Pomologische Monatshefte:1. Band:2. Heft:Ueber den Sommerschnitt der Fruchtbäume

Pomologische Monatshefte
Band 1, Heft 2, Seite 71–72,
unter: Notizen und Mittheilungen aus Zeitschriften
T. Moore
On the Summer Pruning of Fruit Trees. In: The Floricultural Magazine, and Miscellany of Gardening. Bd. 6 (1841/42), Nr. 61, S. 7–11 Google
Sommerschnitt
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[71] Ueber den Sommerschnitt der Fruchtbäume. Von T. Moore. Aus dem Englischen im Auszug übertragen von Herrn Grafen von Palffy.

Man versteht unter Sommerschnitt die Entfernung eines Theiles der jungen Triebe eines Baumes in krautartigem Zustand, von denen eine beträchtliche Anzahl unnöthig erzeugt werden. Es muß diese Operation als eine rein künstliche betrachtet werden, die ihr Vorbild nirgends in der Natur findet. Ihr Zweck ist den von der Pflanze aufgenommenen Saft zu schonen; dasselbe geschieht auch indem die Wurzeln auf einen bestimmten Umkreis beschränkt und genöthigt werden, sich nahe der Oberfläche auszubreiten. Ueberflüssig sind, wie bekannt, zunächst alle am Spalier nach vorn und hinten wachsenden Zweige und alle die welche unregelmäßig und zu gehäuft stehen; es ist klar, daß nach Entfernung derselben der vorhandene Saft sich in die bleibenden Zweige und Früchte ergießt, und deren Größe und Vollkommenheit dadurch befördert wird. Durch die ferner zugleich bewirkte vermehrte Einwirkung von Luft und Licht wird auch das Holz vollkommen zur Reife gebracht; hiebei wird immer vorausgesetzt, daß sich die Wurzeln in gutem Zustand befinden, aber auch nicht im Uebermaße Nahrung zuführen.

Ich will nur die vorzüglichsten Punkte dieser Arbeit beschreiben, die bei den folgenden Arten von Fruchtbäumen anzuwenden sind.

1) Pfirsich. Die Zeit wo bei diesen die Operation beginnt, ist Anfang Mai, wo eine Auswahl unter jenen Trieben getroffen wird, die den Baum regelmäßig mit Tragholz für das nächste Jahr bekleiden und die vorkommenden Lücken gut ausfüllen sollen. Bei diesem ersten Beschneiden (dressing) werden alle jungen Triebe, an deren Basis sich keine Frucht befindet, weggenommen mit der Ausnahme, daß man an den ein Jahr alten Schoßen von 8 bis 14″ Länge außer dem Leitzweig 2 gegenüberstehende Triebe möglichst nah an ihrer Basis stehen läßt und daß man auf dem unter 8″ langen vorjährigen Holz einen solchen Schoß beibehält. Um leere Stellen mit Holz auszufüllen, werden kräftige Triebe, die in der Nähe wachsen, gelassen und dieselben im Juni eingestutzt, wodurch 2–3 Seitenzweige erlangt werden, die gewöhnlich bis zum Herbst ausgereift sind. Nur zu diesen Zweck soll das junge Holz geschnitten, sonst aber in keinem Fall in seinem Wachsthum aufgehalten werden.

Sobald als die Steinbildungsperiode (zugleich der erste Trieb) vorüber ist, werden die Triebe wiederum geordnet, die welche man beibehielt, müssen sorgfältig angeheftet werden, die Zweige welche Früchte an ihrer Basis haben, werden auf ungefähr 3 Augen geschnitten.

Würde dieser Schnitt früher geschehen, so wäre die Steinbildung unterbrochen worden, während jetzt der Saft allein der kräftig wachsenden Frucht zuströmt und deren Wachsthum sehr befördert. Einer der größten Uebelstände bei der Behandlung der Pfirsiche ist die alte und irrige Praxis, zu viele Triebe zu lassen, was nicht nur viele Zeit und Mühe zum Anheften derselben erfordert, sondern unnöthiger Weise den Baum erschöpft und die Früchte beschattet; diese unnützen Triebe müssen daher bei dem nächsten Winterschnitt entfernt werden. Es ist bekannt, daß die Triebe des Pfirsich’s den ganzen Sommer über beobachtet, nach Bedürfniß angebunden und durch das gradere oder schrägere Anheften zu kräftigerm oder schwächerm Wuchs gebracht werden müssen.

In Verbindung mit der Regulierung der Triebe ist das Verdünnen der Früchte, welches sobald dieselben die Größe einer Erbse erreicht, schon vorgenommen wird und wozu man sich einer schmalen und spitzigen Schere bedient. Dieses Verdünnen der Früchte geschieht mehremal; beim ersten werden nur jene, die zu gehäuft beisammen stehen und einander drücken weggenommen. Das zweite geschieht, wenn die Früchte die Größe der Stachelbeeren erreicht, und das dritte am Schluß der Steinbildung. Bestimmte Regeln über die Verdünnung lassen sich nicht geben, im Allgemeinen soll man jungen und schwachen Bäumen weniger Früchte lassen als den starken und kräftigen, und großfrüchtige Sorten stärker verdünnen als kleinfrüchtige.

Aprikosen. Wie bei der Pfirsiche besteht auch hier der Sommerschnitt in der Entfernung unregelmäßiger, überflüssiger und zu üppiger Triebe. Die nöthige Versorgung mit jungem Holz muß auch hier beachtet werden; das Verdünnen der Früchte geschieht bei Aprikosen weniger, doch wenn es geschieht, ist eine frühe Verdünnung sehr anzurathen.

