Pomologische Monatshefte:1. Band:3. Heft:Ueber Aufbewahrung von Winterobst im Freien

Pomologische Monatshefte
Band 1, Heft 3, Seite 103–104
Wilhelm Haffner, Eduard Lucas
Fruchtlagerung
fertig
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Erfahrungen über das Ringeln
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Bemerkung über die Zwetschenernte von 1854 in Thüringen
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Ueber Aufbewahrung von Winterobst im Freien.

Ein eifriger Pomolog und fleißiger Beobachter, der Herr Postexpeditor W. Haffner in Cadolzburg, Bruder des Besitzers der großen dortigen Obstbaumschule, schrieb mir unter’m 13. Jan. 1854: „Ich habe wahrgenommen, daß Herbst- und Winterbirnen und Aepfel sich viel länger und fast ohne daß die Nachreife sichtlich weiter schreitet, dadurch aufbewahren lassen, daß man sie im freien Garten an trockenen Stellen, wo das Wasser leicht abläuft, auf ein Lager von trockenem Laub legt und mit solchem etwa ½′ hoch zudeckt. Der Frost schadet den Früchten gar nichts und bei Anfang des Frühlings sind sie gerade so, als ob sie erst vom Baum kämen; sogar fleckige Birnen, die in der dumpfen Kellerluft bald faulen, bleiben ganz gut. Dieses Verfahren dürfte einer sorgfältigeren Prüfung würdig und wenigstens bei gerne welkenden Reinettensorten gewiß beachtenswerth seyn.“ In einer spätern Zuschrift bemerkte mir Herr W. Haffner noch weiter, er sammle das Laub bei schöner trockener Witterung und bringe es auf die Nordseite einer Mauer, indem durch öfteres Aufthauen des Schnee’s dasselbe bald durchnäßt werde und legt in dasselbe sein Obst bei gehöriger Ueberdeckung mit Laub ein. Eine Parthie früher an einer Südwand in gleicher Weise überwintertes Obst wäre durch das Eindringen des Schneewassers beinahe zu Grunde gegangen.

Diese Erfahrungen sind von großem praktischem Werth und können in Jahren, wo uns ein reicher Obstsegen bescheert ist, von größtem Nutzen werden. Daß man im Frühjahr unter dem Baumlaub öfters noch völlig gut erhaltene Früchte gefunden, ist zwar nichts Neues, allein solche mehrjährige Beobachtungen über das Durchwintern von Obst in besonders dazu hergerichten Laubhaufen sind doch meines Wissens noch nicht bekannt gemacht worden.

Ich schließe diesem einige Erfahrungen bei Versuchen, die ich mit Durchwintern von Obst in Erdmiethen machte, an.

Ein solcher Versuch wurde im Winter 1847–1848 angestellt, lieferte aber keine Resultate, da die Miethe durch Obstfreunde, denen es wenig um Gelingen meines Versuchs zu thun gewesen seyn muß, geplündert wurde, so daß ich Mitte März kaum noch ¼ der eingemietheten Früchte vorfand und [104] diese durch den Zutritt der Luft und öfteres Umstören ziemlich fleckig geworden waren. Uebrigens waren mehrere Stücke Königl. rother Kurzstiel, Reinette von Lüneville, Hieroglyphen-Reinette noch recht gut und nach sorgfältigem Abwischen ohne allen erdigen Beigeschmack.

Ein späterer Versuch (1849) mit 5 Sri.[WS 1] (1 Sri. = 35 Pfd.) vom Großen rheinischen Bohnapfel gelang besser. Ich ließ eine 1′ tiefe und 3′ breite Grube an einer trockenen, aber nicht zu warm gelegenen Stelle im Garten aufwerfen und brachte die oben genannten sorgfältig gebrochenen Bohnäpfel, indem ich mit einem Lager von Stroh auf etwas Reißig gelegt, zuerst den Boden bedeckte, in einem nach oben spitz zulaufenden stumpfen Kegelhaufen in die Miethe; belegte die Früchte ringsum mit Stroh und nun wurde wie gewöhnlich Erde angeworfen und die Miethe geschlossen. Dies geschah Anfang November; zu Ende März, als die Oeffnung dieser fast ganz oberirdischen Miethe stattfand, zeigten sich noch 4 Sri. vollkommen frisch und gut, 1 Sri. war mehr oder weniger fleckig, und während die ersteren sehr frisch und gut schmeckten, hatten die fleckigen einen sehr widerlichen Beigeschmack.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Simri, altes süddeutsches Hohlmaß