Wilhelm Haan: Sächsisches Schriftsteller-Lexicon, Robert Schaefer’s Verlag, Leipzig 1875, S. 268–270.
fertig
Quellseite im Index
Karl Benjamin Preusker in Wikisource
Karl Benjamin Preusker in der Wikipedia
GND-Nummer 100232469
DNB, Werke
weitere Angebote
Abkürzungsverzeichnis
[268]

1853 Königl. Sächs. Rentamtmann a. D. zu Großenhain, Ritter des Königl. Sächs. Verdienst-Ordens und Inhaber der Königl. Preuß, großen goldenen Medaille für Wissenschaft und Kunst, Ehrenbürger der Städte Großenhain u. Löbau, Mitglied von gelehrten und Gewerbe-Vereinen,

geboren am 22. September 1786 zu Löbau als Sohn eines dasigen Handelsmanns. Nachdem er seit 1803 das Lyceum zu Löbau besucht hatte, trat 1805, schon 19 Jahre alt, als Lehrling in die Köhler’sche Buchhandlung zu Leipzig ein, um Buchhändler zu werden. Während sein Chef 1808 als französ. Gefangener von seinem Geschäft getrennt war, führte P. dasselbe zu solcher Zufriedenheit, daß er Ende 1808 freigesprochen ward, erlangte sodann in der Schulbuchhandlung von Campe in Braunschweig eine Anstellung, mußte aber der politischen Zustände wegen, die den Buchhandel ins Stocken brachten, in das Geschäft des Vaters eintreten, bis es ihm gelang, nach der Schlacht bei Leipzig sich in die Banner freiwilliger Sachsen aufnehmen zu lassen, und wurde 1814 dem sächsischen General v. Tettenborn als Brigade-Secretair beigegeben. Bald zum Regiments-Quartiermeister des 5. Landwehr-Regiments avancirt, marschirte er mit diesem bis an den Rhein. Später, nach dem Wiener Friedensschluß, zum sächs. Armeecorps im Nord-Departement Frankreichs versetzt, besuchte er Paris, kehrte [269] 1817 mit dem 2. Schützen-Bataillon nach Sachsen zurück und erhielt in der Garnison Leipzig erwünschte Gelegenheit, seinen Wunsch die Universität zu besuchen, auszuführen und benutzte die erlangte Erlaubniß zum Acceß im dasigen Rentamt. 1821 ward das Schützen-Bataillon nach Döbeln versetzt und erst 1824 gelang es ihm, als Rentamtmann in Großenhain angestellt zu werden. Hier nun wendete er von da an, neben seinen Amtsgeschäften, seine Forschungen und wissenschaftlichen Bestrebungen der deutschen Alterthumskunde zu und bemächtigte sich durch eigene Nachgrabungen und Untersuchung der Ueberreste heidnischer Vorzeit dieser Wissenschaft so, daß es ihm möglich ward, die unten angeführten darauf bezüglichen Schriften herauszugeben. Besonderes Verdienst erwarb er sich durch Gründung einer gewerblichen Sonntagsschule zu Großenhain 1829 (von ihm 40 Jahre lang geleitet und seitdem von 2600 Zöglingen besucht), desgleichen durch Errichtung eines Gewerbvereins im Jahre 1832 und einer Stadtbibliothek (der ersten im Königr. Sachsen, enth. 3000 Bde.) in seinem Wohnorte. Die Dankbarkeit der sächs. Gewerbvereine hat zur künftigen Erinnerung an ihn 1866 eine Preuskerstiftung ins Leben gerufen, deren Zinsen für junge Gewerbtreibende zum erleichterten Besuch einer höheren Gewerbschule bestimmt sind und deren Capital bereits über 1000 Thaler beträgt. In seinen höheren Jahren gewährten ihm die Fortführung der oben genannten Anstalten sowie seine nachhaltigen Sammlungen, darunter eine Collection von 4000 Autographen, genügende Beschäftigung. Dem 84jährigen Greise ward vom Stadtrath und Stadtverordneten-Collegium beim Rücktritt vom Sonntagsschuldirectoriat eine Dankesadresse in einem schön ausgeführten Diplom überreicht.


