Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Szabó, Joseph
Band: 41 (1880), ab Seite: 110. (Quelle)
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Szabó, Karl (Geschichtsforscher, geb. zu Körös-Tarcsa im Jahre 1824). Karl, dessen Vater als reformirter Prediger zu Körös-Tarcsa lebte, besuchte die Schulen in Debreczin und hörte dann zu Käsmark die Rechte, zugleich mit besonderem Eifer griechische Sprache und Literatur betreibend. 1845 [111] legte er die Advocatenprüfung ab, ohne jedoch diesen eingeschlagenen Lebensberuf fortzusetzen, denn er begab sich nach Fiume, wo er in die Marineschule eintrat. Den Anstrengungen des Seedienstes nicht gewachsen, kehrte er bald wieder in das Elternhaus zurück, daselbst sich ganz nach Neigung wissenschaftlichen Studien hingebend. Im Jahre 1847 ging er nach Pesth, um an Toldy’s „Magyar tudósok tára“, d. i. Archiv ungarischer Schriftsteller, mitzuarbeiten. Dieser Literarhistoriker hatte nämlich die Absicht, das von dem bekannten Polyhistor Georg Karl von Rumy [Bd. XXVII, S. 262] geplante Werk über das gelehrte Ungarn, wozu derselbe seit Jahren die Materialien gesammelt und wovon sich das Manuscript in dessen Nachlasse vorgefunden hatte, der Verwirklichung entgegenzuführen und die Biographien ungarischer Schriftsteller nebst dem Verzeichnisse ihrer Arbeiten herauszugeben. Die Revolution scheint dieses Unternehmen entweder unterbrochen oder gar im Keime erstickt zu haben. Im Jahre 1848 betheiligte sich Szabó an dem von Jos. Bajza redigirten „Kossuth-Hirlap“, d. i. Zeitung Kossuth’s, kämpfte aber dann in den Reihen der Rebellen. Nach dem Erlöschen des Aufstandes trat er im Jahre 1850 als Secretär in die Dienste des als Geschichtsforscher bekannten Grafen Joseph Teleki und half demselben bei dem Ordnen und bei Bearbeitung des großen Geschichtswerkes: „Hunyadiak kora“, d. i. Das Zeitalter der Hunyaden. Nach dem Tode seines Gönners wendete er sich dem Lehramte zu und erhielt 1855 eine Professur an der reformirten Schule zu Groß-Körös. Auf dem Gebiete der Geschichte und der klassischen, vornehmlich griechischen Literatur ungemein thätig, hat er mehrere selbstständige Werke verfaßt, sowie zahlreiche Arbeiten in gelehrten Fachschriften und Sammelwerken veröffentlicht. In der griechischen Literatur zog ihn besonders Euripides an; die Uebersetzung der Tragödien: „Iphigenia in Aulis“ und „Iphigenia in Tauris“ erschien in dem von der Kisfaludy-Gesellschaft herausgegebenen „Hellen-Könyvtár“, d. i. Griechische Bibliothek [1849, Heft V und VI]. Die vornehmste Richtung seiner wissenschaftlichen Thätigkeit war aber die geschichtliche, in dieser gewann er insbesondere durch sein polemisches Auftreten immer größere Bedeutung. Er ließ sich nie durch das Gewicht eines berühmten Namens imponiren, sondern legte vielmehr gegen das kritiklose Nachbeten dessen, was ein anerkannter Autor irgendwo geschrieben oder gesagt, stets Protest ein. In Folge dessen sind seine geschichtlichen Forschungen meist polemischer Natur und bald gegen Jerney [Bd. X, S. 169], bald gegen Joseph Grafen Kemény [Bd. XI, S. 150] oder Andere gerichtet. Die meisten dieser seiner Polemiken nahm die ungarische Akademie der Wissenschaften unter ihre Schriften auf. Selbstständig gab er heraus: Teleki’s: „Hunyadiak kora Magyarországon“, d. i. Das Zeitalter der