Pomologische Monatshefte:1. Band:7. Heft:Beschreibungen neuer Pflaumensorten

Pomologische Monatshefte
Band 1, Heft 7, Seite 281–284
Georg Liegel
fertig
  >>>
Ueber die Form der Kernobstfrüchte und die Normalform insbesondere
[281]
Beschreibungen neuer Pflaumensorten.
Vom Hrn. Dr. G. Liegel, Apotheker zu Braunau am Inn.

371. Die Waterloo-Pflaume. I. Rang. I. Klasse, I. Ordnung, III. Unterordnung. Eine große, gelbe, ovale Zwetsche.

Der Baum wird groß und ist fruchtbar.

Die Frucht ist mehr als mittelgroß, 1 Zoll 8 Linien hoch, 1 Zoll 3 Linien breit, 1 Zoll 1 Linie dick, umgekehrt eiförmig, oben flach abgerundet, unten stumpfspitz, auf beiden Seiten stark gedrückt, der Rücken ist etwas mehr ausgebogen, die größte Breite liegt mehr nach oben, der Bauch bildet eine stumpfe Schneide. Die Nath drückt den Rücken flach und theilt ungleich. Der Stempelpunkt liegt auf einer schiefen Spitze, mehr nach dem Rücken gestellt.

Der Stiel ist sehr lang, mißt 14 Linien, ist dünn, fast kahl, sitzt in einer seichten, engen Höhle.

Der Duft ist weißlich, dünn.

Die Farbe ist grünlich-gelb, voll mit rothen Punkten und rothen Flecken angesprengt. Die Haut ist dick, abziehbar.

Das Fleisch ist weißlich-gelb, härtlich, saftig, von einem zuckersüßen, sehr edel aromatischem Geschmack.

Der Stein liegt hohl im Fleisch, ist 2 Linien hoch, 6 breit, 3 dick, einseitig oval, oben und unten stumpfspitz, die Breite in der Mitte, der Rücken mehr ausgebogen, dessen Mittelkante erhoben und stumpf, Backen rauh, Bauchfurche breit, seicht.

Die Frucht zeitigt in der Mitte des September.

Die Waterloo ist eine auserlesene gute Frucht, die Verbreitung verdient. Sie ist kenntlich durch ihre zusammengedrückte Zwetschenform, grünlich-gelbe Farbe, und durch den edlen Geschmack.

Ich erhielt davon Bäume von van Houtte zu

Gent und von Ad. Papeleu zu Wetteren, beide in Belgien. Siehe syst. Handbuch der Obstkunde v. J. G. Dittrich, 2. Band, Seite 221. Ver. Frauendorfer Blätter 1848, S. 92. Sie wurde erzogen von van Mons in Löwen aus einem Stein der gelben Eierpflaume. Dieser erhob sie über die Große grüne Renklode, welchem Lob der Verfasser doch nicht beipflichten möchte. Dittrich

setzt die Reifzeit im Oktober an, was irrig ist.

190. Die neue Agener Pflaume. II. Rang. I. Klasse, I. Ordnung, I. Unterordnung. Eine mittelgroße, dunkelblaue, ovale Zwetsche.

Der Baum wächst sehr lebhaft, treibt [282] frühe Blüthen, hat große, dunkelgrüne, auf der Oberfläche charakteristisch stark glänzende Blätter, und scheint tragbar zu seyn.

Die Frucht ist mittelgroß, 1 Zoll, 5 Linien hoch, 1 Zoll, 2 Linien breit, und ½ Linie mehr dick, kurz oval, oben und unten ziemlich gleich gerundet, Rücken und Bauch sind fast gleich erweitert, die Breite liegt in der Mitte. Die Naht kaum kenntlich, theilt ungleich. Der Stempelpunkt liegt oben in der Mitte etwas vertieft.

Der Stiel ist dünn, kahl, 10 Linien lang, sitzt in einer sehr seichten Höhle, in der Mitte der Frucht.

Der Duft ist dick, bläulich.

Die Farbe ist fast schwarzblau mit goldfarbenen Punkten und Rostflecken besetzt. Die Haut ist dünn, abziehbar.

Das Fleisch ist weißlich-grün, saftig, etwas weich, von einem süßen, angenehmen, kaum merklich säuerlichen Geschmacke.

Der Stein löst sich nicht, ist 10 Linien hoch, 6 breit, 4 dick, oval, oben und unten stumpf, Rücken mehr ausgebogen, dessen Kanten stumpf, Backen etwas afterkantig, rauh, Bauchfurche seicht, die Breite in der Mitte.

Die Frucht zeitigt im 2 Drittel des September.

Da diese Frucht einen der gemeinen Zwetsche ähnlichen Geschmack, eine ihr ähnliche Farbe, Größe und Form hat, so möchte sie auf dem Obstmarkte ihr Glück machen, indem sie mehr als 14 Tage früher zeitigt, löst sich aber hart vom Stein.