Wein. Bei dem Sommerschnitt des Weines ist es nöthig jene Schosse auszuwählen, die man zur Produktion von Früchten für das nächste Jahr braucht; hierbei ist Rücksicht zu nehmen, daß dieselben gleichförmig auf den ganzen Stock vertheilt sind. Wenn man eine lange Schnittmethode hat, so muß darauf gesehen werden, daß sich diese Triebe in ihrer ganzen Länge ausdehnen können. Alle anderen Triebe können im Wuchs aufgehalten werden und einige Augen über den Trauben [72] eingekürzt, sowie die Geiztriebe auf ein Gelenk eingestutzt werden; die Gabeln werden entfernt. Wenn man den Zapfenschnitt anwendet, ist es nur nothwendig bei dem ersten Gelenk über der Traube zu stutzen, und ausgenommen, wenn man leere Räume ausfüllen will, alle Schosse zu entfernen, die keine Frucht tragen.

Pflaumen und Kirschen. Diese verlangen ebenfalls ein Ordnen ihrer Sommerschosse im Mai und wiederum im Juli, wo schlechtgestellte Triebe und die, die zu nahe am alten Holz sind, entfernt werden. Diejenigen, welche man zur Erzeugung von Bouquetzweigen zu erhalten wünscht, werden auf 1 oder 2 Augen eingestutzt. Weichseln verlangen ein starkes Verdünnen, da diese eine größere Zahl von jungen Trieben entwickeln, als Kirschen. Es müssen auch besonders die als Zwergbäume angepflanzten Pflaumen und Kirschen auf die genannte Art behandelt, und zu starke und zu dicht stehende Triebe entfernt werden, damit Licht und Luft in das Innere des Baumes eindringen kann.

Aepfel und Birnen. Diese Bäume tragen ihre Früchte an natürlichen oder durch den Schnitt erzeugten künstlichen Fruchtsporen (spurs). Diese Fruchthölzer (Quirlholz) produziren aber statt Früchten eine unnöthige Menge von schlechtem oder unfruchtbarem Fruchtholze (breast wood), in Folge einiger Hauptkulturfehler, namentlich in Folge des zu tiefen Pflanzens oder wenn sie in zu reichem Boden stehen; hier ist auch nicht leicht zu helfen. Der Schnitt hat wenig Wirkung außer wenn diese Sporen dicht am alten Holz weggeschnitten werden. Wahrscheinlich ist das beste Mittel den Baum zu heben, ihm die stärkern Wurzeln wegzuschneiden und nur die kleinern Wurzeln beizubehalten.

Beim Zurückpflanzen sorgt man dafür, daß die Wurzeln in eine so viel wie möglich horizontale Lage kommen.

Zugleich muß aber auch die Krone verjüngt und die Aeste nahe am Stamm abgeschnitten werden, wonach sich eine große Anzahl junger kräftiger Schoße bilden, aus denen man eine neue Baumkrone formt. Es ist dieß das beste Verfahren um einem solchen radikalen Fehler abzuhelfen, indem Ringeln und andere Mittel hier nicht helfen können.

Was die Sommertriebe betrifft, die zu entfernen sind, so sollen diese möglichst frühe, ehe sie die Gestalt von Sporen erhalten haben, eingekürzt werden.

In diesem Fall bricht man sie auf 2 oder 3 Augen ein und läßt den gebrochenen Theil daran hängen; hierdurch hat man die Wahrscheinlichkeit, daß die unteren Knospen früher fruchtbar werden.

Zwergbäumen von Aepfeln und Birnen ist der Sommerschnitt besonders förderlich, indem dadurch eine Anzahl von Sommerschossen entfernt werden, andere verkürzt um Fruchtholz zu erzeugen, und man behält nur einige gesunde Schosse unverkürzt um die Stellen auszufüllen, die leer geworden oder wo Zweige absterben wollen.

Wenn ein zu üppiger Wuchs vorhanden ist, so kann das oben angegebene Heben und höher Setzen mit großem Vortheil angewendet werden.

Auch bei Johannis- und Stachelbeeren ist der Sommerschnitt vortheilhaft, indem dadurch unregelmäßige Schosse, oder solche welche doch bei dem Winterschnitt weggenommen werden müssen, entfernt werden. Bei den Himbeeren werden durch den Sommerschnitt die überflüssigen Wurzelschosse entfernt.

Ich kann diese Abhandlung nicht beendigen, ohne zu erwähnen, daß einer der größten Fehler beim Pflanzen der Bäume der ist, daß man dieselben entweder zu tief oder in zu üppigen Boden setzt. Die Rabatten für Fruchtbäume sollen höher als das Land ringsum seyn und brauchen selten mehr als 2–2½ Fuß Bodentiefe zu haben, unter welcher Tiefe der Boden undurchdringlich für die Wurzeln gemacht werden soll. Der Untergrund soll in allen Fällen trocken seyn und wenn er es nicht von Natur ist, so muß durch eine wirksame Drainage dafür gesorgt werden. Beim Pflanzen soll der Baum stets etwas aufgehoben, die Wurzeln in eine möglichst horizontale Lage gebracht und bei trockenem Wetter eingeschlemmt werden; der Boden soll auch beim Pflanzen so locker und mürbe als möglich seyn, damit die Wurzeln sich vollkommen ausbreiten können; die meiste und beste Nahrung erhalten dieselben nahe an der Oberfläche.