Diskussion:Wilhelm Freystätter

Letzter Kommentar: vor 14 Jahren von Konrad Stein in Abschnitt Diskussionen

Kurzbiographie Bearbeiten

Alexander Mell: Encyklopädisches Handbuch des Blindenwesens. Wien/Leipzig, 1900. S. 233:

„Freystätter, Wilhelm, geb. 1836 in München, erblindet in früher Jugend, war von 1844 an, zu einer Zeit, wo Musik mit besonderem Nachdrucke gepflegt wurde, mehrere Jahre Hospitant am kgl. Bl.-Institut. Nach erfolgter Ausbildung wirkte F. als Musikschriftsteller und Kritiker. Seine Besprechungen der Concert- und Opernaufführungen, welche er seiner Schwester dictierte, waren viel gelesen, geistvoll, zuweilen satirisch. In der Musikgeschichte war er vorzüglich bewandert. Auch als Gesellschafter war F. vermöge seiner Bildung und seiner witzsprühenden Unterhaltungsgabe in den besten Kreisen willkommen. Er starb am 22. Jänner 1892.“ Quelle: Google-USA*

Diskussionen Bearbeiten

Das ist doch einmal absolut erstaunlich! Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie jemand Quellen (für Eitner und für seine Bibliographie) beschreibt (per Autopsie), die er nicht sehen kann. Das wird doch kaum jemand in Braille umgesetzt haben. Und ob seine Schwester stets zur Hand war? Ich kann es ehrlich gesagt nicht ganz glauben. Bei Eitner (Vorwort VI f.) heisst es: "Noch viele Jahre sollten aber darüber hingehen, ehe ich im Besitze der nöthigen Bibliotheks-Kataloge war und erst im Jahre 1871 begann ich nach den Originalien selbst die vorliegende Bibliographie anzufertigen. Berlin und Danzig, die so reich gerade an Sammelwerken sind, lieferten den ersten Grundstock. In München engagirte ich den Musiklehrer W. Freystätter, der nach einem von mir aufgestellten Schema jedes Werk beschrieb und Herr Dr. J. J. Mai er hatte die Güte am Ende der Arbeit nochmals die betreffenden Kataloge zu vergleichen, so dass der Besitz der Münchener Staatsbibliothek an Sammelwerken gewiss vollständig aufgenommen ist." --Konrad Stein 23:48, 31. Mai 2009 (CEST)Beantworten

Ja, es ist schon erstaunlich und nur unter erheblicher Mitwirkung seiner Schwester, sicher auch der Bibliothekare erklärbar. Kritiken bzw. Münchener Korrespondenzen Freystätters erschienen in Musikalisches Centralblatt, wo auch Eitner schrieb, z. B. im 2. Jg. S. 5 http://books.google.com/books?id=5xkWAAAAMAAJ&pg=PA5 und S. 72. http://books.google.com/books?id=5xkWAAAAMAAJ&pg=PA72&dq=Freyst%C3%A4tter&lr= Nicht alles ist über die OCR zu finden, eine manuelle Durchsicht dürfte noch einiges zu Tage fördern. Das meiste dürfte wohl aber in der Münchener Lokalpresse erschienen sein, die noch nicht digitalisiert ist.

Auf jeden Fall haben wir auch für die Sekundärlit. ein paar wenn auch magere Fundstellen, darunter auch eine Besprechung des Titels und für die Werke schon mal 2 Aufsätze. Werde sie bei Gelegenheit einarbeiten und hier lassen wir die Volltexte/Zitate stehen, falls mal jemand einen Stub in der WP anlegen will. Seitenreich --94.217.102.201 10:34, 1. Jun. 2009 (CEST)Beantworten

Was mir bei seinem Buch schon zu denken gegeben hatte war die (vergleichsweise) große Uneinheitlichkeit der "Wimmelzeichen": Punkte fehlten, wo sie eigentlich hingehörten, schwankender Gebrauch des Sperr-Drucks, von Anführungszeichen etc. So, als hätte der Autor kein Interesse am Fahnenkorrigieren - oder eben, als habe er es nicht richtig gesehen. (Bezeichnet man eigentlich Leute, die eine geringe Restsicht haben auch als blind?) Und dann die Unschärfe von Orthographie/Grammatik, die sich durch Diktat erklären könnten (Gregoir/Gregoire; falsch platzierte Personalpronomina etc.). Es ist und bleibt doch erstaunlich/merkwürdig. Viele Grüße von --Konrad Stein 13:09, 1. Jun. 2009 (CEST)Beantworten
  • Musikalisches Centralblatt, 2. Jg., S. 5:

