BLKÖ:Tótfalusi, Nicolaus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tótfalusi, Karl
Band: 46 (1882), ab Seite: 225. (Quelle)
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Tótfalusi (auch Tóthfalusi geschrieben) Nicolaus (Ungarns berühmtester Typograph, geb. zu Tótfalu neben Neustadt in Siebenbürgen im Jahre 1650, gest. zu Klausenburg 1702). Seine Erziehung erhielt er am Gymnasium zu Neustadt, später am Collegium zu Nagy-Enyed (Straßburg in Siebenbürgen). In der Folge begab er sich nach Fogaras, wo er, wie an den beiden vorgenannten Orten, durch Unterrichtertheilen seinen Lebensunterhalt bestritt. Nachdem er so viel erspart hatte, um eine längst geplante Reise ins Ausland wagen zu können, rüstete er sich dazu, und dies fiel gerade in die Zeit, als die Evangelischen in Siebenbürgen sich mit der Absicht trugen, die heilige Schrift wieder wie früher in Amsterdam drucken zu lassen. Superintendent Stephan Horti, Franz Páriz Pápai [Bd. XXI, S. 302, im Texte] und Andere machten den Vorschlag, Tótfalusi mit der Revision und Correctur der h. Schrift zu betrauen. Tótfalusi, zu diesem Zwecke mit einem Reisegelde von 300 Thalern ausgestattet, begab sich auf den Weg. In Belgien angekommen, ließ er sich zunächst in Amsterdam nieder und verlegte sich daselbst mit allem Eifer auf den Typenschnitt, [226] worin er es in kurzer Zeit so weit brachte, daß seine Lettern von allen Seiten gesucht wurden und er als Typograph bald europäischen Ruf erlangte. Nicht allein aus Schweden und Italien (von der päpstlichen Druckerei), sondern auch aus den in dieser Kunst fortgeschrittenen Ländern Belgien und Frankreich erhielt er Aufträge. Die polnischen und deutschen Juden bestellten bei ihm hebräische Lettern, und die Armenier und Georgier ließen sich von ihm ihre ersten Druckereien einrichten. Inzwischen hatte er in Amsterdam eine Bibel im ungarischen Idiom gedruckt, deren Verbreitung im Vaterlande um billigen Preis er sich sehr angelegen sein ließ. Auch stellte er den Druck des neuen Testaments und der Psalmen in besonderen Ausgaben her. Aber die Sehnsucht nach seinem Vaterlande trieb ihn zur Heimkehr, und er nahm daselbst, seinen bleibenden, ihm freilich gar bald sehr verleideten Aufenthalt. Einem Ruf des Großherzogs von Toscana, sich den Interessen der römischen Kirche und Toscanas zu widmen, lehnte Tótfalusi, der mit ganzer Seele Ungar und Protestant war, ab und blieb in Klausenburg, wo ihm aber das Leben bald zur Hölle ward. In Beschäftigung suchte er die Verfolgungen, die von der calvinischen Geistlichkeit ausgingen und dem armen Typographen keine Ruhe ließen, zu vergessen. Er verbesserte Kaposi’s „Memoriale hebraicum“ und Tsetsi’s „Observationes orthographico-grammaticae de recta hungarice scribendi et loquendi ratione“ und veröffentlichte seine Glossen in Franz Páriz Pápai’s „Dictionarium“; auch gab er die Schrift: „Ratiocinatio de orthographia eo modo, quo sparsim in nostris Bibliis exhibetur, instituenda“ (1687) heraus; alles dies aber zog ihm neue Angriffe zu, gegen welche er sich mannhaft in der Schrift zur Wehr setzte: „Tótfalusi Kis Miklósnak maga személyének életénék és különös cselekedetnek mentsége, mellyet az irigyek ellen a közönséges jónak ez eránt meggátolói irni kényszeritettet“, d. i. Tótfalusi’s Rechtfertigung, mit welcher er sowohl sich selbst, als sein Leben und besonders seine Handlungen gegen seine Verleumder vertheidigt (Klausenburg 1698). Diese Schrift aber brachte die entgegengesetzte Wirkung hervor, indem sie den Haß gegen ihn und die Verfolgungen nur noch steigerte, so daß er in Folge der sich häufenden Aufregungen einen Schlaganfall erlitt, worauf er endlich auch im Alter von erst 52 Jahren durch den Tod erlöst wurde. Dr. Aladár Ballagi in seinem Werke. „A Magyar nyomdászat történelmi fejlődése“, d. i. Geschichtliche Entwickelung des ungarischen Buchdruckes (Budapesth 1877) bemerkt hinsichtlich Tótfalusi’s: daß derselbe der letzte Repräsentant der gepriesenen oder verfolgten, jedoch immer gelehrten und begeisterten ungarischen Buchdrucker gewesen. Tótfalusi’s Nachfolger sind einfach Speculanten, die mit der Druckerei nur geschäftliche Zwecke im Auge haben. Nach ihm stieg zwar die Zahl der ungarischen Druckereien im Verlauf des achtzehnten Jahrhunderts auf 46, aber in technischer Beziehung verfiel die typographische Kunst, und erst im gegenwärtigen Jahrhundert erhob sie sich allmälig auf die Höhe der Zeit,

Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) S. 596. – Horányi (Alexius). Memoria Hungarorum et Provincialium scriptis editis notorum etc. [227] (Viennae 1776, A. Loewe, 8°.) Tom. III, p. 445. – Toldy (Ferencz). A magyar nemzeti irodalom története a legrégibb időktől a jelenkorig rövid előadásban, d. i. Geschichte der ungarischen National-Literatur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Pesth 1864–1865, Gustav Emich, gr. 8°.) S. 93 und 97.