusse (1770, 30. April) mußten nämlich die Pröpste dem Kapitel eigene Kapitulationen ausstellen, welche Anfangs aus 11, später – meistens auf diejenige von 1584 zurückgehend – aus wechselnd 42, 48, 58, 60, selbst 69 Punkten bestanden, eidlich, zum Theil auch durch Bürgen bekräftigt wurden, zum Theil nicht ohne längere Verhandlungen und Streitigkeiten zwischen beiden Parteien zu Stande kamen. Sie betrafen z. B. Forterhaltung des Katholicismus – es sollten keine andere als katholische Glaubensgenossen im ganzen Fürstenthum aufgenommen werden – Beiziehung des Raths und der Einwilligung des Kapitels in wichtigeren Sachen, Erhaltung des propsteilichen Vermögens, Bezahlung der Schulden nach Abgang des Propsts, Zuziehung eines Koadjutors, Verpflichtung zur Residenz, Statthalterei bei Abwesenheit des Propsts u. s. w., vielfach auch nur Punkte von vorübergehender Bedeutung. Streitigkeiten zwischen dem Propst und dem Kapitel gab es übrigens durch alle Jahrhunderte hindurch viele, welche dann durch Vergleiche mehr oder minder dauernd beigelegt wurden. Besonders wichtig war der Vergleich, welchen die kaiserlichen Kommissäre Bischof Martin von Eichstädt und Bischof Marquard von Augsburg den 17. September 1580 zu Ellwangen in 31 Artikeln zu Stande brachten. Er bezog sich auf möglichste Ausrottung der evangelischen Lehre im Stift, die Verteilung der Reichs- und Kreisbeschwerden (Propst 2/3, Kapitel 1/3), schiedsrichterliche Entscheidung von Streitigkeiten zwischen beiden Theilen, Verleihung von Schildlehen und Ämtern nicht ohne Einwilligung des Kapitels, Einrichtung der Hofhaltung, Anstellung eines Arztes, dessen Besoldung der Propst zu 2/3, das Kapitel zu 1/3 tragen sollte u. s. w. – Nach den späteren | Kapitulationen mußte der Propst, wenn er ein Bisthum erhielt, auf die Propstei verzichten, doch konnten Dekan und Kapitel ihn von dieser Verpflichtung dispensiren. Wie die Bezüge und die Vorschriften hinsichtlich der, ursprünglich fast das ganze Jahr begreifenden Residenzpflicht öfters wechselten, so setzten zuletzt, den 9. Mai 1791, Dekan und Kapitel das Korpus Kapitulare zu 375 fl. rh. und 42 Mltr. Getreide fest, die Residenzpflicht der Kapitularen zu 17 Wochen, des Kustos und Scholastikus, welche 11/2 Korpus bezogen, zu 22 Wochen, des Dekans, der ein doppeltes Korpus genoß, zu 28 Wochen, Festsetzungen, welche den 6. Juli d. J. die pröpstliche Genehmigung erhielten.

Hinsichtlich der Vergabung der Stiftspfründen ist die Anwendung des sog. Rechts der ersten Bitte von Seiten des Reichsoberhaupts schon seit K. Ruprecht (1401), von Seiten der Bischöfe von Augsburg seit 1424, kaiserlicher Panisbriefe seit K. Friedrich III. (1442) nachweisbar, doch wußte sich das Stift der letzteren zu erwehren, und päpstliche Anwartschaftsertheilungen scheinen nicht bestanden zu haben.

Auch der neuen Propstei bestätigte Kaiser Friedrich III. am 16. November 1461 alle „fürstliche Würden, Ehren, Regalien, Lehen und Weltlichkeit mit allen und jeglichen Mannschaften, Lehenschaften, Wildbännen, Gerichten, Zwingen und Bännen, alle Gnaden, Freiheiten, Rechte, Handfesten, Briefe und Privilegien“, welche derselben von seinen Vorfahren am Reich verliehen worden waren, sowie ihr alt Herkommen und gute Gewohnheiten (Lünig a. a. O. 18, 128), worauf in ähnlicher Weise bis zu Kaiser Joseph II. am 18. März 1767 herab die Belehnung des Propsts und Bestätigung der Privilegien mit einander in einem Briefe verbunden ertheilt wurde, von Seite des letzten Propstes Klemens Wenzel übrigens nur noch in den Jahren 1788, 1791 und 1793 (16. August) eine weniger formelle Lehensmuthung beim Reichshofrath erfolgte. Weiter verlieh Friedrich der pröpstlichen Stadt (Schultheiß, Rath und Gericht) Ellwangen, welche von Alters her den Blutbann besessen, am 11. Dezember 1470 das Recht, gegen Übelthäter auch ohne besondere Ankläger eine Untersuchung zu eröffnen und sie zu strafen, den 13. d. M. der Propstei eine Erhöhung der Zolleinnahme auf 6 Jahre, so daß der Zoll eines geladenen Wagens von 4 Pf. auf einen Böhmischen, eines geladenen Karren von 2 Pf. auf 1/2 Böhmischen stieg, eignete auch den 5. Dez. 1482 u. 15. Sept. 1483 der Propstei 2 bisherige Bürgerlehen (Chmel, Reg. | Friderici Nr. 6157. 6164). K. Maximilian I. bestätigte d. 8. Mai 1502 das Asylrecht für die Häuser der Propstei und gewährte den 8. Mai 1510 dem ellwangischen Markt Bühlerthann ein Wappen (s. u.). K. Maximilian II. verlieh den 13. Mai 1566 Propst Otto um seiner Verdienste gegenüber seinem Oheim, Vater und ihm selbst willen sowie als Ersatz für die Schäden, welche er in den Kriegsjahren 1546 und 1552 erlitten, das Recht, an denjenigen Orten, Flecken, Dörfern, und Unterthanen seiner Stifte Augsburg und Ellwangen, von denen bisher kein Umgeld erhoben worden, Accis und zwar vom Eimer je 5 Maß zu beziehen. Davon sollte er den Gemeinden für ihre Baupflicht an Straßen und Brücken den 5. Theil ablassen, seiner eigenen Baupflicht in dieser Hinsicht aber kräftig nachkommen, ein am 28. Mai 1621 von Kaiser Ferdinand II. wiederholt bestätigtes Privilegium. Den Eid leisteten bald statt des Propstes die von ihm bestellten Bevollmächtigten. Die Taxe für die Belehnung betrug z. B. im Beginn des 16. Jahrhunderts 400 fl. An die allgemeine kaiserliche Belehnung schlossen sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Folge von neueren Erwerbungen noch einige spezielle an, so für den Propst seit 1770 über den Blutbann in Schloß und Dorf Heuchlingen, für das Domkapitel seit 1777(–1793) über den Blutbann zu Unterböbingen.

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Von neuen Privilegien des päpstlichen Stuhles sind aus der Zeit der Propstei folgende hervorzuheben: die Kongregation der Riten gestattete am 1. März 1625 dem Propst Johann Jakob auf dessen Bitten für ihn und seine Nachfolger violette Kleidung (sottana d. h, der engere Talar und mantelettum d. h. ein vorn offener kaum bis an die Kniee reichender Mantel, mit rochettum, Rochet, d. h. Chorhemd mit eng anliegenden Ärmeln überall, innerhalb der Stiftskirche auch das Muzet mozzetta, d. h. Kragen, welcher bis an die Ellenbogen reicht, mit einer kleinen Kapuze) zu tragen; Papst Innocenz X. bestimmte im J. 1747 die Chorkleidung (in einer nicht mehr erhaltenen Bulle) genauer, im Anschluß woran Propst Anton Ignaz 1756 bei den Hof- und Rathsversammlungen in kurzen Mänteln zu erscheinen erlaubte; der vorletzte Stiftsdekan erhielt im J. 1784 das päpstliche Privilegium, in pontificalibus zu celebriren. [20] Die Generalinquisition | der Riten bevollmächtigte den 15. Juni 1589 den Propst Wolfgang, reuige Häretiker, ausgenommen Italiener und Spanier, zu absolviren und verlieh den 23. Januar 1676 Propst Johann Christoph IV. eine ähnliche Vergünstigung. Der Eid der Treue wurde auch dem Papste gegenüber in die Hände eines Bevollmächtigten abgelegt.

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Wie zu Kaiser und Propst, so dauerte auch das Verhältnis zu Württemberg zunächst fort. Nur als Graf Ulrich in pfälzische Gefangenschaft gerathen war, übernahm der Kaiser am 13. Oktober 1462 den Schutz bis zu seiner Befreiung (Sattler, Grafen 3. Beil. Nr. 21). Nachdem letztere erfolgt war, begab sich Propst Albrecht I. am 25. Februar 1466 mit Dechant und Kapitel unter Anerkennung, daß Graf Ulrich und seine Vorfahren „allwegen Liebhaber, und Aufbringer und gnädige Herren und Schirmer“ des Stifts gewesen und dies manchmal durch die That bewiesen haben, für ihr Stift und ihre Stadt Ellwangen in den Schutz eben des Grafen und seines Sohnes Graf Eberhards, gewährte ihnen ein Öffnungsrecht für Ellwangen, Schloß Kochenburg und ihre andere Schlösser und versprach eine etwa von dem Grafen angeordnete Sparung gehorsam zu halten. Den 14. Juni 1471 erhielt der Graf für sich und seine Erben vom Kaiser zudem noch, allerdings unter Vorbehalt des Widerrufsrechts für seine Nachfolger, das dereinst den Grafen von Oettingen abgekaufte Geleitsrecht um Ellwangen (vergl. S. 447); der Stuttgarter Vertrag vom 22. April 1485, welchem eine Verhandlung im Frühjahr d. J. zu Ellwangen vorausgieng, brachte die Schirmherrschaft von Ulrichs Sohn Eberhard dem J. an Eberhard im Bart (Sattler, Gr. 3, 178 Beil. S. 144) und so wurde dieser den 30. Mai 1485 zum Schirm- und Schutzherrn angenommen. Ebenso Herzog Ulrich den 3. Februar 1502, nach dessen Vertreibung Kaiser Karl V. als Herzog von Württemberg den 4. Dezember 1521, nach Ulrichs Wiedereinsetzung und seinem Übertritt zur evangelischen Kirche derselbe wiederum ganz in der alten Weise den 9./11. August 1540, Herzog Christoph den 13. April/25. Mai 1552 von Dekan und Kapitel zugleich im Namen des künftigen Propstes – so lange stets auf Lebenszeit des Schirmherrn; dann aber, nachdem sich Kardinal-Propst Otto längere Zeit, jedoch vergeblich bemüht hatte, einen Zusatz in den Schirmbrief zu bringen, daß der Herzog des Stifts Unterthanen in Religions- und Profansachen nicht wider den Propst, Dechant und Kapitel schützen noch ihnen einigen Beistand thun solle, | schließlich aber sich auf den Protest beschränkt hatte, daß ihm solches Nachgeben zu keinem Nachtheil gereichen solle (vergl. hiezu Sattler, Herzoge 5, 12. 13. und Beil. 1), – Herzog Ludwig den 4./9. Dezember 1572 von Kardinal Propst Otto nur noch auf 6 Jahre, nach dessen Ableben von seinem Nachfolger Propst Christoph den 12. November 1573 auf den Rest dieser Zeit und wiederum auf dieselbe den 22. August 1581, von Propst Wolfgang den 22. Juli 1586 wiederum auf den Rest der 6 Jahre, wobei als zu öffnende Häuser immer mehr, zuletzt Stadt und Schloß Ellwangen, die Schlösser Kochenburg, Tannenburg, Röthlen, Ober- und Unter-Wasseralfingen hervorgehoben wurden. Die Haltung des Schirmbriefs gelobte der Propst eidlich und Hand in Hand erfolgte in der späteren Zeit die Ertheilung des Geleites um Ellwangen. Von nun an aber erlosch dieses Verhältnis, indem die bezüglichen aus Anlaß des Ablaufes des Verhältnisses namentlich zu Maulbronn im November 1589 gepflogenen Verhandlungen zu keinem Ziele führten, da Württemberg nunmehr ein Schutzgeld verlangte, auf dessen Bezahlung Ellwangen nicht eingehen wollte. Von jetzt an trat Ellwangen zu Württemberg nur noch in einzelne nachbarliche Beziehungen, wie es sich z. B. den 8. Juli 1766 mit ihm wegen Herstellung einer kreisbeschlußmäßigen Kommerzial- und Landstraße gegen Ulm und Augsburg, den 3. Februar 1797 wegen des Chaussee- und Brückengelds verglich.


Die Reihenfolge der ellwangischen Äbte, welche uns in den ersten Jahrhunderten vielfach nur aus den kaiserlichen und päpstlichen Privilegien, sowie bloß dem Namen nach bekannt ist, seit dem 11. Jahrhundert sich vorzugsweise auf die Ellwanger Annalen und das Ellwanger Chronicon gründet, ist folgende: Hariolf (S. 433 ff.). – Wicterp [21] (nach der, vielleicht von Ermenrich herrührenden, Grabinschrift Hariolfs in Mon. Germ. SS. X., 14 sein nächster Nachfolger; nach dem Necrolog. Elwac. † 27. März). – Sindold 823; auch auf der Mainzer Synode von 829 (Simson, Jahrbb. des fränkischen Reichs unter K. Ludwig dem Frommen I, 314; † 5. oder 9. März [Necrol. Elwac. und Mon. Germ. an dem S. 438 genannten Orte 44]. – Wohl als sein Nachfolger Erfmann (ebend.). – Wahrscheinlich Grimoald, Erzkaplan und Leiter der Kanzlei, auch einer der hervorragendsten Staatsmänner | König Ludwigs des Deutschen, Mitbegründer der gelehrten Bildung Deutschlands, Abt von St. Gallen, Weißenburg u. s. w., † 872 (13. Juni, ein Tag, welcher auch im Necrolog. Elwacens. diesem Namen beigesetzt ist.) – Der als Ellwanger Mönch feststehende Ermenrich ist als Abt nicht so sicher; † wahrscheinlich als Bischof von Passau 874 (s. u.). – Ascherich 868 (wenn die Beziehung des auf der Wormser Synode vom 16. Mai 868 genannten Abts Ascherich durch Neugart [Episcop. Constant. I, 1, 124] zu Ellwangen richtig ist.) – Als etwas späterer Nachfolger Erfmanns: Ratbot (Mon. Germ. a. a. O. p. 286). – ? um 880 Adalbero: der aus edlem Geschlechte stammende Augsburger Bischof Adalbero (887–910), Liebling und einflußreicher Rathgeber König Arnulfs, Mitregent des Reichs unter dessen Sohne K. Ludwig, hat, übrigens nur nach späten Quellen, somit ohne sichere geschichtliche Begründung, seine Bildung in Ellwangen erhalten, war dort Mönch und einige Zeit Abt [22]. – Erzbischof Liutbert von Mainz: dieser verdiente Primas des Reichs unter mehreren Königen erhielt die Abtei am 27. November 887 von König Arnulf auf Lebenszeit überlassen, † 17. Febr. 889 (Wirt. Urkb. 4, 329) – Hatto: bei der Einsetzung Liutberts wurde er von Arnulf als sein Nachfolger designirt, folgte Liutbert im Jahre 891 als Erzbischof, wurde der vertrauteste Rathgeber Arnulfs und Leiter seines Sohnes K. Ludwigs, scheint auch, wie er schon früher Abt von Reichenau und später von Lorsch u. s. w. war, so nach der Urkunde Arnulfs von 894 (s. o.) kürzer oder länger der Abtei Ellwangen vorgesetzt worden zu sein. – Hartbert 961, zugleich Bischof (wahrscheinlich von Chur). – Wohl Milo: er war (freilich nur nach Ekkehards IV. Casus St. Galli) Mitglied der ins Jahr 973 zu setzenden Visitationskommission für Kloster St. Gallen, wird sonst nicht erwähnt und ist somit überhaupt nur wenig beglaubigt [23]. – Winithar 979. 987; im Jahr 980 oder wahrscheinlicher 981 hatte er Kaiser Otto II. vierzig Panzerreiter in Person nach Italien zuzuführen († ?) nach dem Necr. Elwac. 2. Mai [24]. – Gebhard: er wird von den Zeitgenossen als durch Frömmigkeit und Gelehrsamkeit hervorragend geschildert, wurde im Jahr 996 zum Augsburger Bisthum berufen († 999) [25]. – Hartmann 1003 (? † nach dem Necr. Elwac. 15. Januar). – Berengar 1024 (desgl. 25. April). – Obert † 1035. – Richard 1035 († nach dem Necr. Elwac. 9. April). – Aaron, Arn 1046 bis 1061 († nach dem Necrolog. Elwacense 17. Oktober). – Reginger | 1061–1076: er wird als Schuldner Kaiser Heinrichs IV. für eine bedeutende Summe Geldes genannt, was vielleicht von seiner Einsetzung herrührte, und überließ im J. 1073 die Reliquien des h. Benignus an die Lieblingsstiftung seines Verwandten, des Erzbischofs Anno von Köln, Siegburg (Mon. Germ. SS. 11, 482 ff. Gfrörer, Gregor VII. Bd. 1. S. 554). – Udo 1076–1090 († nach dem Necrolog. Elwac. 10. September). – Isambert 1090–1094 (desgl. 5. September). – Adelger 1094–1102 (desgl. 10. November). – Ebo 1102–1113 (desgl. 14. Juli). – Richard II. der Rothe 1113–1118. – Helmerich (ohne genügend sicheren Nachweis in späterer Zeit Graf von Oettingen genannt) 1118–1136. – Adalbert I. (nach dem Chron. Elwac. von Rümesberch, möglicherweise, jedoch nicht sicher, Ronsberg bayr. AG. Ober-Günzburg) 1136–1173: er war angesehen bei Kaiser Friedrich I., auf dessen Hoflagern in Ulm am 5. Febr. 1157, in Nürnberg am 6. März 1163 und in Bischofsheim am 18. August 1165 er sich einfand [26]. – Adalbert II. 1173–1188 in welchem Jahre er resignirt: er ist wohl derjenige Abt Adelbert, welcher sich, ohne Zweifel mit Rücksicht auf den Brand des Jahrs 1180, im Necr. Elwac. als „fundator hujus novi monasterii“ zum 19. Juli eingetragen findet. – Kuno I. 1188 bis 1221: ein tüchtiger, wie es scheint auch für Staatsgeschäfte geschätzter Fürst, bekleidete er 33 Jahre lang die Ellwanger und, durch Kaiser Friedrichs II. Gunst, seine letzten 4 Lebensjahre (seit 1217) zugleich auch die Fuldaer Abtswürde und tritt auch in der allgemeinen deutschen Geschichte mehrfach hervor. So erscheint er nicht bloß auf herzoglichen und königlichen, kaiserlichen Hoftagen, wie bei Herzog Friedrich V. den 25. April 1189 zu Lorch, bei K. Heinrich VI. den 4. November 1192 zu Mühlhausen und den 6. Dezember 1195 zu Worms [27], bei K. Otto IV. den 20. Februar 1209, sodann am 24. Mai desselben Jahres auf dem großen Hoftag zu Würzburg, wo sich Otto mit Beatrix, Tochter König Philipps, verlobte, namentlich aber sehr oft am Hoflager Kaiser Friedrichs II. [28], sondern schrieb insbesondere am 28. Mai 1199 mit anderen Fürsten und Großen Deutschlands an Papst Innocenz III. über die vollzogene Wahl K. Philipps, welche auch der Papst anerkennen möge. Endlich wurde er nicht lange vor seinem Tode im Frühjahr 1220 von Kaiser Friedrich II. nach Rom gesandt, um mit Papst Honorius III. wegen seiner | Krönung zum Kaiser und der Absendung eines Legaten nach Deutschland zur Unterdrückung der Ketzerei zu verhandeln. Der Papst äußerte zwar sein Befremden darüber, daß Friedrich keinen höheren Kirchenfürsten deshalb gesandt habe, zeigte sich aber doch bereit, seinen Wünschen zu entsprechen, und der Brief, welchen Kuno in Betreff der beabsichtigten Kaiserkrönung an die Römer überbrachte, erregte bei diesen große Freude und wurde öffentlich auf dem Kapitol verlesen [29]. – Gotbold I. seit 1221. – Albert III.: er fand sich den 20. Januar 1225 und 20. Juli 1227 bei König Heinrich (VII.) zu Ulm, den 21. August 1235 bei Kaiser Friedrich II. zu Mainz, als das Herzogthum Braunschweig errichtet wurde, ein und legte im Jahr 1240 seine Würde nieder [30]. – Siefried I. 1240–1242, in welchem Jahre er resignirte. – Rugger 1242 bis 1246: er wohnte den wichtigen Verhandlungen Kaiser Friedrichs II. mit den deutschen Fürsten im Sommer 1245 zu Verona an, wobei namentlich die Verleihung Kurlands, Litthauens und Semgallens an den Hochmeister Heinrich von Hohenlohe und die Erhebung Österreichs zum Herzogthum stattfand, und wurde wegen seiner Treue gegen das staufische Haus den 25. Juli 1246 von dem Legaten Philipp, da er weder zu Heinrich Raspes Hoftag erschien, noch sich entschuldigte, für exkommunicirt und suspendirt erklärt [31]. – Gotbold II. 1246–1249. Rudolf 1249–1255, im J. 1255 für die Grafen Ulrich von Württemberg und Heinrich von Fürstenberg thätig (vgl. künftig Wirt. Urkb. 5, 61, jedoch auch ebd. 56). – Otto, der Tradition zufolge ein Herr von Schwabsberg (OA. Ellwangen) 1256–1269. – Konrad (desgl.) 1269–1278. – Ekkehard von Schwabsberg 1278–1309 († 30. September d. J.); Ende Februars und Anfangs März 1293 fand er sich auf dem Hoftage zu Eßlingen ein. – Erenfried von Vellberg (OA. Hall) 2. Oktober 1309 bis 11. Mai 1311 († nach einem späteren Eintrag des Necrol. Elwac. 12. Mai). – Rudolf von Pfalheim (OA. Ellwangen) 1311–1332 († 4. oder 5. August des Jahres). – Kuno II. von Gundelfingen (bayr. AG. Lauingen) 1332–1367, er trat den 6. Septbr. 1335 dem Kurverein zu Rense bei (Stälin 3, 209), erhielt den 29. Septbr. 1342 von den beiden Grafen Ulrich von Helfenstein für seine Lebenszeit das Recht, in ihrem Wildbann zwischen Pfingsten und St. Michelstag 2 Hirsche zu jagen, und schlug sich in dem Kampf ums Reich zwischen Ludwig von Bayern und Friedrich von Österreich eifrig auf des ersteren Seite, weshalb er mit dem Dekan Liutfried und Konvent in den Bann verfiel, aus dem sie Bischof Friedrich von Bamberg als päpstlicher Kommissär am 3. Febr. 1348 löste. Er soll i.J. 1354 das Schloß neu erbaut haben. (s. S. 417). – Albert IV. Hack von Wellstein (OA. Aalen), früher Keller des Stifts, 1367, resigniert 1400 († 1404, 3. Jan.). – Siefried II. Gerlacher 1400–1427 († 4. Novbr.), wie es scheint von bürgerlicher Abkunft. Er trat im Jahr 1406 mit einigen weltlichen Herren als Brautwerber Graf Eberhards des Milden von Württemberg um Elisabeth, Tochter des Burggrafen | Johann von Nürnberg, auf (Steinhofer 2, 598; Monum, Zolleran. 6, 330; 7, 138), war im Jahr 1417 einer der 4 Präsidenten des Benediktiner-Provinzialkapitels zu Konstanz, welches im Anschluß an die Beschlüsse des damals tagenden Generalconcils daselbst eine Reformation des Ordens anstrebte (Leuckfeld, Antiquitates Bursfeldenses, Leipzig-Wolfenbüttel 1713 S. 36; vgl. auch Wirt. Franken, 8. 277; Steichele, 3, 302. 305), im J. 1419 ff. Mitglied des der Gräfin Henriette von Württemberg beigegebenen Vormundschaftsraths (Stälin, 3, 416). – Johann I. von Holzingen (bayr. AG. Ellingen), zuvor Keller des Stifts, 1427–1452 († 16. Jan). Er verstand es, während des großen Städtekrieges von 1449 dem Kloster mit allem seinem Besitz Ruhe und Frieden zu bewahren, wird als vielfacher Wohlthäter desselben bezeichnet und soll insbesondere die Stadtkirche, ein Rathhaus u. a. erbaut haben. – Nach seinem Tode wurde der Ellwanger Scholastikus Schenk Albrecht von Schenkenstein (OA. Neresheim) einstimmig vom Konvent gewählt, da er jedoch die päpstliche Bestätigung nicht erhielt, verzichtete er unter Mitwirkung des Schirmherrn Graf Ulrichs von Württemberg und seiner Räthe am 13. Mai 1453 auf die Abtei und erhielt am 7. August d. J. 100 fl. als jährliches Leibgeding zugewiesen. Jene Bestätigung erhielt vielmehr im Jahr 1453 Johann II. von Hürnheim (bayr. AG. Nördlingen), während dessen Verwaltung im J. 1460 die Umwandlung der Abtei in eine Propstei erfolgte [32].