Ich erhielt davon einen Baum von Ad. Papeleu zu Wetteren in Belgien, mit Namen Agener-Pflaume. Der Verfasser beschrieb eine Agener-Pflaume Nr. 147 in den ver. Frauendorfer Blättern 1849, Seite 74, und in seiner Beschreibung neuer Obstsorten, 1. Heft, Seite 28, im Jahre 1851. Diese Frucht erhielt ich von Bollweiler 1842 und ist von der oben beschriebenen ganz verschieden, die ich zum Unterschied auch Neue Agener-Pflaume nannte, beide Früchte führen daher verschiedene Nummern. Schon früher erhielt ich von Herrn Kunstgärtner Rinz in Frankfurt statt der Agener-Pflaume die Blaue Renklode Nr. 49 unter dem Namen Robe de Sergent. Im Album de Pomologie von J. Bivort, IV Tom. Brüssel 1851, ist eine Agener-Pflaume beschrieben und mit einer Zeichnung versehen, die von den vom Verfasser kultivirten 2 Sorten wieder gänzlich abweicht. Wo ist nun die wahre, echte Agener-Pflaume zu suchen? Welche von diesen 3 Früchten ist die echte? Die Agener-Pflaume soll zu Prünellen vorzüglich geeignet seyn. Heißt in Frankreich Prune d’Agen, prune d’Ante, prune robe Sergent.

304. Columbia. I. Rang. II. Klasse, II. Ordnung, II. Unterordnung.

Eine mittelgroße, braun-rothe, plattgedrückte, runde Damascene.

Der Baum wird groß und scheint tragbar zu seyn.

Die Frucht ist mittelgroß, bisweilen fast groß, 1½ Zoll hoch und ebenso dick, 1 Zoll 5 Linien breit, plattgedrückt-rund, oben mehr flach als unten, Rücken und Bauch gleich erhoben, die Breite in der Mitte. Die Naht drückt den Rücken wenig, und theilt ziemlich gleich. Der Stempelpunkt sitzt oben in der Mitte, in einer tiefen, breiten Höhle.

Der Stiel ist dünn, kahl, lang, mißt 10 Linien, sitzt in einer engen, tiefen Höhle, ziemlich in der Mitte.

Der Duft ist bläulich, dünn.

Die Farbe ist braunroth, mit goldfarbenen Punkten sehr zahlreich besetzt.

Die Haut ist dick, abziehbar.

Das Fleisch ist weißlich-gelb, härtlich, saftig, von einem zuckersüßen, sehr edeln Geschmacke.

Der Stein löst sich, ist 10 Linien hoch, 8 breit, 5 dick, oben abgerundet, unten vorgeschoben stumpfspitz, Breite in der Mitte, der Rücken mehr erhoben, hat 3 aprikosenartig [283] erhobene, weit von einander entfernte Kanten, die mittlere stark erhoben und scharf, die Backen rauh, etwas afterkantig, die Bauchfurche seicht, breit.

Die Frucht zeitigt Anfangs September.

Die Columbia ist eine sehr schöne, edle, fast große Frucht, aller Aufmerksamkeit werth. Sie ist in Allem, selbst auch dem Steine, sehr ähnlich der blauen Renklode, der Geschmack scheint aber noch mehr erhaben zu seyn. Liegel’s system. Anleitung zur Kenntniß der Pflaumen. II. Heft, Seite 248.

Ich erhielt davon Zweige von Heinrich Behrens in Lübeck aus Amerika.

236. Die Kölnische Pflaume. I. Rang. Prune de Cologne. II. Kl., I. Ord., II. Unterord. Eine mittelgroße, braunrothe, rundliche Damascene.

Der Baum treibt lebhaft, blüht mit großen Blumenblättern und ist mäßig fruchtbar.

Die Frucht ist mittelgroß, 1 Z. 5 L. hoch, ebenso dick und ½ Linie weniger breit; ihre Gestalt ist verschoben-rundlich, nach oben und unten fast gleich ablaufend und etwas flach gedrückt; der Rücken und Bauch sind gleich, weit erhoben, die Breite liegt in der Mitte. Die Nath drückt den Rücken flach und theilt die Frucht in ungleiche Hälften. Der Stempelpunkt liegt in der Mitte des Kopfes in einer flachen, seichten Vertiefung.

Der Stiel ist 9 Lin. lang, dünn, kahl und sitzt in einer seichten, engen Höhle in der Mitte.

Der Duft ist weißlich und dünn.

Die Farbe ist braunroth, oft etwas blaßroth; gelbliche Punkte sind darauf weitläufig vertheilt.

Die Haut ist dick, abziehbar.

Das Fleisch ist weißlich-gelb, weich, saftig, von einem süßen, recht angenehmen Geschmack.

Der Stein löst sich, ist 10 Lin. hoch, 7 Lin. breit, 4 dick, oval, oben und unten stumpf, der Rücken mehr aufgeworfen, die Mittelkante desselben etwas erhoben und stumpf, die Breite in der Mitte, die Backen rauh, afterkantig; die Bauchfurche ist enge.