Hunyaden in Ungarn, vom 6. Bande ab aus dem Nachlasse des Grafen; – „Attila. Irta Thierry Amadé. Forditotta ’s jegyzetekkel ellátta“, d. i. Attila. Von Am. Thierry. Uebersetzt und mit Anmerkungen versehen (Pesth 1855, 8°.); – „Attila mondák. Thierry Amadé után forditva“, d. i. Attila-Sagen. Aus dem Französischen des Amadé Thierry übersetzt (Pesth 1863, F. Pfeiffer, 8°.); – „A magyar vezérek kora. Arpádtól Szt. Istvánig“, [112] d. i. Die Zeit der ungarischen Heerführer. Von Arpad bis auf St. Stephan (Pesth 1869, Mor. Ráth, gr. 8°.). Ungleich größer aber ist die Zahl seiner in den Schriften der ungarischen Akademie niedergelegten historischen Abhandlungen; davon seien als die wichtigeren genannt: „A magyarok hadszerkezetéről Árpád korában bölcs Leon szerint“, d. i. Die Kriegsrüstungen der Ungarn im Zeitalter Arpads nach Leo dem Weisen, polemisirend gegen Jerney; – „A bolgár magyar háboru 888 ban“, d. i. Der bulgarisch-ungarische Krieg vom Jahre 888; – „A két magyar nemzetiségről“, d. i. Die beiden Nationalitäten Ungarns; diese Abhandlung und die vorige gleichfalls gegen Jerney; – „Előd vajda“, d. i. Der Wojwode Előd, gegen Kállay polemisirend; – „A tizedik századi bessenyőkről“, d. i. Von den Besseniern des zehnten Jahrhunderts; – „A régi Mikóváráról“, d. i. Von der ehemaligen Mikofestung; – „Az 1533-ki székely krónika hitelességének védelme“, d. i. Das Jahr 1533 der Szekler Chronik und Vertheidigung seiner Glaubwürdigkeit, diese und die vorige Abhandlung gegen Kemény; – „A magyar helynevekről“, d. i. Von den ungarischen Ortsnamen. Die genannten Abhandlungen sind in den ungarischen Akademieschriften der Jahre 1850–1854 enthalten. Mit S. Szilágyi gemeinschaftlich redigirte Karl Szabó die Chronik von Nagykörös. Nicht minder groß als die Zahl seiner im Druck erschienenen Arbeiten ist die seiner Manuscripte; es befinden sich darunter Materialien zu einer Geschichte Ungarns von den Tagen Arpads bis zum h. Stephan; metrische Uebersetzungen der sämmtlichen Lieder Anakreon’s, der Tragödie: „Oedipus“ von Sophokles, der „Elektra“ von Euripides; ferner die ersten vier Bücher Geschichte von Thukydides, des ersten Buches von Herodot, u. m. A. Karl Szabó ist Mitglied der historischen Classe der ungarischen Akademie der Wissenschaften. Als Schriftsteller schreitet er immer im Harnisch daher, stets kampfbereit theilt er seine Schläge nach rechts und links aus, Autorität gilt ihm nichts, der historische Nachweis Alles; freilich mag es auch mit der Giltigkeit desselben manchmal seinen Haken haben.

Kritische Blätter für Literatur und Kunst. Redacteur Dr. I. J. Hanus (Prag und Leipzig, Kober, gr. 8°.) II. Jahrg. (1858), Bd. III, S. 42 u. f.: „Ungarische Literatur“. Von J. Hunfalvy. – Az ország tükre, d. i. Der Reichsspiegel (illustr. Pesther Blatt, kl. Fol.) 9. März 1865, Nr. 19: „Szabó Károly“. – Jelenkor. Politikai és társas élet Encyklopaediája, d. i. Die Gegenwart. Politische und Real-Encyklopädie (Pesth 1858, Gustav Heckenast, gr. 8°.) S. 88. – Danielik (József), Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Második, az elsőt kiegészitő kötet, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Zweiter, den ersten ergänzender Band (Pesth 1858, Gyurian, S. 293.
Porträt. Unterschrift: „Szabó Károly“. Barábas (lith.) 1865, auch in Nr. 10, 1865 von „Az ország tükre“.