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Die Reihenfolge der 20 ellwangischen Pröpste, welche übrigens namentlich in späterer Zeit – den Familien des Fürstenstandes oder des hohen Adels entsprossen – zugleich meistens noch andere höhere und einträglichere kirchliche Ämter innehatten und dazu weiterhin mit dieser Pfründe ausgestattet wurden, ist folgende [33]. Johann von Hürnheim, | unter welchem die Umwandlung der Abtei in eine Propstei erfolgt war: er verzichtete bereits den 12. Januar 1461 durch einen Bevollmächtigten zu Rom gegen eine Pension von 600 Goldgulden auf die Propsteiwürde und zog sich auf die Kochenburg zurück, wo er den 20. Juni 1480 starb (OA. Beschr. Aalen S. 153). – Gleichzeitig mit seinem Verzicht ernannte Papst Pius II. Albrecht I. von Rechberg 1461–1502 († 26. oder 28. Juli) zum Propst. Ein Sohn des bekannten im Jahr 1464 bei Schramberg gefallenen Hans von Rechberg war er zunächst noch minderjährig, konnte aber nach einigen Jahren 1466 die Regierung selbst antreten und entwickelte sich zu einem sehr angesehenen Kirchenfürsten. Er erscheint im Jahr 1488 unter der Zahl der württembergischen Räthe, als Graf Eberhard im Bart einen Streit zwischen den Kurfürsten von Trier und Pfalz zu Mainz schiedsrichterlich entschied (Sattler, Grafen 3, 198), sowie im Jahr 1495 bei der Erhebung dieses Grafen auf dem Reichstag in Worms zum Herzog in dessen Gefolge, endlich im Jahr 1498 unter der Zahl der Regimentsräthe Herzog Eberhards II, weßhalb ihm der Landhofmeister und das geordnete Regiment den 21. April d. J. eine Verschreibung ausstellten, die von ihm übernommene Mitregierung solle ihm und dem Stift an ihren von der Herrschaft Württemberg erhaltenen Verschreibungen nicht nachtheilig sein (Sattler 4, 29. Stälin W. Geschichte 4, 13). Im allgemeinen aber verstand er es doch in einer Zeit, in welcher die württembergischen Grafen die in ihren Schutz befohlenen Klöster enger an sich ketteten, das Stift, welches sich übrigens auch nicht im Erbschirm Württembergs befand, vor einer weitergehenden Abhängigkeit von ihnen zu bewahren. [34]Bernhard von Westerstetten 1502–1503; er erhielt die päpstliche Bestätigung den 23. August 1502 (Lünig a. a. O. 129), regierte jedoch nur 10 Monate († 26. Juni 1503). – Albrecht II. Thumb von Neuburg, 1503–1521. Ein sittenreiner, gelehrter, eifriger Propst wurde er von Johann von Staupitz, Generalvikar des Augustinerordens für Deutschland, Professor der Theologie (dem bekannten Freund Luthers) den 8. April 1505, desgleichen von Anselm von Wien, Kommissär des Generalvikars des Franziskanerordens diesseits der Alpen, den 3. Mai 1516 in die Gemeinschaft ihrer Orden aufgenommen. Er war einer der Gäste bei Herzog Ulrichs von Württemberg glanzvoller Hochzeit im März 1511, fand sich auch auf dem Tübinger Landtag von 1514 wegen des armen Konrad ein, betheiligte sich aber später als Mitglied des Schwäbischen Bundes (s. unten) im Jahr 1519 bei der Vertreibung Herzog Ulrichs. – Hinsichtlich der eventuellen Nachfolge [35] auf ihn erhob sich ein mehrere Jahre lang in Deutschland | und Rom geführter Streit, an welchem sich die mächtigsten Familien Deutschlands, die habsburgische, pfälzische, brandenburgische, sowie die Ritterschaft und der Schwäbische Bund beteiligten und bei welchem somit die höhere Politik wesentlich in Betracht kam. Von den Kandidaten: Markgraf Johann Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Sohn des Markgrafen Friedrich zu Ansbach und Baireuth, einem in Rom lebenden Kämmerer und Günstling Papst Leos X., Anfangs auch dessen jüngerem Bruder Gumbrecht, Pfalzgraf Heinrich, Bruder des Kurfürsten Ludwig V. von der Pfalz, welcher bereits die Pfründen eines Propsts zu St. Alban in Mainz, Dompropsts zu Straßburg und Aachen besaß und zu dessen Gunsten Propst Albrecht den 17. Juni 1521 gegen eine jährliche Pension von 1500 fl. (an welcher 600 fl. in Folge der lebenslänglichen Einräumung des Schlosses und Amtes Kochenburg abgerechnet wurden) verzichtete, Hans von Gültlingen, Ellwanger Chorherrn, dem Kandidaten des Kapitels und der mit dem Kapitel durch Blutsverwandtschaft verbundenen Ritterschaft, welcher auch am Schwäbischen Bunde Unterstützung fand, während die Stadt Ellwangen von Anfang an auf Seite des Pfalzgrafen stand, behauptete sich endlich Heinrich, nachdem es zu verschiedenen Gewaltthaten, Exkommunikation des Kapitels, der Verhängung der Sequestration über die Propstei gekommen war, gemäß den Vergleichen vom 21. Januar und 24. Februar 1524 [36]. Zu seinen bisherigen Würden erhielt er weiter im Jahr 1523 die eines Bischofs von Worms, 1524 eines von Utrecht, 1541 eines von Freising; dem Utrechter Bisthum stund er bis 1528 vor, den übrigen bis zu seinem Tode. In die Regierungszeit dieses Propstes fallen 2 bedeutende Ereignisse, die Verbreitung der Reformation im Ellwangischen und der Bauernkrieg (s. unten). – Auch aus Anlaß seines Abgangs kam es zu einem noch mit größeren Gewaltthaten verbundenen Streit, als das letzte mal. Heinrich hatte zu Gunsten des Deutschmeisters Wolfgang Schutzbar von Milchling, mit welchem er schon länger her in Freundschaft stand, den 28. April 1545 gegen eine Pension von 4000 fl. einen Verzicht auf die Propstei ausgesprochen. Allein der Dekan Christoph von Westerstetten und das Kapitel, welches hierüber nicht gehört worden und dessen Wahlrecht durch diesen Akt schwer verletzt wurde, trat gegen denselben klagend in Rom auf, Heinrich nahm zwar am 2. Oktober d. J. seinen Verzicht zurück, allein der Deutschmeister, welcher unter anderem den Kaiser für sich gewonnen hatte, gab nicht nach und so dauerte der Streit fort. Als nun Heinrich am 3. Januar 1552 | starb, wählte das Kapitel am 26. März einstimmig den derzeit in Rom lebenden Bischof von Augsburg, Kardinalbischof von St. Sabina, Otto Truchseßen von Waldburg, Sohn des württembergischen Statthalters Wilhelm, seit 1544 Kardinal, welcher den 7. Dezember d. J. eine Kapitulation ausstellte und gegen welchen einige andere Mitbewerber, der Bischof von Trient und dessen Brudersohn, auch ein römischer Kurtisan aus den Niederlanden, nicht aufkommen konnten. Otto brachte den mit dem Deutschmeister nunmehr entsponnenen Streit persönlich vor den päpstlichen Stuhl und erhielt am 4. Juli d. J. einen günstigen Entscheid der römischen Rota. Ein Versuch, in Güte die Sache beizulegen, welcher den 24. Oktober vor Herzog Christoph von Württemberg, als von den Parteien angegangenem Schirmherrn, und dessen Räthen zu Tübingen gemacht wurde, führte nicht zu dem gewünschten Ziele. Am 4. Dezember eines Sonntags während der Predigt wußte sich der Deutschmeister von Kapfenburg aus insgeheim mit List und Gewalt in den Besitz der Stadt, des Schlosses und der Propstei Ellwangen zu setzen, allein Herzog Christoph durch diesen Landfriedensbruch selbst verletzt, bot 4100 Mann auf und stellte noch andere 6000 Mann in zweiter Auswahl bereit. So mußte der Deutschmeister Ellwangen räumen, am 16. zog die von ihm zurückgelassene Besatzung wieder ab und die Württemberger rückten, ohne daß es zu einem Kampf gekommen wäre, am 17. in die Stadt. Auch anderwärts ließ Christoph das Gebiet des Deutschmeisters angreifen und nach dem Vergleich vom 25. März 1553 mußte derselbe dem Herzog namentlich 30.000 fl. Kriegskosten ersetzen. Der Prozeß um die Propstei in Rom dauerte jedoch fort. In seinem Verlaufe wußte auch der Deutschmeister vorübergehend ein Breve für sich herauszuschlagen, so daß Otto, welcher den Kardinal St. Clementis für den Urheber desselben ansah, einsmals bei einer Verhandlung mit diesem „Buben“ im päpstlichen Palast in solchen Zorn gerieth, daß er nach seinen eigenen Worten „von seinem Sessel aufwitschte und mit gezückter Faust auf denselben in seinem Grimme mehr als einmal darschlug, so daß letzterer nur dadurch, daß auch der Kardinal Borromäus geschwind aufwitschte, abgehalten wurde Hand anzulegen, und seinem Kollegen nur noch zornig erklärte, der Rücksicht auf Borromäus und den Ort habe er es allein zu verdanken, daß er ihn nicht erzaust, wie er es verdient.“ Schließlich aber sprach der Papst selbst bei einem Besuche Ottos aus: fiat justitia et pereat mundus, und den 29. Mai 1562 wurde der Streit endgiltig zu seinen Gunsten entschieden. Doch führten sowohl Schutzbar als auch seine Nachfolger noch einige Zeit den Namen „Propst und Herr von Ellwangen [37].“ Otto, welcher bis an seinen zu Rom am 2. April 1573 erfolgten Tod neben dem Kardinalatbisthum von Albano, später von Palestrina (bezw. St. Sabina), sowie dem deutschen Bisthum Augsburg (seit 1543) die Ellwanger Propstei verwaltete, auch die Würde eines päpstlichen Legaten, kaiserlichen Raths und Protektors der deutschen | Nation zu Rom (seit 1557) bekleidete, ist einer der hervorragendsten katholischen Kirchenfürsten des 16. Jahrhunderts, welcher wegen seiner bedeutenden theologischen und juristischen Kenntnisse, großen Gewandtheit in Geschäften, unermüdlichen Fleißes und Sittenreinheit gerühmt, sich die Wiederherstellung strengerer Kirchenzucht und Verbesserung der katholischen Kirche, wie andererseits die Bekämpfung der Reformation zur angelegentlichsten Aufgabe machte. Nach beiden Richtungen, nach der ersteren z. B. durch Anordnung von Visitationen der Priester und strenges Vorgehen gegen unsittliche Personen unter denselben, namentlich aber nach der zweiten hin war er auch hinsichtlich der Propstei Ellwangen thätig (vgl. unten). In Bezug auf die weltliche Verwaltung derselben sorgte er für sie unter anderem durch Heimzahlung von Schulden, durch eine Holzordnung (1557), Einführung wöchentlicher Rathstage (1558), Ordnung von Maß, Meß und Gewicht (1558), eine Mühlordnung (1559), Verbot der Kontrakte mit den wucherlichen Juden (1562), Einführung der Registraturbücher bei allen Ämtern (1563), Erwirkung der kaiserlichen Erlaubniß zu einer Umgeldserhebung (1566), Einführung einer Polizeiordnung (1566). Allein bei seiner vielfach in Anspruch genommenen Thätigkeit stund ihm für dieses verhältnismäßig unbedeutende Amt eines Ellwanger Propstes nicht viel Zeit zur Verfügung. Zudem lebte er meistens außerhalb Deutschlands, in welcher Hinsicht er, mit Herzog Christoph von Württemberg trotz der Verschiedenheit der religiösen Richtung, von einzelnen vorübergehenden Zerwürfnissen abgesehen, befreundet, diesem wiederholt während seiner Abwesenheit seine beiden Stifter Ellwangen und Augsburg anempfahl, während ihn auch Christoph Dritten gegenüber seinen lieben Herrn und Freund nannte. – Christoph von Freiberg 1573–1584 († 4. März), zuvor Domdekan zu Augsburg. – Wolfgang von Hausen (aus der Familie von Hausen an der oberen Donau, bad. BA. Meßkirch) 1584–1603. Er berief im Jahr 1585 die ersten Jesuiten aus Dillingen nach Ellwangen und ließ den 1. April 1599 mit Einwilligung seines Kapitels die Verfügung treffen, eine Apothekerordnung zu verfassen und sodann auch eine Apotheke zu errichten, ein Plan, welcher übrigens erst unter seinem Nachfolger ausgeführt worden zu sein scheint (Medizin. Corresp.Bl. Bd. 43, 1873, S. 262). Zum Bischof von Regensburg postulirt, übertrug er den 27. September 1601 die Verwaltung des Stifts einem Koadjutor und behielt sich nur eine Pension von 9000 fl. und eine Neujahrsverehrung vor, verzichtete jedoch den 24. Juli 1603 ganz auf die Propstei und die Reichsregalien unter Beibehaltung des Namens und Wappens der Propstei sowie eines Jahrsbezugs von 6500 fl. († 3. September 1613). – Johann Christoph I. von Westerstetten, der bisherige Koadjutor 1603–1613. Er trat der katholischen Liga bei, führte ums Jahr 1606 den römischen Ritus in der Stiftskirche ein und ließ um dieselbe Zeit das Proprium der Stiftsheiligen nach der Norm des römischen Breviers und Missals redigiren, welches dann auch am 23. März 1630 die Bestätigung der Kongregation der Riten erhielt und im Jahr 1631 mit dem Einführungsdekrete Propst Johann Jakobs versehen in Augsburg (bei Andr. Aperger, 178 SS., 8°) gedruckt wurde [38]. Den 4. Dez. 1612 zum Bischof von Eichstädt erwählt, | verzichtete er den 8. März 1613 auf die Propstei Ellwangen († 28. Juli 1637). – Johann Christoph II. von Freiberg (Neffe des früheren Fr.) 1613–1620 († 24. Dezember). – Johann Jakob Blarer von Wartensee 1621–1654 († 9. März). Er erlebte die unruhigen Zeiten des 30jährigen Krieges (s. unten) und in seine Regierungszeit fällt der Anfang der Schönenbergkirche. – Johann Rudolf von Rechberg 1654–1660 († 6. April). Zuvor Domdekan zu Eichstädt, seit 1646 geistlicher Administrator und Statthalter des Bisthums Augsburg, legte er nunmehr die Administration desselben in weltlichen Sachen, übrigens nicht durchaus, nieder und war in Ellwangen ein weiterer Förderer der Jesuiten und der Schönenbergkirche [39]. – Johann Christoph III. von Freiberg (Großneffe des 2. F.; von der Eisenberger Linie zu Altheim und Allmendingen) 1660–1674. Zuvor Präsident des bischöflich augsburgischen Hofraths in Dillingen, Dekan, dann Propst des augsburgischen Domstifts, seit 1661 zugleich Administrator des Bisthums Augsburg in geistlichen und Statthalter in weltlichen Angelegenheiten, wurde er im Jahre 1665 allda zum Bischof gewählt, erhielt aber vom Papst (1666) die Erlaubniß, die Propstei Ellwangen unter Aufstellung eines Verwesers noch 8 Jahre lang unter der Bedingung beizubehalten, daß er den 3. Theil ihrer Einkünfte zur Tilgung der auf dem Hochstift Augsburg haftenden Schulden verwende († 1. April 1690) [40]. – Johann Christoph IV. von Adelmann 1674–1687 († 26. August). Dieser wegen seiner Gelehrsamkeit und Frömmigkeit sehr gerühmte Kirchenfürst war zuvor Domdekan zu Augsburg, wurde der Begründer der großen, in der Folge übrigens fast ganz abgebrannten Schönenbergkirche (s. u.) und schenkte seine aus 5956 Bänden bestehende Bibliothek, welche ihn 18.309 fl. 14 kr. gekostet hatte, nebst seinem mathematischen Apparate dem Kapitel [41]. – Heinrich Christoph | von Wolframsdorf 1687–1689 († 17. Juni), zuvor Propst zu Nordhausen in Thüringen, sodann Dekan zu Wimpfen im Thal, wegen seiner Fürsorge für die Rechtspflege gerühmt. Nach seinem Tode und als Verweser während der Regierung der folgenden Pröpste verwaltete der Stiftsdekan Ign. Desid. Peutinger, ein großer Gönner der Jesuiten (s. u.) die Propstei. – Ludwig Anton 1689–1694 († 4. Mai). Geboren den 9. Juni 1660 als der 3. Sohn des Kurfürsten Philipp Wilhelm von der Pfalz, ursprünglich Kanoniker, dann Deutschritter, hatte er es im kaiserlichen Kriegsdienste zum General gebracht, legte aber nach einer schweren Verwundung im Jahr 1689 das Kriegsschwert für immer nieder. Im Jahr 1684 wurde er Hoch- und Deutschmeister, später – wenigstens für einige Jahre – weltlicher Abt des Klosters Fescamp in der Normandie. Die Propstei Ellwangen erhielt er von Papst Alexander VIII. den 1. Juni 1690 mit der ausdrücklichen Bewilligung, sie durch einen beständigen Vikar verwalten lassen zu dürfen. Im Jahre 1691 wurde er noch Koadjutor des Erzbischofs von Mainz und Bischof zu Worms; kurz vor seinem Tode hatte er Aussicht, zum Bischof von Lüttich gewählt zu werden, starb aber ebenda, als er sich zur Betreibung seiner Wahl durch persönlichen Einfluß dorthin begeben hatte [42]. – Franz Ludwig 1694–1732 († 18. April), jüngerer Bruder seines Amtsvorgängers, sechster Sohn von dessen Vater, geb. 24. Juli 1664. Er war im Jahr 1683 Bischof von Breslau geworden und wurde noch zu seinen beiden Würden 1694 Bischof von Worms und Hoch- und Deutschmeister, 1710 Koadjutor zu Mainz, 1716 Erzbischof und Kurfürst von Trier, 1729 von Mainz, worauf er die Trierer Würde niederlegte. Der durch vielfache Ämter in Anspruch genommene, sehr thätige Fürst, welchem Sinn für kirchliche, Bildungs- und wohlthätige Anstalten, wie eine gewisse freigebige Prachtliebe in den Äußerlichkeiten des Gottesdienstes nachgerühmt werden, genehmigte in Ellwangen 1728 die Gründung des Kapuzinerklosters, gewährte den Jesuiten Zuschüsse zu ihrem Kollegium und ihrer Kirche, ordnete den Bau des Gymnasiums an, ließ auch die im Jahr 1709 abgebrannte Schönenbergkirche in ihrer heutigen Gestalt wiederherstellen, vermachte ihr ein mit Brillanten besetztes Kreuz im Werth von 12.000 fl. und einen mit Edelsteinen reich verzierten Ring. Er soll 45.000 fl. Schulden des Fürstenthums abgetragen und 10.000 fl. auf das durch Brand beschädigte Residenzschloß verwendet haben [43]. – Franz Georg, Graf von Schönborn, 1732–1756 († 18. Januar). Er war schon seit 1729 Erzbischof und Kurfürst zu Trier und erhielt am gleichen Tag mit der Propstei Ellwangen das Bisthum Worms. Im Jahr 1749 ff. errichtete er das Seminar auf dem Schönenberg, war namentlich um Verbesserung des Straßenwesens bemüht, aber auch sonst in verschiedenen Zweigen der Verwaltung organisatorisch thätig [44]. – Anton Ignaz, Graf Fugger-Glött zu Kirchberg und Weißenhorn 1756–1787 († 15. Oktober 1787). Ein stillfrommer, gutmüthiger, freundlicher, | wegen seiner Wohlthätigkeit sehr gerühmter, aber wenig energischer Fürst, großer Gönner der Jesuiten, stiftete er den 16. Mai 1778 die Summe von 10.000 fl. für bedürftige Bürgersleute der Stadt Ellwangen, in seinem Testamente diejenige von 4000 fl. zur Erlernung nicht kostbarer Handwerke von Seiten ellwangischer Landeskinder [45]. Nachdem er im Jahr 1769 Bischof von Regensburg geworden, wählte er sich am 30. April 1770 einen Koadjutor und übergab demselben am 12/27. Sept. 1777 die ganze Landesregierung unter Vorbehalt des ellwangischen Sitz- und Stimmrechts bei der Reichsversammlung zu Regensburg und jährlicher 20.000 fl. aus den ellwangischen Kammergefällen, welcher Koadjutor denn auch am 1. November die Regierung antrat und am 24. Mai 1780 noch das seither vorbehaltene ellwangische Sitz- und Stimmrecht bei der Reichsversammlung zu Regensburg abgetreten bekam: Klemens Wenzeslaus, Sohn Friedrich Augusts II., Kurfürsten von Sachsen und Königs von Polen, nach dem Tode des Anton Ignaz wirklicher Propst 1787–1802. Beim Beginn des 7jährigen Krieges österreichischer Generalfeldmarschalllieutenant, sah er sich im 1761 durch Leibesgebrechen genöthigt, denselben zu verlassen, erhielt bereits im J. 1763 die Bisthümer Freising und Regensburg, verzichtete jedoch auf dieselben, als er 1768 Erzbischof und Kurfürst von Trier und Bischof von Augsburg wurde, an welch’ letzterem Orte er schon seit 1764 Koadjutor gewesen war. „In den Traditionen seines Hauses aufgewachsen, von der vornehmen und künstlerischen Bildung des Dresdener Hofes, dabei streng altgläubig und der Aufklärung der Zeit innerlich fremd, aber von mildem wohlwollendem Wesen, auch biegsam genug, um sich dem Einflusse der Zeit hinzugeben“ (Häusser), ließ er sich außer kirchlichen Reformationen namentlich das Schul- und Unterrichtswesen angelegen sein, fand sich freilich schon frühe – insbesondere in Hinsicht auf sein Amt zu Trier – durch eine Reihe ungewöhnlicher und folgenreicher Ereignisse, wie den Streit über den Justinus Febronius des trier’schen Weihbischofs von Hontheim, den Münchner Nuntiaturstreit und den Emser Kongreß schwierigen, auch einem Manne von mehr Festigkeit und Thatkraft vielleicht zu schwierigen Verhältnissen gegenübergestellt und verzichtete nicht nur in Folge der politischen Ereignisse den 25. April 1802 auf Trier, sondern verlor am Ende des Jahres auch Ellwangen, während er das Bisthum Augsburg, wenngleich nicht mehr als Reichsfürst, bis zu seinem Tode (27. Juli 1812) fortbehielt [46].

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Die Reihenfolge der Dekane aus der Zeit der Propstei ist folgende: Georg von Stein von Diemantstein 1460–1483; Erfred, Erpf, Truchseß von Höfingen 1486–1488; Joh. Schenk von Limpurg 1489 ff.; Bernhard von Westerstetten 1496–1502; Albert Thumb von Neuburg 1502 bis 1503; Konrad von Ellrichshausen 1504–1506; Fabian von Wirsberg 1506–1519; Georg von Hürnheim 1520–1537 (nachdem Propst und Konvent die von Dr. Hainzel, Pfarrer zu Beersbach, vorgezeigte päpstliche Bulle, welche diesem die Dekanatswürde übertrug, als sub- und | obrepticie erschlichen, zurückgewiesen hatten); Diethegen von Westerstetten 1537–1540; Christoph von Westerstetten 1540–1567; Ludwig von Grafeneck 1567–1578; Johann Rudolf von Praßberg 1578–1582; Quirin Gottfried von Hausen 1582–1601; Johann Christoph von Westerstetten 1601 (trat alsbald zurück); Christoph von Gemmingen 1601–1616; Georg Cramer 1617–1631; Wilhelm Friedrich von Grafeneck 1631–1638; Johann Wilhelm von Bernhausen 1639 bis 1660; Heinrich Christoph von Berndorf 1660–1666; Johann Christoph Adelmann von Adelmannsfelden 1666–1671; Heinrich Christoph von Wolframsdorf 1671–1687; Franz Adolf von Ehingen 1687–1690; Johann Christoph von Trestendorf 1690–1696; Ignaz Desiderius Peutinger, der letzte seines, des bekannten Augsburger Patriziergeschlechts, 1697–1718; Franz Joseph Reichlin, Freiherr von Meldegg 1718–1738; Joh. Franz Gabr. Graf von Wolkenstein 1738–1753; Rupert Franz Xaver Freiherr von Schwarzach 1753–1760; Anton Albert Freiherr von Freiberg zu Justingen 1761–1773; Franz Bernhard Freiherr von Hornstein 1773–1783; Gandolf Ernst Graf von Kuenburg 1783–1790 (später Bischof von Lavant); Franz Karl Joseph, Fürst von Hohenlohe-Schillingsfürst 1790–1802 (in der Folge unter Württemberg Generalvikar zu Ellwangen, zuletzt Bischof von Augsburg).


Die Verfassung [47] des Fürstenthums in den letzten Zeiten des Reichs war folgende: An der Spitze desselben stand der Fürst-Propst, welcher sämmtliche oberste Staatsgewalt eines reichsunmittelbaren Regenten in sich vereinigte und dessen Titel kurzweg lautete: Gefürsteter Propst und Herr zu Ellwangen. Ihm zur Seite, allein ihm als Landesherrn und Ordinarius untergeordnet, stand das Stiftskapitel, welches sich aus 12 Personen, dem seit 1784 infulirten (d. h. mit der Mitra belehnten) Dekan, dem Kustos (dem eigentlichen Verwalter des der Stiftskirche gehörigen Vermögens – der Oberkustos war ein Kapitular, der Unterkustos ein Chorvikar oder Provisor –), dem Scholaster, der die Oberaufsicht über das Schulwesen des Stifts hatte, und 9 einfachen Kapitularen zusammensetzte. Thatsächlich waren die Kapitulare fast nur Adelige (vergl. S. 452), auch waren sie meistens zugleich anderswo bepfründet und lebten die meiste Zeit des Jahres nicht in Ellwangen. Dazu kamen noch weiter: 4 Provisoren oder Verweser (auch Vierherren genannt; vgl. S. 453). 1 Pönitentiar, Stiftsbeichtvater (zugleich Stiftspfarrer und Kaplan zu St. Maria Magdalena; außerordentlicher Beichtvater war ein Kapuziner), 1 Prediger (früher bisweilen 2, z. T. | Weltgeistliche, seit 1708 ausschließlich ein Jesuit), bald mehr bald weniger (früher z. B. 9, später 19, 18 u. s. w.) Chorvikare, welche zugleich Levitendienst thaten, während es früher besondere Leviten gab, 1 Subkustos, 1 Altarist [48].

Im Verhältnis zum Reich saß der Propst auf der geistlichen Fürstenbank zwischen Kempten und dem Johanniterordensmeister als der 29. Stand; in demjenigen zum Schwäbischen Kreis, dem er seit der Kreiseintheilung des Reichs im Jahr 1500 und 1512 angehörte, wechselte er als Mitglied des ersten oder württembergischen Viertels hinsichtlich des Vorrangs von einem Kreiskonvente zum andern mit dem Abte von Kempten. Im Jahr 1705 erhielt er sodann den schon 1700 erbetenen Sitz und Stimme bei den Plenarkonventen des Ritterkantons Kocher. In der Regel war er übrigens bei diesen Versammlungen durch Gesandte vertreten [49].

Daß Ellwangen im Jahr 989 ein Münzprivilegium erhalten habe, beruht auf keiner geschichtlichen Grundlage und daß es schon ellwangische Brakteaten gegeben habe, ist nicht sicher nachweisbar, wie sich denn auch bei dem im Jahr 1147 genannten Zins von 6 Ellwanger Denaren (Wirt. Urkb. 2, 41) an in Ellwangen gangbare Denare denken läßt. Vielmehr sind erst seit der Zeit des Propstes Johann Jakob (1621 ff.) kupferne und silberne Münzen, Pfennige (?), 2-Kreuzerstücke, ganze, auch halbe Thaler bekannt, goldene sollen zwar von diesem Propste geschlagen worden sein, sind jedoch noch keine gefunden worden. Außerdem erscheint der ellwangische Fürstentitel auf Münzen solcher Pröpste, die zugleich ein höheres fremdes Kirchenamt bekleideten [50].

Der Reichsmatrikularbeitrag (einfacher Römermonat) war früher (im Jahr 1621) zu 132 fl. festgesetzt, im Jahr 1691 wurde er auf 80 fl. herabgesetzt (Lünig 20, 1157). Ein | Kammergerichtsziel betrug 219 Thlr. 76 kr., der Kreisanschlag 88 fl.

In Friedenszeiten hielt die Propstei nur einige 40 Mann Infanterie, wenn in Kriegszeiten das Triplum gefordert wurde, stellte sie zu dem Regiment Wolfegg einen Hauptmann und 63 Unteroffiziere und Gemeine. Das Kompagniekommando behielt sie zu Kriegs- und Friedenszeiten. Eine Zusammenstellung der ellwangischen Landmiliz vom 1. Juni 1757 ergab folgenden Bestand: Kapitän 1, Lieutenant 0, Feldwebel 5, Fourier 1, Korporal 20, Tambourmajor 1, Ordinaritambour 8, Pfeifer 3, Summa: a) gemeine (oder Landesausschuß) 947, b) Prima Plana 988, Hausgewehre: a) gezogene Rohre 64, b) Flinten 1030.

Das Wappen des Propstes war eine früher rothe, seit Fürstpropst Ludwig Anton goldene, Inful in silbernem Feld, mit ihm war in der späteren Zeit in der Regel das Familien- und sonstige Würdenwappen des Betreffenden verbunden. Das Wappen des Kapitels war der h. Veit im (goldenen) Kessel (in blauem Feld). Die Wappen der Stifter, dem heutigen Stadtwappen gleich (s. Busl S. 34), sind durchaus apokryphisch. Die Landesfarben waren roth und weiß.

Ursprünglich waren das Klostereigenthum und die Einkünfte im ungetheilten Besitze des Abts und Kapitels, erst bei der Säkularisation im Jahr 1460 wurden sie getheilt, und zwar so, daß ungefähr 1/3 dem Kapitel, 2/3 dem Propste zufielen (vergl. S. 450 ff.), daher auch das Kapitel bis zuletzt seine eigene Finanzverwaltung hatte. Diese Abtheilung bildete jedoch keine Grundtheilung, sondern nur eine Abtheilung der Gefälle in sustentationem praepositi et capituli, so daß in der That noch ein ungetheiltes stiftisches Eigenthum vorhanden war, worauf der Fürstpropst alle Regalien, ohne Rücksicht auf die nutzbare Abtheilung hatte, während dem Kapitel auf seinem nutzbaren Antheil einzig die niedere Gerichtsbarkeit, theilweise auch das Jagdregal, zukam. Außer den ihm kraft dieser Abtheilung zustehenden eigentlichen Hochstiftsbesitzungen erhielt übrigens das Kapitel in Folge selbständiger Erwerbungen im Verlaufe der Zeit noch andere eigenthümliche Besitzungen im In- und Auslande, rücksichtlich welcher sich dasselbe als unmittelbar gerirte. Dieselben kamen zwar mit dem Stift in einen solchen Verband, daß sie ohne Zustimmung des Propstes weder veräußert noch verpfändet werden konnten, aber ihre politische Verfassung behielten sie unverändert | in der Art bei, daß das Kapitel selbst den Ritterkonventen als Mitglied beiwohnte und auf einigen derselben, wie zu Waldstetten und Böbingen, die peinliche Gerichtsbarkeit ausübte.

Waren die Einkünfte des Propsts im Jahr 1460 in Rom zu 1500 Goldgulden geschätzt worden, und hatten am Ende des 16. Jahrhunderts die Eisenwerke zu Ober- und Unter-Kochen auf kurze Zeit verkauft, im Beginn des 17. das Kocher-, Ammanamt, die Ahelfingischen Ämter, nach der Mitte desselben das Amt Wasseralfingen verpfändet werden müssen, so verbesserten sich später die Finanzen des Fürstenthums. So ergab eine für die 2 Jahre: 1. Mai 1732 bis 30. April 1734 gefertigte Liquidation Folgendes: Zur Kammer geliefert wurden von den verschiedenen Ämtern und Eisenwerken 48.317 fl. 24 kr. 1 Hllr., ausgegeben war worden bei der Hausmeisterei 49.636 fl. 22 kr. 7 Hllr., zu Hof 10.669 fl. 53 kr. 2 Hllr., zusammen 60.306 fl. 21 kr. 1 Hllr.; dies gab an sich gegenüber dem früheren in baarem Geld einen Abmangel von 11.988 fl. 57 kr.; da aber zu jener Einnahme weiter kamen die noch wirklich vorhandenen Früchte im Werth von (16.754 fl. 37 kr. 2 Hllr., abzüglich eines Abgangs von 111 fl. 8 kr. d. h.) 16.643 fl. 29 kr. 2 Hllr., die Baarschaft bei der Jagdkasse 661 fl. 35 kr., bei den Ämtern und Faktoreien verblieben 2843 fl. 45 kr. 1 Hllr., bei den Unterthanen und Kaufleuten liquid in Rest stehende 2395 fl. 41 kr. 2 Hllr., zusammen 22.544 fl. 31 kr. 2 Hllr., so verblieb noch ein Residuum von 10.555 fl. 34 kr. 2 Hllr. In der letzten Zeit wird das Einkommen des Fürstenthums gemeiniglich zu 120.000 fl., und obiger Abtheilung entsprechend, dasjenige des Propsts zu 80.000, auch 80–90.000, des Kapitels zu 40.000, auch 50.000 fl. angegeben.

Das fürstliche Kabinet bildete ein Geheimerath und Referendar mit einem Kanzlisten.

An der Spitze des Hofstaates stand der Hofmarschall, ihm zur Seite ein Hofverwalter. Zum Hofstaat gehörten weiter ein Hof-Medicus, ‑Chirurgus, ‑Apotheker, ‑Bibliothekar, 2 Hofkaplane, ein Oberjägermeister mit einem Forstbereuter, Oberjäger, Hofjäger und 15 Revierjägern und Holzwarten. – Es bestanden 4 Erbämter: Erbmarschälle waren die Grafen von Adelmann zu Adelmannsfelden, Erbkämmerer die Freiherrn von Freiberg zu Eisenberg, Erbschenken die Freiherren von Rechberg zu Hohenrechberg, Erbtruchseßen die Blarer von Wartensee [51].

| Im Civilstaat hatte der Fürst zu seiner Berathung bei Behandlung der Staatsgeschäfte folgende geistliche und weltliche Dikasterien: die Regierung, auch Regierungsrath, Hofrath, concilium aulicum genannt, oberste Regierungs- und Justizbehörde, besetzt mit einem Präsidenten, in Abwesenheit des Propstes Statthalter (in der Regel dem Dekan), zeitweise auch einem Kanzler, adeligen und gelehrten Geheimeräthen, Hof- und Regierungsräthen, 1 Assessor, Titular-Hofräthen, 1 Sekretär mit einem Adjunkten, Kanzellisten und Regierungsadvokaten. Das geistliche Rathskollegium, welchem die Behandlung der kirchlichen und geistlichen Angelegenheiten, Überwachung der Religionsübung, die Handhabung der Exemtionsrechte und der unmittelbaren Beziehung zum römischen Stuhle anbefohlen war, auch Sittengericht für die Geistlichen, mit einem Präsidenten, geistlichen Räthen, Titular-Geistlichen Räthen, 1 Sekretär mit einem Adjunkten. Die Hofkammer zur Besorgung der Stiftseinkünfte, Kammergefälle, Benützung der Regalien u. s. w. mit einem Präsidenten, einem Kammerdirektor, wirklichen und Titular-Kammerräthen, 1 Sekretär, Kanzellisten. Der Lehenhof mit einem Lehenpropst und Sekretär. Gesandtschaften und Agentien: Gesandte bei dem Reichskonvent zu Regensburg und Kreiskonvent zu Ulm, 1 Agent zu Rom und zu Wien (hier seit 1631), 2 Prokuratoren zu Wetzlar. Am Archiv waren 2 Archivare, 1 Registrator, 1 Kanzlist mit Gehilfen. Theils unter der Regierung, theils unter der Hofkammer standen: das Forstdepartement mit dem Oberjägermeister, 1 Direktor, Räthen, 1 Sekretär und Forstbereuter; die Studien- und Schulkommission mit einem Präsidenten, mehreren Mitgliedern, dem Direktor des Ignatianischen Kollegiums, dem Normalschuldirektor und 1 Aktuar; die Jesuiten-Kollegiumsfundations-Verwaltung; der Tutelardepartementar; der Heiligen- und Milden-Stiftungsdepartementar; das Kriminalkommissariat; die Straßenkommission; die Steuer- und Militärkommission; die Wittwen- und Waisenkassenkommission; die Polizeikommission; die Armendeputation; der Marschkommissär; 2 Rechnungsrevisoren; das Eisen- und Bergwerksdepartement; das Baudepartement; das Rentamt; das Steueramt; das Hofkastenamt; das Zollamt; die Schmelzverwaltung zu Wasseralfingen; die Eisenwerksfaktoreien zu Abtsgmünd und Kochenburg. Übrigens hatten nicht alle diese Ämter je einen besonderen Inhaber, und so war im Jahr 1799 der Dekan | zugleich Präsident der Regierung, des Geistlichen Raths und der Hofkammer, der Schul- und Studienkommission.

In den einzelnen Oberämtern hatte Stadt und Amt Ellwangen das Vicedomamt mit dem Vicedom (erste Instanz in Civil- und Kriminalsachen, städtisches Polizeiamt und Stadtkommandantur, Aufsichtsrath für Pflegschaften und Stiftungen), Stadtschultheißen (unter dem Vicedom und zu seiner Unterstützung, so daß sie gemeinschaftlich die wöchentlichen Amtstage hielten), Stadtschreiber, Stadtlieutenant, das Ammanamt für die zunächst der Stadt gelegenen Orte mit dem Amman (zugleich Oberkerzenmeister, d. h. ersten Vorstand sämmtlicher Zünfte in Stadt und Land, welcher in Gewerbsstreitigkeiten zu richten hatte), Amtsschreiber, das Stadtgericht, das aus dem Vicedom (als Präsidenten), Stadtschultheißen, 12 Rathsverwandten und dem Stadtschreiber bestand und unter anderem das jus gladii (aber unter Einholung eines Fakultätsgutachtens) hatte (vgl. S. 163). Die weiteren 5 Oberämter hatten je einen Oberamtmann, früher Obervogt genannt, einen adeligen Herrn, welcher gewöhnlich nicht im Bezirk wohnte, sondern bei Hof ein Amt inne hatte, Amtmann, früher Vogt genannt, welcher als Verwaltungs-, Polizei, Kameral- und Justizbeamter thätig war, in Civilsachen in erster Instanz erkannte, bei Kriminalfällen die Voruntersuchung führte und die Inquisiten der Regierung übergab, und Amtsschreiber.

Den Militärstaat bildeten beim schwäbischen Kreiskontingent 1. bei der Kavallerie: 1 Kornet bei dem fürstl. hohenzollerschen Kürassierregiment, 2. bei der Infanterie: 1 Premiermajor und Hauptmann, 1 Premier-, 1 Secondelieutenant, 1 Fahnenjunker beim gräfl. truchseß-wolfeggischen Infanterieregiment [52]

Beamte des Kapitels waren: in der Stadt der Syndikus, Konsulent, Amtmann, Sekretär, Physikus, Kastner, Holzmeister und Bauamtsverwalter, Registrator, Revisor, Baumeister; auf dem Lande: der Pfleger und Kastner zu Nördlingen, der Amtmann zu Waldstetten, Vogt zu Raustetten, Förster und Schultheiß zu Jagstzell, Förster und Jäger zu Neuler mit 3 Revierjägern. Auch das Kapitel hatte, wohl nur zeitweise, Agenten in Wien und Wetzlar.

Alle Räthe, Edelleute, Diener höheren und niederen Standes mußten katholisch sein (Hofordnung vom 18. Febr. 1622).

Mit den angrenzenden Nachbarn gab es stets viele Streitigkeiten, Verhandlungen und Verträge, insbesondere wegen der Grenzen der Hoheitsrechte, so z. B. mit Ansbach-Brandenburg, namentlich vom 8. November 1510, 4. Oktober 1539, 25. November 1658, 10., 19. Juni 1720, 31. Juli 1749, der Kommende Kapfenburg vom 29. Okt. 1612, 3. Juni 1700 (Freizügigkeit und Nachsteuer betr.), den Grafen von Oettingen (Jagd betr.), der Stadt Aalen (kirchliche Verhältnisse), den Vohenstein u. s. w.

Von allgemeinen Anordnungen der Pröpste können namentlich folgende genannt werden: von Albrecht I. eine Appellationsgerichtsordnung vom 17. Jan. 1474; von Otto die S. 467. | genannten Ordnungen; von Christoph eine Polizeiordnung vom 22. Jan. 1575, welche sich namentlich auf den Gottesdienst, Gotteslästerung, Zehnten und Gülten, unmäßiges und unzeitliches Essen und Trinken, Tanzen, Spazieren und Spielen, Unehrbarkeit und Unzucht, Verrichtung der Vierer im Dorf, Kauf, Verkauf und Entfremdung fremder Güter, Häuser und Gehausete, gartende Knechte, Fremde und Bettler, Versammlung und Aufmahnung der Gemeinde, fürfallende Empörung und Pflicht der Einwohner dabei, bezog und öfters, so namentlich 1657, 1661, 1747 erneuert wurde; von Wolfgang eine Gerichtsordnung für das Ellwanger Stadtgericht als Gericht erster Instanz vom 15. Jan. 1591; von Ludwig Anton eine Hofraths- und Kammerordnung vom 28. Jan. 1692; von Franz Ludwig eine gleiche vom 20. Juli 1694, sowie vom 25. Okt. 1721, eine Mühlordnung vom 13. Mai 1699; eine Umgeldsordnung vom 14. Juni 1729; von Franz Georg eine Kanzlei- und Taxordnung vom 14. Juli 1736, eine Auslösungsverordnung vom 19. Dezember 1736, eine Untergerichtsordnung vom 12. Jan. 1737, eine Prozeßordnung vom 24. März 1737, eine Gantordnung vom 2. Mai 1737, eine Ordnung, betr. die Abschätzung und die Anrechnung der herrschaftlichen Gefälle bei Veränderung der Fall- und Erbgüter vom 5. Mai 1738, eine Kammerkanzleitaxordnung vom 22. Mai 1739, eine Amts- und Dorfschultheißenordnung vom 15. Febr. 1744, eine erneuerte und verbesserte Polizeiordnung vom 7. August 1747, eine Landesausschuß- (Miliz-) Ordnung vom 20. August 1748, eine Regierungsordnung vom 1. Juli 1749, eine Verordnung wegen Verbesserung der Wege und Landstraßen vom 18. Juli 1749, eine Verordnung, betr. die Verbesserung des Steuerfußes vom 16. August 1749, eine erneuerte und verbesserte Schulordnung vom 23. August 1749, eine geistliche Rathsordnung vom 1. Jan. 1750, eine Amts- und Taxordnung vom 17. Oktober 1752, eine erneuerte Feuerordnung vom 2. Jan. 1760; von Klemens Wenzeslaus ein Bauregulativ vom 9. Sept. 1786, ein Generalreskript vom 11. Juli 1789, wonach alle Aufmerksamkeit auf Fabriken zu richten war und jedem Rath oder Beamten, welcher einen anständigen Fabrikanten anlocken, zur Errichtung einer guten Fabrik unter annehmlichen Bedingungen und ohne ein Monopol zu verlangen, Anlaß gebe, eine angemessene Belohnung von der Hofkammer ausgesetzt wurde, die Gründung einer Landesnothdurftkasse vom 30. Sept. 1789 zum Behufe der durch | Viehseuchen oder andere Unglücksfälle ohne Verschulden verunglückten Unterthanen, bei welcher das zum Wiederankauf von Vieh nothwendige Geld im Wege des Vorschusses erhoben werden konnte (im Jahr 1823–24 unter die Oberämter Ellwangen und Aalen vertheilt), eine Wittwen- und Waisenkassenordnung vom 13. Februar 1794, eine Verordnung vom 7. Oktober 1795 betr. die allgemeine Gütergemeinschaft unter Ehegatten (welche für den Fall, daß nicht vertragsmäßig etwas anderes beliebt werde, galt).

Im Beginn des Jahrs 1583 war der neue Kalender eingeführt. Als Gewicht galt das Nürnberger Gewicht. Das Fruchtmaß auf den propsteilichen Getreidekasten war 1 Malter glatte Frucht = 8 Viertel, 1 Malter rauhe Frucht = 10 Viertel, auf den kapitel’schen Kasten 1 Malter glatte Frucht 9, rauhe 18 Viertel; das Getränkemaß = dem Nürnberger und Haller: 1 Ellwanger Eimer = 40 Maß; 4 Ellwanger Eimer = 1 württemberg. Eimer; 1 Stoß Holz = 6 Klafter, 1 Klafter = 51/2′ weit und hoch, 1 Scheit = 31/2′; 1 Ellwanger Elle = 2′.

Nachdem die Post früher durch Metzgerpferde befördert worden war, wurde im Anfange des 18. Jahrhunderts eine eigentliche thurn- und taxissche, dem Nürnberger Postamt unterstellte Reichspost begründet, welche sich längere Zeit bis ins laufende Jahrhundert herein im Besitz der Familie Purmann befand. Eine Botenanstalt bestand nicht.

Im Strafrecht galt im Allgemeinen die Carolina und fand unter Umständen Aktenversendung an eine Juristenfakultät oder sonstige angesehene Rechtsgelehrte statt. Am Ende des 16. und besonders im Anfang des 17. Jahrhunderts gab es unter der Leitung der Jesuiten auffallend viele Untersuchungen gegen männliche und weibliche Giftmischer und Hexen, während der 2 letzten Jahre des Propsts Johann Christoph von Westerstetten (1603–1613) wurden über 300 hingerichtet (Agricola, Hist. provinc. Societ. Jesu Germ. Sup. 4, 64; Hiller a. a. O. 2, 526–541).

