Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hansiz, Paul
Band: 7 (1861), ab Seite: 334. (Quelle)
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Hanslick, Eduard (Musikkritiker, geb. zu Prag 11. Sept. 1825). Sohn des gelehrten Bibliographen Joseph H. [s. d. Folgenden], erhielt eine sorgfältige umfassende Bildung und pflegte neben den philosophischen und juridischen Studien mit vorzüglicher Liebe die Musik. Durch 4 Jahre studirte er bei dem ausgezeichneten W. Tomaschek die gesammte musikalische Theorie und das höhere Clavierspiel. Im Jahre 1847 vollendete er seine Studien in Wien und wurde 1849 zum Doctor der Rechte daselbst graduirt. Seit seiner Uebersiedlung nach Wien, welches er nur während eines zweijährigen Aufenthaltes in Klagenfurt verlassen hatte, nahm sich H. thätig der ziemlich verwahrlosten musikalischen Kritik in Wien an. Er wirkte namentlich durch sein stehendes Referat in der „Wiener Zeitung“ (1848, 1849) und später der „Presse“ (von 1855 an), ferner durch Aufsätze in den „österr. Literaturblättern“, den „Sonntagsblättern“, und verschiedenen Musikzeitungen. Sein Hauptbestreben war auf eine Erfrischung der alten stagnirenden Musikzustände Wiens durch die geistlichen Elemente der nachbeethoven’schen Zeit gerichtet. Für Rob. Schumann trat H. der Erste in Oesterreich auf und blieb lange Zeit der einzige. Später finden wir ihn als einen der einflußreichsten Bekämpfer der „Zukunftsmusik“. Einen bleibenden literarischen Namen erwarb sich H. durch seine 1854 in Leipzig erschienene Schrift: „Vom Musikalisch-Schönen“, welche die bisherigen Grundbegriffe der musikalischen Aesthetik einer scharfen Kritik unterzieht und die Grundlagen zu einer wahrhaft wissenschaftlichen Behandlung der Aesthetik der Tonkunst entwirft. Die Schrift H.’s, welche ein Jahr später in zweiter verbesserter Auflage erschien, verhält sich scharf polemisch gegen die Prinzipien der sogenannten Zukunftsmusiker, namentlich Richard Wagner’s und Lißt’s; bestreitend, daß der Musik auf Kosten ihres wahren Wesens äußerliche Deutungen aufgezwungen werden können und daß die mangelnde formale Schönheit durch einen [335] pretendirten „poetischen Inhalt“ ersetzbar sei, führt er seine Ansicht in philosophisch-scharfsinniger Form durch, ohne jedoch den Gegenstand zum Abschlusse gebracht zu haben, wie es die kleine Literatur beweist, welche durch seine Schrift hervorgerufen worden und welche theils zustimmender, theils gegnerischer Tendenz ist. Von den selbstständigen hierauf bezüglichen Schriften nennen wir unter A.: Ambros, „Die Grenzen der Musik und Poesie“; Kullak, „Das Musikalisch-Schöne“, Graf Laurencin, „Eduard Hanslick’s Lehre vom Musikalisch-Schönen. Eine Abwehr.“. Im Jahre 1856 habilitirte sich H. als Privatdocent für Geschichte und Aesthetik der Tonkunst an der Wiener Universität und wurde 1861 zum außerordentlichen Professor dieses Faches ernannt. Durch H. ist zum erstenmale die wissenschaftliche Behandlung der Musik an einer österreichischen Universität vertreten worden. In der Fastenzeit 1859 und 1860 hielt H. jedesmal einen Cyclus von acht Vorlesungen (im Saale der Singakademie) vor einem zahlreichen, aus Herren und Damen bestehenden Publikum. Bei diesen, wie bei seinen Universitätsvorträgen, führte H. consequent (und unsers Wissens der Erste) die Methode durch, die Vorträge durchgehends durch Aufführung praktischer Beispiele aus der Geschichte (am Clavier oder durch Sänger) zu erläutern und zu illustriren. Der erste Cyclus von H.’s öffentlichen Vorlesungen behandelte die „Geschichte der Oper“; der zweite die Geschichte der älteren Musik bis Haydn. Im Winter 1860 wurde H. zum artistischen Beirathe des Hofoperntheaters ernannt, eine Stelle, die er schon nach wenigen Wochen niederzulegen beabsichtigte, indem er, neben dem Director Salvi für das Interesse der wahren Kunst zu wirken, sich außer Stand fühlte. Jedoch wurde, wie spätere Nachrichten meldeten, der obwaltende Zwiespalt, mindestens vor der Hand beigelegt. H. bekleidet gegenwärtig neben seiner (unbesoldeten) Professur die Stelle eines Ministerialconcipisten in der Unterrichtssection des Staatsministeriums.

Presse 1858, Nr. 69: „Ueber Liszt’s Graner Festmesse“; Nr. 72: „Die Anfänge der Oper“. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) Jahrg. V (1846), S. 1175: „Ueber Robert Schumann“; – Jahrg. VI (1847), S. 96: „Ueber Meyerbeer“. – Im Wiener Boten (Beilage der „Sonntagsblätter“) 1847, Nr. 44: Ueber Mendelssohn’s „Elias“.