Die Frucht zeitigt im 1. Drittel des September.

Die Kölnische Pflaume ist zwar eine schöne, fast mehr als mittelgroße, gute Frucht, hat aber ein weiches Fleisch, und gehört wohl nach dem Geschmacke in den ersten, aber nicht in den allerersten Rang. Sie ist ähnlich in der Größe, Form und Farbe der Rothen Aprikosenpflaume Nr. 108. Liegel’s system. Anl. zur Kenntniß der Pflaumen, II. Heft, Seite 202.

Ich erhielt einen Baum von Ad. Papeleu in Wetteren in Belgien.

342. Die Bingham’s-Pflaume. I. Rang. Binghams Plum. I. Klasse, II. Ordnung, III. Unterordnung. Eine große, grünlich-gelbe, verschoben-ovale Zwetsche.

Der Baum hat einen starken Trieb und ist tragbar.

Die Frucht ist groß, 1 Zoll, 9 Linien hoch, 1 Zoll, 7 Lin. dick, 1 Zoll, 6 Lin. breit; sie ist verschoben-oval, nach oben und unten ziemlich gleich ablaufend, auf beiden Seiten gedrückt, der Rücken ist breitgedrückt, der Bauch bildet eine stumpfe Schneide, die Breite liegt in der Mitte. Die Naht ist meistens etwas eingedrückt und theilt ungleich. Der Stempelpunkt liegt in der Mitte des Kopfes, aber nicht auf der Spitze, die sich nach der Bauchseite erhebt.

Der Stiel ist 11 Linien lang, kaum merklich behaart, dick, sitzt in einer engen, tiefen, schiefen Höhle in der Mitte.

Der Duft ist dünn, weißlich.

[284] Die Farbe ist grünlich-gelb, schwache, weißliche Punkte sind zahlreich aufgetragen, rothe Punkte und rothe Flecken findet man fast bei jeder Frucht. Die Haut ist dünn, nicht gut abziehbar.

Das Fleisch ist grünlich-gelb, gröblich, faserig, saftig, weich, glänzend, von einem zuckersüßen, aromatischen Geschmacke.

Der Stein hängt fest am Fleische, 1 Zoll hoch, 8 Linien breit, 5 Linien dick, einseitig oval, oben rund, mit einer Spur einer Spitze, die Mittelkante des Rückens ist nach unten flügelartig breit erhoben, dünn, scharf, Bauchfurche seicht, breit, Backen rauh, etwas afterkantig, Breite in der Mitte, der Rücken mehr aufgeworfen.

Die Frucht zeitigt im letzten Drittel des August.

Die Bingham ist zwar eine große, gute, noch frühe Frucht, löst sich aber hart vom Stein, das Fleisch ist grobfaserig und weich, und gehört nicht zu den ganz edeln Früchten.

Die Frucht kömmt in der Form, Farbe, Größe, Zeitigung, der Großen, weißen Damascene Nr. 82 sehr nahe, Liegel’s system. Anleitung zur Kenntniß der Pflaumen etc. II. Heft, Seite 160.

Ich erhielt davon einen Baum von Herrn Behrens in Lübeck. Eine amerikanische Frucht.

285. Monroe. I. Rang. II. Klasse, I. Ordnung, III. Unterordnung. Eine kleine, ovalrunde, gelbe Damascene.

Der Baum hat einen kräftigen Wuchs, große, steife Blätter und scheint sehr fruchtbar zu seyn.

Die Frucht ist klein, 15 Linien hoch, 12 breit und dick, oval, oben und unten stumpfspitz, um die Mitte rund, der stärkste Durchmesser liegt in der Mitte. Rücken und Bauch sind gleich erhoben. Die Naht drückt den Rücken wenig, theilt ungleich. Der Stempelpunkt liegt oben auf der Spitze in der Mitte.

Der Stiel ist dünn, kahl, 7 Linien lang, steckt in einer engen, seichten, vorgeschobenen Spitze in der Mitte der Frucht.

Der Duft ist weißlich und dünn.

Die Farbe ist gelb, mit zahlreichen, rothen Punkten und einzelnen rothen Flecken besetzt. Die Haut ist dick, abziehbar.

Das Fleisch ist gelb, überfließend vom Saft, etwas fest, von einem zuckersüßen, delikaten, aromatischen Geschmacke.

Der Stein löst sich nicht, ist 8 Linien hoch, 6 breit, 4 dick, verschoben lanzettförmig, oben scharf, unten stumpfspitz, der Rücken ist mehr ausgebogen, dessen Mittelkante erhoben und scharf, die Breite mehr nach unten, die Backen wenig rauh, die Bauchfurche enge.

Die Frucht zeitigt im 1. Drittel des September.

Die Monroe ist zwar eine delikate, saftige Frucht, allein sie ist klein und löst sich hart vom Steine, was ihren Werth herabsetzt.