An fürstlichem Prunke und sorgfältiger Etiquette fehlte es der Hofhaltung, namentlich seit Angehörige fürstlicher Häuser die Würde eines Propstes bekleideten, keineswegs. Schon zur Zeit Propst Wolfgangs (um 1584) findet sich folgende tägliche Verköstigung. Sonntag: Morgentafel: Propst, Kanzler, Ammann, Sekretär, Hofmeister, Doctor, 3 Junker, zusammen 9 Personen, 10 Essen: Suppe, Schweinskopf, Rehschlegel, gebratener Vogel, Blut- und Leberwurst, Ochsenfleisch, eingemachtes Schweinewildbret, Bratwurst und Kraut, gebratene Hammelsschlegel, eine 2. Tafel | mit 5, außordentlicher Weise 7 Personen bekam 8 Essen, Nachts zählte die fürstliche Tafel 4 Personen und 7 Essen; Montag: Morgentafel 13 Personen, 9 Essen, Nachts 6 Personen 6 Essen; Dienstag: Morgentafel 9 Personen, 9 Essen, Nachts 6 Personen, 6 Essen; Mittwoch: Morgentafel 18 Personen, 14 Essen, Nachts 4 Personen, 7 Essen u. s. w. Wie diese Zahlen ergeben, wechselte die Zahl der vorübergehend zur Tafel gezogenen Personen, dazu wurden in der Dürnitz 55, auch 58 Personen, das Baugesinde und andere Knechte, 21 Personen, in der Thorstube gespeist [53]. Wie festliche Gelegenheiten gefeiert wurden, zeigt z. B. die Koadjutorswahl des Jahrs 1770: bei der feierlichen Auffahrt des kaiserlichen Wahlkommissärs vom Hof in das in der Stadt gelegene Kapitelshaus wurden drei sechsspännige Wagen verwendet, bei dem Essen trugen 17 Kuirassire in ledernen rothausgeschlagenen, mit Silber bordirten Galla-Kollets die Speisen, der Kommissär sowie der Propst wurden mit goldenem Gedeck bedient, außer den Gardereitern kam die Hofwache vom Infanterieregiment, sowie Landmiliz in blau und weißer Montur zur Verwendung (J A. Giefel in Württemb. Vierteljahrsh. 3, 20 ff.). Auch aus Anlaß der solennen Thron- und Fahnenbelehnung bei den fürstlichen Lehen, welche der Statthalter, Dekan, Freiherr von Freiberg den 19. August 1772 in Abwesenheit des Fürsten als dessen Kommissär vornahm, wurde ähnliche Pracht entwickelt; es waren 3 Tafeln, die beiden ersten zu 32, die dritte zu 20 Personen, bei der ersten wurden 52 Speisen aufgestellt; der Aufwand auf das Festessen betrug 457 fl. 51 kr. 4 Hllr. (Beschreibung in der Ellwanger Ordinari-Zeitung von 1772 Nr. 64 [54].


Das zusammenhängende, geschlossene Gebiet der Propstei grenzte im Norden an Gebiet der Reichsstadt Hall, Brandenburg-Ansbach, ritterschaftliche Orte, die Reichsstadt Dinkelsbühl, im Osten an Oettingen, im Südosten an den Deutschorden, im Süden mit den vorgeschobenen Kochenburger und Heuchlinger Amtsorten an das württembergische Amt Königsbronn, die Reichsstädte Aalen und Gmünd sowie ritterschaftliche Orte, im Westen wiederum an ritterschaftliche Orte und an Limpurg. In seiner größten Ausdehnung mochte es 4–5 Meilen Länge, 3 M. Breite betragen; der Flächeninhalt wird zu 6, 7, auch gegen 8 Q.-M. angegeben. Was die Einwohnerzahl betrifft, so wurden im Jahr | 1746 für das Stift 2000, für das Kapitel 514 behauste Unterthanen, nach dem augsburgischen Diözesankalender des Jahrs 1774 in allen Pfarreien des Stifts 17.200 Menschen gezählt; von Ellwangen selbst wurde im Jahr 1799 offiziell die Zahl der zur Tragung ständischer Kriegslasten in Berechnung zu ziehenden Unterthanen beim Kreiskonvent nur zu 14.504 angegeben, wozu an sich noch 767 in ansbachischem fraischlichem Bezirk gelegene, dem Stift mit aller Landesherrlichkeit faktisch entrissene und 528 zur Ritterschaft steuernde ellwangische Unterthanen, zusammen 1295 Köpfe, kamen, somit im Ganzen 15.799 Seelen. (Vgl. Staatskanzlei von 1799. VII. S. 326 ff.). Sonst wird die Seelenzahl für die letzte Zeit der Selbständigkeit meist zu etwa 20.000 geschätzt, was ganz zu den Zahlen der S. 482–484 stimmt. Zum Gebiet gehörte 1 Stadt: Ellwangen, 1 Marktflecken: Bühlerthann, 20 Pfarrdörfer, 22 andere Dörfer und 180 Weiler und einzelne Höfe. Eingetheilt war das alles in: 1. das Stadtammanamt mit 56, mit Unterthanen naheliegender anderer Herrschaften vermischten Dörfern, Weilern und Höfen, 2. Oberamt Röthlen mit 45 Ortschaften, meist Höfen, 3. Oberamt Kochenburg mit 15 meist Dörfern und Höfen, 4. Oberamt Tannenburg mit 29 meist Weilern und Höfen, 5. Oberamt Wasseralfingen mit 23 Dörfern, Weilern und Höfen, 6. Oberamt Heuchlingen (und Abtsgmünd) mit 24 Höfen und Weilern, 7. das kapitelische Oberamt mit 72 Dörfern, Weilern und vermischten Aushöfen, die, durch das ganze Stift zerstreut, auch mit stiftischen, reichsstädtischen, ritterschaftlichen und sonstigen fürstlichen Besitzungen gemengt waren.

Eine (mathematisch nicht ganz richtige) Karte des Stiftsgebiets wurde im Jahr 1746 durch den fürstl. Landbaumeister Arnold Friedrich Prahl (welcher hiefür 800 fl., halb von der Steuer- halb von der Rentkasse zu entrichten, erhielt, auch Erbauer des neuen Rathhauses, jetzigen Landgerichts, und des Seminars auf dem Schönenberg) herausgegeben, wobei hinsichtlich jeden Ortes die Zugehörigkeit, Zahl der Unterthanen der verschiedenen Herrschaften bemerkt und diese nach ganzen und halben Bauern, Löhnern und Söldnern klassifizirt sind (4 Blätter). In reduziertem Maßstab erschien sie bei Seutter in Augsburg (1 Blatt), jedoch noch weniger frei von Unrichtigkeiten (auch im Homannschen Atlas).

Die Unterthanen zerfielen in Bürger – die eigentlich angesessenen – und Hausgenossen, welch’ letztere zu den gemeinen | bürgerlichen Beschwerden nichts beitrugen, jedoch ein Schirm- und Schutzgeld zahlten, auch noch die eine oder andere Leistung, wie Wachen an Jahrmärkten, unentgeltliche Botengänge in herrschaftlichen Vorfallenheiten, schuldeten (Hausgenossenordnung vom 13. Dezbr. 1743). Die Zahl der letzteren wurde übrigens in späterer Zeit immer mehr zu beschränken gesucht, so sollten sie nach einer Verordnung von 1747 auf herrschaftlichen Höfen, Sägmühlen, Gütern, Eisenwerken ohne Zeitverlust abgeschafft werden und nach dem erneuerten Regulativ vom 24. Nov. 1795 sollte ihre Zahl in Ellwangen nur 45, Schrezheim 4, Bühlerthann 10, Kottspiel 4 u. s. w., im ganzen Fürstenthum überhaupt nur 285 betragen. Leibeigene gab es allerwärts zerstreut, wie jedoch ein Verzeichnis des Amts Röthlen und Ellenberg aus dem Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts zeigt, nicht besonders viele, so zu Beersbach 1, Hardt 2, Halheim 1, Stillau 2, Pfahlheim 4, Neunstadt 2, Dalkingen 4, Neuler 1, Ellenberg 5, Schneidheim 6, Zöbingen 10. – Mit Rücksicht auf die Größe des Gutes, auf welchem die Einzelnen saßen, unterschied man Bauern, Halbbauern, Löhner und Söldner, wohl ziemlich entsprechend der heutigen Eintheilung von Roß-, Ochsen-, Kühbauern und Taglöhnern, von welchen die ersten meist über 60, die letzten meist 6–8 Morgen Güter besitzen; hinsichtlich der Rechte des Inhabers an seinem Gute dagegen namentlich: Lehen, d. h. solche Güter, woran dem Besitzer nur das Nutzungseigenthum, dem Stift oder Kapitel dagegen das Obereigenthum zustand, während der Inhaber selbst nicht bloß zu gewissen bäuerlichen Leistungen, sondern auch zu einer besonderen Treue verbunden war, aber auch einen besonderen Schutz zu erwarten hatte; diese selbst wiederum bald rechte Lehen, auch Kanzlei-, bürgerliche, Bauerlehen genannt, welche abgesehen von den Ritterdiensten, ganz die gewöhnliche Lehensnatur hatten, Erblehen, Erbgüter, bei denen die Erbfolge eine gemeine bürgerliche war, Falllehen, welche nach dem Tode des Besitzers oder mehrerer bestimmter Personen (auf deren Leiber: Zwei-, Vier-Augengüter, z. B. bei Ehegatten, das Lehen gestellt war) dem Herrn heimfielen oder erst durch Entrichtung eines sog. Falles von den Nachkommen in Besitz genommen werden konnten – sodann auch Zinsgüter, von denen bei vollem Eigenthum des Besitzers einem Dritten eine Reallast zustund, Schirmgüter, von welchen nur ein Schirmgeld bezahlt wurde, ohne daß dieselben in einer eigentlich gutsherrlichen Verbindung gestanden wären. | Die bei weitem meisten Güter scheinen Fallgüter gewesen zu sein. Noch kurz vor Ende der Propstei wurden deren 1100 gezählt, doch gab es z. B. in Röhlingen im Jahr 1703 als pröpstliche: Fallgüter 33, Kanzleilehen 1, Schirmgüter 1, eigene Güter 3, Erbgüter 1, Spitalgüter 3, Heiligengüter 3, Frühmeßgüter 1, in die Stadtpfarrkirche 1, in das Seelhaus 1, wozu noch 33 nicht näher spezifizierte kapitelsche Unterthanen kamen; in Hirlbach waren alle Unterthanen pröpstlich und hatten Fallgüter [55].

Der Bestand des Fürstenthums in seiner letzten Zeit ergibt sich aus der auf den 1. Januar 1803 angelegten Spezialtabelle über die Seelenzahl aller einzelnen Orte der neuacquirirten herzoglichen Lande, wobei die in Klammern beigesetzte Zahl die Seelenzahl überhaupt angibt, die folgende ohne Klammern die nach Abzug der abwesenden übrig bleibende [56].

Ellwangen. Stadtschultheißenamt: (1683) 1663 [darunter (162) 157 Privilegierte], fürstl. Residenz (22) 21, Schloßvorstadt (113) 108, Schönenberg (48) 47, Mittelhof 18, Schafhof 9, Stadt Ellwangen 22.

Stadtammanamt: [Schulth.Amt um die Stadt] Schrezheim (230) 222, beide Lengenberg 39, Rotenbach (161) 158, Ölhäusle (htztge. mit Espach zu Espachweiler vereinigt) 8, Altmannsweiler 50, Glassägmühle 10, Eggenroth 42, Lindenhof und -häusle 13, Scheuerlings- und Scheuenhof 17, Muckenthal 92, Rabenhöfe 12, Kalkhöfe 19, Leinenfirst (21) 20, Stocken 48, Hohlbach 21, Treppelmühle 8, Schleifhäusle und Glasurmühle 101, Neunheim 93, Eigenzell 23, Spitalhof 15, Rothhof 16, Keuerstadt 4, Süßhof 5, Rindelbach 4, Adlerwirths Schafhaus (43) 42; [Schultheißenamt Schwabsberg] Schwabsberg 190, Saverwang 109, Ramsenstruth 52, Jagsthausen und *Stöcken (13) 11; [Schultheißenamt Dalkingen] Dalkingen (186) 185, Frankenreute 20; [Schulth.Amt Dankoltsweiler] Dankoltsweiler 138. Eichenrain 18, Roth das Weiler 28, Riegersheim 28, Finkenberg 30; [Schulth.Amt Rosenberg] Rosenberg (440) 436, Birkhof 13, Geiselroth (47) 46, Herlingshof 10, Ober-Knausen 14, Unter-Knausen 25, Holz- und Ohr-Sägmühle 19, Hohenberg 161, Dieselhof 10, Zum Holz 7, Tannenbühl 7, das in Königl. Preußischer Linie gelegene Patrimonialgericht *Stimpfach, propsteilichen und kapitelschen Antheils (986) 960.

Tannenburg, Amt: Bühlerthann (523) 511, Kottspiel (244) 241, Halden 167, Holenstein 78, Kammerstatt 61, Fronroth (134) 132, Hettensberg 62, Vetterhöfe 21, Uhlenhof 7, Ludwigshof 10, | *Vorderuhlberg (58) 57, Lindenhof 11, Hochthänn 15, Mühle (Müllen d. h. Willa) 18, Bühlerzell (191) 189, Heilberg 112, Senzenberg 54, Mangoldshausen 28, Eichberg 18, Bronnhof (abgeg. bei Bühlerzell) 6, Benzenhof 4, Gantenwald 15, Gerabronn 28, *Hausen (171) 170; Ganerbenorte: *Ummenhofen 26, *Unter-Sontheim 12, *Rappoltshofen 21.

Röthlen Amt: Pfahlheim (498) 477, Halheim (110) 106, Hirlbach (89) 85, Hardt 30, Kraßbronn 27, Gerau 26, Riepach 28, Hochgreut 5, Beersbach 6, Röhlingen (281) 268, Neunstadt (127) 123, Haisterhofen (107) 106, Erpfenthal (93) 87, Killingen 14, Röthlen (73) 64, Steigberg (17) 15, Haselbach (23) 22, Ellenberg (233) 231, Muckenthal (5) 4, Hirschberger Hof (htztge. Schweizerhof) 5, Eiberg 5, Häslesmühle 14, Hinter-Steinbach (47) 44, Bautzenhof (18) 15, Dietlesmühle 13, Breitenbach (136) 130, Birnhäusle (55) 51, Hueb (15) 13, Georgenstadter Ziegelhütte 16, Konradsbronn 5, Birkenzell (94) 90, Weiler an der Eck 8, Stödtlen (178) 169, Tragenroden 12.

Wasseralfingen, Vogtamt. *Wasseralfingen (468) 465, *Hofen 122, *Onatsfeld 49, *Treppach (41) 39, *Weidenfeld 8, *Heissenberg 7, *Brausenried 5, *Heimathsmühle 5, *Mäderhöfe 6, *Goldshöfe 18, *Wagenrain 4, *Attenhofen 4, *Oberalfingen (128) 127, Buch (173) 171, Baiershofen (52) 51, Immenhofen 22, Westhausen (418) 411, Reichenbach (107) 104, Ruithal 10, Faulenmühle 6, Wagenhofen 2, Jagsthausen 16, Dettenroden (74) 72, Elberschwenden (57) 54. Hiezu Kloster Königsbronner unter Ellwanger Landeshoheit stehende Unterthanen.

Waldstetten und Böbingen (kapitelisches) Amt: [Amt Waldstetten] *Waldstetten (801) 775, *Unter-Bettringen 7, *Thannweiler (31) 30, *Weilerstoffel (102) 101, *Klossenhölzle 7, *Braunhof (15) 14, *Heckenhof (5) 4, *Zusenhof 5, *Kitzinghof 11; [Amt Böbingen] *Unterböbingen (233) 230, *Oberrombach 45.

Nördlingen (kapitelisches) Pflegamt: *Aufhausen an der Kessel (348) 336, *Zoltingen (163) 155, *Pflaumloch 3, *Schmähingen 9, *Ohmenheim 3, Fornheim 4.

Kochenburg, Vogtamt: *Unterkochen 611, *Hochmühle, *Pulvermühle und *Läuterhäusle (65) 63. (28) 24, *Glashütte 44, *Birkhöfe 8, *Grauleshöfe 10, *Himmlingen 9, *Bernloh 9, *Simisweiler 34, *Neubau 6, *Hohenberg 6, *Ettenberg 5, *Neßlau 24, *Unterrombach 8, *Beuren 14, *Oberkochen (437) 431, *Mögglingen 10.

Heuchlingen, Vogtamt: [Amt Heuchlingen] *Heuchlingen (494) 484, *Mäderhöfe 17, *Birkhof 5, *Brackhof 0, *Riedhof 15, *Holzleuthen 15, *Geggingen (20) 18; [Amt Abtsgmünd] *Abtsgmünd (586) 576, *Altschmiede 90, *Neuschmiede (111) 110, *Alte Pulvermühle 15, *Hangendenbuch (78) 76, *Schäufele 17, *Wellstein (203) 202, *Vorder-Büchelberg 22, *Birkholz 7, *Fach 4, *Hohlenbach (7) 6, *Röthenbach 0; [Amt Reichenbach] *Rodamsdörfle (64) 61, *Reichenbach (100) 98, *Aushöfe 3, *Riegelhof 10, *Faulherrnhöfe 16, *Dewangen 27.

Kapiteloberamt Ellwangen: [Schultheißenamt Neuler] Ebnat (78) 76, *Stöcken 35, Spitzenberg 6, Neuler (509) 504, *Rodamsdörfle 4, *Rothsold 10, *Onatsfeld 4, *Himmlingen 8, *Sulzdorf 5, Ramsenstruth 155, Bronnen 124, *Wülflingen 74, *Pommertsweiler 106, * Vorderbüchelberg 18, *Herrnwald 3, Gaishardt 36, *Bernhardsdorf 17, | Schwenningen 95, Espach 93, Mangoldshausen 14, *Zimmerberg (21) 18, Leinenfirst 10, Bösingen (abgeg. bei Schrezheim) 5, *Bühler (82) 80, *Hinterbüchelberg 26, *Hohlenbach 7; [Schulth.Amt Raustetten] *Raustetten (26) 24, *Bühlingen 20, Ellrichsbronn 9, *Schopfloch 32, *Rühlingsstetten 44; [Schulth.Amt Ellwangen] Neunheim (75) 73, Rattstatt (107) 103, Eigenzell (118) 115, Georgenstadt (33) 32, Hohlbach 32, Rindelbach (149) 148, Steingrubmühle 11, Schönau 42, Steinbühl 13, Engelhardsweiler 13, Dalkingen 88; [Schulth.Amt Röhlingen] Röhlingen (158) 145, Killingen (51) 44, Haisterhofen 5, Beerhalden 5, Lippach 7, Erpfenthal 5, Hochgreut (16) 13, Halheim 6, Pfahlheim (36) 34, Beersbach (62) 53, Kraßbronn 5, Eiberg (13) 9, Hofstetten 9, Glassägmühle 5; [Schulth.Amt Jagstzell] Hegenberg 8, Kammerstatt 11, Dietrichsweiler 21, Schweighausen 9, Bühlhof 16, Renneck 7, Kreuthof 12, Knausberg 45, Weiler (109) 107, Jagstzell 233, Dankoltsweiler 4, kapitelsche Seelen in der Stadt 159.

Neben seinem Territorialbesitz stund dem Fürstenthum noch die Lehensherrlichkeit über eine beträchtliche Anzahl sogenannter adeliger Vasallen zu. Solche waren nach der letzten Belehnung vom Jahr 1789 [57]:

1. Kurpfalz für Schloß Strahlenberg und Stadt Schriesheim darunter an der Bergstraße (bad. B.A. Mannheim; Strahlenberg jedenfalls schon 1237 ellwangisch [Wirt. Urkb. 3, 398]; zu Schriesheim vergl. S. 435, im J. 1269 jedenfalls schon bedeutender Besitz; 1403 das Lehen von K. Ruprecht von der Pfalz erkauft), sowie wegen des Stifts Heidelberg für den 3. Theil des Frucht- und Weinzehnten zu Östringen (bad. B. A. Bruchsal 1423). – 2. Der Deutschmeister für Schloß Heuchelheim (am Neckar, d. h. Heuchlingen OA. Neckarsulm) und Hof dabei mit Märkten, Gärten, Zehnten etc. (seit 1330 Lehen der Familien von Brettach, Bieringen, Wittstatt, Greck, Bremen, Kappler gen. Bautz, s. 1493 z. Th. und s. 1523, wie es scheint, ausschließlich des Deutschmeisters); ferner für den sog. Prozer Zehnten zu Reimlingen (bayr. AG. Nördlingen, Lehen 1418 der Nördlinger Familien Longinger, dann Prozer, 1574 der Kommende Ellingen, Kastenamts Nördlingen). – 3. Württemberg für Leineck, Burg und Burgstall (OA. Welzheim) mit der Mühle, einigen Weihern, Baumgärten, Hölzern, Fischwassern u. s. w. (Lehen seit 1364 der Familien von Leineck, Rinderbach, Waldhausen, Urbach, Sachsenheim, 1435 des Klosters Lorch). – 4. Die fürstl. und gräfl. öttingischen Häuser für Schloß Baldern (OA. Neresheim) und Weiler Lippach (OA. Ellwangen) sammt Burgstall, Weiher und Bau u. s. w. (Burg Baldern von Ellwangen unter Bestätigung K. Friedrichs II. vom 10. Dezember 1215 gegen die Burg Möhrn [bayr. A.G. Monheim] ertauscht, seit 1455 mit Lippach als ellw. Lehen des Hauses Oettingen bekannt), ferner für Höfe zu Oberriffingen, (1471) Dehlingen, (1464) Utzmemmingen (1470, alle 3 OA. Neresheim). – | 5. Die Grafen von Fugger für 2 Theile und 1 Neuntel am großen u. kleinen Zehnten und 3 Güter zu Hüttlingen (OA. Aalen, 1429 von schneitbergisches, 1448 v. hürnheimisches, 1556 v. fuggerisches Lehen), 1 leibfälliges Gut zu Mittel- und 1 Fallhof zu Oberlengenfeld (OA. Aalen, 1455 schwabsbergisch, 1463 hürnheimisch) – 6. Die Grafen v. Degenfeld für Schloß und Dorf Eybach (OA. Geislingen) ausgenommen die geistliche Lehenschaft der dem Stift E. zustehenden Pfarrkirche (1291 um 475 Pfd. Heller von E. den Helfenstein abgekauft, 1317 von ahelfingisches, 1412 v. züllenhardisches, 1457 v. degenfeldisches Lehen). – 7. Das Kapitel Ellwangen für ein Gut (mit Schenkstatt und Wirthshaus) zu Röhlingen und den Hof Beerhalden (OA. Ellwangen; s. 1599). – 8. Die Freiherrn (Grafen) v. Adelmann für Schloß und Dorf Schechingen mit dem Hunckerslehen, Kirchensatz, Zehnten allda, den Hof zu Klozbuch, der Klozhof genannt (seit 1322 Lehen der Familien Schechingen, Gundelfingen, Rechberg, Pfalheim, Münchingen, Stammheim, Hürnheim, Yberg, 1429 z. Th., später ganz der Adelmann); die Weiler Leinweiler und Börrath (1662 statt der verkauften Reichenbachischen Lehengüter zu Lehen aufgetragen, sämmtlich OA. Aalen). – 9. Die Freiherrn v. Beroldingen für Schloß Horn (OA. Gmünd, s. 1747 Lehen, zuerst v. schwarzachisches, c. 1778 v. beroldingisches). – 10. Die Herrn von Lang für den wiedererbauten Burgstall Leinzell mit der Mühle und anderen Gütern, Zehnten zu Leinzell und Göggingen (beides OA. Gmünd; seit 1429 Lehen der Gmünder Familie Thaler, dann derer v. Gromberg, Westerstetten, Horkheim, Ursenbeck Freiherrn zu Boschach, 1636 v. Lang). – 11. Die Herren v. Bettendorf für den 6. Theil des großen und kleinen Frucht- und des Weinzehnten zu Östringen (1466, früher v. menzingisch). – 12. Die Herrn v. Helmstädt für den 6. Theil des Frucht-, Wein- auch kleinen Zehnten zu Östringen (1442; im Juni 1802 heimgefallen). – 13. Die Freiherrn v. Wöllwarth-Lauterburger Linie für den Weiler Killingen (OA. Ellwangen, 1393) sammt dem Groß- und Klein-Zehnten daselbst, den Hof Röthenberg (OA. Aalen, so 2 Höfe gewesen, 1401) sammt dem Groß- und Klein-Zehnten daselbst, das Weiler Röthhardt (OA. Aalen, 1401) sammt Groß- und Klein-Zehnten daselbst, die Güter so Georg v. Wöllwarth zu Westhausen (OA. Ellwangen) gehabt (1348 v. feuchtwangisch; 1401), 1 Drittel des großen und kleinen Zehnten zu Ober- und Unterböbingen (OA. Gmünd, 1423). – 14. Die Freiherrn v. Wöllwarth-Fachsenfelder Linie für den Mantelhof (1573), den Hof zum Hofherrn sammt dem Volkmarsholz dabei (1573), 2 Höfe zu Affalterried (1401) mit dem großen und kleinen Zehnten, 1 Hof zu Röthenberg (1474), 1 Gut zu Treppach (1429), 1 Hof zu Oberrombach mit Zugehörungen (1401), den Bürkhof oder Vogelsang, 1 Gut zu Unterrombach (1449), 5 Weiher zu Oberrombach (1605), und 1 Weiherlein zu Affalterried, 1 Fischwasser zu Unterböbingen: die Rems, und den Bach bei Klozheim, den Klozbach (1474), sodann ferner: die Scherrenmühle bei Unteralfingen (1401), die Mittelmühle genannt Eselsmühle bei Waiblingen (1401), Waiblingen den Weiler bei Niederalfingen (1401), 2 Weiher und 1 Fischgrube zu Pommertsweiler (1465), Attenhofen den Weiler (1401) sammt dem Faulenlehen (1454), das Jägerhaus auf der Reuttin die Mitte genannt auf den Bergen bei Oberalfingen (1587), die Vogtei zu Rothsold 1401, den halben Theil Groß- und Kleinzehnten zum Berg und Roden dem Dörflein (1454), den Grabengarten um das Schloß Leinroden (Mühle zu L. 1429 ff; 1584), ein Fallgut im | Weiler Lustnau (unterhalb Leinroden, 1584); fast sämmtlich OA Aalen. – 15. Die Freiherrn von Holz für die 2 Weiler Vorder- und Hinter-Aichelberg (OA. Schorndorf; Lehen s. 1395 der Truchseßen v. Stetten, v. Weiler, v. Thumb. 1665 v. Holz). – 16. Die Stadt Ulm für 1 Hof und 3 Sölden zu Nellingen (OA. Blaubeuren, Lehen s. 1403 der von Nellingen, Kraft, Westerstetten, 1445 der Stadt); der Heiliggeistspital daselbst für 1 Drittel großen und kleinen Zehnten zu Aufhausen auf der Alb (OA. Geislingen, 1511, der Spital seit 1551); U. L. Frauenpfarrkirche zu Aufhausen über 3 Theile an dem St. Katharinen-Lehen zu Nellingen, verschiedene Nellinger Bürger für Äcker, Wiesen, Gärten, Antheile am St. Katharinenlehen u. s. w. zu Nellingen. – 17. Die Stadt Hall für 2 Güter zu Untersontheim (OA. Hall; 1503 berlerisch, die Stadt s. 1545), den Hof Dannwald, jetzigen Belzhof (OA. Crailsheim), einen Hof, 1 Lehen zu Vorder-Gauchshausen (OA. Crailsheim, diese 3 1407 schlezisch, 1414 von bebenburgisch, 1447 stadt-hallisch); das Heiliggeistspital daselbst für ein Lehen zu Eggenroden (OA. Crailsheim, 1574). – 18. Der Spital Gmünd für verschiedene Güter, Hölzer, Gericht und Vogtei u. s. w., den Widemhof und Kirchensatz zu Dewangen (1364 Lehen der Stadt Gmünd, 1454 des Spitals), 2 Güter zu Reichenbach (1464), den halben Hof Heurüessel dabei (1539, sämmtlich OA. Aalen) – 19. Der Heiliggeistspital zu Biberach für 2 Güter zu Ruppertshofen (OA. Ehingen, seit 1413 im Besitz der Familien von Halle, dann Besserer, 1434 Schönau, seit 1576 des Spitals). – 20. Der Heiliggeistspital zu Dinkelsbühl für 2 Theile an dem großen Zehnten zu Röhlingen (OA Ellwangen) sammt dem Zehntstadel (s. 1429 v. pfalheimisch, s. 1437 dinkelsbühlisch) und 1 Gut zu Leukertshausen (OA. Crailsheim, seit 1507). – 21. Die Stadt Aalen für ein Gütlein und den kleinen Zehnten zu Hammerstedt (1610), den halben Theil kleinen und großen Zehnten zu Treppach und Fachsenfeld u. s. w. (1533); der dortige Heiliggeistspital für 1 Hof, Äcker, Wiesen u. s. w. zu Neßlau (1455) den halben Theil des Zehnten zu Osterbuch u. s. w. (1546); das dortige Siechenhaus für verschiedene Äcker und Wiesen (sämmtlich OA. Aalen). – 22. Die Herrn v. Pflummern für einen Hof zu Laugna (bayr. AG. Wertingen, s. 1394 im Lehenbesitz v. Ulmer und Augsburger Bürgern, s. 1735 v. Pflummern). – 23. Das Kollegium Ignatianum zu Ellwangen für das Gut Weidenfeld mit Schnepfenthal (OA. Aalen, s. 1401 wöllwarthisches, dann wuttenauisches, schneckenhofen’sches, 1721 jesuitisches Lehen). – Hiezu kamen noch die 4 Erbämter (s. oben). – Die Taxe dieser Fahnlehen in simplo betrug im 18. Jahrhundert 347 fl. 58 kr.

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Schon früher in Abgang gekommene (bezw. heimgefallene) sonstige wichtigere Lehen waren die folgenden. Nachdem schon Abt Wunibald von Heidenheim († um 763 – übrigens nicht sicheren Quellen zufolge) sein Landgut Gunzenhausen (bayr. AG.-Sitz) und K. Ludwig der Fromme das Kloster Gunzenhausen im J. 823 an Ellwangen geschenkt hatten (vgl. S. 435, 440 und Wirt. Urkb. 2, 435), wurde die Stadt G. den 18. Dzbr. 1349 von dem Lehensmann Gr. Albrecht von Oettingen dem Abt Kuno zum Zweck der Verleihung an Burkhard von Seckendorf aufgesandt (Reg. Boic. 8, 178) und kommen noch später längere Zeit ellwangische Lehen und Emphyteusen zu und um Gunzenhausen (1361 ff.), so zu Georgensgmünd, Hauslach, Wernsbach (bayr. AG. Roth), sowie zu Ober- und Unter-Wurmbach, Laubenzettel und Schlumpenhof (bayr. AG. Gunzenhausen) | vor. Doch wurden die Lehen zu Georgensgmünd, Hauslach, zu und um Gunzenhausen, Zehentantheile zu Oberwurmbach mit Genehmigung Papst Pauls V. vom 31. März 1617 als zu entlegener Besitz zum Zweck der Wiedererwerbung zweier Eisenwerke, welche der frühere Propst als Lehen an Unterthanen des Herzogs von Württemberg verpachtet, von diesen aber an den Herzog verkauft worden waren, im J. 1615 um 5000 fl. an den Bischof von Eichstädt verkauft. Insbesondere zu Unter-Wurmbach wurden 1404 ff. Behausung, Mühle, Hof und Schenkstatt, in der Folge das Rittergut Unter-Wurmbach, an verschiedene Familien, zuletzt seit 1520 die von Gundelsheim, hinausgegeben, bis dieses Lehen mit dem Tode Martins von G. als letzten seiner Familie im J. 1632 heimfiel und im J. 1669 um 2000 fl. an Brandenburg-Ansbach verkauft wurde. – Vogtei, Zehnten und Rechte zu Frankenthal (pfalzbayr. AG.-Sitz), alte Lehen der Herren von Schauenburg, im J. 1256 von diesen gegen Güter zu Edigheim und Oppau (ebendas.) vertauscht (Acta Theodoro-Palatina Tom. 6. Hist. p. 298. 299). – Die Stadt Bayreuth mit Burgen, Leuten und allen Zugehörungen, sowie die Feste Cadolzburg (bayr. AG. Fürth) mit sämmtlicher Zugehör den 28. Juli 1265 von Burggraf Friedrich III. und seiner Gemahlin Elisabeth Abt Otto unter Vorbehalt des Retraktrechts zu Lehen aufgetragen (Monum. Zolleran. 2, S. 57. 58) und noch im J. 1425 Ellwanger Lehen (von Minutoli, Friedrich I Kurfürst v. Brandenburg, 1. Berlin 1850 S. 312) – Lehensherrliche Rechte zu Dellmensingen (OA. Laupheim) 1272 dadurch begründet, daß Graf Ulrich von Württemberg dem Abt einen hiesigen Hof lehenbar machte, Besitz verschiedener Familien: Grafen von Schelklingen, Stadion, Roth, Kraft, Greck, Stotzingen u. s. w. zuletzt die obere Burg sammt Gütern, großem, kleinem Heuzehnten, Kirchensatz 1656 als freies Eigen verkauft. – Ein Hof zu Zimmerberg (OA. Aalen) seit 1364, sowie der Mantel an dem Schloß Schmidelfeld (OA. Gaildorf) seit 1429, dazu noch 2 Höfe zu Gerabronn (OA. Ellwangen) sammt dem Harzholz der Breitgehren seit 1574 Lehen der Schenken von Limpurg, im J. 1713 nach dem Tod des Grafen Vollrath von Limpurg heimgefallen, das Schloß Schmidelfeld 1708 in ein Kunkellehen verwandelt und im J. 1719 der verwittweten Gräfin Sophie Eleonore von Limpurg geeignet. – Die Herrschaft Wellstein (OA. Aalen) mit namentlich Abtsgmünd, 1374 ellwangisches Eigen, später 1397 Lehen der Familie von Hürnheim, nach deren Erlöschen 1585 eingezogen. – Die Herrschaft Hohenahelfingen, über die Oberämter Aalen und Ellwangen sich erstreckend, nach dem Erlöschen der Familie von Ahelfingen 1545 eingezogen. – Ein Hof, freiadeliges Gut, zu Flomborn (rheinhess. Kanton Frankenthal) ursprünglich mit Thurm, Häusern, Scheunen, Ställen, 200 Morgen Felds u. s. w. im J. 1480 von Gliedern der Familie Landschad für die Eignung von 1/6 am Frucht- und Weinzehnten zu Östringen (s. oben), schon 1404 ellwangischem Lehen dieser Familie, zu Lehen aufgetragen, nach dem Aussterben der Landschad (1653) heimgefallen und im J. 1661 an die Freiherrn von Schmidburg verliehen, 1691 wieder heimgefallen und nun in Pacht gegeben.

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Weiterhin besaß Ellwangen schon ziemlich frühe 3 Propsteien, so die 2 im jetzigen Oberamt Ellwangen gelegenen zu Hohenberg und Frauen- oder Jagstzell (s. die betreffenden Ortsbeschreibungen) und die älteste aber ziemlich entfernt gelegene St. Georgs zu Wiesenbach (bad. | BA. Heidelberg) [58] Sodann hatten sowohl der Propst als das Kapitel eine beträchtliche Anzahl von Pfarreien (auch Kaplaneien) zu vergeben, (d. h. dem Ordinarius zu präsentiren); dieselben wurden dem Stift vielfach inkorporirt (besonders in den Jahren 1328, 1379), der Fürst galt übrigens auch sonst als parochus generalis und primitivus, so daß die Pfarrer eigentlich nur Pfarrverweser waren. [59] Propsteiliche Pfarreien waren in der letzten Zeit: zu Ellwangen, sodann zu Abtsgmünd, Bühlerthann, Bühlerzell, Ellenberg, Eybach, Heuchlingen, Hofen, Hohenberg, Laub (bayr. A.G. Oettingen), Oberkochen, Pfahlheim, Röhlingen, Schwabsberg, Stödtlen, Unterkochen, kapitelische: zu Beersbach, Jagstzell, Neuler, Raustetten (bayr. A.G. Oettingen), Stimpfach, Waldstetten (OA. Gmünd). Dazu kamen (in Folge der Reformation umgewandelte) evangelische Pfarreien des Stifts zu Aalen (sammt dem Diakonat), Gründelhardt (OA. Crailsheim), Oberfischach (OA. Gaildorf), Unter-Sontheim (OA. Hall). Früher waren zu verschiedenen Zeiten ellwangisch gewesen die Pfarreien zu Adelmannsfelden (1361/80), Altenmünster (OA. Crailsheim, zuvor flügelauisches, 1327 hohenlohisches Lehen), Appetshofen (bayr. AG. Nördlingen, 1379), Auernheim (OA. Neresheim, öttingisches Lehen bis 1274), Donau-Altheim (bayr. AG. Dillingen, bis 1328), Eschach (OA. Gaildorf, 1361/80), Gosheim (bayr. AG. Wemding, 1536 ff.), Gunzenhausen (1263 ff.), Hohen-Altheim (bayr. AG. Nördlingen, bis 1328), Hüttlingen (OA. Aalen, bis 1536), Kazwang (bayr. AG. Schwabach, bis 1296), Kleinkuchen (OA. Neresheim, bis 1322), Magerbein (bayr. AG. Nördlingen, öttingisches Lehen 1259), Neckargmünd (bad. BA. Heidelberg, im 15. Jahrhundert), Nellingen (OA. Blaubeuren, westerstettisches Lehen bis ca. 1350), Östringen (bad. BA. Bruchsal, 1379), Schriesheim (bad. BA. Mannheim, 1379), Speckbach (bad. BA. Heidelberg, 1399), Wiesenbach (bad. BA. Heidelberg, 1379), Steinheim bei Wallerstein (öttingisches Lehen 1274), Wörth (1351), die Kaplanei zu Dilsberg (bad. BA. Heidelberg) u. s. w.

