Benutzer:Rosenzweig/OCR Künzelsau

Kocherstetten. S 631 geben das Dorf. Unterhalb desselben macht der Kocher eine plötzliche Wendnng von Nord nach West. Den Ort durchfließt ein Bach mit raschem Fall, an dessen Ufern sich der größte Theil des Dorfes angebaut hat. Unter den Häusern des Dorfes sinden sich manche stattlich große Gebäude, darunter alte Holz- bautcn mit geschnitzten Eckbalken, dem größten Theil nach aber sind sie weniger ansehnlich als auf der Hochebene. Durch die Fassung des Ortsbaches hat das Dorf an Reinlichkeit gewonnen. Die K,irche, einst der Jungfrau Maria geweiht, bestand jedenfalls schon 1366 und dürfte etliche Jahre zuvor erbaut sein. Sie liegt im obern Theil des Dorfes. Ueber dem west- lichen -Haupteingang befindet sich eine fpätgothifche Fensterrose mit Fifchblasen. Das Jnnere ist hcll und freundlich und flach gedeckt; der Chor hat ein schwerfälliges Tonnengewölbe, besitzt ein gothisches Tabernakel mit dem Schweißtuch und das Grab- denkmal Eberhards von der Layen von überaus feiner Ausfüh- rung. Es trägt die Jnschrift: Anno dni 1572 am 29 tag (1ocembris starb der edel und vest Eberhart von Layen. dem got gnädig sey. Amen. Christus ist mein Leben und Sterben n1ein Gewinn. Phl. 1. Es ist wohl ein Werk des Simon Schlör. Ueber der Sakrisieithüre ist das Wappen der Herren von Stetten mit der Jahreszahl 1515. Jin Schiff der Kirche befinden sich eine Anzahl Grabsteine der Herren von Stetten und ihrer Verwandten. Auf der Südseite sieben, nemlich: Nro. 1. Nach der Geburt Jefu Christi 1547 am freitag nach Martini ist verfchieden der edel nnd ernvest Wolfgang von Stetten zu Kocherstetten und auch hernach im 1548 jahr am montag nach Quasimodogeniti ist verschieden die edel und tugendsam fratv Anna v. Stetten geb. von Rosenberg, sein ehlich hausfran. disen verleihe Gut eine froliche urstend. Amen. 2. Nach der Geburt Christi unseres Seligmachers 1568 am freitag den 26. n0vembris ist verschieden die edel nnd tugendsam fraiv anna von Layen geb. von Dienheim, der Gott gnädig und barmherzig sei. Amen. Auf dem Spruchband steht: O Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich mein, unten: Mo:-S janaa vitae. Z. Besonders l-emerkenswerth ist das Grabdenkmal Eberhards von Stetten und seiner Gemahlin Margareta von Layen. Unter dem Kreuze knieen die Gestalten der Todten in erhabene: Arbeit mit äußerst sorgfältiger Gewandung. Das Gesicht des Gekreuzigten ist sehr aus- drucksvoll. Ueber dem Kreuz ist in halberhabener Arbeit der Schöpfer dargestellt, rechts und links Adam und Eva. Das Grabmal wird getragen von den Symbolen der 4 Evangelisten und trägt die Inschrift :- A-nno dni 1583 den 2. September ist ans diesem jamerthal verschieden der edel und ernvest Cberhard von Stetten zu Kvcherstetten, dem Got

632 Ortsbeschreibnng. ein sruliche urstend verleil)e. Amen. arme (1mni 1589 den 5. u0bris ist aus diesem jamerthal verschieden die edel und tugendsame fraw Margarete, weiland Eberharts von Stetten seligen hinterlassene 1vitwe, geburne von Layen, der Gut ein froliche urstend verleihe. — Das Denkmal wurde Ivahrscheinlich begonnen von Erhard Burg, vullendet von Simon Schlör. 4. Anna domini I595 d. 26. Apri11is in Mitternacht starb die edle und erntugendsame Jungfrau Rufsina von Stetten, der Gut gnad. Amen. » Jch" weiß nichts besseres im Himmel und auf Erden, denn daß wir durch Christnm selig werden. Das Bild der R-"fina von Stetten ist in halb Relief gearbeitet. 5. 1603 den Z. Mai starb die edel und tugendsame Frau Philippa von Crenlsheim, geborne von Layen, Wittibin. der Gut gnad. Phil. 1. 6. Anna (I0mini J!-lGGOcXXX ....... Wilhelm v. Stetten. Wappen: Vogel mit Hufeisen im Mund, BerNehingen, Stetten, Vogel, Rosenberg. 7. Anna (1omini 1513 am Sonntag Letare starb die erber und tugenthaft fraw Agnes von Lussenburg geb. Rüdin. Wappen Zubel, Berlichingen, Rüd. Auf der Nurdseite: 1. Anna domini MVol1I· (1503) am Sonntag Jnvucavit ist verschieden die edel Regina v. Scheppach, der Gut gnad. (Gemahli11 Kunz von Stetten) mit den Wappen Scheppach, Westerstetten, Scheppach, Stetten. 2· Ein Grabstein fiir Z junge Herren von Stetlen: Heinrich Christuph, Fähndrich -s- in Ath im Hennegau 1727 22. Nov» Philipp Karl, Lieutenant -s- 1728 9. Okt. Phil. Ernst f 1728 22. Okt- 3. Anna (1o1nini MDOXXX den XXV1 januar VlIl vormit- tags ist in Gut selig verschieden weiland der wuhledelgeborne Eberhard v. Kuchenstetten und Buchenbach, seines alters XXX jahr und V! 1nonat X tag. Gut verleihe eine fröliche Auferstehung. Auf dem hübschen Thurm, der in einer achtseiligen Spitze abschließt, sind drei Glocken, aber keine von höherem Alter. Die große Glocke hatte ursprünglich die Inschrift: Lubet den Herrn in seinem HeiligthuIn, denn seine Gnade wiihret ewig. stepl1anus B!-uncle1-us me t·ecit, David schwand Ha1ae suevu8 pastor heio1ooi pro tompote. Sie wurde 1874 von C. König in Langenbnrg umgegussen. Die mittlere ist 1768 von .Joh. Geurg Lösch in Morsbach umgegossen. Die kleinere hat die Umschrift: S. Mathen-Z, S. Manns, S. Lukas, S. Ju- hannes. Gos mich Heinrich Ludwig Goßmann vonEßlingen 1709. Das in den Jahren 1602X4 erbaute Pfarrhaus mit Scheuer liegt freundlich unterhalb der Kirche an der HaUptstrasße.. Die Wohnung des früheren Schloßpfarrers ist jetzt Privathaus,- ebenso das Amthaus der Freiherrn! von Stetten inneren und äußeren Hauses.

Kocherstetten. 633 Daneben steht das 1833 erbaute Schulhaus mit 2 Lehr- zintmern und einer Lehrerswohnung. Ein zweiter wohnt in einem Miethlokal. Außer der Volks-fchule besteht eine Arbeits-schule. Rathhaus besitzt die Gemeinde keines. Die Gelasse für die Gemeindebehörden sind bei Privaten gemiethet. An öffentlichen Gebäuden sind eine Kelter mit 7 Bäumen und ein Armenhaus vorhanden. Der Gottesacker, der 1608 neuangelegt und 1864 ver- größert wurde, liegt hinter der Kirche außerhalb des Ortes. Mit gutem Trinktvasser ist die Gemeinde reichlich versehen. Dasselbe wird durch eine Wasserleitung mit eisernen Deicheln in den Ort geleitet. Ein laufender und Z Schöpfbrunnen sind vorhanden. Zwei Bäche münden beim Dorf in den Kocher, der Erlesbach, früher Nordelbach, und der Heiligenbach. Zeit- weilig kommen auch kleine Bäche aus den beiden sog. Kügekklingen. Eigenthümlich ist das Geläute aller Glocken in der Neu- jahrsnarht von 12——1 Uhr. An Stiftungen für Armenzwecke sind vorhanden von: Frei- fräulein Albertine von Stetten (-f 14. Dezbr. 1789) 300 fl. Freih. Albrecht Friedr. Sigm. von Stetten, bair. Kämmerer·und Gcneralmajor (-f 30. Nov. 1823) für die Armen in Kocher- stetten, Falkenhof, Vogelsberg, Laßbach und Buchenmiihle, wie Schloßstetten. Freiherr Eberh. v. Stetten, Gehei1nrath und Oberhofmeister in Karlsruhe, 50 fl. für seine Unterthanen in Kocherstetten. Freifrau Charlotte von Stetten, geb. von Gem- n1ingen-Guttenberg 1000 fl. ·Johaun Abel von Kügelhof 150 fl. A1l1tU1cl1«tl1 Komberger und seine Frau 50 fl. Johann David Schuler, Kaufmann in Heilbronn (1854) 500 fl. Privatier Egner und seine Frau (1876) 500 «-L An Verkehrswegen ist zu nennen die Straße von Künzelsau nach Hall. Eine schöne steinerne Brücke führt über den Kocher. Die Unterhaltung ist Sache der Gemeinde. Der Nahrungsstand der Gemeinde ist mittelcnäßig. Der Höchstbegüterte besitzt 36 Morgen Feld nnd 10 Morgen Wald, der Mittelmann 15 Morgen Feld und 5 Morgen Wald. Die är1nere Klasse 2 Morgen. Die Haupterwerbsmittel sind Feldban, Viehzucht, Weinbau und Obstzucht. Unter den Gewerben sind am stärksten vertreten Manier, die viel nach Außer! arbeiten, und Schuhmacher. Die Markung, größtentheils abgerundet und zicmlich aus- gedehnt, hat vereinzelt wenig ergiebiges Feld, aber sonst mittel-

634 Ortsbeschreibung. fruchtbaren Boden. Derselbe ist hitzig, vielfach Lehm mit Steinen vermischt und nicht sehr tiefgründig. Das Klima ist ziemlich mild. Friihlingsfröste nnd kalte Nebel kommen nicht selten vor. -Hagelschlag trifft die Gemeinde in 18 Jahren I—--2 mal. Die steilen Gehänge machen den Ackerbau beschwerlich. Der Ertrag der Aecker deckt den Bedarf der Gemeinde nicht ganz. Der Wiesenban ist ausgedehnt. Kocherstetten bildet die Grenze des eigentlichen Weinbaus im Kocherthal. Die gefchiitzteste Lage ist der Rainlcsberg gegen Morsbach· An Güte steht der hie-sige Wein den übrigen Kocher= thalweinen kaum nach. Die Gemeinde besitzt 17 Morgen, die Stiftung 36 M. Laubwald, aus dem aber gegenwärtig aus Gründen des Betriebs nichts geschlagen wird. Neben Brach- und Stoppelweide werden einige Oedungen als Weide beniitzt und mit einheimifchen Schafen von den Bürgern befahren« Die der Gemeinde gehörigen Wiesen sind um 300 «-E verpachtet. Die Bürger halten einen Schäfer, der neben seinen Schafen die der Bürger hütet, Sommer und Winter weiden 150 Stück Bastarde. Kocherstetten, früher Kochenstetten geschrieben, ist sicher eine alte Niederlassung von größerem Umfang, da Stetteu als Ortsname nur dann einen Sinn hat, wenn ringsum noch lauter Höfe, Weiler nnd kleine Siedelungen waren. Das Dorf Kocherstetten mit dem Schloß, der hochfraisch- lichen Obrigkeit und dem Halsgericht war hohenlohifches Lehen der Herren von Stetten. Zum Gerichtszwang gehörten 1687 in Kocherstetten 74, in Mär!-?-dorf 2l, Vogelsberg 19, Kügelhof 2, Buchen«mühle 2, Laßbach 9, Morsbach 54 Familien. (Stett.Arch.) Die Obrigkeit übten die Amtleute des äußern und innern Hauses, n1elche im Dorfe wohnten. Jn späteren Zeiten gab es jedoch nur einen Amtmann. Neben den Herren von Stetten erscheint 1Z99 auch Kunz von Kirchbcrg, der die Flehen seiner Vetter Ruban und Friz erhielt, als hohcnlohischer Lehensmann zu Kocherstetten .Hans.«II., 224. Von geistlichen Korporationen hatte Kl. Komburg neben dem Patronat (s. unten) nach der Schntzbulle Jnnocenz IV. o. 1248 mo1en(linnm in vi11a, quae- (1ioitu1· steten. W. U. IV. Kirchlich gehörte Kocherstetten zur Pfarrei Steinkirchen bis zum Jahr 1366. Jn diesem Jahr Dienstag nach dem hl. Blutstag

Kocherstetten. 635 stifteten Bertold von Stetten, Edelknecht und seine ehl.Wirthin, Margareta von Berlichingen eine ewige Messe. Sie gaben an die Kirche zu Kocherstetten, damit ein jeglicher Pfarrer künftig dort seine Wohnung und Nahrung habe, ein Ziegelhans sammt Hos- 1·aithe bei der Kirchthüre, 2 Pfd. Hellergült von der Mühle zu K. 2V, Morgen Weingarten unter dem Eichholz zwischen den Klingen, 1«X2 M. Wiesen zu den Hergawen und verkaUften an die Kirche noch zum Besten des Pfarrers 20 Pfd. Hellergült von dem Bauhof im Dorf um 200 Pfd. (Stett. Arch.)« Jm Jahr 1394 bewilligte das Domkapitel Würzburg dies« Trennung der Kirche von der Mutterkirche, da dem Domkapitel die Oblei Steinkirchen gehörte (s. Steinkirchen). Das Patro- nat über die nun getrennte Kirche gehörte dem Kloster Komburg, wie zu Steinkirchen. Berthold erwarb für die von ihm gestiftete Pfarrkirche auch 1370 Mont. nach Vinc. noch Gülten in Amelgarts- hausen (Amrichsh.) von Paul GentnerBürger zu -Hall (Stett.Arch.) 1413 Sonnt. nach Martini verkaufte Rüdiger Sützel und seine Ehesrau Margareta von Leymbach an Zürch v. Stetten den ältern und die HeiligenpfIeger zu Kocherstetten, Lutz Trautmann nnd Hans Flurheimer für die Kirche uns. Liebfrauen zu K. ihren Hof zu Bächlingen, allerlei Güter und Gülten, ein Gut zu den Hürden, die Mühle zu Eberbach, die Hölzer Scheckauch zwischen Raboldshausen und Regelshagen OA. Gerabronn, den großen Ossang und das rothe Byssc-ch zu Niederrackoldshausen um 250 Gulden rh. (Stett. Arch.). 1415 St. Thom. stiftete Wilhelm v. Stetten der jüngere eine Jahrzeit für seinen Vater, Mutter und Bruder Berthold selig (Stett.U.) mit Gülten von der obern Mühle zu Eberbach. 1425 St. Burk. verkauft Konrad Egen, Bürger zu Hall, an die ewige künftige Messe zu Kocherstetten, Güter und Gülten zu Hirsbach (bei Weilersbach abg.), Lehen des Stifts Speier um 80 fl. (Stett. U.). Diese Lehen hatte er schon 1424 dem Bischof Ruban o. Speier aufgesagt. In diese Zeit dürfte vielleicht eine undatirte Notiz aus Bauers Coll. gehören, wonach Johann Hühner, Pfarrer zu Kochenstetten, wegen Zauberei angeklagt wird. Es entstand Streit zwischen Stetten und Komburg wegen Absetzung des Pfarrers, der exeom- municirt wurde. 1410 wurde ein Johann Hühner Pfarrer zu Tauberrettersheim. Wib. 3, 111. 1481 wurde von Sigmund von Stetten in der Kirche zu Kocherstetten (Visit Man) eine Bruderschaft zu Ehren Gottes,

636 Ortsbefchreibung. der Jungfrau Maria und des himmlischen Heeres gestiftet. Er gab dazu 20 Goldgulden. Mitgründer der Bruderschaft waren Gottfried Küchenmeister, Pfarrer zu Buchenbach, Konrad Beyer, Pf. zu Steinkirchen, Fr. Vogler, Pfarrer zu K. Stetten, Kon- rad Kopp, Pfarrer zu Regenbach, Konrad Grunsfeld, Kaplan im Schloß Stetten (Stett. U.). 1492 Dienst. nach Undecim. Mill. gab Hans Knoll zu Ginsbach 4 Goldgulden und ein Gütlein in der Hirsbach an diese Bruderfchaft (Stett. U.). 1504 geben Wilhelm sen. Caspar nnd Sigmund von St., Brüder und Wilhelm der junge, ihr Vetter, an das ewige Licht zu St. einige Gültgütcr in Kocherstetten, die je 3 fl. Gült geben (Stett. U.). 1505 Montag nach Tritt· gab Wilhelm von Stetten der ältere Gott zu Lob, der hochgelobten Königin und Magd Maria und allem himmlischen Heere zu Ehren an den Gotteshaus- meister Stephan Seutter nnd Hans Schnürrer I fl. 8 Schill. jährlich Gült von der Kreuzwiese bei Künzelsbach für eine Jahr- zeit (Stett. U.). 1505 Montag nach Allerh. stiftete Götz von Stetteu Giilten und Zinfe zu Amrichshausen an die Kaplanei Stetten zu 2 Seelämtern in der Pfarrkirche. 1522 erscheint neben dem Pfarrer Konrad Lienenbrender ein Frühmesfer Konrad Hammel zu K. Wib. 4, 101. Die Pfarrci war allmählich wohlhabend geworden. Sie hatte Gülten zu Kocherstetten, Vogelsberg, Steinkirchen, Eberbach, Gockenbach, Morsbach, Kiinzelsau, Jngelsingen, Criesbach, Mulfingen, Jagstberg, Hermuthausen, Amrichshausen, -Brauns- bach und Belfenberg, zusammen 9 fl. Z kr. 6 Heller, 33 Hühner, 32 Käse, 1 Eimer Wein, 1V2 Malter Korn, Z Sri. gegerbte Frucht, 3IX2 Viertel Dinkel, 1X2 Malter 4 Sri. W Viertel Haber und etwas Weiuzehnten zu Jngelfingen, (ZJriesbach und Belfenberg (Gültbuch v. 1629). 1546 bekam der Pfarrer von Kocherstetten einen Schutzbrief von Karl V. mit den andern Komburger Patronatspfarrern. Die Reformation wurde 1556 durch die Grafen von Hohenlohe als Lehensherrn des Dorfes Kocherstetten durchgeführt. Der 1550 angestellte Pfarrer Joh· Schwab wurde als unver- ständig und ungelehrt, wie seiner Lehre halber als uutauglich befunden und ein neuer Pfarrer eingesetzt. Kon1burg und die Herren von Stetten kamen öfters in Streit wegen Besetzung

Kocherstetten. k337 der Psarrei, letztere wiesen die von Kon1burg präsentirten Kan- didaten zurück, Komburg sprach nicht nur die Nomination, son- dern auch die Jnvestitur und Posseßgebung an, sondern machte auch Versuche zur Gegenreformation z. B. 1613. 1573 wurde der Pfarrer Locenz GrolIer unter dem Vor- wand unordentlichen Lebens trotz der Bittender Gemeinde abge- setzt. Neben ihm stand noch ein Diak. Joh. Buchhorn im Amt. Jetzt versuchien die Herren von Stetten, ihren Schulmeister Wolfgang Eußele von Buchenbach als Pfarrer einzusetzen. Kom- burg aber gab die Pfarrei an Georg Haber von Burgbernheim. Nach dem Abzug M. -Beegs baten die Herren von Stetten die Grafen von Hohenlohe um Fürsorge, welche nun rasch, ehe Komburg nominiren konnte, den Pfarrer Mich. Hildebrand von Bächlingen nach K. setzten. (Langenb. Arch.). Mit der Dorf- pfarrei war verschiedene male die Schloßpfarrei vereinigt, z. B. 1680—1708, seit 1805 ist diese Vereinigung dauernd. Nach Säkularisirung des Ritterstifts Komburg bekam die Krone Würt- temberg das Besetzungsrecht der Pfarrei. Pfarrer. 1405. Konr. Reck (Oehr. Arch.). Ca. 1418 Joh. Hühner. Herr Gilg N. 1420 W. Fr. 10,197. 14. Georg Rinck Wib. 4, 101. 1481. Friedrich Vogler oder Vogel. 1622. Konrad Lienenbrender. 1550—1556. Johann Schn1ab. 1563. Friedrich Braun (Taufb. von Steinkirchen). 15. Lorenz Groller 1573 abgesetzt. Georg Haber von Burgbernheim 1573—1577. Johann Haber sein Bruder 1577—1585. Michael Miiller von Frankenau 1585—1601. M. Pe- nignus Beeg von Hall 1602—1613. Pfarrer in Eutendorf. M1ch. Hildebrand von Jlshofen 1613—1628, —s- 24. Dezember. David Sch1vend von Ha11 1688—1676, zugleich Schloßpfarrer. Johann Heinrich v. Olnhausen von Langenburg 1677—1708. M. Joh. Adam Sartorius von Beutingen 1708-—1746. Andr. Mich. Heyd von Reine?- berg 1647-—57. Johann Ludwig Gronbach von Eschenthal 1758—-64. Joh. Karl Aug. Schlötzer von Satteldorf 1764-79. Joh. Georg Christ. Heller von Rothenburg 1782——96. Karl Friedr. Heyd, Sohn des Andr. Mich. 1796—1822. 1822—28 vakat. Joh. Balth. Kaki: von GHPpingen 1828—36. Joh. Gottl. Lindenmayer von Tübingen 1837-—47. Paul Ernst Ludwig Zeller, geb. in Karalene in Ostpreußen ]812, 1847—58. Wilh. Friedr. Krauß von Herrenberg 1858—68. Paul Weitbrecht von Sindelfingen 1868. Paul Walther 1880— Da die Kirchenbücher erst 1666 beginnen, so ist über sonstige Schicksale der Gemeinde z. B. in 80j· Krieg nichts zu erheben. 1525 war die Gemeinde auch am Bauernaufstand betheiligt. 1685 erscheinen kurkölnische Musketiere, 1691 am 24.· Apis. marschiren Lothringer durch Kocherstetten, 1695 5. Apr. kurpfalzische

638 Ortsljeschreibung. Reiter vom Leibregiment, 1702 stirbt ein französischer RefugiS Aar-on aus Languedoc. . 1707 marschiren kaiserliche Kiirassiere vom Regiment Fugger durch. 1751 lagen wiirzburgische Werber im Dorf. Von Hagel wurde die Gemeinde 1718 im Aug. I—-2 Uhr (Kirchenb. v. Hollenbach), 4. Juli 1739, 1811, am 10. Aug. 1828 und am 19. Juli 1835 betroffen. Wiirtt. Jahr. 1869, 406 und Kirchenbücher v. K. Stetten. 27J28. Fel)r. 1784 wurde die Briicke vom .Hochwasser rveggerissen (Taufb. v. Steinkirchen). Zur Geschichte der bürgerlichen Gemeinde ist noch zu erwähnen, daß sich die Gemeinde 1588 mit den Bauern auf dem Kiigelhof wegen des Viehtrieb im Reichelberg verglich. 1685 vertrug sich Kon1burg mit den Herrn von Stetten wegen des Neugereutzehntens und des Windweius. 1737 wurde der Zehnt- bezirk versteint, welcher zu Its den Herrn v. Stetten gehörte, am Neugereut- zehnten hatte Komburg D-«s. 1806 kam die Gemeinde unter württen1bergische Oberhoheit. Schloß Stetten. Hoch über dem Dorf Kocherstetten auf bewaldete1n Berg- vorspi-ung ragt die alte epheubewachsene Burg Stetten mit ihrem Burgmantel, ihrem seit einigen Jahren erniedrigten Bergfried, ihren großentheil«Z recht gut erhaltenen Mauern, Thürmen und unterirdischen Gängen, welche die ganze Burg einfchließen, .en1por, ein ehrwürdiges Denkmal des Mittelalters, so gut erhalten, wie nur wenige in Württemberg. Der steile Berghang nnd zwei tiefeingeschnittcne Schluchten in1 Norden und Süden machten die starke Burg, welche nur von Osten her einen ebenen Zu- gang hattc, ungewöhnlich fest. Auf dem äußersten Vorsprung des Bergs steht die älteste Burg, »das innere« Haus. Jn die "mächtigen Martern aus Buckelquadern von sast unverwüstlicher Haltbarkeit sind die Wohn- ungen des alten Rittergeschlechtes mit weiten Saalbauten, welche eine schöne Aussicht auf das Kocherthal bis Künzelsau gewähren, eingebaut. Auf der Ostseite ist der Burgmantel mit Galerie, angelehnt an den Bergfried, gut erhalten. Ueber dem Th·or sind ein alter Bock) h0mo und ein Palmesel eingemauert. Durch das That tritt man in einen Lichthof, von dem ans die Wohn- ungen rechts und links in die Höhe steigen. Der Thurmauf- gang zur Linken ist neu hergestellt, der Bergfried, urspriinglich nur vom Mantel aus zugänglich, erhielt Ende des 16. Jahr- hunderts einen Zugang von unten. Der alte Bau ist gegen- wärtig nur vom freiherrlichen Rentbeamten bewohnt.

Kocherstetten. 639 Hart vor der alten Burg stand bis ins 18. Jahrhundert das äußere Haus, mit dem inneren durch« eine Zugbriicke ver- bunden und ebenfalls durch Gräben und Mauern geschirmt.

Schloß Stett-Zu. Schon 1412 gestattet Graf Albrecht Hans v. Stetten, seine « H Gattin mit 200 fl. Heimsteuer auf das ,,neue Haus zu ver: weisen. Nach einer Urkunde von Mittw. v. Margareta 1475 ist der Bau von Götz (1’- 1451) und Eberhard v. Stetten

640 Ortsbeschreibung. (-s- 1457) ausgeführt und« sollte von Simon von Stetten voll- endet werden (Stett. Arch.). Es heißt 1475 das neue Haus bei dem Thurm, 1491 das äußere Haus zwischen den« beiden Brücken. Anfang des 18. Jahrh. wurde es abgebrochen und die Gräben ausgefüllt. An seine Stelle trat etwas abseits ein herrschaftliches Wohnhaus in französischem Stil, 1715X16 von Zimmermann Wolf von Steinbach bei Komburg aufgeführt. (K.B. v. Kochc-rstetten 23. Aug. 1705.) Nach einer ,Jnschrift am Hause war der Bau 1716 vollendet. Zwischen der Burg und dem neuen Haus steht nördlich seitab die Schloßkapelle, deren Chor dem spätgothischen Stil an- gehört. Ueber der Eingangsthüre mit schönem Perlenstab steht: der Herr segne euren Eingang und Ausgang. Die Kapelle wurde 1436 von B. Johann von Würzburg confirmirt und besaß 1438 eigene Güter, zu Herrenthierbach einen Hof und Weinberge in Bächlingen (Stett. Arch.). 1677 wurde sie bis auf den Chor abgebrochen und unter Benutzung eines alten Be- fes·tigungsthurms neu aufgeführt. Am 18. Sonnt. n. Tritt. hielt der Schloßpfarrer Joh. Dav. .Jnes die erste Predigt darin. Die Area der alten Burg und des äußern Hauses schließt ein Thorthurm zum Schutz der beiden gemeinschaftlichen ersten Zugbrücke ab. Auf dem Thurm ist die Wohnung des Schloß- thurmwarts, Uhr und Glöckchen (von ·Joh. G. Lösch in Mors- bach gegossen). Außerhalb dieses Thorcs, durch den tiefen, aus- gemauerten Graben von dem Schloß getrennt. reihen sich an einander 2 große schöne Pachthöfe mit ausgedehnten Oekonomie- gebäuden, ein kleineres herrschaftliches Wohnhaus und eine frei- herrliche Försterwohnung Ein alter runder Befestigungsthurm im Süden der Burg dient als freiherrliches Archiv. Das frei- herrliche Haus hatte früher für sich, seine Beamten und Diener vor der Rcformation einen eigenen Kaplan, nachher einen Schloß- pfarrer. Zeitweilig war das Amt mit der Dorfpfarrei vereinigt, wurde aber 1805 aufgehoben. Der Dorfpfarrer hat nunmehr nach Vertrag von 1858 fünfmal des Jahrs in der Kapelle zu predigen und zweimal das heilige Abendmahl zu halten. Schloß Stetten ist der Sitz eines der ältesten und ver- zweigtesten Geschlechter Württembergs. Edelfreie Herren von Stetten erschienen schon um 1090. Doch scheint kein Zusammen- hang zwischen ihnen und dem l251 (? 1166) ers·tmals erfcheinenden Rittergeschlecht der Herren von Stctten zu bestehen, die von

Kocherstetten. 641 Anfang an als hohenlohische Lehenslente erscheinen. Dagegen ist eine Beziehung zu den Herren von Stein und Buchenbach nicht unwahrfcheinlich. Es finden sich ca. 1090 Heinrich von Stetten neben Arnolt und Gumbrecht v. Buche-nbach W· U. l, 399. 1098. Odelrich v. Stetten neben Alwic von Stein W. U. I, 402. 1101. Adelhal1n v. Stetten neben Heinrich nnd Arn fester ejus sc. von Buchenbach. W. U. l, 402. 1108. Adelhalm v. Stetten neben Adelbert v. Stein. W. U. V, 401. Das ritterliche Geschlecht der Herren v. Stetten erscheint zuerst 1251, und eigenthümlicherweife taucht zu gleicher Zeit auch das Gefchlecht der Herren von Wunnenstein aus, welche anch Z Wurfbeile im Wappen führen. s. OA.Beschr. Marbach S. 215. Genauer besteht das Wappen der Herrn von Stetten aus drei fenkrechten mit der Schärfe nach links gervendeten senkrecht gestellten rothen Butten, oben zwei, unten eine, in1 weißen Feld, auf dem Helm eine weibliche Figur mit ausg(-streckten Armen, in jeder Hand ein Wurfbeil haltend. Jetzt bedient sich das freiherrliche Haus eines goldenen Feldes. Jhr Wahlfpruch ist: summum jus Summa, saepe injuri-I. Ohne allen Zweifel gehören die Herren von Bartenau (s. Künzelsau) und von Bartenstein, welche dasselbe Wappen führen wie die Herren von Stellen, zu einer Familie, deren genealogischer Zusammenhang sich allekdings bei dem Mangel an jeglichen Urkunden die fränkifche Ritterschaft um 1200—1250 betreffend, nicht nachweisen läßt. Ebenso gehören wohl die Herrn von Wunnenftein, die nicht nur das gleiche Wappen führen, sondern auch Besitzungeu in dem nahen Döttingen hatten (s. d.), ja von denen einer Wilhelm v. W. den Beinamen der Lange genannt von Stetten führt, 1364, 20. Mai (Zeitfchr. für d. Obetrhein 24, 284) zu demselben Haufe wie die Herren v. Stetten. Verwandt werden die Stnrmfeder und Stickel sein, welche 2 Barten führen. Härten die älteren Genealogien einen Werth, so ließe sich ein Zusam- menhang herstellen, sofern dann jener Wolfgang, der 1236 zu Würzburg tnrniert haben soll, Z· f. w. Fr. 4, 169 sich identisiziren ließe mit Wolfelin von Wunnenstein, Geißel Graf Ulrichs von Württemberg, OA.Befchr. Marbach S. 315. Nach dem Tod des Freiherrn Wolf Eberhard von Stetten -s- 1644, des gemeinschaftlichen Stammvaters des jetzigen Hauses, theilte sich die Familie in 3 Linien, in das äußere Haus (Stamm- Vater Johann Heinrich -I— 1684), in das innere Haus, (Stamm- vater Johann Ernst -s- 1703) und in das Buchenbach er Haus. Das innere Haus theilte sich schon im nächsten Glied in den rittmeister- lichen nnd den leutnantfchen Zweig, von denen der erste 18Z8 mit dem badifchen Oberhofmeifter Eberhard Ludwig Max in männlicher Linie ausstarb, der letztere aber in Heinrich August Ferdinand, württb. Landesoberftall1neister 1867. Das Buchenbacher Haus theilte sich nach dem Tode des Stan1mvaters Wolfgang Christoph 1699 in den Buchenbacher und Bodenhofer Zweig. Die Besitzungen vor der Ablösung waren folgende: Beschr. von Württemb· s2. Heft. Oberamt ·Kllnzelsau. 41

642 Ortsbeschreibung. I. das innere Haus besaß: Das ältere Stammschloß zu Schloßstetten, 2 Pachthäfe, auf einem Wirthschaftsgerechtigkeit, eine Bierbrauerei, ein Wohngebäude mit Scheuer und Stallnng zu Kocherstetten. Das Rittergnt zu Schloß Stetten, ein Allodialgut zu Kocher- stecken- Weinberge, Wald auf Vogelsberger, Sonnhoser, Buchenbacher und Kocherstetter M-1rkung, ein Drittel der Jagdgerechtigkeit der Ge- sammtsamilie zwischen Kocher und Jagst, Fischwasser. Giilten, Sterb- fälle, Handlähne und Koncessiousgelder in den Gefällorten Kocherstelteu, Vuchentnühle, Vogelsberg, Laßbach, Schlothof, Falkenhof, die vom äußern Hans übernommenen Reveniien zu Eberbach und Hermuthaufen, großer und kleiner Zehnten zu Laßbach, Schlothos und Falkenhof, Theil am Zehnten zu Kocherstetten und Vogelsberg, drei Viertel am Zehnten zu Nitzenhansen, Theile am Zehnten zu Goggenbach und Mulsingen, Waldzehnten zu Vogelsberg, Zehnten zu Simmetshauseu, Verndshaufen und auf einem besonderen Distrikt zu Eberbach, Frucht- giilten daselbst, ein Drittel des Weinzehnten zu Morsbach, ein Drittel des Weinzehnten zu Kochers1etten, soweit- er dem Hause Stetten zu- ständig war, Theil des Weinzehnten zu Altkrantheim und Eberbach. 2. Das äußere Haus besaß nach der Theilung von 1811: a) das neue Schloß zu Stetten, einen Pachthof. ein Rittergut zu Schloßsttetten nebst Weinberg, Wald bei Rappoldsweilerhof, ein Sechstel des Gesammtjagdreehts, Fischwafser am Kocher. Gefälle wie oben zu Mäusdorf, Morsbach und Kügelhof, Zehnten zu Mäusdorf, Morsbach, Kügelhof, die Hälfte des ,,Brendleszehnten«. Weingesälle zu Morsbach und Kocherstetten. b) Wohnhaus mit Scheuer und Stallung zu Schloßstetten mit Gärten, Aecker, Wiesen, Weinberg, Güter zu Mäusdorf und Kocher- stetten, Wald im Huttenwald, ein Sechstel des Jagdrechts, Fischwasser, Gefälle zu Morsbach, Mäusdorf und Kugelhof, Zehnten zu Mäusdorf und Morsbach, Kiigelhof, die Hälfte des Brendles-zehnten, Weinzehnt- antheil zu Morsbach, Kocherstetten, Amrichshauseu, Weingülten zu Morsbach. Ein Theil der Besitzungen des äußeren Hauses war ursprünglich Erbe des innern, aber von jenem auf Wiederkauf erworben. Allo- dialgut dieser Linie war der Rappoldsweilerhof. Z. Das Buchenbacher Haus a) Bot-enhoser Zweig: das Rittergut Bodenhof mit Wohn- haus und Pachthaus und Oekonomiegebäude, sieben Zwölftel der Kelter zu Buchenbach, ein Viertel der Zehntschener zu Heimhausen, drei Viertel der zu Zottishofen, Wald, ein Sechstel an dem Jagdrecht, Fischwasser, Gefälle zu Bodenhof, Reilhof und Zottishosen. Zehnten zu Reilhof und Bodenhos, Zghntautheile zu Biittelbronn, Zottishofen, Amrichs- hofen, Garnberg, Lamshof bei Simmetshansen, Eichenau, Weinzehnten zu Morsbach, Kocherstetten, Buchenbach, Heimhausen. b) Buchenbacher Linie: das alte Schlößchen oder Steinhaus ein neueres Wohnhaus, Pachthaus mit Oekonomiegebäuden, und ein Pachtgut zu Vuchenbach, fünf Zwölftel der Kelter zu Buchenbach, drei Viertel der Zehntscheuer zu Heimhausen, ein Viertel der zu Zottis- hosen, ein Sechstel der Jagdgerechtigkeit, Fischwafser in der Jagst. !

" Kocherstetten. 643 Gesälle zu Buchenbach und Berndshofen, Sonnhosen und Heim- hausen, Weinzehnten zu Morsbach, Kocherstetten, Buchenbach, Bunds- hofen und einen Weinberg zu Buchenbach. Zehnten ganz zu Buchenbach, Berndshofen, Heimhausen, großen Zehnten zu Vogelsberg, Zehntantheile zu Zottishofen, Wackershosen, Münkheim, Garnberg, Sandelsbronn, RUdelshof, Zehntdistrikt zu Sonn- hofen, Pfennigdaze, und auf der Mühlebene in Heimhausen, Bucheu- bacher und C-berbacher Markung. Ein Pachtgut zu Sonnhosen ist Allodialgut eines einzelnen Familienglieds. Einzelne Besitzungen und Gesälle blieben bei der Grundtheilung 1692 Gesan1mteigenthnm des sog. .gemeinen Baue s«, dessen Verwaltung der Senior leitet. Zu den Revenuen desselben gehörten Gülten und Gefälle an verschiedenen Orten, Zehnten von besonderen Distrikten, etwas über 280 Morgen Wald. An Gebäuden besaß der- selbe die beiden Haupikeltern zu Kochersietten und Morsbach, das Kanzleigebände, die Kapelle, Thorhaus, Hirtenhans, Försterwohnung. Zu bestreiten hatte der gemeine Bau die Steuern und landesherrlichen Abgaben, die Besoldungen. der herrschastlichen Beamten und Diener, theilweise der Jäger, die Meßnerbesoldung, Besoldung der Schloßpfarrer, die bauliche Unterhaltung der Burg, Mauern, Straßen, Brunnen und Wasserleitung. Der Besitzstand des einst reich begüterten Hauses war in Folge der großen Zersplitterung n1echselnd, so daß im Jahr 1730 eine Ka- taftropZe eintrat, hat sich aber in neuerer Zeit günstiger gestaltet. Der Kern er Besitzungen der Herrn von Stetten war ursprünglich der ganze Umkreis von Schloßstetten bis Kiinzelsan, sie erstreckten sich aber mit der Zeit bis ins Oberamt Neckarsulm und ins bad. Amt Adels- heim einer- und ins Oberamt Hall andererseits. OA. Künzelsau: Altkrautheim, Adelhartsweiler, Ailringen, Amrichshausen, Berndshausen, Berndshofen, Bodenhof, Braunsbach, Buchenau (Buchenmühle), Buchenbach, Criesbach, Crispenhofen, Diirzbach, Döttingen, Eberbach, Falkenhausen (s. Falkenbof), Frauenzimmern (s. Hermersbe1·g)- Garnberg, Heimhansen, Hirschbach (s.Steinkirchen), Holzhausen, Hermutl)ausen, Jagstberg, Jngelsingen, Jnngholzhausen, Kochers1etten, Künzelsan, Kügelhos, Laßbach, Lipfersberg, Mannbronn abg. bei Si1nprechtsh., Mäusdorf, Mars-bach, Mulsingen, Nagelsberg, Niedernhall. Nitzenhausen, O.Ginsbach, O.Kessach, Ochsenthal, Ohren- b«ach, Raboldsweiler, Ripperg, Ruwenthal-Reilhos, Sonnhosen, Stein- kirchen, Thierberg, Vogelsberg, Weldingsfelden, Wolfselden, Zottishosen. OA. Crailsheini: Kreszberg 1377· W. F. 7, 144. OA. Gerabronn: Azenrod 1470, Bartenstein 1425, Billings- bach1384u.1419 erkauft. Binzelbei«g Zehnten, Diembot, Geroltshausen, Herrenthierbach, La1npertsweiler, Lan1mshos, Mittelbach, Nesselbach, Raboldshausen, Obersteinach 1290, Regenbach O. und U., Selbot, Simtnetsha11sen, Salz bei Kirchberg 1328. OA. Halt: Blindheim l477, Eltershofen, E-lzhausen, Eus- lingen, Erlach, Gang?-hausen, Haßselden, Kröfselbach, Lindenau, Michel- feld,Ramsbach, Reinsberg, Rieden, Starkolzbach, Unteraspach, Utten- hofen, Veinau, Wackershofen, Wolpertshansen.

644 OrtZbefchreibung. OA. Mergentheim: Althausen, Edelsingen, Lillstadt, Lust- bronn, Mergent-heim, Stuppach. OA. Necka»rfuln1: Kochersteinsfeld 1390, Züttlingen ca. 130«7. OA. Oehringen: Belzhag 1384, Einweiler, Etzlinsweiler, Füßbach, Gaisbach, Goggenbach, Hang, Kubach, Künzbach, Masselter- bach, Neuenstein, Selbach, Ulrichsberg, Weinsbach, Westernbach. Großherz. Baden: Adel?-heim und Sennfeld 1415, Ballenberg, Dainbuch, Krautheim, Kupprichshaufen, Lengrieden, Morstadt, Sachsen- flur, Schüpf O. und U., Seckach, Stockheimer Hof. Kgr. Bat) ern: Gaubüttelbronn, Kolben-Schneitbach, Neudorf, Rettersheim. Hohenlohische Lehen hatten die Herren von Stetten in Adlazweiler abg., Bartenstein, Billingsbach, Buchenbach, Eberbach, Frauenzimmern abg., Goggenl1ach, Heimhausen, Jagstberg, Mulfingen, Steinkirchen, Stetten, Schloß und Dorf, Wackershofen&c., komburger in Etzlinsweiler, Künzelsau, Nagel?-berg, limpnrger in Altkrautheim, Mulsingen, Sachsenflur, Würzburg» in Adel?-heim, Etzlinsweiler, Bernh;-'hausen, Bodenhof, Buchenbach, Gaubüttelbronn, Jnngholzhausen, Liebenberg abg., Mars-bach, Morstadt, Rabolds-hausen, Raboldsweiler, Sennfeld, Simmetshausen, Zottishofen,Züttlingen· Württembergifcher LehenZmann war 1480 Kilian v. St. Regesten der Herren von Stetten vgl. W. F. 4, 167 ff. Die Herren von Sletten in Hall mit dem Fisch im Wappen, bleiben hier außer Betracht, in Betreff der Herren von Gnbelstein s. Württ. Jahrb. 1834, 369. W. F. 4, 195. sit·ri(ius Z11reeh 1166 Z. in der Urkunde Herz. Friedrichs v. Rothenburg, W. U. II, 152. -— Ziirc-h de St Z» Krafts von Bocksberg 1251, W. F. 4, 193. Sit’ricIi1s (Ijctl1s ZürcI1 de St. 1268 schenkt Güter in Nitzenhausen an den Deutfchorden cum sigi11o ziemt« se« Orat’t0nis de Hohen- I0ho. Stäl. L, 568. 1269 Z. für Hildebrand v. Sauwenshei1n, W. F. 1848, A. 7. 1276 Z. KraftZ v. Hohenlohe, Wib. 2, 82. Z. Landvogt in Wimpfen (Gabelk.). 1274. Z. Senior und Gottfried v. St. Z. Conrads v. Neidenau 1275, W. F. 9, 78. Er erwarb wahrfcheinlich Burg Gabelstein und ist wohl der Ritter Gabeln 1253, Hans. 1, 410, cfr. Conrad Furca, W. U. Z, 267. Gottfried I. f. Zürch. 1286 Z. KonkadB von Neidenau, W. F. 4, 194. G. und Hedwig v. Nechenberg ux. schenken 1297 8 Pfd. zu Eberbach an den D. Orden. W. F. 1845, 9 und geben Güter in Vogelsberg und Hitels an Hohenlvhe zu Lehen. 1306 verkaufen sie 5Vv Pfd. Gült zu Mäusdvrf und Vogelsberg an Schönthal. Staatsarch- 1303 Z. Gottfrieds V. Hohenlvhe, Hans. 1, 431. Gernvd 1287 Zeuge Diethers v. Berlichingen, W. F. 4, 194, 1298. Wib. 2, 181 13« 8. Poppos v. Eberftein, Hans. l, 428. 1302. Diethers v. Brettach, W. F. 4, 194. 1393 Hans. 1, 600. 1303. G. und« Hedwig ux. verkaufen Güter zu Eschenau an Kl. Lichtenstern, Staats-arch. 1305——1317 mit s. Bruder Markolf Z. Wib. 2, 181, W. F. 7, 500· Wib. 4, 34. s. auch Hein1haufen. Gerung von Würzburg 1303 belehnt mit Aecker in Züttlingen Arch. f. Unterfr.

Kocherstetten. 645 24, 113. Markolf1297. W. F· 1848, 9 1303 bclehnt von Würz- burg mit Buchenbach, Adeloldsweiler, Bernhal1shaufen, zum Bvdeme, L1ebenberg. Arch. f. Unterfr. ca. 1317 Z. für Gernod v. Bartenan Wib. 4, 39. 1328 -f- Hans. 2, 281. Wilhelm: 11)c01· Hildegard, Tochter Lupolds v. Seldeneck -f 1. Juli 1303. Benfen Volkssagen S. 38. Zürch 1293,-1323 Deutschmeister, Stiil. Z, 145. -il. 1316—1317 D. O. Komthur in Nürnberg Man Zoll. 2, 333, 336 in Mergentheim Grad. 4, 1030. Reg.b. 6, 94. — fchenkt 1290 den Kirchfatz zu Obersieinach an den D.Okden, W. F. 1847, 35.1292 Z. W. F. 4,194. H(-»s.2,280. Zürch und Götz Z. Gottfrieds von Hohenlohe, Hanf. I, 431. 1303. Ritter, hahenl. Deduction 1806 Beil. 1. Arnold D. O. Ritter W. F. 1847, 35. A g ne s v. Sauwensheim, T. Herolds gen. Zürch v. Kocherstetten, gibt 1332 Chenheim und Mertenshein aus Kl. Ebrach, Rasch. 7, 18. Agnes v. St» Tochter Heinrichs gen. Strutz v. Obetbach und ihr Sohn Gernod verkaufen 13l2 Güter zu Kolbenfchneitbach und Neudorf an Kl. Heils-braun. Reg. b. 5, 528. Anna Klosterfrau zu Sulz. Jung Mist. 429. Bertold, Wilhelms Sohn, verkauft Gülten und ,3infe in Kefsach an Kl. Seligenthal, Reg. b. 8, 14. 1352. Wilh. und feine Söhne Bertold und Götz verzichten auf einen Leibeigenen in Mergentheim, W. F. 4. 277. 1353 W. 4, 26. 1357. Wib. 2, 200. 1358 Z. für Gernot v. Stetten, W. F. 4, 205. 1359 Wib. 2, 259, 1361 v. Kocher- stetten f. d. W. F. 205· 1367 mit Beringer v. Berlichingen Schieds- richter zwischen Kraft v. Hohenlohe nnd Johann v. Brauneck, Oehr. Arch. Bertold, Gernots Sohn der Buchner. 1358 W. F. 205. 1360. Reg. b. 9, 13. 1361 Z. für die Gebrüder von Hornberg, W. F. 4, 206. T 1887. jb. Elifab eih, Nonne in Gnadenthal, für welche Agnes v. Brezen- keim, Wilhel1nE- Witwe ein Gut zu AmrichBhaufen an Gnadenthal gibt, Wib. 2, 200. Aebtiffiu, W. F. 9, 72. —— E. ux. Heinrich Veldners 1361 W. F. 7, 590. Erkinger 1338 Pfleger des D. O. zu Efchenbach, R. b. 7, 216. Gernod 1304 s. oben. 1308 gen. v. Buchenbach oder Buchener, Ritter, ux. Gerhnfe f. Eberbach. 1328 Z. für die Geb1·iider v. Horn- berg, Hanf. 2, 281. 1332 siegelt, Gab. 1305 Z. Staatsarch. 1340 mit feinen Söhnen Bertold, Zürch Gernod Götz f. Buchenbach. 1359 Schiedsrichter, Wib. 2, 201. 1380 Bürge für Kraft v. Klingenstein Gab. Gernod -f- 1324. Seine Gattin Guta, ux. Konrad Lefchs, und ihre Söhne Gernod, Friedrich, Johann, R. 626, 1Z9. Götz, Laienbruder im Dominikanerkloster zu Mergentheim 1336, W. F. 1848, 59. 1340 Reg. b. 7, 290. Wilhelms Sohn 1352. f. Ber- told. Gernods Sohn 1340 f. d. hohenl. Vogt zu Waldenburg 1371X79, Hanf. 2, 201. Gutta ux. Heinrichs v. Hornberg 1332—41. W. F. 4, 207. 1389 Jungfrau Gutta stiftet eine Jahrzeit in Gnadeuthal. Wib. Z, 105. Johann Ritter, Reg. b. 10, 169. Lutrad ux. Krafts v. Morstein 1315 Gab. Sigmund kauft 1387 Zehnten zu Adelhartsweiler von Peter Gebwein zu Hall, f. Zürch. Ludwig Abt zu Oberzell 1374X87, Arch. f. Unterfr. 14, 1, 120, Z. f. Obekrh. 24, 301. Lupold D. Ordensritter (B.). Ulrich Generalvikar in Würzburg Ebracher, Hand-

646 Ort3beschreibung. fchrift des Mich. v. Leone S. 95. Wilhelm 1332 verkauft Giilten zu Tauberretter?-heim an den Deutfchorden, Mergenth. Diplom. Wil- helm der alte 1372- Hanf. 1, 600. 1389, 1390, Wib. 4, 23. 3, 61. L, 241. 1371 verfetzt an Simon v. Stetten die Feste Kreßberg OA. Er. ux. Anna v. Saunsheim, W. F. 7, 144. 1390 verkauft ein Gut zu Stein(3feld an Stift Oehringen. Oehr Arch., kauft 1399 von Gutta vDN St· GÜM1l, Güter zu Füßbach, Ober-Masselterbach, Westernbach,

53eif1öbach, Oehringen, 1381 zu Lamperts1veiler abg. und Nabold·3-

au en. 8iirch 1372—79 Vogt in Langenbnrg, Z. f. Oberrh. 24, 64. Stett· U. 1384 kauft mit Simon Gülten zu Billingsbach. ib., ebenso 1377 wird der Schaden der v. Bachenstein und Stetten in der Fehde Gottfrieds und Krafts v. .Hohenlohe gegen Friedrich Burggraf vo·n Nürnberg vertragen. M0n· Zoll. 4, 356. Balthasar DeutfchordenBritter, W. F. 4, 357. Barbara Aebtissin in Gnadenthal 1450—69. Beth Nonne in Gnadenthal, Wib. 2, 117. W. F. 9, 72. Caspar (nx. Anna v. Vestenderg), Eberhard und Sigmund werden 1471 von Pfalzgraf Friedrich mit Otto von Baietn und dessen Amtmann Hans von Eicholzheim, wegen Fehde, Brandschatzung &c· vertragen, Stett. U. Konrad u. Sigmund 1469 Dienstag nach Neujahr dnrch Heinrich v. Rechberg und Lupold v. Wolmers-hausen vertragen mit Sigmund. Albrecht, Christoph, Wolfgang, Pfalzgrafen und Herzogen von Baiern wegen der Fehde, welche die v. St. den Pfalzgrafen wegen Ulrich Adler angekündigt. Adler foll vor dem ordentlichen Richter klagen. St. U. Eberhard D. Ordenskomthur zu Virnsberg 1427 Staatsarch. 1443——47 Deutschn1eister —f- S. März, Stäl. Z, 345. — Eberhard ux. Anna von Bopsingen, Witwe Herolds v· St. -f- 1457. Seine Tochter Anna Gattin Martin-Z von Adelsheim. G eorg 1456 von Würzburg mit Bnchenbach, Zehntrechten zu Ra- boldshnusen, Jungholzhausen, Simmetshausen belehnt. St. U. Gottfried (Götz) tritt 1400 ins Kl. Komburg (B.), 1421—1451 Abt in Komburg. — Götz verkauft 1475 mit Dor. v. Crails-heim, Ww. Barth. v. Wenkheim, ein Gut zu Elzhausen an den Spital in .Hall, 1477 hat er ein vom Spital erkaufteZ Gut in Blindheim, 1481 die Hälfte eines Guts in Seibotenberg, Anna von Bopfingen die andere. 1484 vor das Pfälzer .Hofgericht geladen. Abrege 1, 507. Hans trägt 1412 ein Gut zu Senfeld und ein Drittel des Zehnten dafeldst für Anna v. Mensheim nx. von Würzburg als Lehen. St. U. -— 1477 verkauft L Güter zu Otzenrode (Azenrod) an die Kirche zu Buchenba6ch, Stett. U. 1462 von Graf Albrecht v. Hohenlohe gefangen, Wib. 3, 7. Herolt schließt 1427 mit Zürch und Sigmund Gebt. Wilhelm Senior und juni01·, Konrad v. Stetten einen Burgfrieden zu St. St. U. 1847, Hofmeifier Krafts v. Hohenlohe. Kilian 1480 leistet zu Backnang Württemberg die Lehnspf1icht, 1483 in Streit mit dem Pfalzgrafen. 1487 mit Hohenlohe, W. Vier- telj. 1879, 67 ff. Leonhard D. Ordenskon1thur zu Beuggen 1462—-90. Z. f. Oberrh. 30. 269. ff.