Ueber die Literatur der Militär-Oekonomie. Leipzig, 1824. Leich.

Oberlausitzer Alterthümer. Mit Abbildungen. Görlitz, 1829. Anton. 12½ Bgn. 1 Thlr. 4 Ngr.

Ueber einige bei Radeberg gefundene Urnen. Mit Abbildungen. Halle, 1828. Ruff. 4 Bgn. 12 Ngr.

Ueber Mittel und Zweck der vaterländischen Alterthumsforschung. Leipzig, 1829. Hartmann.

Andeutungen über Sonntags-, Real- und Gewerbschulen, Vereine, Bibliotheken und andere Förderungsmittel d. Gewerbfleißes. 1834. – 2. völlig umgearb. Auflage u. d. T.: „Bausteine“ 3 Thle. Ebendas. 1835. 44 Bgn. 2 Thlr.

Der Herderolith. Eine Parabel. (Herders Humanitäts- oder Menschheit-Veredlungslehre geltend.) Dresden, 1836. Wagner. 1½ Bgn. 4 Ngr.

Förderungsmittel der Volkswohlfahrt. 2 Hefte. Leipzig, 1836. O. Wigand. 26 Bgn. 1 Thlr 15 Ngr.

Der Gewerbgeist im hermetisch verschlossenen Glase. Chemnitz, 1839. 2 Ngr. (Eine humoristische Allegorie, auf die nöthige Fortbildung der Gewerbtreibenden deutend.)

Gutenberg und Franklin. Zum Buchdrucker-Jubiläum. Leipzig, 1840. Weinedel. 4 Bgn. 7½ Ngr.

Blicke in die vaterländische Vorzeit; Sitten, Sagen, Mundarten, Bauwerke, Gerüche, Trachten etc. des heidnischen Alterthums und christl. Mittelalters der sächsischen Lande. 3 Bde. Mit 530 Abbildungen. Leipzig, 1843. Hinrichs. 44 Bgn. 3 Thlr.

Ueber Jugendbildung. 1–3. Heft: Häusliche Erziehung etc. – 4. Heft: Erziehungs- und Unterrichtsanstalten aller Art. – 5. Heft: Nacherziehung und Nachschulen der aus der Schule entlassenen Jugend. Leipzig, 1837–42. Hinrichs. 1 Thlr. 25 Ngr.

Ueber öffentliche Vereins- und Privat-Bibliotheken, wissenschaftl. Sammlungen etc. mit Rücksicht auf den Bürgerstand. 2 Hefte. Leipzig, 1843. Hinrichs. 21 Bgn.1 Thlr. 4 Ngr.

Die Dorfbibliotheken, Wander-Bibliotheken, Lesezirkel etc. auf dem Lande. Ebendas. 1843. 4¾ Bgn. 5 Ngr.

Der Sophienducaten, oder des Tischlers G. Walter Lehrjahre; eine Erzählung für junge Gewerbtreibende. Ebendas. 1845. 14½ Bgn. 15 Ngr.

Stadt- und Dorf-Jahrbücher (Ortschroniken) zur Förderung der Vaterlandsgeschichte. Leipzig, 1846. Friedlein. 5 Bgn. 5 Ngr.

[270]
Bürgerhalle; Anstalten für gewerbliche Fortbildung. 3 Hefte. Meißen, 1847. Klinkicht.

Die Stadt-Bibliothek zu Großenhain. Nach Einrichtung, Bestand etc. Zu deren 25jährigen Jubiläum. 1853. 6. Aufl. Leipzig, 1864. H. Fritzsche. 91 S. 5 Ngr.

Uebersicht der mit dem Königl. Antiken-Kabinet in Dresden vereinigten Preuskerschen Sammlung vaterländischer Alterthümer. Mit Abbildungen. 1856.

Außerdem: Kleine Schriften über die Großenhainer Sonntagsschule; Gedenkblatt zu deren 25jähr. Jubelfeier 1835 mit histor. Ueberblick, auch über d. Gewerbverein; zahlreiche Aufsätze humoristischen, poetischen etc. Inhalts in verschiedenen Zeitschriften.