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| Endlich kommt mehr oder weniger vorübergehender Besitz, Allodial- oder Lehenbesitz, Ellwangens außer an den bereits im Verlauf der S. 304, 482–488 genannten Orte namentlich noch vor:

I. In Württemberg: 1. im OA. Aalen zu Hohenstadt (W. Urkb. 2, 425), Neubronn, Seitsberg; 2. im OA. Blaubeuren zu Aichen (mit Nellingen, ca. 1150 ff.; W. Urkb. 2, 251, 252; 3, 26, 50, 51, 53, 76, 119, 472); 3. im OA. Crailsheim zu Appensee, Bergbronn, Bauzenhof, Blindhof, Unter-Deufstetten, Gerbertshofen, Gersbach, Großenhub, Hahnenberg, Höhrbühl, Lixhof, Lohr, Matzenbach, Nestleinsberg, Randenweiler, Rechenberg, Reifenhof, Sieglershofen, Sixenhof, Sixenmühle, Sperrhof, Steinbach (Necr. Elw.), Streitberg, Hinter-, Vorder-Uhlberg, Waidmannsberg, Wäldershub, Weipertshofen; 4. im OA. Ehingen zu Dintenhofen und Herbertshofen (Lehen); 5. im OA. Gaildorf zu Geifertshofen, Obersontheim, Sulzbach (W. Urkb. 2, 425); 6. im OA. Gerabronn zu Gaggstadt, Hilgartshausen, Lobenhausen; 7. im OA. Hall zu Oberscheffach; 8. im OA. Heidenheim zu Hausen ob Lonthal; 9. im OA. Marbach zu Murr (Weinberge); 10. im OA. Neresheim zu Affalterwang, Aufhausen, Bopfingen, Dorfmerkingen, Elchingen, Herdtfeldhausen, Hohenberg, Jagstheim, Itzlingen, Kösingen (Necr. Elw.), Groß-Kuchen, Oberdorf, Unter-Riffingen, Röttingen (Necr. Elw.), Trochtelfingen; 11. im OA. Ulm zu Lonthal.

II. In Bayern [60]: 1. im AG. Dillingen zu Wittislingen; 2. im AG. Dinkelsbühl zu Langensteinbach, Wolfertsbronn (Necr. Elw.); 3. im AG. Donauwörth zu Münster, Hasenbühl bei Harburg; 4. im AG. Hochstätt zu Buch, Ober-Ringingen; 5. im AG. Ingolstadt zu Etting (das Gattergeld öttingisches Lehen); 6. im AG. Neu-Ulm zu Finningen; 7. im AG. Nördlingen zu Alerheim (Wirt. Urkb. 2, 425), Anhausen, Balgheim, Birkhausen, Hürnheim, Möttingen, Niederaltheim, Nördlingen, Burg Thurneck und Dorf Rohrbach darunter (öttingisches Lehen); 8. im AG. Oettingen zu Fremdingen, Hochaltingen (Necr. Elw.), Mayhingen, Schaffhausen; 9. ? im AG. Pappenheim zu Treuchtlingen (Necr. Elw.); 10. im AG. Rothenburg zu Gattenhofen (Necr. Elw.); 11. im AG. Schwabach zu Greut, Limbach, Wolkersdorf (W. Urkb. 2, 245); 12. zu Würzburg (Necr. Elw.); 13. im AG. Zusmarshausen zu Altenmünster.


Eine ziemlich eingehende Schilderung der topographischen, landwirthschaftlichen, industriellen, moralisch-religiösen Verhältnisse des Fürstenthums Ellwangen aus seiner letzten Zeit besitzen wir von der Hand des tüchtigen vaterländischen Geschichtsforschers Prälaten Pahl, welcher damals als Pfarrer des benachbarten Neubronn (OA. Aalen) Gelegenheit hatte, sich über dieselben genauer zu unterrichten (vgl. oben S. 296) [61]. Es wird hier anerkannt, daß Druck und Despotismus in Ellwangen unbekannte Namen seien, daß die Bauern im Allgemeinen sich des | Wohlstandes erfreuen – Waldausnützung, Viehzucht und Feldbau bildeten den Haupterwerb der Unterthanen, Pferde und Rindvieh wurden auch ins Ausland verkauft – daß auch einige industrielle Unternehmungen mit Erfolg betrieben werden; auf der andern Seite aber wird eine langandauernde Stagnation der Gesetzgebung in den verschiedenen Gebieten der Volkswirthschaft getadelt, welche erst unter der tüchtigen Regierung des damaligen Kurfürsten Klemens Wenzeslaus durchbrochen zu werden begonnen habe, wird bemerkt, daß durch die Fortsendung der herrschaftlichen Revenuen – seit der jetzigen Regierung jährlich wenigstens 60.000 fl. – sowie dadurch, daß auch die Domkapitulare ihre Einkünfte größtentheils in der Fremde verzehren, dem Lande ein ungeheurer Verlust an baarem Geld zugefügt werde, und wird in religiöser Hinsicht ein sehr finsterer Geist hervorgehoben. Was die industriellen Unternehmungen insbesondere betrifft [62], so wird der Reingewinn der Eisenbergwerke, Schmelzöfen zu Wasseralfingen und Hammerwerke zu Abtsgmünd und Unterkochen, welche von dem Propst auf eigene Rechnung betrieben wurden, damals Kugeln und Bomben für die österreichische Armee lieferten, zu 30.000 fl. geschätzt; die Fayencefabrik zu Schrezheim fertigte schöne und niedliche Arbeit, die weithin versandt wurde, die Tabakfabrik des Domkapitulars von Sturmfeder auf den Schleifhäusern dehnte sich immer mehr aus, die Glashütte zu Rosenberg arbeitete Scheibenglas und allerhand Gefässe; die [ursprünglich herrschaftliche, schon vor 1613 verpachtete, vom letzten Beständer, Bullinger, im Jahr 1741 als Erblehen erkaufte] Papiermühle zu Unterkochen erzeugte ein Schreibpapier, das weder an Stärke noch an Feinheit von einem anderen in Schwaben übertroffen wurde. [Die Wasserzeichen dieser Fabrik dürften u. a. eine Inful, das ellwangische Andreaskreuz mit den 4 Lilien, ein Hirsch (? Elch) gewesen sein.] Besonders in den Ämtern Abtsgmünd und Heuchlingen wurde viel Baumwolle gesponnen, auch waren Holzwaaren und Potasche Ausfuhrartikel von einiger Erheblichkeit.

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Weniger günstig lauten andere, einige Jahrzehnte jüngere, unter den neueren Anschauungen abgefaßte Berichte über die Zustände des Landes. Sie stellen es als das vorzüglichste | Streben der früheren Regierung hin, die Unterthanen in ungestörter Ruhe und von ihrem Willen abhängig zu erhalten, wobei auf die intellektuelle Ausbildung und die Anstrengung der geistigen Kräfte derselben kein Werth gelegt worden sei, klagen namentlich auch über den schweren Druck, der in Folge des Lehensverbands auf dem Lande gelastet und welchem gemäß dem Bauern schon beim Gutsantritte das Betriebskapital unter dem Titel Bestehhandlohn entzogen, nach seinem Tode 1/3 des Gutswerths dem Lehensherrn wieder zugefallen sei. Doch fanden sich solche Verhältnisse jedenfalls hier nicht allein und wird auch anerkannt, daß, freilich in Folge obigen Systems, die Regierung durch jährliche Holzabgaben, durch Unterstützungen und Nachlässe bei Unglücksfällen dafür gesorgt habe, daß der Bauer ohne besorgnißvolle Blicke in die entfernteste Zukunft nach der Weise seines Vaters behaglich habe fortleben können. – Im Allgemeinen gilt eben sicher auch von diesem geistlichen Staate dasselbe, was von den anderen, daß er sich überlebt hatte, und noch in der S. 528 genannten Schrift Leonhards (II. 24 vergl. auch S. 10) wird zugegeben, daß die Herren des Stifts „als leicht entbehrliche Inhaber einer leicht verschwindenden Korporation“ abtraten, da sie nicht durch Leistungen und Wirksamkeit einem wesentlichen Bedürfnisse der Kirche, des Volks und des Landes entgegenkamen und darin wurzelten.

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Was wissenschaftliche Bedeutung betrifft, so ist in der Karolingerperiode Ellwangen das einzige im nunmehrigen Württemberg gelegene Kloster, welches wegen solcher Leistungen erwähnt werden kann, indem ihm als Mönch, nach mehrfacher, übrigens nicht sicherer Annahme als Abt Ermenrich angehörte, der Schüler der berühmtesten Lehrer seiner Zeit zu Fulda, Reichenau und St. Gallen, selbst bedeutender als hervorragender Vertreter der Gelehrsamkeit, denn als Schriftsteller. Er verfaßte die wenig gehaltreichen Lebensbeschreibungen des heiligen Sualo oder Sola, des Gründers von Kloster Solenhofen im Fränkischen und des Stifters seines eigenen Klosters, Hariolfs, dürfte aber auch an der Lebensbeschreibung des heiligen Magnus (übrigens nicht in der uns noch erhaltenen legendenhaften Fassung derselben) Antheil gehabt haben. Von größerem kulturgeschichtlichem Interesse ist sein Brief an den Erzkaplan König Ludwigs des Deutschen, Grimold, welcher sich über die verschiedensten Gebiete des Wissens verbreitend und mit allen möglichen gelehrten Citaten gespickt, in kleinem Rahmen ein Bild | der damaligen Klosterstudien Deutschlands bietet. Ermenrich gilt nicht ohne Wahrscheinlichkeit für identisch mit dem gleichnamigen Bischof von Passau, der von König Ludwig im Jahr 867 zu den Bulgaren gesandt wurde und nach neunjähriger bischöflicher Regierung am 16. Dezember 874 verstarb [63].

In der Folgezeit wird zwar Abt Gebhard, im Jahr 996 Bischof von Augsburg, wegen seiner Gelehrsamkeit gerühmt, die von ihm begonnene Lebensbeschreibung des h. Ulrich, seines Amtsvorgängers in Augsburg, hat jedoch keinen geschichtlichen Werth, indem in ihr das geschichtliche Interesse dem rhetorischen und rein ascetischen aufgeopfert ist.

Sicherlich im Kloster entstanden sind verschiedene nach Ellwangen benannte annalistisch-chronikalische Geschichtsaufzeichnungen des 12.–15. Jahrhunderts: die Ellwanger Annalen, kurz nach dem Jahre 1146 kompiliert, welche im Anfang aus einer Fuldaer Ableitung der Hersfelder Annalen entnommen sind und bis 1117 Verwandtschaft mit den Rosenfelder Annalen zeigen, was gemeinsame Benützung der Würzburger Chronik erweist; später bis 1237 fortgeführt, an eigenthümlichen Nachrichten, welche übrigens fast nur für die Klostergeschichte zu benützen sind, sehr dürftig und ohne jeden höheren geschichtlichen Werth. Dagegen bietet das sogenannte Chronicon Elwacense, welches namentlich im 14. und 15. Jahrhundert von der Zeit nach sehr verschiedenen Personen zusammengestellt wurde und für die ältere Zeit sich vorzugsweise auf die Ellwanger und Neresheimer Annalen gründet, schließlich aber bis zum Jahr 1477 herabgeführt wurde, vielfach selbständige und manche sehr brauchbare Nachrichten wie für die Kloster- so für die schwäbische Geschichte überhaupt [64].

| Zum Humanistenkreis am Ende des 15. und im 16. Jahrhundert gehörte als Freund geschichtlicher und theologischer Wissenschaft und mit Reuchlin, Spalatin, Aventin u. a. im Briefwechsel: Konrad von Adelmann, Sohn Jörgs von Adelmann und Bruder des bekannteren Bernhard von Adelmann, geboren um 1466, im Jahr 1488 Kanonikus in Ellwangen, 1502 in Augsburg, wo er auch Keller wurde, meistens (wie es scheint) lebte, zu der dortigen gelehrten Gesellschaft zählte und dem katholischen Glauben getreu den 6. Febr. 1547 starb [65]. Als schriftstellerisch thätige Personen, welche in der letzten Zeit der Propstei länger oder kürzer in ellwangischen Diensten standen, können nach Gradmann, Das gelehrte Schwaben, genannt werden: Reichsgr. Gottlieb von Ezdorf 1774 ff. Vizedom (S. 136 ff.); Jos. Aloys Fröhlich 1798 ff. ellw. Hofrath, Hof-, Stadt- u. Land-Physikus (S. 159); Joh. Bapt. von Hornstein, Kanoniker (S. 249 ff.); Joseph von Sartori, ellw. Hof- und Regierungsrath, auch Hofbibliothekar (S. 533 ff.).[ER 7]

Dem entsprechend, daß in den neueren Jahrhunderten von einer andauernd regen Pflege der Wissenschaften im Stifte nicht viel verlautet, gehörte auch die hiesige Stiftsbibliothek (noch weniger die Bibliothek der Kapuziner) nicht zu den besonders reichen (sie soll ungefähr 12.000 Bände besessen haben), wenn gleich immerhin einige nicht unwichtige Handschriften aus ihrem Besitz in denjenigen des württembergischen Staats übergegangen sind [66].


Zur Geschichte ellwangischer Bündnisse und Kriege in älterer Zeit. Während der Hussitenkriege blieb Kloster Ellwangen, als nach dem Frankfurter Anschlag vor 1427 die Welt- und Klostergeistlichen von dem jährlichen Ertrag ihrer kirchlichen Güter oder Pfründen 5 % zu bezahlen hatten, im Rückstand (Bezold, König Sigmund und die Reichskriege gegen die Hussiten 2, 127, 153); nach dem Nürnberger Anschlag von 1431 hatte die Propstei drei Gleven, durchschnittlich zu 4 Pferden, zu stellen (Datt, De pace publ. fol. 171). – Der von 23 Reichsstädten mit Graf Ludwig von Württemberg am 6. August 1431 erneuerten Einigung trat auch der Propst von Ellwangen am 17. Oktober d. J. bei, und ließ am 25. Juli 1444 eine weitere solche Einigung auch durch seine Vögte und Amtleute beschwören. – Auf dem Tag zu Frankfurt an Michaelis 1455 wurde Ellwangen mit 30 Mann zu Fuß zum Zug gegen die Türken angeschlagen. – Für seine Bemühungen zu Gunsten des Stifts verlangte Graf Ulrich von Württemberg auch seinerseits Beihilfe in seinen Fehden mit der Pfalz und Bayern. Stellte er ihm auch am 23. März und 11. Mai | 1460 einen Revers aus, daß es nicht gezwungen sein solle, aus seiner Neutralität herauszutreten, und gelobte Herzog Ludwig von Bayern den 13. Juli 1460 dafür, daß Ulrich Königsbronn, Anhausen und Herbrechtingen nicht zu beschädigen zusagte, auch hinsichtlich Ellwangens dasselbe, so schickte Ulrich doch im Jahr 1461 den Hauptmann Wilhelm Herter mit etlichen Reisigen nach Ellwangen; dieser mußte übrigens, als Herzog Ludwig anrückte, abziehen und das Stift seinem Schicksal überlassen, da ihm Ulrichs Verbündeter, der Markgraf Albrecht von Brandenburg, nicht zu Hilfe kommen konnte, Herzog Ludwig, welcher das Stift gerne unter seinen Schirm gebracht hätte, forderte es auf, sich wegen einer Brandschatzung in Lauingen abzufinden, weil die bayerischen Lande von hier aus beschädigt worden seien, doch kam derselbe bald in Nachtheil, und so scheint Ellwangen nicht weiter belästigt worden zu sein (Sattler, Grafen 2, 252). Noch am 10. Oktober 1469 verlangte Ulrich auf nächsten St. Gallentag 30 Reisige und 200 Mann zu Fuß nach Schorndorf. – Gegen Ende des 15. Jahrhunderte erscheint Ellwangen im Kocherviertel des St. Jörgenschilds (Burgermeister, Codex Diplom. Equest. 1, 115): den 18. August 1488 wurde zu Ellwangen durch den Hauptmann, den Adel und die Städte dieses Viertels, darunter Propst, Dekan und Kapitel von Ellwangen und Kloster Kirchheim, eine Ordnung gemacht, wie man Herzog Georg von Bayern, welcher der Oettinger und Nördlinger Gegend vielen Schaden zufügte, in frischer That Widerstand leisten wolle (Oetting. Mater. 4, 253). Sodann aber gehörte Propst Albrecht I. zu den frühesten Mitgliedern des am 14. Februar 1488 begründeten Schwäbischen Bundes, wiederum dem ritterschaftlichen Orte am Kocher, beziehungsweise dem Viertel: Prälaten und Ritterschaft, zugetheilt; bei der Bundeserstreckung vom 1. Februar 1500 erscheinen neben ihm Dekan und Kapitel selbständig; derjenigen vom 11. Oktober 1512 nahm Propst Albrecht II. Anstand beizutreten, da er unter württembergischem Schutz stand und Herzog Ulrich, von dem er gnädig und wohl gehalten, viel Gnaden und Gutthaten empfangen habe, derselben ferne blieb, er erklärte daher erst am 27. Februar 1516 auf wiederholtes starkes Andringen des Kaisers seinen Beitritt; bei derjenigen vom 17. März 1522, welche am 2. Februar 1534 ablief und nicht mehr erneuert wurde, erscheinen Dekan und Kapitel als mitabschließend, wogegen Propst Heinrich erst den 12. Oktober 1523 beitrat. | (Vergl. Datt a. a. O. fol. 279b, 350a, 405b. Stälin 3, 622. 634. 4, 86. 229.) Der Bund hielt seine Tage unter anderem zu Ellwangen; so war z. B. um den 8. Sept. 1489 ein solcher Tag zu Ellwangen wegen der Händel mit dem genannten Herzog Georg von Bayern (vergl. Forschungen zur deutschen Geschichte 22, 293; Wibel, Hohenl. Kirchengesch. 4, 160), wurde den 9.–12. April 1492 hier über die Vollziehung der Acht gegen Herzog Albrecht von Bayern verhandelt, und fand auch in der Woche nach Galli 1501 hier eine Bundesversammlung statt. – Im Pfälzer Krieg des Jahrs 1504 forderte Herzog Ulrich den 13. April Hilfe vom Propst. – Auf dem Kölner Reichstag von 1507 wurde Ellwangen zu 2 Mann zu Roß und 6 zu Fuß, das Pferd zu 120 fl., der Fußknecht zu 48 fl., zusammen 528 fl.; bei einem Zug gegen Franz von Sickingen zu 2 Mann zu Roß und 6 zu Fuß (andere Fürsten, so der Bischof von Constanz zu 4 zu Roß, 7 zu Fuß, der Markgraf von Baden mit Röteln zu 12 bzw. 21, von Städten Augsburg zu 18 bzw. 47, Ulm zu 23 bzw. 39) angeschlagen. – Im Verlaufe der langwierigen Streitigkeiten, welche zwischen Ellwangen und Brandenburg-Ansbach wegen der Hoheitsrechte in den Grenzdistrikten stattfanden, fiel der Crailsheimer Amtmann Georg von Absberg (? Hans Georg von A. um 1520) in das Gebiet der Propstei ein und belagerte Ellwangen 2 Tage lang. – In der zweiten Hälfte des Jahres 1525 trafen die Brüder des Propsts Heinrich die Pfalzgrafen Kurfürst Ludwig und Friedrich mit dem Herzog Wilhelm von Bayern in Ellwangen zusammen, um (übrigens ohne Erfolg) darüber zu verhandeln, daß die Kaiserkrone vom Haus Österreich an Bayern komme (Stälin 4, 234). – Während des Schmalkaldischen Krieges zogen Propst, Bürgermeister und Rath den landgräflich hessischen Proviantmeister Helwig Geyß bei seiner Anwesenheit in Ellwangen im Jahr 1546 Nachts gefänglich ein, mußten ihm aber im Jahr 1552 3000 fl. Entschädigung bezahlen. Den 20. Juli 1547 verlangte Herzog Alba von der Stadt tägliche Lieferung von 4 Wagen Weißbrod, 16 Brode jedes 8 Loth schwer für 1 Batzen Bezahlung, zum Unterhalt des kaiserlichen Heeres nach Donauwörth. Auch kam es zu spanischer Einquartierung bei den ellwangischen Unterthanen. – Im sogenannten Fürstenkriege des Jahrs 1552 legte Markgraf Albrecht von Brandenburg Dekan und Kapitel den 25. April d. J. eine Brandschatzung von 15.000 fl. und 4 Stücken ihrer größten Büchsen innerhalb | 8 Tagen zu leisten, auf, begnügte sich jedoch, da namentlich auch Herzog Christoph von Württemberg als Schirmherr sich bei ihm verwandte und um möglichste Schonung bat, mit 8000 fl.


Zur Geschichte der Reformation und des Bauernkriegs insbesondere. In der ersten Hälfte der 1520er Jahre fanden die reformatorischen Ideen Eingang auch im Fürstenthum Ellwangen, dessen schwere Wahlstreitigkeiten der Förderung des weltlichen und kirchlichen Gehorsams jedenfalls nicht günstig gewesen waren und dessen Propst Heinrich als Inhaber der Bisthümer Worms und Utrecht nicht in Ellwangen saß, sondern sein Fürstenthum durch einen Hofmeister und Stadtvogt, Eberhard von Gemmingen, als Statthalter, welchem der Amtmann Nikolaus Birger zur Seite stund, verwalten ließ. Anhänger der neuen Lehre waren besonders von Chorherren Hans von Gültlingen, der Kandidat des Kapitels bei der strittigen Propstwahl von 1519 ff., in dessen Haus die Genossen vielfach ihre Versammlungen hielten und welchen sie an Stelle Heinrichs, der sich mit seinen Bisthümern begnügen sollte, zum Propst in Aussicht nahmen, Wilhelm von Hesperg, Sigmund von Wöllwarth, der Stiftskeller, einige Chorvikare, weiter der Stiftsprediger Doktor der Theologie Johannes Kreß (schon in den Händeln über die Nachfolge nach Propst Albrecht für das Kapitel thätig), namentlich aber als besonders energischer Vorkämpfer der Stadtpfarrer Georg Mumbach, ein Ellwanger (vielleicht Sohn, jedenfalls Verwandter des gleichnamigen Schultheißen vom Jahr 1521), welcher in Heidelberg studirt hatte, endlich noch einige Bürger, wie der Goldschmied Jakob Preis, der Uffenschneider u. s. w. Mumbach schlug 14 Artikel zur Disputation an die Kirchenthüre an, in denen er gegen die Messe als eine Gotteslästerung, gegen die Lehre vom Fegfeuer, das Papstthum als das Reich des Antichrists u. s. w. eiferte, theilte das Abendmahl in beiderlei Gestalt aus, sprach die Taufworte in deutscher Sprache, wie auch an Lichtmeß 1525 Kreß und einige Chorherren sich weigerten, die üblichen Lichter zu tragen. Mumbach wurde vor das bischöfliche Gericht zu Augsburg geladen, blieb aber weg und fuhr in der alten Weise fort, so daß der Bann über ihn verhängt wurde. Allein „die Bruderschaften und die Gemein“ thaten sich gegen Ende März des Jahrs „zusammen“ und drangen darauf, daß er wie zuvor predigen dürfe. Der Statthalter verhandelte deshalb mit der Bürgerschaft auf dem | Rathhaus, letztere bestand darauf, daß der Pfarrer mit Einführung seiner Neuerungen in der Kirche nicht gehindert werde, ja als bei einem Brande die Seile zum Sturmläuten nicht in Ordnung waren, kam es zu allerhand böswilligem Gerede gegen die Chorherren und wurde ihnen sogar von Manns- und Weibspersonen mit Todtschlagen gedroht. Dieselben hielten sich in der Stadt nicht mehr für sicher und begaben sich in der Hoffnung, daß nach ihrem Weggang der Statthalter um so eher mit den Bürgern zurecht komme, theils auf’s Schloß, das sie aber auch wieder verließen, als am 29. d. M. von den Bürgern in Hinsicht auf Umgeld, Steuer, Wache u. drgl. Neuerungen verlangt wurden, es auch zu einer Rauferei zwischen einem schlechtbeleumundeten Leviten und anderen Personen kam, theils sogleich anderwärts wohin. Die Bürgerschaft dagegen wurde unter Leitung Mumbachs immer unruhiger und ließ sich zum Theil auch mit den aufständischen Bauern der Umgegend ein, weßhalb der Statthalter und der Dekan Georg von Hürnheim mit dem Kapitel den Schwäbischen Bund um Hilfe und dieser die verschiedenen Pfalzgrafen um Mannschaften angingen.

Da sammelten sich, als der Limpurger Bauernhaufe sich näherte, besonders auf Bereden Gültlingens und Hespergs auch aus den ellwangischen Ortschaften Bauern auf der langen Wiese zu einem Haufen, welchem der Stadtschreiber die 12 Artikel verlas. Ihre Absicht war nach ihrer Angabe hauptsächlich, ihre Fallgüter in Erbgüter zu verwandeln und der Gülten los zu werden. Sie verlangten gegen Ende Aprils Einlaß in die Stadt, woselbst sie nach ihrer Erklärung nur kurz verweilen wollten, um alsbald dem Limpurger Haufen zuzuziehen, auch Schloß und Stadt ungeschädigt zu lassen versprachen. Sobald sie jedoch herein gelassen waren, stellten sie das Ansinnen an die Bürger, sich ihnen anzuschließen, und zwangen sie, da dieselben keineswegs durchaus gutwillig folgten, und so insbesondere Statthalter und Räthe, von denen sie Gemmingen einige Zeit gefangen nahmen, und welche dadurch größeren Schaden abzuwenden hofften, am 26. d. M. die 12 Artikel anzunehmen. Dann setzten sie die Eröffnung des Schlosses und die Lieferung von über 1200 fl. Proviant an Wein, Vieh und Speise durch.

Von der Stadt weg zogen aus dem Ellwangischen gegen 2000 Aufständische, an der Spitze der Hauptmann Bonifazius Hofmann aus Ellwangen und mit Gültlingen, welcher als der Rath dieser Bauern erscheint, und Hesperg, in die Gegend von | Dinkelsbühl, fielen verstärkt durch weitere Bauern am 28. und 30. plündernd und brennend in Kloster Mönchsroth ein, suchten auch die sonstige Umgegend heim und zwangen am 6. Mai die Stadt Dinkelsbühl selbst zu einer bedingten Unterwerfung. Von da kamen, wie es scheint, den 10. Mai 5–600 markgräflich brandenburgische Bauern mit ihnen zurück und nun wurde ärger gehaust als zuvor. Es wurde in das Kapitelhaus und in die Wohnungen der Chorherren eingefallen, Öfen, Fenster zerschlagen, Silber, Kelche, Meßgewänder geraubt, die Bücher in der Kapitelsliberei beschädigt. Allein auch die der Bauernsache abgeneigten Bürger thaten sich jetzt zusammen und bildeten fast einen ebenso zahlreichen Haufen wie die Markgräflichen. Sie vertrieben die Bauern aus der Stadt und nahmen ihnen die Beute wieder ab. Als sich die letzteren gegen das Schloß wenden und dasselbe verbrennen wollten – die Ellwanger Bürger und z. Th. auch Bauern waren nicht damit einverstanden –, ordnete der dort befehligende Amtmann Birger an, auf sie zu schießen, während die Bürger ihnen in den Rücken fallen wollten. So zogen sie ab. Den 17. Mai kamen wieder neue Bauern in die Stadt und wollten einen Zug zum Limpurger Haufen werben. Ehe dies jedoch gelang, erschien im Namen der rheinischen Pfalzgrafen Ludwig (des Kurfürsten) und Friedrich, sowie der neuburgischen Otto Heinrich und Philipp und besonders des Ellwanger Propsts selbst, eines Bruders der beiden ersteren und Oheims der beiden letzteren, endlich auch des Schwäbischen Bundes, der neuburgische Hauptmann und Pfleger zu Lauingen Ritter Reinhard von Neuneck, Schwager des Ellwanger Stadtvogts von Gemmingen, welcher eben dem Grafen von Oettingen die aufrührerischen Bauern im Ries bekämpfen half, mit etwa 300 Reisigen und ebensoviel Fußvolk – nach einigen Berichten hatte er gräflich öttingischer Beihilfe sich zu erfreuen, vor Ellwangen. Durch Anzünden dreier Nachbarorte – nach späteren Angaben hatten die Bauern Dalkingen, Jagsthausen und Baiershofen (so Khamm a. a. O. S. 67 ff.) niedergebrannt; eben da ist auch von 436 auf dem Schlachtfelde erlegten und 23 hingerichteten gefangenen Bauern die Rede – lockte er 3 bis 400 Bürger und Bauern aus der Stadt, überfiel sie aus einem Hinterhalt und ließ über 30 derselben erstechen. Ihm ergab sich Stadt und Schloß, die Bürger mußten noch am gleichen Tage für die Pfalzgrafen, den Propst insbesondere, auch den Bund huldigen, sowie die alten Verbindlichkeiten wieder aufnehmen. Das Land wurde gebrandschatzt, | wegen der Brandschatzung der Stadt sollte in 8 Tagen verglichen werden, da übrigens die Mehrzahl der Bürgerschaft sich nur ungern den Bauern angeschlossen, gewährte man ihr, daß alle Chorherren und Pfaffen die bürgerlichen Beschwerden gleichmäßig mittragen und zu Reisen, Steuern und Wachen wie die Bürger verpflichtet sein sollten.

Während der Bauernunruhen war von den beiden Chorherren, dem Pfarrer und Prediger, die alte kirchliche Ordnung abgethan, vom Pfarrer im Stift gepredigt, die Messe und das Singen der 7 Zeiten abgeschafft und das Nachtmahl öffentlich unter beiderlei Gestalt ausgetheilt worden, allein nach Unterdrückung derselben wurden Mumbach und Kreß durch Neuneck dem neuburgischen Pfalzgrafen Otto Heinrich überantwortet, von ihm einige Zeit in Neuburg festgehalten, dann aber (nach dem 24. August) dem Bischof von Augsburg übergeben, durch dessen Gericht sie auf dem Schloß zu Dillingen in Anwesenheit des bischöflichen Fiskals Johannes Has den 20. und 21. Oktbr. des Jahrs eingehend über ihren Glauben und Lehre verhört, sodann für Häretiker und Schismatiker erklärt, ihrer kirchlichen Ämter und Würden entsetzt und schließlich am 7. November zu Lauingen mit dem Schwert hingerichtet wurden. Kreß hatte widerrufen und wurde deshalb in geweihter Erde bestattet, Mumbach dagegen blieb seiner Lehre getreu und weigerte sich insbesondere das Sakrament anders als in beiderlei Gestalt zu empfangen, weshalb er „in das Feld“ begraben wurde. Hesperg wurde gefangen von Neuneck dem Markgrafen Kasimir von Brandenburg überantwortet, von diesem aber gegen eine Urfehde entlassen, seiner Chorherrnwürde und seiner fahrenden Habe, welche sein Bruder erhielt, für verlustig erklärt, hatte auch das Stift für alle Zeit zu verlassen. Gültlingen entfloh zum Haller Haufen, verehelichte sich in der Folge und starb zu Straßburg [67].

| Nach Beginn Juli’s kehrten Dekan und Kapitel in ihre Residenz zurück.

Als Bauernanführer im Ries werden Hans Peck von Zöbingen, der übrigens meist zu Nördlingen lag und dort auf der Gemeinde Kosten zechte, und Sixt Merz von Pfalheim genannt, „ein wohlhabender Mann, dem der Bauern Sach ganz übel gefällt, denn was er aus Zwang thun muß.“ [68]

Beim Limpurger und Hall-Gmünder Haufen war der ellwangische Vogt zu Tannenburg Philipp Fierler oberster Anführer gewesen, hatte jedoch ein geheimes Einverständnis mit dem Stift unterhalten. Als Abtheilungen dieser Haufen unter anderem in der zweiten Hälfte Aprils Kloster Lorch und Schloß Hohenstaufen in Brand steckten, waren auch ellwangische Unterthanen dabei.

Daß Propst Heinrich, wie der Deutschmeister später im Ärger über ihn nach Rom berichtete, mit Dekan und Kapitel lutherisch geworden sei, war schon dem Bisherigen zufolge jedenfalls unrichtig, mochte er auch vielleicht in seiner späteren Lebenszeit gegen Andersdenkende milder geworden sein; noch im J. 1526 aber ließ er 32 Lutheraner gefangen nehmen, mit einem langen Seil zusammenbinden und in der Mitte der Stadt zur Hinrichtung aufstellen. Drei wurden wirklich geköpft, den übrigen jedoch auf mitleidiges Flehen der Domherren, Bürger und Weiber, gegen Bürgen und schriftliche Verschreibungen, daß sie vom Lutherthum kein Wort mehr reden wollen, das Leben geschenkt [69]. Doch blieb auch seinen Nachfolgern noch der Kampf gegen die Lutheraner vorbehalten. So fand sich schon unter Kardinal Otto ein früherer Ellwanger Priester und Bürger, nunmehr evangelischer Prediger, aus dem Württembergischen mit seinem Weib in Ellwangen ein, welchem von vielen „große Ehrerbietung bewiesen“ wurde, weshalb Otto den 24. April 1559 ihn oder andere solche Winkelprediger gefänglich einzuziehen befahl. Allein die Predigten fanden in der Stadt und auf dem Land lebhaften Beifall, so daß viele sich der Beichte enthielten und ihren Kirchgang zu ausherrischen lutherischen Pfarrern | nahmen; in einer Supplikation der Evangelischen aus Ottos Zeit unterzeichneten 31 Männer, 5 Frauenzimmer, darunter 2 Witwen; Herzog Christoph von Württemberg spricht einmal in der Mitte der 60er Jahre von 40 Evangelischen, namentlich aber stellte sich im Jahr 1563 heraus, daß der Stadtpfarrer Hans Raitner die Abgefallenen in ihrem „Mißglauben“ bestärkte, sich freilich auch einem ärgerlichen Lebenswandel ergab, so daß er, nachdem er einige Zeit auf der Pfalz zu Augsburg verstrickt gehalten worden, aus seinem Amte übrigens ohne weitere Strafe entlassen wurde. So befahl denn Otto im Anschluß an den Augsburger Religionsfrieden am 12. Oktober 1560 und später wiederholt, daß die Widerspenstigen „die Kommunikanten“ ihre Habe und Güter verkaufen und mit Weib und Kind aus dem Ellwanger Gebiet fortziehen, sowie (1562), daß alle Räthe, Amtleute und Diener noch einen besonderen Eid schwören, gut katholisch zu sein und zu bleiben und keiner Sekte anzugehören. Er berief auch seinen Freund, den Augsburger Domprediger, ersten Jesuitenordensprovinzial Deutschlands, Peter Canisius, für einige Zeit zum Predigen nach Ellwangen (1561). Allein so rasch, als er wollte, ließ sich die Austreibung der Evangelischen doch nicht bewerkstelligen, da abgesehen von benachbarten protestantischen Edelleuten, namentlich Herzog Christoph von Württemberg als Schirmherr Ellwangens „einen Privatschirm über die Unterthanen des Stifts beanspruchte“, auch die Exekution des Mandats zuerst so lange hinausgeschoben wissen wollte, als der Propst selbst außer Landes sei, und später wenigstens, da er hiemit nicht durchdrang, sich noch der Einzelnen insbesondere hinsichtlich ihrer Bitte um Aufschub annahm. So mußte ihnen zum Zweck des Verkaufs ihrer Güter noch längere Frist gegeben werden, für welche Otto den 29. April 1568 Ablieferung aller ketzerischen Traktätlein, Bücher und Gemälde verlangte, ihre Zusammenkünfte und Besuche auswärtiger Prediger verbot, wie er auch die Einsegnung gemischter Ehen, die dann und wann in der Stadt und auf dem Land vorgekommen war, die Beerdigung der Verstorbenen an geweihter Stätte, strengstens untersagte. Damit die Wegschaffung wenigstens der 5 Hauptpersonen rascher vor sich gehe, wurden zur Auslosung ihrer Güter nach der eidlichen Steuerschätzung 7000 fl. aufgenommen. Übrigens kam die völlige Ausrottung der Ketzer allem nach erst in der Folgezeit zu Stande. Neu aufgenommene Bürger mußten nach noch erhaltenen Urkunden vom Ende des | 16. Jahrhunderts einen Revers ausstellen, der katholischen Konfession treu zu bleiben. Im folgenden Jahrhundert ließen sich die Jesuiten die Bekehrung der Protestanten in Verbindung mit den Hexenprozessen besonders angelegen sein und wurde kein Häretiker mehr wissentlich geduldet.


Zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges. Als nach Beginn des 17. Jahrhunderts der Gegensatz zwischen den katholischen und evangelischen Ständen immer drohender wurde und sich besonders auf des Kurfürsten Maximilian I. von Bayern Betreiben gegenüber der evangelischen Union die katholische Liga bildete, trat dieser der ellwangische Propst Johann Christoph I. alsbald bei und seine und seiner Nachfolger Abgeordneten fanden sich pflichtlich auf den Bundestagen, vom ersten Münchener vom 10. Juli 1609 an bis zur faktischen Auflösung der Liga nach dem Siege Gustav Adolfs von Schweden bei Breitenfeld vom 17. September 1631, ein [70]. Da nun insbesondere die benachbarten Stifter Würzburg und Bamberg in die Hände der Schweden fielen und deren Truppen immer näher streiften, floh der Propst Johann Jakob den 18. Oktober sammt den Kapitularen, Räthen und anderen meist vornehmen Personen und überließ das Stift, Stadt und Schloß dem Hofmeister Wolf Christoph von Bernhausen und Georg Christoph Gans von Otzburg, welcher als Kapitän dem ligistischen Obersten Rupp unterstellt wurde, sammt dem Stiftsausschuß zur möglichst guten Vertheidigung. Bald darauf begannen denn auch die Lieferungen und Truppendurchzüge zunächst noch befreundeter Heere. So waren den 29. Nov. General Gallas und Oberst Ossa hier über Nacht, den 30. marschirte der Markgraf von Baden mit etlichen Kompagnien Reiter durchs Stift, den 1., 2., 3. December zogen die Lothringer auf ihrem Wege ins Würtembergische durch, wobei sie zu Dalkingen, Buch, Schwabsberg, Wasseralfingen und an anderen Stiftsorten wie Feinde hausten, am 2. Dec. reiste General Pappenheim durch und speiste im weißen Rößlein. Auch am 1. Februar des folgenden Jahrs waren es etwa 200 Reiter des Generalwachtmeisters Grafen von Cronberg von Tillys Heer, welche in Westhausen plünderten und als die Bauern von Röhlingen, Killingen und Pfahlheim bei 600 sich gegen sie zusammenrotteten und sie zurücktrieben, nach Westhausen zurückkehrten und namentlich in der Kirche noch ärger hausten, am 2. Schloß Oberalfingen, am 4. Wasseralfingen, am 8. Dalkingen, Buch, Schwabsberg, Wagenhofen, Hofen und Heilberg, am 11. Neunheim plünderten, ohne daß Klagen bei Tilly von Erfolg gewesen wären.

Seit der zweiten Hälfte Februars erschien auch der Feind in der Gegend. So machten am 29. d. M. etwa 750 Mann zu Fuß, meist hohenlohischer Ausschuß, mit einem großen Geschütz einen Angriff auf Schloß Tannenburg, in welchem etwa 30 Mann lagen, wurden aber | zurückgewiesen und das Stück durch einen Ausfall erbeutet, und kam es weiter am 7. und 8. März zu Scharmützeln, besonders in der Sontheimer Gegend, zwischen Leuten des schwedischen Oberst Clas Dieterich von Sperreuter einerseits und dem Kapitän Gans und dem ihm zur Hilfe geschickten Oberst Billiche andererseits. Übrigens wurde Gans bald, am 12. April, mit seinen Leuten nach Ingolstadt beordert, worauf an seiner Statt der des Kriegs erfahrene Vogt zu Ellenberg Georg Niclas Ludwig zu einem Kapitän angenommen wurde und eine neue Kompagnie warb. Zwar eroberte Kapitän Bautz mit Hilfe ellwangischer Bauern am 8. Mai das von den Schweden genommene Schloß Kapfenburg wieder, allein Sperreuterische Reiter brannten am 15. Mai das ganze Dorf Stödtlen ab, so daß man das Feuer in Ellwangen sah, und diese und degenfeldische Reiter wurden überhaupt eine große Plage für die ellwangischen Unterthanen, so daß sich die Bauern da und dort zur Gegenwehr stellten.

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Bereits am 29. Februar forderte Sperreuter Statthalter und Räthe auf, sich in schwedischen Schutz zu begeben, ein Ansinnen, das er selbst noch öfters wiederholte, am 5. Mai verlangte der schwedische Gubernator zu Augsburg, Benedict Oxenstierna, eine alsbaldige Abordnung von Gesandten nach Augsburg, um über alle Städte, Örter u. s. w. des Stifts Bericht zu erstatten, wie andererseits der schwedische Oberst (ellwangischer Lehensmann in Bezug auf Eybach) Christoph Martin von Degenfeld bei den Ämtern Heuchlingen und Abtsgmünd die Übernahme des schwedischen Schutzes bald durchsetzte, und am 15. Mai der Oberstlieutenant Georg Friedrich Holz im Namen des Herzogs Administrators Julius Friedrich von Württemberg dem Stift dessen Schutz aufdringen wollte. Allmählig machte Sperreuter kräftigere Anstalten. Am 16. Mai rückte er von Dinkelsbühl vor, nahm in Birkenzell und Röhlingen Quartier und ließ noch Abends das Schloß, in dem sich Statthalter und Räthe befanden, auffordern, sich ihm zu ergeben, widrigenfalls er mit Feuer und Schwert auftreten werde. Am folgenden Tage verhandelten Statthalter und Räthe in der Stadt mit der Bürgerschaft, welche für eine Übergabe gestimmt war, und nahm Sperreuter Röthlen mit 200 Musketieren ein. Die Unterwerfungsbedingungen, welche seine Abgesandten am 18. d. M. Morgens 7 Uhr mit der ellwangischen Regierung, einem Ausschuß der Geistlichen und der Bürgerschaft, sowie dem Stadtgericht verabredet hatten, verwarf er und nahm am 20. sein Hauptquartier zu Neunheim. Schon am 19. war Stadt und Schloß zur Vertheidigung gerüstet worden, auch etliche Weiber hatten „aus gehabtem Herzmuth“ Obergewehre genommen. Am 20. und namentlich am 21. wurde gescharmützelt, insbesondere vom Pfarrthurm aus gefeuert; Nachmittags des 21. nahm der Feind die St. Wolfgangskirche und des Nachrichters Haus, ein Angriff auf das Steinthor wurde kräftig zurückgeschlagen, auch räumten die Schweden Abends das Eingenommene wieder, da sie die Hohenberger und Tannenburger Amtsunterthanen zu Hilfe ziehen sahen; es wurde ein Ausfall gemacht, des Nachrichters Haus in Brand gesteckt und in der Kirche die Stiege abgebrochen. Auch Degenfeld erschien nunmehr zu Neunheim und Dalkingen wurde größtenteils abgebrannt. Als daher am folgenden Tage (22. Mai) das Bombardement, besonders am Steinthor, heftiger und hier ein Loch in die Mauer geschossen wurde, auch Sperreuter Stadt und | Stift in Asche zu legen drohte, hielt der Statthalter Joh. Bernh. Cramer und die Räthe mit der Priesterschaft, Bürgerschaft und dem Stadtgericht im Kreuzgang eine Berathung, auf welche hin um 2 Uhr Mittags in dem ummauerten Garten des Amtmanns von Tannenburg bei der Schloßmühle vom Statthalter, dem Herrn von Lichtenstein, dem Amtmann von Tannenburg, Arnold von Wolfen, dem Rentmeister Balthasar König, wegen der Clerisei Stiftsprediger Gottfried Augenstein, Stadtschultheiß und Stadtschreiber, 3 Abgeordneten je des Gerichts und der Bürgerschaft mit Sperreuter unter starker Beihilfe Degenfelds, der die meisten Punkte mit eigener Hand aufsetzte, ein „Accord“ geschlossen wurde. Ihm gemäß hatten die Ellwanger ihr geworbenes Volk abzudanken und begaben sich Schloß, Stadt und Stift in schwedischen Schutz und Devotion. Ins Schloß wurden 24 Mann, in die Stadt 120 (wovon 40 in die nächsten Dörfer) als Salvaguardia, auf die Ämter 150 Reiter gelegt. Der alte Gottesdienst sollte überall ruhig fortbestehen, die Beamten, Offiziere und Diener in ihren Ämtern verbleiben und ihrer alten Herrschaft wie bisher Rechnung ablegen. Wenn sie mit des Königs und der Evangelischen Feinden nicht correspondiren und keine falschen Praktiken treiben wollten, konnten der Propst, alle Kapitularen und anderen abwesenden Herren ihr Schloß und ihre Häuser wieder beziehen. Für die Verschonung mit der Plünderung sollte eine leidliche Ranzion und während das Stift im Besitz seiner alten Rechte und Gerechtigkeiten, Zinsen, Renten und Gülten bleibe, gleichfalls eine leidliche Kontribution noch bestimmt werden u. s. w. Als der Accord fertig geworden, ließ man etliche Flaschen Wein hinaustragen und that einen Trunk. Sodann schickten Sperreuter und Degenfeld ihr Volk ins Wallersteinische und legten je 1 Kompagnie ins Schloß und in die Stadt, sie selbst begaben sich ins Schloß, wo ersterer sein Quartier im Fürstengemach nahm, mit Erbrechen von Thüren und Truhen, Stehlen gehörig gehaust wurde und Abends Tafel der schwedischen Offiziere und höheren ellwangischen Beamten war, „bei welcher es viel und unterschiedliche Umtrinken, auch Diskurs geben“. Am 23. reisten die schwedischen Heerführer ab, wobei die Degenfeldischen Fuhr- und andere Pferde sammt einer Kutsche zusammen im Werthe von 730 fl. mitnahmen. Am 25. d. M. forderte Oberstlieutenant Johann Adam von Stockheim in Sperreuters Namen für die Brandschatzung 12.000, als wöchentliche Kontribution 2500 Reichsthaler, Summen, welche auf 8000 und 1500 Thlr. herabgehandelt wurden. Zur Aufbringung derselben wurde alsbald eine Umlage von 1 fl. auf 100 fl. Vermögen ausgeschrieben. Bei den Verhandlungen über die noch weitere Ermäßigung dieser schließlich nur zum Theil gezahlten Summe wurde Ende Juni geltend gemacht, daß nach geschehenem Accord und wider ihn den Unterthanen auf 21.388 fl. abgenommen worden seien, und im Beginn Julis der ganze Schaden auf 33.938 fl. berechnet, auch der Statthalter Lichtenstern und der Tannenburger Amtmann in der Stadt eingesetzt, bezw. dreimal nach Nördlingen abgeführt und dort einige Zeit im ellwangischen Haus eingesperrt.

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Am 10. August zog ein größeres schwedisches Heer durchs Stift und nahm General Pannier Quartier im schwarzen Adler, der Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar im Weißen Rößlein, Sperreuter im Schloß, am gleichen Tag wurde Rattstatt, am folgenden fast halb Westhausen niedergebrannt. Die Summe dessen, was an Geld geliefert, an | Getreide aus dem Zeughaus und sonst mitgeführt, wurde am 20. Sept. den schwedischen Commissären zu 97.791 fl. berechnet. Dazu sollten noch 12 Kompagnien zu Pferd, 1 zu Fuß mit dem Oberst Sperreuter ins Winterquartier kommen, denen monatlich 15.000 Rthlr. Rekrutirungsgelder zu liefern waren, Anforderungen, welche durch Bitten auf 10 Kompagnien und 9000 Thlr. ermäßigt wurden.

Nachdem Gustav Adolf im September 1632 zu Nürnberg seinem Generalstatthalter des fränkischen Kreises, Grafen Kraft von Hohenlohe-Neuenstein, die Propstei Ellwangen zugesagt hatte, vollzog nach des Königs Tode der schwedische Kanzler Oxenstierna diese Schenkung am 10. Mai 1633 zu Heilbronn. Kraft erhielt sie mit allen Einkünften, Rechten und Herrlichkeiten – ausgenommen den ellwangischen Hof zu Nördlingen – als Lehen, hatte jedoch 80.000 Rthlr. an die schwedische Kriegskasse zu bezahlen und das Schloß in gehörigen Vertheidigungsstand zu setzen. In Folge dessen zogen die Sperreuterschen am 20. d. M. ab und traf dafür hohenlohisches Militär ein, worauf am folgenden Tage hohenlohische Kommissäre mit der Besitzergreifung begannen. Am 3. Juni erschien der Graf selbst mit seiner Frau, seinen Söhnen und 40 Pferden und Tags darauf erfolgte die förmliche Übergabe durch den königlichen Kommissär Melchior Reinhard von Berlichingen. Zwar protestirte der Statthalter und bat namentlich wegen des Unterhaltes der abwesenden Kapitularen Fürsorge zu treffen, sowie die Fortdauer der alten Religion zu gestatten; allein Hohenlohe erklärte, das Stift gehöre jetzt ihm, er sei dem Propst nichts schuldig, wer draußen sei, sei draußen, die Religion betreffend wolle einer mit ihm in den Himmel, so möge er ihn wohl für einen Nachbarn leiden, wolle er aber nicht, so könne er gleichwohl dem Teufel zufahren. So wurde die Huldigung erzwungen, statt der bisherigen Beamten ein aus 3 Mitgliedern zusammengesetztes Direktorium bestellt, die Jesuiten wurden vertrieben [71], nur 4 Priestern im Stift zu bleiben gestattet und auf dem Schloß evangelischer Gottesdienst eingeführt. Selbst eine Gedächtnisfeier für Gustav Adolph wurde vorgeschrieben.

In den Weihnachtsfeiertagen zogen Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar und Herzog Christian von Birkenfeld mit ihrer Armee durchs Ries; letzterer war am 7. Januar 1634 in Ellwangen im Quartier, worauf 3 Regimenter zu Pferd einige Wochen hier blieben, sowie den 28. März und einige weitere Tage Oberst Sperreuter, vom 16. April bis 17. Mai ein Regiment von 500 Mann Franzosen, Böhmen und sonstiges „köstlich Gesind“ unter Oberst Hodiowa in der Stadt, auf dem Land Truppen des Generals Vizthum von Eckstedt, der Obersten Winkler, Quadt und Ranzau mit der Bagage im Quartier lagen [72].

| Im Sommer dachte die hohenlohische Regierung ernstlicher an die Wiedereinführung des Protestantismus, indem sie alle Sachen in der Stiftskirche inventirte, einen evangelischen Schulmeister und einen Prädikanten hierherberief, auch in der Stiftskirche allen katholischen Gottesdienst einstellte und den evangelischen einführte. Allein nach dem Falle Regensburgs am 26. Juli kam kaiserliches Volk ins Ries, die hohenlohischen Offiziere begaben sich am 14. August mit ihren besten Sachen aufs Schloß, am 19. drangen kroatische, ungarische und deutsche Streifschaaren durch das Steinthor in die Stadt, wo sie die ganze Nacht greulich hausten und die Schweden vom Schloß herab darein schossen. Am anderen Morgen brachten 40 Dragoner des Oberstlieutenant Gans wieder Ruhe, und es gelang den Streifern an diesem Tage und in der folgenden Nacht nicht mehr in die Stadt zu kommen, wogegen die Hohenlohischen nach längerem Sträuben wieder eingelassen werden mußten. Nach der Nördlinger Schlacht vom 6. September machten dieselben jedoch was nur möglich zu Geld und räumten am 9. d. M. Nachts heimlich das Schloß, worauf sie bei Hohenberg und wiederum zwischen Oberfischach und Bühlerthann von streifenden Kroaten angerannt und meist niedergemacht, auch die zwei von ihnen mitgenommenen Ellwanger, der Kapitelschreiber und Hausmeister, wieder frei wurden. Am 11. kam Oberst Buttler mit 20 Kompagnien Dragoner, um das Stift wieder in alten Stand zu bringen; während er sich selbst aufs Schloß begab, plünderten seine Leute den ganzen Mittag. Die von ihm begehrte Ranzion von 1500 Thalern setzte er schließlich auf 800 herab, zog aber schon Abends wieder auf Hall zu. Nach einigen Wochen kamen 2 altsächsische Kompagnien ins Winterquartier, welche nur an Geld auf 33.000 fl. kosteten. Dazu raffte noch die Pest etliche 100 Menschen in der Stadt weg. Den Aufwand, welchen Hohenlohe durch Befestigung des Schlosses, Werbung und Unterhalt der Besatzung gehabt, liquidirte er auf mehr als 100.000 fl., Oxenstierna erkannte die Liquidation zwar an, allein eine Befriedigung der Ersatzansprüche konnte nicht erreicht werden. Erst am 21. September 1635 traf der Propst wieder in seiner Residenz ein, nachdem er 3 Jahre 48 Wochen 2 Tage abwesend gewesen und sich in Oberschwaben, Bayern und Tirol, zuerst zu Angelberg, dann zu Emming, Bozen, Säbenthal, Rosenheim, Grassau, Reichenhall, Salzburg, Ingolstadt aufgehalten hatte.

Bald darauf kam der Sohn des Kaisers, der ungarische und böhmische König Ferdinand auf der Flucht vor der Pest von Heilbronn und den deutschordenschen Schlössern Horneck und Heuchlingen auch hierher, von wo er nach Wallerstein ging.

Noch dreimal flüchtete der Propst während des Kriegs vor den französisch-weimarischen Truppen, so den 7. Januar 1643, als Marschall Guebriant bei Mergentheim erschien, bis 12. März auf 9 Wochen ins ellwangische Kastenhaus zu Nördlingen, den 18. April 1645, als Türenne und Rosen Schwäbisch-Hall einnahmen, worauf die kurbayrische Armee unter General Mercy nach Ellwangen vorbog und ihr Lager am Schloßberg | nahm – am 19. sollen die Bayern bei Neuler gestanden sein – bis zum 12. Mai auf 31/2 Wochen wieder nach Nördlingen und den 31. Juli dieses Jahres, als der Herzog von Enghien gegen Dinkelsbühl vorrückte, bis zum 30. September auf 17 Wochen 3 Tage nach Heidenheim, Krumbach, Kaufbeuren. So war er im Ganzen 4 Jahre, 26 Wochen, 1 Tag abwesend [73].


Zur neueren Kriegsgeschichte. Während des spanischen Erbfolgekriegs lag am Anfang des Feldzugs von 1705 Reiterei der schwäbischen Kreistruppen im Quartier zu Ellwangen und zog sich am 22. Juni 1707 der Markgraf von Bayreuth über Aalen bis nach Neunheim zurück (s. Martens a. a. O. S. 604. 611).

Zu dem Kriege gegen die französische Revolution [74] stellte auch die Propstei Ellwangen ihr Kontingent zu Fuß und zu Pferd, welches zunächst im Oktober 1792 an den Oberrhein kam, übrigens nicht in lebhafte Kämpfe verwickelt wurde. Gemäß dem Waffenstillstand des Schwäbischen Kreises mit dem französischen General Moreau vom 27. Juli 1796 kamen die Truppen wieder nach Ellwangen zurück und hatte das Stift in Folge des Matrikularanschlags an Geld 72.600 fl., an Haber 1320 Säcke, an Schuhen 1320 Paar, an Getreide 1180 Centner, an Heu 1180 Centner, an Pferden 160 Stücke, Ochsen im Geldanschlag von 8448 fl. zu liefern. Im Mai 1800 nahm das ellwangische Kontingent an der Schlacht von Stockach Theil. Allein auch im Fürstenthum selbst [75] machte sich die Kriegszeit durch Durchzüge von Freund und Feind, im Zusammenhang damit schwere Quartierslasten, bald mehr ordnungsmäßige, bald mehr willkürliche Requisitionen von beiden Seiten, Contributionen, Einlegung von Exekutionskommandos, Einrichtung von Militärspitälern, einzelne Gewaltthaten u. a. namentlich seit dem Jahre 1793 geltend. Der Kurfürst selbst, welcher damals in Ellwangen war, begab sich im Juli 1796 nach Augsburg, wohin auch das Kirchensilber geflüchtet wurde, das Kapitel und das Archiv flüchtete nach Feuchtwangen. Am 5. Juli 1800 legte, um einen besonders starken Fall hervorzuheben, der französische Divisionsgeneral Ney kraft Vollmacht des Generallieutenants Grenier von Neuburg aus der Propstei eine Kontribution von 800.000 Franken und eine Requisition von 150 Pferden auf, in Folge Vorstellung der Ellwanger Stadtbehörde ermäßigte der Generaladjutant Drouhot diese Forderung am 11. d. M. zunächst auf 550.000 Franken und am 13. auf 500.000 Franken und 100 Pferde, allein die Ellwanger zeigten sich auch jetzt noch trotz Drohung mit Exekution standhaft im Verweigern der Zahlung und da inzwischen durch das französische Generalkommando dem Schwäbischen Kreis selbst eine Kontribution auferlegt | wurde, scheint sich Drouhot schließlich mit einer Auswahl von 8–9 von 60 aufgehobenen Pferden, 400 Ellen Tuch und einer Abfindungssumme von 1000 Franken begnügt zu haben. Milder als die anderen französischen Generale bewies sich im Jahr 1797 der Generaladjutant Bertrand, welcher bei Stadtschultheiß Emer einquartirt wurde, nach seiner Abreise sich für die empfangenen Höflichkeiten bedankte und für den Bedürfnißfall seine Verwendung zu Gunsten des Fürstenthums anbot.

Für die Propstei wurden allein die während der Jahre 1794 bis 1797 in Folge des Kriegs gemachten Schulden (mit Einschluß einiger weniger Schenkungen) auf 313.300 fl. berechnet und im Zusammenhang namentlich mit den während der letzten Kriegszeit erlittenen Beschädigungen bestand das Aktivkapitalvermögen des Kapitels im Jahre 1801 aus 58.671 fl. 4 kr., wogegen die Schulden 124.303 fl. 24 kr. betrugen, was einen Passivstand von 65.632 fl. 20 kr. oder, da sich unter der ersten Summe ein wahrscheinlich bei Ausgleichung der Kriegslasten abzuschreibender, vorgeschossener Posten von 24.000 fl. befand, zur Bestreitung der noch vorkommenden Auslagen 20–24.000 fl. nöthig waren, einen Passivstand von 113.632 fl. 20 kr. ergab [76].

| Schon in den geheimen Artikeln des Friedensvertrags zwischen der französischen Republik und Herzog Friedrich Eugen von Württemberg vom 17. Juli/7. August 1796 machte sich die erstere anheischig, im Friedensschluß mit dem Kaiser die Übergabe des Fürstenthums Ellwangen an den Herzog zu erwirken (Reuß, Teutsche Staatskanzlei 7, 15) und den 20. Mai 1802 versprach dieselbe dem Herzog Friedrich II. ihre Beihilfe bei dem Erwerb von Entschädigungen für seinen linksrheinischen Besitz. So rückte denn den 10. September 1802 Morgens 6 Uhr der württembergische General von Varnbüler in Ellwangen ein, erfolgte am 23. November das eigentliche Besitzergreifungspatent Friedrichs (Bevollmächtigter war Herr von Reischach) und wurde am 30. Dezember der letzte Chordienst gehalten. Der Reichsdeputationshauptschluß vom 25. Februar 1803 §. 6 bestätigte diesen Erwerb Württembergs. Im Ganzen wurden im Gebiet Ellwangens außerhalb der Stadt 17 große, 173 kleine Wappen, 8 Territorial-, 59 Grenz-, 6 Fraisch-, 17 Zollsäulen, 264 Patente angeheftet. Die offizielle Huldigung der Landvogtei Ellwangen (vergl. S. 315) nahm der Kurfürst selbst am 22. Juli d. J. vor, wobei er auf das Festlichste empfangen, mit einer Illumination und einem ländlichen Feste beehrt, vom 21.–25. d. M. in der Stadt verweilte. Die Kosten der Huldigungsfeier beliefen sich bei der Stadt auf 870 fl. 6 kr. 7 Hllr. [77]. Pensionen erhielten z. B. der Propst 20.000 fl. Deputat und 3000 fl. Sustentationsgeld, der Statthalter von Hohenlohe-Schillingsfürst 1300 fl. (mit verschiedenen Naturalien), von den Stiftskapitularen der Domdekan (dieselbe Person) 2837 fl. 51 kr., die anderen von 700–1680 fl., dazu noch das Einkommen je einer Kaplanei, die Chorvikare (6 Provisoren, der Subkustos, 8 Vikare, 1 Supernumerarius) fast alle ca. 267–374 fl. [78]. Was das spätere Geschick dieser Personen betrifft, so wurde der Statthalter in der Folge Bischof von Augsburg, die Chorvikare | erhielten meist Pfarreien oder andere Pfründen, von den Kapitularen kamen mehrere in Gant. Die Ämter des Erbmarschalls, Erbkämmerers, Erbtruchsessen wurden auch von König Friedrich, beziehungsweise König Wilhelm als Ämter des vormaligen fürstlichen Stifts und nachherigen Fürstenthums Ellwangen laut der Lehensbriefe vom 7. Juni 1830, beziehungsweise 8. Mai 1845, 19. November 1829, 24. April 1828 noch an Mitglieder (die Geschlechtsältesten) der Familien Adelmann, Freyberg, Blarer von Wartensee, verliehen.


Geschichte der Stadt Ellwangen.
In Hinsicht auf die Geschichte der Stadt Ellwangen, welche in den Ellwanger Annalen fürs Jahr 1201, im Jahr 1229 erstmals in sicher gleichzeitigen Quellen als civitas bezeichnet wird, ist uns aus der ganzen Zeit des Mittelalters fast nur eine beträchtliche Anzahl von Bränden, welche, zum Theil im Zusammenhang mit nicht näher bekannten Fehden, Stadt und Kloster, bald allein, bald zusammen heimsuchten, überliefert [79]. Es sind dies die folgenden. Im Jahr 1100 wurden Kirche und Kloster ein Raub der Flammen (s. oben); im J. 1180 (1182) wurden die Stadt, die Kirche (diese übrigens jedenfalls nur zum kleinen Theil, vgl. S. 370), das „goldene Haus“, die Bibliothek, das Kloster, durch Brand zerstört, im J. 1201 wurden die Stadt und das Kloster von Kuno,? dem damaligen Abte (aber weshalb??) niedergebrannt, 1228 (1229) ward das Kloster ein Raub der Flammen, worauf es 1233 durch den Bischof Engelhard von Naumburg wieder geweiht wurde; im Jahr 1255 brannte Abt Rudolf die Stadt nieder (weshalb??, vielleicht war die Stadt staufisch, der Abt päpstlich gesinnt); im Jahr 1279 (wohl am 25. Oktober) zerstörte Graf Ludwig von Oettingen die Burg Ellwangen durch Brand und nahm sie nach Übergabe von Seite des Abts Ekkehard in Besitz (vgl. auch Necrolog. Ellwac. in Württ. Vierteljahrsh. 1, 209); den 29. Juli 1304 zerstörte ein durch einen Blitz entstandener Brand das Kloster und die ganze Stadt; den 10. Juni 1308 wurde die Stadt wiederum durch einen Brand verwüstet; den 31. Oktober | 1351 brannte die Stadt und insbesondere der St. Michaelsthurm in Folge von Zwistigkeiten nieder, bei welchen namentlich die Bürger Helle und die Edeln von Hack betheiligt waren; den 10. August 1433 brach Nachts um die 5. Stunde ein Brand in des Geigers Haus aus, welcher die Stadt zerstörte und bei des Kellers Hof erlosch; da die Klosterherren von ihrem Einkommen nichts fahren lassen wollten, brachten es die württembergischen Räthe 1435 dahin, daß der Bürgerschaft die Steuern an die Herrschaft auf 5 Jahre nachgelassen wurden, wer durch die Brunst nicht geschädigt worden, hatte seine Steuer und Angebühr zu den gemeinen Gebäuden zu geben, wer selbst Schaden genommen, durfte solches an den eigenen Bau verwenden (Steinhofer 2, 790); bereits wieder in der Nacht des 13. Dezember 1443 brannten die Wohnungen der Mönche, das Dormitorium und das Refektorium mit dem Umgang (Kreuzgang) aus.

Das Reichsoberhaupt verweilte nur selten in den Mauern Ellwangens. Wenn wir König Rudolf am 9. April 1285 in Dinkelsbühl, am 11. in Gmünd treffen, so kam er ohne allen Zweifel am 10. d. M. durch Ellwangen. Aus späterer Zeit ist die Anwesenheit K. Maximilians I. für den 8. Dezbr. 1502, K. Ferdinand I. für den 22. Mai 1522 bezeugt (vgl. auch S. 506) [80].

Gegen Ende des Mittelalters kamen alljährlich die Keßler, Siebmacher und Reitrer der Gegend hier zusammen (Württ. Viertj.-Hefte 7, 126).

Im 12. und bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts tritt unter den verschiedenen ellwangischen Ministerialengeschlechtern eines auf, welches sich von Ellwangen nannte. Zu ihm gehörten, vorzugsweise als Zeugen in Urkunden genannt: Diemar, sein Bruder Sigefrith und Rüdiger von E., im Jahr 1147 als solche des ellwangischen Ministerialen Siboto (Wirt. Urkb. 2, 41); Engelhard von E. den 25. Juli 1205 zu Ulm K. Philipps (Böhmer-Ficker. a. a. O. Nr. 116); Wernher von E. den 11. April 1215 zu Ulm mit Abt Kuno von Ellwangen K. Friedrichs II. in einer Kaisersheimer Urkunde (Mon. Boic. 30 a, | 30), im Jahr 1221 des genannten Abts (Wirt. Urkb. 3, 120), den 14. Juli 1229 bei einem Vertrage des Bischofs Hermann von Würzburg und der Grafen Konrad und Ludwig von Oettingen (Mon. Boic. 37, 227); Diemar von E. den 10. Dzbr. 1215 zu Nürnberg K. Friedrichs II. in einer Urkunde für Abt Kuno (Wirt. Urkb. 3, 33); Heinrich von E. den 16. April 1218 Konrads von Pfalheim (ebda. 3, 69); Ulrich von E. – in einer meist gleichlautenden Urkunde desselben Tags Ulrich von Waiblingen (OA. Aalen) genannt – den 24. April 1229 zugleich mit seinem Bruder Wernher von Rotenbach (OA. Ellwangen) bei einem Vergleiche der Grafen Konrad und Ludwig von Oettingen mit Kloster Ellwangen (ebda. 3, 259); Heinrich von E. den 1. August 1278 des Schenken Walther von Limpurg (Wirt. Fr. 9, 79); Wernher von E., Bürger und Amman zu Nördlingen, den 9. Dzbr. 1299 in einer Urkunde dieser Stadt; endlich Konrad und Heinrich, Ludwigs von E. Söhne, den 27. Oktober 1300 Verkäufer von Gütern zu Fetschendorf (bayr. Bez.A. Feuchtwangen) an Kloster Heilsbronn (Lang, Reg. Boic. 4, 723).

In späterer Zeit hatte eine größere Anzahl Adeliger ihre Häuser in der Stadt, so z. B. 1473 die Pfahlheim, 1496 Matthäus Marschall von Biberbach, 1499 die Wollmershausen, 1501 Erenfried von Vellberg, 1551 Hans Walther von Hürnheim, 1584 die Wöllwarth, 1605 Diethelm Blarer von Wartensee u. a. (Vergl. S. 412.)

Die Zahl der unter der Stadtvogtei stehenden Häuser betrug nach der Topographia Ellvacencis vom Jahr 1733 275, wozu noch die herrschaftlichen, geistlichen, Offizianten- und andere freie Behausungen, 42 an der Zahl, kamen.

Eine Badstube wird im Jahr 1400, ein Leberbad vor dem oberen Thor 1581 genannt. Im J. 1583 wurde die Stadt mit einem Aufwand von 1000 fl. gepflastert.

Nach dem Ellwanger Gült- und Rechtsbuch von 1339 zahlte die Stadt Ellwangen dem Abt jährlich 100 Pfd. Hllr. Steuer, 50 an Ostern, 50 im Herbst, die Pfarrei gültete 36 Pfd. Heller und 1 Pfd. zu Opferhellern an Weihnachten, das Schultheißenamt 26 Pfd. Heller und 1 Pfd. Heller zu Wisat an Weihnachten, der Zoll zu E. betrug ca. 6 Pfd. Hllr. und 4 Scheiben Salz, das Eichamt und das Weinziehenamt 2 Pfd., die Fronwage 1 Pfd., die Schway („so man die Kühe inthut“) 8 Pfd., der Kleinzehnt 2 Pfd., der Holzzoll 2 Pfd., die Hirten gaben 5 Schill., 200 Eier u. s. w. Nach dem Gültbuch von 1381 betrug die Steuer bereits 150 Pfd. Heller, je mit 75 Pfd. zu entrichten.

| Als Vögte von Ellwangen werden z. B. genannt: 1333 Seiz Scharmeister, 1387–1428 Konrad von Itzlingen, 1431 Lorenz von Stein, 1445 Hans von Holzingen, 1456–1470 Hans von Ahelfingen, 1473 Albrecht von Rechberg, 1471(?)–1494 Burkhard von Wollmershausen, 1503 ? Rudolf (V) von Bopfingen, 1534 Hans von Liebenstein, 1592 Diethelm Blarer von Wartensee. – Ein Ellwanger Schultheiß Heinrich Kun wird im Jahr 1319 genannt (Steichele a. a. O. 3, 298).

In Kriegszeiten, wenn das Kontingent ins Feld ziehen mußte, bezogen die Bürger die Wache auf der Hauptwache und an den Stadtthoren, jedoch nur in bürgerlicher Kleidung. Die Bürgerkompagnie hatte 1 Lieutenant, 1 Fähndrich, 4 Korporale, 6 Musikanten, 2 Feldscheerer, 2 Tambours und 160 Mann, jedoch nur, wenn sie zu einer Ehrenparade oder zur jährlichen Übung (am 10. August) auszog, sonst bestand sie nur aus 40 wehrhaften Männern.