Kocherstetten. s47 M argareta Aebtifsiu in Gnadenthal1413—38, W. F. 9, 72. - 1471 Murg. und ihr Gotte Johann Rüd von Bödigheim überlassen Kloster Seligenthal Güter zu Seckach und Zimmern, Gauen. voll. (1ipl. Z, 665. — M. Witwe Conz Gsels erhält 1401 von Burg raf Friedrich die Pfandsum1ne über Bergelnnd Bernheim, Man. Zoll. 6, k08. Simon (Sigmund) lauft 141-2 die Morgengabe seiner Frau Murg. von Kirchberg, von deren Bruder -Adam von Kirchberg, Gi1lten und Zehnten zu Eberbach, OA. Regenbach, Heimhausen, Mäusdorf, Mühle und Gütlein zu Stetten, Wiese zu Morsbacb, 1427 Güter. und Gülten zu Selbunde von Courad Senft. 1447 Simon und Zürch verkaufen Zehnten zu Gang?-hausen (1X,), L Güter zu Unteraspach, würzb. Leheu, an de11 Fronleichnan1saltar zu Hall, hat 1456 Gaubüttel- bronu als tvürzb. Lehen. 1469 Sim. verkauft an feinen Sohn Simon den Hof zu Untersteiubach und Weiter Selbach, Stett. Urk. 1471 S. Kilian und Afra v. St. verkaufen Selbot und Niedersteinach an G. v. Vellberg, Kirchb. Arch. 1479 hat Gülten zu Einweiler von Jörg v. Eltershofen ererbt. ib., erhält von demselben für sich und Elisabeth von Cltershofen un. Güter zu Lindenau, Untermiinkheim, Eltershofen, Oberaspach, hohenl. Leheu. 149I lauft von Mart. von Adelsheim und Anna von St. ux. Güter zu Morsbach, Mäusdorf, Vogelsberg, Laßbach, F-alkenhausen, Sonnhofen, Regenbach, Schetzlins- l)of, Nitzenhausen, Stett· Urk. 1499 werden Simon jun. im Streit mit feiner Stiefmutter Elis. von Eltershofen alle Einkünfte von Kraut- heim bis Ober-Regeubach im Jagstthal zugesprochen, il)., f. auch Herolt 1427. Simon Rath und Diener UlrichZ von Württemberg 1447—59. Gabelk. 1472 S. Amtmann zu Röttingeu verträgt, sich mit Kilian, seinem Bruder, wegen Schulden ihres Vaters Simon, Ritters, Stett· Urk- 1487 in der Rosenbergischen Fehde Genosse Georgs v. Roseuberg über- fällt und braudschatzt Hohebach, W. F. 9, 210. W. Viertelj. 1879, 67, f. — an. in(-. zu Ausbarh im Zweikampf mit Georg von Rosen- bcrg, W. F. 9. 210. 1488 23. Dez. bei der Belagerung von Stetteu durch Hohenlohe wird Sigmund verwundet und mit Kaspar gefangen, Simon, Ritter und jun. halten die innere Zarge. 1504 Diener und Rath des Grafen Albrecht und Georg auf 10 Jahre mit Sitz in Jngel- singen, 80 fl. Sold, Winterkleidung, Verköstigung, Schadenersatz, je 20 Malter Haber und Korn, Holz und Stroh, Stett. Urk· Wilhelm, 1409 can. zu St. Gu1npert in Ansbach, Jung Misc. 2, 104. 1415 von Würzburg 1nit !-- Zehnten zu Seufeld, V- Hof, «« Zehnten zu Alatzheim (Adelsh.) belehnt. 1424 kanft die Oblei Steiukirchen vom Domkap1tel Würzburg, 1425 empfängt den Theil seines Schn)iegervatcrs Lup. von Seldeneck an Bartenstein als hohenl. Lehen, Stett. Urk.· 1429 verkauft Mühle und Hofftatt zu Tybunnde halb, die andere Hälfte gehört Zürch und Simon, die sie ebenfalls ver- kaufen, Kirchb. Akch. 1430 verkauft die Vogtgiilt auf komburgischen Gütern zu Stariolzbach, hohenl. Lehen, an Komburg. 1441 von Würz- burg -1nit V- Schloß und Zehnten zu Bucheubach, V- Zehnten zu Raboldshausen, 2 Theile des-s. zu Zotten?-hofen gemeinsam mit Eber- hard belehnt. 1469 lauft Güter zu Fiiszbach von Mich. Schletz, hat hohenl. Lehen zu Goggenbach, Stett. Urk. « Zürch jun. und Wallburg von Vestenberg, Mutter Krafts von Vestenberg, 1-108 im Proceß mit den Vestenberg, Most. Zoll. S, 434.

648 Ort-"3beschreibung. 1409 erhält vom Burggrafen sein Guthaben, Man. Zoll. 6, 548. 1414 verträgt Albrecht von Hohenlohe und Arnald von Rosenberg wegen der 2 See zu Herxheim und Aldersheim, Staatsarch. 1419 kauft von Wilh. Renber und Kath. Truchseß von Walderbergstetten (Willburgst.) Güter und Giilten zu Billingsbach, Tierbach und Symonthausen, verschreibt 1430 Albrecht Rudlinger zu Mergentheim 103 fl. an V- Bau- hof zu Herrenthierbach, StaatZarch. 1447 Amtmann zu Bischofs-heim. Die Herren von Stetten klagen 1457—58 über Schädigung durch die Ganerben in Widdern, was den Zug, Eroberung und Zerstörung Wtdderns durch Markgraf Albrecht von Brandenburg und Graf Ulrich von Württemberg am 25. Juni 1458 veranlaßt, Still. Z, 507 ff. 1462 die Herren von Stetten in heftiger Fehde mit dem Bamberger Dom- propst Albrecht von Wertheim. Vertrag vom 20. Des. wornach die von Stetten Wolf von Seebach und dem Bulou von Sintmann Ent- schädigung geben miKssen, Stett. Urk. Die Fehde mit den Pfalzgrafeu und Herzogen von Baiern s. oben. 1476 bei der Wallfahrt zu Niclas- hausen soUen 2 Herrn von Stetten als Anführer dem Pauker Anleitung gegeben haben, Arch. f. Unterfr. 14, Z. S. 25, 27, 43. 1476 Dienst. n. Lätare verträgt Kraft von Hohenlohe seinen Vetter Albrecht mit den Herren von Stetten wegen Lösung des Schlosses Thierberg, Stett. Urk. Ueber die 1483 drohende pfälzer Fehde, die Rofenberger Fehde 1487, den Streit mit dem Ruralkapitel Kiinzelsau, die Fehde mit den grasen von Hohenlohe s. allg. Theil und oben, Württ· Viertelj. 1879, ff- Apollonia verkauft 1537 Einkünfte zu Haßfelden. 1539 zu Enslingen an Hall, OA.Beschr. Hall 194, 310. Brigitta Nonne in Gerlachöheim 1509. Caspar s. 15. Jahrh. vermacht seiner Gattin Anna von Rosenberg 1507 Zehnten zu Morsta’ot und Senfeld, den Stockhein1er Hof das., wiirzb. Lehen, V-, Wein- und Fruchtzehnten zu Ober- und Unter-Schüpf, Stett. Urk. Den Zehnten hat 1513 Caspars Tochter. Christoph und Werner 1500 von Hohenlohe mit dem Erben ihres Ahnherrn G. von Eltershofeu zu WackerZhofen, Lindenau, Ober-Münkheim, Eltershofen und Ober-Aspach belehnt, Stett. Urk. Jhre Mutter Murg. und die Söhne verkaufen Güter zu Wackershofeu. Eltershofen, Utteuhofen, Erlach 1538 an M. Senft, Stett. Urk. 1512 Christoph tritt Güter zu Erlach an s. Bruder Simon gegen Güter in Mönchdorf ab. 1540 verkauft seine Witwe Margareta IX- Hof dort an Anna Schenk von Schenkenstein. 1532—35 verkaufen Christoph und «Ziirch Giiter zu Billingsbach an Hohenlohe. Eberhard kauft Güter in Erlach und verkauft sie 1562, ver- leicht sich 1563 über die hohe Fraisch und das Halsgericht zu Kocher- Ketten, Miiusdorf, Vogelsberg, Laßbach mit Ludwig Cafimir von Hohen- lohe und empfängt sie als hohenl. Lehen, wird 1575 durch Maximilian II. vom Rottweiler Hofgericht und den westfälischen Gerichten entbunden, Stett. Urk. 1580 ff. Flaciauer, Wib. 1, 599, erhält 1571 nach dem Aussterben der Rosenberger das limpurger Lehen zu Sachsenflur, W. F. 9, 22l (nach Hans- Caspars Jnventar ein Schlößlein und Hofstatt, Güter, Wälder zu S. und Ober- und Unter-Schüpf, Daimbuch, Leng- rieden, KupprichshauIen, Weinberge zu Ober- und Unter-Schüpf 2c.) alles l683 an Joh. Peter von Partei verkauft. Gabriel verkauft 1500 Zehnten zu Mittelbach, 1503 zu Gerolts-

Kocherstetlen. (349 hausen und LamZhof, 1520 zu Binzelberg, 1512 kaust von Caspar Güter zu Adlatzweiler (Etzlinsweiler) Hölzer zu Steinbach und Grun- hofen, komd. Lehen, verkauft und vergabt sie aber bald darauf· Götz

502 verkauft hohenl. Lehen zu Billingsbach an den Spital zu Oehr-

1ngen. Hans Konrad DcUtschVkdcNskl)11lfhllk zu Winnenden 1513 (Bauer Coll.). Kilian 1525—26 Genosse Hans von Massenbach gen. Thalacker in der Fehde gegen Baden, Jäger, Heilbr. L, 21. Lud- wig 1507 wiirttemb. Amtmann zu Möckmiihl (Baner). Sebastian Deutschordensko1nthur auf Mainan 1518—34. Sigmund ver1nacht 1506 seinen Pathen Phil. H. und F. von Wichsenstein 11 fl. Gült zu Unterkubach, 1534 von Wolf von St. eingelöst, Stett. Urk. 1508 verncacht seinem Bruder Caspar Zehnten nnd Güter in Billings-bach. Ulrich, Kilians Sohn, 1523 Altarist in Künzelsau, 1533—56 Pfarrer in Belsenberg. Werner verkauft 1513 mit Christoph f. d. an Hat! Güter und Gülten zu Kreftelbach (Cröffelb».) IX« des Gerichts, Gülten zu Wolperts- hausen, Beinan, Ramsbach, Wälder (Flurn. Aglasterholz), ebenfo 1516 zu Rieden nnd Heimbach. 1513 kauft den Zehnten zu Goggenbach, 1527 von Zürch den Zehnten zu Gerlis- und Lamshof (Geroltshausen)· Wilhelm stiftet die Kreuzwiefe zu Künzbach 1505 an die Kirche zu Künzelsau, hinterläßt 1506 Güter zu Schiipf, an welche feine Halbge- schwister von Sternenfels kein Recht haben. Wolf 1513 erhält Güter zu Haag, Kubach, Gagernberg, Laßbach, verkauft 1533 Güter zu Fiißbach, Gaisbach, Gaishof, Ulersberg (Ulrichsberg) an Hohenlohe (Fleiners Chronik). 8ürch hat 1538 Zehnten zu Simmetshausen als hohenlohische Lehen, Stett. Urk. 1520 bekriegen sich die v. Rosenberg nnd Stetten. Wolf v. St. will die Vellberger mit einander vertragen, verliert aber zu Vellberg durch ein Geschiitz ein Bein, Herolt Chron. S. 79. Ludwig Kasimir hält sich zur kath. Kirche in Amrichs-hausen 1595-1602. Der Schloßprediger Seb. Hueber weigert sich, Georg v. St. ein Kind zu taufen, weil L. C» der päpstlicher Religion sei, der Taufe anwohnt (Stett. Urk.). 16Z4 20. Nov. von Croaten zu Mars- bach erschaffen. Hans Reinhatd. Ritterrath nnd Truhenmeister des Kanton Odenwald, vortrefflicher Haushalter, -s- 1627. Hans Reinhard jun. fällt 1622 in der Schlacht bei Wimpfen; 1697 19J29. Juli fällt bei Kappe! im Kinzigthal Johann Lndwig, Hauptmann in1 1vürzb. Dragoner- regin1ent, 1709 fallen vor Dornik(Tournay) in den Niederlanden 9. Aug. Philipp Conr.3 Hauptmann in brand. ansb. Dienst. 2-'11. Sept. sein Bruder Albrecht Phil. Karl im selben Regiment; 1727 fällt zu Ath im Hennegau Heinr. Christoph, östr. Fähnrich unter Lnd1vig v. Württem- berg, 11. Juli Joh. Ge. Fr., bad. durl. Oberst1vachtmeister im Feld zu Volkmannsdorf in Sachsen. ,Joh. Philipp, brand. kultnbach. Kriegs- rath, 1- 1619. Joh. Ernst, Ritterrath und Truhen1neister des KatttonS Od., -f- 1703 16. Juli. 1753 23. Febr. obiit in Ko(-henstetten D0mina. Christian Carolina de Lipsäo1-f, nat-I. de stauen, couversa, mn1ta mais. I. snis p1·0ptere«a pe1·pess:-1«, vix-i1i tamen -1nimo sus- cipiens, baue et I-its provisa atque sepult-a in ev(-1esia Americhs- hnsana (K.B. in Amrich5h.).

650 Orts-beschreib11ng. Johann Heinrich, württ. Oberforstmeister in Neuenstadt, -s- 1755 20. Juni. Sigmund Heinrich, Generalmajor des schwäb. Kreises bad. durl. Oberkammerjunker, -s- 1760 13. Sept. Karl Albrecht, herz. zwei- brückischer Oberstallmeister, f 1769 14. Juni. Carl Ludwig Ernst, bad. Oberforstmeister und Bergwerk;-’-direktor, -s- 1775. Eberhard Friedr., württb. Geheimrath und bad. Oberhofmarschall, -s- 1783 14. Juni· Maximilian Wilhelm Sigmund, Deutschordensritter, RathL«-ge- bietiger, Kon1thur zu Grifstein, k. k. Generalmajor, fürstl. würzb. Generalfeldzeugmeister. geh. HofkriegZrath, Kommandant v. Würzburg und Marienburg, —s- 1794 S. Nov. Friedr. Gustav, bad. Oberst und Kammerherr, s- 1808 16. Apr· Julius Philipp- w. Kammerherr, Oberst und Kommandant von Hohenneuffen, -s- 1815 25. April. Albrecht Sigmund Friedrich, bair. Generalmajor, Präsid. des bair. Kriegskollegiums, Kommandant der Marienburg, geh. Rath u. Kammer- herr, -f- 1822 30. Nov. Karl L1idwig Magnus, Oberforstmeister zu Kandern, -s- 1829 30. ". Juni Ludwig Aug. Heinr., bad. Kammerherr und Hofgerichtsrath in Rastatt, -s- 1833 8. Apr. Eberh. Ludw. Max» bad. Oberhofmeister und Geh. Rath, -is 1838 12. Juli. Hein. Aug. Ferdiuand, württb. Landesoberstallmeister, s- 1867 J. Juli. Dem Deutschorden gehörten weiter an (ohne Sicherheit der Zeit) Be1gZld, J- 17. Aug.; Gernod, -s- 10. Juni; Wilhelm, -s— 9· ,Jan., W. F. 6, —8 . Buchenmühle, reizend unterhalb Kocherstetten an einer starken Biegung des Kochers gelegen, hieß ursprünglich Buchenau: Dieselbe erscheint zuerst in dem Schirmbrief Papst Alexanders lV. für Lichtenstern 1254, worin der Papst die Besitzungen des Kloster·3 bestätigt und darunter neben den Gütern in Morsbach medietat8 munius mo1eudini, quod voeatur Buohenowe, siti in aqua, quae vu1gakiter Coban appe1lo.tur. Beso1c1 doeum. m0nast. IJjchc8l1st01’11 430. 1322 verkauft Lichtenstern seine Besitzungen in Buchenau an Wilhelm von Stetten s. Morsbach (Staatsarch.). 1513 verkauft Gabriel v. St. an seinen Vetter Simon 2 Wiesen in der Hirschbach z1vischen Kocherstetten und Stein- kirchen und einen Hoftheil zu Büchich, den ein Mann von Mors- bach hatte, um 35 fl. auf Wiederlösung und 1517 an Christoph 11X2 fl. Giilt auf der Mühle zu Buchenauwe um 20 fl. Stirbt Gabriel ohne Erben, so fallen an Christoph auch Gabriels Gült- hü.hner von einem Weingarten zu Buchenau. 1776 20. Dez. Brand (Amrichsh. Pf.-Akten).

Laibach. S51 28. xailiaaI, Gemeinde IIl. Kl.. kath. Vik., mit 248 Einw., worunter 9 Co» Fil. von Dörzbach, und 11 eig. Konf. In dem äußersten nördlichen Auskäufer des Bezirks, der wie eine Halbinsel in den Bezirk Mergentheim und das Groß- herzogthum Baden einspringt, liegt wie abgeschnitten und welt- 1)ergessen das kleine Dorf und Schloß Laibach. Das Dorf ist eingezwängt in die Rinne eines kleinen munteren Bc·ichleins, das im Ort selbst nur der (die) Thalbach heißt. Ueber dem roiesen- grünen Thiilchen mit seinen Berghängen und Wäldern ragt das n1ittelalterliche Schloß. Der Ort zieht sich dem Bach entlang, besteht aus bescheidenen Häusern und bildet nur eine Haupt- straße. Die Kirche des Orts befindet sich im Schloß· Das Pfarrhaus, Sitz eines Expositurvikars, wurde 1869 erbaut und hat eine freundliche Lage in seinem Garten an dem Eingang ins Dorf und de1n Weg zu Schloß und Kirche hinauf. Das Schulhaus, unweit des Pfarrhauses am Bache ge- legen, hat eine zu tiefe Lage. Es wurde 1840 von der Ge- meinde angekauft und zum Schulhaus umgewandelt. Es ent- hält ein Lehrzimmer und die etwas beschränkte Wohnung des Lehrers. Das Rathhaus, ein einstöckiges Gebäude, das 1877 von der Ge1neinde angekauft wurde, liegt gegenüber dem Psarrhause zweckentsprechend eingerichtet. Auf einer Anhöhe südwestlich über dem Dorf steht das Schloß, das von der Ferne gesehen sich sehr günstig ausnimmt. Einst feste Burg und 1621 zu einem stattlichen Herrschaftssitz, aus Steinen des Breitenthaler Steinbruchs bei Westernhaufen, von Erh. v. Muggenthal neu erbaut (Schönth. Jurisdiktional- buch), hat es jetzt bedeutend an Umfang verloren. Das äußere Schloß ist abgebrochen. Von den Z Thürmen, welche die Burg nach Osten und Norden schirmten, steht nur noch der südliche gegen Klepsau, die beiden andern sind bis zur Mauerhöhe ab- geworfen. Im innern Schloß stehen noch 3 Thürme; der hohe Mittelthurm, welcher die beiden Hauptflügel des Schlosses mit einander verbindet, hat eine Kappe! mit doppeltem Kreuz. Er ist von Erh. v. Muggenthal erbaut. Ueber der Thüre steht die

652 Ortsbeschreibung. Jahreszahl 1621. .Jm südlichen Hauptfliigel ist die Kapelle zur heil. Katharina, Eigenthum des Rittergutsbesitzers Frei- herrn von Racknitz, und wird von ihm unterhalten, ist aber der Gemeinde Laibach zum Gebrauch überlassen. Die Kapelle, im Stil des 17. Jahrhunderts erbaut, hat einen hübschen gothischen Hochaltar, von Benz in Gmünd 1877 aufgebaut, und ist im Jnnern sehr freundlich, aber klein. Ueber dem Portal befindet sich ein Hochrelief, den Rosenkranz darstellend, mit einem an- betenden Pabst und Ritter. Die zwei Glocken hängen nicht auf dem Schlv-ß, sondern unten im Dorf auf einem eigenen Glockenhäuschen. Am südlichen Hanptflügel erhebt sich ein runder Thurm mit Wendeltreppe, zu den Wohnräumen der Herrschaft führend, welche von freundlichen Gartenanlagen um- geben sind. Pfarrhaus und Schulhaus hat die Gemeinde zu unter- halten. Der Begräbnisplatz, der sich außerhalb des Ortes be- findet, wurde 1862 angelegt. Mit gutem Trinkwasser ist der Ort reichlich versehen. Es bestehen 5 laufende und ein— Pumpbrunnen. Auf das Schloß wird das Trinkwasser durch Maschinenkraft in bleiernen Röhren hinaufgepumpt. Die Gemeinde hat sich in den letzten Jahrzehnten bedeu- tend gehoben. Das von den früheren Grundherren aufgenom- n1ene fahrende Volk, darunter Zigeuner, hat die Gemeinde all- mählich fortgeschafft und demselben unter großen Opfern zur Auswanderung geholfen; die elenden Hütten, in welchen diese Leute wohnten, wurden al)gebrochen. Die um des Schntz- geldes willen aufgenommenen Jsraeliten sind aus dem abge- legenen Ort dem größeren Verkehr nachgezogen. Die frühere Synagoge ist jetzt ein Wohnhaus. Der Fleiß und die Spar- samkeit, welche unter der Verwaltung des verdienten Schultheißen ·Heßlinger sich gehoben, sind anerkennenswerth. Dennoch ist die Lage der Gemeinde eine ged1«ückte. Getneindeeigenthum ist keines vorhanden. Alle Ausgaben für Kultus, Gehalt des Expositur- geistlichen, Pfarr- und Schulhaus si11d durch Umlage zu decken. An die Grundherrschaft hatte die kleine Gemeinde 18000 fl. Ablösung zu bezahlen. Der Grundbesitz der Ortseinwohner ist ein beschränkter, da die Grundherrschaft ein mit großem Güter- besitz ausgeftattetes Hofgut besitzt. Der Gen-erbebetrieb ist kaum nennensiverth. Nur eine Ziegelei ist vorhanden. Es besteht eine Schildwirthschaft und

Laibach. s53 eine Speisewirthschaft, sowie ein Kramladen. Den Verkehr ver- mittelt eine Vizinalstraße nach Rengershausen und ein kleines Sträßchen nach Klepsau. Das Klima ist ziemlich mild, auch die feineren Gewächse wie Gurken und Bohnen gedeihen noch. Gewitter sind nicht gerade häufig. Als Wetterfcheide gilt eine Höhe bei Western- hausen, von wo die Gewitter theils nach Neunstetten, theils ins Kocherthal ziehen. Der Boden auf der mittelgroßen, wohlabgerundeten Mar- kung ist mittelfruchtbar, nicht tiefgründig und steinig, hält ziem- lich viel Lehm, ist großentheils schwer. Das Klima ist milder als auf den benachbarten Höhen. Hagelschlag hat die Markung seit 1862 nicht mehr getroffen. Da der Grundbesitz der Bürger beschränkt ist, wird der Ackerbau um so eifrigcr betrieben. Neben Stalldünger wird Gips und Kompost verwendet. Der Weinbau ist nicht sehr ausgedehnt. Die Lage auf der Nordwestseite gilt für die beste. Die Gemeinde besitzt keinen Wald, Private 146 Morgen Laubwald. Zum Verkauf kommt kein Holz. Als Weide dient nur Brach- und Stoppelfeld. Die Ge- meinde erzielt darau-Z 200 -Xb Pacht und 250 --ei Pferchnutzung. Die Güterstücke der Gemeinde sind dem Schäfer überlassen. Der freiherrl. v. Racknitz’sche Gutspächter hat die Schä- ferei aus der ganzen Markung. »Jm Sommer laufen 200 St. Mutterschafe mit den Lämmern auf der Markung, im Winter die gleiche Zahl ohne Lämmer. Alterthümer. An frühere Niederlassung erinnern die Gassenäcker und der Kaltersberg. Die Kapellenwiesen nnd Aecker haben wahrscheinlicher ihren Namen davon, daß sie an den Kaplan zu Altkrantheim Gülten zahlten, als von einer dort be- findlichen Kapelle. Auf der Markung sind abgegangen Büchelich, Reg. 1307, an das noch im Lagerbuch von Laibach der Buchelsbronnen er- innert, und Dacht (im gen. Lagerbuch) zwischen Laibach und Horrenbach. Der Judenkirchhof, der früher von den Juden in weiterer Umgebung benützt wurde, liegt jetzt verlassen. Von Flurnan1en sind noch zu nennen Denzelswald, s. Reg. 1723, Hund?-galgen, Peterswiefen, Wanzenacker und im obigen Lager- buch Osendel und Todtenthal.

654 Ortsbeschreibung. Laibach, alt Lutbach, wahrscheinlich der den linken, dem Volk, keinem Einzelnen zustehende Bach, wird zuerst 1307 erwähnt. 1406 findet sich Anna von Aschhausen dort begütert und 1421 Goltstein von Gattenhofen. Von 1422 an bis 1607 ist. das Schloß mit dem Weiler als limpurgisches Lehen im Besitz der Familie von Berlichingen. Nach kurzem Zwischen- besitz der Herren Capler von Oedheim kam es durch Kauf 1615 an die Freiherren und späteren Grafen von Muggenthal. Nach dem Erlöschen dieser Familie 1775 fiel das Rittergut als er- ösfnetes Lehen an Brandenburg-Ansbach als Rechtsnachfolger» der Schenken von Limpurg, welches dasselbe an die Freiherren von Racknitz verkaufte. " Die Lehenshoheit, von Brandenburg-Ansbach an Preußen gekommen, gieng durch den sog. Landes-purifikationsvertrag 1796 bis 1801 an Hohenlohe über. Nach Vertrag mit Baden vom 17. Okt. und 13. Nov. 1806 kam Laibach unter die württem- bergische Staatshoheit. 1809 wurde das freiherrlich von Nack- nitz’sche Patrimonialamt aufgelöst und Laibach erst dem O.Amt Schönthal, dann denc O.Amt Merge-ntheim und 1811 dem O.Amt Jngelfingen-Künzelsau zugetheilt. Das Geschlecht der Herren von Muggenthal stammt aus Muckenthal Landgericht Deggendorf, Bayern, und hatte seine Vesitzungen in Niederbayern und der Oberpfalz, wie Sonders- darf, Hexenacker, Adelmannstein und Lichteuwald. Erhard von Muggenthal, der Käufer von Laibach, war als mainzischer Amt- mann zu Krautheim in die Gegend gekommen. Nach dem Aus= sterben der freiherrlichen Linie 1720 kam das Gut an die 166'7 in den Grafenstand erhobene bayrische Linie, welche 1746 belehnt war. Die Besitznachfolger der Herren von Muggenthal, die Herren von Racknitz, eigentlich Rackenitz, gehören einer aus Oesterreich um ihres Glaubens 1villen vertriebenen Familie an. Jm 17. Jahrhundert findet sich das Geschlecht in Pfalz-Neu- burgischen Diensten und in Verbindung mit den Herren v. Geiz- kofler auf Haunsheim. Philipp Wilhelm v. R. erwarb durch Heirath mit Sibylle Dorothea v. Gemmingen Thalheim O.A. Heilbronn und durch Verehelichung mit Joh. Charlotte v. Schade das Rittergut Heinsheim am Neckar. 1777 4. Juli erkaufte Phil. Fr. Adam v. Racknitz das Rittergut Laibach von dem Markgrafen von Brandenburg-Ans- Bach um 72000 ff.

Laibach. 655 Kirchliches. Laibach war ursprünglich Filial von Ren- gershausen, hatte aber schon nach dem Eber sy11o(1q.lis von 1453, Württb. Vierteljahrsh. 1879, eine Kapelle, welche auch Zehnt"rechte in Meßbach hatte. Ja der Reformationszeit war Laibach evangelisch geworden (wahrscheinlich zu gleicher Zeit mit Dörzbach). Allerdings suchten die Laibacher 1596 unter dem verheiratheten Pfarrer Andreas Heinrich ihr Begräbnis theilweise wieder in Rengershausen, aber waren dabei evangelisch. Denn 1615 kehrte zuerst eine Frau aus Laibach in extremis wieder zur katholifcheen Kirche zurück. Von 1627 wurden die Kinder von Laibach wieder in Rengers- hausen getauft. Uebrigens gab es noch im 18. Jahrhundert viele Lutheraner in L. (Rengersh. Kirchenb.). Seit 1862 besitzt L. einen Expositurvikar, seit 1869 ein Pfarrhaus. Früher auch zur Schule in Rengershaufen gewiesen, hatte es im Anfang dieses Jahrhunderts einen unständigen und seit 1842 einen ständigen Lehrer. 1307. Ulrich v. Limpurg, Pfarrer zu Rengershausen, betennt, daß er keine Ansprache an den Hof Büchlein oder Buchelich bei Lut- bach habe. Wild. 2, 253. 1406. Anna v. Aschhausen gibt an die Frühmesse zu Dörzbach Weingarten, Gut und Gülten zu Lutbnch. Staats-arch. I421. Jtel Goltstein verkauft an B. v. Stetten, Nonne in Gnadenthal, 1«Xs Eimer Wein zu Lutbach (ob nicht bei Künzelsau). W. F. 9, 61. 1422 belehnt Schenk Conrad von Limpurg Friedr. v. Berlichin- gen, 1434 Dietrich v. Berlichingen mit dem Schloß Luppach. Reg. bot(-. 12, 396. - 1436 heil. Jahrstags Abend treffen Barbara, Tochter Hermannö v. Masfenhausen und Dietrich v. Berl. auf Leypach eine HeirathZi abrede. Dörzb. Kop.B. 1471 ca. 17. Dez. erobert Pfalzgraf Friedrich die Burg Laibach wegen räuberifcher Einfälle auf den Odenwald. Siälin 3, 571 Not. 1476 Dienstag nach vo(-. Juonnd. treffen die Söhne Dietrichs von Berlichingen einen Vergleich, wornach Engelhard und Dietrich das Amt Wildenberg mit dem Hof und Zehnten zu RetäBershansen, Hans nnd Götz Laibach und, was außerhalb des Amtes ildenberg ist, er- halten. Schönhuth, Vokz. 169. 1484 Donnerstag nach Cantate. Götz v. Bett. zu Leypach ver: sichert feiner Hausfrau Urf·ula Geyer von Giebelstatt 500 fl. .Hein1steuer, 500 fl. Widerlegung und 1()0 fl. Morgengabe auf dem Schloß Leypach, 2 Hölzern zu Rengershaufen und Stachenhaufen, Gülten zu L., auch den Zehnten, der etwa 50 Malter trägt, 1 Hof und Zehnten zu Wü- stenerlenbach, 2 Seen und Weingarten zu Leypach. Doch hat vom gr. und kl. Zehnten die Kaplanei Lehpach ein Drittel. Dörzb. Kop.B.

656 Ortåbefchreibung. 1495 vertauscht Fr. V. Enzberg. Joh. Commenthur zu HqII, ein Gut zu Leyps-ch- der Frühmesse zu Dörzbach gehörig, gegen ein Gut zu Dörzbach mit Götz von Berlichingeu. W. F. 8, 285· 1525 Mont. nach Sim. u. Juba. Urfnla v. Berl., geb. v. Stet- tenberg, Mor1z fel. Witwe: erhält wegen ihrer zu Laibach gepliinderlen nnd verbrannten Behaufung von den Rengershaufern 80 A. und 80 Holzer Je 30« lang auf die Brandstätte geführt zur Entschädigung. Staats-arch. Oechsle 231. l574 29. Juli nach einem Schreiben Valentins v. Berlichingen hat die Kapelle zu Laibach ein Viertel am Zehnten zu Mefzbach. Staatsarch· 1605 verkauft Albr. v. Berlichingen zu Laippach nnd Dörzbach dem Keller Con. Wölsing zu Jngelsingen feine ·Zinfe und Gülten zu Stachenhansen um 50 fl. Kirchberger Akten. 1607 22. Febr. verkauft A. v. Berlichingen fein Rittergut Lai- bach mit dem Zehnten zu Klepsau, Krautheim und Rengershaufen an Hans Wolf Kapler V. Oedheim, gen. Barth um 25500 fl. fränk. oder 31875 fl. rhein. Schönhuth, Vorzeit 173. « 1615 1· Jan. verkaufen Hans Wolf und Wolf Dietrich Kapler für sich und ihre 4 unmündigen Brüder Laibach an Crhard V. Mag- genthal, mainz. Amtmann zu Krautheiut, um 26500 fl. friink. nnd 100 C«oldgulden Weinkauf. ib. S. 173. 1617 lauft Erha1·d v. "Muggenthal die einst Georg Philipp V. Berlichingen gehörigen Anlheile am Zehnten zu Lojbach, Klepsau und Krantheim von Mart. Conr. und Veit Dietrich von Eyb um 4800 il. Schönh. ii). 174. 1633 wurde das Rittergut Laibach vom König Gust. Adolf von Schweden an Georg Friedrich v. Hohenlohe geschenkt. Schenk Hein- rich von Limpurg thut Einfprache (Limpurg. Akten)- 1633 ist- Bernh. Achat. Schaffen hohenl. Verwalter zu L. (Hohe- bacher Kirchenb.), 1642 übernimmt Adam Phil. v. Muggenthal das Rittergut. Er traf keine lebendige Seele zu L» daher er auch keine Frohnen auf- legen durfte, um die Herbeiziehenden nicht abzufchrecken. Später mußte ein Bauer 12 Tage mit der Mähne dienen, ein Häcker Hand- frohn leisten. Laib. Lagerb. 1707. Joh. Phil. v. Muggenthal, Amtmann zu Krautheim, verkauft feinen Theil am gr. und kleinen Zehnten und Burg Dittwar an Joh. Phil. v· Bettendorf. Laidach 18. März. Zeitschr. fiir den Oberrh. 24, "277. 1723. Carl Jgnaz Tänzel von Trazberg, der einige nicht zum lehenbaren Rittergut gehörige Güter und Gefälle zu Laibach erkanfte, schreibt sich Herr zu Laibach und Meßbach (Bauer). 1746 werden Christoph Franz .Heinrich Alb. und Franz Joseph v. Muggenthal, Freil)erren auf Waal und Bredernau, nnd Felix von Muggenthal zu neuen Sintzenhaufen von Markgr. Carl Wilh. Fried. delehnt. Limpurg. Akten. 1746 -f Christoph Friedrich Heinr. Albert, Graf v. Muggenthal, 74 Jahre alt, zu Bredernau. Seine Gemahlin war Jfal1. »Sld· Erne- stine v. Oetting-Sötern. Sein einziger Sohn Joh. Ludw1g war zu Paris auf der Reife gestorben.

Laßbach. k;57 1775 28. Mai Nachts 11—12 wird Franz Maria v. Muggen- thal, der letzte unverheirathete Sproß des Hauses, bei der Rückkehr t1uch Hause zwischen dem Schloß und dem Pachthanse nach der Sage von einein von ihm entlassenen Jäger erschossen, nach Schönh. Vorzeit wegen eines verliebten Abenteuers (Vorzeit S. 177). Das Lehen fällt an Brandenburg-Ansbach zurück. Brandenburg erwirbt 1777 das ganze Rittergut sammt den dazu gehörigen Gütern und Gefiillen, auch die Güter nnd Gefälle, welche die Tochter K. Jgn. Tånzels von Trazberg besaß, und verkauft den ganzen Besitz 1777 1. Juli um 72000 fl- an Phil. Fr. Adam von Rackuitz. L«agerbuch v. Laibach. 1824 Juli Hagelschlag. 1862 2. Juli wird ein Drittel Markung verhagelt. 29. Instituts, Gemeinde III. Klasse, mit 435 Einw. a) Laßbach, Weiler, ev. Fil. von Unterregenbach, mit 51 Einw., wor. L Kath., Fil. von Amrichshausen; b) Falkenhof, Weiser, 18 ev. Einw., Fil. von Unterregenbach; c) Kiigel- hof, Weiler, ev. Fil. von Kocherstetten, 22 Einw., wor. 7 Kath.; d) Mäusdorf, Weiler, 188 Einw., ev. Fil. von Kocherstetten; e) Rappolds- weilerhof, Weiler, 19 Einw., ev. Fil. von Unterregenbach; i) Vogels- berg, Weiler, mit Schlothof, Hof, ev. Fil. von Kocherstetten, 137 Einw., war. ein Kath. Die politische Gemeinde Laßbach bildet einen weit ausge- dehnten Bezirk von kleinen Weilern und Höfen, welche auf der einförmigen Hochebene zwischen Kocher und Jagst liegen. Das Klima auf der Hochebene ist rauh und windig. Die Stürme können mit ungehemmter Gewalt über die Hochebeue hinbrausen. Von einzelnen Stellen, wie vom Rappoldsweilerhof, hat man einen schönen Aus-blick auf Waldenburg und die ganze sich daran anschließende Bergkette, vom Falkenhof auf das Jagstthal und Langenburg. Die Orte mit ihren stattlichen Häusern und ihren großen Scheunen tragen den Stempel der Wohlhabenheit. Die Häuser sind durchgängig einstockig mit Fachwerkstock auf steinernem Unterbau und haben bis auf eine Scheuer in Laßbach durchaus Ziegeldächev. Besonders schöne Bauernhäuser sinden sich in Vogels- berg und dem Rappoldsweilerhof, der heute noch nicht ganz den cinstigen Charakter eines Edelsitzes abgestreift hat. Eine eigene Bejchk. »«-« Wi1:tiemb. 62.Heft. Oberamt .iku«zetgau. 42

658 Ortsbeschreibung. Kirche und Schule besitzt die Gemeinde nicht. Die Parzellen Laßbach, Falkenhof, Rappoldsweilerhos gehören zur Kirche und Schule Unterregenbach, Kügelhof, Mäusdorf und Vogelsberg mit Schlothof zur Kirche und Schule Kocherstetten. Eine Kapelle, die im Anfang des 17. Jahrhunderts -zuerst genannt wird (K.B. von Unterregenbach), stand in Mäusdorf. Es wurden dort vom Pfarrer in Kocherstetten die Kasualien, besonders Kopulationen, vorgenommen, die letzte 1790. Steine der Kapelle, darunter ein ausgehauenes Wappen der Herren von Stetten, befinden sich vor dem Haus des Joh. Schurg. Die Kapelle besaß nach der Sage Z Glocken, von denen nach eine im Hause des G. Grund hängt und die Inschrift hat: Lukas, Mareus, Matthäus 148 . Die 4. Zahl ist nicht ausgeprägt oder abgesprungen. Die zweite Glocke soll auf Schloß Stetten gekommen sein. Die Kapelle besaß einen eigenen Heiligen und hatte auf einigen Gütern Handlohn, der 1854 mit 1 fl. 48 kr. abgelöst wurde. Noch 18l6 widersprochen die Ortsvorsteher dem Abbruch der Kapelle, da sie wieder hergestellt werden könne. Aber in einem Gant hatte die Stiftung 633 fl. verloren, so daß an einen Wiederaufban nicht zu denken war. Der Platz, auf dem die Kapelle stand mit dem Gärtchen daran, dem ,,Kirchhof", wurde 1845X46 um 20 fl. der Gemeinde Mäusdorf überlassen. Der Grundstock des Stiftungsvermögens beträgt heute noch 225 -ei Oeffentliche Gebäude besitzt die Gesammtgemeinde nicht. Ein Rathszimmer ist in Laßbach gemiethet. Armenhäuser haben die Theilgemeinden Laßbach, Mäusdorf und Vogelsberg. Quellen sind bei der hohen Lage nicht sehr zahlreich vor- handen, eine besonders reiche hat Vogelsberg. Aus der Markung Laßbach ist der Schallenbrunnen, beim Rappoldsweilerhof der Maisenbrunnen. Hungerbrunnen, sog. Märzengallen, kommen mehrfach vor. Wasser ist in fast allen Parzellen genügend vorhanden, nur im Rappoldsweilerhof ist bei anhaltender Trocken- heit Wassermangel. - An Brunnen sind in Laßbach 4 Schöpfbrunnen, Z Pump- brunnen, auf dem Falkenhof 2 Pumpbrunnen, auf dem Kügel- hof 1 laufender und 2 Pumpbrunnen, in Mäusdorf Z laufende, l Pump- und 2 Schöpfbrunnen, im Rappoldsweilerhof 2 Pump- brunnen, im Schlothof ein Schöpfbrunnen, in Vogelsberg zwei laufende, 4 Pumpbrunnen und 4 Schöpfbrunnen. Wetten sind zwei je in Mäusdorf, Kügelhof, Rappoldsweilerhof und Vogels- berg, eine in Falkenhof und Laßbach.

LUßbOch- 659 Kiigelhof, Miiusdorf, Laßbach liegen an der Straße von Künzelsau nach Jlshofen=Crailsheim, Laßbach hat eine treffliche Straße nach Oberregenbach, Langenburg, Blauselden. Zu den übrigen Parzellen führen ordentlich gehaltene Verbindungswege. Die Erwerbsquelle der fleißigen Einwohnerschaft ist Acker- bau und Viehzucht. Die Vermögensverhältnisse sind mit ganz geringer Ausnahme günstig. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners ist 36 Hektor 51 Ar, der des MittelInannes 12 bis 15 Hektor, der der ärmeren Klasse 23 Ae bis 1, Hektar. An Gerverben sind vorhanden ein Wagner, zwei Schmide, ein Schneider. zwei Schuhmacher, ein Zimmermann, zwei Lein(- weber, die nur für den Ortsbedars arbeiten. Schildwirthschasten sind: eine in Laßbach, Miiusdorf und Vogelsberg, ein Krämer ist in Mäusdorf. Die Gesan1mtn1arkung, aus 6 Ortsmarkungen zusammen- gesetzt, ist durch eine scharf einspringende Spitze der Markung Kocherstetten nahezu durchschnitten, unregelmäßig gebildet nnd sehr verschieden geartet. Leicht« Boden herrscht vor, doch findet sich auch schwerer Boden. Kalkerde kommt wenig zum Vorschein, dagegen Lehm mit Sand vermischt und Thon. Einige sumpsige Stellen in Niederungen erzeugen saures Futter. Hagel ist selten. Der Wiesenban von großer Ausdehnung gibt mittelgutes, theilweise geringes, auch ein wenig saures Futter. Die Obstzncht beginnt langsam sich zu heben. Nur die Theilgen1einde Vogelsberg besitzt ein Stück von 8—9 Morgen Laubwald, aus dem jährlich 1V2 Kloster und 200 Wellen geschlagen werden. Der geringe Erlös fließt in die Ortskasse. Als Weide dient neben unbedeutenden Allmanden Brach- und Stoppelfeld.« Eigene Gitter besitzen nur die Theilgemeinden Miiusdorf nnd Vogelsberg, welche dieselben den Farrenhaltern iiberlassen. Die Rindviehzncht ist bedeutend. Die Schafzucht wird von Privaten unter Leitung der Orts- schäfer betrieben. Auf der Gesammtmarkung laufen das ganze Jahr hindurch ca. 500 Bastarde. Alterthii1ner. Auf der Markung Falkenhos am äußersten Berg- rand gegen das Jagsttl)al (Knock) ist das Feld ,,alte Vurg,«« daneben auf Markung Unter-Regenl)ach Falkenhäuser. Nach der Volks-sage stand dort eine Burg Falkenstein, deren Wall und Graben noch sicht- bar ist. Bei Vogelsberg ist der Ort Bole oder Bohel, der nach dem

660 Ortsbeschreibung. Städtekrieg noch stand (Prozeßakten Stetten contra Hohenlohe), abge gangen. Vielleicht stand Bote im Rosengarten auf der Flur Gereut, w der Sage nach ein Haus war, das einem Küfer gehörte. Ebenso der Hof Hitels, der jetzt mit Vogelsberg unmittelbar verbunden ist; es gibt tu Vogelsberg noch einen Hausnamen Hitelsjörg. Im Hütten- wald bei Vogelsberg befinden sich mehrere Grabhügel. Zwischen Laß- bach und der Straße nach Schloßstetten ist ein Gewand »in der alten Küche«, wo früher ein Haus stand, am Weg von Laßbach nach Unter- Regenbach ganz nahe bei Laßbach die Flur ,,Kirch«, wo wahrscheinlic der zur Pfarrei Unter:Regenbach lehenbare Seh ätzlins h of abgegang ist. Zwischen Laßbach und Nesselbach lag der Hof Adlatzweiler oder Alosweiler, der 1450 noch bestand, aber 1478 abgegangen war und aus 4 Gütern bestand. Vom Kügelhof führt nach Rappoldsweiler und weiter über die Markung Laßbach in der Richtung nach Laugen- burg die ,,Heerstraße«, welche noch vor 80 Jahren dem Postverkehr zwischen Langenburg und Künzelsan gedient haben soll. Ein Todten- steigle führt vom Falkenhof nach Unter-Regenbach und von Vogelsberg nach Kocherstetten, ein Kirchengäßle von Laßbach nach Falkenhof. An namen sind zu bemerken: Dörtel und Mehl auf der Markung Vogels- berg, Leisen auf der Markung Mäusdorf, ebendort ,.Stnbigs« oder ,,Stuben«, auf Markung Vogelsberg der Rosengarten««). Laßbach, alt auch Lachsbach, (? der Vach, welcher nach dem Tod des Eigenthün1ers an den Lehensherrn fällt, Buck Flurn. S. 117) erscheint verhältnismäßig spät in den Urkunden. Die ganze Gemeinde ist urspriinglich ein Bestandtheil des Ge- biets der Herren von Stetten und theilte die Schickfale dieser Herr schaft. 162Z wurde in Folge der Kriegsunkosten eine Steuer für ihre Unterthanen in Kocherstetten, Mänsdorf, Vogelsberg, Laßbach, Büchenmühl, ,,Kiichelhof und Schlothof«« eingeführt und in Mäusdorf Laßbach und Kocherstetten ein Umgeld, 4 Maß vom Eimer, sowie Nach- steuer von allen Unterthanen erhoben. Der Falkenhof war eine Zeit- lang im Vesitz der Grafen von Hohenlohe. Für Kocherstetten, Laßbach Mäusdorf und Vogelsberg hatten die Herren von Stetten ein eigenes Halsgericht. Der Galgen stand zwischen Laßbach und Mänsdorf et- was abseits der Straße. Die hochfraischliche Obrigkeit für die gena Orte trugen die Herren von Stetten seit 1564 als Lehen der Grafen von Hohenlohe. 1491 verkaufen Martin von Adelsheim und seine Gattin Anna von Stetten ihren Theil an Laßbach an Simon von Stetten (Stett. Ar . . ch )1501. Bei der Erbtheilung sällt Laßbach an Werner von Stetten. I507. Caspar von Stetten vermacht seiner Hausfrau Anna von Rosenberg auf dem Hof zu Laßbach 4 Malter Korn, 4 Malter Haber und etliche Dienst mit Wagen nnd Pferden (Stett. Urk.). «) Vgl. das Steuber Ihr-r in .Jngelsingen. War hier Besitz der Herr Stuf-eures? W. F. 1855, 58· Man. b. 37, 259, 289.