München. Am dritten Abonnementconcert der musikalischen Académie betheiligte sich Frau Clara Schumann und gewann selbstredend den Preis des Abends. Ihr ausserordentlich klares, ausdrucksvolles Spiel bereitet dem Hörer einen Hochgenuss der seltensten Art umsomehr als ein gewisser hoher Grad von Klaviertechnik heutzutage nicht mehr selten anzutreffen ist ; ja, ich möchte sagen, dass das Klavierspiel viel zu sehr die Oberhand in den Concerten erlangte. Es kann sich deshalb nur noch das ausgezeichnetste, gottbegnadete Talent wirklich geltend machen. Das treffliche Concert in A molí von Robert Schumann, Nocturne in Des von Chopin, Presto Op. 16 von Mendelssohn sowie der zugegebene Walzer in Emolí von Chopin waren unübertreffliche Proben ihrer Kunst und Meisterschaft. Dazwischen war eine Gavotte in A dur aus »Iphigenie in Tauris« von Gluck für Klavier eingerichtet von Brahms gestellt. Das sehr hübsche Arrangement ist wohl nur zu dem Zweck ins Leben gerufen um eine Verbindung des eigenen mit einem glänzenden historischen Namen herzustellen. Ich möchte nur noch dem Wunsche Ausdruck geben, dass wir in München die geschätzte Künstlerin nicht zum letzten Mal gehört. An der Spitze des Programmes stand eine Ballade für grosses Orchester (Manuscript) von Victor Gluth. Die Ballade ist eine in die Musik neu eingeführte Form, die aber nicht recht heimisch werden will; ohne das erklärende Wort ist sie kaum recht denkbar und was wir in dieser Form für Soloinstrumente besitzen, zeichnet sich weder durch Klarheit noch durch Schönheit und Wohlbegründung der Entwickelung besonders aus. Zu vorliegender Composition erfahre ich nachträglich, dass den Componisten ein Gedicht »Andreas Hofer« inspirirte, aber auch selbst mit des Gedichtes Unterstützung kann ich dem Werke keinen anderen Vorzug abgewinnen als die lobenswerthe sehr geschickte Behandlung des Orchesters; alle Motive sind kleinlich und unbedeutend und bezüglich der Modulation fallt das Stück von einer Tonart in die andere, wobei ich allerdings betone, dass im Wesentlichen die Tonalität gewahrt ist; auch ist das Bemühen die gang und gäbe Form strikte einzuhalten überall erkennbar.

Das übrige Programm war gebildet aus der Ouvertüre Nr. l zu »Leonore« von Beethoven, der 4. Symphonie in D molí von Schumann und dem Ständchen für Altsolo mit 2 Sopran- und 2 Altstimmen Op. 135 von Schubert.

Wilh. Freystätter.

  • Musikalisches Centralblatt, 2. Jg., S. 72:

München. Seit vielen Jahren wurde während der Regentschaft des Prinzen Carneval in München nicht soviel concertirt als im heurigen Fasching. Als die bemerkenswerthesten Concerte sind das der Pianistin Frau Annette Essipoff und des italienischen Tenoristen Felice Mancio, sowie eine zum Zweck besonderer Ehrung eines verstorbenen Künstlers von dessen früheren Collegen und einigen Kunstnotabilitäten arrangirte Soirée hervorzuheben. Die beiden obengenannten Gäste fanden sehr viel Beifall, vornehmlich Frau Essipoff, die durch trefflichen Anschlag, ausgezeichnete Tonbildung namentlich in modernen Compositionen ein entzückendes Spiel entfaltet. Ganz besondere gefiel mir ihr Vortrag der Chopin'schen Werke: Nocturne, Impromptu, Andante und Polonaise in Es dur und finde ich es zu streng beurtheilt, wenn man über die Künstlerin liest, dass sie Chopin kühl vortrage. Deutlicher macht sich das Virtuosenthum in ciassiechen Stücken bemerkbar, namentlich in Hinsicht auf Takt. Der Vortrag der Sonate appassio- nata von Beethoven entsprach nicht ganz den hier gegebenen Anforderungen, obwohl wieder im Einzelnen gewisse Nuancen zu Gehör kamen, die etwas Bestrickendes hatten. So wohl geordnete und in der Form vollkommene Tonsätze wie diese Sonate verlangen die genaueste Beobachtung aller für das Zeitmaass gegebenen Vorschriften und alle willkürlichen Ruckungen sind von Uebel. Felice Mancio hat seiner ausgezeichneten Schule vollste Ehre gemacht ; in unseren Tagen, da der Kunstgesang in Bezug auf Schulung so wesentliche Rückschritte macht, erscheint ein so durchaus gebildeter Sänger wie ein Phänomen. M an с i o's Stimme ist schon in der Decadenz, aber dessenungeachtet bietet er Dank seiner trefflichen Schule ganz vorzügliche Leistungen. Ich muss mich begnügen nur die Compouisten der von ihm vorgetragenen Stücke : Verdi, Scarlatti, T o st ¡, Donza, Gounod und Lassen anzuführen.

Im Jahre 1876 verstarb der anerkannt ausgezeichnete Violoncellist Hyppolit Müller, eine Zierde des Münchener Hoforchesters. Zur Zeit schmückt noch kein Denkmal seine Grabstätte und ging wohl die Anregung von seinem Schüler dem derzeitigen kgl. Hofkapellmeister Franz Fischer aus, ein Concert zu veranstalten dessen Erträgniss zur Herstellung eines Grabdenkmales bestimmt wurde. Das Concert fand am 23. Januar statt und bildeten die Veranstalter die musikalische Elite unserer Stadt, die ihr Bemühen durch ziemlich grosse Theilnahme seitens der Musikfreunde belohnt sahen. Die Ausführung des Programmes Hess bei der hohen Künstlerschaft der Vortragenden nach dieser Richtung nichts zu wünschen übrig und bestand dasselbe aus Mozart's Klavier-Quartett in G molí, vier schottischen Liedern für Sopran (Frau Mathilde Wekerlin) von Beethoven und desselben Septett Op. 20.

Für eine der an der kgl. Musikschule üblichen Matineen, welche am 22. Januar vor zahlreich geladenen Gasten stattfand, hat Hofkapellmeister Rheinberger für einen seiner Schüler von den fünfzehn Orgelcompositioneu Mozart's drei Sätze zu einer Sonate zusammengestellt. Dieselben mit einer Begleitung von zwei Violinen und Bass dienten ehemals im Dom zu Salzburg als Einlagen beim Hochamt an Stelle des Gradúale zwischen Epistel und Evangelium und sind im Original als Symphonien bezeichnet. Besonderer Erwähnung gebührt auch einem sehr originellen Klavier-Quartett von Alex. C. Mackenzie, das neben glücklicher Erfindung auch recht gute technische Durchführung des thematischen Stoffes aufweist und der vollsten Beachtung und weiterer Verbreitung werth zu halten ist.

Der Cantor und Organist der zweiten protestantischen Kirche Herr Georg Scherer führte mit Unterstützung der Damen Amalie Berr und Auguste Scherer (Alt und Sopran) in genannter Kirche am 15. Januar den 1. und 3. Satz aus der HmolI-Sonate für Orgel und Violine und Präludium und Fuge für Orgel von Bach auf, ferner kam eine Arie aus der Matthäuspassion, eine Arie aus Handel's "Messias« der »Pilgerspruch« und eine Sonate für Orgel von Mendelssohn zum Vortrag. Wilh. Freystätter.

Sterbedatum und -ort Bearbeiten

München am 23. Januar 1892 nach: Literarisches Centralblatt für Deutschland, 1892, Spalte 349. (http://books.google.com/books?id=VnoDAAAAYAAJ&pg=PA350). Google-USA*

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