Das Jubiläum des Stifts wurde den 18.–26. August 1764 sowohl als den 7.–15. September 1864 feierlich begangen, in jenem Jahr wurde namentlich ein großer Triumphbogen mit Bildern aus der ellwangischen Geschichte errichtet (vgl. Beschreibung des gefundenen-, anwachsend-, blühend- und triumphirenden Ellwangischen Virngrunds . . . Ellwangen, gedr. bei Antoni Brunhauer, Hochfürstl. Hofbuchdrucker 1764, Busl a. a. O. S. 66 u. 67. Amts- und Intelligenzblatt für den Jagstkreis 1863 Nr. 85), im zweiten Jahre giengen bei der Schlußfeier 130 Priester in der großartigen Prozession und wurden allein in der Stiftskirche über 10.000 Kommunionen ausgetheilt (vgl. „Zur Feier des 1100jährigen Dank- und Jubelfests der Entstehung des Stifts Ellwangen, bearbeitet von F. [Greßler] in E.“) [81].

In württembergischer Zeit wurde in Ellwangen durch das Organisationsmanifest vom 1. Jan. 1803 für die neuwürttembergischen Lande in Bezug auf Regierungs- und Justizsachen eine Oberlandesregierung, welche zugleich ein Oberappellationstribunal bildete, für Finanzsachen eine Hofkammer eingesetzt. Sodann wurde die Stadt der Sitz einer der 3 neuerrichteten Landvogteien; mit der Vereinigung von Alt- und Neuwürttemberg am 30. Dezember 1805 hörte die besondere Regierung des letzteren auf, doch wurde die Stadt im Jahr 1817 wieder der Sitz eines | Gerichtshofes, einer Regierung und (bis 1849) einer Finanzkammer. Vom Herbst 1815 bis Herbst 1816 weilte auf dem hiesigen Schlosse, mit seiner Gemahlin Katharina, der Tochter K. Friedrichs, der einstige König Jerome von Westphalen, welchen K. Friedrich gemäß einer mit den verbündeten Mächten getroffenen Übereinkunft zur Überwachung übernommen hatte; in dieser Zeit war der Generalmajor von Brüsselle Schloßhauptmann.

Den 26. Januar 1811 wurde der Stadt wie 6 anderen Städten, soweit ihrer im Namen des Königs Erwähnung geschähe, das Prädikat „Unsere gute Stadt“ verliehen (Reyscher, Staatsgr.Ges. 3, 286) und in der Verfassungsurkunde erhielt sie, wie diese anderen Städte, das Recht, für sich – ohne Betheiligung des Oberamtsbezirks, der seinen eigenen Vertreter bekam – einen Abgeordneten zur 2. Kammer zu wählen (vergl. oben S. 317).

Den 28. September 1812 wurde mit Genehmigung des Fürsten Primas von Dalberg Erzbischofs von Regensburg als Metropolitans vom 25. Dezember d. J. und des Papsts Pius VI. vom 21. März 1816 bis zur definitiven Organisation der katholischen Kirche im Königreich der frühere Ellwanger Stiftsdekan, Weihbischof von Augsburg, Bischof von Tempe i. p. inf. Franz Karl Fürst von Hohenlohe mit den Geschäften eines Generalvikars und den bischöflichen Funktionen für den württembergischen Antheil des durch den Tod des Bischofs von Augsburg erledigten Bisthums Augsburg und den exemten Sprengel in Ellwangen, welcher bisher einem Generalkommissär unterstanden hatte, mit dem Sitz in dieser Stadt übertragen und wurden ihm 4 Geistliche als Räthe, von denen 2 in Ellwangen, 2 auf ihren Pfarreien wohnen sollten, und ein Sekretär beigegeben. Nach dem Tode des Würzburger Bisthumsverwesers im Jahr 1813 erhielt er den 23. Januar 1814 die geistliche Verwaltung dieses Landestheils mit Genehmigung des Fürsten Primas vom 14. Febr. d. J. und nach demjenigen des Fürsten selbst, zugleich Bischofs von Konstanz und Worms, im Jahr 1817 mit päpstlicher Genehmigung vom 26. März den 19. Mai d. J. auch diejenige der in die Konstanzer, Wormser, sowie in die Speirer Diözese gehörigen Landestheile. Den 11. Dezember 1817 wurde jedoch von König Wilhelm mit Rücksicht darauf, daß Rottenburg dem Universitätssitz und dem weit größeren Theil des katholischen Württemberg näher lag als Ellwangen, sowie ohne Zweifel in der Annahme, die Ausbildung einer extremen Richtung sei in | Rottenburg weniger zu befürchten als in Ellwangen, das Generalvikariat nach Rottenburg verlegt, wohin der Generalvikar, durch die Einsetzung eines Provikars, des Bischofs von Evara (v. Keller), im Jahr 1816 vollständig bevormundet, sich nicht mehr begab, sich vielmehr nach Augsburg zurückzog. Für die der Stadt Ellwangen näher liegenden Katholiken wurde zur „angemessenen Erleichterung und zum Beweis der höchsten Fürsorge“ für die Stadt Ellwangen eine dem Generalvikariat untergeordnete Stelle unter dem Titel „Bischöfliches Kommissariat“ in Ellwangen errichtet, zu dessen Direktor Joh. Nepomuk Bestlin (s. unten) ernannt und es weiter mit 2 Kommissariatsräthen, 1 Sekretär und 1 Sekretariatsadjunkten ausgestattet, doch ging dasselbe bereits im Jahr 1819 wieder ein.

Eine Gewerbeausstellung verbunden mit einer Ausstellung von Ackerbau- und Waldbaugeräthschaften, sowie von Ackerbauprodukten und Handels- und Gartengewächsen fand dahier den 1.–8. September 1844, eine zweite den 23. Mai bis 15. Juni 1853, Versammlungen württembergischer Forstleute fanden am 27. und 28. Juni 1846 (176 Theilnehmer; Württ. Jahrb. 1844 S. 56, 1846 S. 70), der süddeutschen Forstwirthe am 27. 28. und 29. Mai 1849, des württembergischen Forstvereins am 19. und 20. Juni 1882, des Vereins für vaterländische Naturkunde den 24. Juni 1885 statt.


Geborene Ellwanger, welche sich einen Namen erworben haben, sind folgende:

Kraft, Kaspar, um die Mitte des 16. Jahrhunderts Buchdrucker und vorzüglicher Steinschneider zu Wien (Allg. Deutsche Biographie, 17, S. 18.)

Ziegelbauer, Magnoald, geb. 1689, † zu Brünn 14. Juni 1750, Benediktiner zu Zwiefalten, Reichenau, dann in Österreich und Böhmen, fruchtbarer, namentlich kirchengeschichtlicher, „in der Geschichte des Benediktinerordens unsterblicher“ Schriftsteller, dessen Hauptwerk, Historia rei literariae Ordinis S. Benedicti in 4 Foliobänden vermehrt und verbessert von seinem Freunde Olliver Legipont herausgegeben wurde und noch heutzutage insbesondere für den Theologen von großer Bedeutung ist (vgl. die biographischen Skizzen in Hefele, Beiträge zur Kirchengeschichte 2, 120–124 und Studien und Mittheilungen aus dem Benediktinerorden 4, 70–79, mit genauer Angabe der Schriften).

Bauer, Friedrich, geb. 6. März 1748, † zu Steinheim 24. Mai 1831, Pfarrer zu Märtingen und Steinheim (bayr. AG. Donauwörth bezw. Höchstätt), auch theologischer Schriftsteller (vergl. F. J. Waitzenegger, Gelehrten- und Schriftstellerlexikon der deutschen katholischen Geistlichkeit Bd. 3 S. 31–36; Steichele, Augsburg 4, 741).

| Bestlin, Joh. Nepom., geb. 28. Febr. 1768, † 14. Juli 1831, nach und zum Theil neben verschiedenen kirchlichen Diensten 1812 bischöflicher geistlicher Rath bei dem Generalvikariat in Ellwangen, auch öffentlicher Professor der Moral- und Pastoraltheologie an der dortigen neuerrichteten Universität, 1817–1819 Direktor des provisorischen Kommissariats des Generalvikariats daselbst, 1818 Stadtpfarrer in Lauchheim, auch schriftstellerisch, sowie dichterisch thätig. (Vgl. Neuer Nekrolog der Deutschen, 1831, II, 1129–1134. Neher, Personalkatalog des Bisthums Rottenburg S. 11 und die an diesen Orten angegebene Literatur, namentlich aber Lang, Denkmal der Liebe und Achtung, errichtet dem Dr. J. N. Bestlin, Tübingen 1832, 8°. 644 S., woselbst auch Kirchen- und Volkslieder, sowie Predigten von ihm gedruckt sind).

Beroldingen, Joseph Ignaz, Graf v., geb, 27. November 1780, als Sohn des Gr. Paul Joseph v. B., zuletzt Oberhofmeisters der Königin Pauline von Württemberg, und einer Tochter des ellwangischen Hofmarschalls Freiherrn von Schwarzach, † zu Stuttgart 24. Jan. 1868. Er studirte zuerst die Rechte, wurde dann Militär im österreichischen, bald im württembergischen Dienst, in welch letzterem er den Feldzug des Jahres 1813 nach Rußland mitmachte und, von Napoleon, dessen Hauptquartier er meistens beigegeben war, geschätzt, von demselben öfters zu Aufträgen und Sendungen verwandt wurde; im Feldzug des Jahres 1814 nach Frankreich war er Militärbevollmächtigter im Hauptquartier der Verbündeten, dann wurde er württembergischer Gesandter in England und längere Zeit in St. Petersburg, 1823 Minister des kgl. Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten, in welcher Eigenschaft er im Jahr 1828 die einen Zollverein im südlichen Deutschland gründende Zollvereinigung mit Bayern abschloß, auch im Jahr 1833 die Vereinigung des württembergisch-bayrischen und preußisch-hessischen Zollvereins zu Stande bringen half (Deutscher Zollverein vom 1. Januar 1834), und noch einige Monate im Märzministerium des Jahres 1848 Dienste leistete, bis er sich ins Privatleben zurückzog. Während seines Ministeriums war sein Haus Jahrzehnte lang in gesellschaftlicher Repräsentation das erste Stuttgarts. (Vgl. den Nekrolog in der Schwäbischen Chronik von 1868 Nro. 41.)

Scharpff, Franz Anton v., geb 20. Juni 1809, † 5. Febr. 1879, Dr. Theol. et Phil., 1835 Gymnasialprofessor zu Rottweil, 1843 bis 1852 Professor der Kirchengeschichte zu Gießen, 1862 Domkapitular und bis 1866 Stadtdekan, Dom- und Stadtpfarrer zu Rottenburg, Verfasser einer Reihe hauptsächlich kirchengeschichtlicher Werke, namentlich über Nicolaus von Cusa (vgl. Neher, a. a. O. S. 23).

Schuster, Ignaz, geb. 5. Dez. 1813, † 24. April 1869, Dr. Theol., Pfarrer in Treffelhausen, dann in Unter-Ailingen, Verfasser des Rottenburger Diöcesankatechismus, einer wiederholt aufgelegten und in die verschiedensten Sprachen, sogar der Tonga- und Freundschaftsinseln übersetzten Biblischen Geschichte des A. und N. Testaments im Auszug für katholische Schulen, Freiburg 1847 ff., eines viermal aufgelegten katechetischen Handbuchs oder Unterweisung der Jugend in der katholischen Religion, 5 Bände, Freiburg 1846 ff. u. s. w. (vgl. Kehrein, Lexikon, 2, S. 137; Neher, a. a. O. S. 512.)

Wittmann, Patrizius, geb. 4. Januar 1818, † zu München 3. Oktober 1883, katholisch-theologischer Schriftsteller und Agitator der | strengen Richtung, Redakteur u. a. der Zeitschrift Sion, Verfasser mehrerer größerer und kleinerer Schriften, so einer unvollendeten „Allgemeinen Geschichte der katholischen Missionen vom 13. Jahrhundert bis auf die neueste Zeit“, 2 Bde., Augsburg 1846–1850. (Nekrolog in Histor.-Polit. Blätter 92 S. 937–944).

Pflanz, Jos. Anton, geb. als Sohn eines Zimmermanns 25. Febr. 1819, † zu Buchau 16. Sept. 1883, Reallehrer, fruchtbarer Volks- und Jugendschriftsteller (vgl. Kehrein, Lexikon 2, S. 10 und 11).

Nichts näheres bekannt ist über den Johannes Hofmann von Ellwangen, von welchem eine große Medaille in Blei vorhanden ist (Binder, Württ. Münz- und Medaillenkunde a. a. O.); doch ist er vielleicht der unten genannte Johann Hofmann [82].

Von noch lebenden sind zu nennen:

Geßler, Theodor (v.), geb. 16. Aug. 1824 als Sohn des hiesigen Kameralverwalters Finanzraths Chr. Geßler, Professor der Rechte und Kanzler der Universität Tübingen, Verfasser u. a. einer Schrift Über den Begriff und die Arten des Dolus, 1870–1885 Staatsminister des Kirchen- und Schulwesens. (Sein älterer Bruder, geb. zu Stuttgart 27. Oktober 1818, † 12. Dez. 1884, war 1864–1870 Minister des Inneren.)

Jacker, Eduard, geb. 2. Septbr. 1827 als Sohn des Oberpräzeptors Max Jacker, Missionar unter den Indianern, zeitweise Generalvikar und Administrator der Diöcese Saut, Sainte Marie und Marquette in Michigan.

In der Tübinger Universitätsmatrikel findet sich am 15. Sept. 1477 unter den älteren, wohl mehr nur Ehren halber aufgenommenen Universitätsmitgliedern als die elfte Person Propst Albrecht eingetragen, ihm reihen sich aus den Jahren 1480–1527 von Ellwangern, zum Theil vielleicht auch nur Angehörigen des Fürstenthums überhaupt, weiter an: 1480 Johann Glöß, 1483 Johann Molitoris, Cleriker der Augsburger Diöcese und Ingolstadter Baccalaureus, Johann Hofmann, Konrad Oswaldi, Nicolaus Hirnheimer, 1484 Johann Waller, Georg Bidermann, 1507 Johann Hieffelin, 1508 Wolfgang Fischer, Johann Adam von Stein, Ellwanger Kustos, 1509 Johann Rockelin, 1510 Veit Stippel, Paul Rechberg, Kanoniker, 1512 Johann Demer, Johann Hurterfeld, 1516 Georg Man, Veit Goldstainer, 1517 Johann Groß von Gussenstadt, Vikar zu Ellwangen, 1518 Johann von Rechberg, Ellw. Kanoniker, 1521 Veit Knup, Paul Goldstainer, 1527 Ludwig Neidhard (s. Urkunden zur Geschichte der Universität Tübingen, Tübingen 1877 S. 461 ff.). Auf fremden Universitäten finden wir Ellwanger zu Bamberg während der Jahre 1649–1797: 40 (Württ. Vierteljahrh. 6, 74 ff.), zu Prag: 1375 einen Johann Ellwanger (?), 1386 einen Stephan Ellwanger (zugleich mit einem von Dinkelsbühl), zu Erfurt in den | Jahren 1396–1477: 16 (desgleichen einen Bühlerthanner), 1477–1517: 5, zu Freiburg 1460 bis 1541: 4, zu Wittenberg 1502–1546: 2. Als Dozenten wirkten von Ellwangern an fremden Hochschulen: Wolfgang Gravenegg um 1625 als Philosoph zu Freiburg i. Br., um 1626 als katholischer Theologe zu Dillingen, 1626–1631 desgleichen zu Ingolstadt; Servil. Veihelin 1646 ff. als Philosoph zu Ingolstadt, Maurus Menzel 1720 ff. als Philosoph zu Salzburg (J. Hartmann in Württ. Jahrb. 1877, III, 89 ff.).


Was die wissenschaftlichen Bildungsanstalten Ellwangens betrifft, so wird ein rector puerorum im J. 1292 erwähnt; vom deutschen Volksschulwesen finden sich Spuren seit Beginn des 17. Jahrhunderts und es wurde der Schul- und der Mesnerdienst seit alter Zeit durch dieselbe Person versehen. Sonst ist von der Geschichte des Schulwesens nichts besonders bekannt, bis die Jesuiten sich im 18. Jahrhundert desselben annahmen und unter ihrer Leitung das hiesige Gymnasium (Lyzeum) entstand (s. hierüber das Genauere S. 529). Neben diesem befand sich hier übrigens noch bis in die letzten Zeiten des Stifts eine besondere, dem Stiftsscholastikus untergebene Schule, deren Lehrer Magister oder ludi moderator hieß und vom Stiftskapitel ernannt wurde. Sie bildete als „Schule der Prinzipien“ die Vorbereitung für das Gymnasium. Da das Schulwesen „fast in gänzliche Verfahrlässigung gediehen“ war, wurde von Propst Franz Georg eine Ordnung den 31. August 1733, und als die gehoffte Besserung nicht eintrat, eine erneuerte und verbesserte Schulordnung den 23. August 1749 erlassen. Die unmittelbare Leitung des Normalschulwesens im Fürstenthum überhaupt wurde 1790 einem eigenen Schuldirektor übertragen und in diesem Jahre auch eine neue umfassende Schulordnung erlassen. Nach der Säkularisation Ellwangens kam das Lyzeum-Gymnasium im Jahr 1806 unter die Aufsicht der K. Studien-Oberdirektion und wurde jetzt namentlich der eigentlich philologische Unterricht gehoben und vermehrt. Im Jahr 1817 wurden das Lyzeum und Gymnasium in ein Ober- und Unter-Gymnasium umgewandelt, wobei der seither am Lyzeum gegebene ausführliche Unterricht in den philosophischen Wissenschaften der Universität vorbehalten wurde. Die Kosten der Unterhaltung verblieben der geistlichen Verwaltung Ellwangen, wozu ein Zuschuß aus der Hauptstaatskasse kam. Das Anstaltsgebäude betreffend war im Jahr 1807 das Kollegium und das angrenzende Gymnasiumsgebäude vorübergehend Kaserne und wechselte die Schule | nunmehr ihr Lokal öfters, zuletzt verblieb ihr das alte Kollegium, da das frühere Gymnasiumsgebäude zu Gerichtszwecken verwandt worden war. An der neuen Anstalt wirkten als verdienstvolle Rektoren Albert Werfer (geb. zu Ellwangen 9. Juli 1774), von 1817–1831 (später Pfarrer zu Westhausen, zuletzt zu Neuhausen, † allda 23. Dezember 1838, Kirchenrath; s. Erinnerungen an Alb. Werfer S. 58–67 des „Gedenkbuch an die Tage des XX. und XXI. Augusts 1845 in Ellwangen“) und Franz (v.) Bucher (geb. zu Wangen im Allgäu 14. Dezember 1798), von 1831 bis zu seinem Tode 4. Februar 1859 (zugleich 1851–1855 Abgeordneter der Stadt Ellwangen zur Ständekammer; vergl. Notizen zu einem Nekrolog des Gymnasialrektors Franz von Bucher, veröffentlicht von Dr. jur. Rudolf Bucher. Würzburg 1859).

Als Professor der Zeichenkunst wirkte hier ums Jahr 1820 Josef Wintergerst, Sohn des Schrezheimer Fabrikanten, in der Folge Inspektor der Akademie zu Düsseldorf († 1867).[ER 8]

Den 28. September 1812 wurde von König Friedrich hier eine katholische Landesuniversität mit allen Rechten und Befugnissen einer Universität gegründet und einer besonderen, aus dem Vorstand und den geistlichen Mitgliedern des katholischen geistlichen Rathes bestehenden Kuratel unterstellt: die sog. Friedrichsuniversität. Sie zählte 5 Professoren, 2 für Dogmatik mit Dogmengeschichte, Moral, Pastoraltheologie, Methodologie, Encyklopädie, 2 für die hebräische und griechische Sprache nebst Exegese, biblischer Archäologie, Chronologie u. s. w., 1 für Kirchengeschichte und Kirchenrecht. (Die allgemeinen philologischen und philosophischen Fächer waren mit dem Gymnasium verbunden.) Ihre genauere Organisation erhielt sie den 6. Oktober d. J. und die feierliche Eröffnung im jetzigen Gerichtshofsgebäude fand am 5. März 1813 statt. Daneben wurde ein dem Generalvikar untergeordnetes, aber der Oberaufsicht des oben genannten Rathes unterstelltes Priesterseminar auf dem Schönenberg für 40 Kandidaten errichtet, an welchem ein Regens, ein Subregens und 4 Repetenten zu wirken hatten. Es waren tüchtige, z. Th. in der Folge hervorragende Kräfte, welche hier ihre Verwendung fanden, so unter den Professoren Drey (s. Killingen), Bestlin (s. S. 516), Peter Alois Gratz, später Professor in Bonn und geistlicher Schulrath in Trier, unter den Repetenten Joh. Bapt. Hirscher, später Professor und Domdekan in Freiburg, Joh. Georg Herbst, später Professor und Oberbibliothekar zu Tübingen, unter den Studirenden | einer der bedeutendsten neueren katholischen Theologen J. A. Möhler. Groß war die Zahl der Studirenden unter den damaligen Zeitverhältnissen und dem mannigfachen auf dem Studium der katholischen Theologie ruhenden Druck nicht: 47, 40, 25, 24, 31 während der paar Jahre des Bestehens, Ausländer 2–3 in dem einen und anderen Jahre. Nach Schluß des Wintersemesters 1816/17 wurde die Universität, da es ihr bei dem Mangel einer philosophischen Fakultät an einer Grundlage fehlte, welche die vorhandenen beschränkten Lyzealeinrichtungen nicht ersetzen konnten, und ihre isolirte Lage überdies den Lehrern den nothwendigen literarischen Verkehr und den Studirenden eine umfassendere Bildung für ihren künftigen Beruf erschwerte, durch Verordnung K. Wilhelms vom 25. Oktober 1817 als katholisch-theologische Fakultät der Universität Tübingen einverleibt, wobei die meisten der Professoren mit übersiedelten und theilweise auch dort verblieben [83].


Zur Geschichte des Nahrungsstandes, der Gewerbe und des Handels, des Kunstgewerbes und der Kunst kann außer dem S. 490 bereits bemerkten folgendes erwähnt werden.

Den 15. August 1481 wurden unter Genehmigung des Propsts Albrecht I. von der Bruderschaft, 18 Meistern und Meisterinnen der Leineweber- und Weberzunft, sämmtlich Ellwanger Bürgern und Bürgerinnen, in Mehrung der alten Wachskerze ein Kerzrecht und ein Jahrtag gestiftet, auch eine Handwerksordnung festgesetzt, den 14. Juli 1527 jedoch auf Anregung des Propsts Heinrich unter Abschaffung der Bruderschaft eine neue Leineweberordnung eingeführt; die Ordnung und Bruderschaft der Sieber und Zargenschneider von Propst Albrecht II. den 6. November 1507 bestätigt; den 31. August 1533 auf Befehl Propsts Heinrich von Schultheiß und Gericht eine Bäckerordnung, den 3. Februar 1539 eine Ordnung der Decker, Maurer, Zimmerleute und Schreiner gegeben. Die erste Apotheke stammt aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts (vgl. S. 467); sie befand sich zuerst in einer Bude, dann in einem Haus am Markt, bis sie in die Spitalstraße kam, die zweite wurde im Jahr 1811 in der Langenstraße gegründet. Als fürstliche Hofbuchdrucker kommen vor 1733 ff. Anton Brunhauer, 1799 Philipp Wagner. Jedenfalls in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts (z. B. 1772) erschien hier eine eigene Zeitung: „Das neueste der Welt. Ellwangische Ordinari Zeitung. Mit hochfürstl. gnädigstem Privilegio. Druckts und verlegts wöchentlich zweimal Montag und Freitag, Anton Brunhauer, hochfürstl. Hofbuchdrucker und Händler“.

Die Zahl der in der Stadt ansässigen Bürger und Hausgenossen, welche ein Gewerbe betrieben, betrug in den Jahren 1698, beziehungsweise | 1798: Schuster 18–15; Schlosser 4–4; Maurermeister 8–4; Weber 13–14; Wirthe 14–17; Bäcker 16–18; Metzger 13–10; Weißgerber 2–3; Schmide 4–7; Kupferschmide 3–2; Silberschmide 1–1; Waffenschmide 1–0; Beilschmide 1–0; Messerschmide 1–0; Nagler 1–1; Schneider 12–22; Rothgerber 3–2; Kübler 4–2; Küfer 4–4; Dreher 4–2; Krämer 6–14; Seiler 5–2; Sattler 6–4; Schreiner 6–6; Büchsenmacher 1–1; Bader 2–3; Barbierer 1–0; Apotheker 1–1; Hafner 2–2; Zimmerleute 7; Zimmermeister 2; Schmirber 1–2; Mahler 1–1; Ladenmacher 1–1; Seifensieder 1–1; Buchführer 1–0; Buchbinder 2–2; Wagner 3–3; Hutmacher 1–2; Lebzeltner 1–3; Schnellerhändler 1–0; Glaser 2–4; Wannenmacher 1–0; Teppichweber 1–0; Kannengießer 1–1; Siebmacher 1–1; Bortenwirker 1–1; Spielleute 3–3; Taglöhner 9 (mit Inbegriff der Maurer- und Zimmergesellen 63); Huggler[s 1] 1–1; Müller 2–2. Dazu waren im Jahr 1798 von neueren Gewerben gekommen: Geigenmacher 1; Färber 1; Zeugmacher 2; Bürstenbinder 1; Zuckerbäcker 2; Bildhauer 1; Fischer 2; Kürschner 1; Kleinuhrmacher 1; Großuhrmacher 1; Posamentier 1; Strumpfwirker 1; Galanteriearbeiter 1; Spengler 1; Gürtler 1; Waldhornmacher 1; Tuchblaicher 1; Schuhflicker 1; Wachsbossirer 1; Leinwandhändler 1; Schmelzmaler 1; Buchdrucker 1; Fuhrleute 2; Kaminfeger 1; Knopfmacher 1; Glasschleifer 1; Pfeifenmacher 1; Wetzsteinhändler 1, Brunnenmeister 1; Zapfenwirthe 3; Seckler 1; Lohnrößler 3; Einleger 2; Pflästerer 2; Tapezierer 2; Fruchthändler 3; Friseur 1. Hatte die Gesammtzahl im Jahre 1698 199 betragen, so betrug sie 1798 305, mithin 106 mehr [84].

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Im Gebiet des Kunstgewerbes und der Kunst mögen aus dem Schluß des 17. und aus dem 18. Jahrhundert folgende Namen genannt werden, deren Träger in Ellwangen, wenngleich nicht durchaus dorther gebürtig, so doch mehr oder weniger als einheimisch zu betrachten sind, während sie und andere an den Ellwanger Bauten thätige Künstler schon gelegentlich (S. 381. 398. 405. 426. 427. 429) Erwähnung gefunden haben [85]. Als Maler: Edmund Widemann, fürstl. ellw. Hofmaler, † vor 1775, welcher für Kirchen und Kapellen der Stadt und des Landes vieles schuf, so die Fresken und Altarblätter Mariä Himmelfahrt, Herz Jesu und Mariä in der Stadtpfarrkirche, sämmtliche Altarbilder, die Fresken und zwei gute kleinere Bilder über den Eingängen in der Eichkapelle (1762), endlich das von Klauber gestochene Bild des Fürstpropsts Anton Ignatz. Thaddäus Schöffler (Schöfler), aus Augsburg gebürtig, † 1727, Jesuit, später aus dem Orden ausgetreten; von ihm stammen sämmtliche Freskomalereien und Altarblätter in der Jesuitenkirche. Joh. Georg Koch, Verfertiger kleinerer Jagdstücke, Stillleben, Landschaften, Porträts, † 1779. Jos. Koch, zugleich Stadtgerichtsverwandter (lebte um 1786), weit gereist, Schöpfer der Stationen in der ellwangischen Stadtpfarrkirche, von Porträts, mehreren Kopien. Jos. Geo. Nieberlen, Maler | und Zeichner, welcher für Kirchen und herrschaftliche Häuser vieles arbeitete. Andreas Bechdolf, Miniatur- und Porzellanmaler, welcher feinste Porträts auf Tabaksdosen, Uhren und Ringe lieferte. – Als Bildhauer: Anton Paulus, Verfertiger des großen Gipsmarmoraltars der Kirche auf dem Schönenberg, der Altäre in der Jesuitenkirche. Melchior Paulus, Schöpfer der Marienstatue zwischen der Kirche und dem Seminar auf dem Schönenberg (um 50 fl.). Die Thätigkeit des Melchior Paulus läßt sich von 1693 bis mindestens 1733 verfolgen, besonders arbeitet er 1693/94 am Hochaltar der Schönenberg-Kirche. [ER 9] Johann Bühr, guter Künstler in Stuck, namentlich in Laub- und Muschelwerk. Joh. Ludwig (um 1786), Bildhauer in Stein und Holz; von ihm rühren her die Bildhauerarbeit an sämmtlichen Altären der Stadtpfarrkirche in Ellwangen, die Rahmen zu den Altarblättern daselbst, weiterhin auch der marmorne Taufstein in der Klosterkirche von Neresheim. Andreas Brühl, Prühl, (aus Dankoltsweiler), in Wien, Salzburg, Brünn gebildet, † 1813. – Als Baumeister der öfters genannte fürstl. Landbaumeister, auch Kartograph Arnold Friedrich Prahl. – Als bedeutende Gold- und Silberschmiede: Ignaz Emer, 1738–1768 als thätig bekannt, und sein Sohn Franz Xaver Emer (geb. 1750, † 1823, Stadtlieutenant); von ihnen wurden die silberne Statue der Mutter Gottes in der Ellwanger Pfarrkirche (um 2000 fl.), viele Kelche etc. in Ellwangen, auf dem Schönenberg und anderwärts gefertigt (Stempel: die Ellwanger Propsteiinful; Marke: I E, bezw. X E). – Als Büchsenmacher: Franz Ruef, welcher im J. 1697 ein jetzt im bayrischen Nationalmuseum aufbewahrtes Prachtgewehr mit Elfenbeinschnitzereien (Scenen aus Ovids Metamorphosen) nach Zeichnungen von Wilhelm Baur und mit noch tüchtigeren Holzschnitzereien von M. Paulus fertigte, während im 18. Jahrhundert die Gewehre Reingrubers einen guten Ruf hatten. – Als Glasschleifer: Johann Hartwick der Ältere, † 1764, welcher die heutzutage wieder so gesuchten und theuer bezahlten Spiegel mit geschnittenen Rahmen bis nach Franken, Tyrol und in die Schweiz lieferte, sowie Georg Hartwick der Jüngere (um 1786). – Als Dosenmacher: Joseph Adler, † um 1779, Arbeiter in Edelmetall, Tomback, Porzellan. – Als Großuhrenmacher: Joseph Joser, sodann als bedeutendere Fabrikanten von Groß- auch Kleinuhren die Doser, Melchior und sein Sohn Anton, aus Eggenroth, welche ihre Fabrikate bis Augsburg und weit ins Frankenland hinein absetzten. (Die Kirchenuhr auf dem Schönenberg lieferte A. D. um 1175 fl.) Diesen können noch angefügt werden: als Kunstschlosser Veit Hirschmann, welcher im J. 1742 das Gitter in der Gnadenkapelle der Schönenbergkirche um 251 fl. fertigte, der sog. Haller Schlosser, von welchem die schönen Gitter im Chor der Stiftskirche herrühren, sowie Wendelin Dambacher, Vergolder (Altäre in der Pfarrkirche); Johann Vogelmann, Gold- und Silberschmied; Aloys Seitz und Johann Haßlach, Kleinuhrmacher; Josef Gruber, Steinhauer und Stuckator.

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Im Jahr 1539 hatte Ellwangen in Verbindung mit lokalen Kirchenfesten 4 Märkte: an Antoni, d. h. zugleich dem Feste der Stiftsheiligen Drillinge Speusippus, Eleusippus, Meleusippus, Roßbändiger aus Cappadocien (Januar 17.), den Kaltenmarkt (mit Umritt), zwischen Ostern und Pfingsten, 23. Mai (Sulpiz und Servilian), den Grasmarkt, an Viti (15. Juni), am 5. Tag nach Michaelis (Kirchweihmarkt). Dieselben haben sich bis in die neuere Zeit sehr vermehrt, so daß jetzt allein ein Dutzend, darunter 8 große, Pferde- und Viehmärkte stattfinden. | Der bedeutendste dieser Märkte war und ist noch heutzutage der später meist in der ersten Hälfte des Januar, derzeit Montag nach dem Erscheinungsfest 3 Tage lang, 2 als Pferds- und den 3. als Vieh- und Krämermarkt gefeierte Kaltemarkt. Im Jahr 1626 wurden auf ihn bei 300 Pferde gebracht, verkauft 150, desgleichen 16 Ochsen; 1628: Pferde 190, Ochsen 30; 1630: Pferde 119, Ochsen 10; nach einer Durchschnittsberechnung der Jahre 1789–1798 betrug die Zahl der verkauften Pferde 485,4 (höchste Zahl im Jahr 1791: 599, niederste 1793: 377), der Ochsen 91,6, von 74,5 Juden betrug der Zoll 24,8 fl., der sonstige Zoll 1354,3 fl. Am Zollertrag gebührte dem Propst 3/4, der Judenleibzoll stund ihm allein zu. Der ganze Zollertrag machte z. B. im Jahr 1798 (1180 fl. 13 kr. von verkauften und unverkauften Pferden + 21 fl. 40 kr. Judenleibzoll =) 1201 fl. 53 kr. aus. Die Zahl der hierher gebrachten Pferde und Füllen hatte in diesem Jahre 956 (409 verkaufte, 328 unverkaufte ausherrische, 219 einheimisch freipassirte) betragen, 185 „freipassirte Schmußjuden“ waren zugegen gewesen und das Kaufgeld für sämmtliche Pferde hatte 46.334 fl. betragen. Im Jahr 1822 waren es 944 Pferde, 442 Käufe (höchster Preis 200 fl.), ein Gesammterlös von 34.153 fl., 938 Ochsen, 323 Käufe (höchster Preis 196 fl.), Gesammterlös 20.134 fl. (zusammen 54.287 fl.), im Jahr 1837 916 Pferde, verkauft wurden 576 Pferde, 295 ins In-, 281 ins Ausland, umgesetzt wurden 52.834 fl. 46 kr.

Eine Schützengesellschaft wird im Jahr 1471 erwähnt, wohl identisch mit der Sebastiansbruderschaft für Armbrust- und Bogenschützen, welcher Propst Albrecht I. den 17. März 1493 Statuten gab; Ordnungen erließen für sie z. B. Propst Johann Rudolf den 6. Juli 1655, Johann Christoph III. den 21. Juni 1670.

Die Ödheit der Gegend um Ellwangen fiel der Königin Katharina auf; sie befahl Bäume hierher zu setzen. So wurden im Jahr 1819 über 2200 Stück Obstbäume am Schloßberg und Schönenberg gesetzt (Röder, Geographie 2, 157).