Laßbach. ss1 1516 belehnt Graf Albrecht von Hohenlohe, Gabriel von Stetten mit einem Theil seines Hofs zu Laßbach (ib.). J521 verkauft ,3ürch von Stetten zu Buchenbach an Wolf von Stetten seine Gärten und Wiesen zu Laßbach am Schmotzenbach um 55 fl. (Stett. Urk.). 1557 verkauft Brigitte von Berlichingen an Eberh. von Stetten W am halben Neugreutzehnten (Stett. Urk.). ca. 1557 gehört Laßbach Eberhard und Apollonia von Stetten. Graf Lndw. Casimir verbietet das Weinschenken dort. W. F. 5, 46. 1559 f. Vogelsberg. 1566 11. Nov. übergibt Eberhard von Stetten Dorotl)ea und Agathe von Stetten für 2 Wiesen zu Laßbach bei Falkenhausen und Sonnhofen Feldlehen bei Morsbach (Stett. Urk.). 1634 Okt. Die Todten werden wegen Krieg?-gefahr und Mangel an Ochsen in einen Garten zu Laßbach begraben statt nach Regenbach gebracht zu werden. Ende Oktober flüchten die Leute von Laßbach nach Kocherstetten. 1635 24. Jan. erfchießt eine S-1«1va guardia einen kaiserl. Soldate (Kirchenb. von Unter-Regenbach). 1656 hinterläfzt Hans Caspar von Stetten seinen Erben an? die hohe, mittlere und niedere Obrigkeit zu Kocherstetten, Mäusdor Vogelsberg und Laßpach (ib.). 1662 schlägt das Oberamt Krautheim ein Verbesserung der Laß- pacher Straße vor (i .). - 1727. Hohenlohe spricht als Lehen an die Waldung bei Lafpach, Seeholz und Kiichelholz (ib.). Falkenhof, ursprünglich Falkenhansen (1357) Haus für die Falk:-njagd, liegt frei, am Rand der Hochebene gegen das Jagstthal, umgeben von Obstbäumen und stolzen Pappeln. Es war ursprünglich Eigenthum der Herrschaft Hohenlohe-Langen- burg und zur Pfarrei Regenbach gültbar. Nach der Sage führt ein unterirdischer Gang von Falkenhof zu der Krypta in dem Pfarr- hanse zu Unter-Regenbnch. 1357 lag der Hof wüste· Die Vogtei gehörte Hol)enlohe. Er gab dieselben Abgaben wie der Schätzlinshof s. unten. Holz. Gültb. 1485 s. Schätzlinshof. 1491 Martin von Adelsheim verkauft seinen Theil an Falken- hausen an Simon von Stetten. Stett. Urk. 1578· Graf Wolfgang von Hohenlohe verkauft seinen Hof Falken- hausen an Michel Wolf, dessen Vater den Hof pachtweise gehabt, um 650 fl. (Stett. Urk.). 1599 kaufk Hans Reinhard von Stetten von Stoffel Holch zu Falkenhaufen dessen Hof sammt dem fechsten Theil am Laßbacher Ge- meinrecht um 1200 fl. Stett. Urk. 1599 30. Mai. Gr. Wolfgang von Hohenlohe tritt den Hof Falkenhausen an Hans Reinhard von Stetten sammt dem großen und kleinen Zehnten ab gegen ein Gut in Rabol1shausen , ein Lehen in Otzenrod und V- großen nnd kleinen Zehnten zu Binzelberg auf 4 Höfe

662 Ortsbeschreibuug. 1599. Hans Reiuhard von Stetten entschädigtWolf und Caspar von Stetten für ihre gegen Falkenhausen mitabgetretenen Rechte zu Binzelberg, Raboltshausen, Otzenrod mit IX- großen Zehnten zu Ochse thal, einem Theil des Novalzehnten zu Lafpach und einigen Giilten z Zottishofen und Morsbach. 1608 wird Ulrich Weinmann von Falkenhof wegen Todschlags zu Langenbnrg hingerichtet. Kirchenb. von Unter-Regenbach. 1700 verkauft Marie Sophie, Witwe Wolf Christophs v. Stetten, ihren Hof Falkenhof sammt aller Obrigkeit, Gebot und Verbot, Hand- lohn, Sterbfall, Schatzung, Zehnten nnd andern Abgaben an Joh. Grns von Stetten. W. F. 7, 48. Kügelhof, an der Grenze der Gemeinde gegen Amrichs- hausen gelegen, besteht ans dem oberen K. (auf der Höhe an der Landstraße), und dem untern K. fiidwestlich davon gegen den Bergabhang. Man hat von hier einen hübschen Blick auf Schloß Stetten, das .Kocherthal und die hohenloher Ebene. Urfprüng- lich war an der Stelle des Hofes Wald, das Küchelholz (von der durch die rollende Kugel bestimmten Grenze, Buck'Flur. 148). Der Kügelhof war Eigenthum der Herren von Stetten ä. Hauses. 1508 verkauft Casp. v. Stetten seinen Hof gen. Küchelhof sammt dem Schafbetrieb an Konrad Gast und W. Scbweiker um eine jähtl. Gült von 5«,-- fl. V- Ort (Stett· Urk.). 1614 wird Lud. Casimir von Stetten von Hohenlohe mit den als vertvirkt eingezogenen Lehensgütern, darunter einem Antheil am Küchelhof wiederbelehnt (Stett. Urk.). 1630 gehört vom Kiichelhof die Hälfte den Kindern Wolf Eber- hards, von der andern Hälfte T-s Ludwig Casimir, Vs Wolf Eberhard von St. Derselbe wird an Georg Andr. v. Mußt-erg mit einem weitem Lehenftiicklein, das Gereut genannt, um 1450 fl. verkauft. Stett. U Von Moszberg vermachte seinen Besitz wieder den Herren v. St. s. unten Rappoldsweiler 1662. Miiusdorf, am Beginn des Heiligenbachthales gelegen, bildet nur eine langgestreckte Hauptstraße. Von der Kapelle s. oben. An einem Hause sindet sich eine alte Jnschrift: Steffan Grund 1598 J. «i« S. Mäusdorf, alt Musdorf oft. Mäusberg alt Muselberg, hat wohl seinen Namen vom Moos, das auf dem sumpsigen Boden der Klinge wuchs; nach Bazing wiese der Name auf einen Vegräbnisplatz oder· Ort, wo Menschen durch Ungliicksfall oder Verbrechen umgekommen sind; er leitet den Namen von der Maus als Symbol des Todes ab. W. F. 8, 489 ff. 1306. Götz von Stetten und seine Gattin Heda-ig von Rechen- berg verkaufen zu Miiusdorf und Vogelsberg 5V, Pfund Z Heller Hetrengült an Abt und Convent zu Schönthat. Staatsarch. Schönh. 57.

L0ßb(!ch- 663 1422 verkauft Adam von Kirchberg an Simon v. Stetten feine Güter und Zehnten zu Meußdorf (Stett. Urk.). 1491 verkauft Martin v. Adel?-heim seinen Theil an M. an Simon v. Stetten (ib.). 1512. Simon v. Stetten gibt feinem Bruder Christo;-h seine Güter zu M., wovon Wolf v. St. einen kleinen Theil besitzt. ib. 15l6 verkauft Gabr. v. Stetten etliche Giiltgüter zu M. an Christoph V. Stetten, ib. 1517 verkauft Gabr. v. Stetten 3 Güter zu Stetten, Mäu5dorf nnd Vogelsberg an Christoph v. St. 1527. Fritz Grunde! v. Meusdorf muß Z fl. Strafe bezahlen fiir Theilnahme am Vauernkrieg. Oechsle 238. 1553. Andreastag Bifchof Melchior und das Domkapitel zu Würzburg verkaufen an Graf Ludwig Casitnir mit der Oblei Stein- kirchen Gefälle zu MeuZdorf und Vogelsberg (Stett. Urk.) 1557. Brigitta v. Stetten Witwe N. von Veklichingen verkauft ihre Güter zu Mäuszdorf an Eberh. v. Stetten (Stett. Urk.). 1563. Ludwig Rinck v. Baldenstein zu Veldeck und Veronika v. Stetten verkaufen ihre Einkünfte zu MeuSdorf nnd Vogelsberg sowie vom Neugereut zu Laßbach, wie solches seine Geschwey Apolloui v. Stetten gehabt, u. A. an Cberhard v. Stetten. ib. 1578. Heinrich Administrator des Deutschordens zu Mergent- heim, tritt an Eberhard v. Stetten die Güter des DeutfchordenZ zu MeUsiåvkf- Schiipf und Buchenbach gegen ein Gut zu Nitzenhaufen ab. i. 1600. Wolf und CaT3p. v. Stetten verkaufen 6 Morgen Aeckek au die Mäusdorfer Bauern um 60 fl. (ib.). 1612 wird Hans Reinhard v. Stetten von .Hohenlohe mit Gütern zu M., tvelche er statt der zu Oberaspach nnd Eltershofen verkaufte zu Lehen aufgetragen, belehnt. 1651 ebenso Wolf Eberhards Söhne. 1666—69 eignet Komburg den Herrn v. Stetten V« der Gefälle zu Nagel-I-berg gegen Auftraguug von Gütern zu Vogelsberg, Mäus- dorf und Mark-bach. ii). 1681 belehnt Joh. Heinrich v. Ostein Dect)aut zu Komburg, Johann Ernst, Joh. Heinrich und Wolf Chrisioph v. Stetten mit den Gütern und Gülten zu Vogelsberg. M. und Morsbach (Staatsarch.). 1702 20. Juli liegen 19 Soldaten vom kaiserl. Regi1neut Baden in Mäusdorf. Georg Hildebrand, Einwohner zu M. wird von einem Soldaten zu Boden geworfen und von ihm und 2 Kameraden zu Tode getreten (Kirchenb.). Rappold sw eilerhof, richtiger einfach Rabolds-weiter, de-r Weiler eines Rabenold von Ruban (ct«r. Raboldshaufen alt Raben- oltshausen), liegt zwifchen Falkenhof nnd Mäusdorf auf der Hochebene. R. war früher ein Stetten’fches Schlößchen und 1vurde um 1780 zum Bauernhaus umgewandelt. Noch erinnert das Stetten’fche und Gemmingen’fche Wappen (Hans Reinh. v. St. u. Hel. v. Gemmingen) mit der Zahl 1632 am Brunnen,

664 Ortsbeschreibung. am Südgiebel das Adelsheim’sche Wappen mit der Zahl 1596 an den Aufenthalt von Gliedern der Familie von Stetten. An einem Stallfenster findet sich noch ein Steinmetzzeichen aus dem 16. Jahrhundert. 1358 verkauft Geruot v. Stetten einen Theil des Hofes Rabens- weiler um 30 Pfund an Götz v. Stetten. W. F. 1, 187, 205. 1470. Anna v. Bopfingen, Geschwey Zürchs v. Stetten und Gattin Haufen v. Berlichingen besitzt den Hof Rabeßweiler. Stett. U 1549. Mittwoch nach Cvnv. Pauli weist Eberhard v. St. seine Gattin Margareta v. Layen mit 300 fl. Morgengabe auf den Hof Raboltsweiler an, der 15 si. trägt (Stett. Urk.). 1604. Hans Reinhard v. Stetten sucht den Raboldsweilerhof, der zu 4000 fl. von ihm angeschlagen ist, von den Adelsheimischen Bormündern zu kaufen. Stett. Urk. 1618 verkauft Lud. Cas. v. Stetten seinen Theil am R. und Morsbacher Zehnten an Wolf v. St. für 725 fl. 1622. Hans Reinhard kauft den Rappoldsweilerhof von Hans Christoph und Konrad Albrecht v. Adelsheim. 1662 wird bei der Erbtheilung der Kinder Wolf Eberhards v. Stetten bestimmt, wegen der unbequemen Wohnung auf dem Ray- boldsweilerhof sollen die 2 Brüder, die sich am besten miteinander vertragen, das Schloß Stetten gemeinschaftlich mit dem Stettenscheu und Rayboldsweiler Loos besitzen. Joh. Ernst und Joh. Heinrich er- bieten sich dazu. Wolfg. Christoph bekam das Künzelsauer Loos, mußt aber auf die Ansprüche an das Moßberg’sche Legat, von1 Kiigelhof herrührend, verzichten. Stett. Urk. Schlothof (von s16te, Schlan1m, Lehm) liegt zwischen Thierberg und Vogelsberg auf der Höhe, wurde erst im 16. Jahr- hundert angelegt und ist ein einzelnes Hofgut. 1571. Eberhard v. Stetten verkauft an 2 Bauern ein Stück Wüstung und Holz, an dem Schlotberg, nach deren Gefallen zu ge- brauchen, um 200 fl. (Stett.. Urk.). 1604 verkauft Georg v. Stetten an den Bauern auf dem Schlor- berg eine Wiese auf dem Wald. Stett. Urk. 1609 läßt Haus Reinhard v. St. seine Hölzer in Künzelsau durch den Bauern auf dem Schlothof vermessen (Gültb. Hans Reinh )- Vogelsberg, (der Berg, dessen Wälder von Waldoögeln bewohnt sind) auf einem Bergrücken zwischen zwei tiefeinge- schnittenen Klingen gelegen, ist der höchstgelegene Ort des Ge- meindebezirks, aber durch den Hüttenwald, hinter dem es sich birgt, gegen die Westwinde geschützt. Unter den Besitzuugen des Klosters Lichtensteiu, welche 1254 von Papst Alexander IV bestätigt werden, sind 27s Pfund Heller in vi1la Vogelsberg. B(-Sold do(-. 1·eäiv. 431.

L(!ßbCch- 665 1297 Aug. 24· GOttfr. v. Stetten und feine Gattin HedIvig v. Rechenberg geben ihre Güter zu Vogelsberg und Hitels Kraft v. Hohenlohe zu Lehen auf. W. F. 1848. A. 9. 1306 f. Mäusdorf. 1473 empfängt Eberhard v. Stetten von Albrecht v. Hohenlohe den von feinem Vater und Hans, Herolts Sohn v. St., ererbten Theil an Gütern zu Miiusdorf und Vogelsberg. Stett. Urk. 1491. Martin v. Adelshein1 verkauft feine Güter zu V. an Simon v. Stetten. ib. 1517, 1553, 1563, 1666—69, 1681 f. Mäusdorf. 1548 verkauft Cyriacus v. Stetten an feinen Vetter Philipp die alte Zarge zu Stetten, anftofzend an den Mantel, und die Zarge, die Gabriels v. Stetten war, die Wälder auf dem Sumpf, zu Granßen, Gauger, Eichholz, beide Benlich, Seeholz, Hartberg, einige Gärten und Zinsgüter zu Kocherstettcn und Vogelsberg (Stett. Urk.). 1559. Wilh. Sützel v. Mergentheim zu Unter-Balbach und Agnes v. Stetten verkaufen an Eberh. v. Stetten, ihren Schwager, Gülten, Zinfe &c. zu Vogelsberg und V« am halben Novalzehnten zu Laßbach (Stett. Urk.). 1748 ist ein Winterfchulmeifter zu Vogelsberg (Kirchenb. in Kocherstetten). Zwifchen Neffelbach und Laßbach im Neffelbacher Wald ist ab- gegangen Alosweiler, auch Adlatzwciler, Adeloldsweiler, der Weiler eines Adelold, nicht zu verwechfeln mit Adelhardsweiler, Etzlinswei bei Hang OA. Oehringen. Es war ursprünglich eine Eingehörung der Herrschaft Lll11gc1"lblll’g und war dann Eigenthum der Grafen von Hohenlohe, während Etzlinsweiler kombnrgifches Lehen war. 1357 gien ein Pfad von Bächlingen nach A. Es war eine Zollstätte dort, deren Ertrag mit 100 Pfund zur Burg Thierberg gehörte nnd mit Thierberg bis 1476 an die Herren v. Stetten verpfändet war. W. F. 10, 1.09, 1 1226 trägt Walter v. Langenburg dem Hochftift Würzburg seine Güter in Alos1veilek zu Lehen auf. Stäl. 2, 571. Um 1303 hat Markolf v. Stetten als wiirzb. Lehen den Frucht- zehnten zu Adeloldes1veiler. Arch. f. Unterfr. 24, 60. ca. 1350 hat Peter Münzmeister von Hall den Zehnten zu Adlatzweiler als hohenl. Lehen. H. Arch. l. 850. « 1387. Peter Gebwin B. zu Hall verkauft Sigmund v. Stetten den Zehnten zu Adelhartsn)eiler um 60 fl. (Stett. Urk.). 1412. Albr. v. Hohenlohe verleiht Wilhelm v. Stetten die Lehen feines Vaters Sigmund, die sein Bruder Berchtold gehabt. Mitbelehnt wird fein Vetter Zürch. Unter den Lehen ist das Zehntlein zu Adlatz weiler roß und klein. Stett. Urk. 1ä50. Adlatzweiler steht nach dem Städte!-rieg noch und hatte 4 Giiter, 2 gehörten Lutz Schaffen, 2 der Familie Zink (Prozeßakten Stetten cont. Hohenlohe). 1479 ist Adlatzweiler 1viiste. Schätzlinshof, wahrfcheinlich bei Laßbach gelegen f. oben. 1357. Die Vogtei zu dein Schetzlin gehört Hohenlohe, der Hof gibt 10 Sch. V-; Malta Haber, 2 Fastnachts- und 2 Herbfthühner und tägl. Dienst, ,,liegt jetzt wiifte««. Hohenl. Gültb. von 1357.

666 Ortsbeschrei«bung. 1485. Donnerstag nach Barthol. im Auftrag des Dompropsts Kilian v. Bibra entfchetden Abt Bernhard v. Schönthal und Hans o. Dottenheim, Amtmann zu Jagstberg, einen Streit zwischen Anna v. Bopsingen, Witwe geb. v. Berlichingen und Konrad Kopp Pfarrer zu Regenbach, über Güter und Giilt.en zu Sonnhofen, Lasbach, Falken hansen nnd besonders auf dem Schätzlinshof. Kein Theil soll den a-n irren in seinen Rechten und Giilten (Stett. Urk.) 1491. Martin v. Adel?-heim verkauft an Simon v. Stetten seine Rechte und Giilten auf dein SchetzlinZhof (Stett. Urk·).

»

30. Warten, Gemeinde III. Kl. mit 612 Einw. a) Marlach, kath. Pfarrdorf, 512 Einw., wor. 7 Ev., Fil. v. Dörrenzimmern, und 5 Jsr.; b) Alt- dorf, Weiler, 61 kath. Einw.; (-) Sershof, Weiler, 39 kath. Einw. Marlach liegt freundlich an der Mündung des Sindelbachs in das hier ziemlich breite Jagstthal, mitten in einem Wald von Obstbäumen. Die Hauptstraße zieht sich dem Sindelbach entlang, der gut gefaßt ist. Seine Ufer sind mit Akazienreihen bepflanzt. Die beiden Häuserreihcn längs des Baches sind durch Briicken und Stege verbunden. Eine zweite Hauptstraßc zieht nach Westen den Berg hinan. Das Dorf mit seinen stattlichen, saubern, buntgetünchten und ziegelbedachten Häusern macht den Eindruck der Wohlhabenheit. Das Klima ist mild und auch für feinere Gartengewächse geeignet. Gewitter ziehen meist vor- über dem Koche1«thal entlang. Frühlings-fröste und Her-bstnebel sind wie im ganzen Jagstthal nicht selten. Hagelschlag hatte Marlach 1681 und 1730 stark, 1811 total, 1824 theilweise, 1847 19. Juli total. Mit Wasser ist Dorf und Markung durch Jagst und S-indelbach nnd Quellen, die ein gutes Wasser liefern, hinreichend versehen. Die ,Jagst tritt zuweilen aus, ohne größeren Schaden anzurichten. Die Gemeinde besitzt einen Pumpbrunnen und einen laufenden Brunnen, außerdem sind vier Privatbrunnen vorhanden. Die stattliche Kirche zum heil. Georg steht auf dem rechten Ufer -des Sindelbachs, umgeben von dem großen, schönen, 1878

Marlach. 667 erweiterten Gottesacker. Sie wurde 1646 den 1. September von den Schweden unter Königsmark verbrannt s. unten. 1648 fing man an die eingeäscherte Kirche wieder zu bauen, 1655 wurde der Thurm gebaut. Ofsenbar war der Bau nach dem Brand nur nothdürftig ausgeführt, denn 100 Jahre später war ein Neubau nöthig. Nach langem Prozeß zwischen dem Pfarrer Metzger und dem Kloster Schönthal wurde das Kloster verurtheilt, am Kirchbau vier Fünftel zu leisten und der Pfarrer ein Fünftel. Er wurde 1756X57 vollendet, die Kirche am 9. September 1777 von Weihbischof Dan. Ant. von Gebsattel consecrirt. Das Innere der Kirche ist überaus freundlich durch die in gothischem Stil von Benz in Gmünd hergestellten drei Altäre und die schöne Kanzel in gleichem Stil. Der Chor war in der früheren Kirche in dem untern Theil des Thurmes. Um Raum zu gewinnen, wurde der Thurm beim Neubau durch- brochen und ein Chor angebaut, so daß jctzt der Thurm zwischen Chor und Schiff steht. Vor dem Hochaltar befindet sich der Grabstein des Pfarrers Dekan G. Dav. Metzger, mit abgetre- tener unlesbarer Schrift. Die Kirchenstühle im Schiff sind hübsch geschnitzt. Am Kirchthurm ist der Grabstein einer Maria Do?-let aus dem 17. Jahrhundert eingemauert. Am Chor ist der sauber gearbeitete Grabstein des ehemaligen Pfarrers ,Jodocus mit der ,Jnschrift: Anna 1636 Bernhard Jodoc. Tut-baba1-, set! nunq11am per-turbaba1· ...... recor- dabo1·. 0 Chr-ists, qui m0rtem nostr-im m. d. et v. i. r. repakasti, psa1l0 tibi in conspectu angeln!-um· Dazu kommen die Bilder der Auferstehung, des Lammes, aus dessen Brust Blut in den Kelch siießt und das Buch des Lebens mit de1n Schliissel.. Der Verstorbene kniet in ritterlichem .5;)abit (da er das Pfarramt niedergelegt hatte). Jn der obern Ecke steht das würzb. und mainzer Wappen, in der Mitte ein Steinmetzzeichen· Aus dem mit Schiefer gedeckten achtseitig zugespitzten Thurm hängen 3 Glocken. Die große Glocke hat die Inschrift: Dir, o allerheilichste Dreisaltigkeit, Bis in ewigkeit sei gedanket. Beschirm noch ferner dein Gemeinde Für Hunger, Pest und allem Feinde· Auch du, o hl. George, Walt über uns mit deiner Sorge. Jn DVstrla et expends pl-edle Me.rLa(J0nsIs. Nikolaus und Alexander Atnoldt haben mich gegossen 1720. Die mittlere:

668 Ortsbeschreibung. In hor1n (l1onore1n) sS. it-initatis et b. v. Mariae et Sebas- tiani ma1-t·i1·iS e(-c1esia.e in Mo!-1ingon. steten Brun(:1ert et .Joes A:-no1dt nie t’eeit A-UI10 Chr. 1767. Die kleine: Fortis- (1ux Michael nos sales ab h0ste. Der Euglen Schutz ist unser Nutz, dem Feind zum Trutz. A. MDl)00. M. (Morsbach) J. G. L. (Joh. Ge. Lösch). Die Banlast der Kirche hat die Stiftungspflege. Das Pfarrhaus, ein schönes, wohnliches Gebäude gegenüber der Kirche an der Kreuznng der Hauptstraße inmitten von Gärten, wurde 1765 von Schönthal erbaut. Es trägt die Jn- schrist: In noMln0 De! part-IS et i"1LII et splrItVs sanOi:I insects De0IMa CVrrentIs IVLII. (3530 = 2. 1765). Die Baulast hat ein eigener Baufond, subsidiär die Kirchcngemeinde. Das Schulhaus, ein ansehnliches Haus, steht u11weit des Pfarrhauses in der von Ost nach West ziehenden Dorfstraße. Es wurde 1827 erbaut und enthält das Lehrzimmer, die Lehrer- wohnung und die Gelasse für den Gemeinderath. Die Bau- unterhaltung ist Sache der Gemeinde. Außerdem hat die Gemeinde noch eine Kelter mit3 großen und 2 kleinen Bäumen und ein Armenhaus. Die Vermögensverhältnisse sind im Allgen1einen gut. Der Grundbesitz des vermöglichsten Mannes beträgt 60 Morgen, der des Mittelmannes 20 M., der ärmeren Klasse 2—3 M. Die Haupterwerbsqnellen bestehen in Feldban, Viehzucht, Weinbau und Obstkultur. Die gewöhnlichen Hand1verke sind vorhanden, Manier und Schmiede arbeiten auch nach Außen. An der Jagst befindet sich eine Mühle mit Z Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe. Jm Ort sind 2Schild- wirthschaften und eine Bierbrauerei mit Wirthschaftsbetrieb und ein Kaufladen. Die Knaben lernen und treiben das Strohflechten. Dem Verkehre dienen die Staatsstraßen von Dörzbach nach Schönthal außerhalb des Dorfes jenseits der Jagst und die Vizinalstraße von Aschhausen nach Kiinzelsau. Von der steinernen Brücke über die Jagst bezieht die Gemeinde ein Brückengeld, das um 83 »Ihr verpachtet ist. Ueber den Sindel- bach führen 2 Stege nnd 2 steinerne Brücken. Noch ist eine Stiftung des Pfarrers Georg David Metzger, Dekan des Kap. Krautheim, für Studirende aus seiner Familie vom Jahr 1782 zu erwähnen; das Stiftnngskapital beträgt jetzt (-3464 Ja

Marlach. s69 Die Land1virthschaft wird auf der verhältnismäßig kleinen Markung gut gepflegt· Der Boden ist mittelfruchtbar, im Thal sandig, theilweise tiefgründig, theilweise schwer. Rasse Wiesen finden sich nur an den Bergabhängen. Der Weinbau ist mittelmäßig, die Obstzucht aber im Zu- nehmen. Die Weiden, nur Brach- und Stoppelweiden, sind an fremde Schäfer für 500 ;-M verpachtet, welche nebst der Pferchnutzung von 300 »iå der Gemeindekasse zufallen. Die Allmanden werden vom Schäfer benützt. Die Gemeinde vertheilt ihre Wiesen an die Bürger je auf Z Jahre. Die Pachtschäfer halten im Sommer 100, im Winter 200 Rauhbastarde. Alterthümer. Es geht die Sage, Altdorf sei der Rest des früheren Dorfes, das fich nach dem Brand 1646 weiter unten am Sindelbach angesiedelt habe, was aber unhistorisch ist, da Altdorf und Marlach fchon mehrere Jahrhunderte früher abgesondert bestanden. An abgegangene Siedelungen erinnert aber die ,,alte Gasse« und »alte Mühle« zwischen Marlach und Altdorf. Die alte Burg der Herren von Marlach stand wohl auf der Flur ,,Zieburg« hinter dem Dorf gegen Westernhaufen beim Aulein, obgleich keine Spur von Gemäuer vorhanden ist. Im äußern Thal findet sich die Flur Kalkofen. An frühere Grundbesitzer erinnern die Flurnamen Angelloch (s. Aschhausen) Wolf?-kehle, Dumigwald (s. Rosfach, Tuming v. Noßriet. Marlach, alt Marloch, Marlohe, vom Volk gesprochen Marle und Morle, auf der einen Glocke Morlingen geschrieben der Wald am Sumpf, erscheint schon frühe unter den fuldaischen Schenknngen im Jagstgau, ohne daß sich die Zeit bestimmen ließe. 1108 saß zu Marlach ein edelfreies Geschlecht, das die Herren von Schweinberg-Bocksberg und dann die Herren v. Kraut- heim Bocksberg beerbt haben dürfen, die in Marlach Vasallen sitzen hatten. Die später auftretenden Herren von Marlach sind ein Seitenzweig der Herren von Berlichingen. Oberlehensherr für den Zehnten war Würzburg, das denselben an Friedrich Schenk von Limpurg verliehen hatte. Ein Ueberrest des alten Besitzes der -Herren von Schweinberg, der Verwandten der Grafen von Wertheim, ist das Patronat, das heute noch den Fürsten von Löwenstein-Wertheim zusteht. Nach Pfaff wäre Marlach als heimgefallenes Lehen an Mainz gekommen. Es ist aber

670 Ortsbeschreibung. wohl mit der Herrschaft Krautheim von den Grafen Eberstein 1346 ff. an das Erzbisthum Mainz verkauft worden und theilte die S"chickfale des Amtes Krauthei1n. Von benachbarten Rittergeschlechtern finden sich in Marlach begütert: die Herren von Aschhausen 1405—1546, Neidenau 1291—1304, Urhausen 1405 und Wildenstein (wahrfcheinlich nicht OA. Crailsheim, sondern auf dem bad. Odenwald zu fuchen) 1282. Von geistlichen Corporationen hatte nur Schönthal Rechte und Einkünfte in M· Zur Kirche in Marlach gehörte bis 1475 Dörrenzin1mern mit seinen Filialen Ebers-thal, Stachenhaufen, Biihlhos und bis zum 19. Jahrhundert Heßlingshof, alt Heßlingen, bad. Die Pfarrei wird bereits 1341 erwähnt, Wib. 2, 191. 1475 gehörte das Patronat schon den Grafen von Wertheim. Pfarrer Bernhard Jodocus war verheirathet. Bischof Julius verlangte von ihm, daß er entweder feine Frau oder die Pfarrei aufgeben ,Jodocus wählte das letztere und lebte als Privatmann in Mar- lach, wo er 1636 starb, als er in der Ernte auf dem Felde Aehren kostete und ihm eine Spitze in der Luftröhre stecken blieb Pfarrer: Conrad 1462, Amorb. Kop. Kon. Reychart 1468, Wib. Z, 220. Staatsarch. Adam Zentgraf Heinrich Ziegler, letzter Dekan des Kapitels Jngelsingen, s— 1526. Christoph Glück, Pfarrer z Niedernhall, flüchtet sich 1526 nach Marlach. Bernhard Jodocus von Bnchen 1577 ff., starb freiresignirt 1636. Er amtirt noch 1609. (Kirchenb. v. Krautheim.) Burkhard Scheut, sein Nachfolger- f 1620. Joh. Carpentarius, Pf. zu Westernhausen. 1606, zu Marlach 1620, auc zu Winzenhofen, -s- 1657 Dez. 26. als 54jähriger Priester. Rudolf N neck aus Paderborn, Pfarrer zu Sindeidort und Westernhausen, 1658 bis 1668, Pf. zu Marlach und Winzenhofen, bis 1676 zu Marlach, begab sich 1676 in Kl. Schönthal, -s- 1681. Georg Sauderich von Voikach 1676—-80, wird Kaplan des Juliusspitals. Mich. Sauer von Hollstadt an d. Saale 1680——1702. Joh. Derlet von Haßfurt, Pfarrer zu Gvmmersdorf, Dekan 1726, -s- 1739. Georg Dav. Metzger von Jagstberg 1739—82, -s- 19. März. Dekan. Ge. Val. Kremer von Würz- burg, 1782—90. Karl v. .Heyd, nlnmn. mognnt. 1790—1814 12. Febr. Paul Ant. Röser von Mergentheim 1815—27. Joh. Ant. Lenz von Himmlingen 1828—74. Fr. Xav. Rathgeb von Baiershofen. Born übergibt .seine Güter in Marlohen, nemlich einen Weinberg und eine Habe, an das Kloster Fuisda. Trad. Fu1d. Dr011k. 19. 1245. Mai 17. Conrad v. Krautheim verkauft seinem Bruder Wolfrad seine Eigengiiter in Sunldorf, Eberstal und in Marlohin ohne die Fischenz, würzb. Lehen. Staatsarch. Wild. 2. 50—52. 1282 Juni 15. Walter genannt Kotburch v. Wildenstein verkauft feinen Hof zu Marlach mit Zugehör unter Zustimmung seines Schwieger sohns Gerhatds von Wittigstadt um 24 Pfd. an Schönthal. Staats-

Marlach. 67 1 arch. oft: V.«alter gen. Kothebur. 1292 Z. in einer Urkunde Hoch- hausen, bad. Amt T.Bischofsheim, betreffend, Z. f. Oberrh. 32, 205, und Kotburchufen = Kupprichhansen ib. 233. 1287 Nov. 7. verträgt der Abt von Bronnbach und Dekan Hein- rich o. Wechmar zu Würzburg das Kl. Schönthal mit Werner—von Wittigstadt und feinen Brüdern, welche den Verkauf Walters von 1282 anfechten. Schönthal zahlt für den Hof noch weitere 8 Pfd. Staats- arch. Schönh. 43· I291 Nov. 17. (5onrad v· Neidenau verkauft an Schönthnl den halben gr. nnd kl. Zehnten zu Altdorf, Marlach und Heßlingen. Scheu ?riedrich v. Limpurg, Conrads Lehensherr, gibt seine Cimvil1igung. . Oft. 1292 eignet B. Mangold v. Würzburg als Oberleheusherr dem Kloster diesen Zehnten (Staatsarch. Schönth. Deduct. S. Z. Schönh. 1304 Juni 10. entsagt Conr. v. Neidenau noch einmal feinen An- spriichen. Staatsarch. (Pfaff Cocl.) 1329 April 23. verkauft Boppo v. Eberstein und feine Gattin Hedwig ein Lehen zu Marlach, das l Pfd. hl., 1 Malter Kam, 12 Som1nerhühner und 1 Gans gibt, für 60 Psd. an Schönthal. Staats- arch. Schönh. 72. .1364 wird die Mühle in Marlach genannt. W. F. 5, 8. 1405 verkauft Fritz v. Urhausen einen halben Hof zu Marlach an Götz v. Afchhauien. Staats-arch. 1469 wird dem Pfarrer zu Marlach der Zehnte vom Neugreut zum Henern bei Ebersthal zugesprochen, auf den Gnadenthal Anspruch macht. Qehr. Arch. W. F. 9, 63. 1475 Trennung des Filials Dörrenzimmern, s. o. Vor 1480 Schulth. zu Marlach Hans Schenkel. Oehr. Arch. due Um 1480 hat Schönthal das Nonnenlehen zu Marlach (Juris- « t.Buch.). 1546 4. Mai klagen die den Herren von Aschhausen lehenbaren Leute zu Marlach, Altdorf, beiden Ginsbach und Winzenhofen, das; der Keller von Krautheim von ihnen Beet, Schatzung, Frohn und an- dere Dienste fordere, was höchstens während der Vertreibung Hans Jörgs von Aschhaufen (1523——31) geschehen, vor und nachher aber nie (Bauer). 1578. Gottfried v. Afchhaufen vertauscht mit der Gemeinde Marlach eine Wiese, die Angelloehs Wiese. 1589 großer Wasserschaden (Sindeldorfer K.Buch). 1646 Sept. 1. wird das Dorf von den Schweden unter Königs- mark eingeäschert bis auf 5 kleine Häuschen. Pfarrhaus und Kirche mit allen alten Urkunden gehen zu Grund (Kirchenbiicher). 1689 29. Juli und 18. Sept. große Ueberschwemmung, 8. Qkt. kleiner. 1800 1. Juli muß der Marlacher Landsturm nach Dieburg knar- fchieren. Ende Sept. bis Z. Nov. französ. Einquartierung. A 1805 französische Einquartiernng, ebenso 1806 27. März bis . So t. P 1811 I. Juni Abends 6 Uhr Hagel, 29. Dez. Brand im Psarrhof. 1813 25. Nov. bis 2. Dez. Rassen im Quartier, ebenso 1815 22. und 23. Juni Kofaken und rusf. Jnfanterie. 1819 20. Juni Hagel, 8. Juli furchtbare Hitze.

672 Ortsbeschreibung. 1847 19. Juli Hagel Abends 8—9 Uhr. (Reg. 1800—1847 aus einer geschriebenen Chronik des M. Ehrler, Bauern in Marlach, mit reichen Nottzen über die Witterung und Le- bensmittelpreife von 1770 an.) 1849 Juni und Juli Cholera in Marlach, Altdorf und Sindel- dorf. W. Jahrb. 1849, 44. 1863 9. Mai Wolkenbruch (Ehrlers Chr.). 1877 2. Mai Brand in des Schultheißen Haus. Herren von Marlach. Heinrich, ein Edelfreier, Zeuge 11(J8, als Stift Nemniinster Mii- lenbach gegen Jgersl)eim an Komburg vertauscht. W. U. 1, 401. Krautheimer und Bocksbergische Diensimannen: Worts-oin Lebens- mann Krafts v. Schweinberg 1166 hat Lehen in HalZberg, Hofelden, Vieriugen. W. U. L. 386. Kraft 1225 Z. beim Vergleich der Gebt. v. Krautheim wegen Gommersdorf, W. U. S, 175, 1228 Z in Bronnbach. Z. f. Oberrh. 2, 308 (falsch Maroch). Simon Ritter, Z. für Konrad Pfal v. Aschhausen 1319, Konrad v. Roßerieth 1321 und 1323 (mahrschl. Berlichingen). Staats-arch. P Fritz Marloch, 1334 Diener Walter Rezzos von Bechlingen, Deutfchordenskommenthurs in Mergentheim, und Hedwig ux. schenken dem Deutschorden 3 Weinberg und Aecker. W. F. 4, 276, 276, 278. OA.Beschr. Mergenth. 397, 1342 Schöffe in Mergenthein1. W. F. 4, 281, f 2. Apr. W. F. 6, 86. Herren von Berlichingen. Konrad 1350 verkauft Güter in Siglingen an Dietrich Hund v. Berlichingen. Oehr. Arch. Ludewig Re1iq. manusc. 12, 607. 1352 Z. für Fr. v. Bieringen. St.A. J352 für .Hermann und Ulrich Taube v. Berlichingen W. F. 5, 220. 1355 verkauft Gut, Gült und Zehnten zu Berolsheim (bad.) an Göz und Beringer v. Berlichingeu. W. F. t·), 187. 1359 mit Adelheid ux. Gülten in Niedermeßdach und eine Wiese zu Winzenhofen nnd Schönthal, 1364 die Mühle und Wiesen an Heinrich von Aschhausen (B.) , 1365 seinen Theil an Leu- ters-that (OA. Neckars.) an Hans Götz und Beringer von Berlichingen W. F. 5, 188. Hans, 1400 H. v. B» gen. v. Marlach, wird von Ulkich von Hohenlohe für ein Pferd entschädigt. W. F. 5, 224, 1409, 1414, 25, oft-. Wild. 2, 17Z .Hanselm 1, 156, 168. ——— Canonicus in Oehringen 1412 Bürge für Niclas Herolt. Staats-arch. Sim on in Schönthal, Bruder Hans-’ v. Marlach, 1440 bezeugt, daß Leutersthal freieiaen ist. (Arcl). in Jagsthaufen nach den Stim von Maria Laach 1875, 51.) 1445—65 Abt in Schönthal. Nach den Schönthaler Quellen heißt der Abt Simon von Marpach aus dem Patriziergeschlecht derer von Marbach in Hall, oft. Schönhuth S. 13 Mone Quellen 4, 1b8a. und b Simon Marchbach. Altdorf, ein politisch und kirchIich mit Marlach verbun- dener Weiler, nahe dem Mutterort im Sindelbachthal gelegen,

Markt«-h. (;73 der die Geschicke Marlachs seit alten Zeiten theilte. Die Lage des Weilers ist freundlich inmitten von Obstbäumen am Fuße eines nahen Berges. Die Häuser des Weilers sind einfach und meist von bescheidener Größe. Nahe dem Weiler am Wege nach Marlach steht die Kapelle zum heil. Kreuz, in welcher der Pfarrer von Marlach zuweilen Gottesdienst hält. Es ist ein unscheinbares Gotteshaus, dessen Chor, Thurm und Hochaltar von Pf. Sauer erbaut wurde. Daran erinnert die Jnschrift über der Thüre: Kapelle zum heil. Kreuz arme 1700. In dem freundlichen Chor auf dein Hochaltar steht ein gutes Bild, die Kreuzigung Christi. Die Seitenaltäre sind den 14 Nothhelfern und St. Anton geweiht. Eine Tafel erinnert an die Wallfahrt ·Joh. Keikchers mit Z Söhnen nach St. Jakob in Kompostella, zwei seiner Söhne starb-n auf der Reise 1700. Auf dem schiefergedeckten achtseitig sich zuspitzenden Thurm hängen zwei Glocken, deren größere die Jnschkift: o 1-ex g1ori-is Christo veni cum pack) in spätgothischer Schrift, die kleinere die .Jnschrift: 8VS ma1·ia gravis. plans. etc. hat. Reben der Kapelle steht die leerstehende Wohnung des KapelImannes, ,,dessen Beruf war, müßig zu gehen und zu betteln« (Pf. Akten). Altdorf, das alte Dorf gegenüber jener der Jagst näher gelegenen Niederlassung Marlach, war Eigenthum der Herren von Krautheim, dann der Grafen v. Eberstein und kam mit Marlach an Mainz. Schönthal hatte Güter und Gülten hier 1279, 1305. Besitzberechtigt waren auch die Herren von Neidenau. 1245 Mai 17. Mergentheim, Konrad v. Krautheim verkauft an seinen Bruder Wolfrad seine Güter in Altdorf, würzb. Lehen. Wib. 2, 1279 17. Oft. gibt Graf Wolfran1 v. Ebersiein eine Giilt zu Altdorf aus- den Gütern Dietrich Treus und Hartmanns an das Kl. Schönthal um 26 Pfd. Heller. Staatsarch. 1291 s. Marlach. 1305 Des. 27. verkaufen Konr. von Neidenau und Jnta v. Thier- bach nx. ihren Hof zu Altdorf an Schönthal für 28 Pfd. Heller. Staatsarch. 1546 s. Marlach. 1849 herrscht die Cholera in Altdorf. W. J. 1849, 44. Sershof, ein hoch auf dem Berg südlich über Marlach gelegener Hof mit schöner Fernsicht, besteht aus '3 Häusern, welche von 5 Familien bewohnt sind. Sershof, früher Sersloch, Wald eines Sar, war früher nach Winzenhofen eingepfarrt, Beseht. von Württen1b. 62. Heft. Oberamt .5!ünselsau. 43

67»4 Ortsbeschreibung. wurde aber wegen oftmaliger Ueberschwemmung nach Marlach eingewiesen. Ursprünglich ohne Zweifel ein Theil der Herrschaft Afchhausen, kam 1 Drittel an die Herren von Angelloch, zwei Drittel gehörten zum Schloß von Bieringen; das erste Drittel erwarb Schönthal als mainzer Lehen 1518, die zwei andern Drittel als würzburger Lehen 1631 mit Bieringen von Gott- fried v. Werdenau. Früh» war er vom Cent, Reise, Ausschuß und Folge frei, wurde aber 1671 zur Ballenberger Cent ge- wiesen. ·Das Kloster zog den Hof erst ins Dorfgcricht Asch- hausen, 1741 nach Bieringen. Vom Zehnten hatte das Kloster drei Viertel, der Pfarrer von Winzenhofen seit 1406 ein Viertel, wofür er eine wöchentliche Messe zu Westernhausen lesen mußte (s. dses.). 1406 13. Dez. Guta Raus (Bani hat die Abschrift der Urkunde in Westernhausen) magist1«a claust1«i ordinis te!-tiae trag. S. Fra (-isci in Westernhausen schenkt der Kirche zu Winzenhvfen IX-« des tens zum Serslach. Mone Quellensammlung 1, 15'7 , Schönh. Kraut- heim 102, Urkundenabschrift in Westernh. 1411 Samstag nach St. Marx verträgt Wilh. v. Wunnenstein Abt Heini. Rohenkeim und Hans v· Berlichingen wegen des Ackers zu Sershof und des ganzen Viehes zu Verlichingen. Hans soll den Acker behalten, aber die Ber1ichinger dem ganzen Vieh in Schönthal nachfahren (Staatsarch.). 1423 Montag nach Himinelfahrt verträgt sich Hans v. Berlichin- gen mit Abt Heinrich v. Schönthal wegen des Zehntens zu Serslach. Staats-arch. 1461 März 23. Simon nnd Berenger von Adel?-heim verkaufen V; des Sershofes an die Gebrüder von Braubach. Staatsarch· 1485 belehnt Erzb. Berthold von Mainz Phil. v. Angelloch mit IX« des Sershofes, wie er von den Herren v. Adel?-heim erkauft war (Staatsarch.). 1496 verkauft Wilhelm von Braubach, gen. v. Angelloch, V« des Sershofes, an dem Berenger v. Berlichingen V- hat, an Hans Wollen- schläger, Vogt zu Pfedelbach, für 50 ff. (Staatsarch.). 1497 geben die Herren v. Berlichingen und Hans Wollenschläger den Sershof an Wende! Kcidel in Erbbestaud. 1518 verkaufen Rnfan Leininger von Lemberg und Margarete v. Braubach ux. Va.des Sershofes, wie er es von seinem Schwieger- vater Phil. v. Angelloch erhalten, neben V; des gr. und kl· Zehnten an Abt Crhard v. Schönthal für 140 fl., mit Konsens des Lehensherrn des Knrfürsten v. Mainz (Staatsarch.). 1527. Der Bauer auf dem Erßhof, der Kneussern von Berli- chingen zusteht, soll in Untersuchung kommen, weil er Hans Jörg von Aschhausen und seinen Raubgesellen Aufenthalt gegeben. Publ. des lit. Ver. 114, 22.

Meßbach· (;75 1583 vertragen sich Abt Sebastian und Hans Georg von Ber- lichingen als Besitzer des Sershofes mit der Gemeinde Winzenhofen wegen der Weide auf dem Serghof. StaatSarth. 1605 kauft Konrad v. Werdenau «Xs am Sershof von den Herren von Afchhausen. Staatsarch. 1631 verkauft Gottfried von Werdenau seine V« am Seröhof an das Kl. Schönthal sammt dem Dorf und Schloß Vieringen· Staatsarch. 1633 Dez. bis 1634 Aug. hat Kraft v. Hohenlohe den Sershof als schwedische Schenknng inne, s. Schönthal. 1663 sprach die Ritterschaft von den an Schönthal verkanften «« des Sershvfes das SchlltzllUgS’kccht an. Schöntl)al bequetnte si nach langen Irrungen dahin, das; S-chönthal von der jährl. Steuer 4 fl., die Nitterschaft 6 si. bekam. 31. Miglien, Gemeinde IIl. Klasse, kl’ilk). Pfarrdorf, mit 235 Einw., wor. 71 Ev Fil. von Dör3bach. Wenn man von Dörzbach auf dem linken Jagstnfer eine steile Höhe hinansteigt nnd über eine kahle Schafweide hinzieht, wird man plötzlich bei einem kleinen Tannenwald überrnscht von einem lieblichen Blick auf das kleine, von Obstl)äumen umgebene Dorf Meßbach, dessen schöne Kirche mit dem freiherrlich von Palmschen Schloß von der jenseitigen kleinen Höhe ganz stattlich herüberschaut. Meßbach liegt in einem engen Thälchen, das der Meßbach bildet, der oberhalb Altkrauthei1n in den Ginsbach mündet. Der Ort theilt sich in zwei Hälften, die einige hundert Schritte von einander entfernt sind. Der eine Theil gruppirt sich um da-I Schloß nnd die daneben gelegene Kirche, der andere Theil liegt etwas weiter östlich am Bache. Der schöne, wohlge- pflegte Schloßpark nnd kleine Wäldchen verleihen dem einsamen Thälchen einige Abwechslung nnd entschädigen für die mangelnde Aussicht auf der .Hochebcne. Das Klima ist gemäßigt, etwas rauher als im Thal. Die hohe Lage des Orts gibt den Winden freien Spielraum. Die So1nmernächte sind kühl, Hagelschlag und kalte Nebel selten. Die Gewitter ziehen meist rasch über.der .Hochebene weg. Eine Wetterscheide ist beim Kalbenholz.

676 Ortsbeschreibung. Auf einer kleinen Anhöhe liegt die der h. Trinität geweihte Kirche mit ihrer eindruckvollen Front. Die ganze Kirche ist im Zopfstil des vorigen Jahrhunderts (,Jesuitenstil) gebaut und er- innert in ihren Formen an die Schönthaler Klosterkirche und die Kteuzkapelle. Die runden, weichen Formen und Linien, vereinigt mit der ansehnlichen -Höhe des Schiffes und Chores, berühren nicht unangenehm, obgleich der Bau gar nicht den Regeln kirch- licher Baukunst entspricht und auch nicht geostet ist. Die Schau- seite des Baues geht gegen die Straße nach Osten. Es folgt ein hohes, helles aber verhältnismäßig kurzes Schiff mit einer reic mit Stuckatur gezierten Decke und einem Deckengemälde: der heil Borromäus die Sterbsacramente den Pestkranken in Mailand reichend. Der hochgewölbte, rundabschließende Chor hat ein Deckengemälde: der heil. Augustin und das Knäblein am Meere. Die Kirche hat neben dem ·Hochaltar noch 2 Seitenaltäre, der h. Maria de bono oo11silio und S. Joseph geweiht. Auf dem Altar der Maria befindet sich eine gelungene Nachbildung eines berühmten Gnadenbildes Maria do bono consilio. Die Altäre stehen in ausgebauchteu Nischen von Muschelform. Die Kirche wurde 1776 erbaut und muß im Jnneren schon 1776 fertig geworden sein, denn die Malerei in der Kirche wurde 1776 nach der Inschrift ,,M. Giindter pinxit 1776« ausgeführt. Voll- endet aber scheint sie nach der folgenden Jnschrift, welche zugleic den Erbauer nennt, 1777. Auf der Schauseite der Kirche über dein Haupteingang findet sich eine große Tafel mit dem v. Eyb- schen Wappen und der Jnschrift: T1·ino unique Deo, Deiparae de bono (-onsilio, Jol"epho Christi nun-itio templum hoc suis ex(-jtavit sumptibus Fried!-icuS 0aro1us I-. B. ab E-Xb, Ba1iviao IT«ranooniae Arohicomme.n(iato1- jubi1atus, arme quo vixit 1«XXV, quo sei-ipsit MDOOLXXVI1. Im September 1777 wurde die Kirche von dem Würzburg» Weihbischof Johann Dan. Ant. v. Gebsattel geweiht. Die Sage erzählt, der Stifter habe Deutschmeister werden wollen. Als der Plan mißgliickte, sei er in die Schweiz gezogen, von woher auch die drei Altar- gemälde gekommen seien. Den Plan zur Kirche soll der Stifter selbst gemacht haben. Außer dem Erbauer der Kirche Fr. K. v. Eyb -s· 1778 Febr. 3. haben sein jahrelang erblindeter Bruder Jul. Friedr. Franz v. Eyb, kaiserl. Kammerherr, bischöfl. EichstädtischCk Rath und Amtmann zu Arberg -s- 1789 Febr. 23., sein Schwester- sohn und Besitznachfolger in Meßbach Ant. K. v. Thiina, würzb.

Meßbach. s7 7 Generalmajor -s- 1798 Nov. 9. und dessen Gattin, Soph. Ant. Cur. v. Thüna geb. v. Redwitz aus dem Haus Melanger «f- 1799 Juni 11 ihre Grablege in der Kirche gefunden. Auf dem Thurme hängen 3 Glocken, gegossen 1878 von Kon. Zoller in Biberach. Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege. Der Gottesacker liegt westlich vom Ort. Am 13. Mai 1771 wurde dort der erste Todte von Meßbach beerdigt. Ein abgesonderter Theil ist der Gutsherrschaft als Erbbegräbnis zugewiesen. Das Pfarrhaus, neben der Kirche sonnig gelegen und wohn- lich hergerichtet, wurde 1782 von J. Fr. v. Eyb erbaut. Jetzt hat die Stiftungs-pflege dasselbe im Bau zu erhalten. Das Schulhaus liegt in einer kleinen Seitengasse unweit des Pfarrhauses und der Kirche. Es wurde 1829 an der Stelle eines kleinen einstockigen Schulhauses gebaut und enthält das Schulzimmer, die Wohnung des Lehrers und das Rathhaus und entspricht im Allgemeinen seiner Bestimmung. Die Schule wurde 1783 von Fr. v. Eyb gegründet. Derselbe gab für den Fund 200 fl., der Bischof v. Würzburg jährlich 20 fl. aus Stiftungen. Jeder der 28 Bürger mußte 1 Sri. Korn und 8 kr. jährlich geben. Mit der Schule ist eine Jndustrieschule verbunden. Die Gemeinde besitzt weiter ein kleines, einstockiges Armen- haus. Das ansehnlichste Gebäude des Ortes neben der Kirche ist das Schloß des Freiherrn Julius v. Palm, ein längliches Viereck mit drei Stockwerken und als solches ein ganz bequ-ines Wohnhaus, aber ganz ein Werk des vorigen Jahrhunderts. Das einzige, was den Bau änßerlich vor einem gewöhnlichen großen städtischen Wohnhaus auszeichnet, sind die runden ge- kuppelten vier Thürme auf den Ecken. Das Schloß wurde wahr- scheinlich von ,Joh. Adam. Oehninger vor 1750 erbaut; er verblutete sich beim Bau und verkaufte die Herrschaft an die Herrn von Eyb. Nach dem Meßbacher Steuerbuch 1760—63 ist wahrscheinlich, daß erst die Herrn von EI)b den Bau voll- endeten. Ein sicherer Anhaltspunkt, Urkunden oder Jnfchriften fehlen vollständig. Eine wahre Zierde der Umgebung ist der schön angelegte nnd gut gepflegte Schloßgarten mit Park und V-I M. großem See, in welchem sich eine Jnsel befindet. Hinter dem Schloß liegen die zur Bewirthschaftung des großen Schloß- gutes nöthigen Oekonomiegebäude mit der Wohnung des Ver-

678 Ortsbesehreibung. walters. Die Gutsherrsehaft besitzt eine 3,5 km lange Wasser- leitung aus Thonrbhren. Die Umgebung ist nicht sehr reich an Quellen, besonders an ergiebigen Quellen, dagegen befindet sich unterhalb des Ortes der Häuslesbrunnen (so genannt, weil überdeckt) und weiter unten im Thal der Hasselbrunnen mit einer starken Quelle. Brunnen find im Ort l laufender, 4 Pun1pbrunnen und 1 Ziehbrunneu. See oder Wette gibt es nicht, abgesehen von dem obengenannten. Zwei unterhalb des Ortes gelegene Seen sind jetzt zu Wiesen verwandelt. Die Einwohner sind mittelkräftig gebaut. Jm Allgemeinen herrscht unter ihnen Fleiß und kirchlicher Sinn. Fortschritt in der Reinlichkeit, welche unter den 1nangelhaften Wohnungsver- hältnissen leidet, ist noch zu wünschen. Die Vern1ögensve12 hält«nisse und der Grundbesitz ist sehr verfchieden. Ein Drittel der Einwohner ist ohne Grundbesitz oder nur ganz unbedeutend begütert und nährt sieh durch Tagelohn. Ein zweites Drittel gehört der Mittelklasse an und hat einen Besitz von 10—15 M» Mehrbegüterte sind nur wenige vorhanden. Den größten Grund- besitz hat der Grnndherr Freiherr v. Palm, welcher auf Meß- bacher Markung 380 M. und auf benachbarten Markungen noch 295 M. besitzt. Von dem freiherrlichen Grundbesitz auf Meß- bacher Markung sind 155 M. exemt. Die Haupterwerbsquelle ist die Landwirthschaft. An Gewerben sind vertreten: 1 Schreiner, 1 Manier, 1 Glaser und 2 Schuster. Die Herrschast besitzt eine Dampfbrennerei, welche den Kartoffel- ertrag v. ca. 25 M. verarbeitet und ihr Fabrikat in der Um- gegend absetzt. Jm Ort befindet sich eine Schildwirthschnft. Durch Meßbach führt die Vicinalstraße von Dörzbnch nach Ober-Ginsbach, ein Feldweg nach den1 Wiudischenhof. Im Ort führt eine kleine Brücke über einen Abzugsgraben, außerhalb des Orts über denselben ein kleines steinernes Brücklein. Beide hat die Gemeinde zu unterhalten. Die Stiftung besitzt ein Vermögen von 8780 M., das a-llmähli.eh au·s einem von Karl v. Eyb gestisteten Grundstock v. 1200 fl. erwachsen ist und durch Jahrtagsstiftungen vermehrt wurde. Die Zinse werden zu den Kultkoften, sowie zur Unter- haltung von Kirche und Pfarrhaus verwendet. Für den Stand der Landwirthschaft ist das Vorbild der Gutsherrschast« mit rcctionellem Betrieb ihres ansehnl-ichen Güter-

Meßbsch- 679 befitzes ermnnternd, doch fehlt es bei den »kleinen Leuten« an den Mitteln, dem Vorbild durchaus zu folgen. Neben dem Dünger und der ,Jauche, für deren Sammlung allmählich rationellere Anstalten nach dem Vorbild der Herrschaft getroffen sind, wird Gyps, Asche und künstlicher Dünger ange- wandt. Die Gutshe1«rschaft benützt alle Arten von verbesserteu Ackergeräthen, die Ortsbiirger haben durchweg eiserne Eggen, vielfach Futterschneidmaschinen und in Gemeinschaft Dreschmaschinen mit Göpel. Die Gutsherrschaft hat die Wechselwirthfchaft in 7 und 8facher Notation eingeführt, die Bürger behalten die Dreifelderwirthschaft mit Anbau der Brache zu Axt bei. Man baut in der Brache Klee, Kartoffeln, Futterkräuter. Für den Handel baut die Gutsherrschaft Reps. Der Boden ist stark lehmhaltig, daher schwer zu bebauen, aber er ist tiefgründig und im allgen1eineu fruchtbar, doch findet sich auch leichte Ackerk1·ume mit steinigem Untergrund. Sämmtliche Haln1früchte, aber auch die Oelgewächse gedeihen gut. Da die Wiesen nicht ausgedehnt sind, so werden viel Futterktäuter, (rother Klee, Luzerne und Esparsette, engl. Rnygras, -Hopfenklee) -gebaut. Der Weinbau gilt als Nebensache· Der Obstbau ist bedeutend. Besonders gerathen die späteren Sorten. An Wald besitzt die Gemeinde nur einen Morgen Laub- gebüsch mit kaum zu nennendem Ertrag. Eigentliche Weiden sind ganz unbedeutend. Diese wie die Brach- und Stoppelweide werden von der Gutsherrschaft mit einheimischen Schnfen befahren. Als Pachtentschiidigung für ihren Theil an der Weide erhält die Gemeinde die Pferchnutzung von Z Monaten, was 300—350 -ff abwirft. Die Allmauden werden mit der Weide verpachtet. Die wenigen Güterstücke der Gemeinde geben ein Pachtgeld von 10—12 -M. Pferde hält nur die Gntsherrschaft in größerem Maß. Die Viehzucht ist in erfreulichem Fortschritt, da die Gutsherr- schaft für gute Nachzucht sorgt und jährlich 30—- 50 Stück mästet. Die Herrschaft hateiue Stanunschäferei von 300—- 350 Mutter- schafen des Frankeustamms. Für Fischzucht wird seit einigen Jahren der große See im Schloßgarten benützt, derselbe ist mit Karpfen besetzt. AlterthüIner. Auf dem Rücken zwischen dem Meßbach- und Ginsbachthale findet sich das Gewand Birkgraben. Die

680 Ortsbeschreibung. Sage erzählt, daß hier ein Volk sich gegen das andere habe schützen wollen. Nördlich von diesem Rücken zwischen dem Meß- bach und der Jagst ist der Haynberg, über den einst ein Weg von Krautheim hergeführt haben soll. Dort stand ein Zollhaus (vor Errichtung des Zollvere-ins) und ein Zigeunerstock, welcher den Zigeunern das Betreten der Markung verbot. ,Jn der Nähe des -Hasselbrunuens war der untere Hof oder Niedermeßbach. Reg. 1359. Auch beim Häuslesbrunnen stand ein Gebäude, von dem sich noch Mauerreste finden. An der Straße nach Dörzbach auf der -Höhe war ein Galgen. An Flurnamen sind zu erwähnen: Goldberg beim Hahn- berg, Hupberg, Bilsen, Boden, Gaisrenner, Stickelgarten. Meßbach (afr. Meßstetten OA. Balingen, der Bach am Holzschlag Buck Flurnb. 172, wenn nicht der Bach einer Mezza) ursprünglich nur ein Hofgut mit bedentender Schäferei, welche das Weiderecht auf der Markung Klepsau, Krankheit« und Ober- ginsbach besaß, erscheint zuerst 1328 in der Geschichte als Eigenthum der Herren von Dörzbach. Fortan ist es einem steten Wechsel der Besitzer unterworfen. Die Reihe der Besitzer ist: 1359. 1374 ff. von Berlichingen, 1486 Sebald Muffelger von Kronhofstatt, 1492 Christoph von .Helmstadt, 1492——1501 die Messe zu Adel?-heim, 1501—1617 von Berlichingen, 1617 bis 1641 v. Eyb, 1641—1665 Komburg als Pfandinhaber, 1665—1721 v. Muggenthal, 1721—1736 Tänzel v. Trazberg, 1736—1750 Oehninger, 1750—1789 o. Eyb, 1789—1812 v. Thiina, 1812——1821 Privatbesitz, 1821—1832 v. Zeppelin, seit 1832 v. Palm. ,Jn alter Zeit hatte auch Gnadenthal (1328, 1370) Schön- thal (1359, 1694) und Komburg (1483) Einkünfte in Meßbach. Durch Staatsvertrag vom 17. Okt. und 23. Nov. 1806 von badischer unter württembergische Staatshoheit gekommen, gehörte der Ort 1809—1811 zum Oberamt Schönthal, dann bis 1811 zum Oberamt Jngelfingen, seit 1812 zum Oberamt Künzelsau. 1809 wurde das bisher bestandene Patrimonialamt Meßbach aufgelöst. 1819 wurde Meßbach der Gemeinde Ober- ginsbach, 1827 der Gemeinde Dörzbach zugetheilt, aber 1829 zu einer selbständigen bürgerlichen Gemeinde erhoben. Kirchliches. Meßbach war ursprünglich Filial von Dörzbach und blieb es auch ungestört, so lange die Grundherrn

MOßbUch- 681 evangelisch waren. Wahrscheinlich während des komburgischen ZwischenbesitzeB im dreißigjährigen Krieg fanden katholische Unterthanen Aufnahme. Sicher finden sich solche 1654, welche sich zur Kirche in Oberginsbach hielten, ohne regelrecht dorthin eingepfarrt zu fein. Ad. Phil. v. Muggenthal, der einen Do- minikaner Chrysantu-Z als Hauskaplan hatte, baute auf der Stelle des Oekonomiegebäudcs eine kleine Kapelle, von der eine in den letzten Jahren bei einer baulichen Veränderung gefundene Denk1nünze (rnnde Silberplatte) mit der Jnschrift Zeugnis gab: -s- Zu der ehre Gottes und Maria seiner lieben mutter ließe diese eapellen bauen der wohlgeborne herr Adam Philipps Frei- herr von Muggenthal auf Hexenacker, Leyb-und M(-ßbach, dessen seele Gott gnädig seyn wolle. aufgerichtet im .1n1io onna 1690. Von 1743 an wurden die Amt-?-handlungen des Pfarrers von Dörzbach bei den Evangelischen in Meßbach erschwert und ihm ein R(-vers abgefordert. Jn diesem Jahr besetzten die Meßbacher unter Leitung des All1tsVUgls den Eingang ins Dorf, als der Pfarrer zur Konfirn1irung einer Taufe nach Meßbach kam, und hatten sich mit Prügeln, Gabeln, Hacken und Kärsten bewaffnet. Ebenso wurde dem Pf. von Dörzbach 1778 ein Revers abver- langt, als er dem sterbenden Schultheißen Dosch, der seinem evangel. Glauben treu blieb, das heil. Abendmahl reichte. Als 1772 der Konnuenthur Karl v. Eyb Besitz von Meß- bach ergriffen hatte (nach einem Prozeß mit dem Deutschorden), verlangte er, daß die evangelischen Unterthanen sich durch den Kapuzinerpater Joachim von Bartenstein, der seit 1771 in Meß- bach pastorirte, trauen und beerdigen, sowie ihre Kinder taufen lassen sollten (Dörzbacher Kirchenbücher), nnd brachte allmählich den ganzen Ort zum katholischen Glauben. Nachdem 1776 die Kirche und 1782 das Pfarrhaus erbaut worden war, wurde ein Pfarrfond gegründet, für den uoch Friedrich Karl von Eyb einen Schmuck im Werth von 4400 fl. hinterlassen hatte. Sein Bruder ,Jul. Fr. Franz gab noch 3600 fl. Der ganze Pfarrfond wurde auf das Klosteramt Wechterswiukel an- gelegt. Unterm 30. Mai 1783 wurde die Pfarrei errichtet und der seit 1775 hier befindliche Karat Jüngling zum Pfarrer ernannt. Pfarrer: Pater Joachim, Kapuziner v. Bartenstein 1771—72. P. ProtasiuZ 1772. P. Brand 1773. P. Berard Stöckert v. Karl- stadt, Minorit 24. Dez.1773. Joseph Neuberger Pf. in Ober-Ginsbach 1774——75. — Diese als vorübergehende Seelsorger. Georg Jus.

68s2 Ortssbeschreibung. Jüngling v.·Haszfurt,»Kapitelsdesinitor 1775, 1800. Rad. Hoffmann v. Pfi1rrweissach 1800—1818. Vakatur 1818——32. Widmann Joh. von Söflingen 1832—-40. Balle, J. Bapt., von Schechingen 1849—52. Letßle, Joh. B» von Abts3gmünd 1852-—68. Denninger, K. Jos., von D1(ttenberg 1868—77. Rettich, Const., von Althein1 1877. 1328 s. Regesteu der Herren v. Dörzbach· 1359 10. Februar s. Marlach. 1370 s. Dörzbach. 1874. Sonntag nach Kiliani kauft Hans v. Berlichingen von Kl. Gnadenthal den Hof zu Mes3bach und zu Rengershausen um 85 Pfd. Weit. Arch. 1472. Dienstag nach Barthol. verkauft Lienhard v. Bachenstein Giilten zu Rengerk«-hausen, Hohebach, Meßbach und Ober-GinZbach an den De-utschmeister Ulrich von Lentersheim. Dörzb. Arch. 1483 verkauft Komburg seine Rechte und Gülten zu Meßbach an Hohenlohe, womit dieses von Würzburg noch 1558 belehnt wurde. Wib. l. 109. 1486. Mitt1voch Cath. Petri Sebold Mufslinger von Cronhofstatt und seine Gattin Dorvthee v. Schwar3enburg verleihen ihren Hof Meßbach an Peter v. Prunn und Hans Hoffmann, dem Ki1ian Bau- mann um 9 fl. den Hof abtrat, außer den Wäldern, die dazu gehören, von denen sie nur Nutz- und Bauholz haben sollen, gegen jährl. 25 f und 4 Mutter Korn, 4 Mutter Haber. Dörzb. Urk. 1492. Donnerstag nach uns. Frau Wurzmeihe verkauft Christof v. Helm.stadt, Muff1ingerB Schwiegersohn seinen Hof Mes3·bach an di von Anna v. Bopsingen zu Adolzheim gesiiftete Messe, welche Wende! Lawer inne hat, um 400 fl. Biirge Engelh. V. Berlichingen und Hans v. Aschhausen. Dörzb. Urk. 1492. Freitag nach Maria Himmelfahrt theidingen Martin von Adel?-heim und Hans von Aschhauseu, als Engelhard« und Götz von Berliehingen Ansprüche an den Hof machen. CI wird ihnen vergönnt, denselben binnen acht Jahren um 435 fl.1vieder von der Messe zu Adel-3heiIn einzulösen. Dörzb. Urk. Um 1500 hat Schöuthat 14 Sri. Korn und 14 Malta Haber und 27 ,8 ohne 4 Heller, sowie Fastnachtshühuer von Hans Hartmann und Peter auf dem Rein zu Meßbach. Schön1h. JnriJdikt. 1494 4. Aug. wird vor Notar und Zeugen festgestellt, daß der Hof zu Meßbach Schaftriebrecht zu Krautheim Klepsau und Ober- Ginssbach habe, aber auch der Schäfer von Krautheim zu M. Dör3b. Kopb. 1501. Sonntag St. Balent. Wendeliu Lawer, Altarist zu Adels- heim bekennt, daß Engelhard v. Berlichingen für sich und seinen Bru Götz den Hof Meßbach um 400 fl. gelöst habe. Dörzb. Kopb. 1501. Götz v. Berlichingen und Ursula Geyer, seine Hausfrau, verkaufen an den Pfarrer und Heiligenpfleger zu Dörzbach 12I-«-· si jährl. Gült vom Hof zu Meßbach um 2171X2 fl. Die Fruchtgiilt und die Obrigkeit sowie die Wiederlösung behalten sie sich vor. Sterben sie und ihr Sohn Moriz ohne Erben, so ist der Kauf ewig und sollen auch die 4 Malter Fruchtgiilt und alle Obrigkeit des halben Hoss de Kirche verbleiben. Dörzb. Kopb.

Meßbach- 683 · 1539. Mittwoch nach Lichtmeß wird vor Schultheiß und Ge- ru:ht·zu Krauthei·m sestgestellt, daß die Fruchtgült von Meßbach er an Lichtmeß zu liefern fe1e, daß kein Fasinachtshuhn gegeben, auch Dienst geleistet werde. Der Hofmann habe das Recht zu jagen und Vögel zu fangen, soweit der Hof gehe. Dörzb. Kop. 1551. Dienstag nach praes. Mariae Kundfchaft vor Schultheiß und Gericht zu Jgersheim wegen des Fastnachtshuhns von Meßbach, das der Vater des Zeugen, der vor 60 Jahren auf dem Hof war, nicht gegeben. Dörzb. Kopb. · 1561. Medardi verkauft Valentin v. Berlichingen seinen halben Theil am Hof zu Meßbach an seinen Vetter Maximilian zu Leypach um 535 fl., dieser errichtet in M. einen Herrensitz. ib. 1582. Jubilate empfängt Murg. v. Berlichingeu geb. Gebfattel zu Meßbach 125 fl. Leibgeding und 4() fl. Zins v. Valentin v. Bek- lichingen, Dörzb. Kopb. Jhr ist auch der Zehnten zu Heimhaufen von den Herren v. Stetten verpfåndet. Stett. Urk. 1617 24. März verkaufen Aslbrecht und fein Sohn Joh. Konrad v. Verlichingen an die Herren v. Eyb Meßbach um 5600 fl. Doch mußten letztere auch die 3500 fl., welche Albrecht v. Verl. Komburg fchuldete- gegen Cinräumung des Frucht- und Weinzehnten übernehmen. Staatsarch. Bauer. 1620 verkauft Joh. Konrad v. Verlichingen und sein Bruder Hans Burkhard auch den Zehnten zu M. an die Herren v. Eyb um 4200 fl. (Vauer). 1629. Ludw. Albrecht v. Beil. genannt v. Meßbach empfängt die Hinterlassenfchaft feines Bruders Hans Ludwig· Neunst. Arch.. 1641 zieht Stift Komburg das Rittergut Meßbach an sich, das ihn1 von den Herren v. Cyb zum Unterpfand verschrieben war. Schöuh. Vorz. 175. 1642 24. Feb. klagt Murg. v. Berlichingen, daß die Herren v. Evi- die Ausbezahlung des Kauffchillings v. Mcßbach nicht einhalteu (Bau 1645. Komburg, Verwalter Jörg Jäger. Staatsarch· 1652 26. Juli klagt Murg. v. Verlichingen, daß ihr die Herren v. Eyb das Haus und Güter, welches sich ihr Vater beim Verkauf von Meßbach vorbehalten habe, entziehen. Dörzb. Verkaufsakteu. 1661-—64 wohnt Wilh. Hermann v. -Enfchringen Amtmann zu Jagstberg aufMeszbach, das er vom Stift Komburg als Pfandinhaber gepachtet hatte (Akten in Meßbacher Kirchenbücher von Ober-Ginsbach 1665 hat der Gemahl Man Barb. v. Eyb, Ad. Phil. v. Muggen- thal auf Hexenacker, Adelmanstein, Lichtenntald und Laidach das Gut Meßbarh vom Ritterkanton Odenwald gekauft, der es am 6.—26. Mai von Kon1b.urg erwarb. Schönh. Vorz. S. 175. Pfarrchr. v. Meßbach. Staatsarch. 1673 19. Febr. -f- zu Hüngheim und wird zu Berlichingen vor St. Veits Altar begraben Joh. Konrad v. Berlichingen, genannt von Meßbach, kathol. Relig. Geneal. Samml. 2, 335 (Bauer)· 1691 1. Oft. f Ab. Phil. v. Muggenthal zu Meßbach und wird begraben in Rengershaufen. Dörzb. Kircheub. 1694 kauft Joh· Phil. v. Muggenthal von Abt Benedikt zu Schönthal die Gülten vom obern und untern Hof zu M. und 2 fl. vom Goldberg um 150 fl. (Schöuth. Krs.).

684 Ortsbeschreibung. 1721 kommt M. durch Joh. Phil. v. Muggenthals Tochter Eva Charlotte an ihren Gatten, K. Jgn. Tänzel v. Trazberg, kurpfälz. Pfleger und Hofrath zu Reichertshofen. 1736 läßt der Ritterkanton Odenwald, da die einzige Tochter des —s- Besitzers v. Meßbach, Mar. Jos. Ant. Charlotte Eleonore Joh. Ma Tänze! von Trazberg Ursulinerin in Neuburg an der Donau ge- worden, das Rittergut an Joh. Adam v. Oehninger, kais. Rath, verkau welcher anch 1737 2 Keltern zu Ober- und Unter-Ginsbach vom Kl. Tückelhauseu erwarb (Stett. Urk.). 175() 1. Mai kaufte Jul. Fr. Chr. Franz v. Eyb Meßbach um 25 000 fl. und 10t) Speziesdukaten. ib. 1789 erbt Karl v. Thüna, Schwestersohn der Herren v. Ek)b, würzb. Generalmajor Meßbach. 1812. Jm Konkurs des Franz v. Thüna, Preuss. Kammerherren und Salmschen Oberforstmeister, wird Meßbach sammt den Gefällen zu Rengershausen, Assamstadt und Krantheim an den Bauern Leonh. Preuß v. Weidenhof um 32 000 fl. und 25 Dukaten verkauft. ib. J817 verkauft Preuss das Gut an die Mennoniten Joh. Bucher v. Rohrhof bei Mannheim und Joh. Heer v. Eppingen um 35 000 fl. ib. 1821 15. Juni kauft Graf Joh. Fu K. v. Zeppelin das Gut um 37 000 fl. i1). 1832 2. Mai geht das Gut für 39 000 fl. an Friedr· v. Palm toürtt. Kammerherrn und Oberforstmeister über. ib- 1845 25. Juni wird Meßbach zum Fideikommiß gemacht. 32. Marsham, Gemeinde l1l. K«l., ev. Fil. von Künzelsau, 398 Einw., wor. 5 Kath. Fil. von Amrichshausen. Am Abhang der hohenloher Ebene, wo der Morsbach, der eine Viertelstunde vom Dorf in der krummen Klinge entspringt, in den Kocher mündet, liegt das kleine Dorf Mr-rsbach, das vom linken Flußufer allmählich zum Fuß des Berges sich er- hebt, in freundlicher Lage, vor Winden ziemlich geschiitzt. Den Thalgrund bilden Wiesen und Baumgärten, die südliche Thal- wand krönt ein schöner Wald, die nördliche Weinberge. Das Dorf ist durch den Morsbach (Todtenbach) in 2 Theile getheilt und besteht meist aus bescheidenen Wohnungen. Durch den oberen Theil des Dorfes führt die gut unterhaltene Kocherthalstraße nach Hall. Den Frösten ist Morsbach mehr ausgesetzt als Künzelsau und Jngelsingen.

Morsbach. s85 Die Kirche am Süd:-stende des Dorfes hart an der Straße nach Kocherstetten ist St. Alban und St. Wendelin geweiht. Sie bildet ein rechteckiges Viereck, den Chor der Z« schmälen Thurm. Schiff und Thurm sind massiv aus Kalkstein gebaut mit je einem Stock aus Fachtverk. Das Innere mit 2 Emporen ist schmucklos aber freundlich hergerichtet. Während das Schiff flach eingedeckt ist, hat der Chor ein Kreuzgewölbe. Der Triumph- bogen war ursprünglich ein Rundbogen, ist aber in Spitzbogen umgehauen. Früher hatte die Kirche wie heute der Thurm nur einige Manerschlitze, die Fenster sind erst vor 40 Jahren ein- gebrochen. Der mafsige Bau scheint zugleich als Burg des Dorfes angelegt zu sein. Er hat nur einen Eingang gegen Westen, an dem sich einige Zeichen, mit einem plumpen Stein- metzzeichen sinden. Auf dem Thurme hängen 3 Glocken mit folgenden ,Jnschriften: 1. Durs Feuer flos ich, Meister Adam Jligan von Dinkels- peil gos mich 1626. 2. ,Jn Gottes Namen gos mich Johann Leonhard Lösch von Morsbach Gott zu Ehren, dem Nächsten zu dienen. Joh- Lorenz Eheim Sch. (Schultheiß) Hans Leonh. Rüger, Hans Georg ,Jacob, beide -Heiligenpfleger, G. Unbehauen (Schulmeister) 1737, mit 2 Stettenschen Wappen. 3. Alle gute Ding sind drei, darum daß alles gut sei, goß man mich 1737. Das Schulhaus, 1766 erbaut nnd 1870 neu eingerichtet, enthält ein Lehrzimmer und die Lehrerswohnung, liegt freundlich an der Hauptstraße und der zur Brücke führenden Dorfstraße. Weiter unten im Dorf ist das neuerdings von der Gemeinde gemiethete Rathhaus. Früher war die Rathstube im Gasthof zum Hirsch. Die Häuser sind im untern Stock meist aus Werksteinen von Muschelkalk, im zweiten Stock von Fachwerk und mit verschiedenen Farben getüncht. Die Gemeinde besitzt eine Kelter mit 10 Bäumen, ein Armenhaus und Schäferhaus, die mit einander verbunden sind. Die Dorfstraßen sind theilweise gekandelt. 5 Brunnen geben gutes, etwas kalkhaltiges, aber reichliches Wasser. Davon sind 2 Pumpbrunnen und Z laufende Brunnen. Früher hatte die Gemeinde 2 Seen in der Nähe des Waldes Oberholz, dieselben sind seit 1770 ausgetrocknet und zu Wiesen angelegt.

686 OrtZbeschreibung. Von Verkehrswegen sind zu nennen die Kocherthalstraße und die NachbarschaftZstraße nach Kiinzbach, eine steinerne Brücke über den Kocher mit Wappen der Herrn von Stetten v. 1596 und zwei kleinere über den Morsbach und die Etzlinsweiler Klinge. Mars-bach ist seit alten Zeiten .Filial der Kirche von Künzelsau. In der Kirche werden die Casualien, während des -Herbstes Sonntags Predigten, an der Kirchweih und am .Hagelfeiertag 4. Juli doppelter Gottes-dienst, an den Feiertagen Predigt mit folgender Katechese gehalten. Seit 1856 hat Morsbach einen hart neben der Kirche freundlich gelegenen und sauber gehaltenen Gottesacker. Außer der Schule, zu welcher die Freiherrn von Stetten äußeres Haus das Nominationsrecht haben, besitzt M. eine Jndustrieschule. Der erste Schulmeister war 1659 Hans J. Romig. Der Nahrungsstand ist mittelmäßig. Der -Höchstbesteuerte besitzt 50—60 Morgen, der mittlere Mann 20—30 und der geringe 1——2 Morgen. Der Wohlstand beginnt in neuerer Zeit sich etwas zu heben. Die Bürger besitzen auch auf den bcnach- barten Markungen Künzelsau, Künzbach und Kocherstetten Güter. Die kleine, aber wohl abgerundete Markung hat mitteler- giebigen. nicht tiefgründigen und kalkhaltigen Boden. Dinkel und Gerste gedeihen gut. Die Wiesen im Thal geben vielfach saures Futter. Die Zerstreuung der Güter im Thal, an den steilen Berghängen und auf der Höhe erschwert den Bau. Der Weinbau ist bedeutend. Man hat besonders weißes Gewächs, Gntedel und Silvancr.. Der Morsbacher Wein ge- hört zu den geschätzteren des Kocherthal·3. Jn den letzten 10 Jahren war der höchste Preis für den Eimer 138 -Xb, der niederste 51 -M. Die unteren Lagen gelten für die besten. Die 151 M. ·Lanbwald auf der Markung gehören den Gemeinderechtsbesitzern, welchen der Ertrag zufällt. Die Weiden, Brach- und Stoppelweide sammt All1nanden sind gut. Die Rindviehzucht ist bei dem geringen Besitzstand der Einwohner an Grund und Boden beschränkt. Von Schafen (Rauhbastarde) laufen ca. 100 Mutterschafe auf der Markung. Jn die altdeutsche Borzeit weist zurück da-Z Heidenschlößchen auf der Höhe über Mars-bach, wo heute noch ein Graben von 60—65« Durchmesser sichtbar ist. Das Mauerwerk ist spärlich. Von alten Sagen ist nicht viel vorhanden. Die Leute sagen, Morsbach sei eine Stadt gewesen, und berufen sich auf die Flur

Morsbach. (387 ,,Sk0d«- was aber das Ufer, Gestade bezeichnet. (Aehnlich in Bächlingen). In der unheimlichen Etzlinsweiler Klinge soll es spuken- da dort vor Alters 2 Brüder einander getödtet haben. Die Sage vom Spukgeist einer Frau, der sehr gefürchtet ist, be- ruht auf einem Mord im ,Jahr 1823. Ursprünglich sind die Hauptbesitzer von Morsbach die Herrn von Stetten, die zeitweilig dort einen Amt?-vogt halten, auch selbst dort wohnten. Durch Schenkungen, Heirathen und Käufe gelangten auch Klöster, wie Kon1burg und Lichtenstern, nnd Familien von benachbarten Edlen: Neuenstein 1390, Morstein 1411, Rinderbach 1421, Kirchberg 1422, Adelsheim 1491, Sützel 1559, Baldenstein 1563 in Besitz von Gütern und Rechten zu Mars- bach. 1806 kam es unter württembergische Oberhoheit. Mark-bach, alt Morisbach, Bach eines Morenzo? erscheint zuerst urkundlich in der Bestätigungsurknnde B. Siegfrieds von Würzburg über die Schenkung der edeln Mechtild vom Stein 1149 Wib. II, 22 als Morisbach. Darnach hatte Komburg schon von 1090 an Besitzungen in Morsbach. Nach der Be- stätigung?-urkunde Papst Alexander IV. hat Kloster Lichtenstern 1254 die Hälfte der Mühle zu Mars?-bach, 3 Schilling Gült, Güter und Weinberge daselbst. Be-Sold Virg. sue:-. monjmenti-« p. 439. Im Jahr 1322 verkaufte Lichtenstern an Wilhelm von Stetten, Ritter, ein Pfd. Heller, Korn und -Habergült im Weiler zu Morsbach auf der Mühle und andern Gütern um 120 Pf. S Sch. Staats-arch. 1324 verkauften Wilhelm sen. und sein Sohn Wilh. an den Deutfchorden Z Pf. Hellergeld im Dorf zu Morsbarh von ihrem Gut daselbst, 4 Malt·er Korn zu Riedhei1n (Riedenheim Amt Ochsenfurt), 4 Malter von ihrem Gut zu Külbronn (bei ,Jngelf· abgegangen) (Staatsarch.). ? Vor 1134. Hildebrand miles, seßhaft in Mars-bach, gibt ein praedium daselbst an das Kloster Ebrach. Bischof Embrico von Würz- burg fpricht es gegen Theoderich v. Rintpach vom Lehensverband los. Man. Ebrac. ed. Wegele S. 48 f., 53. 1390 Samstag vor Georgii verkaufen Kunz Schrot von Neuen- stein und Anna von Volmers-hausen, seine Hausfrau, der Gebann- schaft nnd Gemeinde zu M. die Reigelswiese und den Reigelsacker an ihrer Brücke um 95 Pfd. (Mors-b. Urkunde). 1411 verkauft Hans von Morstein IX- am Zehnten zu Morsbach an Konz von Stetten (Viedermann).

688 Ortsbeschreibung. 1421 Samstag vor Aegid. verkauft Konrad von Rinderbach der Gebauerfchaft und Gemeinde zu Morsbach IX- am großen und kleinen Zehnten zu Kunzelsbach und ein Gut daselbst um 70 fl. (Morsb. Urk.) 1426 auf St. Jakobs Abend verkauft Konrad von Stetten, Peters Sohn, Bürger zu Hall, und Anna Schien, feine Hausfrau, an Wilhelm von Stetten, Wilhelms Sohn, ihr Halbtheil an Weingarten, Gütern, Giilten zu Mars-bach, 1J4 der Kelter zu MorZbach, V, am großen und kleinen Zehnten, alles Lehen von Würzburg um 580 fl. Sig. Heinrich Berler, Konrad von Stetten sen. und jun» Wil- helm von Stetten, alle Bürger zu Hat! (Stett. Urk.). 1422 Freitag nach uns. Frauen Kerzweihe verkauft Adam von Kirchberg an feinen Schwager Simon von Stetten die Güter und Zehnten, welche er als Zugeld seiner ersten Hausfrau Margarete von Kirchberg, Adams Sch1vefter innegehabt, nämlich zu Eberbach sammt Kelter, zu Oberregenbach, Niederregenbach, Heimenhansen sammt einem Theil des Zehntens zu Mäusdorf, ein Giltlein und die Mühle zu Stetten, eine Wiese zu Mars-bach. Biirgen Fritz Likartshauseu, Rudo von Bebenburg (Arch. v. Stetten). 1428 belehnt B. Johann v. Würzburg Wilhelm v. Stetten sen. mit dem halben Zehnten zu Morsbach, von dem er V« von seinem Vater geerbt, V« von Conrad von Stetten, B. zu Hall, gekauft hat (Arch. v. Stetten). 1430 belehnt Kraft von Hohenlohe Wilhelm v. Stetten u· A. mit der Kelter zu Morsbach, welche er gegen Eignung der Gitter zu Star- kelsbach zu Lehen gemacht hatte (Stett. Arch. und Staatsarch.). 1469 verkauft Wilhelm von Stetten an Komburg ein Gut zu Morsbach mit der Vogtei und allen Rechten und vertauscht sein Gut zu Morsbnch gegen ein Gut zu Alle:-s1veiler (Etzlensweiler). ib. 1470. Burkhart Eberhart zu Hall verkauft Dienst. vor Nicol. ep. V« am großen und kleinen Zehnten zu Morsbach an Wilhelm von Stetten um 155 fl. Der Zehnte ist wiirzb. Lehen (Stett. Arck).). 1470—80 verkauft Hans von Bachenstein an Simon von Stetten I Theil an Morsbach, «« der Kelter, Güter und Gülten um 180 fl. W. F. 6, 449. 1480 verkauft Götz v. Stetten an das Gotteshaus zu Morsbach 1 fl. befetzter Giilt und 2 Hühner, seinen Theil an dem Gut zu Gais bach um 30 si. Morsbacher Urkunde. 1483 verkauft Komburg mit feinen Gütern zu Kiinzelsau auch Gitter und Gefälle zu Morsbach an die Grafen von Hohenlohe. Wib. l, 109. Der Ort Morsbach holte um 1480 sein Recht zu Kiinzelsau bei Schultheiß und Gericht (f. Künzelsau). 1484 belehnt B. Rudolf von Würzburg Wilhelm von Stetten mit dem Drittel am großen und kleinen Zehnten zu Morsbach, das er von feinem Bruder Cberhard an sich gebracht (Stett. Arch.). 1491 verkaufen Martin von Adelsheini und Anna von Stetten, feine Hausfrau, ihren Theil an Morsbach &c· (Stett. Arrh.). 1501 ist Weruer von Stetten in Mars-bach Grundherr, ein Mann sitzt hinter der Mutter Gabriels von Stetten (Stett. Arch.). 1508 stiftet Gabriel von Stetten zur Kirche in Morsbach der Mutter Gottes und St. Alban und Wendelin ein Gut zu Morsbach,

Morsbach. k;89 wogegen man ihn in die Bruderschaft der Kirche aufnimmt. St. Peits- tag (Morsbacher 11rkunde). 1516 verweist Konz von Stetten seine Hausfrau, Amalie Zobel, auf den Weinzehnten zu Morsbach, würzb. Lehen und eigene Gülten daselbst. Mont. nach Kil. (Stett. Arch.). 1517 Dienstag nach Barthol. verkauft Kilian v. Stetten, zu Kün- zelsau seßhaft, an Wer-ner von Stetten seine Güter und Feldlehen zu Morsbach und Stetten um 15 fl. (Stett. Arch.). 1519 verkauft Gabriel von Stetten an Christuph von Stetten, Vormund der Kinder Simons von Stetten, V« am Zweitheil des Fruchtzehntens, das er von Kaspar von Stetten geerbt, um 31 fl. (Stett. Urk.). 1530 Seh. Tag verkauft Zürch von Stetten an Simon von St. feine eigenen und Lehengüter zu KünzelZau und Morsbach um 22 fl. (Stett. Urk.)· 1547 weist Christoph v. Stetten seine Hausfrau, Katharina von Rossau, mit 500 fl. auf den lehnbaren Zehnten zu Rappoldshausen und zu Morsbach und mit 100 fl. auf Gülten zu Morsbach an. 1555 wird vor dem Oberhof zu Künzelsau wegen der Morsbacher Unterthanen, die ganze Güter, gegen die, welche halbe haben, in Be- treff der Austheilung der Gemeinrechte verhandelt (Bauer, Coll.). 1559 verkaufen St. Petritag, Wilh. Sützel von Mergentheim und seine Hausfrau Agnes v. Stetten u· A. IX- an dem Halbtheil der vordern, «!-; an dem Dritthetl der hintern Kelter, ils am Sechsthei der Vogtei zu Morsbach. Staatsarch. 1560 Mittwoch nach Ottern machen Konrad Erer und Johann Heber die eigenen Güter zu Morsbach, 200 fl. werth, welche ,Zitrch von Stetten hinterlassen, Komburg zu Lehen gegen Eignung des Hauses in der Scharfengasse zu Künzelsau, das einst Gabriel nnd Zürch von Stetten besessen (Stett. Arch.). 1563 Mittwoch vor Barthol. übergeben Ludwig Rinck v. Balden- stein zu Veldeck und seine Hausfrau Veronika von Stetten an Eber- hard von Stetten ihren- Theil an den Bus3en zu Morsbach mit der Obrigkeit, die Gerechtigkeit an der vordern und hintern Kelter und den Theil am großen nnd kleinen Zehnten zu Morsbach wie am- Neu- gereut und Anderes. Stett· Arch. 1582 27. März verkauft Hans Georg von Vischborn, genannt Gerhart, an Hans Reinhard von Stetten V« an der hintern und vor- dern Kelter, an Bus3 und Frevel, am Gericht und am kleinen Herren- antheil des Fruchtzehnten zu Morsbach. Stett. Arch. 1589 gaben die Herrn von Stetten eine Ordnung der Bürger- annahme in Morsbach. 1618 4. April gestattet Bischof Johann Gottfried von Würzburg Ludwig Casimir von Stetten seinen Theil am halben Zehnten zu Mors- bach an Wolf v. Stetten zu versehen (Stett. Arch.) und 1627 versetz er das Drittel des Zehntens an das äußere Haus. ib. 1625 12. Mai verkaufen Joh. Philipp Hoemnoldt und seine Haus- frau Dorothee, geb. Heber, an ihren Schwager, Balth. Seefried, Güte Gefälle, Unterthanen zu Heimhausen, Bertzhofen, Buchenbach, Mors- bach um 1000 fl. (Stett. Arch.). 1646 14. Dez. verspricht Qberstlieutenant Georg Andreas von Beschr. von Württemb· 62. Heft. Oberamt Aiinzelsau. 44

690 Ortsbeschreibung. Moßberg, sein Eigenthum zu Morsbach nach seinem Tod dem Sohn Wolfgang Eberhards von Stetten zu hinterlasfen. Stett. Arch. 1666X69 werden wieder Güter zu Morsbach an Komburg von Stetten zu Lehen gegeben. Nach einem Vertrag von 1685 follten in Morsbach 2 Stettensche Grbfchenkeu sein, in welchen alle Hochzeiten, Taufen und ge1neiueu Zeichen abwechselnd gehalten werden mußten, aber nicht in Künzelsau das Um3eld gehört den Herrn von Stetten. 16 S wohnt ein Stetten’scher Amt?-Vogt in Morsbach (Kiiuz. Kirchen»buch). 1759--1781 war die Gemeinde in heftigem Zwist mit ihrem Grundherrn Karl August von Stetten und erhielt 1759 von Wiirttem- berg Einquartierung, 1781 aber wurde Karl August unter österreichis lL:Zgrmundschaft gestellt, worauf die Einwohner gelinderes Regiment e amen. ,Jm 18. Jahrhundert hatte die Familie Lösch in mehreren Gene- rationen eine thätige Glockengießerei bei der Brücke. Von besonderen Ereignissen ist zu nennen: Ein Brand, der am Mittwoch nach Sebald 21. Aug. I549 fast das ganze Dorf verzehrte. Künz. Dorfbuch. 1634 wurde Morsbach im September von den Kaiserlichen ge- plündern 1634 am 9. November wurde Ludwig Casimir von Stetten, 78 Jahre alt, zu Morsbach von einein Kroaten erschossen, und am 11. Nov. zu Amrichshausen von Pfarrer Otto aus Nagelsberg beerdigt. 1686 im Juli entstand durch den Schuß uach einer Taube eine Feuersbrunst, welche das halbe Dorf verzehrte (Kiinz. Dorfbuch). 1731, 1739 und 1774 kam jedesmal am 4. Juli Hagelschlag, daher wird seit 1739 in Morsbach ein Hagelfeiertag gehalten. 1748 am 6. August entstand durch Wolkenbruch große Ueber- schwemmung. 1789 am 30. Juli war große Ueberschwemmung, der Kocher riß ein Stiick der Brücke fort. kst 1862 trat eine Typhusepidemie auf, welche 42 Menschenleben o etc.

33. 3Unlfingen, Gemeinde II. Kl. mit 1026 Einw. as Mulfingen, Pfarrdorf, mit Srhafhaus, Haus, 941 Einw., wor. 20 Ev., Fil. von Hollenbach, und 3 Jsr.; b) Vachmühle, 9 kath. Einw.; (-) Ochsenthal, Weiler, 76 Ein wor. 1 Ev., Fil. von Ertenhausen. Jm Osten des Bezirks an der Eimuündung des Roggels- htiuser Baches in die Jagst liegt der stattliche Marktflecken Mul- fingen. Die Lage des Ortes ist eine der freuudlichsten im

Mulsingen. 69 1 Bezirk. Auf der Höhe westlich über dem Jagftthal das alter- thümliche einstige Städtchen Jagstberg mit seinem schloßartigen Pfarrhaus und seiner Kirche, zu seinen Füßen auf dem linken ,Jagstufer, von Pappeln umgeben, die sch1uucke St. Annakapelle, die wa.ldgekrönten Höhen und die rebenreichen Berghänge bilden zusammen ein liebliches Landschaftsbild. Der Ort hat sich an den beiden Seiten des Roggelshäuser Baches, der mitten hindurch fließt, theils in der Thalsohle, theils in erhöhter Lage angesiedelt. Das Kli1na ist bei der geschützten Lage des Ortes ziemlich mild. Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen vor, jedoch selten mit schädlicherWirkung. Gewitter sind häufig. Hagelschlag kehrt nicht gerade oft wieder. Als Wetterscheiden gelten die Mauthenklinge und der Ackerstutzbuckel. Die Ueber- gänge von Winterkälte und Sonnnerwärn1e und umgekehrt find sehr rafch und fast unvermittelt. Auf dem Berghang über dem rechten Ufer des Roggels- häuser Baches stehen, das Dorf gleichsam beherrschend und be- schützend, die Kirche obenan, dann nach Südosten das Pfarrhaus, nach Westen Schule und Rathhaus und die Joseph?-Pflege. Die Kirche, dem heiligen Kilian geweiht, war ursprünglich vom Gottesacker umgeben. Durch mancherlei Restaurationen und Veränderungen hat sie ein zwar nicht stilge1näßes, aber sehr würdiges und freundliches Aussehen im Jnnern bekommen. Der Chor, ursprünglich im Unterstock des Thurmes, wurde nach der Pfarrchronik 1693, aber wahrscheinlich 1593 unter Bischof Julius, welcher gestattete, 700 fl. vom Vermögen der St. Anna- kapelle dazu zu nehmen«, an der Westseite der Kirche angebracht und in gothischem Stil, wie ihn Bischof Julius z. B. bei der Kirche in Amrichshausen auwandte, gebaut; zugleich wurde das Schiff der Kirche erhöht. Nach dem ,Jagstb· Lagerbnch war die Kirche im 16. Jahrhundert abgebrannt, s. unten Roggelshausen. Jm Anfang der 1870er Jahre wurde der Chor mit schönen Wandgen1älden aus dem Leben Johannis des Täufers und Kilians nach den Entwürfen des Maler Kalb geschn1iickt nnd erhielt einen gothischeu Hochaltar. Das hohe große Schiff der Kirche enthält den alten Frühmeßaltar zu St. Leonhard und den Marienaltar, neben welchcm sich die Grabstätte des Dekan Baumann mit Grabtafel besindet. Der Thurm ist im Verhältnis zu dem hohen Schiff und Chor zu nieder und hat eine unschöne mit Ziegeln gedeckte Kappe. Ueber der Südthür des Thurmes, die im Spitzbogen gewölbt und mit Wiilsten geziert ist, findet

692 Ortsbefchreibung. sich die Zahl 1609 und ein Steinmetzzeichen eingehauen. Auf dem Thurm hängen Z Glocken, von denen die beiden älteren in schönen Majuskeln die Umschrift haben: I. Ave mutig. gis-,tis. p1enu d01ninus teeum benediata. tui11 waltet-ibus. M(J(Jc00VIII 2) Ave mutig- gis. p1ena benediotq. tu 1510. Die dritte von Lösch umgegossene Glocke hat die Inschrift: Ave mutig« gratia pl(-no« Ann. sup1-o. (vielleicht ursprünglich sa1. I-epo.1-.) MC(JUC(JVIII gegossen. 1759 ist diese Glocke wieder neu nach Mullfingen nmgegossen worden. J. L. ,Jm Schiff der Kirche findet sich noch ein altes sehr ver- stümmeltes Grabdenkmal eines Ritters ohne Jnschrift und ohne Wappen. Hinter der Kirche gegen Norden zieht sich der 1876 bedeutend erweiterte Gottes-acker am Berghang hinan. Von der Kirche führt zu dem alten, aber stattlichen und wohlunterhaltenen, von Gärten umgebenen Pfarrhaus eine kleine Pforte mit der Jahreszahl 1603. Die Baulast hat die Pfarr- stelle, bei bedeutenderen Bauten in subsidiärer Weise der Jn- terkalarfond. Die Unterhaltung der Kirche ist Sache der Stiftung, beziehungsweise der Pfarrgemeinde. Thurm, Stühle und Orgel hat letztere allein zu unterhalten, die Blafel)älge Stiftung und Gemeinde je hälftig. Das schöne, große Schulhaus steht etwas unterhalb der Kirche. Ursprünglich Amthaus der Grnndherrschaft, wurde das Haus 1852 von der Gemeinde um 4000 fl. angekauft und zum Schulhaus eingerichtet. Es enthält 2 Lehrzimmer, die Wohnung des Schnllehrers und des Unterlehrers, sowie das Rathzimmer und einen Saal für die Gemeindeversammlungen. Das alte Schulhaus hart neben dem jetzigen Schulgel)äude wurde 1782 gebaut und 1853 von dem Vorstand der Kinder- rettungsanstalt Josephspflege angekauft, für die Zwecke einer Ret.tungsanstalt eingerichtet nnd 1854 am 11. Januar als Knabenaustalt eröffnet. 1855 wurde für die 1vohlthätige Anstalt noc das frühere Zentgrafenhaus, welches später Gasthaus zum Lamm war, angekauft nnd erweitert. Dieses Haus, im untern Dorf am Bache gelegen, dient jetzt als Knal1enhaus, das obere als Mädchenhaus. Die ganze Anstalt wird von 9 barmherzigen Schwestern geleitet. Dieselben erziehen nnd unterrichten 90 bis 100 Kinder kathol. Glaubens aus alleu Theilen Württembergs. Jhren Namen trägt die Anstalt nach dem verstorbenen Bischof

Mulsingen. (393 -JDfEph v. Lipp, dem größten Wohlthäter der Anstalt, welcher ihr auch sein ganzes Vermögen testamentarisch vermachte. Auf dem linken Ufer der Jagst unmittelbar am Fuße von .Jagstberg liegt in reizendetn Grün, von Pappeln umgeben, die niedliche St. AnnakapelIe, zu welcher alljiihrlich am St. Annen- tag (26. Juli) aus der Umgegend gewallfahrtet wird. Die Kapelle ist in edlem gothischem Stil gebaut. Sie stammt aus dem Jahre 1511, als Förderer des Baues wird der Amtmann ·Zeisolf von Rosenberg zu Jagstberg genannt. Der kleine Chor hat ein Kreuzgewölbe mit Gurten, die Fenster gothisches Maß- werk. Der eine Schlußstein des Gewölbes trägt das Mono- gra1nm -I. E. s., der andere das wiirzburgische Wappen. 1596X97 wurde die Kapelle restaurirt, 1858 erhielt sie einen schönen holzgeschnitzten Altar. Auf dem Altar stand früher ein klei Fliigelaltar mit Holzbildern, der jetzt im Rathhaus aufbewahrt ist und eine Restauration verdiente· 1870X71 wurde die ganze Kapelle, Chor und Schiff ausgemalt, wozu die Gemeinde bedeutende Opfer brachte. Die Bilder sind theils der Legende der heil. Anna und Jungfrau Maria entnommen, theils stellen sie die Krönung des Papstes Pius dar, theils den Sieg des Erz- engels Michael über den Satan, welcher den Janus und andere Schriften der Gegner der Jnfallibilität in den Händen hält. Auf dem kleinen Thür1nchen am Westgiebel hängen 2 Glöckchen, von denen das größere die Inschrift hat: S. Matheus. S. Marcus. S. Lukas. S. Johannes. U1ngegossen von J. G. König in Langenburg 1836. Das kleinere: Gegossen von F. Klaus in Heidingsfeld. Hinter der Kapelle befindet sich die sogenannte Guadenquelle, deren Wasser heilbringende Wirkung haben soll und weithin verschickt wird. An der einen Oeffnung der Quelle befindet sich die Zahl 1589, an der andern 1646 L. F. E. E. eingegraben. Ueber die Geschichte der St. Annakapelle und der Quelle siehe unten. An sonstigen Gebäuden ist noch zu erwähnen das alte Frühmeßhaus zu St. Leonhard, das früher der Pfarrer von Jagstberg zu unterhalten hatte. Es ist die jetzige Bierbrauerei von Hammer an der Straße nach Ailringen unterhalb der Kirche und Schule. An öffentlichen Gebäuden sind außer den obigen nur ein Armenhaus und ein Schafhaus vorhanden, letzteres ein- sam an der Straße nach Ailringen gelegen. Thalaufwärts in

694 Ortsbeschreibung. der Bad-U! steht das ehmalige Badhaus, jetzt Privathaus. Die Badstube bestand noch 1730. Mit Wasser ist der Ort reichlich versehen, während es auf der Höhe in Ochsenthal zuweilen fehlt. An Brunnen sind ein laufender, 12 Pumpbrunnen und 4 Schöpfbrunnen vorhanden. Am Ort fließt die ,Jagst vorüber, durch den Ort der Roggels- häuser Bach und auf dem nördlichen Theil der Markung in ,,Niedermulfingen« die Ette. Alle Z treten zuweilen aus, die Jagst häufiger als die beiden Bäche, die übrigens auch schon großen Schaden angerichtet haben z. B. 1845, s. unten Regest. Die Jagst bringt besonders bei Ueberschwemmung in der Heu- und Oemdernte Schaden, weil sie alles Gras verschlemmt und so für das Vieh unbrauchbar macht. Seen bestanden früher zwei in den sog. Seegärten, welche jetzt zu Wiesen umgewandelt sind. .Heuchelsteine und Tufffteine werden auf der Markung gebrochen und letztere nach auswärts abgesetzt, Sandsteine von auswärts bezogen. Lehm, Kies und Sand sind für den Bedarf vorhanden. Gips tritt an verschiedenen Stellen zu Tage, wird jedoch nicht ausgebeutet. An der Simprechtshauser Straße kamen in den letzten Jahren öfters Erdrutschungen vor. ,Jnteressant ist die durch den Straßenbau nach Heimhausen angerissene steile Felsenwand. Auch am Kallenberg an der Straße nach Ailringen treten Felsen zu Tag. Eine hübsche Aussicht genießt man von den Höhen rechts und links vom Roggelshäuser Thal, auf dem Fleiner und der Löschebene nach Waldenburg, auch vom Rothberg wie von Jagst- berg aus ist der Blick ins Thal freundlich. Die Einwohner sind von kräftiger Konstitution. Die ge- drungene Statur schlägt gegenüber der schlanken wie durchaus in Franken vor. Die Haupterwerbsquellen sind Landwirthschaft und Ge- werbe, welche in Mulfingen stärker vertreten sind als in der Umgegend. Der Mittelstand herrscht durchaus vor. Der Grund- besitz des vermöglichsten Einwohners beträgt ca. 23 Hektor, der des Mittelmannes 10 Hektar, die ärmere Klasse besitzt ca I Hektar. An Gewerben sind vorhanden: I Schlosser, 2 Schmide, 3 Wagner, I Flaschner, 1 Glaser, 3 Schreiner, 1 Sattler, 2 Seiler, 1 Hafner, I Zeugweber, 2 Leineweber, 1 Küfer, I Färber, 4 Schneider, S Schuster, 6 Weißbinder, 5 Bäcker, welche auch die Umgegend versorgen, sowie je ein Korbmacher,

Mulsiugen. 695 Strol)flechter und Wannenmacher. Jnnerhalb des Ortes sind 2 Mühlen, die die Wasserkraft der Jagst benützen: eine Kunst- mühle auf dem Wöhrd mit 4 Mahlgängen, I Gerbgang, Oel- xniihle, Schneidmühle und Hanfreibe, die zweite mit Z Mahl- gängen, 1 Gerbgang, Oelmühle und Hanfreibe. An der Ette auf der Markung des abgegangenen Ortes Niedermulfingen steht die Bach·mühle mit 2 Mahlgängen, 1 Gerbgang und Schwinginühle. Auch eine Ziegelei ist vorhanden. Dem größeren Gewerbebetrieb und Verkehr entspricht eine größere Zahl von Wirthschaften. Es bestehen S Schildwirthschaften, von denen zwei mit Bierbrauereien verbunden sind, ein Kaufladen und zwei Kramläden. Von den unter würzburgischer Herrschaft aufgenommenen Jsraeliten (nähere Zeit der Aufnahme unbekannt) ist nur noch eine Familie vorhanden. Die Jsraeliten, früher ,,Schutzjuden« genannt, mußten anstatt der ·jura st01ae an das Pfarramt ein Neujahr-3- gelb bezahlen (lant Decrets von Würzburg 10. Nov. 1695 Pf.- Registratur). Die Leichen der Jfraeliten wurden früher nach Unterbalbach (bad. Amt Tauberbischofsheim) gcbracht, seit 1850 nach Hohebach. Dem Verkehr dienen die guten, von der An1tskörperschaft und der Gemeinde erbauten und zu unterhaltenden Straßen n»ach Ailringen-Hohebach und .Heimhaufen, nach Si1nprechtshausen, Qchsenthal und Jagstberg-Künzelsau. Ueber die ,Jagst führen zwei steiner-ne und eine hölzerne Brücke, letztere ein Stück der Besigheimer Eisenbahnbrücke, bei der St. Annakapelle, 2 steinerne Brücken über die Bäche und zwei über zwei Klingen, 1 hölzerner Steg über den Roggelshäuser Bach. Sämmtliche Brücken und Stege mit Ausnahme der sog. äußeren Jagstbrücke hat die Gemeinde zu unterhalten. Die äußere Jagstbrücke unterhält Mulfjngen in Gemeinschaft mit Jagstberg. Die große, um-egelmäßig gebildete Markung ist im Allge- meinen fruchtbar. ,Jn den Thälern ist der Boden sch1ver, hu- musreich und tiefgründig, theilweise sandig, auf den Gehängen leicht, hitzig und steinig, mit Lehm oder Kalkerde, auch Thon vermi Das Klima ist für das Gedeihen sämmtlicher Gewächse günstig. Der Wiesenban ist stark ausgedehnt, das Futter durchaus gut. Wässerung haben ca. 60 Morgen. Die Wiesen sind zwei-, auch dreimähdig. Jhre Wiesen verpachtet die Gemeinde um 1200 --O. jährlich.