Zur Geschichte der einzelnen Kirchen, Kapellen, Kaplaneien in Ellwangen ist in Ergänzung des bereits S. 396 ff. angegebenen folgendes zu erwähnen:

Eine städtische Pfarrkirche, welche außerhalb des exemten Stiftssprengels lag, hat jedenfalls schon im Beginn des 13. Jahrhunderts dahier bestanden: ein Bischof S. von Augsburg (? Siefried 1208–1227 oder Siboto 1227 bis um 1250) bestätigte dem Kloster Ellwangen das Privilegium eines Papstes Innocenz sel in Betreff der hier zu haltenden Pfarrei (Wirt. Urkb. 4, 389) und Papst Alexander IV. genehmigte den 5. Juli 1259 die von dem Bischof von Augsburg vollzogene Inkorporation der Ellwanger Kirche, deren Patronat dem Kloster bereits zustund, an letzteres. Die nunmehr gebildete ständige Pfarrverweserei scheint im J. 1363 mit dem Benefizium zur h. Magdalena verbunden gewesen zu sein, die St. Maria-Magdalenenkapelle | auf dem Hofe zu Ellwangen, d. h. dem Kirchhof bei der Stiftskirche, wird auch den 6. März 1383 in Folge Stiftung einer Messe Seitens des Heinrich Herbst sel. und seiner Hausfrau Agnes genannt und im Jahr 1401 wurden die seelsorgerlichen Verpflichtungen des genannten Frühmessers innerhalb der Gräben der Stadt genauer bestimmt. Die Pfarrkirche zur h. Maria, wie dieselbe noch heutzutage besteht, wurde von Abt Johann I. 1427 ff. erbaut. Nach der Verwandlung des Klosters in ein Stift wurde im J. 1470 ein eigener Chorvikar zur Ausübung des städtischen Pfarramts bestimmt, in der Folge zwar die Kuratie in der Stadt irgend einem Chorvikare nach Belieben ohne ein eigenes Benefizium und kirchlichen Titel zugetheilt, von Propst Wolfgang, Dekan Gottfried und Kapitel im J. 1590 jedoch wieder ein eigenes ständiges Vikariat für diesen Dienst errichtet und dadurch die frühere Kuratie zur h. Magdalena wiederhergestellt. Es bestand nunmehr die Stiftspfarrei (Pönitentiarie) für den exemten Theil des Stifts (vergl. S. 439) und die unter dem Bisthum Augsburg stehende und zum Landkapitel Ellwangen gehörige Stadtpfarrei z. h. Maria für die übrige Stadt und einige umliegende Ortschaften, Weiler und Höfe. Seit dem Jahr 1708 befand sich die Stiftspfarrei ausschließlich in den Händen der Jesuiten. Im J. 1624 sollen an die 40 bis auf 2 Stunden entlegene Ortschaften und Höfe mit 2000–3000 Seelen in die Stadtpfarrei eingepfarrt gewesen sein. – Nachdem Ellwangen württembergisch geworden war, wurde die Maria-Magdalenakapelle abgetragen, der Kirchhof in den heutigen Marktplatz verwandelt, im J. 1817/18 die Stiftskirche zur alleinigen Stadtpfarrkirche bestimmt, wogegen in der bisherigen Stadtpfarrkirche nur eine Frühmesse an Sonn- und Feiertagen gehalten werden sollte, die Stifts- und Stadtpfarreistelle in eine Stelle vereinigt, die Pfründe zur h. Magdalena in eine Kaplanei zum h. Veit verwandelt, 1820 jedoch neudotirt und ihr der Name Kaplanei zur h. Magdalena wiedergegeben. Bereits im J. 1819 war wieder in beiden Kirchen ordentlicher Kirchendienst eingeführt worden. – Hinsichtlich der Stifts- und Stadtpfarrei sowohl als der Kaplanei zur h. Magdalena trat im J. 1858 bischöfliche Kollatur an Stelle des durch die Säkularisation begründeten königlichen Patronats.

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Die St. Wolfgangskirche betreffend war nach der Mitte des 15. Jahrhunderts in dem Bildhaus vor dem Steinthor zu Ehren St. Wolfgangs eine Wallfahrt entstanden, bei der viele Opfer fielen, weshalb Propst Albrecht den 11. September 1473 | von Bischof Johann von Augsburg die Erlaubnis zum Bau einer Kirche erhielt und am 29. d. M. eine eigene Pflegschaft für dieselbe anordnete, am 20. d. Mts. aber der Grundstein des Neubaus gelegt wurde. Im Jahr 1476 war der Bau vollendet und wurde am 1. Sonntag nach Veit (16. Juni) d. J. zu Ehren der HH. Wolfgang, Ulrich und Lorenz geweiht. Im Jahr 1486 verkaufte der Ellwanger Student Johannes Hofmann seinen Baumgarten um 632 fl. an das Stift, worauf derselbe in den an die Kirche grenzenden Kirchhof verwandelt wurde (vergl. Amts- und Intelligenzblatt für den Jagstkreis v. 1844 Nr. 57). – Die St. Wolfgangskaplanei wurde den 26. Septbr. 1870 von dem Kaplan Paul Frölich in Ellwangen mit einem Kapital von 20.000 fl. = 34.285 M. gestiftet, den 7. Novbr. 1871 von Bischof (v.) Hefele kanonisch errichtet und den 1. Oktbr. 1878 ihr Fonds von Frölich noch um 6000 M. vermehrt.

Aus Anlaß der Pest von 1626, bei welcher in der Stadt allein 34 Häuser ganz ausstarben, gelobte Propst Johann Jakob Blarer anstatt der älteren St. Sebastianskapelle eine neue und sammelte auch Gelder zu diesem Zwecke, aber erst sein Nachfolger Propst Johann Christoph III. begann im J. 1665 den Bau, ein Oktogon, worauf den 25. Juli 1666 die Einweihung durch den Propst erfolgte. In Kriegszeiten diente diese Kapelle später als Pulvermagazin.

In der St. Wendelskapelle im Schloß wurde durch Konrad Oswald, Kaplan der l. Frauenkirche zu Ellwangen, testamentarisch eine Kaplanei gestiftet und den 12. Oktober 1526 vom Propst und Kapitel bestätigt, diese Pfründe jedoch in Folge der Säkularisation supprimirt.

Die St. Nepomukskapelle (S. 384 ff.) betreffend, wurde aus dem Kapital der bereits erwähnten Bruderschaft unter Zuziehung der Zinsen eines von dem Oberkustos Graf Julius Ernst von Spaur, augsburgischen Kapitular und Propst von Wiesensteig, im Jahr 1745 zur Errichtung zweier Vikariate gegründeten Kapitals im J. 1779 die St. Johanns von Nepomukkaplanei gegründet, welche stets mit einer Chorvikarie verbunden war. Im J. 1810 wurde aus ihr die heutige Kaplanei, deren Besetzungsrecht zunächst der Krone zukam, seit 1858 dem Bischof zusteht.

Die schon längst erloschene Kaplanei des h. Nikolaus beim Leprosenhaus wurde von Bischof Johann von Augsburg im J. 1469 bestätigt, die Kapelle erhielt den 3. Mai 1474 einen Ablaß.

| Von abgegangenen Kirchen und Kapellen sind weiter zu nennen: nach dem Necrologium Elwacense die „Basilika des h. Michael auf dem Berg gelegen“ (eingeweiht am 25. April), die Kirche zum h. Peter, unterhalb des Klosters (am 4. Oktober), die Kapelle zum h. Johann (am 7. August; ein späterer Nachtrag), wohl die auch im J. 1621 genannte Johannes Baptisten- und Evangelistenkapelle auf der Burg; sodann eine St. Katharinenkapelle 1573, eine Egidienkapelle 1501, 1621 erwähnt.

Jahrtäge gab es leichtbegreiflich in den verschiedenen Kirchen u. s. w. in großer Anzahl, haben sich doch namentlich über die Stiftung solcher in der Hauptkirche von so ziemlich allen im Oberamt und dessen Umgegend angesessenen adeligen Geschlechtern seit der Mitte des 14. Jahrhunderts Nachrichten erhalten. Im Anfang des 17. Jahrhunderts waren es hier 158 und den 26. Septbr. 1642 schlug Propst Johann Jakob bei den schlechten Zeiten und aus Mangel an Priestern die 114 alten kleinen und gleichermaßen von den neueren die kleinen zusammen. Im J. 1754 wurden in der Stadtpfarrkirche 180 Jahrtäge, 261 Messen gezählt. Bruderschaften gab es hier stets mehrere, so z. B. eine im J. 1481 von Propst Albrecht I. bestätigte der Provisoren und Vikare.

Nachdem Ellwangen im J. 1802 von Württemberg in Besitz genommen worden, kam ein evangelischer Garnisonsprediger dahin; als die Stadt Sitz der Oberlandesregierung für Neuwürttemberg wurde, wurden ein Hofprediger und ein Hofkaplan angestellt, welche unmittelbar unter dem neuwürttembergischen Konsistorium zu Heilbronn stunden (1803–1806). Nach der Vereinigung von Alt- und Neuwürttemberg im J. 1806 war nur wieder ein Garnisonsprediger hier thätig, zugleich auch Prediger der Zivilgemeinde, welcher hinsichtlich der Militärgemeinde dem Feldpropst, hinsichtlich der letzteren dem Dekanat Heidenheim, seit 1811 Aalen (ursprünglich Generalats Ulm, seit 1823 Hall) untergeordnet wurde. Nach der Entfernung der Garnison von Ellwangen im Jahr 1817 trat ein Stadtpfarrer an dessen Stelle.

Zur Geschichte des Schönenbergs [86] ist abgesehen von der bereits (S. 424 ff.) dargestellten Baugeschichte der Kirche folgendes zu erwähnen:

| Den 16.–24. August 1738 fand eine großartige Jubiläumsfeier statt, bei welcher 35.400 Kommunionen (auf dem Schönenberg selbst 21.400, der Rest in den Ellwanger Kirchen) ausgetheilt, 358 Messen celebrirt, 69 feierliche Prozessionen – am glänzendsten diejenige der Stadt Dinkelsbühl – veranstaltet wurden. – Propst Franz Georg faßte den Beschluß, für das ellwangische Gebiet ein Priesterseminar bei der Kirche zu erbauen. Dem Fundationsinstrument vom 1. Oktbr. 1747 gemäß sollten 12 Kandidaten, 6 Priester und 6 Studiosen, welche wenigstens die philosophischen Studien beendigt hätten, Aufnahme finden, 2 Professoren und 1 Repetent zur Leitung berufen sein. Die Gelder waren meist fremden Stiftungen entnommen, 35.260 fl. spendete der Propst aus eigenen Mitteln. Nachdem Papst Benedikt XIV. den 27. Januar 1748 die Stiftung bestätigt hatte, eröffnete der Propst die Anstalt im September 1749 im bisherigen Kaplanei- und Mesnerhaus; das neue große Gebäude (von Prahl nach Plänen des würzburgischen Obersten Neumann) aber, zu welchem der Grundstein im August d. J. gelegt wurde, vollendete erst sein Nachfolger Anton Ignaz gegen Schluß des Jahres 1756 und der Plan selbst kam nie ganz zur Ausführung. Im Jahr 1798 wurde die Anstalt aufgehoben, so daß das Gebäude nunmehr bloß noch von einigen Kuratpriestern bewohnt wurde, nach der Errichtung der katholischen Fakultät zu Ellwangen im Jahr 1812 wurde sie wieder für einige Jahre als Diözesanseminar ins Leben gerufen, bei deren Verlegung nach Tübingen aber im Jahr 1817 nach Rottenburg verpflanzt. – Für einige Zeit trat nunmehr eine Verödung des Schönenbergs ein, allein am 2. Januar 1833 wurden die umliegenden Orte Rindelbach, Eigenzell, Gypsweiler, Hohlbach, Rattstatt, Schönau, Steigberg, Stocken u. s. w. zu einer neuen Pfarrei Schönenberg vereinigt und das vormalige Priesterseminar zum Pfarr- und Schulhaus bestimmt. Seit dem J. 1848 hob sich auch die Wallfahrt auf den Schönenberg wieder, wozu besonders | Priesterexerzitien unter der Leitung des Pater Vogl von dem Redemptoristenkollegium zu Altötting im Oktober 1849 und eine eben von dort aus ins Werk gesetzte Volksmission im Juli 1850 beitrugen. Bei dieser war die Theilnahme des Volks so groß, daß in den letzten Tagen die Zahl der Wallfahrer sich auf zwischen 25- und 30.000 belief. – Der in den Jahren 1719 ff. gehegte Plan, hier ein Kapuzinerkloster zu erbauen, scheiterte am Widerspruch der Jesuiten und anderer Klöster und ebenso kam der Plan des freiresignirten Abts des Benediktinerstifts St. Bonifaz in München, Paul Birker, hier eine Benediktinerkolonie zu errichten (1857), nicht zur Verwirklichung [87].

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Als erster Jesuit [88] kam im Jahr 1561 Canisius nach Ellwangen, von Kardinal Otto, dem ihm befreundeten Gönner der Jesuiten, zur Bekämpfung der Lutheraner dahin gesandt (S. 501). Im Jahr 1585 berief Propst Wolfgang in der Fastenzeit zwei Jesuiten aus Dillingen und von da an wurden überhaupt ziemlich regelmäßig und öfters, insgemein fünfmal des Jahrs, solche zu Missionen in das Fürstenthum hierher berufen, wofür mit der Zeit jährlich 200 fl. als Almosen nach Dillingen gesandt wurden. Seit 1611 aber waren beständig zwei Glieder des Ordens am hiesigen Hofe, von denen einer namentlich die Beichtvaterstelle am Hof, der andere die Wallfahrt auf dem Schönenberg besorgte. In Folge der Schenkung Ellwangens an den Grafen von Hohenlohe mußten sie kurze Zeit weichen. Propst Johann Christoph II. (von Freiberg) setzte in seinem Testamente vom Jahr 1617 6000 fl. zur Erbauung einer Schule für sie aus, eine Summe, welche jedoch nicht alsbald zur Verwendung kam; noch weiter ging Propst Johann Rudolf, indem er 1658 die 4 Patres – er hatte sich zwei weitere von der Societät erbeten – in die Stadtvogtei setzte, ihnen die Liebfrauenkapelle im Kreuzgang des Stifts einräumte, zu ihrer Unterhaltung 600 fl. an Geld und verschiedenen Naturalien jährlich anwies, die zwei neuberufenen speziell für den Unterricht | an einer höheren lateinischen Schule „von der Grammatik an bis in die Rhetorik“ bestimmte, endlich noch ein Kapital von 3000 fl. stiftete. Bald kam noch ein fünfter Jesuit als dritter Lehrer hinzu und mehrte sich die Zahl der zur hiesigen Jesuitenresidenz zählenden Personen stetig. Aber erst die reichen Stiftungen des Ign. Desiderius Peutinger, welcher im Jahr 1666 Kanonikus, 1667 Scholastikus, 1697 Dekan dahier wurde († 1718), in den Jahren 1686 (3000 fl.), 1689 (3000 fl.), 1692 (500 fl.), 1717 (4500 fl.), sowie der Umstand, daß er die hiesigen Jesuiten in seinem Testament von 1712 zu seinen Universalerben einsetzte, wobei ihnen 97.619 fl. 21 kr. 9 Hllr. als reines Kapitalvermögen zufielen, ermöglichten denselben wie den Kauf des Guts Weidenfeld (OA. Aalen) im Jahr 1721 um 12.000 fl., so die Errichtung eines Jesuitenkollegiums, welches in den Jahren 1720 bis 1722 auf der Stelle der früheren Stadtvogtei und des dazu gehörigen Gartens gebaut und im Jahr 1729 offiziell von einer bloßen Residenz zum Kollegium erhoben wurde. Ihm schloß sich in den Jahren 1722 und 23 der Bau des von den Jesuiten geleiteten Gymnasiums (aus allgemeinen Steuermitteln) und 1724–1728 derjenige der Jesuitenkirche (von den Jesuiten mit Beiträgen namentlich auch des Fürsten und unter Zuziehung unverzinslicher Anlehen der Steuerkasse und der Spitalpflege erbaut) an. Seit dem Jahre 1708 erhielten die Jesuiten für 300 fl. jährlich die ständige Besetzung der Stiftsprädikatur.

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Was die Weiterentwicklung des Gymnasiums betrifft, so kam zu den niederen Studien, Grammatik, Syntax, Poetik und Rhetorik, im Jahr 1728 die Einführung des in einem zweijährigen Kursus (Lyzealklassen) zu erledigenden Studiums der Philosophie: Logik, Metaphysik, Physik (mit Mathematik, Algebra, Geometrie und Stereometrie); in Folge Vermächtnisses des Bürgers und Bäckers Matthäus[ER 10] Geiger im Jahr 1752 wurde ein besonderer Professor als Lehrer des kanonischen Rechts und der Moraltheologie angestellt; zu einem einstens angeregten dogmatischen Lehrstuhl kam es nicht, und es beschränkten sich überhaupt alle Theologen des Ellwanger Gebiets nicht auf diese mehr als spärliche theologische Anstalt, sondern machten dieselben meistens, jedenfalls alle diejenigen, welche in der That etwas wirkten, ihre theologischen Studien in Augsburg oder Dillingen, auch in Bamberg und Würzburg. Wie ein Theater, namentlich bei feierlichen Gelegenheiten, z. B. Prämienvertheilungen, in | allen Jesuitenschulen einen stehenden Artikel bildete, so kommt es auch in Ellwangen seit 1692 genannt vor, bestund übrigens schon früher; 1712 wurde es im Rathhaus eingerichtet, 1778 von Propst Klemens Wenzeslaus, wie es scheint, nur vorübergehend, aufgehoben. – In den 60er und 70er Jahren des 18. Jahrhunderts zählte das Kollegium 14 Priester, 1 auch 2 Magister, zur Besorgung der Geschäfte in Haus und Garten u. s. w. 4 Laienbrüder; eigentliche Lehrer am Gymnasium waren es 7, zuletzt 8, die aber zugleich noch kirchliche und geistliche Nebenämter hatten, 2 Lehrer für die Grammatikalklassen. In Folge der Aufhebung des Jesuitenordens durch Papst Klemens XIV. im Jahr 1773 wurde das Kollegium im Jahr 1774 in das Collegium Ignatianum verwandelt, welchem der ganze seitherige Fundus verblieb, wie denn auch lauter Priester, welche bisher dem Orden angehört hatten, daran angestellt wurden, und das sociale Leben der Inwohner des Kollegiums dasselbe blieb, ein gemeinschaftliches, den gemeinschaftlichen geistlichen und Schulamtsverrichtungen entsprechend.

Das bedeutendste Glied des Jesuitenordens in Ellwangen ist Philipp Jeningen, geb. zu Eichstädt den 5. Jan. 1642, † zu Ellwangen 8. Februar 1704. Im Jahr 1680 von seinen Oberen zur Besorgung der Wallfahrt auf den Schönenberg gesandt, wirkte er hier, in Ellwangen und auf dem Lande in weiter Umgebung, in vier Bisthümern, 23 Jahre lang bis an seinen Tod mit großem Eifer als katholischer Missionsprediger, enge befreundet mit dem Propst Johann Christoph von Adelmann und dem Dekan Ignaz Desiderius Peutinger. Der Apostel des Rieses genannt, stund er im Rufe der Heiligkeit, wie denn eine Reihe Wunder von ihm erzählt wurden. (Über sein Grabmal im Kreuzgang der Stiftskirche s. S. 393) [89].

Nach längeren Verhandlungen, welche sich gegen ein Jahrzehnt hinzogen und während deren es namentlich den Jesuiten gelang, die von den Kapuzinern beabsichtigte Niederlassung auf dem Schönenberg, von welcher sie eine Schädigung ihrer materiellen Interessen befürchteten, zu hintertreiben, wurde den 31. Oktober 1728 den Kapuzinern der bayerischen und schwäbischen Provinz, deren Orden damals 17 Glieder aus dem | Ellwangischen zählte, von dem Fürsten Franz Ludwig gestattet, außerhalb der Residenzstadt ein modifiziertes Klösterlein zu bauen. Es sollte ihnen das seither von dem Kapuzinerkonvent in Dinkelsbühl bezogene Almosen zufallen, während den Dinkelsbühlern im ellwangischen Gebiet nicht mehr erlaubt wurde zu kollektieren, auf dem Schönenberg durften sie keine Votivmessen lesen und keine Schönenbergopfer beziehen, es sollten nie mehr als 12 Personen einschließlich der Laienbrüder sein (eine in der Folge nicht streng eingehaltene Vorschrift) und bei der Aufnahme waren Ellwanger Stadt- und Landkinder besonders zu berücksichtigen. Den 13. April 1730 wurde der Grundstein zur Kirche des Klosters gelegt. Durch königliche Entschließung vom 7. Dezember 1829 wurde die gänzliche Räumung des Klosters verfügt und jedem der drei noch vorhandenen Laienbrüder eine jährliche Pension von 130 fl. bei der Staatskasse verwilligt, das Gebäude sammt dem Garten wurde der Amtsversammlung überlassen, welche eine Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder (Marienpflege) darin einrichtete. (Vergl. Hirzel, Zur Gründung des ehemaligen Kapuzinerklosters in Ellwangen in Württ. Vjsh. f. Landesgesch. 7, 1884 S. 86–94 und in Betreff der Klosterbibliothek oben S. 493.)

Gegen Ende Novembers, des Jahres 1774 und bis Juni 1775 erregte hier und in weiter Umgegend durch seine, mittelst Exorcismus (angeblich) vollzogenen Wunderkuren an Kranken der verschiedensten Art großes Aufsehen der Pfarrer Joh. Jos. Gaßner aus Klösterle im Bisthum Chur, welcher sich der Gunst des Propsts Anton Ignaz, namentlich aber der Unterstützung der Jesuiten erfreute. Es entstand ein solcher Zulauf – nur innerhalb 4 Wochen einige tausend Personen, darunter 2/3 nicht aus dem Ellwangischen – daß, obgleich Gaßner von 9–12 und 4–7 Uhr thätig war, am 14. Januar 1775 eine eigene Ordnung erlassen wurde, der gemäß der Zulaß ämterweis in einem neuntägigen Turnus stattzufinden hatte (Montags 3 aus der Stadt, 12 aus dem Ammanamt, Dienstags wieder 3 aus der Stadt, 12 aus dem Kapitelamt u. s. w., Donnerstag war für Stadtleute und Fremde bestimmt, Sonntag und Freitag wurde Gaßner zu seiner Disposition überlassen, wenn distinguirte Personen ankamen, konnte der Fürst von dieser Ordnung dispensiren). Bei dem Unfug, der diesem, hier nicht genauer zu untersuchenden Wesen, das seiner Zeit vielen Staub aufwirbelte, mehr oder minder anklebte, erließen in der Folge die Erzbischöfe von Salzburg und Prag Hirtenbriefe gegen Gaßner, Kaiser Joseph II. ließ ihm befehlen, sich von Regensburg, wohin er sich von Ellwangen aus zu seinem Gönner Anton Ignaz als dortigem Bischof begab, zu entfernen und das römische Reich mit seinen Exorcismen zu verschonen und selbst Papst Pius VI. sprach sich in gewissen Richtungen tadelnd gegen ihn aus [90].

| Ein Jude Coppelmann aus Wemdingen mit Familie wurde den 4. Juli 1445 gegen ein Schirmgeld von 12 fl. Rh. auf gegenseitige vierteljährige Kündigung in Ellwangen aufgenommen. Durch Propst Johann Jakob erhielten die Juden den 20. Dezbr. 1646 im Allgemeinen freien und sichern Paß und Herbergsrecht, insbesondere aber 4 solche aus Nördlingen, je einer aus Baldern und Neresheim, ohne Zweifel weil sie dem Stift mit Geldmitteln unter die Arme gegriffen, für sich und ihre Kinder und Abgeordnete die Handelsfreiheit im Fürstenthum wie die Christen, nur hatten sie sich „des überflüssigen jüdischen Interesses zu entäußern“ und durften keinem Bürger, Unterthanen und Einwohner ohne schriftliche Bewilligung des Fürsten, der Kanzlei oder des Ortsbeamten über 40 fl. um Interesse oder borgweise leihen. In der Wahlkapitulation des Propstes Johann Christoph von 1674 wurde bestimmt, daß jenen 6 Familien verboten sein solle, ihren Freiheitsbrief irgendwie an andere zu überlassen, und daß von den Kindern eines Privilegirten stets nur eines, das absonderlich hiezu zu ernennen, in dem Recht des Vaters nachfolgen solle, und auch nach der letzten Wahlkapitulation vom Jahr 1770 sollte den Juden keine Ansässigmachung und nicht allzuviel Handelsschaft gestattet werden (vgl. S. 467; selbst in Erblehensbriefen der Propstei findet sich die Bedingung, sich in keine wucherische Händel mit den Juden einzulassen).

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Ein stiftisches Spital allhier kommt schon 1335,[ER 11] 1347 (S. 442), sodann aus Anlaß der Ernennung des Konventualen Ulrich von Westerstetten zum Spitalverwalter im J. 1420, sowie gelegentlich des Erwerbs von Grundstücken in den Jahren 1441, 1458, | 1459 genannt vor, ohne daß jedoch aus dieser früheren Zeit etwas Genaueres über dasselbe bekannt wäre; es unterstund in der letzterwähnten Zeit dem Ulrich von Neuneck. Alsbald nachher wird es in der Urkunde über die Umwandlung der Abtei in eine Propstei vom Jahr 1460 (S. 452) erwähnt und im Jahr 1463 wurde die Verwaltung dem Dekan Jörg von Stein von Diemantstein übertragen. Den 15. August 1486 verlegten es Propst Albrecht, Dekan und Kapitel vom Stift weg in die Stadt. Der Propst sollte der Oberherr bleiben und den Spitalmeister ernennen, er, Dekan und Kapitel, sowie Schultheiß und Gericht hatten je einen Pfleger zu bestellen, an dessen Einwilligung der Spitalmeister bei irgend wichtigeren Angelegenheiten gebunden war. Von den 9 Pfründen und Bettstätten, welche bei Zunahme der Einkünfte in gleichem Verhältnis vermehrt werden konnten, hatten der Propst, Dekan und Kapitel, Schultheiß und Gericht je drei, die letztgenannten jedoch insbesondere mit Ellwanger Bürgern zu besetzen, auch wurde gestattet, sich als Pfründner in das Spital einzukaufen (die sogenannten reichen Pfründner, welche bessere Kost erhielten, im Gegensatz zu den armen Pfründnern). Die Pfründner hatten ihr Bettgewand mitzubringen und was sie überhaupt in das Spital einbrachten, verfiel diesem nach ihrem Tode. Die ursprünglich angeordnete eigene Ökonomie und Versehung der Pfründner mit Speise und Trank wurde mit der Zeit, als das Spital durch schlechte Verwaltung und Kriegsnoth vieles einbüßte, in Selbstverköstigung bei Lieferung von Geld und Naturalien verwandelt. – Spitalordnungen und Statuten wurden 1654 und 1701 erlassen.

Nach seinem Bestandbuch vom Jahr 1527 (mit späteren Nachträgen) war das Spital begütert zu Breitenbach, Birkenzell, Beersbach, Kraßbronn, Gerau und Weiler auf der Eck, Immenhofen, Saverwang, Schwabsberg, Schrezheim, Rindelbach, Siglershofen, Randenweiler, Stimpfach, Braune Hardt, Tragenroden oder Goldochs, Steinbach, Halheim, Röhlingen, Neunstadt, Hub. Seine Einnahmen betrugen im Jahr 1550 852 fl. 9 kr. 5 Hllr., die Ausgaben 844 fl. 4 kr. 11 Hllr., jene im Jahr 1723 19.182 fl. 38 kr. 31/2 Hllr., diese 2962 fl. 47 kr. 6 Hllr., jene im Jahr 1754 4751 fl. 5 Hllr., diese 2077 fl. 27 kr. (Überschuß ca. 2674 fl.); im Jahr 1782 wurde das Grundvermögen auf 316.441 fl. 1 kr., die jährlichen Einkünfte durchschnittlich auf 7733 fl. 7 kr. 6 Hllr., aber auch die Ausstände auf 11.969 fl. 19 kr. 7 Hllr. angegeben.

| Beim Wachsthum des Spitalvermögens, z. Th. auch in Folge neuer Stiftungen, wie im Jahr 1567 der Anna von Schwabsberg, nahmen denn auch die Pfründen zu. Im Jahr 1723 werden 39 Pfründen mit Pflegschaft, im Ganzen 48 angegeben, welche jedoch nicht alle im Spital selbst Wohnung gewährten, später wurden wenigstens je 14 pröpstliche, kapitelsche und städtische Pfründen gezählt. Zu diesen allgemeinen kamen noch als besondere sogenannte überzählige Pfründen hinzu: die vom Dekan Ignaz Desiderius Peutinger im Jahr 1717 mit 1000 fl. gestiftete, die von Fürstpropst Anton Ignaz von Fugger im Jahr 1788 mit 1000 fl. gestiftete Scholasterie- d. h. vom Scholastikus zu besetzende Pfründe, die vom Geh.Rath und Oberkustos Sigismund von Reischach im Jahr 1790 mit 1200 fl. gestiftete Kustorie- d. h. vom Kustos zu besetzende Pfründe, die von dem Chorvikar Melchior Brechenmacher im Jahr 1776 für Hausarme aus der Brechenmacher’schen Freundschaft gestiftete, die vom Kapitel im Jahr 1792 aus den ihm angefallenen Verlassenschaftsgeldern der Theodora Bez, kapitelschen Fruchtmessers Tochter, in erster Linie für deren väterliche und mütterliche, d. h. die Bezische und Pfizersche Freundschaft mit 1200 fl. begründete Pfründe, die von der Ellwanger Bürgerin und Handelsfrau Domitilla Ziegler für Arme aus ihrer Freundschaft mit 1100 fl. Kapital begründete Pfründe (1786). Im Jahr 1842 kamen noch 15 neue außerordentliche Pfründen dazu.

Die „armen Siechen“, d. h. wohl ein Siechenhaus, werden im Jahr 1445, ein Seelhaus (in der Badgasse), dessen Insassen, die Seelschwestern, den Kranken, Armen und Reichen, jenen umsonst, diesen gegen Bezahlung abwarteten, dienten und sie pflegten, auch für das Begräbnis sorgten, wird im Jahr 1471 erwähnt. (Später waren sie nur mehr Leichenfrauen.) Die unter dem Namen Reichs-Almosenpflege bekannte Stiftung erscheint im Jahr 1516, als die Stadt das Lehengut Vordersteinbühl um 250 fl. für dieselbe kaufte; ihre Einkünfte waren zur Erhaltung der Hausarmen in der Stadt bestimmt [91].

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Parzellen.

Ellwangen, Schloß, nordöstlich der Stadt auf dem Schloßberg.

Eich, Haus, Schule, bei der Eichkapelle, 2 km nördlich der Stadt (s. o. S. 430 ff.).

Fischhaus, Haus, 11/2 km nordwestlich der Stadt.

Gipsweiler, Weiler, nordöstlich der Stadt; Schule in Schönenberg.

Maus, Haus, etwas oberhalb Eich, Schule daselbst.

Mittelhof, Weiler, 1 km nordöstlich der Stadt auf der Höhe; Schule in Schönenberg. Mittelhof soll vor Zeiten der Mittelpunkt der Stadt Ellwangen gewesen sein.

Pfeffermühle, Haus, bei Fischhaus.

Schafhof, Haus, 11/2 km nördlich der Stadt, auf der Höhe, bei der ehemaligen Rinderburg, Schule in Eich (s. auch S. 339 ff.). Am steinernen Wohnhaus des Schafhofes das Wappen des Fürstpropstes Anton Ignaz und die Jahreszahl 1766, das Jahr der Erbauung, der große Jagd- und Zeugstadel rechts daneben wurde 1746 erbaut. Sammt den umliegenden Gütern Eigenthum der Stadt.

Schönenberg, Pfarrweiler, mit Geisthaus, Haus, und Ziegelhütte, Haus. Über die Kirche s. o. S. 424 ff. Hinter der Kirche steht das ehemalige sehr stattliche Priesterseminargebäude (s. o. S. 430). Darin sind jetzt die Schulen, die Wohnungen für den Pfarrer und zwei Lehrer eingerichtet. Das Gebäude ist von der Stiftungspflege zu unterhalten. Eine prächtige Lindenallee führt von der Stadt nach dem Schönenberg. Links an der Straße steht in einer Nische auf reichem Spätrenaissance-Sockel lebensgroß die schöne Alabasterfigur des guten Hirten.

Spitalhof, Weiler, über 1 km nordwestlich der Stadt an der Landstraße nach Crailsheim.

Steingrubmühle, Haus, 1 km unterhalb der Stadt an der Jagst.

Zur Geschichte der Parzellen. Die beiden herrschaftlichen Höfe, der Mittel- und Schafhof, wurden im J. 1818 vom Staate, da die Stadt eine so unbedeutende Markung besaß, derselben um 23.500 fl. käuflich überlassen, noch im gleichen Jahre von ihr meist wieder an Private verkauft, eine Anzahl Äcker davon verlost. Der letztere Hof scheint früher Loch- auch Lauchhof geheißen zu haben und ein Konrad Sachs, Schäfer auf dem Lochhof bei Ellwangen, wird schon im J. 1406 genannt. – Der Spitalhof erscheint seit alter Zeit als Eigenthum des Spitals, | früher wurde er in Bestand gegeben, im J. 1699 jedoch wurden die zu ihm gehörigen Güter um 5515 fl. und verschiedene jährliche Gülten veräußert und in ein Zehenpfenniglehen verwandelt. Im J. 1733 werden die 2 auf diesem Hof befindlichen Halbbauern zum Ammanamt gerechnet. – Die schon im J. 1485 erwähnte Stadtmühle sowie das Jägerhaus mit 1 Söldner gehörten im J. 1733 zum Ammanamt, die Steingrubmühle dem Kapitel.

Westlich von Ellwangen Rotenbach zu lag einst der Ort Seifriedszell, an welchen noch heutzutage der Name der alten Haller Straße beim Kronenkeller „Seyfriedszellgasse“ erinnert. Er wird schon im Gült- und Rechtsbuch des Stifts vom Jahr 1339 erwähnt. Nach dem Salbuch von 1485 jedoch ist es „vor kurzen Zeiten ein Weiler gewesen, nun ist es der Stadt ze Hilf abgethan, und Wiesen und Äcker in die Stadt verkauft worden.“ Die St. Nikolauspflege hatte in späterer Zeit dahier ein Lehen.