696 Ortsbeschreibung. Die Pferdezuchi ist noch nicht bedeutend, nimmt aber zu. Man zieht Landraee und benützt die Beschälplatten Künzelsau und Niederstetten. Die Pferdehaltung ist nicht stark. Die Rindviehzucht steht der in den Nachbarorten gleich. Neckar- und Haller-Schlag in Kreuzung mit Si1nmenthaler ist gewöhnlich. Der Viehhandel ist stark, meist in den Händen der .Jsraeliten· Viehmastung ist gepflegt, das Fettvieh geht an die Metzger der Gegend, besseres ins Ausland. Der Pachtschäser und Private halten zusammen Sommer und Winter 600 Schafe von der Bastardrace. Wolle und Thiere kommen meist an Händler· Es werden ziemlich viele Schweine einheimischer Raee in Kreuzung mit hällischer und hessischer gezüchtet, aber auch Ferkel von Anßen gekauft und theils für den eigenen Bedarf theils für den Verkauf an Metzger gemästet. Die Geflügelzucht ist bedeutend. Neuerdings werden die heimischen Gattungen mit italienischen gek1euzt und in der Um- gegend abgesetzt. 1015 Morgen vorherrschend Laubwaldung, aus der jährlich 100 Kloster und 240000 Wellen geschlagen werden, liefert vom Oberholz der Gemeinde-Kasse 1000 -M Das übrige wird an die Gemeinderechtsbesitzer vertheilt. Auf das Gemeinderecht kommen 3 Ranmmeter und 150 Wellen. Neben Brach- und Stoppelfeld werden einige Oedungen als Weide benützt. Die Weiden sind gut und werden mit ein- heimischen Schafen befahren. Der Weidepacht erträgt der Ge- meinde 1500 «-L, dagegen ist die Pferchnutzung dem Pächter überlassen. Die A1Imanden sind zur Weide benützt. Neuerdings werden sie theilweise mit Waldpflanzen bestockt. Das Vermögen der Psarrkirchenstistung, mit welcher das Vermögen der St. Annapflege, im Betrag von 5334 fl., seit 1816 verschmolzen ist, beträgt 27,238 M Der Ertrag des Vermögens wird für die Kultkosten und die Unterhaltung der Pfarrkirche nnd St. Annakapelle verwendet. Die Armenstiftung, deren Entstehung unbekannt ist, betrug 1820 230 fl. .Jm Jahr 1855 stiftete ein Wiener Bäckermeister, der aus Mulfingen stammte, Leonhard Kaahäuser 1000 fl. zur Anschaffung von Holz und Kleidern für die Armen, sowie zur Unterstützung von Lehrlingen, die in die Fre1nde gehen.

Mulsingen. (;97 Alterthümer. Auf einen früheren altgermanischen Zu- fluchtsort weist der Name Fleiner oder Flener von flehnen, fränk. flüchten, bergen. Doch ist eine Spur eines Ringwalls noch nicht gefunden. Von dem Burgsitz der Herren von Mul- fingen ist nur zu vermuthen, daß er hinter der Kirche auf der Höhe stand. Jn den älteren Akten der Pfarrei wird die Flur ,,znr alten Burg« auch der Berg hinter der Kirche genannt, wenn nicht der Galgenberg jenseits der ,Jagst über der St. Anna- kapelle gemeint ist. Dort finden sich heute noch deutliche Mauer- reste s. Jagstberg. Vom Material des Baues auf dem Galgen- berg wurden Häuser in Mulfingen gebaut. Auf der Markung Mulfingen sind abgegangen Niedermulfingen und Roggels- hausen, eigentlich Rakuntshausen, s. unten. ,Jn den ältesten Kirchenbüchern wird auch eine jetzt verschwundene Flur ,,Riemen- stetten« erwähnt, sicher ei-n früherer Ort. Eine Kapelle scheint in dem Thälchen des Märzenbachs gestanden zu haben, wo sich Käpelesäcker und Wiesen sinden. Ueber die Sühnkreuze s. o. S. 133· Von Flnrnamen sind zu erwähnen das Kallenholz, alt Kvlben- holz am Kallenberg gegen Ailringen, die Löschsteige und Löschebene, Frühsüpple, früher der Frühmesse gehörig, das Stutzfeld, der Lausenbach und Sazenberg. Mulfingen, vielleicht wie Mulsingen OA. Gmünd ursprünglich Munolfingen vom Personennamcn Munolf, wenn es nicht mit dem Maulachgau und der bei .Heimhausen gelegenen Mühlebene in Verbindung zu bringen ist, war der Sitz eines edelfreien Geschlechts. Nach dem Aussterben desselben, dessen Erben, wenn nicht Nachkommen, die Herren von Krautheim gewesen sein dürften, war M. ein Bestandtheil der Herrschaft Krautheim. Wenigstens erklärt sich so allein die Beziehung der späteren Ministerialen v. Mulfingen zu Boppo von Eberstein, der Besitz der Schenken von Limpurg in Niedermulfingen nnd die Lehensrechte der Grafen von .Hohenlohe an dem Kirchsatz uud Zehnten zu Mulsingen. Die Grafen von Eberstein und Hohenlohe wie die Schenken von Limpurg besaßen Güter aus dem Erbe der Herren von Krautheim. Jm 13. Jahrhundert erscheint ein Ministerialengeschlecht von Mulfingen, das bis ins 16. Jahrhundert blühte, s. unten. Neben denselben waren schon frühe die Herren von Gabelstein als hohenlohische Lehensleute (Reg. 1320), später die Herren von Lihenthal (LichtelOA. Mergth.)

698 Ortsbeschreilmng. (Reg. 1351), von Stetten (L430 s.) und Wolmershausen (Reg. 1506) befitzberechtigt. Dunkel ist noch die Familie der Fremden, die in -Mulfingen und Umgegend vorkommen. Reg. 1279, 1310, 1347 und Niedermu·lfingen 1358. Wahrscheinlich zu- gleich mit der Herrschaft Jagstberg, wohin Mulfingen in die Cent gehörte, kam es an das Hochstift Würzburg, das mit der kurzen Zwischenzeit von 1632—34, da Georg Friedrich von Hohenlohe durch schwedifchc Schenkung in den Besitz kam, Mul- fingen inne hatte, bis es 1802 mit Jagstberg an Hohenlohe- Bartenstein kam. S. Jagstberg. Mulfingen hatte (nach den Kirchenbüchern) zwei Thore, das obere und das Brückenthor, die aber längst abgegangen sind. Wahrscheinlich war es auch mit einem Banuzaun umgeben. 1479 Mont. nach Luciä erhielt es von Bischof Rudolf v. Würzburg ein Marktrecht für einen Wochen- markt und zwei Jahrmärkte, später aber hatte es fünf Jahrmärkte. (Chr. des Pf. Rosenecker). Der Centgraf der -Herrschaft Jagstberg. hatte in Mulsingen feinen Sitz. Die Herrfchaft Hohenlohe- Jagstberg hatte bis 1809 ein Justizamt in M» wohin schon 1782 das würzburgische Amt Jagstbcrg verlegt worden war. 1782 wurde zu diesem Zweck das Amthaus, sog. Schlößchen, jetzt Schulhaus, erbaut. Später hatte Hohenlohe-,Jagstberg noch ein jetzt aufgelöstes Rentamt in Mulsingeu. K«irchlich es. Zur Pfarrei gehörte Jag-stberg mit seiner Ka- pelle, Simprechtshausen mit Kirchhof, Zaisenhausen ebenfalls mit Kirchhof, die Weiler Schönthal und Hohenrot; Seidelklingen, das bis zur Refor1nation des Klosters Gnadenthal zur Pfarrei Hohe- bach gehörte, hielt sich seitdem ebenfalls zu Mulfingen. Durch die Reformntion wurden Sin1metshaufen, Alkertshausen, OA. Gerabronn und Mäusberg abgetrennt. Stift Möck1nühl hatte 1545 einen verheiratheten Chorherrn zum Pfarrer gesetzt, der Kaplan hatte des Pfarrers Tochter geehlicht. Beide wurden von B. Julius ausgewiesen und um 26 fl. gestraft. OA.Beschr. Neckars. 530. Das halbe Dorf war 8 Jahre lang ungestört evangelisch. Auch der Pfarrer Andr. Bader war rite verehlicht, feine Frau und Kinder waren lutherisch, er selbst las nur noch zweimal des Jahres Messe. Aber Bischof Julius erzwang die Rückkehr zur katholischen Kirche. Doch noch 1590 gab der Kaplan Joh. Anger aus Wembding, zuvor in Carlstatt, seine Stelle auf, ward lutherisch und verehlichte sich mit einer Witwe von Mulsingen, wurde später Schnltneister in Gerabronn, Kaplan

M·ulsing en. S 9 9 in Blaufelden und endlich Pfarrer in Gerabronn. Während der hohenlohischen Herrschaft 1632—34 blieb Mulfingen beim katholischen Glauben. Den Kirchsatz der Pfarrei hatten die Grafen von Hohenlohe und von ihnen als Lehen bis 1329 die Herren vonGabels·tein s. Reg. 1319. ca. 1381 übergab Kraft von Hohenlohe den KiI«chsatz dem Stift Möckt11iihl. Nach der Refornmtion de-Z Stifts zog der Bischof von Würzburg das Kollaturrecht 1568 an sich, nach dem Tod des letzten von Würzburg ernannten Pfarrers Back die Krone Württemberg, während Hohenlohe- Jagstberg es ansprach. Jetzt hat der Bischof von Rottenburg die Kollatur. Die Pfarrei Mulsingen besaß den Zehnten zu Carleshausen, bei Jagstberg abgegangen, und Zaiseuhausen, groß und klein ganz, zu Sinnnetshausen zwei Drittel des großen und ein Halb des kleinen, zu Mäusberg ein Halb, zu Simprechtshausen zwei Drittel des großen Zehnten, der von einem Pfarrer für 21 fl. Goldgulden an MöckMühl versetzt, aber nicht mehr eingelöst wurde. Die Ortssage, daß die Kirche früher in Niedern1ulfingen gestan- den, und daß die größte Glocke dort ausgegraben worden sei, ist ohne Grund. Neben der Pfarrei bestand eine 1405 von Ulrich v. Dier- bach und Konrad Erler von Niedermulsingen gestiftete Frühmesse zu St. Leonhard, welche aber im 16. Jahrhundert nach Jagst- berg übertragen wurde. s. Jagstberg. Jm Jahr 1511 wurde unter Beihilfe des Amt1nanns ,Zeisolf von Rosenberg zu Jagstberg die St. Annakapelle an der Quelle unterhalb Jagstberg, welche als G esundbrunnen galt und von Vielen besucht wurde, erbaut. Die Legende erzählt von wunder- thätigen Wirkungen des Wassers, das aber in der Reformations- zeit seinen Ruf verlor. 1551 gestattete Bischof Melchior Zobel dem Jäger Punkt. Nuß, auf der Kapelle sich eine Wohnung zu bauen. Pslaster und Boden wurde aus der Kapelle gerissen, neben dem Brunnen eine Scheune gebaut und der Brunnen ver- schüttet. Das Opfer der Kapelle nahm Nuß zu sich. Der Keller Jok). Arnald zu Jagstberg, ein eifriger Förderer des kath. Glaubens, stellte die Kapelle 1596 Oktob. bis Dezember wieder her. Er gab selbst 200 Rthlr. dazu. Der zweite Mann der Witwe Nuß, Johann Dilling, mußte die Stelle des Brunnens anzeigen. Nachdem am 28. Dez. der erste Gottes- dienst gehalten worden, wurde am 29. Dez. die Quelle wieder

700 Ortsbeschreibung. gefunden (Rosenecker Chron. Am Brunnen selbst steht 1589). Vom Dez. 1596 bis April 1597 fielen 400 Rthl. Opfer für die Kapelle. 1598 kamen oft an einem Tag 100, 200, ja 400 Personen zu der Quelle, die aber bald versiegte. 1646 und 1747 floß sie, blieb aber bald wieder aus und kam erst wieder 1763 zum Vorschein, floß aber nun selbst bei großer Trockenheit. Pfarrer: Gernod Fremde v. Mulsingen 1310 Wib. II, 182, 183, 1384 Dekan des Kap· Künzelsau, s. auch Ochsenthal, Reg. 1341, Wib. I, 165, 167. 1346 qu0n(1am dem und pa1·oc11us, Staats-arch. Konrad, Dekan. 1335 25. Jan. Johann v. Lenzenbronn 1406, Staats- arch. Heinrich Greber, Dekan 1449, Wib. Z, 153. Konr. Münch 1457, Wiirzb. Kreis Arch. Ulrich Plachferber 1487, Württ. Viertclj. 1879, Ulrich Sayler 1492 (Alb.). Heinrich Mackel 1511, Buchenb. Urk. Stephan Binniker, Cl)orherr in Möckmühl1545-56 evangel. Andreas Butter 1568. Ge. Adolf Agricola v. Eschenbach 1583--1607. Georg Betz v. Ebrach 1607——28. Valent. May v· Melrichstadt 1628—34. Mart. Stumpf v. Fladungen, wurde Kapuziner, 1635-—40. Jakob Keil (Keibl) 1640-—50. Christoph Alt 1650—57, Dekan des Kap. Kraut- heim. Joh. Melch. Kretas (auch Gran?-), Dr. theol· v. Neustadt a. d Saale 1657—66, Dekan. Christoph Rösch v. Eibelstadt a. Main 1660—68. G. Mich. Sch1van v. Kitzingen 1668. Joh. Baumann v. Haßfurt Dekan 1669—1715. Joh. Casp. Räth v. Arnstein, 1683 Pf. in Jagstberg, 1715-—16. Joh. Leonh. Grebner v. Bischofsheim an der Tauber, 1716—37. Joh. Kempf v. Grün?-feld, Domkaplan in Würzburg, 1737—48 in Mulsingen. Gottfr. Phil. Buckel v. Heidings- feld 1748—56. Aegid. Würtwein -s- als design. Pf. Franz Jus. Rosen- ecker v. Kitzingen 1757—84, Verfasser der Pfarrchr. CaT-’-p. Weidne v. Würzburg 1784—92. Christoph Steiner v. Gaukönig-?-hofen Landger. Ochsenfurt 1792—1802. Kil. Thom. Back v. Gerlachsheim, Präfekt des adeligen Seminars in Würzburg 1791, 1802-—31. Ab. Neker- mann v. Simmringen, 1832—34. Albrecht Möhler v. Markelsheim. 1841—53. Fr. X. Hertwig v. Wangen 1859—74. Melch. Kunhäufer v. Niederstetten 1876. ca· 980 entreißt der Salier Otto, der Kraichgaugraf, dem Kloster Weißenburg Besitz in Molsingen «I’1-ad. Wizen1)urg P. n. 311 (ob Mu fingen«?) 1279. Konrad Fremde, weinsbergischer Vogt zu Binswangen. W. F. S, 263· 1283. Siboto «v. Bruneck (? ob v. Bruberg?) vermacl)t sein Gut zu Mnlfingen dem Kloster Komburg. Weit. Repert. 1310. Gernot, Sohn (KonradZ) des Fremden, Pfarrer zu Mul- singen. Wib. 2, 182. s unten Niedermulf. 1320. Gernot v. Gabelstein beurkundet, daß er kein Recht an den Zehnten zu Mnlfingen habe, der Kraft v· Hohenlohe zusteht. Würt Jahrb. 1834, 370. Oehr. Arch.

Mulsingen. 701 1329. Dienstag nach Kil. 11 Juli übergibt Glis v. Gabelstein den Kirchsatz zu Mulsingen Kraft von Hohenlohe, dessen Lehen er war Württ. Jahrb. 1834, 371. Oehr. Arch. 1335. Pf. Gernod v. Mulsingen kommt als Pfarrer nach Ode- heim (Oedheim OA. Neckars.). Man. b. 40, 18. 1347. Die Witwe Fremdin, s. Mäusberg. 1348. Kauz v. Finsterlohe verkauft an das St. Johannisstift Hang zu Würzburg seine Güter in M. (Schefser). 1351. St. Thomasabend Walz v. Lihenthal verzichtet gegen Kraft v. Hohenlohe auf seine Ansprüche an den Zehnten zu Mulsingen. W. F. 10. 196. oft. Heinrich Fremde 1280. 1253 W. U. 2, 267, Hans. 1, 410. 1356 hat Bluminger zu Jagstberg 4 Morgen Weinberg zu Mul- singen als Lehen Graf Gerlachs v. Hohenlohe. Hoh. Arch. 1, 358. 1356. Albert v. Kürenberg empfängt den v. Erkinger von Mul- singen erkauften Hof zu Mulsingen als Lehen von Gerlach v. Hohen- lohe. Hoh. Arch. I, 358. 1 60 (?) post Oculi empfängt Diepold v. Jagstberg von Ger- lach v. Hohenlohe 2 Pfund Z Schill. Heller, 4 Gänse, je 5 Herbst- u Fastnachtshühner, Ackerzins, einen Weingarten hinter der Kirche, ei Egert unter Simprechtshausen und das Fischwasser, das durch Ober- Mulsingen geht, als Lehen. Hoh. Arch. 1, 372. ca. 1367 empfängt Dietrich v. Hobach des Ecken Hof zu Mul- fingen als Lehen, das er für Adelheid die Wirtin und ihre Kinder tr wie zuvor Sibod v. Mulsingen. Hoh. Arch. 1, 368 und 379. ca. 1381 überläßt Kraft v. Hohenlohe dem Stift Möckmühl die Kirchsätze zu Mulsingen und Honhart, OA. Crailsh. Cleß L. und Kulturgeschichte Württ. Z, 260. 1388 empfängt Ulrich v. Morstein einen Weinberg zu Mulsingen als hohenl. Lehen. Biedermann Odenwald 389. 1401 Freitag nach Bonifac. bezeugen Ulrich und Kraft v. Hohen- lohe diese Schenkung ihres Bruders. Wib. 1, 66. 1405 Mittwoch nach Maria Geburt stiften Ulrich v. Thierbach, Konrad Erler v. Nieder-Mulfingen nnd die Gemeinde zu Mulsingen die Frühmesse, welche das Stift Möckmühl zu verleihen hat (Rofeneck Chronik). 1409 Dienstag vor Fronleichnam bezeugt B· Joh. v. Würzburg, daß Eberhard von Rosenberg zu Jagstberg 2 fl. Geld auf dem Hof nnd der Marknng zu Jagstberg und Mnlsingen von Kunz Goltftein v. Gatteuhofen für die Kapelle zu ·Jagstberg um 30 ff. rh. gekauft W. F. 9, 193. 1447. Kraft v. Hohenlohe belehnt Simon nnd Ziirch v. Stetten mit dem Zehnten Mulsingeu und Jagstberg (Hohenlvl). Lehensarch). 1457 Dienstag nach dem Obersten verleiht Kraft v. Hohenlohe Simon v. Stetten den ihm anerstorbenen halben Zehnten groß und klein zu Mulsiugen, ebenso 1473 Albrecht v. Hohenlohe Zürch v. St. 1457 Samst. n. Mich. verkauft Hans Kaplan zu M. seinen Hof zu M., daran sein Bruder Albrecht die Hälfte hat, an Ludwig v. Weye Dekan und Kapitel zu Würzburg. Würzb. Kr. Arch. 1488 Mond nach Vinc. Petri verkauft Kombnrg seine Gülten

702 Ortsbeschreibung. zu Ober- und Niederm· an die Grafen v. Hohenlohe (Schöll. Chron. vo Hohenlohe). · 1492 Donnerstag nach Joh. Bapt. vertragen Wilh. v. Crails- heim, Amtmann zu Jagstberg, und Pfarrer Gottfr. Kuchenmeister von Buchenbach als bischöfliche Commissare den Pf. Ulrich Sayler mit de Gemeinde wegen heftiger Jrrunge11. U. A. muß der Pfarrer einen Vika halten. Jagstb. Lagerbuch. - 1500 werden Simon, Werner, Christoph v. Stetten von Gras Kraft mit ihrem Zehnten zu M. belehnt (Stett. Urk.). Um 1500 hat Schönthal Hellergiilten zu Obermulsingen (Schönth. Juri"sdict). 1506 Freitag nach Georgii vermacht Philipp v. Wolmershausen seinem Sohn Georg 1 Gut zu M» da der Beck aufsitzt, gibt jährlich 1 fl. und 1 Fastnachtshuhn, und 3 Weinberge zu Muts. Amlish. Archiv 1572 Pauli Bekehrung verträgt sich die Gem. Mulsingeu mit Jagstberg wegen des Gemein·oerechts zu Niedermulsingen (JagTtb. Lag bu . Alb.). eh 1573 wird die Brücke von M. vom Wasser weggerissen. Die Kiinzelsaner werden für ihre Beihilfe beim Briickeubau für alle Zei vom Zoll in M. befreit (Kiinz. Dorfbuch). 1580 18. Aug. S. 231. 1581 ist eine vielbesuchte Zauberin in Mulf. (Hollenb. Amtsakten). 158b streiten Ludw. Kas. und Georg v. Stetten mit Würzburg wegen des Zehnten zu O. Mulsingen. Stett. Urk. 1586 14. Okt. vertragen sich B. Julius v. Würzburg, Georg Friedr. v. Hohenlohe und Ludw. Kasi1nir v. Stetten zugleich für sei Bruder Georg zu Mulfingen, daß der Zehnte von den Weinbergen, die friiher Aecker waren, Hohenlohe und Stetten bleibt, dagegen der Neu zehnten zu Ober- und Niedermulfingen Würzburg gehört. Stett. Urk. 1587 heirathet der Pfarrherr zu Hollenbach des Pfaffen Wittwe v. Mulsingen. Weik. Rep. 1591X92 wird das Rathhaus neu erbaut. Jags·tb. Lagerb. 1596 ist das Wetter so warm, daß im Dez. die Birnbäume blühen (Ros. Chr.). 1602 verpfändet G. v. Stetten s. Zehnten an Heinr. Geyso, Amt- mann zu Bartenstein, welchen Hans Reinhard v. Stetten wieder löst. Stett. Urk. 1618 versetzt Lud. Kas. v. Stetten seinen Zehnttheil zu M. an Hans Reinhard v. Stetten für 1200 fl. Stett. Urk. 1618 läßt sich ein welscher Krämer aus Savoyen in Mnlfingen nieder (K.B.) 1622. Schulmeister .Ril. Bluminger V. Melrichstadt v. 1601 bis 1634 (K.B.). 1629 4. Feb1«· liegen Soldaten in Mulfingen. ib. 1635 Jan.—Apr. liegen Soldaten unter Oberleutn. Wolfsthal in Mulfingen und Zaisenhausen. ib. 1635 Dez. wird Joh. Weidner von einem Soldaten tödtlich ver- wundet· ib. 1646. Die Kompagnie Colowrat vom Regimeut Eckstädt in Mul- fingeu (Alb.).

Mulfingen. 703 1641 18. Jan· wird Andr. Herner zwischen Ailringen und Mul- fingen von einem betrunkenen Reiter getödtet. ib. 1645 Juni und Juli flüchtet der Pfarrer mit vielen Pfarrkindern vor den Hessen, Weimaranern und Schweden unter Königsmark. Einem Bürger wird von einem Reiter sein Weib entführt (K.B.). 1647 10. Jan. bis 4. Juli bleibt das Taufbnch verborgen wegen der Occupation von M. durch die schmed. franzöf. Armee. ib. 1651. IDrasm11s Rnbens Bra1)antinu sex Antwe1«pia, vix- circiter trjginta. annorum , qui l"oute ad. s. Ännam pro ar1ditu re(-nperan( usus est a feI"l:o S· 0mnium, sed m0rb0 epjleptico c0rreptus obiit: 9. Febr., wohl Sohn des Maler Rubens (K.B.). 1654 sauft die würzburgische Hofkammcr die Hälfte des Zehntens zu Mulsingen, welchen Hohenlohe-Waldenburg an Joh. Ge. v. Lichten- stein versetzt nnd dieser an die Universität Würzburg verkauft hatt von der Universität, tritt sie aber gegen das halbe Dorf Zaisenhaus wieder an Hohenlohe ab (v. Alb.). 1702 wird ein kleines schlechtes Orgelwerk gest·iftet (Ros. Chr.). 1708 fällt nach dem Aussterben der Herrn v. Wolmers-hausen das Lehengut derselben zu M. an Würzburg als Lehensherren zurück (Amlish. Saalbuch). 1718 Aug. Mittags 1—2 Uhr großes Kieselrvetter in Mulsingen (Holl. K. B.). 1751 Hagelschlag. ib· 1759 wird die Orgel von G. Fues in Neuenstein neu gemacht, aber durch das Hagel:-oetter verderbt und 1779 eine neue angeschaff 1782 wird das Amthaus gebaut. ib. 1843 Straße nach Ochfenthal gebaut. 1845 30. Mai starke Ueberschtvem1nung im Roggelshauscr Thal. Das Wasser nahm eine halbe Scheune mit. Pfarrchr· 1851 Mission in Mnlsingen v. 1.—1(). Juni, besucht v. 5—6000. M. Thätig waren Pater Rhoder, Schlosser und Schmedding. ib- 1855X56 Straße nach Heimhausen gebaut für 120U0 ff. ib- 1858 25.-—28· Nov. Mission durch P. Zeil und Leiprecht. ib. 1864 30. Nov.—9. Dez. Mission durch die Redemptoristen. ib. 1871 Mar. Himmelfahrt Wolkenbruch. 1873 schlägt der Blitz in Peter Thromas Haus, tödtet 1 Pferd und 1 Rind, zündet aber nicht. ib. 14. Juli 3—4 Uhr Hagel. 1878 22. Juli schlägt der Blitz in ein Haus, das völlig abbrennt. Die H errn v. Mulfingen. Ende des 11. Jahrhunderts treten Edelherren von Mulsingen immer in der Reihe der nobi1eS oder ingenui auf. Aus ihren Besitzungen in unmittelbarer Umgebung von Komburg ist eine Verwandtschaft mit den Grafen des Maulach- gans, den Grafen von Rothenburg-Kotnburg, zu schließen. Jhre Be- sitzungen sind außer Mulsingen Heimhausen s. Reg. 1095, Fischach, Benzenhof und Hagestaldshausen (wahrscheinlich Haspelhausen abg. OA. Gaildorf, weniger wahrscheinlich Hastolsfelden, Haßfelden L-A. Hall). Aber nachdem die erste Generation in 4 gleichzeitigen Brüder Heinrich, Wolfram, Eberhard und einem ungena11nten Bruder Reg. 1095 a. aufgetreten, verschwinden sie wieder. Der scharfsinnige Eom nator H. Bauer vermuthet, daß ihre direkten Nachkom1nen die Edel-

704 Ortsbeschreibung. herren von Krautheim sind, bei denen der Name Eberhard wieder- kehrt. Diese Vermnthung hat vieles für sich, s. W. Fr. 1853, 118 ff In der Mitte des 13. Jahrhunderts finden ritterliche Dienstmannen v. Mulsingen sith. Ihre Besitzungen liegen sämmtlich in der Umgebun von Mulfingen, Berndshofen (Reg. 1363), Simprechtshaufen (1327), Mansberg (1327), Weldingsfelden (1335, 1336), Seidelklingen (1336), L1enenberg nnd Ochfenthal. OA. Gerabronn: Alkertshausen (1338), Geroltshausen (1303), Kälberbach (1303. 1357), Mittelbach (1303), Stmmetshausen (1303). OA. Mergentheim: Althaufen (1342). Küh- bronn (1321). Von der Mitte des 14. Jahrhunderts an blühte das Ge- schlecht in Rothenburg und erhielt sich bis ins 16. Jahrhundert. Das Wappen der Familie waren 3 Sterne oder Kleeblätter in schräger Linie, Wib. 2, 229. Doch zeigt das Wappen der Mya v· M , Reg. 1363, die Anordnung von 2 Sternen in der Mitte des Schilds und den dritten in der Mitte unter den beiden andern. a) Edelfreie. ca. 1095. Heinrich v. Mulvingen übergibt dem Kl. Komburg fein freies Eigenthum, das Dorf Hagestaldeshusen, und mit feinen Br Eberhard und Wolfram zusammen zwei und eine halbe Hube und die Mühle in Heimenhufen (OA. Künz.) für ihr und ihres Bruders Seelenheil, der, eines gewaltsamen Todes gestorben, im Kloster sein Grablege gefunden. W. U. I, 396. 1095. Heinrich von M. übergab Viscaha und Bennenhofen (Fischach und Benzenhof, OA. Gaildorf) Graf Heinrich v. Rothen- burg für ein Lehen in Nensilingen (Enslingen OA. Hall), und dieser gab es nach Jahr und Tag an Komburg. W. U. I, 397. ca. 1096. Heinrich und seine Brüder Eberhard und Wolfram v. M. zeugen bei einer Stheukung von Gütern im OA. Gaildorf durch die Brüder Winither und Richizo V. Altdorf an Komburg. W. F. I, 398 ca. 1100. Heinrich v. M. zeugt bei einer Scl)enkung Sigilochs v. Grettstatt von 12 Haben in Korb (bei Widdern bad.). W. U. I, 403 b) Dienstmannen. Wolfram (-0nversns in Schönihal 1253 Z. bei der Cign11ng des Zehnten zu Stein?-feld (Kocher) an Kloster Gnadenthal, Wib. 2, 58. Konrad. 13()0 verträgt Gnadenthal mit Boppo von Eberstein, Wib. 2, 248. Z. 1306 bei einem Bergleich Boppos mit Gnadenthal, Wib. 2, 252. 1307 Z. für Ul. v. Limpurg, Kirchherr zu Rengershaufen Wib. 2, 254. — 1310. Klosterbruder in Schönthal, Wib. 2, 183. — C. und Hiltegund ux. kaufen Gülten zu Kutelsprunnen (Kützbronn, bad Amt. Tauberbischofsheim) vom Kl. Gerlachsheim. Zeitfchr. d. Ober- rheins 32, 233. H erm ann I., Ritter, empfängt c· 1303 2 Theile des Zehnten zu Kälberbach, 1,«s des zu Gerolthausen und Mittelbach, f. Bruder Hein

Mulsingen. 705 rich, Edelknecht, El- des Zehnten zu Herrenthierbach und den zu Spi hausen (Simrnetsh.) OA. Geradr., von Würzburg zu Lehen. Any. f. Unterfr. 24, 84 (wo statt E(-inricus mi1es zu lefen .?ermann). 1310· Hermann, Ritter, und Heinrich v. M. Ge r., Ludwig v. Kreglingen und Konz Truchfeß v. BalderBheim bezeugen, daß Gottfr. nnd Gebhard v. Brauneck, gen. v. Neuen Haus, das Geleit zwischen Mergentheim und Herbsthausen haben. Mergenth. Diplom. 1317 beide Zeugen für Gernod von Bartenau, Wib. 4, 34. 1327. Hermann, Ritter, Hedwig ux., Ulrich, ihr Sohn, Mechtild, dessen ux., verkaufen Güter zu SiMMcfZhll1lscU, Simprechtshausen un Mäusberg an Kl. SchäfterZheim. 1Z28 Bürge für Ulrich v. Hohen- lohe. Reg. b. 6, 246. 1329. Herm. und Ulrich, Heinrichs Sohn, f. Heinrich von .Hohbach, Wib. 2, 188 und Heinrich v. Morstein, i . 280. 1Z35 für Konrad v. Afchhaufen neben Albert v. Kiirnber (defsen Gattin wahr- scheinlich eine v. Mulsir1gen war, daher fein BeEtz in Weldingsfeld Wid. 2, 230. 1335 Hermann Z. für Albert v. Kürnberg. Staatsarch. 1336. Hermann und .Hedwig v. KoteZbuhel (Kottspiel, OA. Ellw.) ux. Heinrich, Hermann, Wolfram, Konrad seine Söhne, verkaufen Güter zu WeldingBfelden und Seidelklingen an Schiinthal. Staatsarch Schönhut S. 74. Heinrich s. Hermann, 1328 Ritter, s. Sohn Ulrich und Her- manns Sohn, Ulrich B. für Hermann und Heintich v. Hohebach, Wib. 2, 229. Ulrich Hermanns Sohn, sen. f. Hermann 1327, 1328. — Ulrich jun» Heinrichs Sohn, 1327 B. für Hermann v. M» Wib. 2, 228. 1329. 1335 f. .Hermann. 1385 verkauft Weldingsfelden s. o. 1336 B. für Hermann. 1338 U. und Lutrad ux. verkaufen an Kloster S-chäfter-T-heim Güter in Alkertshausen OA. Gerabr., Z. Albert v. K berg, Ulrich sen. v. M» Heinrich v. Hobach, Wib. 2, 231. Pf· Zürrh v. Billingsbach, der wegen einer Jahrzeit Ulrichs v. M. Ansprüche hatte, verzichtet, Wib. 2, 231. 1340 Z. beim Verkauf v. Buchenbaeh an .Hein. v. Bechlingen, W. F. 4, 205. 1342 B. für Hein. v. Mor- stein, Wib. 2, 232. 1348 für Ulrich Schad und Hans v. Tierbach, Wib. 2, 232, 233. 1342 Ultich und Lutrad nx. verkaufen an die Klaus zu Neunkirchen 18 M. Weinberge zu Althausen, W. F. 10, 172. Ulrichs Schwester Gerhus ist in der Klause, ib. Gertrud v. M» KlauSnerin zu Neunkirchen, stiftet in die Deutfchhauskapelle zu Mergentheim Wa und 25 Schill., W. F. S, 89. 10, 172. Für Ulrichs Kinder trägt Heinrich v. Bechlingen den Zehnten zu Bertheshofen, 2 Theile des Zehnten zu Kiilberbach und Mittelbach OA. Gerabr· als Lehen von B. Otto v. Würzburg und 1347 ebenso von B. Albert, Lehenb. B. OttoZ t·o1. 239, des B. Albert f01. 20. 1363 Ulrichs Töchter Mye und Lutrad, gesessen zu Brechteshofen (Berndshofen) verkaufen «« de Zehnten zu Bertheshofen und ihre Watte auf V- am Zehnten zu Mittelbach (nach dem Tod von ihre Vaters Schwester, Herrn GcrnotZ v. Tierbach We.) an Heinrich v. Bechlingen, W. F. 5, 221. Jakob 1345X49 Bursarius in Schönthal, Wild. 2, 196. Z, 50. 4, 31. S ibot vor 1359 von Graf Gerlach v. Hohenlohe mit Gütern belehnt, 1359 trägt dieselben für Adelheid die Wirtin (s. Wittwe7) Dietrich von Hohbach, H. Arch., 1, 368, 379. Beseht. von Wiirttenrb. 62. Heft. Oberamt Kl1nzelsau. 45

706 Ortsbeschreibung. Crkinger 1356 verkauft 1 Hof zu M. an Albert v. Kürnberg, .Hoh. Arch. 1, 358, 1357 Zehnten zu Kälberbach an Heinrich von Ber- lichingen, St.A. W. F. 5, 4, 220, 1364 mit Hedwig v. Gebenhagen ux. ein Gut zu 11nterfcheffach, OA. HalI, an Heinrich Wagner in Hal Eb erh ard, 1352 Rathsherr in Rothenburg, Stifter der dortigen Linie, Bensen, kurze Geschichte v. R. S. 76. — 1458 verschafft dem Salz hunderttiigigen Ablaß von den Kardinälen Antonius und Jakobus, Mittelfr. Jahresber. 1846, 71. 1464——78 Pfarrer zu Aufkirchen (bair Jung, Miscell. 2, 109, Mittelfr. Jahresb. 1834, 24. S. a. rothe11bu Amtmann zu Gailenau, Winterbach 2, 211. Albrecht, öttingischer Vogt zu Anfkirchen, 1494 Pfleger zu Flochberg, ux. Apollonia, Tochter des Pankratius von Seckendorf, Keßler, ötting. Arch. Collectan. G eorg, Mönch in Neresheim, 1494 Mon. German· S. S. 10, 30, 35. 1439 wird N· von Mulfingen zu Rothenburg wegen Mordbren- nens enthauptet, Winterbach, Gesch. v. Rothenb. 1, 87· M argareta ux. Gernots v. Tierbach oft. W. F. 5, 221 verkauft an die Johanniter zu Rade (ReichartBrod bei Rothenburg) Güter zu Erpfersweiler. Reg. bojc. 7 , 220, W. F. 9, 29, — letzte Klosterfra zu Bruderhartmannszell OA. Gerabr. 1529, -s— 1534, handschr. Chroni im germ. Museum in Nürnberg. Magdalene, Nonne in Sulz 1492——1498, Mittelfr. Jahresb. 1846, 68, 70; 1511 Gattin Seh. v. Wilmersdorf, Jung, Mist. Z, 257. -- Barbara, Klosterfrau in SchäfterZheim, geht bei der Refor- mation nach Gerlachs-heim 1543—50, Wib. 1, 343. 4, 49. ca. 1530 M. v· Mulfingen, Gattin N. v. Gültlingen, Forstmeisters in Sigmaringen Chron. der Grafen v. Zimmern 2, 312. Ochfenthal, ein in jeder Beziehung zu Mulsingen ge- höriger Weiler mit stattlichen Bauernhöfen, liegt auf der Höhe des rechtcn Jagstufers über dem RoggelZhäuser oder Oelthal. Es zählt 11 Familien und 11 Wohnhäuser. O. gehörte zur Cent Jagstberg. Der Zehnte war schon 1303 Lehen des Bis- thu1ns Würzburg, Hohenlohe hatte Lehengüter daselbst. Von ritterlichen Herren waren begütert die Herren von Künzelsau (1303), Mulfingen (1341) und Stetten (1589). Nach der Reformation hielten sich die evangelischen Einwohner zur Kirche in Ettenhausen, als aber 1698 Würzburg die hohenlohischen Güter durch Tausch auch erhielt, wurden die evangel. Einwohner allmählich verdrängt. Nachdem Würzburg 1713 auch den großen und kleinen Zehnten von den Herren von Stetten an sich gekauft hatte, besaß es alle Rechte und Nutzungen in O. Die weiteren Schicksale theilte es mit der Herrschaft Jagstbcrg. 1303. Walter von Künzelsau hat den Zehnten zu Ochsenthal, Arch. für Unterfr. 24, 105. 1341 s. Weldingsfelden.

Mulsingen. 707 Nach dem Jagstb. Amtslagerbuch war O. bis ins 16. Jahrhun- dert eine Wüstung und wurde erst um diese Zeit wieder gebaut. 1554 19. Nov. wird der Streit zwischen Mäusberg und den Bauern zu Vorder- und Hinterochsenthal wegen der Markung geschlicht Jagstb. Lagert« 1589. Hans Reinhard v. Stetten besitzt als Erblehen die Hälfte des Zehntens zu O. und kauft von Jörg von Stetten seinen Theil, Wolf und Kaspar v. St. haben den vierten Theil des 3ehntens (Gült- buch H. R. v. Stetten zu Schloß Stetten). 1593 hat O. 6 Herdstätten (Amtsl. Jagstb,). 1599 tritt Hans Reinhard v. Stetten ein Viertel des Zehntens zu O. an seine Vetter Wolf und Kafpar ab für deren Zehntrechte in Raboldshausen und Azenrod, OA. Gerabr., welche Hans Reinhard an Graf Wolfg. v. Hohenlohe verkaufte. Stett. Urk. Von den abgegangen en Orten auf der jetzigen Markung ist zu erwähnen: Niedermulfingen, auch Niederndorf genannt, stand bei der heutigen Bachmühle im Flur ,,Diener«« an der Ette. Jn den Kirchenbü heißt der Bachmüller Molitor in Niedermulfmgen 1625. Der Zehnte zu N.Mulf. war lin1purgisches Lehen und gehörte den Herren v. Stett bis 1720, von ihnen kam er an Würzburg. Es muß vor I572 abge- gangen sein und hat heute noch seine versteinte Markung. 1310 29. März schenkt Sifried von Bartenstein dem Kl. Gnaden- thal das Gut zu N» das Mbert und Konr. v. Vellberg von ihm zu

eherå2tragen. Zeugen Pf. Gernot und sein Vater der Fremde. Wib.

, 1 1348 verkauft Konr. Zobel von Hufen Güter zu N.Mulsingen an das Stift Hang. s. Ailringen. 1348. Konrad v. Vinsterlohe verkauft Güter zu Niedermulsingen an das Stift Haug in Würzburg. Staatsarch. 1349. Konrad v. Hohbach und seine Schwestern v. Vellberg geben ein Gut zu Riedermulsingen an das Kl. Gnadenthal, W. F. Z, welches das Gut 1405 an die Frühmesse verkaufte. Staatsarch. 1357. Agnes, Nes3en Tochter zu Künzelsan, gibt dem Kl. Gna- denthal einen Hof zu N.M. um ein Leibgeding. W. F. 9, 54. 1358 12. Juli vermacht Jrmelhus Fren1din dem Kl. Schönthal 10 Schill. Hellergült von dem Gut, das Konr. Widolf zu N.M. baut, nach ihrem Tod zur Speisung für die Brüder, daß sie für sie, ihren Vater Konrad den Fremden und Gerhus ihre Mutter beten. Schönh. Schönth. 87. Staatsarch. ca. 1358 hat Sibot v. Mulf. als hohenloh. Lehen ein Gut zu Niederndorf. Hoh. Arch. 1, 382. 1364. Konrad v. Hal1, Kustor des Stifts Hang, gibt an die Mut. Magd.Psründe zu Hang Zinse und Gülten zu N.Mulfingen. Staatsarch. 1384. Konrad Erler zu Niedermulsingen verzichtet auf seine Ansprüche an die 10 Schill. Gült, n1elche Jrmelhus Fremdin an das Kloster Schönthal 1358 vermacht. Schönh. Schönth. 97. 1488 verkauft Komburg seine Gülten zu N.M. an Hohenlohe. Oehr. Arch.

? 08 Orts-beschreibung. 1462 belehnt Schenk Konrad Kafp. v. Stetten für sich und seinen gruderUn;it dem Zehnten zu N.M., den Hans v. St. hinter sich gelass tett. r. 1483. Schenk Lllbrecht belehnt Mart. v. Adelsheim mit dem Zehntrechte seiner Gattin Anna v. Stetten, El-erhards Tochter, welc bisher Rudolf v. Bopsingen getragen. Stett. Urk. 1489 Donnerstag nach Mich. verkaufen Zilrch v. Stetten und Gabriel den Zehnten zu N.M., der eine Zeit lang Leibgedinge ihrer Schwester und Muhme Brig. v. Stetten, Nonne in Gerlachsheim, war, um 400 fl. auf S Jahre Wiederkauf an Hans v. Dottenheim, Amtmann zu Jagstberg. Stett. Urk. 1490 wird H. von Dottenheim v. Schenk Albrecht belehnt. id. 1491 Freitag nach Epiph. löst Simon v. Stetten den Zehnten wieder um 400 fl. ein. ib· 1509. Simon von Stetten sagt Gabriel von St. ein ewiges Wie- derkaufsrecht auf seinen Theil am Zehnten zu N.M., nicht blos auf 6 Jahre zu. ib. 1572. Konv. Pauli vertragen fich die Gemeinden Jagstberg und Mulsingen wegen des Gemeinderechts zu N.M. Jagstb. Amtslagerb. 1593 1576. Valentin von Berlichingen kauft von Propst Neustetter von Komburg als Vormiinder der Kinder Simons v· Stetten den Zehnten zu N.M. um 800 fl. und erhält den Konfens Schenk Heinrichs von Limpurg auf 8 Jahre (Bauer). 1585 werden Ludwig Kafimir und G. v. St. mit dem Zehnten zu N·M. belehnt. 1720 10. August gibt die Herrschaft Limpurg ihre Einwilligung, daß Joh. Alb. von Stetten seinen Theil am Zehnten zu N.M., V« des Wein- und kl. Zehnten, ««-je des Fruchtzehnten an das .Hochsiift Wü burg vertaufcht gegen den Fruchtzehnten zu Berndshofen, den er Lim- purg zu Lehen gibt. Stett· Rakungshausen, Haus einer Frau Ratgund, heutzutage Noggelshausen im Oelthal, so genannt nach einer abg. Oelmühle, muß schon im 14. Jahrhundert abgegangen sein. Es hatte eine Ka- pelle zum heil. Bernhard unter dem Kapellberg, zu welcher sich nach der Ortssage die Einwohner von Mäusberg und Wittmersklingen hielten. Der Bach war Lehen der Kirche zu Mulsingen, der Zehnte würzb. Lehen. Da die Gemeinde Mulsingen beim Wiederaufbau der abgebrann- ten Pfarrkirche sehr viel geleistet, wurde ihr vom Heiligen das Fis recht im Roggelshauser Bach übergeben. Von jedem Haus durfte fortan eine Person am Samstag im Bach fischen. Jagstb. Lagerb. v. 1593. 1303 Walter von Künzelsau hat den Zehnten zu Rakundshausen als Leben v. B. Andreas v. Würzburg. Arch. für Unterfr. 24, 105, 1303. Seitz Streckfuß hat Eigenleute zu Rakungs-hausen als würzb. Lehen. Unterfr. Arch. 24, 89. 1313 St. Kath. verkauft Konrad v. Rode mit Zustimmung seines Bruders Burkhard 5 Pfd. Heller. 5 Schill. von einem Gut zu Rakuntshausen um 46 Pfd. an Schönthal. Schönh. 64. ? 1603 werden Atzung und Hellergült zu R. von Schönthal an .Hohenlohe vertauscht. Schönth. Lagerbuch.

Muthof. ·7()9 34. Muthes, · Gemeinde 1II. Kl. mit 356 Einw. a) Muthof, Weiler, 104 Ginw., wor. 7 Ev.;1)) Büschelhof, Weiler, 73 Einw , war. 16 Ev.; o) Eichel Weiler, 70 Einw., wor. 11 Ev·; d) Schleierhof, Weiter, 97 Eiuw., war. 4 Ev.; e) Spitzenhof, Weiler, 12 Einw., war. 4 Co. Putz. a, b und d ev. Fil. von Forchtenberg, Parz. o und e ev. Fil. von Erns- bach, Parz. a, b und CI kath. Fil. von Westernhausen, Putz. o und e kath. Fil. von Schönthal. Auf dem nach Süden zum Kocherthal geneigten Theil der Hochebeue zwischen Kocher und Jagst liegt die aus lauter Höfen Und kleinen Weilern bestehende, 1835 neu gebildete politische Gemeinde Muthof (Regbl. 1835 S. 193.) Dieselbe umfaßt außer Muthof Schleierhof, Biifchelhof, Eichels-hof und Spitzenhos. Das Klima ist entsprechend der hohen Lage etwas rauh. Die Winde treten stark auf. Nebel und Frühling·3fröste sind häufig, Gewitter seltener, wozu die waldreiche Umgebung beitragen mag. An Quellen ist die Markung reich, auch an periodisch fließenden; als die bedeutendsten sind zu nennen: im Eichelshof der obere Brunnen und der Brunnen in der Stelzersklinge, im Schleierhof der Gemeindebrunnen, im Büschelhof der schöne Brunnen, im Muthof die Quelle in ,,Hermanshof«, im ,,Sunken- weiler« und im Ernsbacher Teich. Dieselben führen gefundes Wasser. Brunnen sind in Büfchelhof l Schöpfbrunnen, Z Pump- brunnen, im Eichelshof 1 laufender und G Pumpbrunnen, im Muthof 10 Pun1pbrunnen, im Schleierhof I laufender und 6 Pumpbrunnen, im Spitzenhof ein laufender Brunnen. Wetten sind im Büschelhof Z, im Eichel-?-hof 2, im Schleierhof und Spitzenhof je eine. Seen sind: im Büschelhof 18 Ar groß, im Muthof 15 Ar groß, welche beide abgelassen werden können. Auf der Markung Muthof in der ,,Heide« findet sich ein nahezu 7 Ar großer Weiher, das ,,rothe Loch«. Auf der Markung Schleierhof im Ottersbach waren 3 Seen, welche jetzt in Wiesen verwandelt sind. Von Bächen werden berührt: die Markung Eichels- hof und Spitzenhof vom Oelbach und der Stelzersklinge, Mut- hof vom Oelbach, Schleierhof vom Ottersbach und Mulfinger, richtiger Wulfinger Bach, an dessen Mündung der alte Grafensitz Wulfingen sich befand, die Markung Büfchelhof vom Wulsinger Bach, der zuweilen austritt, ohne Schaden zu thun. Erdfälle

7 10 Ortsbeschreibung. kamen im Spitzenhof als trichterförmige Einfenkungen auf den Fluren ,,vorderes Gewand« und ,,Fuhrweg«« vor. Ueber die kirchlichen Verhältnisse s· oben. Die Kinder von Eichelshof und Spitzenhof besuchen die Schule in Schönthal resp. Ernsbach. Die drei Höfe Schleierhof, Muthof und Büschelhof bilden zusammen eine Schulgemeinde. Das Schulhaus steht in Srhleierhof, dasselbe wurde 1845 von der Gemeinde erbaut und hat eine freundliche Lage. Es enthält die Lehrerwohnung und das Lehrzimmer und ist zugleich Rathhaus. Auf demselben be- findet sich ein kleines Thürmchen mit einer Glocke von König in Langenburg aus dem Jahr 1844. Ein Armenhaus ist in Spitzenhof, ein Schafhaus in Muthof, Schleierhof und Büschel- hof, dasselbe wird zugleich als Armenhaus benützt. Jeder der Höfe bildet einen Armenverband und eine Theilgemeinde mit eigener Verwaltung. Von der Sitte des Annottens bei Hochzeiten s. S. 127. Der Vertnögensstand ist gut und günstiger als in der Umgebung. Der vermöglichste Bauer hat 180 Morgen Feld, 22 Mrg.Wald, der Mittelmann 60 Mrg., 10 Mrg. Wald, der ärmere Mann 25 Mrg. Feld und 2 Mrg. Wald. Schleierhof, Muthof, Spitzenhof und Eichelshof haben viele Güterstücke auf den angrenzenden Markungen. Die Hanpterwerbsmittel sind Feldbau und Viehzucht. Bei Schleierhof" führt eine steinerne Brücke über den Mul- finger Bach, auf der Markung Eichelshof ein Steg über den Oelbach; die Unterhaltung beider ist Sache der Theilgemeinde. Der Boden ist mittelfruchtbar. Der schwere Lehm- und Lettenboden ist durch gute Düngung verbessert, aber nicht tief- gründig. Rasse Wiesen mit saurem Futter sinden sich auf allen Höfen. Für Verbesserung der Güter gehen einzelne Gutsbesitzer auf jedem Hof mit gutem Beispiel voran. Der Wiesenbau ist ausgedehnt. Das Futter ist zur Hälfte gut, zur Hälfte sauer. Weinbau wird auf Büschelhof und Eichelshof getrieben. Die Weinberge bilden den obern Rand des Kocherthals. Der Weinbau hat stark abgenommen, in Muthof und Schleierhof ist er seit 20 Jahren eingegangen. Waldung besitzt die Gemeinde nicht, sondern nur Private. Jeder Hof hat sein Weidrecht auf seiner Markung. Doch machen nur Muthof und Büschelhof davon Gebrauch. Beide

Muthof. 7 I 1 haben ihren eigenen Schäfer. Die Pferchnutzung wird nicht verkauft, sondern wechselt von acht zu acht Nächten unter den Ortsbürgern. Allmanden sind nicht vorhanden. Gemeindegüterstücke hat der Spitzenhofnicht, in Eichelshof sind sie um 30 --L, in Schleierh um 40 --L verpachtet, in Muthof dem Ortsschäfer überlassen, in Büschelhof werden sie von den Schafen der Bürger abgeweidet. Die Pferdehaltung ist bei den großen ·Hofbesitzern, die auf schöne Pferde etwas halten, bedeutend, die Pferdezucht aber unbedeutend, im Eichelshof im Zunehmen. Die Rindviehzucht ist sehr gepflegt. Schafe (Rauhbastarde) halten die Bürger und Ortsschäfer in den oben bezeichneten Höfen; in Muthof laufen 174, in Büschelhof 100 Sommer und Winter. Bei Muthof ist auf der Flur Snnkenweiler der Weiler Diebach abgegangen. Ebendaselbst findet sich eine Flur Her- mannshof und eine kleine Flur der ,,Maurer«. Zwischen Muthof und Schleierhof stand auf der Flur -Hofstatt Aspen, nach der Schöuthaler Chronik Aspen quondam viI1u1a, cujus t"undus nunc di(-itur II0i"statt, weiter bei Schleierhof eine Flur ,,Holzweiler« beim ,,Katzenloch «. Auf der Flur Breitenthal fand man früher Reste eines Pflasterbodens und eine Ofenplatte von dem Weiler Breitenthal. Im Ottersbach, aber schon zur Markung Neusaß gehörig, stand unweit Schleierhof der Hof derer von Ottersbach. Jm Biischelhof ist eine Flur ,,Hausberg« und ,,Klosteracker«, auf welcher der Sage nach ein Klostergebände, (vielleicht eine Grangia) gestanden haben soll. An der Markung Schleierhof und EichelZhvf zieht die hohe Straße, auch Römer- straßc genannt, vorüber. Jm Spitzenhof heißt eine Flur ,,Straßenäcker« und ,,Fuhrweg«, im Büschelhof gibt es Gassenäcker. Bemerkenswerth sind die Flurnamen: Rüben, Joachim, Weingarten (Schleicrhof), Mehl, Narren, Kümmelbaum, Edel- bach, Dieble, Hermannsstücke, Mutfeld (Muth.), Röthern, Schö- nenbrunnen, Zargengut, Heideuäcker, Altvater (Büschelh·), Kiesel, Hütte, Breit (Eichclsh.), Edelmannsgetvand, Spitzengehren, (Spitzenhof). Muthof, alt nur der Hof zu der Mut (Maut, Zoll«?), liegt auf der Höhe zwischen Kocher und Wulsinger Bach, der geographische Mittelpunkt der 5 Höfe oder Weiler, auch der

7 l 2 Ortsbefchreibung. bevölkertste, aber nicht der wohlhabendste. Er zählt 14 Wohn- häufer und 14 Familien, gehörte urfprünglich den Herren von Düren und kam allmählich ganz in die Hände des Klosters Schönthal. Mit der Cent gehörte es nach Forchtenberg, wohin es auch bis 1614 eingepfarrt war. 1614 wurde es von der evangel. Pfarrei Forchtenberg getrennt, zum katholischen Glauben zurückgebracht und nach Wefternhaufen eingepfarrt. Von der Cent Forchtenberg wurde es 1593 am 18. Juni durch Vertrag des Abts Johann von Schönthal mit Mainz losgerissen und der Mainzer Cent Krautheim-Ballenberg zugewiesen. Der Zehnte gehörte bis 1703 hälftig den Grafen von Hohenlohe-Weikersheim und hälftig dem Kloster Amorbach als Kirchherrn von Forch- tenberg. Nach dem Amorb. Kop·B. gehörte der große Zehnte Amorbach ganz, es mußte aber dem Pfarrer zu Forchtenberg fünf Malter Korn geben. 1730X35 erwarb Schönthal diese Zehnten, indem es dem Kloster Amorbach «7000 ff. zahlte und an Hohen- lohe seinen Zehnten in Ernsbach abtrat. Das Gericht und die Vogtei gehörte Schönthal, Schatznng, Reife, Musterung, Folge und Einquartierung Mainz· 1294 zu Forchtenberg eignen Rupert der ältere und jüngere v. Dürne dem Kloster Schönthal die 5 Lehen in Muth., welche es von feinem Lehensmann Heinrich Kolner v. Hufen erkauft hatte. Staatsarchiv W. F. 1, 26. 1332 Apr. 8. verkaufen die Nonnen zu Seligenthal 7 Schill. Einkünfte von ihren Gütern zu der Mut hinter dem Wald der Mönche an Schönthal um 5 Pf· Heller. Staatsarch. Schönhuth 72. 1373 wird im Forchtenberger Giiltbuch die Mueth genannt. 1637 stirbt Hans Bayer, ,,welcher fich nie zum papistischen Glauben bekehren wollen und viel leiden mußte« (Forchtenb. K.B.). Biifchelhof, alt Buselberg, Boselberg, Büfell)erg, seit dem 16. Jahrhundert Büfelhof, auch Bisselhof, jetzt unter dem Einfluß des Volksdialekts Büschelhof genannt, auf der Höhe zwischen Forchtenberg und Weisbach, besitzt eine kleine Privat- kapelle, welche 1795 erbaut wurde und von den betreffenden .Hofbauern unterhalten wird. B. gehörte ursprünglich zum Be- sitz der Herrn von Düren und kam allmählich an das Kl. Schön:- thal. Es war Filial v. Forchtenberg wie Muthof und theilte mit diesem die Aenderung der Parochie, des Glaubens, derCent nnd des Zehnten?-. Die Bauern mußten dem Kloster von Ostern bis Martini 2 Stück Vieh halten (Schönth. Juki?-d. Buch). 1291. Forchtenberg versetzen Rupert von Düren mit feiner Ge- mahlin Mechtilde und seinem Sohn Rnpert Z Pf. Hellergiilt in vi1la

MUthOf- 7 13 Boso1de1·g« gegen 30 Pf. Kapital an das Kloster, welche Gült dem Kloster im Fall der Ni·:htbezahlung der Schuld zufallen. W. F. 1847 1302 Z. Cal. Apr. eignet Rupert v. Düren .Hetmann v. Gosheim die ihm verpfändeten Güter in Buselberg. W. F. 1847, 27. Staats-arc 1303 (130t)? SchönhJ Chr. 57.) Jan 30. verkauft Rnpert v. Düren sen. und jun. 1 fundus genannt Katzenloch mit Wiesen und Hölzern und 2 Lehen in Bufelberg für 30 Pfd. an Schönthal. Unter den Zeugen Heinrich Büselberg. W. F. 1847, 27. 1357. Die armen Leute zu Buselberg geben jährlich 4 Eimer Windwein von der Kelter an .Hohenlohe nach Forchtenberg. Hoheul. Gültb. 1357. 1381 verkauft Zürch von Hornberg mit Zustimmung feines Lehens- herrn, des Grafen von Hohenlohe, ein Gut zu Bufelberg an Schön- thal. W. F. 4, 308. 1382. Nov. 23. Werner von Buselberg und seine Gattin Jrmel verkaufen 16 M. Wald beim Kat3enloch und 45 M. Acker zwischen Bnfelberg und Afpen, die Snlanzäcker, wozu Ulrich von Hohenlohe als Lehensherr durch Zürch von Hornberg 13. Juli 1384 seine Einwilligun gibt. Zeugen Lutz von Eicholzen, Hans von Schlierbach, Hermanu Benz von Buselberg. Staatsarch. Schönh. 96 u. 97. 1401 Mai verkauft Kraft Frei, Pfarrer zu Westernhausen, die Ottenwiese zwischen Buselberg und Aspen in der Klinge am Wul- singer Bach an Schönthal um 15 fl. Staatsarch. Schönh. 103. 1413 24. Juni übergeben Verenger von Adelsheim und seine Hausfrau Elisabeth von Ebers-berg die Güter zu B» welche sie von Konrad von Eber-?-berg geerbt, an Schönthal und entsagen ihren An- sprüchen darauf gegen ein Leibgeding und 2 Tagwerk Wiesen am Wul- singer Bach zwischen B. und Aspen. Staatsarch. Schönh. 109. 1463. S. Kath. verkauft Fritz von Urhausen mit seiner Gattin eine Gült zu Büselberg an Schönthal um 8 fl. Staatsarch. 1468 streiten das Kl. Schönthal und die Gemeinde Forchtenberg wegen des Meßnerlohnes auf den Gütern zu Mut, Büselberg, Atten- berg, Aspen und Diepvach. Staatsarch. 1571 streiien Schönthal und Hohenlohe um das Zargengütlein und den Stein zwischen dem Büschelhof und Weisbach. Weil. Rep. 1615 19. März. -f- Joh. Noter, der wegen feines beständigen Be- kenntnisses (des rvangel. Glaubens) 2 mal vom Abt in Schönthal ein- gekerkert und bis zum Abend ohne Essen gelassen wurde. Forcht. K.B. f· Westernhausen. 1838 1. Dez. werden die Laudemien abgelöst. Staatsarch. Von Büschelhof stammt vielleicht das Haller Geschlecht der Biischle ursprünglich wahrscheinlich Büselberger, wie die Hallberger vom Hau berg, Gemeinde Crifpenhofcn. Ein Konrad Büselberger kommt dort 1365 vor. Eichelshof, ursprünglich Eichesholz oder Eicholzheim (vom Perfonnamen Eginold), liegt auf der Höhe zwischen Forchten- berg und Ernsbach. Es besteht aus 11 meist stattlichen Wohn- häusern, deren eines mit einem Glockenthürtuchen versehen ist. Nahe beim Ort hat man eine hübsche Aussicht auf die Waldcn-

7 14 Ortsbeschreibung. burger Berge. Er war ursprünglich Erbbesitz der Grafen von Flügelau aus der Krautheimischen Erbschaft und kam früh in den Be-sitz des Klosters Schöuthal. Es war ein Freihof. Schön- thal hatte den großen Zehnten ganz und vom kleinen M; und der Pf. von Sindringen W. (Schönth. Juris Dictionalienbuch). Ursprünglich in die Pfarrei Sindringen gehörig und zur Kapelle in Ernsbach, wohin der Hof Läutfrucht gab, sich haltend wurde E. nach der Refor:nation der Pfarrei Berlichingen und 1817 der Pfarrei Schönthal zugetheilt. Jn der Ernsbacher Kirche sind noch S Eichelshöfer Kirchstühle. Politisch gehörte der Hof früher zur Schultheißerei Bieringen, bis 1835 aber zu Westernhansen. Die Cent war n1ainzisch. In Eichelshof be- stand bis 1820 eine kleine Kapelle mit einem Altar und 7 Stüh- len. Das Kloster Schönthal hatte auch eine Kelter daselbst. Daß der Eichelshof mit den Herrn von Eicholzheim (bad. BA. Adelshei1n) in Verbindung zu bringen ist, ist eine naheliegende Vermuthung, aber urkundlich nicht zu erweisen. 1302. Mai 1. Con. v. Flügelau und sein Bruder Otto geben dem Als v7on Schönthal u. A. ihre Besitzungen zu Eichesholz zu kauf W. . , 9. F1399. Mittwoch vor Barthol. verkaufen Konrad v. Veinau und seine Gattin Hedwig von Neuenstein ihr Drittel am Zehnten groß nnd klein zu Eicholzen dem Weiler gelegen hinter dem Reusesfer Wald um 19 fl. Schönh. S. 102. » 1402. Anna v. Veinau, Nonne in Gnadenthal, verzichtet auf ihre Rechte in Eychholz und Bechberg .(bei Niedernhall). Mone, Quellen 4, 156 a. 1517. Dienstag nach Joh. kauft Wende! Hertweck mit Kuni- gund, seiner Hausfrau den Schönthalischen Lehenhof zu Eicholzheim. Staats-arch. . 1602. Der Schäfer von Forchtenberg hat ein Triebrecht von Grnsbach bis an das spitzige Geren, dann nach Eicholzheim, von da n der Muth, der Asten (Aspen) und Hofstatt, dann Schleierl)of und Crispenhofen (Schönth· Jurisdiktb.) Schleierhof, alt Slierbach (von Schlier, Lehmboden, Württ. Viertelj. 1879, 255), später Schleierbach, war ursprüng- lich nach Forchtenberg eingepfarrt und gehörte auch dorthin in die Cent, die später an Mainz kam. 1344 wurde es der neuerrichteten Pfarrei Crispenhofen zu- getheilt, und nahm mit Crispenhofen Theil an der Reformation, wurde aber 1614 wieder katholisch und nach Westernhausen ein- gepfarrt, oft. Wib. 1, 137. Seit 1868 hat Schleierhof eine sehr hübsche, aber nicht gcostete Kapelle, welche von der Kapellen-

Muthvf- 715 vflege unterhalten wird. Das Vermögen der Kapellenpflege be- trägt ca. 9000 -M Ins Gericht nach Westernhausen gehörte der Weiler schon 1479 mit Breitenthal. Den großen Zehnten hatte halb das Kloster Amorbach, von welchem ihn Schönthal 1731 erwarb, und halb Hohenlohe. Der kleine Zehnte gehörte nach Forchtenberg und wurde 1735 von Hohenlohe gegen die Schönthaler Zehntrechte in Ernsbach umgetauscht. Schönth. Jnrisdiktbuch. 1318 um Pfingsten verkauft Diether von Berlichingen mit seiner Gattin Elisabeth seine Güter zu Schlierbach an Schönthal um 35 Pfd. Heller. Schönhuth 67. 1603 6. Okt. vertauscht Hohenlohe Zins und lehenbare Güter zu Schleierbach an Schönthal. (Rezeßb. des Amts Jngelf.). Um 1690 haben die Bauern von Schleierhof Theil an der Mark- ung Breitenthal. (Schönth. Lagerb.). 1751 erhalten die Bauern zu Schl. die gelbe Au auf Breiten- thaler Markung, welche aber 1804 endgiltig der Gen1. Westernhausen zugesprochen wurde. Spitzenhof, an der Grenze des Oberamts gegen das Oberamt Neckarsulm, liegt in einer kleinen Mulde unterhalb des Eichelshofs und besteht aus Z Wohngebäuden. Sp. gehörte wie Eichelshof zur Pfarrei Sindringen und zur Friihmesse Erns- bach. Es soll ein Theil der Markung Eichelshof und Eigenthum der Herrn von Eicholzheim gewesen sein. (Mitth. des Pf. Ernst in Westernh.) Der Hof hieß bis ins 18. Jahrhundert Spitzengeren (ot’r. Hohengehren, Metzelgehren u. s. w.), die spitzig zulaufende Markung bezeichnend. Als Spitzengeren erscheint der Hof öfters in hohenlohischen Jagdbezirksbeschreibungen des 15. Jahrhunderts. Schönthal be- saß dort alle Zehnten, Gülten und Laudemien, die Vogtei und das Gericht. Den kleinen Zehnten durfte der Pfarrer von Ber- lichingen genießen. Die Cent gehörte dem Kurfürften von Mainz. Nach der Reformation war Sp. nach Berlichingen, 1817 nach Schönthal gepfarrt, ist aber jetzt von Eoangelischen bewohnt und Filial von Ernsbach. Von den abgegangenen Orten haben sich folgende Nach- richten erhalten: Aspen. 1285 Jan. 5. verkauft Heinrich Winther von «’5orchten- berg seine Güter in Aspen und Dyppach an S-chönthal für 1Z-V- Pfd. W. F. 1847, 23. Ein Aspensteigle führt von Forchtenberg und eines von Western- hausen auf den abgegangenen Ort zu. W. F. 6, 115. Mitth. v. Pf. Ernst in Westernh.

7 I S Ortsb es chreibung. Attenberg, nach dem Jurisdikt.Buch von Schönthal zwischen Eicholzen und Elnbach, und Aspen und der Matt (Muthof), gehörte in die Psarrei Forchtenberg· Der dortige Pfarrer hatte den kleinen Zeh ten, das Kloster Schönthal Wiesen in Attenberg· 1302. Mai verkaufen die Grafen von Flügelau ihre Besit-Zungen in Attenberg neben Cichesholz an Schönthal. W. F. 9, 79. Württ. Viertelj. 1879, 286. Breitenthal s. Crispenhofen. As Dieb a eh auf der Flur Sunkentveiler beim Muthof. s. 1285 oben pen. 1305 eignet Rupert von Düren Gerung dem Metzger in Furch- tenberg die an denselben von Dietrich von Rosseriet verkauften Güte in Dyppach »juxt-. Wy1er qu0(1 di(-jtur zu der Mut. Holzweiler, (-fis. OA.Beschr. Oehringen S. 99. 1231 erlaubt K. Heinrich Konrad von Weinsberg Holzweiler an die Kirche von Würzburg zu geben. W. U. III, 287. OttersZbach, unweit Schleierhof, gegen Neusaß zu. ca. 1329 verkauft Berenger von Ottersbach Gülten an Schön- thal von einzelnen Gütern. Schönh. 72. 35. xIagelglirrg, Gemeinde III. Kl., mit 470 Einw., war. 7 Ev., Fil. von Künzelsan, und 65 ·Jsr. mit Synagoge. Kath. Pfarrdorf. Der freundliche Ort liegt malerisch an der steilen Berghalde des rechten Kocherufers, deren äußerste Spitze von den Resten der alten Burg gekrönt ist. Unmittelbar unter der Burg besindet sich ein steile-Z, vom Kocher angerissenes Kleb, während nach Westen zu unmittelbar das Deubachthal zu den Füßen der Burg li-egt· Leider fehlt dem hübschen Landschaftsbild der hohe Berg- fried, der einst die Bergspitze beherrschte. An der 1oohlunterhaltenen Ortsstraße, die chaufsirt und gekandelt ist, aber theilweise steil ansteigt, stehen die kleinen u 1nittelgroßen Häuser. Die Ortsstraße diente früher als Verbin- dungsstraße von Belsenberg mit Künzelsau. An der .Hauptstraße steht die bescheidene Kirche, dem Apostel Jakobus dem älteren geweiht. Sie war ursprünglich nur eine Kapelle und ist wahrscheinlich 1607 erbaut. 1607 entlehnte nämlich die Gemeinde Nagelsberg 1000 fl. von der Witwe des Doktor Laur. Vomelius, Prokurators am Reichsgericht zu

Nagelsberg. 717 Speier (Staatsarch.) Um dieselbe Zeit erscheint -Nagelsberg als Filial von Amrichshausen. (Amkichsh. Kirchenbuch). Der Chor zeigt noch besseren Stil. Das Schiff ist ganz im Geschmack des vorigen Jahrhunderts gehalten. Während der Chor gewölbt ist, hat das Schiff eine flache Decke. Be- merkenswerth sind nur 4 sauber gearbeitete Grabsteine von ehe- maligen mainzischen Beamten. l. Eis jo.eent et 1·esurreotione-Ein exspeeto«nt esse. pras- nobiljs CI. Älld1’. Lan:-ent. I(i1-ebner, pp-«et’eeti ce11arja0 in Nagelsberg, cui per annos 451audabi1ite1· prasi"uit, de-t’uncti 1772 die 4. Iunii, aetatis anno1-um 75, et 0jusdem oonjugis Mariae Annae n. seitz. etc. 2. Hier liegt begraben Frau Anna Maria Wedellin geb. Löhrin nebens ihren Söhn- und Töchterlein, entschliefen in Gott selig den 24. Sept. 1694. 3. Hier liegt begraben der hochedle gestrenge Herr Georg Christoph Wedel, chursürstl. mainz. 36j. Amtskeller zu Nagels- berg und Künzelsau, seines Alters 61 Jahr 8 M. 22 Tage. 4. Anna 1674. den 7. Oktober ist in Gott selig ent- schlafen der edel und veste Herr Jere1ni. Heim Mosbach, churf. mainz. Keller zu Nagelsberg, seines Alters 47 Jahre Z Monate. Auf der Westseite des ziegelgedeckten Daches sitzt ein kleiner Dachreiter mit 2 Glocken mit den Jnschriften: Gemeinde Na- gelsberg 1871. Kirchdörser und Cie. in Hall. Heilige Maria, bitt für uns! und: Anna 1821 gegossen von C. C. Neubert in Ludwige«-burg. Die Kirche wurde 1680 erweitert, 1821 im Jnnern re- staurirt und ein Thürmchen aufgesetzt. 1672 am 18. Juli weihte sie der Generalvikar Stephan zu Würzburg, Bischof zu Domitiopolis, Canonikus zu Neumünster in Würzburg, sammt dem Gottesacker (Bauers Coll.). Nach pfarramtlichen Angaben soll sie auch von Joh. Bernh.Mayer, Weihbischof von Würzburg, 1716 geweiht sein. Das Pfarrhaus, 1626 erbaut, liegt sreundlich unweit der Kirche an der Hauptstraße. Dasselbe ist zweistöckig und zweck- entsprechend. Die Unterhaltung hat der Staat. Das Rathhaus, dem Pfarrhause gegenüber, ist für die Gemeinde genügend groß, scheint früher ein Privathaus gewesen zu sein. Das Schulhaus, 1842 gebaut, ist stattlich, an der Haupt- straße gelegen und enthält außer der Lehrerwohnung zwei Lehr-

718 Ortsbeschreibung. zimmer. An der Schule steht ein Lehrer. Außerdem besteht eine Jndustrieschule. Zwei Keltern mit 10 Bäumen sind vorhanden. An der Schloßkelter steht die ·Jahrzahl 1701, in welchem Jahr sie erbaut wurde. Von der alten Burg, die schon 1282 als cost:-um erwähnt wird, ist der Burggraben, die Brücke und der untere Theil des Nordwestthurms erhalten. Am 30. Jan. 1822 stürzte der obere Theil des 120« hohen Thurmes, der aus 4 Fuß dicken Quadern gebaut war, ein, zerschmetterte eine Wohnung, zwei Menschen wurden getödtet, einer schwer, einer leicht verwundet. Auf der Area der Burg befinden sich einige ärmliche Wohnungen von Jsraeliten. Am Eingang des Dorfs unten am Berg steht die Syna- goge, ein bescheidenes Gotteshaus. Stattlich groß, im Renaissancestil gebaut, steht mitten im Dorf das alte mainzische Haus mit hübschem Erker, jetzt das Eigenthum von Jsraeliten. Der christliche Gottesacker liegt außerhalb des Dorfes am Wege nach Garnberg. Derselbe wurde 1877 neu angelegt. Die Leichen der Jsraeliten werden in Berlichingen begraben. Der Ort ist jederzeit mit gutem Wasser versehen. Die Markung ist reich an guten Quellen. Seen sind derzeit keine vorhanden, doch deutet der Name des Seebronnens auf einen solchen hin. Am Fuße von Nagelsberg ergießt sich der von Norden kommende Deubach (,,die Deubach«) in den Kocher. Ueber den Deubach führen zwei steinerne und eine eiserne Brücke, für deren Unterhaltung theils die Gemeinde, theils die Amtskörperschaft aufkommt· Dem Verkehre dienen die schöne Staatsstraße von Künzelsau über Hohebach nach Mergentheim und die Straße nach Jngelsingen- Schönthal, »welche im Kocherthal unterhalb Nagelsberg hinziehen. Eine hübsche Aussicht genießt man vom Schloßberg auf das Kocherthal bis gegen Niedernhall und vom Bux aus auf die Waldenburger Berge und die Kupserzeller Ebene. Wahrscheinlich gab es bei der vielfach wechselnden Bevölker- ung, unter der früher die ,Jsracliten einen starken Prozentsatz ausmachten, nie eine besondere Tracht. Jn neuerer Zeit hat sich die israelitische Bevölkerung außerordentlich vermindert, da sich die b mittelten Jsraeliten in die Städte zogen. Der unbemittelte Theil treibt Vieh-, Klein- und Güterhandel. Die christliche Bevölkerung

Nagelsberg. 7 19 gehört zur minder wohlhabenden im Bezirk. Der höchstbegüterte besitzt 15 Hektor, der Mittelmann 5 Hektar, der geringste Besitz ist 60 Ar. Auf angrenzenden Markungen besitzen die Ortsbürger 10 Hektar. Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau, Viehzucht, Weinbau nnd Obstzucht. Der Weinbau ist sehr ausgedehnt. Die besten Lagen sind die untern. Der Wein ist mild und geschätzt. An Wald besitzt die Gemeinde 70 Morgen Laubholz, welche jährlich 2 Raummeter und 50 Wellen Ertrag geben. Die nicht besonders gute Weide, welche der Gemeinde gehört, wird vom Ortsschäfer und Privaten benützt. Es gehen 150 Stück Rauhbastarde auf der Weide. Die Pferchnutzung wirft der Gemeinde 230 «M ab. Die Allmanden sind theilweise an die Bürger verliehen, theilweise verpachtet. Der Pachtertrag ist 290 -M Unter den Gewerben sind Zimmerleute und Maurer am stärksten vertreten. Sie arbeiten vielfach auswiirts, besonders in Künzelsau. Der älteste Zeuge des Alterthums auf Nagelsberger Mark- ung ist die alte Zarge am untersten Fuß des Hasenbergs nahe bei der Mündung des Deubachs in den Kocher und an der Straße nach Jngelfingen. Ursprünglich ein trapezförmiges Gebäude, dessen fchmale Nordseite ca. 20 Meter lang erhalten, während von der östlichen und westlichen Mauer nur noch ein kleiner Theil vorhanden ist, dürfte es ein festes Haus gewesen sein. Die Mauern sind etwa 4« dick. Die Umfassungs- mauer hatte keinerlei Thüröffnung zu ebener Erde, nur kleine Luftlöcher, dagegen 8 Meter über dem Boden Gemächer, worauf die noch erhaltenen Tragsteine hinweisen. Das Hans beherrschte die Thalstraße und den alten Verbindungsweg Künzelsaus und seiner Umgebung mit der Kaiserstraße, wie denn heute noch ein besonders von den Wallfahrern begangener Weg hinter der Zarge nach Dörrenzimmern und dem Jagstthal führt. Nach H. Bauers Vermuthung war hier der eigentliche Sitz der Familie, zu welcher die edle Mechtild gehörte, da auf dem gegenüberliegenden Kocherstein nie ein onst-kum war. Der eigentliche Name des Hauses wie die Zeit seiner Zerstörung ist nicht bekannt; schon 1343 heißt es die Zarge d. h. Ruine. (-kk. Z. f. W. F. 1855, 62 ff. 78 f. 1856, 130. 144. Nach der Urkunde von 1149 im Komburgischen Registra1urbuch Z. f.

720 Ortsbeschreibuug. W. F. 1855, 62 hat Komburg ca. 1090 von Mechtild (von Stein) auch Nase-lobe!-oh cum am-Jibus ju1«ibns et parti- nenoiis mai-China erhalten. Mag auch die Urkunde theilweise gefälfcht sein«, sicher ist, daß Komburg früh Lchen zu Nagels- berg hatte. Der Name Nagelsberg kommt nach Buck vom ahd. Fa- n1iliennamen Nagil, vielleicht aber mit unorganischem N von Agil, Agi1olf &c. Urkundlich erscheint Nagelsberg zum ersten mal als Sitz eines Bocksbergischen Dienst1nannes 1251 s. Regesten der Herren von Nagel?-berg. Später sind sie Dienstmannen der Herren von Dünn. Um 1360 waren sie auBgestorben, nachdem der heimathliche Sitz längst in andere Hände übergegangen war. KUMbU1«g besaß 1279 die Fischenz unter Nagelsberg, später war die Burg komburgisches Lehen, wie Alles in der Mark Nagelsberg, sowie die Burg Bartenau, wie 1329 und 1330 festgestellt wird. Als komburgische Lehensmannen erscheinen Otto Lesch aus einer Mergentheimer Familie, Eberhard von Rosenberg. Kraft von Hohenlohe, welcher den Besitz der Familie Lesch er1varb, wollte das Lehensverhältniß 1329 nicht anerkennen, Maiuz und Würzburg nahmen sich Komburg-Z an, 1330 mußte sich Kraft von Hohenlohe von Komburg belehnen lassen. Mainz benützte diese Wirken, um festen Fuß in Nagelsberg zu fassen. 1330 sind Arnald von Thierbach und der jüngere Otto Lesch Dienstmannen Balduins von Mainz. Doch sah sich Mainz öfters veranlaßt seinen Sitz in Nagel?-berg zu verpfänden, 1349 an Eberhard von Rosenberg, 1369 an Herolt von Neuenstein, L4. . an Zürch von Hornberg, 1433 an Dietrich von Weiler, 1474 an Konrad Thürner. 1492 erwarb Erzbischof Berthold den hohenlohischen Antheil an Nagelsberg und gab dafür seinen Theil an Neufels. Fortan war Nagelsberg ganz mainzisch. Mainz setzte einen Amtmann, Friedrich von Wichsenstein, nach Nagelsberg. Einzelne Besitzungen hatten auch Gnadenthal, von Berlichingen, von Stetten in Nagelsberg. Bis zur Gegenreformation war Nagelsberg Filial von Künzelsau (Ragelsberger Kirchemveg). Um 1605 wurde es Filial von AmrichE-hausen und 1626 selbständige Pfarrei. Die Gegenrefo1«mation vollzog sich nicht so leicht. Noch 1629 wird einem Bürger von Nagelsberg das Begräbniß dort verweigert, weil er der luther. Religion zugethan war und nicht abfallen 1vollte. Künz. K.B. Als Georg Friedrich von Hohenlohe die

Nagelsb ers. 7 2 1 mainzer und würzburger Besitzungen von Gustav Adolf geschenkt bSkUM- wurde der katholische Gottesdienst inhibirt, Nagelsberg wieder Filial von Kiinzelsau. Nach dem Künzelsauer Taufbuch war der Pfarrer Otto schon Juni 1633 abgeschafft. Doch ist nur von Febr. 1634 bis Oktober eine Lücke im Kirchenbuch, Pfarrer Otto scheint in der Stille doch noch in Nagel?-berg bis Febr. 1634 geblieben zu sein. Ende Oktober kehrte er wieder, wie das Kirchenbu(h zeigt. 1772 wurde die Stelle eines Amtskellers aufgehoben und das Amt Nagelsberg mit Kraut- hein1 verbunden, aber schon 1778 wurde es wieder von Krautheim getrennt und zur Amtsvogtei gemacht, die aber 1801 wieder von Krautheim aus versehen wurde. 1802 kam Nagelsberg durch den Reichsdeputationshauptschluß vom 23. Nov. §. 189 an Fürst Friedrich Ludwig von .Hohenlohe als Entschädigung für seine Gebiet?-verluste im Gäu. Nagel?-berg kam zum Amt Jngelfingen. 1806 im August kam Nagel?-berg mit Hohenlohe- Jngelfingen an Württemberg. Um 1376 muß Nagelsberg vom Burggrafen Friedrich von Nürnberg in der Fehde mit den Grasen von Hohenlohe belagert und eingenommen worden sein. Man. Zoll. 4, 389. Z, 145. Am Bauernkrieg nahmen auch die Einwohner von Nagels- berg Antheil und halfen die Burgen des Deutschordens, Scheuer- berg und Horneck, brechen. Oechsle Beiträge zur Geschichte des Bauernkriegs S. 114. Die geistige Bewegung jener Zeit zün- dete auch in Nagelsberg. Heinz Schäfer von Nagelsberg schlug sich 1525 zu den Wiedertäufern. Daher hieß eine Wiese auf Scheuracher Markung die Wiedertäuferswiefe. (Oehr. Arch.). Die Drangsale des 30jährigen Krieges waren in Nagels- berg hart. 1634 war die Quartierlast schwer. Zwei Kompag- nien Soldaten lagen in Nagelsberg. Da der Haber ausge- gangen war, fütterten die Soldaten den Pferden oft Brot. Zugleich kam die Pest, wclche vom I. August bis 31. Dezbr. 1664 35 Personen wegraffte. Die folgenden Jahre waren Theurungsjahre. Die Pest zeigte sich immer wieder. 1637 starben 29 Personen. Einqnartiruug und Ueberfälle mit Er- pressung dauern fort. ,JIn Nov. 1637 wurde die Gattin des Amtskellers Hilker von einem kaiserlichen Soldaten erschossen. Ueber die Einquartirung der folgenden Jahre sei noch bemerkt: Jn Nagelsberg und Umgegend lagen 1640 Sommer bair. Reg. Gailing, Dezember kaiserl. und bair. Truppen, 1641 Frühling Veschr· von Wi1rttemb. 62.Hest. Oberamt M1nselsau. 46

722 Orts!-eschreibung. bair. Reg. Geleen, 1642 k. Reg· Güssenberg, 1643 Jan. Reg. Galla-Z, 8. Mai Lothringer, berüchtigt durch grobe Excesse, Septbr. Jus.-Rgt. Baden, Dezbr. Hqtzfeld. 1644 flüchten sich die Einwohner im Dezember vor der schwedisch-franz. und kaiserl. Armee. 1645 Frühling streifen und plündern die Schweden. 29. April wird Johann Kiesel B. von Nagelsberg auf der ,,Spitze« erschossen. Jm Juli Flucht nach Künzel-?-an. Ende Oktober Regiment Güssenberg und Johann von Werth, Dezbr. Reg. Goldt im Quartier, das erst 1646 im März ausbrach. Ende März kommt das bair. Kürassier-Regt. Lippe und bleibt bis gegen den Sommer. Jm August naht die schwedischc Armee unter Königsn1ark. Sehr viele Nagel?-berger flüchten. Am 21X31. August wird Nagelsberg geplündert. 1648 im Febr. zieht die schtvedisch-französische Armee wieder heran. Die Na- gelsberger flüchten. 1648X49 im Winter liegen die Schweden im Standquartier. Von späteren Kriegsdrangsalen ist noch zu bemerken: 1688 fiel ein französisches Streifkorps ein und brandschatzte, 1689 lagen kaiserliche und Reichstruppen im Quartier, 1692 die Sachsen, die ein Lager zwischen Kiinzelsau und Nagelsberg hatten. Wegen der Krieg?-unruhen wurde das Schloß in besseren Stand gesetzt und das Schloßthor gebaut. 1707 brandschatzte ein französischeE Streifkorps in Nagelsberg und Umgegend. Jn den Freiheits-kriegen, welche russische und östreichiskhe Einquar- tirung brachten, begiengen einige hundert donische Kosaken (an1 I. und 2.Dez6r.) mannigfache Exzesse in Nagel?-berg. Von Hagel wurde Nagel?-berg am 19. Juli 1835 mit 89 Morgen und 187'3 am 14. Juli betroffen (Württ. Jahrb. 18S9, 406).« 1843 brannten Z Gebäude ab (Württ. Jahrb. 1843, 14). Pfarrer zu Nagelsbei-ge -Andreas Otto aus Lenterode im Eichs- fel?o 1627. 16ti0 Paul Stachä1rS aus Gutschönen in Pvmmern. 1640 Michael Lax. 1644— Gottfr. Mögelius aus Königshofen. 1647 Michael Max-kart. 1654 Georg Riegler. 1658 Michael Markart zum zweiten Mal. 1663 Joh. Christof Beckmann aus Cißfeld. 1668 Joh. Jakob Marig v. Wolfurth, phil. et jin-. atra Dr. 1670 kehrt Beckmann wieder. Johann Adam Kreuzer aus Neustadt l674—1681. Christian Wiesen ans Westfalen 16'74——168.1. Urban Fell von Dberursel 1688 bis 90. Kaspar Büttmann1690-—-95. Anton Dinkler aus Fu» Ifalen 1695 bis I705 f. Johann Paul Petersohn von Sobernheim, kommt von Mainz 1706, «I· 1’737. Johann Post aus Jütte-stand (·?) 1733—40. Joh. K-n. Muth. HatneliuB von Walldü1-en bis l747. Franz Keim

Nagelsberg. 7 2 Z von Walldüren 1747-—-60. Nikolaus Konrad aus Mainz 1760—-66, abgesetzt wegen Streitigkeiten mit Keller und Gemeinde. Dr. Georg Hezel von Mainz, Bade-I.laureus theol. 1766—72. Dr. Johannes Kuden- retsch aus Amöneburg, Dr.thaol.1772—84. Dr. J. M. Heller von Tauber bifchofsheim 1784—1801. Dr. Ab. Jos. Weinberge: von Bischofsheim 1801—1804. Franz Karl Fortenbach, .Hauptmanns Sohn von Ku- pferzell, 1804—19, war 1790—1802 im Kloster Schönthal, zuletzt Pfarrer daselbst. Thaddäus Wolf von Rottnkil 1820-—22. Leonhard Schumann von Mergentheim 1829—1836. Joh. Ludw. Schtnitt von Mulsingen 1838—41. Melchior Eberhard 1842—47. Joh. Joos 1858—79. Joh· G. Schwarz 1879. Regesten der Herrn von Nagel?-berg, welche 3 senkrecht stehende Nägel, der mittlere tiefer herabgehend als die äußern. im Wappen führten: Heinrich 1251 23. Sept. Z. (nicht 1252, W. F. 4, 146. Wild. 4, 13) beim Vertrag über Lichteneck. Konrad I. 1279. Rupert v. Dürne verspricht, daß weder er noch Konrad v. N. s. LehenZmann Komburg an der Fischenz zu Jn- gelsingen irren wollen, W. F. 1850, 89. 1282 Kost. gen. Cummerlin verkauft Besitz in Gaisbach an die Johanniter in Hall. Komburg er- hält für diese Lehen die Fischenz sub castro Nagelsperci1, W. F. 9, 1290 hohenloh. Vasall Hans. 1, 590 — Konrad I1., Storer und Mech- tild ux. (v· Wein?-berg) erhalten 1298 von Abt Sigfried von Kom- burg Weinberg auf dem Spießberg, Baumgarten und die halbe Kelter zu N» Wib. 2, 127. 1305 verschreibt K. seiner Gattin Mechtild von Weinsberg (?) für 30 Mark Silber Morgengabe 6 Mrg. Weinberg, Kelter und Baumgarten, komd. Leben. Nach seinem Tod soll Wipert o. N. Treuenhänder1verden, W. F. 1850, 89. Lude1vig Reiiq. In-rausc 12, 598. 1308 Z. für Wipert v. N» W. F. 1847, 29. Johann 1299 verkauft tumouis vineu bei der Kelter an Al- bert von Künzelsau, W. F. 9, 80. 1311 Z. für Konrad, W. F. 9, 46· Hugo. 1298. Abt Sifried von Komburg verleiht den Töch- tern Haugs v. N» Clisabeth und Jutta Güter zu N» Criesbach, Tate- bach (Deubachthal), Künzels-an, Gaisbach, Cronhofen, Weit. Reper1. Sie nehmen Sifried, Ernfrieds Sohn v. Bellberg, zum Treuenhänder und schließen mit den Sch1vestern Mechtild, Gertrud, Adelheid, Elis den Vertrag, daß die Ueberlebenden die Gestorbenen becrben, Wird. 4 (-A-. Z, 59. 1303 erhalten die 2 Schivesiern von Komburg 5 Schill. zu Künzelsau, Weis. Ren. 1307 vermuthen Jutta und Elsbeth all ihr Gut an Komburg, Weikersh. Rep. — Die 4 andern Jungfrauen gen. v. Künzelsau haben 1307 als kon1burgisches Zinslehen I Stück Holz am Dutenberg, 10 M. Aecker und I Haus bei der Burg N» Z M. Weinberg in der Dutenbach und zu den Dieben, Wiesen im Du- tenbach und Weinzehnten von 2V2 M. im Hert1veg (Bauer Coll.). Dicther. 1300. s. Berlichingen, Garnberg und Scheurachshof. 1326 Diether, Lehnsmann Konrads v. Wein?-berg erhält die Güter Geiz Kolbs zu Kocherdürn und gibt sie s. un. Petrissa, W. F. 5, 254 -— 1391 gibt Anna v. Leiningen zu der neuen Messe in Neuenstadt das Gut Diethers v. N. in Gosheim (Gochfen, St.A. Emh at d, Egin- hard 1294, Wib. 4, 105· Wipert Emhart-Z Sohn. 1300 Hans. 1, 590.