  1. Über die Literatur s. o. S. 296 f.; wir nennen hier noch: Laib und Schwarz, Formenlehre des romanischen und gothischen Baustils, 2. Aufl. 1858. – Haßler, in den Württ. Jahrbüchern, Jahrgang 1862, Heft I. Oberamt Ellwangen, S. 95 ff. – Dann verdient hier noch besonders hervorgehoben zu werden das schon oben angeführte Werk: Die ehemalige Benediktiner-Abtei-Kirche zum heiligen Vitus in Ellwangen. Von Dr. Franz Joseph Schwarz. Mit 22 artistischen Blättern in Lichtdruck von M. Rommel, 8 Holzschnitten von A. Cloß in Stuttgart, nach Aufnahmen und Zeichnungen von Architekt F. Cades in Ulm und einem Farbendruck von A. Gatternicht in Stuttgart, nach der persp. Zeichnung von J. Cades entworfen von Maler X. Kolb in Ellwangen. Stuttgart, Bonz u. Comp. 1882.
  2. Literatur s. oben S. 296 ff.
  3. Die Schreibweise Elehenfang, Helehenfang der vita Hariolfi ist mit der ihr zu Grunde liegenden Etymologie zu verwerfen.
  4. Das Geweih des erlegten Elchs soll von Hariolf und Cadoloh den Königen Pippin oder Karl dem Großen zum Geschenk gemacht worden, so nach Frankreich gekommen und auf Befehl König Karls VIII. in der Schloßkapelle zu Amboise aufbewahrt worden sein. In der That wurde noch bis in die neueste Zeit im dortigen Schlosse dieses Geweih, dessen beide äußersten Enden 3,30 m[ER 5] aus einander stehen, dessen Stangen 3 m lang sind, 8 und 9 Enden zählen und da, wo sie dem Schädel entsteigen, im Durchmesser 24 cm stark sind, gezeigt, bis im Jahr 1871 der siegreiche Prinz Friedrich Karl von Preußen die Reliquie von der Stadt für sein Jagdschloß Dreilinden bei Potsdam als Geschenk erhielt, wo es derzeit aufbewahrt ist. Es ist jedoch kein Original, sondern nur eine Nachbildung aus Holz. Nach einer Zeichnung und genauen Maßen war übrigens schon für die Jubiläumsfeier des Jahrs 1864 eine noch jetzt in einem Nebenraum der Stiftskirche zu Ellwangen aufbewahrte, natürlichen Formen allerdings nicht entsprechende Nachbildung gefertigt worden. (Vgl. Sitz.Ber. der naturwissenschaftl. Gesellschaft Isis in Dresden, Jahrg. 1869 S. 225, 1871 S. 8 ff.)
  5. Vgl. jedoch Forschungen z. deutschen Geschichte 13, 481 Anm. 3.
  6. Als selig wurde Hariolf eigentlich nicht verehrt, obgleich er bisweilen beatus heißt. – Der Volksstamm, welchem die drei Brüder angehörten (Franken oder Alamannen) steht nicht fest.
  7. Daß noch Hariolf einen Arm und einen Theil des Kinnbackens des h. Veit hierher gebracht habe, beruht erst auf späteren Quellen.
  8. Über die späteren Klosterbrände s. S. 510 ff.
  9. Über Liturgisches und das Ellwanger Proprium s. S. 467.
  10. Vergl. J. Ficker, Vom Reichsfürstenstande S. 320 ff., bes. 335.
  11. Ein Original ist nicht mehr vorhanden, nur eine Abschrift aus dem Ende des 9. Jahrhunderts.
  12. Die älteste Originalurkunde des württ. Haus- und Staatsarchivs.
  13. Die Urkunde ist nur noch in einer beträchtlich jüngern deutschen Übersetzung vorhanden.
  14. In einer nicht vollständig rein erhaltenen Abschrift.
  15. Nur in einer deutschen Übersetzung erhaltene, nicht ganz unverdächtige Urkunde.
  16. Noch heutzutage befindet sich in der Schloßvorstadt das sog. Freigäßle.
  17. Jeder aufzunehmende Edelmann mußte drei Edelmänner aus seiner nächsten Freundschaft sich verschreiben lassen, des Klosters Mann, ihm getreu und gewähr zu sein. Die Mönche trugen im Gegensatz zu den härenen Gewändern anderer Klöster leinene, aßen Fleisch, hatten, während der Abt auf dem Schlosse wohnte, ihre Häuser in der Stadt, eigenes Hauswesen, ihre Pfründen und Gelder, auch ihre Präsenz wie Chorherren.
  18. Die Urkunde (gedr. z. B. Lünig 18, 125 ff.) ist datirt: anno MCDLIX., XIX. Kal. Febr., pontif. nostri anno II.; Pius II. wurde erwählt den 19. August, geweiht den 3. Sept. 1458, und begann in seinen Urkunden das Jahr bald mit Weihnachten, bald mit dem 25. März; unter Berücksichtigung des Pontificatsjahrs kann hier nur an die zweite Berechnung gedacht werden, zu welcher auch allein der Ausstellungsort Mantua paßt.
  19. Vergl. auch unten S. 457.
  20. Schon der Umstand, daß die Pröpste vielfach bischöfliche und erzbischöfliche Würden bekleideten und auch die Kapitularen meist mehrfach bepfründet waren, hatte wohl da und dort eine Abweichung von der ursprünglich vorgeschriebenen Einfachheit der Kleidung zur Folge.
  21. Daß er im Jahr 781 die Ellwanger Abtswürde mit dem Augsburger Bischofshut vertauscht habe, wie das Chronicon Elwacense sagt, ist deshalb unrichtig, weil Bischof Wicterp von Augsburg sein Amt längere Zeit vor der Gründung Ellwangens antrat (vgl. Braun, Geschichte der Bischöfe von Augsburg 1, 81 ff.); es werden hier zwei verschiedene Personen vorliegen.
  22. Vergl. Braun, a. a. O. 1, 151 ff. Steichele in Allg. Deutscher Biographie 1, 51. – Da übrigens Adalberos Amtsvorgänger in Augsburg Witgar 886 oder 887 starb, Adalbero im J. 887 folgte und die Abtei Ellwangen den 27. November dieses Jahrs erledigt erscheint, läßt es sich denken, letzteres sei in Folge des Weggangs Adalberos gewesen.
  23. Vgl. zu diesem Abte, sowie zu der wohl auf Verwechselung Ekkehards beruhenden Angabe, der berühmte Bischof Salomo III. von Constanz sei noch als Weltgeistlicher zuerst Ellwangen vorgesetzt, und der weiteren, sonst wenigstens nicht bezeugten, dem St. Galler Ekkehard II. sei einmal die Ellwanger Abtsstelle angeboten gewesen: G. Meyer von Knonau in St. Gallische Geschichtsquellen XV./XVI. S. 7. 353. 354. 369 ff. 474 ff.
  24. Jaffé, Bibliotheca rer. Germ. 5, 472.
  25. S. die Quellen bei Braun a. a. O. S. 330 ff.
  26. Mon. Boic. 29a S. 338. 380. Stumpf-Brentano, Acta Imperii S. 511.
  27. Töche, Kaiser Heinrich VI. S. 390.
  28. So schon den 16. März 1215 zu Nürnberg, Anfang Aprils zu Augsburg, den 11. April und 20. Juni zu Ulm, den 29. Juli auf einem Hoftag zu Aachen, desgleichen den 8. September zu Würzburg, den 10. Dezember zu Nürnberg, den 11.–15. Mai 1216 zu Würzburg, den 26. Juli zu Ulm, den 8. September zu Nürnberg, den 13.–17. Februar 1217 auf einem Hoftage zu Ulm, den 20. Juni 1218 zu Friedberg, den 26. Oktober zu Nürnberg, im Dezember zu Fulda, im Mai 1219 zu Augsburg, den 15. August zu Frankfurt, darauf zu Worms, den 2. November zu Nürnberg, im Mai 1220 zu Hagenau, im Juli, den 7. und 17. August zu Augsburg. Vgl. überhaupt Böhmer-Ficker, Regg. Imperii, V, 1. Nro. 27. 269. 280b. 785. 788. 791. 804–806. 814. 828. 856–859. 863. 873. 874. 877. 892–894. 897. 937. 958. 965. 1017. 1036. 1038. 1039. 1066. 1132. 1146. 1151. 1152.
  29. Raynaldi Annal. Eccles. ann. 1220 §§. 5–11. Böhmer-Ficker, a. a. O. Nro. 1092. 1132; Böhmer, Regg. imp. Reichssachen Nro. 47. Über Kuno als Abt von Fulda s. (freilich nicht durchaus zuverlässig) Schannat, Hist. Fuldens. 1, 190, Würdtwein, Nov. Subs. 3, 72.
  30. Böhmer-Ficker a. a. O. Nro. 3960. 4067. 4136. 2104.
  31. Böhmer-Ficker a. a. O. Nro. 3479. 3484. 4869 a.
  32. Die späteren Abtskataloge, denen auch Khamm a. a. O. S. 141 bis 144 folgt, zählen 48, 49, 50 oder 51 Äbte, welche aber zum Theil, insbesondere was ihre Regierungsjahre betrifft, wenig beglaubigt sind. Im Nekrologium Ellwangens werden noch aufgeführt und gehören in die frühere Zeit des Klosters, ohne daß ihre Regierungszeit sich sonst feststellen ließe: Ruadhoc (9. März), Gerhard (21. Mai), Berno (8. Juni), Otbald (Otpoldt, 9. Juni), auch im St. Galler Todtenbuch (Mitth. f. vaterl. Gesch. XI. S. 74.), Sanderad (25. August).
    1 Schon zur Zeit der Abtei gab es im Kloster Dekane (Titel der Prioren in Benediktinerklöstern, deren Äbte gefürstet waren). Als solche werden z. B. genannt: Walther c. 1200 (Wirt. Urkb. 2, 252), Gottfried 1216, Siefried 1218. 1221. 1261, Rugger 1286. 1288, Liutfried 1325, Konrad 1335, Liutfried 1336, 1342. 1352, Diemar 1354, Ulrich 1360, 1365, Heinrich 1378. 1388, Johann 1392. 1401, Ludwig 1408. 1410, Georg von Diemantstein 1437, Ulrich von Hoppingen 1457. Von sonstigen Ämtern werden schon frühe genannt: dasjenige des Priors und Mesners um 1150 (Wirt. Urkb. 3, 472), des magister operis im Jahr 1229 (ebenda 3, 259), des Kammerers und des Kellers 1218 (ebenda 3, 69), des Kustos 1221, 1229 (ebenda 120. 259), des Obleiers 1261.
  33. Da eine eingehendere Lebensbeschreibung dieser Pröpste hier unmöglich Platz greifen kann, ist bei den bedeutenderen derselben stets angegeben, wo sich etwas ausführlicheres über sie gedruckt findet. Die hauptsächlichste Thätigkeit namentlich der wichtigeren Pröpste fand übrigens anderweitig ihre Verwendung. Sie waren allem nach vorherrschend tüchtige, zum Theil eifrig katholische, (freilich auch jesuitenfreundliche) Fürsten; das ihnen da und dort gespendete Lob klingt jedoch öfters etwas schablonenhaft.
  34. Daß er in Padua wenig studiert hatte, darüber vgl. Bebel, Facetiae S. 85.
  35. An sich stund gemäß den Ellwanger Privilegien dem Kapitel die freie Wahl des Propstes zu und der römische Stuhl hatte nur die Bestätigung. Allein das Wiener Konkordat von 1448 hatte gemäß, seiner freilich vielfach kontroversen Bestimmungen über die sogenannten päpstlichen Reservatrechte dem Papst die Verleihung solcher Ämter vorbehalten, welche durch Absetzung, Privation, Versetzung und Verzichtleistung erledigt wurden, vorausgesetzt, daß der Papst die letztere bestätigt hatte.
  36. Über das vom Dekan und Kapitel wegen dieses Streites am 10. Juni 1522 ergangene, die Verhandlungen und Vorgänge darlegende gedruckte Ausschreiben s. E. Weller, Die deutsche Litteratur im 1. Viertel des 16. Jahrhunderts S. 229, über die Gegenschrift des Propsts Albrecht: Wahrhaftiger Bericht und Entschuldigung u. s. w. Schwarz a. a. O. S. 46 Anm. 1. Vgl. weiter Urkunden zur Geschichte des Schwäbischen Bundes herausgegeben von Klüpfel, 2 S. 216. 219, 226 und J. A. Giefel, Streit um die gefürstete Propstei Ellwangen im Zeitalter der Reformation in Württ. Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 7, 1884 S. 170–176 und 241–253.
  37. Vgl. Braun a. a. O. 3, 358–520; J. A. Giefel, Die biographischen Aufzeichnungen des fürstl. ellwang. Raths und Kanzlers Dr. K. Kibler über den Kardinal Otto u. s. w. im Diöcesanarchiv von Schwaben, herausgegeben von Hofele 1884 Nro. 1–3; hinsichtlich jenes Streites noch insbesondere: Sattler, Herzoge 3, 277; 4, 45–49; Stälin, Wirt. Geschichte 4, 540, 541.
  38. Nach dem liber ceremoniarum ecclesiae Elvacensis, einem längere Zeit verschollen gewesenen Pergamentcodex der Ellwanger Pfarr-Registratur von Veit Goldsteiner (1553 Chorvikar, vergl. Khamm a. a. O. S. 172 und unten S. 517) vom 1. März 1574 war der frühere Ritus des Stifts vielfach großartiger, reicher und mannigfaltiger als der römische, hatte auch, wie dies in jener Zeit häufig der Fall war, manche an die geistlichen Volksschauspiele streifende Ceremonien in sich schließend, einen ausgesprochen dramatischen Charakter. Vergl. über ihn „Eigene Gebräuche der Stiftskirche zu Ellwangen, I. Kirchenfarben (7: weiß, roth, grün, violett, gelb, schwarz und für den Aschermittwoch aschgrau), II. Liturgische Eigenthümlichkeiten“ in: „Kirchenschmuck“, herausgegeben von Laib und Dr. Schwarz, Jahrg. XIII 1869 S. 23 ff., 50 ff. und „Gottesdienstordnung des hohen Stifts Ellwangen im 16. Jahrhundert vor Einführung des römischen Ritus“ 3 Theile, Handschrift von Pfarrer K. A. Busl auf Grund des liber ceremoniarum bearbeitet und in dessen Besitz. – Der Gebrauch des oben genannten Ellwanger Proprium hörte mit der Säkularisation des Stifts und Errichtung des Bisthums Rottenburg auf und es trat das Proprium der Augsburger bezw. Rottenburger Diöcese an seine Stelle, so daß in der Ellwanger Stiftskirche mit ihren Filialen nur noch eine Patrociniumsfeier mit Oktav für den hl. Veit stattfindet.
  39. Vgl. über ihn Braun a. a. O. 4, 333 ff., 617-621.
  40. Vgl. über ihn Braun a. a. O. 4, 334-388.
  41. Vgl. über ihn Braun a. a. O. 4, 624. 625, OA.Beschreibung Aalen 147.
  42. Vgl. über ihn Khamm a. a. O. p. 85–97; Joh. Voigt, Geschichte des deutschen Ritterordens 2, 429–443.
  43. Vgl. über ihn Khamm a. a. O. 97–105; Voigt a. a. O. 444 bis 477 und J. Marx, Geschichte des Erzstifts Trier 5, 9–31.
  44. Vgl. über ihn v. Stramberg, Rheinischer Antiquarius I. (1851) S. 589 ff.; Marx a. a. O. S. 13–26.
  45. S. Amts- und Intelligenzbl. für den Jaxtkreis v. 1844 Nro. 52 S. 248 ff.; v. 1846 Nro. 97 S. 394.
  46. Vgl. über ihn Braun a. a. O. 4, 498-602; v. Stramberg, a. a. O. S. 569 ff., 646 ff.; II. (1853) S. 1 ff.; Marx a. a. O. S. 41–441.
  47. Vgl. zum Folgenden das Staats- und Adreßbuch des Schwäbischen Kreises auf 1799, sowie gefl. Mittheilungen des Herrn Rechtsanwalts Mosthaf in Ellwangen und Pfarrers Busl in Bavendorf (eines geborenen Ellwangers).
  48. Verzeichnisse (übrigens nicht ganz vollständige) wie der Äbte, Pröpste, Dekane, so der Oberkustoden, Scholastiker, Kanoniker, Provisoren, der Pönitentiare und Pfarrer, Prediger, der Chorvikare und Leviten, Khamm a. a. O. 141–184, derselben z. T. mit Fortsetzung bis zur Aufhebung des Stifts in der Schillerschen und Hillerschen Chronik Bd. 2. bzw. Bd. 1 und 2 (in letzterem auch Verzeichnisse der Magister, Schulrektoren, Kantoren, Mesner u. s. w.)
  49. Vgl. Vogelmann a. a. O. S. 104. 105. Im Jahr 1508 wurde der ellwangische Botschafter allen Botschaftern weltlicher Fürsten vorgesetzt.
  50. Vgl. Binder, Württ. Münz- und Medaillenkunde 349–353.
  51. Was diese Ämter in früherer Zeit betrifft, so sind als Truchseßen die Herren von Schwabsberg im 13.–15. Jahrhundert bekannt und erhielten mit diesem Lehen auch Grundbesitz (s. u.). Eine Neubegründung der Erbämter fand durch den Propst Johann Christoph von Adelmann für die obengenannten 4 Familien, so insbesondere den 13. Oktober 1674 für seinen Bruder Wilhelm Adelmann als Erbmarschall, statt. Dieselben erscheinen übrigens nunmehr als feuda gratis data. Durch Patent vom 26. Juni 1747 wieder ins Leben gerufen, wurden sie den 24. September 1748 von Propst Franz Georg von Schönborn von Neuem verliehen, nur erscheint jetzt, da die früher belehnte Linie der Familie Blarer erloschen war, die Familie von Schwarzach auf Horn im Besitz des Erbtruchsessenamts, machte übrigens bereits im Jahre 1772 wieder der Blarerischen Platz. Im Jahre 1756 traten diese Ämter bei der Benediktion des Propstes Anton Ignaz in Wirksamkeit.
  52. Die Stiftsgeistlichkeit und das Personal des Lyceums und Gymnasiums werden anderweitig aufgezählt.
  53. Fischweiher und Fischgruben, so nach Hof gehörten und zum Theil alle 2 Jahre, zum Theil alle Jahre gefischt wurden, zählte man in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts 84, nämlich 21 zweijährige, 35 einjährige, 4 Forellenweiher, 14 Setzkarpfenweiher, 2 Leichkarpfenweiher, 8 brauchbare Fischgruben, während 26 Weiher und Gruben öd lagen.
  54. Vgl. zugleich als Beispiel, welche Machwerke auch hier dichterische Schmeichler zu liefern verstanden, den Hymnus zum 67. Geburtstag und zur Feier der Wiederankunft nach 12jähriger Abwesenheit des Fürstpropstes Franz Georg vom J. 1749, mitgetheilt von E. Richter im Heimgarten von 1881 Nr. 47–51.
  55. Die Abbildung der Tracht eines ellwangischen Bauernmädchens s. Schwäbisches Taschenbuch 1796 Nr. 12.
  56. Die im folgenden genannten Orte waren übrigens z. Th. Kondominatorte; die heutzutage nicht ins Oberamt Ellwangen gehörenden (fast durchaus Bestandtheile des Oberamts Aalen, weniges in den Oberämtern Crailsheim, Gaildorf, Gmünd, Hall, Neresheim, einiges wenige auch im Königreich Bayern) sind mit * bezeichnet und sind wegen des Genaueren die betreffenden Oberamtsbeschreibungen zu vergleichen.
  57. Die beigesetzten Zahlen bedeuten die erstmalige Nennung des betreffenden Lehens, sei es in demselben oder doch in annäherndem Umfang; wenn dasselbe sich früher in anderer Hand befand, so ist dies meistens bemerkt.
  58. Schon im J. 764 soll der ellwangische Besitz zu Wiesenbach begründet worden sein (vergl. S. 435), jedenfalls aber fand ein solcher im J. 1229 statt, in welchem sich die Grafen Konrad und Ludwig von Oettingen mit dem Kloster Ellwangen unter anderem wegen ihrer Eingriffe in die Rechte des Propsts S. zu Wiesenbach verglichen (Wirt. Urkb. 3, 259). Als ellwangische Pröpste erscheinen weiter: z. B. 1377, 1393 Heinrich v. Suntheim, 1427 ff. Rudolf von Übrichingen, 1441, 1447 Georg von Suntheim. Zu des letzten Zeit kam die Propstei „von Brunst, Wassers, Wetters und anderer Schäden wegen in Umbau und Schuld“, so daß er „von Sparung wegen“ nach Ellwangen berufen und genommen wurde. Den 8. Sept. 1480 wurde die Propstei von Dekan Georg und dem Kapitel von Ellwangen um 200 fl. baar und 40 Pfd. Hllr. jährlicher Gült an den Pfalzgrafen Kurfürsten Philipp und 3 fl. dsgl. an Dietrich Hagen dem Augustinerkloster zu Heidelberg verkauft, doch trat schon im J. 1482 das Kloster Schönau (bad. BA. Heidelberg) in den Kauf ein und erwarb die Propstei sowie Güter, Höfe, Gülten, Zehnten, auch Weingülten und Zehnten zu Nußloch (BA. Heidelberg, schon 1370 ein zu Wiesenbach gehöriger Freihof genannt) um 860 fl. Rh. (vergl. Würdtwein, Codex diplom. monast. Schönau, Mannheim 1792 S. 277 ff.)
  59. Auch sonst befand sich an diesen Orten mitunter bedeutenderer Besitz Ellwangens.
  60. Manches hierüber s. in Steichele, Bisthum Augsburg, bei den betreffenden Ortsbeschreibungen.
  61. S. auch Pahl, Denkwürdigkeiten aus meinem Leben S. 143 bis 146, 210 bis 216.
  62. Versuche, im Spitalgebäude Garn- und Leinwand-, sowie eine Baumwollspinnerei zu errichten, in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts mißlangen.
  63. Vgl. P. Fr. Stälin, Geschichte Württembergs I, 172 ff. und die dort citirte Literatur, darunter besonders E. Dümmler in Forschungen zur Deutschen Geschichte 13, 473 ff. – Von den Gedichten Walafried Strabos, des berühmten Reichenauer Gelehrten und Dichters († 849), ist eines an den Ellwanger Mönch Altger, bei welchem er sich für seine Beihilfe bedankt, gerichtet. (Monum. Germ. Hist., Poetae Latin. med. aev. tom. II. ps. prior p. 36.) – Daß der hochgebildete Bischof Adalbero von Augsburg (887–910) aus Ellwangen hervorgegangen sei, ist nicht genügend begründet (vgl. S. 460).
  64. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. 4. Auflage. Bd. 2, S. 299. – Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter seit der Mitte des 13. Jahrhunderts, Bd. 1 S. 50. 51.
  65. Vergl. Fr. A. Veith, Bibliotheca Augustana II pag. 17–26. – Braun, Bischöfe v. Augsburg 3, 596. – Steichele in Allg. Deutsche Biogr. 1, 79.
  66. Chr. Fr. Stälin in Württ. Jahrb. Jahrg. 1837 S. 377.
  67. Vgl. zum Bisherigen: Oechsle, Beiträge zur Geschichte des Bauernkriegs 414–419, 454; von Martens, Geschichte der innerhalb . . . des Kgr. Württemberg vorgefallenen kriegerischen Ereignisse, 224; Stälin, Wirt. Geschichte, 4, 247. 248, 292. 293. 302. 303. Schad, Die Reichsstadt Dinkelsbühl im Bauernkrieg (Jahresbericht der K. Realschule zu Dinkelsbühl 1879/80). Baumann, Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs in Oberschwaben, und derselbe, Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs aus Rotenburg a. d. Tauber (Bibl. des litterar. Vereins, Bd. 129 u. 139 s. d. Register). – Über einen Zug der Bündischen und Haller gegen das zuvor vom Gaildorfer Bauernhaufen besetzte Bühlerthann s. unten bei Bühlerthann.
  68. Jörg, Deutschland in der Revolutionsperiode von 1523/1526 S. 207 ff.
  69. [Sender] Relatio de ortu et progressu haeresum in Germania, Ingolst. 1654 S. 16. – Über das Vorgehen des von Ellwangen abgesandten Profosen des Schwäbischen Bundes Aichelin auf dem Mantelhof s. OA.Beschr. Aalen S. 321.
  70. Im Jahr 1621 überfiel der Pfalzgraf Kurfürst Friedrich V. die Stadt Ellwangen heimlicherweise, wie es scheint in Händeln wegen der von ihm verweigerten Requisition der Lehen Strahlenberg und Schriesheim. Ellwangen klagte deshalb im Jahre 1623 wegen Felonie, doch wurde im Jahr 1650 sein Sohn Karl Ludwig wieder belehnt.
  71. Vgl. auch Hist. Prov. soc. Jes. Germ. super. 5, 65 ff., 138 ff.
  72. Vgl. Beschreibung, was des Ammannamts Unterthanen von der jüngst über die Donau gegangenen Armee, streifenden Reitern und von den gleich darauf einquartirten 3 Regimentern abgedrungen und dann ihnen wegen gehabten Quartiers aufgegangen, außer dessen, was den Unterthanen in den Häusern verschlagen und ihnen an Kleidern und Hausrath abgenommen worden, beschrieben 8./18. Jänner 1634: 2151 fl. 13 kr. 4 Hllr. Erschossen Personen 2. – Beschreibung, was des Ammannamts Unterthanen vom 6./16. April bis 7./17. Mai 1634 durch die Birkfeldsche Armee ins Quartier gangen und ihnen abgenommen worden. Summa Summarum des ganzen Unkostens 9987 fl. 19 kr. Erschossen: 1.
  73. Vgl. zum dreißigjährigen Kriege namentlich die Relation des ellwangischen Kanzlisten und Stadtschreibers Johann Streit (Handschr. des St. Archivs), sodann A. Fischer, Geschichte des Hauses Hohenlohe, II. Theil 1868 S. 245 ff., zu obigem Aufenthalt K. Ferdinands Khevenhüller, Annales Ferdinandei 12, 1778.
  74. Vgl. zum Folgenden u. a. namentlich Hiller a. a. O. 2, 459 bis 480.
  75. Auch französische Emigranten kamen (1794) in das Fürstenthum, namentlich nach Ellwangen und Westhausen.
  76. Auch noch unter württembergischer Herrschaft hatte die Gegend Anfangs schwer durch Kriegsschaden zu leiden und es belief sich derselbe z. B. für das Amt Röthlen aus der Zeit des Herbsts 1805 – in der Mitte Septembers zog der bayrische Generallieutenant von Wrede aus der Ulmer Gegend über Ellwangen nach Rothenburg an der Tauber – und Frühjahrs 1806 während welcher im September und Oktober 1805 häufige Durchzüge und Einquartierungen von österreichischen und französischen Truppen und im März ff. 1806 französischer zurückkehrender Truppen stattfanden, an Nacht- und Rastquartier, Standquartier, Fourageabgaben, Naturallieferungen, Fuhren und Vorspannen (mit Einschluß der dabei zu Grund gegangenen Wagen und Pferde), Spital- und Kranken-, Schanz-, Exekutionskosten, Feldschaden, Abgang und Verlust bei Naturallieferungen, weggenommenen oder gegen schlechtere ausgetauschten Pferden bei Pfahlheim (mit Halheim und Hochgreut) auf 42.429 fl. 391/2 kr. (französische und alliirte Truppen 38.864 fl. 241/2 kr., österreichische 3565 fl. 15 kr.), Röhlingen (mit Erpfenthal, Röthlen und Steigberg) 42.937 fl. 22 kr. (42.934 fl. 52 kr. bezw. 2 fl. 30 kr.), Killingen (mit Haisterhofen, Dettenroden, Elberschwenden) 16.488 fl. 33 kr. (15.622 fl. 41 kr. bezw. 865 fl. 52 kr.), Ellenberg (mit Breitenbach, Hirlbach, Haselbach, Eiberg, Georgenstadt, Hueb) 28.274 fl. 36 kr. (nur französische), Birkenzell (mit Stödtlen, Hintersteinbach, Beersbach, Kraßbronn und Hofstetten) 35.229 fl. 13 kr. 4 Heller (32.008 fl. 57 kr. 4 Heller, bezw. 3220 fl. 16 kr.), Neunheim (mit Neunstadt, Rattstatt, Eigenzell, Stocken und Muckenthal) 46.912 fl. 7 kr. 4 Heller (nur französische), Westhausen (mit Reichenbach und Jagsthausen) 44.610 fl. 49 kr. 4 Heller (43.298 fl. 47 kr. 4 Heller bezw. 1312 fl. 2 kr.), d. h. einschließlich auch der damals noch nicht württembergischen Theile einiger dieser Orte. Rechnete man dazu noch das damals ins Amt Röthlen gehörige Raustetten, sowie die Orte Frankenreute, Baiershofen, Immenhofen, welche ihre Leistungen anderswohin machten, und noch einige andere im Zusammenhang stehende unbedeutendere Posten, wogegen an einzelnen Orten der Antheil der nichtwürttembergischen Unterthanen wieder in Abzug kam, so ergab sich eine Totalsumme des Kriegsschadens für dieses Amt von 268.458 fl. 15 kr. 4 Heller.
  77. Vgl. Richter, die „Huldigungsfeier des durchlauchtigsten Kurfürsten Friedrich II. von Württemberg im Juli 1803 in Ellwangen“ in der Jagstzeitung von 1883 Nro. 45–52 mit Nachtrag von Fr. H. in Nro. 55, sowie eine damals aufgeführte Cantate: die Hariolphiden, ebenda 1882 Nr. 49 und in Vogelmann a. a. O. S. 28 ff.
  78. Die Liste der letzten Kapitulare s. bei Busl a. a. O. S. 66.
  79. Vgl. zum folgenden, soweit keine anderen Quellen angegeben sind, die Annales Ellwangenses und das Chronicon Ellwacense; die in ( ) beigesetzte zweite Zahl bedeutet eine von den Annalen abweichende Angabe des späteren Chronikon.
  80. Stälin a. a. O. 3, XII., 4, X. XIII. Früher wurde bisweilen eine Anwesenheit K. Heinrichs IV. in Ellwangen am 11. Juni 1060 angenommen, allein in der fraglichen Handschrift heißt der Ort Eschinwanch, d. h. Eschwege an der Werra (Mon. Germ. XI. S. 35), und nur dieser, nicht aber Ellwangen paßt in das Itinerar des Kaisers.
  81. Das Jubiläum des Jahrs 1450 zu Rom war sowohl von den Konventualen, als von mehreren Einwohnern Ellwangens besucht worden.
  82. Dazu noch weiter: Kurz Joseph, geb. 19. Dezbr. 1743, wurde 1797 der letzte Abt von St. Märgen, † 18. Mai 1830 (Freib. Diöcesanarchiv 13, 242). – Wörner, Balthasar, geb. 24. August 1791, u. a. Professor am Gymnasium zu Ehingen, † 16. März 1861, Verfasser einer Lebensbeschreibung des Theologen Joh. Ad. Möhler (s. Neher, Personalkatalog 465). – Aloysia Buchsin von Ellwangen war 1758–1774 Äbtissin zu Kirchheim im Ries.
  83. Vgl. die Verordnungen bei Reyscher, Universitätsgesetze; ferner Neher, Personalkatalog S. 34–37, sowie Freiburger Diöcesanarchiv 11, 300 ff.
  84. Im Jahr 1827 wurde eine, übrigens nicht bedeutende Schmelztiegelfabrik (Hafner, Schlag u. Comp.) hier gegründet, welche auch nach Bayern Absatz fand (W. Jahrb. 1832 S. 173.) – Im Jahr 1845 wurde der hiesige Gewerbeverein gestiftet (ebenda 1845 S. 71).
  85. Meist nach „Das Ellwanger Kunsthandwerk im 18. Jahrhundert“. Eine Skizze von H[ögg] in Der Hausfreund, Unterhaltungsblatt des Ipf, 1882 Nr. 51. 52 und gefl. Mittheilungen des Herrn Pfarrers Busl.
  86. Vergl. „Von Anfang und Ursprung deß Lauretanischen Kirchleins U. L. Frawen auff dem Schönenberg bei Ellwang. Augspurg 1662, 4°. – Marianischer Ehren- und Gnadentempel oder kurze Beschreibung des auf dem Schönenberg stehenden . . . . Gotteshauses . . . . Erster Theil 1638/1738. Zweiter Theil 1738/1798. Ellwang. 1799. – Kurze Geschichte der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg bei Ellwangen. Schw. Hall O. J. [1850]. – Kurze Geschichte des Schönenbergs bei Ellwangen. Ellw. 1854. – Beschreibung der lauretanischen Kirche und Kapelle Schönenberg. Ellw. 1870. – Desgl. Waldsee 1882. (In diesen Schriften insbesondere viele Berichte über die auf dem Schönenberg geschehenen Wunder.)
  87. Die Errichtung einer Bruderschaft vom h. Leben und Wandel Mariä, Jesu und Joseph genehmigte Papst Klemens IX. den 12. April 1669, Propst Johann Christoph III. den 27. Juli 1669.
  88. Vergl. zum folgenden: Ign. Agricola, Historia provinc. Societatis Iesu Germaniae superioris Lib. I p. 106, 291–294, 313; II p. 90, 341; III 32, 85, 86, 131, 235, 253, 314, 362, 421, 439; IV 64; Leonhard, Geschichte der höheren Lehranstalt in Ellwangen, Abth. I, II (Gymnasiumsprogramm v. 1861, 62).
  89. Vgl. Aus dem Leben des ehrwürdigen Philipp Jeningen, Priester der Gesellschaft Jesu. Nach P. Pergmayr mitgetheilt von A. Piscalar. Paderborn 1859. W. Hausen, Leben und Tugenden des apostol. Dieners Gottes Philipp Jeningen, aus der Gesellschaft Jesu. Frei bearb. 1873.
  90. Vgl. Berichte und Species facti über Wunderkuren des Joh. Jos. Gaßner, Pfarrers in Klösterle bei Ellwangen 1774–1775, Handschrift der Münchner Hof- und Staatsbibliothek: Cod. germ. Nr. 3732 v. J. 1776, sodann aus der großen Anzahl von Druckschriften über Gaßner: „So denke ich über die Begebenheiten von Ellwangen“ O. O. 1775. – „Lustiges Abentheuer eines geistlichen Don Quixote Pater Gaßners, Teufelsbeschwörers in Ellwangen, von einem pr . . schen Officier.“ Berlin 1876. – „Nachrichten eines Augenzeugen über einige (angebliche) Wunderkuren des Pfarrers Gaßner im J. 1775“ von Werkmeister in der Jahresschrift für Theologie und Kirchenrecht der Katholiken 5 (1820) S. 272 bis 310. – F. Sterzinger, die aufgedeckten Gaßnerschen Wunderkuren aus authentischen Urkunden beleuchtet und durch Augenzeugen bewiesen 1775. Derselbe, Beurtheilung der Gaßnerschen Wunderkuren von einem Seelsorger und Eiferer für die katholische Religion. – Allgemeine deutsche Biographie 8, 407. 9, 796.
  91. Eine kurze Geschichte des Spitals und der für Ellwangen charakteristischen verschiedenen zahlreichen Ellwanger Stiftungen überhaupt, so auch insbesondere der des Bürgers und Bäckers Fr. Xav. Matthäus Geiger † 1752, s. im Amts und Intelligenzblatt für den Jagstkreis 1844 Nr. 52, 54, 55, 57; 1845 Nr. 10, 11, 13, 14, 16, 20, 23, 24, 28, 30, 35, 41, 47, 86; 1846 Nr. 97, 99, 100, 101, 102, 103; 184 Nr. 2.

Errata

  1. S. 366 Z. 7 v. o. l. Geisthaus st. Gasthaus. Siehe Nachträge und Berichtigungen. Seite XVI.
  2. S. 370 Z. 13 v. o. l. 1746 st. 1747, und setze bei: die Abbildung ist der Prahl’schen Karte (s. S. 480) entnommen. Siehe Nachträge und Berichtigungen. Seite XVI.
  3. S. 395 Z. 11 v. o. l. hoc st. hor. Siehe Nachträge und Berichtigungen. Seite XVI.
  4. S. 427 Z. 8 v. o. setze bei: die 15 Gemälde sind von Edmund Wiedemann 1747 gemalt, für jedes erhielt er 20 Gulden. Siehe Nachträge und Berichtigungen. Seite XVI.
  5. S. 433 Z. 13 v. u. l. 3,30 m st. 4,60 m u. 3 m. st. 3,30 m. Z. 9 ff. v. u. l. nach gef. Mittheilung des Herrn Forstraths Probst, welcher einen Vortrag über dieses Riesengeweih im Jahresheft des Vereins für vaterl. Naturkunde in Württemberg v. 1885 veröffentlichen wird: st. „zu Glienike u. s. w. – zu Grund“: „für sein Jagdschloß Dreilinden bei Potsdam als Geschenk erhielt, wo es derzeit aufbewahrt ist. Es ist jedoch kein Original, sondern nur eine Nachbildung aus Holz“. Siehe Nachträge und Berichtigungen. Seite XVI.
  6. S. 447 Z. 9. v. u. l. 1 st. 7. Siehe Nachträge und Berichtigungen. Seite XVI.
  7. S. 493 Z. 9. v. o. setze bei: Als schriftstellerisch thätige Personen, welche in der letzten Zeit der Propstei länger oder kürzer in ellwangischen Diensten standen, können nach Gradmann, Das gelehrte Schwaben, genannt werden: Reichsgr. Gottlieb von Ezdorf 1774 ff. Vizedom (S. 136 ff.); Jos. Aloys Fröhlich 1798 ff. ellw. Hofrath, Hof-, Stadt- u. Land-Physikus (S. 159); Joh. Bapt. von Hornstein, Kanoniker (S. 249 ff.); Joseph von Sartori, ellw. Hof- und Regierungsrath, auch Hofbibliothekar (S. 533 ff.). Siehe Nachträge und Berichtigungen. Seite XVI.
  8. S. 519 Z. 17 v. o. l. 1867 st. 1865. Siehe Nachträge und Berichtigungen. Seite XVI.
  9. S. 522 Z. 7 v. o. setze bei: Die Thätigkeit des Melchior Paulus läßt sich von 1693 bis mindestens 1733 verfolgen, besonders arbeitet er 1693/94 am Hochaltar der Schönenberg-Kirche. Siehe Nachträge und Berichtigungen. Seite XVI.
  10. S. 529 Z. 10 v. u. l. Matthäus st. Matthias. Siehe Nachträge und Berichtigungen. Seite XVI.
  11. S. 532 Z. 17 v. u. setze vor 1347 : 1335. Siehe Nachträge und Berichtigungen. Seite XVI.

Anmerkungen Wikisource
  1. Huggler=Kleinhändler, Krämer, Höker
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