7 2 4 Orts befchreibung. 1Z07, Wib. Z, b9. 1Z08 verkauft Rüdiger J.-. R. Güter zu Rechbarh und gibt dafür V- M. Wiefe und 1 Weinberg am Kfeb unter der Burg an Rup. v. Diirne zu Lehen, W. F. 1847, 29. Um 1303 Wi- pert Konrad und Walter v. N. nebst Ulrich v. Eichholzheim von B. Andreas v. Würzburg mit dem halben Frucht- und Haberzehnten zu Hufen (Jagst-). Wipert mit We.inz., IX- Kornz., V« Haber- und klein Zehnten zu Jagfthaufen bete-hnt, Arch. f. Uf. 24. 101 ff. Wiprecht, Canon. in Oehringeu 1332. 44 Wtb. I, 57, 59. 2, 132. Z, 88. Friedrich, Archidiakonus in Würzburg, 1302· Hanfelm. 1, 430. — 1302 mit Konrad n. Rudiger, Wild. 3, 59. 1323 Z. für Zürch v. Hornber-g, der mit feiner Gattin Mechtild (i. Nagelsberg) Güter in N. an Gnadenthal gibt, W. F. 4, 308. Wib. 2, 186. Konrad f. Wipert. 13I1 ux. Jrmgard verkauft die Mühle zu Niederzimmern an Gnadenthat:, B. Otto Lesch- Ritter, Tyrolf von Dörzbach fein Schwager, Rüdiger v· N. s- Bruder. Z. Johann v. N» Wib. 2, 183. W. F. 9, 46. — 1.Z36 K· und Gottfried verkaufen an Bruder Walter v. Kiinzelsau den Zehnten zu Schurheim und unter dem Kirchweg von N. nach Künzelsau, Oehr. Akch., 1339 ebenso Gülten zu Tiefenfall an Gnadenthal. Wib. 2, 190. W. F. 9, 50. Rüdiger 1307, Wild. 3, 59. 1308 f. Wipert wird mit. 2 Theilen Holz, das Wiprecht aufgegeben, von Rupert v. Dürn belehnt, St.A. 13I1 f. Konrad. Walter verzieht f. ca. 1303 des halben WeinzehutenZ, ver- kauft V4 Fruchtzehnten, den IX- Kleinzehnteu zu Jagsthaufen, Würzb· Lehen an Ramung Ketel, Arch. f. Uf. 24. Hermann v. N. und Ulrich v. Neuenstein haben 1315 12 Malter Korngiilt in Tiefenfall, welche Otto Lefch gegen Güter in N. ver- taufcht, Biedermann Cant. Archiv tab. 394. H einrich Schreiber 1319, Kaplan Krafts v. Hohenlohe 1323 Z. für Gernot v. Gabelstein, W. F. 10, 196 Hans. 1, 436, 1333.—44- Dekan zu Oehringeu Bauer Coll. Wib. 2, 154, 156. Seine Schwester Agathe hat 1334 »( an einer Glitt zu Affaltrach, verkauft 1335 ihr Viertel an der obern Mühle zu Affaltracb (Bauer). Gottfried f. Konrad. 1357 Burgmann Gerlachs v. Hohen- lohe auf Landsberg, Hoh. Arrh. J, 375. Sifrid, Kaplan zu U. L· F. in Lauda und Pfarrer zu Heck- feld 1394. Z. f. Oberrh. 26, 62. Elifabeth fcheukt den Johannitern in Hall all ihr Hab und Gut (B.). Gifela begabt die Kirche zu Künzelsau, Wib. Z, I51. Guta hat ein Haus in Wimpffen. W. F. 9, 105. Negesteu der übrigen Befitzberechtigten in Nagelsberg: .1315 taufcht Otto Lefch Güter zu Nagelsberg ein von Her1nann v. N. und Ulrich von Neuenftein, s. oben. 1Z21 Hildegard Dirrin (?) übergibt alle ihre Güter um Nagel?- berg an Komburg (Weik. Rep.). 1Z24 stirbt Otto Lefch Ritter, während Abt Konrad (von Münk- hcim) von Komburg von den Hallern gefangen ist. Kraft von Hohen- lohe macht Ansprüche auf Lefchs Antheil an Nagelsberg und bestreite KomburgS Lehensrecht. Kraft fchließt mit Eberhard von Roienberg, der auch einen Theil besaß, einen Burgfrieden (Hohenl. Archiv zu Oe

Nagelsbekg. 72 Z WibeI 4, 105). Es kommt zum Prozeß. Bischos Wolfram v. Würzb. befiehlt Cberhard von Rosenberg, Komburg zu schützen. Der Verweser von Mainz, Erzb. Balduin von Trier, nimmt sich um Ko1nburg an, 1329 bezeugt Ruban und 1330 Schrot von Neuenstein das Lehensrecht Komburgs zu Nagel?-berg (Oehr. und Staatsarch.). Ebenso bezeugt Eh. von Rosenberg 1330, daß er seinen von Otto Lesch erworbenen Theil von Nagelsberg von Komburg zu Leben habe (Oehr. Ars:h.). 1330 ließ sich Kraft v. H. von Komburg bekehrten, verpfändet es abe 1331 an Graf Ulrich von Württc1nberg (Sattler 2, 122). 1333 er- warb Kraft auch die Güter Götz von Bartenau in der Mark Nagels- berg für 55 Pfd. Wib. 1, 8. 1830 werden Arnold von Thierbach, Schwiegersohn Otto Leschs ges-3åi;tern, und Otto Lesch der j. mainziiche Dienstmanneu· Reg. b 1349 hatte Mainz seinen Antheil an N. auf Wiederlösung an Eberhard von Rosenberg verpfiindet. Reg. b0ic. 8, 172., W. Fr. 9, 183. 1361 schließen Kraft von Hohenlohe und Erzb. Gerlach von Mainz einen Burgfrieden. Wib. 4, 105. Reg-. hole. 9, 42. 1369 gab Mainz seinen Theil an Nagel?-berg um 400 Pfd. an Herolt von Neuenstein, welcher Neufels um 900 Pfd. an Maiuz ab- trat. Reg. boio. 9, 224. 1385 Vig. Epiph. verspricht Götz von Belsenberg und Hedwig v. Thierbach ux., dem Kloster Schönthal von der Diebswiese zwischen Belsenberg und Nagel?-:berg künftig 30 Pfg. Gült zu geben. Kremer Chronik 1052. 1386 fällt der hohenlohische Antheil an N. an Friedrich v.. H» Z. f. w. Fr. 7, 330. 1475 an Albrecht v. H. Wib. 4, 105. 1433 löst Erzb. Konrad Nagelsberg um 710 fl. von Zürch von Hornberg und verpfändet es an Diether von Weiler, der das Geld vorstreckt (Urkunde zu Krautheim). 1444 verpfåndet Erzb. Dietrich von Mainz den mainzer Theil an Nagelsberg mit Zugehör und der Zarge, »das Czebeytheil« (vielleicht Aeschentheils für 710 fl. an Wilhelm Turner von Dürne, 1445 für die selbe Summe an Konrad Thürner (Urkunde zu Krautheim). Thürner scheint bis 1492 im Pfandbesitz gewesen zu sein. Komburg hatte mit seinen Einkünsten 1450 und 1474 Hans von Berlichingen belehnt wie mit denen zu Belsenberg (Archiv des Fürste Schwarzenberg). 1454 verschreibt Simon v. Stetten 2 fl. Geld von Gütern zu Heimhausen und Nagel?-berg an die Kirche zu Künzelsau (Künz. Urk.). 1462 werden verschiedene Herren von Stetten mit Gütern und Gülten zu Nagelsberg, welche Hans von Stetten, Herolts Sohn, hinter lassen, v. Abt Crnfried von Komburg belehnt. Ebenso Lehenbrief v. 1487 (Stett. Arch.). 1505 verkauft Hans Gassolt, genannt Herrn, an Si1non von Stetten seine Gült zu Crispenhofen und Nagel?-berg, welche von Hans Herolt und Friz von Cuerhausen herkommen (Jngelf. Urk.). 1512. Christof v. Stetten tritt an seinen Bruder Simon seine Weingüter und Gerechtigkeit zu Nagel?-berg, komd. Lehen ab und er- hält dafür Simons Hof zu Sonnhofen (Stett. Urk.).

726 Ortsbeschreibung. 1ö23. Die Erden KilianZ o. Stetten verkaufen alles, was sie zu Künzelsau und Nagelöberg hatten, an Christof und Simon von Stetten um 112 fl. (Stett. Urk.). 1564 tauscht Hohenlohe von der Stadt Hat! Güter und Gülten zu NagelSberg ein (L)ehr. Arch.). 1570 U. April vertragen sich Erzb. Daniel von Mainz und Gräfin Anna, Gr. Albrecht und Wolfgang zu KünzelBau wegen nach- barl1cher Jrrungen in den Ae t N l b n1 ern age B erg und Jngelsingen (Ne- zeßbuch des AtntZ Jngelsingen). 1571 streitet Wilhelm Senkt zu Kocherstein mit der Gemeinde Nagel?-berg über die Viehweide. Z. f· w. Fr· 8, 478. 1572 2. Juni, 1579 29. Okt., 1607 26. Juli werden neue Ver- träge abgeschlossen zwischen Mainz und Hohenlohe. 1579 wird Lndwig Cafimir von Stetten mit El» der ko1nburgi- schen Lehen zu Nagel?-berg belehut, ein Sechstel hat Hans Reinhard von Stetten· v. Stett. Arch. 1600 verkauft Ludwig Casimir seine Eli; an Komburg um 700 fl. (Weik. Arch.). 1632 nehmen die Schweden Nagelsberg in Vesitz. Es wird mit dem mainzer und würzl-arger Theil an Georg Friedrich von Fohen- lohe geschenkt. Der von Hohenlohe in Langenburg gefangen ge altene Amtskeller Hilker tritt nach der Schlacht bei Nördlingen fein Amt wieder an (s. Beschreibung der Belagerung von Langenburg. Mscr. und Oetter Samml. Band 1). 1662 kauft Hohenlohe die 160l) von Ludw. Casimir von Stetten an Komburg verkauften We 3inse, Geld und Weingülten Voll Komburg. Nag. Güterbuch 1672. 1669 20. Sept. verkaufen Joh. Ernst, Joh. Heinrich und Wolfg- Christof von Stetten auch ihr V- an Gülten, Ko:nburg Lehen mit Konfens des RitterftiftZ an Hohenlohe-Neuenstein um 100 Thaler (Weikersh. Arch.). · 1687 S. Juli vertragen sich Mainz und Hohenlohe über die Jagd- gerechtigkeit in den Aemtern Nagel?-berg und Jngelsingen (Rezeßbuch des Amts Jngelf.). » Mainz hatte die Fraifch zu Nagelsberg, aber kein eigenes Ger1cht zu N» sondern zu Krautheim, dazu Reife, Folge und Musterung, von Zöllcn nur den Guldenzoll, 1 fl. vom Fuder Wein und den Schuh der Juden, welche Mainz aufgenommen (unbekannt wann). Bauer und Alberti Coll. 1803 10. Mai läßt sich Fürst Friedrich Ludwig von Hohenlohe- Jngelsingen huldigen. Er hebt den bisherigen hohenlohischen Juden- zolI auf und verkauft das Schloß zu N. an einige Judenfamtl1en (Alberti Coll.).

«...

Niedernhall. 727 36. zliederuljatl, Gemeinde II. Klasse mit 1494 Einw. a) Niedernhall, Stadt, 1437 Eint wor. 4 Kath., Fil. von Nagelsberg; b) HermerZberg, Weiler, mit Hefenhaus, Haus, 57 Eiuw., wor. 18 Koth. Das mittlere unter den fünf hohenlohischen Kocherstädtchen, die wie ein Rosenkranz, nur je durch ein kleines Dorf von einan- der getrennt, sich auf eine Entfernung von 4 Stunden aneinander reihen, (Künzelsau, Jngelsingen, Niedernhall, Forchtenberg und Sindringen) hat sich nächst Forchtenberg uoch am meisten von alterthümlich« Art bewahrt. Wie letzteres auf dem linken Kocherufer an der Einmündung eines kleinen Baches gelegen, bietet es dem thalabwärts kommenden Wanderer mit seiner Reihe hoher Pappeln, der ehemaligen Saline, einem stattlichen Fabrik- gebäude auf dem rcchten Kocherufer, seinen wohlerhaltenen Mauern und Thür1nen und dein Kranz von waldgekrönten, theilweise rebenbewachsenen Höhen ein sehr freundliches Bild dar. Das Kli1na ist verhiiltnisiniißig mild. Gegen starke Winde schützen die umgebenden Höhen. Hagelschlag ist selten, Herbstnebel und Frühlingssröste nichts außergewöhnliches. Das .Hochholz im Osten der Stadt bildet für die ganze Gegend eine Wetterscheide. Die Altstadt ist in ihrem Mauerring eng zusammengebaut, die Häuser meist nicht ansehnlich, aber so recht das Gepräge der alterthümlichen Bauart an sich tragend. Die gerade, breite Hauptstraße, welche als .Hauptverkehrsader die Stadt in der Mitte durchschneidet, ist mit Kandeln versehen und in gutem Zustand, die Nebeugassen sind, wie in den meisten alten Städtchen, eng, winkelig, zwar gekandelt, aber bei der flachen Lage des Ortes und dem starken Betrieb der Landwirthschaft nicht sehr reinlich. Einige alte Giebelhäuser lassen noch die Bedeutung ahnen, welche Niedernhall einst als Salzstadt und Adelsstadt hatte. Wohnten doch die Rinderbach, Morstein, Neuenstein, Senfte von Sulburg, die -Herren von Berlichingen und vom Holz hier. Besonders ansehnlich ist an dem untern Stadtthor und der Brücke das Haus, in welchem Götz von Berlichingen seine Jugend zubrachte, ein gewaltiger .Holzbau mit 1nächtigem Giebel, an dem die Jahreszahl 1572 zu lesen ist, und theilweise erhaltener Freskomalerei. Ueber der Hausthüre steht die Zahl 1564. Ein weiterer alterthümlicher Bau mit Stuckaturdecken

728 Ortsbefchrei«bu.ng. ist das Haus der Herrn vom Holz in der Keltergasse, jetzt von mehreren Familien bewohnt. Der Brunnen vor dem Haus hat den Namen Zuckmantel. Es ist wohl das alte Frühmeßhaus zu St. Katharina. Weiter tragen alterthümlichen Charakter das Haus des Fr. Link in der Hauptstraße, angeblich das GllTth1hll1lZ zu dem Edelmannhaus, das jetzt Fr. Ad. Röger bewohnt. Der tundbogige Thürsturz trägt die Jnschrift: Jac0bus do Nemah- ha.s ich, wann Gott will, ist mein Ziel. onna dumi11j 1599. Am Ruudbogen einer Kellerthiire steht: 1ohannes Ja0obVs PeDerLInVs Von RegensbVrg· (das Haus des suspendirten Pfarrers Federlin 1673.) Ueberhaupt zeigen viele alte Häuser Jnschriften z. B. Wo Gott das Haus nit selbs bewacht, So ist umsonst der Wächter Wacht. Am Gasthaus zum Rößle steht auf einem Stein: Als man zält 16hundert Jahr X und 9 dazu die Jahrzal war! hab ich erbaut das Haus X von Grund auf bis naus X durch Hilf und Rat getlicher Hand X Staffel Scherer bin ich genannt. Gott :oel sein Grind darinnen geben Allen, die es besitzen in ihrem Leben, Und wel mitdallen (theilen) das deglich Brodt, Wel auch behiiten für feir und wassersnot. Ueber dem Rundbogenthor: Der Herr behüt deinen Eingang und Ausgang von nun an bis in Ewigkeit Amen. Staffel Scherer heiß ich. Wann Gott will, so ist mein Ziel. Das Haus des Christian Seez mit einem Kelch auf einem Stein und der Zahl 1577 1-en. ist vielleicht das alte Haus des Altaristen. An der Hauptstraße befindet sich das Rathhaus, ein alter Holzbau mit Glockenthür1nchen. Den ersten Stock bildet eine weite Halle, in welcher zur Zeit der alten Herrlichkeit größere Feste, die Hochzeiten und Tänze der ehrbaren Rathsfamilien und Bürgerversammlungen gehalten wurden. Jm zweiten Stock be- sinden sich die Gelasse für die Ge1neindever1valtung. Auf einer der Thüren ist der Spruch eingegraben: Eins mans ret ein halb ret. Man sol sie hören al bet. An demselben Rathhaus befand sich unter der Uhr ein großer Mann mit starkem Bart, in halber Figur, der bein1 Stuudenschlag den Mund öffnete und mit seinem Scepter winkte. Als Träger fungirt außen an

Niedernhall. 729 der Ecke des Rathhauses gegen die schönthalische Kelter eine vom Volksmund Sitnsou genannte Gestalt eines nackten Mannes mit Lendentuch, wahrscheinlich ans dem 17. Jahrhundert. Das bedeutendste und schönste Gebäude ist die etwas ab- seits von der ·Hauptstraße im untern Theil der Stadt gelegene Kirche zum heil. Laurentius, ursprünglich eine romanische Basi- lika mit Z Schiffen, s. W. F. 7, 533. Der mafsige, viereckige Thurm im Osten bildet im untern Stock den Chor. Jn der Höhe von ca. 30« ist er von einem kräftigen romanischen Gesims umfaßt. ,Jn der Höhe von 77« folgt ein Holzgeschoß, auf dem ein 40« hohes, schiefergedecktes Zeltdach sitzt. Auf dem Thurm hängen 3 Glocken· Die große Glocke hat die ·Jnschrift in Majuskeln: Johannes. Lucas. Marcus. Mateus. Ave Maria, die kleine ebenfalls in Majuskeln die vier Evangelisten in der- selben Ordnung. Die mittlere hat eine Jnschrift in Mönchsschrift: Zu Gottes lob ehr und dienst gehorch. christof glockengießer zu nürnberg gos mich. Auf der Westfront der Kirche ist das schöne romanische Portal, in dessen Tympanon sich das Reliefbild der Marter des hl. Laurentius befand, das bei der Restauration der Kirche 1872 leider herabgenommen und an die Ostwand des Thurmes ver- pflanzt wurde. Der Heilige liegt auf dem Rost ausgestreckt, zu seinen Häupten und Füßen kniet je ein Scherge, der das Feuer mit einem Blasebalgen schürt; über ihm schwebt ein Engel, der dem Heiligen den Schweiß abtrocknet, während ein Scherge ihn mit einer Zunge faßt. Jn der Laibung des Portals stehen 2 Halbsäuleu und endigen rechts in rohen Laubkapitiilen mit Diamantbändern, links in prin1itiven Köpfen. Das Kämpfer- gesi1ns zeigt rechts einen ornamentirten Kopf, links einen Fisch mit einer Lilie. Neben dem Portal zeigen sich die zugemauerten Rundbogen eines einst gekuppelten Fensters. Ueber dem Portal befindet sich ein großes gothisches Fenster mit Konsolen an der Laibung, auf denen Wappenschilder angebracht sind, rechts ist das Wappen derer von Dürnau mit der Unterschrift Dirnav. Einer aus diesem Geschlecht, das in Nagelsbcrg Besitz hatte, war ohne Zweifel zur Zeit des Umbaus der Kirche mainzischer Am11nann. Der entsprechende Schild links ist leer. In der Fensterlaibung oben ist das Wappen von Mainz und Hohen- lohe; in der Giebelfpitze noch ein rundes eigenthü1nliches Fenster mit Diamanteinfassung· Das innen flach eingedeckte Mittelschiff war bedeutend höher als die beiden Seitenschiffe und hatte fünf

730 Ortsbeschteibung. Rundbogenfenster auf jeder Langseite, die jetzt zugemauert sind. Das südliche Seitenschiff wurde im 15. Jahrhundert auf den Grundmauern des alten romanischen Baus aufgeführt. Das nördliehe bekam beim Umbau dieselbe Breite wie das Mittelschiff. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die nördliche Kirchthür 1nit flachem, gedrücktem Eselsrücken trägt die Jahrzahl 1520 mit den Wappen von Mainz und Hohenlohe. Das Mittelschiff hat 2 ungewöhnlich weit gesprengte Arra- den von 6,44 Meter. Am nördlichen Mittelpfeiler ist in der Höhe von 8« ein fesigeschlungener, mit einem Holz gefpannter Strick ausgehauen, womit der Meister die Festigkeit des kühnen Baus ausdrücken wollte. Der Chor ist quadratisch angelegt, die nördliche und süd- liche Seitenwand durchbrochen für eine unmittelbare Verbindung der beiden Seitenkapellen 1nit dem Chor. Leider wird er durch den Orgeleinbau ganz verstellt. Ein Sakramenthäuschen von guter spätgothischer Arbeit ist theils verstümmelt, theils durch di Orgel verdeckt. Die südliche Seitenkapelle mit dem Altar St. Martini und Nikolai hatte ein einfaches Kreuzgewölbe, die nördliche ein Netz- gewölbe und einen Altar der hl. Katharina. Eine alte Predella mit einer guten, aber schlecht restaurirten Darstellung des Abend- n1ahls ist in derselben erhalten. Die Sakristei auf der Nvrdseite stammt ans derselben Zeit, wie das nördliche Seitenschiff, sie hat ein Gewölbe mit Kreuz- gurten. Das südliche Portal ist durch vielfach über Eck gesetztes Stabwerk geziert und hat auf dem Sturz ein Steinmetzzeichen. 1866 wurde ein neuer Taufstein hergestellt. Reste eines alten spätgothischen sind im Pfarrgarten aufbewahrt. Jm Jahr 1872 wurde die Kirche einer gründlichen Restauration unterzogen, ein neuer Altar aus Stein hergestellt mit einem vergoldeten Kreuz, das F. Haber sti.ftete. Jn den Nischen der Kanzel wurde Christus mit den 4 Evangelisten von Em. Weißer gemalt. An Grabmonumenten in und außerhalb der Kirche sind zu nennen: 1. eine Holztafel mit der Jnfchrift: Anna (1ni. MI)OVI1Il. am 23. tag Nov. starb der edel und ernvest Lud- wig von Morstein, der Zeit Amtmann zu Neuenstein d. G. gn. u. b. s. Anna dni K-1I.iXXl. am 27. tag Aprilis starb die edel und tugendsam Fraw Maria Jacobc v. Morstein, gebvrne vom Stein vom Reichenstein &c. mit dem Monogramm A. ’I’. B.

Niedernh all. 73 1 2. An einem Chorpfeiler: M. Veit Knörn weiland predi- gers alhie zu Niedernhaal am Kocher, welcher geboren umso 1572 nnd sanft und selig im Herrn entschlafen arme 16(45) den (29. Jan.). 3. Auf der Südwand der Kirche außen ein Epitaphium der Herren vom Holz: Den 2. Octobris -.nno 1635 abends zwischen 9 und 10 Uhr vcrschied im Herrn der wohledle und gestrenge Georg Christoph vom Holz seines Alters 46 Jahr; den 18. Oktober 1635 Albrecht Konrad vom Holz 43 Jahr, den 4. Ort. 1635 Jungfrau Veronica vom Holz 35 Jahr. Zwischen Kirche, Schulhaus und der Stadtmauer steht das 1832s33 neuerbaute Pfarrhaus, dem es etwas an Licht fehlt, das aber aus dem Pavillon auf der Stadtmauer um so hiibschere Aussicht auf das Kocherthal hat. Die Baulast der Kirche hat die Stiftung, die des Pfarr- hanses der Staat. Das Schulhaus wurde 1833X34 neuerbaut. Es enthält 2 Lehrzimmer im untern Stock, im zweiten Stock die Wohnung des ersten Lehrers und ein Lehrzimmer. An der Schule arbeiten 2 ständige und ein unständiger Lehrer. Außer der Volksschule besteht eine Kleinkinderschule und eine Jndustrieschule. Die Gemeinde, 1velche das Schulhaus zu unterhalten hat, besitzt zwei Keltern, darunter die große Schönthaler Kelter neben dem Rathhaus, von einer Mauer mit großem Thor umgeben, mit der .Jnschrift: B(-neDICt1o DOI DIVltes f-·Cit, alt sapIe-us, RepLet tot-OVI«a1-la proSpe1-a vlUDOMI8 (1713). Des Herren Segen machet reich. Ohn den hingegen knappt die City. P1·ov. 10, 22. Das Thor ziert das Wappen des Abts Knittel und ein schönes steinernes Kreuz. In der Kelter sind die Hexameter angebracht: QVo trog 00nst1·VX1t i·-then heV VI11DoMIa I«VXlt. Jes.24. SVb V1nIsrIt1o fato se prae11otat- umso! Jn diesem Jahr ein Stillstand war Der Waffen und dern Keltern. Dis nehmet war von Aeltern.

732 OrtZbeschreibung. Eine weitere Schrift steht außen an der Kelter, welche 1713 von Abt Leonhard Benedikt Knittel erbaut wurde: Wenn Niedernball Jm Kocherthal Wird —reich an Most So freut zumal Auch sich Schönthal Ob dieser Post. Gott schütz uns all Vor Unglücksfall, Güß, Hagel, Frost, Vor Krieg und Pest Von Nord und West, Von Süd und Ost, Und was fatal Jm Feld und Stall Der Nahrungskost. O daß einmal Der Fried erschall Zu unserm Trost! Die Gemeinde besitzt ein Armenhaus und ein Schafhaus. Der Gottesacker mit einer kleinen, als Geschirrkammer benützten, unbedeutenden Kapelle, auf deren Thürmchen die Glocke der ehemaligen Kapelle von Frauenzimmern mit der Jn- schrift in gothischer Schrift: Ave muri-« gracia (se. p1ena) hängt, liegt jenseits des Kochers an der Straße nach Weisbach. Derselbe enthält eine Reihe älterer Grabsteine, von denen wir nennen: 1. Arme (1om. 1521 am donnerstag nach Michaelis starb der edel und vest Philips von Berlichingen der jung. d. g. g. 2. arme (1umini 1589 verschied im Herrn seliglich die edle und tugendsame fraw Brigitte: Karlinin geb. v. Zedwitz 21. September (wohl die Gattin des Salzrverkformators Hieron. Karlin). Z. Hans Burkh, Schönthal. Schultheiß -f· 1607 6. Nov. Ursula Schelkerin, seine Gattin -s- 5. Nov. und ihr Sohn Hans Knerzer f .... 1607 an der Pest. 4. a,1mo d0mini 1607 26. Nov. -f· fraw . · Zedwitz geb. v. Vohenstein. 5. Mag. Veit Knör Pfarrer -I· 1645 und seiner Gattin Magd. geb. Scheuermann. Mit Wasser ist der Ort reichlich versehen. Auf der Mark- ung sind die bedeutendsten Quellen das Mühlbrünnelein und der Brunnen im ,,Käpelle« s. unten. Das Trinkwasser ist gut. Es wird von 7 Pumpbrunnen aus 2 Wasserleitungen mit theils thönernen, theils bleiernen Dencheln geliefert. Eine Wette ist vorhanden, der kleine Mühlsee ist künftlich angelegt, der See in ,,Frauenzim1nern« trocken gelegt. Steinbrüche von wenig werthvolletn Gestein, Lehn1- und Sandgrnben sind unbedeutend. Vom Bergbau s. S. 24 ff. und Weisbach. Die Bermögensverhältnisse der Einwohner, welche vor- wiegend auf den unsichern Ertrag der Weinberge angewiesen sind, sind nicht sehr günstig. Jsraeliten verkehren viel in dem Städtchen. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners

Niedernhall. 733 berechnet sich auf 4 hu, der des Mitte-lmannes auf I Im 30 at, der der ärmeren Leute auf 1,6 ins. Die Haupterwerbsmittel sind We«inbau, Feldbau und etwas Gewerbe. Am stärksten sind unter den «Handwerken Schuhmacher und Schneider vertreten. Es bestehen 7 Schildwirthschaften und 1 Bierbrauerei mit Wirthschaftsbetrieb. Auf der alten Saline wird eine Jaquard- weberei betrieben. Die vorhandenen Wasserkräfte werden außer von der genannten Fabrik von 2 Miihlen mit je 3 Mahl- und 2 Gerbgängen und einer Sägmühle benützt. Auch besteht eine Ziegelei mit gutem Absatz. Kaufläden sind 3 in dem Städtchen. Krämermärkte werden nicht mehr gehalten, dagegen ein be- lebter Viehmarkt. Ausgeführt wird Holz und Schnittwaaren und in guten Weinjahren Wein, der nach Hall, Stuttgart und Tübingen geht. Die Stiftung (auch Laurentiuspflege genannt) besitzt ein Grundstocksvermögen v. 3280 «-iß, die Almosenpflege 5528 --L, die Schulpflege 4800 -M Die ansehnliche Markung hat einen mittelfruchtbaren Boden. Auf den Höhen ist vorwiegend naßkalter Lehmboden, im Thal Sandboden. Eine Lehm- und Sandgrube ist vorhanden. Der Weinba-u ist schon seit alter Zeit sehr bedeutend. Die besten Lagen sind der BraUnsberg nnd Burgstall. Der Wein ist angenehm, aber nicht sehr haltbar und steht dem Criesbacher und ,Jngelfinger etwas nach. Man rechnet alle 5—6 Jahr auf reichen Obstertrag, von dem dann ca. 1000 Ctr. verkauft werden. Die Gemeinde be- sitzt 1300 M. Wald, fast durchaus Laubwald, aus dem jährlich ca. 400 Klafter Holz und 28000 Wellen geschlagen werden, von welchen jeder Bürger I Rn1. und 50 Wellen erhält. Das Uebrige wird für die Stadtkasse verkauft. Der Erlös beträgt ca. 6000 -L An eigentlicher Weide sind nur I81-2 M. vor- handen. Neben diesen darf der Schäfer, welcher einheimische Schafe hält, die Allmanden benützen. Die Weide erträgt jährlich ca. 840 -M, der Pferd) 200 --L Außerdem besitzt die Gemeinde eigene Giiterstiicke, welche an die Einwohner verpachtet werden. Das Pachtgeld beläuft sich auf ca. 1000 -M Die Rindviehzucht ist beträchtlich. Schafe hält der Orts- schäfer im Sommer 400, i1n Winter 250. Die Wolle geht nach Kirchheim, die Schafe nach Straßburg. Die Fifcherei im Kocher wird von der Standesherrschaft Oehringen u1n 13 --O. jiihrlich verpachtet.

734 Ortsbeschreibung. Der Verkehr wird vermittelt durch die Kocherthalstr-1ße nach Künzelsau und Schönthal und eine neu hergestellte Straße nach der Eisenbahnstation Neuenstein. Ueber den Kocher führt eine etwas altersschwache hölzerne Brücke, welche die Stadtgemeinde zu unterhalten hat. Alterthümer. Die Höhen südlich von NiedernhalI mit ihren herrlichen Wäldern sind ungemein reich an Grabhügeln, welche von dem verdienten Hofrath Hammer in den 30er und 40er Jahren geöffnet wurden. S. oben S. 252. Jn der Umgebung von Niedernhall sind zahlreiche Orte ab- gegangen. Eine Kapelle zu den heil. 3 Königen stand unterhalb des Criesbacher Burgstalls, eine Kapelle zu uns. lieb. Frau süd- östlich von Niedernhall bei dem abgegangenen Weiler Frauen- zimmern. Von Orten sind zu nennen: Bechberg, Braun?-berg, Frauenzi1nmern, Morsberg, Ruwenthal, Schellenberg, Thalhein1 s. unten. Auch die Ruine Altneufels s. OA.Beschr. Oehringen S. 293 liegt noch auf der Markung NiedernhalI. Von Flur- namen fallen auf: Bubenacker (-Her1nersb.), Zimmergemeinde (Frauenzimmern), ,Johannisfeld und Stephan bei der Kuhtränke, Giebelheide, .Haunold, Bienen, Wart. Eine Merkwürdigkeit auf geologischem Gebiet ist das Nebel- loch, eine tiefe Höhle über dem Kupferthal südwestlich von Niedern- hall. Die Höhle ist etwa 12« lang. Im Volks-Mund heißt sie das warme Loch. Im Winter steigen warme Dämpfe aus demselben. Der Schnee schmilzt ringsum, die Holzmacher in der Nähe hängen bei starker Kälte die Beine in die Oeffnung, um sie zu wärmen. Ein neu entstandener Erdfall liegt hinter Hermersberg. Geschichte. Niedernhall, 1037 Halle inferi01·. W. U. 1, 264, im Gegensatz zu Obernhall, d. h. Schwiib. Hall, hat vom Salz1verk seinen Namen. Nach der Orts- .-( (Z;s sage stand Niedernhall ursprünglich in der Flur

 Warr etwas s’lußabwärts und hieß Sumpfen-
   röhrig.
 L «« Das älteste Stadtsiegel mit dem heil.
 Laurentius, dem Kirchenpatron, hat die Um-
 schrift s. der stat unnäe1-h-i.1l, wie man im

Volksmund auch noch hört Jndernhall.

Niedernh all. 7 3 Z Niedernhall gehörte nrsprünglich wahrscheinlich zur Cent Altneufels. Es erscheint erstmals 1037 in der urkundlichen Geschichte im Stiftungsbrief des Stiftes Oehringen. Bifchof Gebhard von Regensburg begabte dort das Stift Oehringen reichlich. Niedernhall war den1nach Hausbesitz der Grafen im Orngau. Um 1090 begabt Mechtild von Stein das Kloster Komburg in Niedernhall. Jm 13. Jahrhundert waren die Herren von Krauthein1 die hauptsächlichsten Besitzer, von ihnen kam es an ihre Erben, die Grafen von Eberstein, und von diesen an die Grafen von Flügelau. An diese erinnert vielleicht der Roseoelder Hof (Roßfeld bei Flügelau) Reg. 1334 36, 42, Belsenberg. Neben ihnen sinden sich die Herrn v. Düren, welche ihren Besitz oielleicht von den Grafen von Laufen, diese von den Staufern erhalten hatten, während die Stauser die Erben der Grafen von Oehringen-Weinsberg waren (Bauer). Die Grafen von Hohenlohe bekamen ihren Besitz in Niedern- hall durch Erbschaft von den Grafen von Fliigelau Reg. 1317 und durch Kauf von den Grafen von Eberstein Reg. 1323. Von ritterlichen Geschlechtern, die in Niedernhall besitzbe- rechtigt waren, finden sich die Herrn von Bachenstein, Reg. 1313. 1422, Belsenberg 1334. 36. 44, Berlichingen 1412. 97, Buchen- bach vor 1286, vom Holz 1533. 1690, Klepsheim 1370. 1445. Morstein 1603, Neidenan 1286. Neuenstein 1357. 1488. 89, Rosenbe1«g 1409. 12, Senft 1603, Stetten 1357, Tann 1416, Urhausen 1480, Veinau 1372. Von geistlichen Korporationen ist neben Komburg, das 1483 seinen Besitz an die Grafen von Hohenlohe veräußerte, und Stift Oehringen, dessen Rechte mit der Refor1nation an Hohenlohe kamen, in erster Linie Schönthal zu nennen, das von 1233 an bedeutende Theile von Niedernhall an sich brachte, aber 1326 feinen ganzen Besitz an Kurmainz veräußerte, ivelches fortan neben Hohenlohe als der hauptsächlichste Grundherr auf- tritt, aber öfters seinen Besitz verpfändete (1350 und 1465) und zuletzt 1799 ganz an Hohenlohe-Jngelsingen veräußerte, das nun mit Hohenlohe-Oehringen Condominatsherr wurde, bis mit dem Aussterben der Oehringer Linie Hohenlohe-,Jngelfingen (nun Oehringen genannt) 1805 auch die Rechte jener Linie erbte. Schönthal besaß bis zur Aufhebung des Klosters eine bedeutende Kelter, Zehntrechte und früher auch Antheil an der Saline. Kloster Amorbach hatte V8 und Es-) an dem Salzwerk.

736 Ootsbeschre-ibung. 1356 erhielt Nie-dernhall von Kaiser Karl 17. Stadtrecht nach Frankfurts Vorbild. 1361 begannen Kraft von Hohenlohe und Erzb. Gerlach nach Uebereinkunft die Stadt nach den1 Muster Mergenthei1ns zu befestigen. Die Stadt hatte ein oberes und untereg Thor mit Thurm, den Säuthurm, Faselthurm und Malesizthurm. Das untere alte Stadtthor ist jetzt zugemauert. Für die Jsraeliten und ihren Verkehr war das Judenthörle be- stimmt. Das obere That wurde 1856, das untere 1834J36 abgetragen. Von den alten Thürmen ist keiner ganz erhalten. Der Säuthurm dient als Gefängnis. .Hohenlohe und Mainz hatten jeder einen Schulthriß, ebenso im 17. Jahrhundert Schön- thal, Hohenlohe im 14. Jahrhundert auch einen adeligen Vogt oder Amtmann. Für die Urkunden war eine gemeinsame Truhe bestimmt. Das Verhältnis von Mainz und Hohenlohe war be- sonders nach der Reformation sehr schwierig. 1357 hatte Hohen- lohe den Zoll, jährlich auf 4 Pfd. geschätzt, an den kleinen Bußen an den großen W. Die Bußen auf dem Kirchhof und der Brücke gehörten Hohenlohe allein. Cin altes Marktrecht wurde 1493 aufs neue ausgeübt. Das Salzwerk, das schon vor der urkundlichen Zeit bestanden haben muß, da es der Stadt den Namen gab, war nach Sieden und Sulen und Hallhäusern ge- theilt und cvechselte oft seine Besitzer. Der Adel (Neuenstein, Urhausen, Rosenberg) und die Geistlichkeit (Kl. Schönthal und Amorbach, Herr Seifried Eckart, Kaplan in Neufels und Pfarrer zu Weiler, Herr Heinrich Weißbach, sowie der Pfarrer von Buchen- bach, die Frühmesse zu Niedernhall) und eine große Anzahl Bürger hatten neben Hohenlohe Siedrechte (Schönth. Amtslagerbuch). Nach und nach erwarb Hohenlohe die übrigen Rechte, so noch 1605 von den Bürgern. 1590 ließ Graf Wolfgang das Salzwerk durch Hieronymus Karlin von Augsburg (»Jnventur des neuen Salzsiedens««), und Balthasar Klotzer in besseren Stand setzen. Ueber den Ertrag des Salzwerks 1618 ergibt sich (nach Notizen des f Dek. Mayer in Weikersheim) aus 4—-6 Pfannen: Monat: Simri: Erlös Holzverbrauch: 1. 642 vom Simri 13 Kl. 1560 Büschel 2. 456 8 und 9 Batzen 91Ja Kl. 1140 B. 3. 504 14 Kl. 1290 B. 4. 522 16V2 Kl- 5. 564 153X4 Kl. 1680 B. 6. 519 21«X2 Kl. 1840 B.

Niedernhall. 737 Der Reinertrag, an dem das Neuensteiner -Haus in seinen ver- schiedenen Linien Antheil hatte, war gering. Ueber das weitere Schicksal des Salzwerks s. Weisbach. 1802 fielen die schönthalischen Gebäude, die Gülten und Rechte an Württemberg. 1806 kam Niedernhall unter württemb. Staatshoheit. Das Patrimonialamt wurde 1809 aufgehoben. Kirchliches. Niedernhall war mit Jngelfingen bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts Filial von Belscnberg. Doch hatte es wahrscheinlich schon 1225 einen S-«cek(1os, sicher 1291 einen plebanus. Mit dem Patronat in Belsenberg hatte das Stift Oehringen auch das Patronat in Niedernhall bekommen, das mit der Reformation an Hohenlohe übergieng. 1336 wurde eine Frühmesse errichtet, welche von Bischof Otto bestätigt, 1380 aber aufs neue errichtet und für den Altar St. Martins und St. Nikolaus v. B. Gerhard bestätigt wurde. Jm Schönthaler Amtslagerbuch findet sich auch gegen Ende des 15. Jahrhunderts ein Altarist zu St. Katharina genannt, wie auch der ljbek syno- da1is 1453 Württ. Vie1«telj.1879, 183 drei geistliche Pfründen in N. zählt. Jm J. 1466 wurde eine geistliche Brüderschaft ge- stiftet. Im 15. Jahrhundert wird bereits eine Schule erwähnt, welche von einer Gasse in der Stadt den Zehnten bezog (Schönth. Amte-’lagerbuch). Der Schulmeister wurde noch nach der Re- formation vom Pfarrer in Anwesenheit von Schultheiß, Bürger- meister und Richter auf dem Rathhaus geprüft und, wenn er dem Graf von Hohenlohe genehm war, vom Pfarrer verpflichtet. Von 1681 an besetzte der Graf für sich allein die Schulstelle, welcher auch der Platz der früheren Kapelle zu den 3 Königen in Ruwenthal (s. u.) zugewiesen wurde. Jm Mittelalter war ein Spital in N. Das Schönth. Amtslagerbuch nennt den ,,altcn Spital«. Die Einführung der Reformation fand keine Schwierigkeiten. Aber später sprach Mainz das jus coepiseop-«1e an. Das Ver- hältnis zu den meist katholischen Beamten von Mainz war schwierig. Die von Hohenlohe ernannten Pfarrrer mußten in aller Stille von der Pfarrei Besitz. ergreifen, ohne investirt zu werden. Pfarrer: Hertwic 1225 (wahrscheinlich sacsrc1os in Niedertr- hall, W. U. Z, 174, wo auch seine Söhne Konrad und Heinrich ge- nannt sind.) Salomo oder Solmann 1291 u. 1304, Staat?-arch. und Wib. 1, 170. Pfaff Markart vor 1357, hohenl. Gültb. W-alter Himmel- reich, Dechant 1395, Wib. 1, 17(). 2, 338. Joh. Marbach, Dechant Beseht. von Witrttemb. 62. Heft. Oberamt Künzelsau. 47

738 OrtZbeschreibung. 1420, W. F. 10. 197. N. Rammung 14 . . Joh. PiZeatoris oder Fischer 1446, Staatsarch. Wib. Z, 164. Hermann 1462, Amorb. Kop.V. Georg Berge: 1468. Joh. Delde 1517, Wib. 1, 170. Frühmesse« Gerung 1352, Wib. 2, 199. Joh. Marbach 1386. Heime. Kaufmann 1412. Peter Krauß 1485. Melchior KraIuß 1495. Konrad Dozler 1522, Wib. 4, 107. » Evangel. Pfarrer: N. 1556. Andreas Hermann 1557. Andr. Munfter 1565. Bett Mögner 1565. Zach. Sartorius v. Oberrimbach 1571—80. Christian Pierins, gewesener Präceptor in Böblingen, 1580. M. Joh. Pfeffer 1584—1602. M. Veit Knör 1602—45· M. Ulrich Stofser v. Augsburg 1647—57. Stiftsprediger in Oehringen. M. Joh. Jac. Federlin von RegenSburg 1657—91. M. Paul Mart. Alberti v. Nürnberg 1691—98. Mich. Pogner v. Krögelstein 1698—1732. ,Joh. Heinr. Ad. Eichhorn1732—37. Joh. Jak. Beyer v. Buch- bronn bei Kitzingen 1737—79. Joh. Chr. Karl Beyer 1779—1818. Chr. Gottl.. K. Baumann 1819——32. Ferd. Const. Heep 1833—44. Jul. Lud. K. Th. Braun 1844. K. Preuner 1858. W. Eh. R. Haber 1864. Gast. Pezold 1875. Konrad Maisch 1882· 1037. B. Gebhard von Regensburg schenkt an das von ihm und feiner Mutter Adelheid, der Mutter K. Konrads II., gegründete Stift Oehringen. 1 Hube und 2 areas in inferi01-i Halle, W. U. I, 2 ca. 1090. Mechtild 1iberae o0nditionis schenkt an Komburg ihren Besitz in infe1·i0ri Halle. W. F. 1854, 62. 1225 27. Mai wird Abt Gottfried von Schönthal mit dem Pfarrer Otto v. Krautheim in E-illa inferiori vertragen. Unter den Zeugen Hertwic S-,cer(1os, Heinrich Cresho, Richardus, 1apioida de Heilig. W. U. 3, 175. 1233 Apr. 8. Heinrich, der Sohn Jring Cressos, schenkt an das Kl. Schönthal 5 Morgen Weinberg auf dem Morszberg bei Niedern- hall. W. U. 3, 226. 1237 Mai 21. Papst Gregor 1X. bestätigt dem Kl. Schönthal u. A. den Besitz der Saline in Alle. W. U. Z, 392- 1288 verkauft Rupert v. Dürne an Schönthal den großen Korn- zehn»Fen und den kleinen Zehnten in inferjo1-i H-.llis. Staatsarch. 184 , 22. 1280 verkauft Rupert v. Dürne den sog. Stanthartshof zu N» der aber für 22 Pfd. an Her1nann v. Russilhusen verpfändet war, an Schönthal, welches Rupert noch 12 Pfd. dafür gibt. Staatsarch. 1284 13. Dez. B. Berthold v. Würzburg eignet dem Kl. Schön- thal den von Rnpert von Dürne erkauften Zehnten, der wü3zburg. Lehen war, und erhält dafür von Rupert das Dorf Wyßbach aufge- getragen. StaatBarch. 1286. Schönthal kauft von Konrad von Neidenan dessen Hof zu Thalheim (f. u.), und Güter zu Ruwenthal (f. u.), eine Kelter, Z von Salinen, Aeckern, Gärten und Häusern zu Niedernhall, eine Wiese die Burkhard v. Buchenbach gehörte, und die Badstube. Staat?-arch. Srhönhuth 43. 1287 19. Juni verkauft Rupert v. Dürne dem Kl. Schönthal den ganzen großen und kleinen Zehnten, ausgenommen den Weinzehnten nnd 1291 30. Jan. auch 2 Theile am Weinzehnten.

Niedernhall. 739 1291 verkauft Abt Heinrich von Kaisers-heim (bair.) Weinberge und Güter zu N. an Schdnthal. Staatsarch. 1296. Eine Kloster Schönthal gehörige Kapelle zu N. erhält von 6 Bischöfen einen Ablaßbrief. Schönhuth 49. 1802 31. Mai verkaufen Konrad v. Fliigelau, Otto sein Bruder, Mechtild, seine Schwester und deren Mutter Beatrix v. Eberstein ihr Besitz zu N. an Schönthal nun 44-0 Pfd., behalten sich aber die Eig leute, Höher und Weinberge vor. W. F. 8, 78. 1302 8. Juni bestätigen die Gebriider Heinrich und Boppo von Cberstein den Verkauf. Das Verkaufsobjekt ist nach dieser Urkunde 0ppjdum Halle int"erius cllll1 0mni jun- er ntilitat:e, judicio, Be Bannwein, Kelter und Mühlrecht. W. F. 8, 78. 1303 20. Aug. Engelhard v. Bachenstein, fi1iaste1· Philipps von Hall, verkauft dem Kl. Schönthal eine Mühle in N. auf der Rupert v. Dürne ein Lehensrerht an 2 Pfd. H. hat. Schönhuth 64. 1317 I. März vertragen sich Graf Kraft von .Hohenlohe und Boppo v. Eberstein dahin, daß sie das flügelausche Erbe mit einande haben wollen (also den reseroirten Theil v. Niedernhall). Wib. 4, 9 1320 schenkt Walter, der Schultheis; zu Niedernhall, einen Wein- berg, schönthalisches Lehen an Gnadenthal, das aber Z Heller jährli an Schönthal zahlen muß. Wib. 2, 264. 1323 23. Des. erwirbt Kraft v. Hohenlohe den Antheil Boppos v. Eberstein an der flügelauschen Erbschaft. W. F. 8, 81. 1326 30. Juni verkauft Abt Reinold v. Schönthal des Klosters Besii3- Gült, Steuer, Bannwein, Gericht, Siebe- und Badstube ausge- nommen einen Hof mit Kelter, der Mühle jenseits des Kochers 213 M. Weingarten, 20 M. Acker und zwei Drittel am großen und kleinen Zehnten an Erzb. Matthias von Mainz um 300 Pfd. Staatsarch. Schönh. 70. 1328 23. Sept. Kraft von Hohenlohe mit seiner Gemahlin Adelheid und seinem Sohn Kraft entsagt allen Anspriichen an die Güt des Kl. Schiinthal in N. Staatsarch. 1334. 36. 44 s. Belsenberg. 1336 wird die Frühmesse gestiftet und von B. Otto v. Würzburg bestätigt. Oehr. Arch. 1356 22. Dez. erhält Niedernhall das Frankfurt« Recht von K. Karl IV. Erzb. Gerlach darf eine Stadt aus Niedernhall machen. Stälin Z, 732. 741. 1357. Gerhus v. Stetten, Witwe Konrad v. Neuenstein, gen. v. Ahelfingen, verkauft ihre Gült und Zoll zu Niedernhall mit 3V2 Pf!-. nnd 1 Pfd. von den .Herdstätten um 5() Pfd. an Kraft v. Hohen lohe. Oehr. Arch. 1359 2l. März verkauft Erzb. Gerlach v. Mainz den ganzen Mainzer Besitz in N. um 500 fl. an Schönthal. Schönhuth 88. 1361 23. Juli vergleicht sich Erzb. Gerlach, der also N. wieder von «5chönthal einlöste, mit Kraft v. Hohenlohe über den Bau der Stadtmauer, an dein Mainz »Ja, .Hohenlohe txt; leisten soll, üb Rechte und Gefälle, Schirm und Gericht. Für die Rechtsverhältnisse Niedernhal1s wichtige Urkunde bei Hans. 1, 459. 1370. 19. Nov. Joh. v. KlepSheim, seine Gattin Adelheid und

740 Orts!-eschreib1t:1g. fein Sohn Wilhelm verkaufen B Sieben nnd 6 Herdstätten um 70 Pfd. an Kl. Schönthal. Schönh. 91b. 1370 18. Dez. Kraft v. Hohenlohe gibt an eine neu gestiftete Messe zu Oehringen einen Hof zu Niedernhall. W. F. 7, 67. 1372 19. Juni. Konrad v. Veinau und seine Gattin Hedwig verkaufen Güter und »Zinse zu N. an Schönthal für 15 Pfd. Staats-ar 1380. Pfaff Gerung schenkt an die neu errichtete Frühmesse S. Nikolai und Martini all fein Eigenthum zu N» ebenso seine Mutter Anna, Oehr. Arch. 1385 L. Mai Pf. GeruIIg- Vikar in Wimpfen, vertauscht dem Kl. Schönthal 5V2 M. Weingarten, 5 M. Acker und 5 M. Wiesen für Güter in Binswangen. Schönh. 97, 1386. Joh. Marbach, Frühmesser zu N. belehnt Hans Riemer mit dem Frühmeßhof und Garten. 1403. Der Deutschordenskommenthur Gottfried Truchse,ß verleiht den Weingarten am Brunsberg nnd Frauenberg als Lehen. Staats-arch- 1404. Herr Seifried Cckart, Vikar zu St. Maria Magd. in Oehringen verpachtet den Hof der Kapelle in N. an .Walter Knab. Oehr. Arch. 1404- Dieust. vor Ant. eutscheidet G. Ulrich v. Hoheniohe als Schiedsrichter einen Streit zwischen Schönthal und den Bürgern zu N wegen der Beet. Schönh. 105. 1409 1. Mai. Arnold v. Rosenberg zu Srhipf und seine Gattin Elisabeth verkaufen an Schönthal 1 Sa1ine zu N. Schöuh. 107. 1412. B. Johann v. Würzburg belehnt Beringer v. Berlichingen mit VI Saliue zu Niedernhall, die er von Hans v. Helmstadt, gen. von Rosenberg erkauft hat (Bauer). 1412. Der Friihmesser Heim. Kaufmann verpachtet eine Wiese unter dem Fladenn)ein um V- fl. Oehr. Arch. 1416 29. Sept. Weiprecht von Tann zu Dörzbach und seine Gattin Guta geben im Tausch an den Abt v. Schönthal ein Sieben zu N. Schönh. 112. 1422 31. Jan. Marquard v. Bachenstein, sein Sohn Johann und dessen Hausfrau Guta v. Veinau verkaufen ein Sieben an Kl. Schönthal. 1445. Koth. v. K«lepsheim gibt an Abt Heinrich v. Amorbach ihr Recht an die Pfanne Kunz Chris·tians zu N. zu einer Jahrzeit fü ihren Hauswirt. Amorb. Kop. 1446 streiten Stift Oehringen und der Pfarrer Joh. Piscatoris mit Schönthal wegen des Zehnten. Staatsarch. 1428 fällt in N. 16 fi. 6 Böhm. Z H. als Opfer für den Hufsiten- krieg. Wild. 1, 218. 1451 löst Erzb. Diether von Mainz den v. Erzb. Joh. (zwischen 1397 u. 14()7) an Ulrich und Albrecht von Hoheniohe versetzteu main Antheil an N. um 1200 fl. wieder ein. Qehr. Arch. 1462 Donnerstag nach St. Marx. Mk. Burkhard, Dechant, Pf. Johann zu Forchtenberg, Hermann zu Niedernhall, Konrad zu Marlach, Matthis zu Jngelsingen, Johann zu Dorendersall (OreudelsalI), Johan zu Orlach, Kaplan Michael zu Jngelsingen halten im Gericht zu Künze Kunz Christian an, das Halhaus zu Niedernhall, an dem Kl. Amor- bach Rechte hat, zu bauen. Amorb. Kop.

Niedernhall. 741 1466 Freit. nach Neujahr. Heim. Eckart, Kaplan zu Weiler, verkauft fein Sieden zu N. an Kraft und Albrecht von Hohealohe gege eine Pfründe. W. Nep. 1486. Graf Albrecht von Hohenlohe kauft die Mühle vor dem obern Thor von Stephan Helle, Keller zu Waldenbukg, um 15 fl. Oehr. Arch. 1483. Kocnburg verkauft die Giilt von 4 Sieben und eine Wiese an Hohenlohe. Wib. I, 109. 1485. Peter Krauß verzichtet auf die Frühmesse zu N. Oehr. Arch. 1488. Die Stadt N. hat das ,,Eigen·«, ein Tagwerk Wiesen und etwas Holz, einst Cigenthum der Herrn v. Neueustein, von Hohenlohe als Lehen. Träger 1488 Heinz Kreß. Oehr. Arch. ca. 1480. Seh. v· Urhausen wohnt in N. Schiinth. AmtZb. 1486. Bei der Theilung der Grafen Kraft nnd Gottfried erhält Kraft Niedernhall. Dedukt. v. 1806, Dok. 21. 1488 28. Okt. wird das (verlorne) Stadtbuch angelegt. 1489. Konrad v. Neuenstein verkauft seinen Hof zu Webern und 5IJs Salzfieden zu N. an Schönthal um 200 fl. Staatsarch. ca. 1490. Götz v. Berlichingen besucht als Knabe bei feinem Vetter Kon. v. Neuenstein die Schule. W. F. 4, 374. 1497 Dienst. nach St. Bonif. verkaufen Bernhard nnd Marx von Berlichingen ihren Theil an dem Salz zu Niedernhall an ihren Vetter Kilian von V. Agathe, Bernhards Gattin, verzichtet auf die Saline, auf welche sie und A. mit ihrem .Heiratsgnt verwiesen war. 1498 (Bauer). 1493 werden nach Vertrag des Grafen Kraft und Erzbischofs Berthold die eine Zeitlang nnterlassenen 4 Jahrmärkte und Wochen- Märkte am Samstag wieder in Gang gebracht. Wib. 1, 19. 1508. Günther v.- Bünau, der päpsiliche Ablaszkommissär zieht durch seinen Abgesandten Barth. Locher von Ul1n 34 fl. Ablaßgeld aus Niedernhall ein. Oehr. Arch. 1511—17 lebt in Niedernhall Abt Georg .Hertlin, der sich nach feiner Nesignation in den Schönthaler Hof in N. (wohl Hall) zurückz und dort starb 1517. Mone Quellen 4, 161. 1512. Die Gemeinde Niedernhall verfchreibt sich Abt nnd Konvent zu Schönthal wegen des erkauften Waldes zu Bechberg. Staatsarch. 1513. Ulrich Karg »jur. 11tr. Ho· verkauft fein Haus zu Niedern- hall an Hohenlohe. Oehr. Arch. 1520 Sonntag der 11 T. Jungfrauen (21. Ott·) kauft die Stadt Niedernhall das Gut zu Bechberg um 34 fl. von Weikren Wolff zu Forrhtenberg (Forchtenb. Urk.). 1525. Bauernkrieg s. allg. Theil. 1533. G. Albrecht v. Hohenlohe verkauft das herrfchaftliche Haus mit Scheuer zu N. an Hans Georg v. Holz und seine Gattin Felicitas Rewin. Oehr. Arch. 1538. Anna Sickingen und Michel Klein zu Niedernhall quittiren den Empfang von 400 fl. von Jö1·g v. Rofenberg, welche Hans von Rofenberg von ihrer Mutter Margareta v. Adelsheim, geb. v. Ber- lichingen, entliehen hat. Staaisarch. 1553. N. fällt bei der Theilung an Ludwig Kasimir von Hohen- lohe-Neuenstein.

742 Orts-befchreibung. 1556. Bei der Kirchenvisitation wird über Zauberinnen geklagt, welche auch den Pfarrer insizirt haben. Eine solche war auf den Scheiterhanfen gebracht worden. Bierteljahrsh. 1880. 1578 vertragen sich 3. Dez. Mainz, Hohenlohe, Schönthal und Niedernhall wegen verschiedener Angelegenheiten, besonders wegen de Wildbanns. Wib. 1, 71. 1579 29. Oft. neuer Vertrag zwischen Mainz, Hohenlohe, Schön- thal und Niedernhall. Die Niedernhaller schenken Gr. Wolfgang einen vergoldeten Hirsch nach Hermersberg, wofür ihnen 200 fl. Strafe für eine Schlägerei mit den Forstknerhten erlassen ·wird. Oehr. Arch. 1582 kommt eine Hexe in Verhaft, ebenso 1612. Oehr. Arch. 1586. Streit zwischen Forchtenberg und Niedernhall wegen des Waldes Bechberg. Qehr. Arch. 1587. Mich. Rück, Schultheiß zu N., wird wegen Sakrilegien, Diebstahlen und andern Missethaten enthauptet. Langenb. Arch. 1603. Schönthal verkauft seine zins- und lehenbaren Güter zu N. an Graf Wolfgang v. Hohenlohe, ebenso 1604 seine Salzgerechtig- keit um 600 fl. Oehr. Arch. 1603 wohnen B Witwen, Mär· Magd. v. Holz, Hedwig v. Mor- stein, Koth. Senft zu N. Mayers Coll. 1609 siirbt Ludwig v. Morstein zu N. 1607 Nov. Pest in N. (Grabsteine). 1613 werden 2 Hexen auf den Werrliöwiesen an der Brücke hin- gerichtet, ebenso am 25. Febr. 1614 ein Mann und eine Frau. 1632. Schweden in N. K.B. 1632 wird der mainzische Antheil von Niedernhall in Folge der fchwedischen Schenkung von Hohenlohe bis zur Schlacht von Nördlinge 1634 okkupirt. 1632 11. Okt. -f- Hein. Albrecht v. Morstein zu N. K.B. 1633 lebt Albrecht Konr. v. Holz und Marie Jakobine geb. von Ertingen zu N. K.B. 1684— 38. Hunger, Pest, Plünderung. 1634 Sept. und Okt. fliichten die Leute von Kupferzell nach N., 2 Männer werden von den Soldaten umgebracht (K.B.). 1634 sterben 197, 1635 127, 1637 60 Mann. jb. 1635 17. Sept. ·s- M. Magd., Witwe des Georg Eberh. v. Holz, geb. Greck, und ihr Enkel Hans Philipp, Albrecht Konrads Sohn, am Z. und 4. Oft. 2 Mägde im Holzifchen Haus, 4 Oft. Veronika v. Holz, am 18. Okt. Alb. Konr. v. Holz. jb. 1635 Jan. u. ff. Soldaten DiodatiZ in N. ib. 1635 30. März wird in N. begraben ein Lieutenant vom Reg. Diodati, der am 24. März zu Lendsiedel von einem Fourier des Reg. Gallas erstochen wurde. ib. 1635 18. Oft. -s- Eleon. Soph. Senft. jb. 1637 29. Juni f Hedw. v. Morstein geb. v. Scheuerschloß. ib. 1639 Dez. GeelingscheB Regiment. 1647 Febr. Bayern vom Kreuzschen Reg. Mai Reg. Wittgen- stein von der Weimarischen Armee im Quartier. ib. 1648 flüchten Leute von Marlach nach N. ib. 1645 19. Mai erhält Ge. Fr. v. Holz, kaiserl. und bayr. General- n1ajor zu Niedernhall, für sein 1635 von Ge. Chriftoph und Albrecht

Niedernhall. 743 Konrad v. Holz ererbteZ Haus, den 3nckmantel, von Mainz einen Freiheitsbrief und ebenso 20. Juni von Hohenlohe (Bauer). 1673 15. Juli schlägt der Blitz in den Kirchthurm. 1685 wird die althergebrachte Abzugsfreiheit zwischen Künzelsau und Niedernhall erneuert (Kiinz. Dorf-O.) 1690. Gottfr. v. Holz zu Altdorf, verkauft fein Amvesen zu N. an den Weißgerber Wolfart für 900 fl. (Bauer). 1692. Agnes v. Rauchhaupt wohnt in einem herrschaftlichen Haus zu N. W. F. 8, 477. 1'736 wird die Nachsteuerfreiheit zwischen Niedernhal1 und dem Gebiet des Kl. Schönthal aufgehoben. 1715. Der kurmainzische Keller von Krautheim und der mainzische Stadtschultheiß lassen sich die Kirche ausschließen ,,um das mainzer Wappen zu erneuern«. Der Keller stößt die Drohung aus, er wolle die Ketzerei abschaffen. N. Pfarrakten. 1773. Obst- und Kartoffelbau nehmen überhand. Pfarrakten. 1773 trat eine Schwärmerin, Namens Karlin auf, die sich be- sonderer Visionen rühmte, sie sah bis vor Gottes Thron in den Himmel nnd 12 goldene Aepfel in silbernen Schalen. Sie trat in der Kirche öffentlich auf, behauptete auch, bei den Lutherischen sei Ketzerei genug, der Pfarrer gehöre nicht in den Altar, sie wolle den Kelch beim Abend- mahl reichen. Pfarrakten. 1780 wird ein neuer Schachtbronnen erbohrt. ib. 1784 28. Febr. große Ueberfchrvemmung. 1789 29. und 30. Juli noch größere Ueberfchwemrnung. Das Wasser dringt in die Kirche, geht über den Altar, reißt die Kirchen- stühle um und geht bis zum Wirthshaus zum Adler (Bauer). 1793 2. 4. April. 306 Kroaten im Quartier. Pfarrakten. 1799 31. Jan. kauft Fürst Friedr. Ludwig den Mainzischen An- theil an N. für 65000 fl. (Alberti). 1805. Dnrchzug des Davoustschen Korps (Alberti). 1826 wird der Schnlmeister von der Gemeinde gewählt. Pfarrakten. Hefenhaus, eine erst im l9. Jahrhundert entstandene Niederlassung, ist ein einzelnstehendes Haus auf der .Hochebene, südlich von Niedernhall, gehört nur in politifcher Beziehung nach Niedernhall, kirchlich nach Kirchenfall. Es hat seinen Namen von einer dort betriebenen Töpferei. Hermersberg, 3 km südlich von Niedernhall auf der Hochebene, liegt inmitten herrlicher Laubwälder. Den Haupt- theil des Weilers bildet das fürsil. hohenlohe-öhringische Jagdschloß, rings umgeben von einem Graben. Der ältere südöftliche Theil desselben, in gothifchem Stil gebaut, ist jetzt Wohnung eines Forstgehilfen, der Weftflügel, mafsiv aus Stein im Renaiffancestil ausgeführt und flankirt von dem Thorthurm, an dem sich das Wappen Graf Wolfgangs von Hohenlohe und abcnteuerliche Köpfe befinden, enthält den Rittersaal mit

744 Ortsbeschreibung. Mächtigen Stuckaturarbeiten und Hirschgeweihen. Schön model- UM Hi1«iche UND Wildfchweine scheinen nahezu in Lebensgröße aus der Wand hervorzutreten. Der Ofen mit dem Namen des Grafen Wolfgang von Hohenlohe-Weikersheim und seiner Gemahlin Magdalene v. Nassau und ihren Wappen zeigt deren Wahlsprüche: Gott gibt Glück, und Rien Saus cause(-I. Po-tieuce viuoe tout und die Zahl 1599. Unter dem Wappen Graf Wolfgangs steht die Zahl 160X. Die Nebengebäude des Schlosses sind von Taglöhnern bewohnt. Unmittelbar neben dem Schloß stchk DE! fürstliche Pachthof mit ansgedehnten Oekonomie- gebiiuden, zwischen beiden schöne alte Pappeln. Einige hundert Schritte vom Schloß, am Weg nach Niedernhall, befindet sich die Wohnung des fiirstlichen Revierförsters, ein Gebäude aus dem I7. Jahrhundert. Hermersberg, alt Hermannsberg (der Berg, auf dem Hermann, vielleicht der Orngaugraf Hermann, saß, also nicht Berg eines klerims«ri vgl. Keller Vious Au1«e1ii S. 62), ist wohl zu unterscheiden von Hermannsberg bei Hohebach abgegangen, wo Gnadenthal Besitzungen hatte. H. war ursprünglich ein Hof oder Weiler. Graf Georg erbaute um 1540X50 ein Jagdschloß. Auf ihn- weisen die Wappen seiner beiden Gemahlinnen, der Gräfin Praxedes von Sulz und der Gräfin Helene, Truchsessin von Waldburg. Das Thor und der Saal ist ohne Zweifel von Graf Wolfgang v. .Hohenlohe und seiner Gemahlin Magdalene v. Nassau erbaut. Neben Hohenlohe hatte Schönthal den Haupt- besitz zu Hermannsberg, das halbe Gericht und Vogtei, den Stab hielt Schönthal (Amtslagerb. von Schönthal)· Des Klosters Lehensleute zu Ruwenthal (abg. s. u.), Frauenzimmern (ebenso), Füßbach, Rechbach OA· Oehr. und Webern (abg.) mußten nach Hermannsberg zum Gericht gehen. 1603 vertauschte Schönthal seine hiesigen Vesitzungen an Hohenlohe. Es gab auch ein Dechants-gut hier, wahrscheinlich dem Stiftsdekan in Oehriugen gehörig (Schönth. An1tslagerbuch). Der allmählich vermehrte hvhenlohiscbe Besitz,« zu welchem auch die Güter des abgegangenen Frauenzimmern gezogen wurden, fiel bei der Landes-theilung 1552,«56 an Graf Ludw. Kasimir v. Hohenlohe-Neuenstein. Der herrliche Waldkvmplex mit dem Jagdschlößchen war von den Linien Hohenlohe-Weikersheim und -Jngelsingen gemeinsam ver- waltet. Hohenlohe-Weikcrsheim, später -Kirchberg hatte 7X12. Hohenlohe-Jngelfingen, später -Oehringen, H-12. Nach dem Aus-

Niedernhall. 745 stOkVCII de! Linie Hohenlohe=Kirchberg im Dez. 1861 siel auch der Kirchderger Antheil in der Theilung mit Hohenlohe-Lange» Burg an Hohenlohe-Oehringen. 1326. Abt Reinold verkauft mit den Niedernhaller Gütern, s. Reg. NiedernhalI, auch die zu Hermannsberg an Erzbischof Matthias v. Mainz. Urk. in Niedernhall verloren. 1357. Hohenlohe hat zu Hern1annsberg das dritte Theil am Zehnten. Hob. Giiltbuch v. 1357. 1430 hat Gnadenthal W des Gerichts. Oehr. Arch. 1559. Lorenz Keller, der alte Schultheisz zu NiedernhalI, verkauft alle seine Güter zu Hermannsberg, Lehen von Schönthal, an Ludw. Kasimir v. Hohenlohe. Oehr. Arch. 1579" wird in einem Vertrag zwischen Schönthal, Mainz und Hohenlohe beredet, daß Schönthal alle seine Güter, Gülten, Obrigkeit und Gerichtsbarkeit zu H. gegen den Besitz des Bechbergs an Hohen- lohe übergehe, was aber erst 1603 ausgeführt wurde. Schi5ll Chr. 1615 wohnt auf tPermersberg ein Forstmeister, Jäger und Gärtner. Im Schloßgraben hier man Fische. Unweit davon war ein See (Mm;ers Coll.). 1625 15. Juni. Zusammenkunft der 6 Familienhäupter des Hauses Hohenlohe, die sich gegenseitig Schutz und Beistand versprechen. Fischer, Gefch. d. H. Hohenl.. 2, 52. 1645 am 20. August wurde das Schloß Hermersberg von 12 Mann kaiserlicher Soldaten mit 6 Reitern überfallen und ausgeplün- dert. Fischer L, 72. Von abgegangenen Orten sind zu nennen: Bechberg, nicht im O.A. Oehringen, auch nicht auf dem west- lichen Kocherufer, s. OA.Beschr. Oehringen S. 219,, sondern auf der Höhe zwischen Kupfer und Kocher nahe dem Guthof, der Berg eines Becco. Auf dem sogenanten Kammerberg sind noch heute die Spuren des dazu gehörigen Ackerfelds nnd ehemaliger Gärten und Weinberge. Hohenlohe hatte dort Gülten zu beziehen. Besonders begiitert waren hier die Herren von Veinau und deren Erben, ·die Herren von Tann, von welchen Schönthal ihren Besitz erwarb, das dort nach dem Ver- trag von 1579 (s. Niedernhall) alles Eigenthum auf dem Weg des Tausches erhielt. 135’7. Konrad und Hermann von Vechberg, Adelheid des led- tern Tochter, sind Hohenlohe gültbar. Hohenl· Gültbuch. Vom Zehnten dort erhält Hohenlohe IX-. Pfd. Pfeffer, jb. 1371. Hase Hulderichin gibt dem Kl. Gnadenthal ihre Güter zu Bechberg. W. F. 9, 57. Um 1390 unter Abt Burkhart erwirbt Schönthal Besitz in Bech- berg. Mone Quellen 4, 156. 1401. Konrad v. Beinau verkauft sein Gut im Weiler Bechberg an Schönthal. OA.Beschr. Oehringen 219. 1402. Anna o. Veinau, Nonne in Gnadenthal, verzichtet auf ihr Anrecht an Güter in Cichesholz und Bechberg. Mone Quellen 156.

746 Ortsbeschreibuug. 1411. Weiprecht Thänner empfängt etliche Güter zu B. von Ls?;ohånlkähe2z1å Lehen für die ihm geeigneten Güter zu Sonderhofen. 1413. Weiprecht Thänner werden die Güter zu Bechberg von Gr· Albrecht von Hohenlohe geeignet. W. F. 6, 213. 1416. Wiprecht v. Tanne und Guta von Veinau, seine Gattin übergeben an Schönthal die Hälfte des Gerichts und die Vogtei zu B. Oehr. 219. W. F. 8, 189· 1512 und 1526 s. Niedernhall. · Braunsberg, alt Brungesberg, der Berg eines Bruning, lag in· dem heutigen Weinbergsge1vand Braun-?-berg östl. von Niedernhall· Vtclleicht ist Braunsberg nur der spätere Name des Morszberges, des Berges eines Morenzo, wo Jrin-g Cresso Sohn, Heinrich, 1233 dem Kl. Schönthal 5 M. Weinberge schenkt, W. U. Z, «326, aber jedenfalls von dem Bachensteinischen Besitz Braun?-berg bei Jungholzhausen zu unterscheiden. Es waren dort die Grafen von Flügelau, Hohenlohe, welches die flügelau schen Güter kaufte, besitzberechtigt, auch wohl das Deutsch- ordenshaus zu Mergentheim. 1301 16. Okt. verkaufen Beatrix von Cberstein, Witwe Konrads von Fliigelau und ihre Söhne Konrad und Otto ihr Gut Bruuges- berg an das Dentschordenshaus zu Mergentheim (Bauer). 1357. Berthold von Kemuaten (OA. Oehr.) gibt von 2 Morgen Weinberg am Braunsberg die Hälfte des Ertrages an Hohenlohe Hohenl. Giiltbuch. 1406 Mont. nach Matth. s. Niedernhall. Fra u enzimmern, eigentlich Zimmern bei der Liebfrauenkapelle, auf der Hochebene eine Viertelstunde von Hermersberg gelegen, auf den Distrikten Zinunergemeinde und Zimmerschlag, gehört größtentheils der Herrschaft Hohenlohe, theilweise anch der Stadt Niedernhall. Es stand dort ein alter Burgstall und eine Kapelle, zu welcher von Nie- dernhall aus geivalIfahrt wurde, der hl. Jungfrau Maria geweiht. Die Kapelle ging nach der Reformation ein; der Burgstall mit rundem Graben hatte im 16. Jahrhundert noch einen Vergfried, in welchem die Grafen von Hohenlohe zur Zeit der Hirschbrunst wohnten. Die Ka- pelle wurde zu einer Wohnung eingerichtet und noch im 17. Jahrhun- dert von einem Forstknecht bewohnt. Der Weiler bestaud aus mehreren Höfen, die erst den Herren von Neuenstein, dann den Herren von Stetten und Urhausen zustanden, aber Ende des 15. Jahrhunderts von Hohenlohe erworben wurden. Auch Gnadenthal und Oehringen hatten Güter in F.Z. Die Annahme, daß hier einst ein Kloster gestanden, beruht auf einer Verwechselung mit dem in Jngelsingeu und Criesbach begiiterten Kloster Frauenzimmern im Ries. Wib. 1, 71 ff., W. F. 4, 137. 6, 201 ff. 1388. Kath. von Neuenstein verkauft dem Kloster Gnadenthal ein Gut z11 Frauenzimmern. W. F. 9, 59. 1429 verleiht das Stift Oehringen seine Z Güter zu Frauen- zimmern an Peter Berthold B. zu Niedernhall. Oehr. Arch. 1458 wird Rudolf von Bopfingen mit einem Hof zu Fr. sammt Burgstall, See und Zehnten von Hohenlohe belehnt· Oehr. Arch.

-Niedernhall. 747 1485. Heinz und Hans die Kachelmänner verkaufen ihr Gütlein zu Fr. an Albr. von Hohenlohe. Oehr. Arch. 1486. Jakob Mezler von Niedernhall verkauft sein Gut zu Fr. bei der Kirche an Albrecht von Hohenlohe. Oehr. Arch. 1496. verkaufen die Herren von Stetten ihren Hof zu Fr. und 2Js des Zehnten, den sie von Konrad Dümpelmann erkauft, um 105 fl. an Kraft von Hohenlohe. Oehr. Arch. 1497. S. 422. 1579 stehen die Niedernhaller mit Mainz von der Forderung an die Glocken und den Kirchenornat der Kapelle ab. Wib. 1, 71. 1624—32 erscheint Peter Bilder, Schützenpeter gen., als gräf- kcher Forstknecht zu Frauenzimmern bei Hermersberg (Kiinz. Kirchen- uch). Ruwenthal (? Ruhe, Reue = Klage) nach der Urkunde von 1286 s. u., oberhalb Niedernhall nahe der Criesbacher Marknngö- grenze, war ein Weiler mit einer Kapelle zu den hl. Z Königen und einer Mühle, war aber schon Ende des 15. Jahrhunderts wüste (Schönth. Amt?-lagerb.). Es scheint, daß die Kapelle mit den Gütern zum Ruwenthal hieß, der Weiler unterhalb derselben aber Thalheim, s. unten. Die Einwohner mußten zum Gericht nach Hermersherg gehen. Schönthal erwarb dort 1286 und 1422 Besitzungen, der Deutschorden 1301 die Mühle. Der frühere Besitz SchönthalB gieng 1326 an Mainz über. Die Mittel der Kapelle wurden zur Schule verwendet. Nicht zu verwechseln ist Ru1venthal =der Railhof bei Buchenbach und Reuthalmühle, QA. Gerabronn. 1286 24. März verkauft Konr· v. Neidenau seinen Hof zu Tal- heim und die Güter in Ruwental in I-alle sup1·:-r inferius Hallo an Schönthal. St.A. 1301 16. Okt. verkauft Beatrix v· Eberstein, Witwe Konrads von Flügelau, die Mühle zu Ruwental an das Deutschordenshaus in Mergentheim, behält sich aber 2 Pfd. 6 .Heller Gült auf der Mühle vor. W. F. 8, 77. 1326 verkauft Schönthal seine Güter in Ruhenthal an Erzb. Matthias v. Mainz, s. Niedernhall. 1422. Hans Fries zu Krautheim verkauft an das Kl. Schön- thal sein Gut Rnwenthal bei Hermannsberg. St.A. ca. 1480. Die Niedernhaller haben die Güter zu R. gekauft und geben an Schönthal 2 fl. Gült jährlich davon. Schellenberg (? von Schelch, den( Vockhirsch, oder = Roß- berg , von se-bei, Hengst), zwischen Altneufels und Hermersberg im dichten Wald gelegen, muß vor 1579 abgegangen sein. Es gehörte zum Gericht Neufels. a. in(-. Reinhard begabt das Kl. Amorbach mit Gütern in Schelhe- berck. Gkr0pp hist. soc. Amorb. 194. 1231. Konrad v. Weins-berg gibt den Weiler Schellenberg an die Kirche zu Würzburg als Lehen. W. U. Z, 287. 1505. Nimm. Bickart verkauft sein Gut zu Schellenberg an Gr. Albrecht und Georg von Hohenlohe. Oehr. Arch-

748 Ortsbeschreibung. Thalh eim, ein Hof bei dem Roßwasen gegen Criesbach gelegen, war ursprünglich im Besitz Konrads von Neidenau, dann der Herren von Neuenstein. 1286 kaufte Schönthal den Hof, s· Ruwenthal. 1341 gehörte es Schrot v. Neuenstein, W. F. 1864 Nr. VlIl. Zum Hof gehörte das Holz Masselterrein und eine Wiese, die Matkb(ichin genannt, s. W. Bierteljal)rshefte 1879, 287. 37. !litzruhansru, Gemeinde IIl. Klasse, mit 305 Einw. a) Nitzenhausen, Dorf, ev. Fil. von Buchenbach, 204 Einw., worunter 1 Kath., Fil· von A1nrirhshausen; b) Berndshausen, Weiler, l01 Ein1v., worunter 15 Kath. Die seit 1820 bestehende Bezirk?-gemeinde Nitzenhausen umfaßt die beiden Orte Nitzenhansen nnd Berndshausen. Beide Orte liegen auf der Hochcbene zwischen Kocher und «Jagst und zwar auf der Neigung der Ebene gegen das Jagstthal. Eine herrliche Aussicht genießt man 1,5 km von Nitzenhausen vom hohen Ländlein an der Straße von Mäusdorf nach Nitzenhausen, einem von 10 Pappeln umgebenen freien Platz, in dessen Nähe der Deutschordensche Galgen stand, auf der einförmigen Hoch- ebene eine erwünschte Abwechselung. Die ganze Odcnwaldkette, die Löwensieiner, Waldenburger nnd Limpurger Berge bis zum Einkorn bilden vor dem Beschauer einen Kranz u1n die mit Dörfern besäete Ebene des Hohenloher Landes. Nitzenhausen liegt dem Ostwind sehr zugänglich, gegen Westen und Norden etwas geschützt, in einem kleinen Thälchen, das gegen Buchenbach hin abfällt. Das Wasser des Baches versickert unterhalb des Dorfes plötzlich und fließt nur bei hohem Wasserstand im Bett des Baches weiter und überschwen1mt dann die Wiesen unterhalb des Dorfes. Mitten im Orte steht das einfach gcbaute, ehn1alige Amt- haus des Dentschordenschen Amtsschnlthcißen, das 1806— 1809 Sitz des württembcrgischen ,,Sonvcränitäts«-Obera1nts Nitzen- hausen war. Nach Auflösung des OberaInts kam das A11llhciUs in Prioathiinde und wurde 1841 von der Gemeinde zum größeren Theil angekaust nnd zum Schulhans eingerichtct, der andere Theil ist Privateigenthu1n. Das Schulhaus enthält im untern

Nihenhausen. 749 Stock das Lehrzimmer, die Polizeigewahrsam und die Gemeinde- registratur, im oberen Stock die freundliche Wohnung des Schul- lehret?-. Ein Rathhaus ist nicht vorhanden. Die Gelasse für die Gemeindebehörden sind gemiethet. An öffentlichen Gebäuden be- sitzt die Gemeinde N. ein Armenhau-Z und ein Schafhaus. Mit Quellen ist die Marknng reichlich versehen. Nitzen- hausen besitzt 5 laufende, 9 Pumpbrunnen und 1 Schöpfbrunnen. Die meisten Brunnen erhalten ihr Wasser durch hölzerne Deichel, Z durch eiserne Röhre-n. Bei Regenwasser wird das Wasser leicht trübe. Eine Wette ist vorhanden. Zwei Weiher sind jetzt zu Wiesen umgewandelt. Sog. Märzengallen gibt es viele, dieselben vertrocknen im Sommer. Kalt- und Sandsteine werden auf der Markung gebrochen nnd lassen sich zu Bausteinen ver- wenden. Die Vermögensverhältnisse sind bei dem beträchtlichen Grund- besitz günstig. Der größte Grundbesitzer hat 140 Morgen, der Mittelmann 40, die ärmere Klasse 10 Morgen. Nur die Theil- gemeinde Vernds-hausen hat Grundbesitz auf den benachbarten Markungen Mäusdorf, Ohrenbach, Wolfsölden, im Umfang von 100 Morgen. Die vorhe1«rsehende Nahrungsquelle ist Feldbau und Viehzucht. Jn Nitzenhausen ist ein Krämer und eine Schildn-irthschaft. Straßen führen über Mäu-3dorf nach Künzelsau nnd auf der schönen, in den letzten Jahren gebauten Steige nach Buchenbach, unbedeutende Verkehrswege nach Sonnhofen, Rappoldsweilerhof und Berndshausen. Zwei kleine Brückchen über den Bach, d. h. die Klinge, sind von der Gemeinde zu unterhalten. Für die Haus-armen von Nitzenhausen ist eine Stiftung der Franz Schuhmacherschen Eheleute vorhanden, im Betrag von 171 -la Der Boden in der Gemeinde Nitzenhausen-Berndshausen ist mittelfruchtbar, der Untergrnnd auf der Hochebene Lehm und Letten, in den Niederungen Kalkerde. Die Wiesen leiden vielfach an Nässe und geben saures Futter. Die Gemeinde Nitzenhausen besitzt 15 Morgen Laubwald, der jetzt ausgestockt und neu angelegt wird. Bernds-hausen hat keinen Gemeindewald. Dagegen besitzen in der Bezirksgemeinde einzelne Private 200 Morgen Laubwald, der willkürlich gehauen wird, im Ganzen jedoch noch gut steht.

750 Ortsbeschreibwng. Als Weide kann in Nitzenhaus·en nur die Brach- und Stoppelweide dienen, in Bernds-hausen werden dazu außerdem 15 Morgen Allmanden benützt. Das Weiderecht wird nach dem Steuerfuß der Steuerpflichtigen von den Orts«-bürgern, welche einen Schäfer dingen, ausgeübt. Von Ge1neindegütern fließt in die Kasse der Theilgemeinde Nitzenhausen 103 ·-XX, in Berndshauscn 122 «-M Die Pferdehaltung ist bedeutend. Jeder Bauer hat 2 Pferde zur Arbeit. Die Rindviehzucht wird stark betrieben. Schafe von dem Schlag der Landschafe werden Sommer und Winter gehalten. Jn Nitzenhausen laufen ca. 300 Mutter- schafe, in Beruds-hausen 150 ,Jährlinge. Die Wolle bekommt der israelitische Händler, die Schafe werden in die Umgegend abgestoßen. Alterthüm er. Auf der Ebene zwischen Berndshausen, Mäusdorf nnd Nitzenhausen ist der ,,Heidenruck«. Ein Wald- dist1"ikt im Südosten von N. heißt das Hochstättlein, neben welchem die Grabenäcker mit einein vor ca. 100 Jahren eingebrochenen starken Erdfall liegen. Spuren von alter Befestigung sind übrigen-Z keine vorhanden. Zu bemerken sind noch das ,,Wo1stlein«, eine kleine Erhöhung, die Flur Westen Kaich (Gehäu), Thaubusch oft. bei Hermuthausen Deubusch. Eine Todtensteige führt nach Buchenbach. Nitzenhausen (vielIeicht urspriinglich Uzenhaufen, wozu der Uzenbronnen 1603 zu vergleichen) gehörte wohl zum Besitz der Grafen von Rothenburg-Komburg, wenn Mechtild v. Stein dazu gezählt werden darf, war dann Besitzung der Herren von Stetten und kam von diesen an den Deu.tscho1«den (1268 und 1320), welcher auch die Bcsitzungen des Kl. Kvmburg (1319) erwarb. Der Deutschorden hatte hier einen A1ntsschultheißen, auch Prätor genannt, und seit 1784 ein eigenes A1nthaus s. Ailringen. Zum Amt Nitzenhauseu gehörte Ailringen. Niederweiler, Ober- steinach und Sandelsbronn (OA. Gerabronn), Bernds-hausen, Heimhausen und Eberbaeh, soweit sie dem Deutschorden gehörten. 1805 fiel da-I Amt Nitzcnhausen mit dem Deutschordens-Neckar- oberatnt an Wiirttemberg, worauf hier ein Souveränitätsober- am:t errichtet wurde S. 226. Vor der Reformation gehörte der große und kleine Zehnten der Pfarrei Buchenbach, später

Nitzenh aus en. 7 5 1 nur der kleine Zehnte; der Neugereutzehnten aber dem Deutsch- vrden- Die politische Gemeinde Nitzenhausen Umfaßte früher auch die jetzige Gemeinde Laßbach. ca. 1090 schenkt Mechtild von Stein ihre Rechte und Gefälle zu ?iiTnhausen an das Kloster Komburg. Haken scripi:. rer. Gkerm. , 22. 1178. Nieozes-hausen ist nicht Nitzenhausen, sondern Niclashaufen bei Wertheim. Reg. 1)0io. 1, 301. 1248 bestätigt P. Jnnocenz IV. dem Kl. Komburg seine Rechte in Uzenhausen (Württb. U. IV). 1268 18. Febr. schenkt Sifrid, genannt Zürch von Stetten, dem Bruder Kraft von Krautheim, Deutschordenscommenthur in Mergent- heim, 15 Pfd. jährl. Einkünfte von seinen Gütern in Nitzenhausen. W. F. 4, 193, Stiil. II, 568. 1319 verkauft Kl. Komburg seine Gülten und Zinse an den Deutschorden in Mergentheim um 8 Pfd. Heller (Bauer). 1320. Götz v. Stetten, Ritter, und seine Gattin Hedwig ver- kaufen in N. ein Gut an den Deutschorden, das sie theils von Gernot Zon13H6abelstein erkauft, theils ererbt hatten. StaatZarch. Bauer, W. F. 1491 verkauft Martin von Adelsheim seine Rechte und Gefälle zu Nitzeuhausen an Simon v. Stetten (Stett. Arch.). 1508 übergibt Simon von Stetten seine leibeigencn Leute zu Nizenhausen an Conz v. Stetten (Stett. Arch.). 1525 ff. Die DeutschordenSunterthanen zu Nizenhansen müssen an Philipp von Berlichingen, Amtmann zu Jagstberg, für Schaden im Vauernkrieg 80 fl. bezahlen. Oechsle 231. 1527 wird jedem Haus in N. für Schaden im Bauernkrieg an den Deutschn1eister 3 fl. Strafe auferlegt. Oechsle 238. 1540 22. Juli erlaubt K. Ferdinand dem Deutschorden in Nitzen- hausen, wo er alle hohe und niedere Obrigkeit besaß, ein eigenes Gericht aufzurichten. Dagegen gehörte N. zum Halsgericht Mergentheim. W. F. 6, 246. 1603 24. März sprechen die Herren v.- Stetten eine Wiese bei dem .,Utzenbronn««, welche zur Markung Nitzenhausen gehört haben soll (s. Steinbach), an. Buchenb. Arch. 1603 wollen die Deutschherren vor Kocherstetten ziehen, weil die Herren von Stetten den Zehnten von einem strittigen Acker weggeführt. Sie bleiben aber zu N., da die Künzelsauer den H. v. Stetten zu Hilfe kommen. (Bauer). 1605 18.j8. Juli vertragen sich die Herren von Stetten mit dem Deutschorden wegen des Heidenrucks. Unparteiische sollen entscheiden, ob derselbe zur Nitzenhauser Markung gehöre oder eine gemeine Al1mnt sei. Hut, Trieb und Weide sollen die Gemeinden Nitzenhausen, Bands- hausen und Miiußdorf haben. Ein Feldlehen beim ,,Utzenbrounen« wollen die Herren v. Stetten gegen ein anderes zu Berndshausen oder Eberbach abtreten (Stett. Arch.). 1622 22. Febr· verkauft Georg v. Stetten Gülten zu N. an Hans Reinhard v. St. (Stett. Arch·).

752 Ortsbeschreibung.

l646 16. März kaiserl. Soldaten v. Regiment Lippe in N. K.B.

1648 liegen im Sommer Schweden in N. K.B. 1656 wird bei der Deutschordensregierung über den Schultheis;en zu N. wegen Entheiligung der evang. Feiertage nnd Verweigerung

lerchL)äutgarben an den Schulmeister zu Buchenbarh geklagt· (Stett.

r . . 1659. Die Deutschordensunterthanen des Amtes Nitzenhausen erhalten Abzugs- und Nachsteuerfreiheit. Staatsarch. 1680 im August wurde zu N. Heim. Georg Hörd e, Sohn des kath. Deuifchordensschultheißen Moriz Hörde und der Barbara Heller, Wirthstochter von Buchenbach, evgl., geboren (Kb. v. Buchenb.). Der Vater war zuvor Koch des Deutschmeisters und Wachtmeister in einem Bayreuth. Reg. Hürde diente im österr. Heer unter Montecnculi als Offizier um 1719 , wurde Franziskaner-Eremit (Tertianer), wollte in Veitshöchheim ein Eremitenasyl für Konvertiten, besonders für über- treiende Prädikanlen, dann Rabbiner und Offiziere griinden, kam aber in Konflikt mit dem Bischof zu Würzburg. Andere Versuche, seine Plane auf Sammlung von Konvertjten zu verwirklichen, schlugen trotz seines großen Eifers und mancher Opfer fehl. Der Sohn einer Misch- ehe und eifriger Konvertitensammler starb, von einem scheuen Stier åg)etF1gIfährlich verwundet, zu Rom 1747. Arch. f. Unterfr. 9, 671. 1688 verkauft der Deutschorden Zinsen und Gülten zu N. an Komburg (Staatsarch. Ludw.). Berndshausen, 1,5 km von N. gegen Norden gelegen, ist in die tiefe Rinne des Speltbaches, mit welchem sich unter- halb des Dorfes der Sindelbach und SalIenbach vereinigen, eingebaut, hat eine weniger regelmäßige Anlage als N» auch theilweise weniger stattliche Häuser, unter denen eines noch ein Strohdach hat. Die Ortsstrasßen sind 1nittelmäßig. An öffent- lichen Gebäuden ·besitzt es nur ein Schafhaus. Seit 1870 ist auch eine kleine Glocke vorhanden. Von Brunnen gibt es 4 laufende, 2 Schöpfbrunnen. cis besteht eine Schildwirthschaft. Straßen führen nach Bodenhos, Buchenbach, Büttelbronn, Amrichshausen und Nitzenhausen. An Flurnamen sind zu beachten ,,Hos«, ,,Vrand« und ,,Straße«. Berndshausen, alt Vernhartshausen, auch Bernolts- hausen, später Berlishausen und Bcrnitzhnusen, gehörte zur Cent Jagstberg, W. F. 1847, 38 und war ohne Zweifel ursprüng- lich selbst ein Theil der Herrschaft ,Jagstberg, welche 1275 Albert v. Ebersberg Würzburg zu Lehcn aufgetragen hatte (s. Jngstb.). Von Würzburg trugen die Herren v. Stetten, Künzelsau und Bächlingen Lehen zu B. Durch Scheukung bekam 1344 Gnaden-

Nitzenhaus en. 753 ihn! Besitz in B. der an Hohenlohe kam, das Zehntrecht von Zürch von Stetten er:varb (1549). Der Deutschorden besaß den größeren Theil des Weilers, Hohenlohe-Oehringen 3 Häuser, der Bach war die Grenze. Die hohenlohischen Unterthanen gehörten zur Schultheißerei .Hermut- hausen, die dentschordenschen nach Nitzenhausen. 1805X6 kam es unter württembergische Staatshoheit. Wie der Deutschorden zu seinem Besitz kam, ließ sich bis jetzt nicht nachweisen, ab- gesehen von einer unbedeutenden Schenkung. ca. 1303 hat Markols v. Stetten 2 Theile am Fruchtzehnten zu Bernhartshausen, Walter von Kunzelsowe den halben Zehnten als Würzb. Lehen. Arch. f. Untersr. 24, 60, 104. 1335 trägt Hein. v. Bechlingen für Markolss v. Stetten Witwe zwei Theile des Zehnten zu Vernhartshusen als Lehen B. Otto’s von Würzburg. Lehenb. B. Otto’s f. 239. 1344 12. Mai übergibt Gere Lecherin, Witwe Hermanns von Gabelstein ihre Güter und Gülten zu Bernhartshausen, worauf sie mit ihrer Morgengabe angewiesen war, an das Kl. Gnadenthal. W. F. 9, 51. 1347 trägt Heim v. Bechlingen die 1335 genannten Lehen fiir die Witwe Martolss v. Stetten und ihre zwei Töchter als Lehen B. Alberts v. Würzb. Lehenb. des B. Alb. Fol. 20. ca. 1360. Hedwig und Agnes v. Brunnen v. Hertenstein geben In! Deutgchorden 1 Psd. von ihren Gütern zu Bernoltshausen. . F. 6, 7. 1370 empfängt Johann v. Bechlingen v. B. Albert v. Würzburg 11X2 Theile des Zehntens zu Bernhartshausen nach seines Vaters Hein- rich Tode. W. F. 10, 195. 1403 gibt Rezze v. Bechlingen 2 Theile des Zehnten zu B. an Ulrich von Hohenlohe. Lehenb. des B. Johann v. Würzb. F. 21). 1538 gestattet B. Lorenz von Würzburg Zürch o. Stetten, seine Töchter Dorothee und Agathe u. A. auf zwei Theile des Zehnten zu Bernartzhausen, groß und klein anzuweisen (Stett. Urk.). 1549 verkauft «Zürch v. Stetten den halben großen Zehnten zu B. an Graf Albrecht v. Hohenlohe. W. F. 4, 358. 1685—37 hängen die rebellischen Bauern von Berndshausen, des Deutschordens Un-terthanen, an der Weimarischen Partei (d. h. wohl sind lutherisch). Die kaiserl. Soldaten des Oberstlieutenant v. Wolfs- thal werden beordert, den Bauern Georg Abel v. B. zu vertreiben (Staatsarch.). Beseht. von Witrtte1nb. 62· Heft. Oberamt .5!ünzelsan. -L8

754 Or1sbesehreibung. 38. Ober-Giugliatl1, Gemeinde III. Kl., Pfarrdorf mit 335 kath. Einw. Jn dem scharf eingeschnittenen Ginsbachthal, einem Seiten- thal der Jagst, liegt unweit der Bachquelle das kleine, freund- liche Dorf Ober-Ginsbach mit seiner stattlichen Kirche. Das Dorf besteht aus zwei langen Gassen, die sich längs des Baches hinziehen. Die nächste Umgebung des Dorfes mit zahlreichen Obstgärten ringsum ist sehr ansprechend. Die Kirche, dem Corpus Christi oder Altarsakra1nent geweiht, wurde 1846X47 im Rundbogenstil ganz neu und stattlich er- baut. Sie steht im obern Dorf auf dem linken Ufer des Baches. Der Chor gegen Westen wurde nach Zeichnungen des Malers Kolb in Ellwangen von Miiller mit schönen Bildern auf Kosten der Gemeinde gemalt. Außer dem Hochaltar sind noch 2 Seiten- altäre, dem heil. Wendelin und der Maria immaeu1ata geweiht, vorhanden. Auf dem gegen Osten gerichteten Thurm hängen drei Glocken, von denen die größte die ,Jnschrift hat: A ful- gur0 et tempest8«to Iiber-« nos Duca -Jesu Christo. J. N. R. I. s. 1669. ·Joo«nne Mel(-hiore K:-aus I. II. doct01-e, de(-s«no et pa1«ocho, El-.rtino Kampf, sebastia110 Durb-·(-he-r aedituis, Max-tino Eerm8.nn praetore. Die mittlere hat die Jnschrift: In bono:-ern s. Josephi B. V. M. sponsi hast- campaI1a est benedi(-to, a1mo 1725. parooh0 Momente Fritz et Petro 0rö111ei11 p1-stored I . K: E.M:U.S:M.K:1EI:0.B.B.B:M.L.Z.E.B. Die kleine: Gegossen von Friedrich Klaus v.Bütthardt1846. Glorie in excelsis. Die bei der alten Kirche befindlichen Grabdenkmiiler, dar- unter eines von 1639, sind beim Neubau der Kirche vollständig zertrümmert worden. Die Baulast der Kirche hat die Gemeinde. Der Gottesacker auf dem 1vestlichen Thalabhang unweit der Kirche wurde 1841 angelegt und am 12. Oktober eingeweiht. Das bequem eingerichtete, gut unterl)altene Pfarrhaus liegt unmittelbar an der Kirche. Dasselbe wurde 1653 von dem Pfarrer Joh. Balthasar erbaut. Am Samstag vor Palmsonntag

Ober-Ginsbach. 755 1647 5. April wurde nämlich das Pfarrhaus von der schwedisch- französischen Armee verbrannt, während das Gotteshaus, neben welchem schon ein Kirschbaum in Flammen stand, verschont blieb. Pfarrer M. Alt baute die Scheune auf und begann den Haus- bau· Sein Nachfolger .Hausherr stellte das Baumaterial bereit, kam aber fort, ehe er den Bau vollenden konnte, so wurde das Pfarrhaus 1653 von Pf. Johann Balthasar erbaut. Pf. Kraus, Dr. Im: utr. und Dekan, suchte für eine Gemeinschaft von Welt- priestern eine Niederlassung zu gründen, indem er auf dem Stall des Pfarrhofes eine Wohnung für diese Gemeinschaft herstellte, welche mit dem Pfarrhaus durch einen heute noch sichtbaren Gang verbunden war. Doch mußte er auf Ausführung seines Planes verzichten und zog sich auf seine eigenen Güter nach Aschhauseu zurück (Pfarrakten). Für die Baubedürfnisse des Pfarrhauses ist ein eigener Baufond gegriindet, früher lag die Baulast auf der Pfründe. Das kleine, einstockige Schulhaus enthält die Wohnung für einen Lehrer und das Schulzimmer. Es steht aus der Ostseite der Kirche vor dem Pfarrhause. Das unscheiubare Gebäude entspricht kaum dem Bedürfnis. Die Baupf1icht hat die Ge- meinde. An der Schule steht ein Lehrer. Eine Schule bestand schon 1610; denn 1663 starb Scl)ulmeister Wolz, der 53 Jahre Schullehrer war. Das Haus, von Privaten erkauft, wurde nach und nach erweitert. Das Rathhaus, ein von der Gemeinde erkauftes, altes Privathaus, unweit der Kirche jenseits des Baches, entspricht dem Bedürfnis hinreichend. Neben dem Rathhaus steht die alte Kelter, an welcher ein Kreuz eingemauert ist mit der Jahres- zahl 15«I’38. T ist vielleicht das Zeichen des Klosters Tückel- hausen, welchem erst die Kelter gehörte, wie auch die in Unter- Ginsbach. Ueber diese Erwerbung und die Veräußerung a.n die Herrn v. Stetten fehlen weitere Nachrichten, vielleicht kam sie von der Klause in Neunkirchen an Tückelhausen. Am Hause des Mich. Hans steht noch ein kleiner Wappen- schild und die ,Juschrift M. B. 1599. Vielleicht bezieht es sich auf Margareta Braunegg, die 1639 mit ihrem Manne Bernhard oder Leonhard als Wohlthäterin der Kirche genannt wird. Mit gutem Trinkwasser, das in einer steinernen Leitung herbeigeführt wird, ist der Ort reichlich versehen. Es sind ein laufender, ein Schöpfbrunneu und drei Ziehbrunnen vorhanden.

75 Z Ortsbeschreibmtg. Dem Verkehre dient die Vizinalstraße von Altkrautheim über Unter-Ginsbach nach Meßbach und Stachenhausen. Ueber den Bach führen 3 steinerne und eine hölzerne Brücke, welche die Gemeinde zu unterhalten hat. Das Klima ist in dem engen Thal sehr wechselnd. Neben heißen Sommertagen, in welchen die Hitze indem Thale sehr stark wirkt, kommen kühle Nächte vor. Frii«hlingsfröste und Nebel sind nicht selten. Hagelfchlag ist nicht gerade häufig: 1811, 1819, 1826, so. Juni 1833, 19. Juli 1835, 19. Juli 1847 zugleich mit Wolkenbruch, dem am 10. August ein zweiter Wolken- bruch folgte, der während des Erntetanzes ein 12jähriges Mädchen verfchlang. Auch am 30. Juni 1755 gieng ein Wolkenbruch nieder, welcher 10 Scheunen weg1«iß. (Pfar1«chronik und Württ. Jahrb. 1869, 453.) Die Haupterwerbsn1ittel sind Feldbau und Viehzucht. Hand- w«erke sind nur für den Ort thätig. Der Vermögensstand der Bürger ist gut. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners- beträgt 70 Morgen Aecker, 18 Morgen Wiesen, 4 Morgen Weinberge, 2 Morgen Baumgarten. Der Mittelmann besitzt davon die Hälfte, die ärmere Klasse ein Sechstel. Auf auswärtigen Mai-kungen haben die Ortsbürger ziemlich viel Grundbesitz, nämlich auf den Markungen .Hohebach, Dörz- bach, Unter-Ginsbach, Dörrenzimmern und Meßbach. Im Dorfe befindet sich eine Schildwirthschaft, ein Kram- laden und eine Mühle mit einem Gerbgang und zwei Mahl- gängen. Die Markung ist wohl abgerundet und mittelgroß, aber durch das tief eingefchnittene Ginsbachthal auf Thal, -Hochebene und steile Verghänge vertheilt und der Feldbau deswegen mühsam; der Boden schwer, hitzig, steinig und nicht sehr tiefgriindig. Der Weinbau ist im Rückgang begriffen. Man rechnet 2800——2900 Stöcke auf den Morgen. Die Obftzucht steht noch auf ihrem früheren Stand. Die Gemeinde besitzt 120 Morgen Laubwald, aus welchem jährlich 3000 Wellen und 40 Raummeter Schälholz geschlagen werden, dessen Erlös der Gemeindeknsse zufällt. Neben einer sehr beschränkten Weide wird die B1·ach- und Stoppelweide benützt. Das Weiderecht hat die Gemeinde, welche von Pacht und Pferchnutzung 1650 Mark bezieht. Von den Allmanden hat jeder Bürger 1J16 Morgen.

Ober-Gins«bach. 757 Sommer und Winter laufen 300 Stück Rauhbastarde auf der Markung, die der Pachtschäser hält. Auf der Markung Ober-Ginsbach ist Remenweiler ab- gegangen, s. unten. An Flnrnamen sind bemerken?-werth Kalben- holz, Hupberg, Rammel, Srhanz, Bodenwiesen, Schmachten- graben, Deub, Wolfert, Pctersäcker, Gaisrenner, Breitbeil und der Aschhäuser Weinberg. Beim Hausbau des Schreiner Beyer fand sich Brandschutt, altes Geräthe und eine Lanzenspitze aus dem Mittelalter. Bei der Ortsgeschichte ist vielfach schwer Ober- und Unter- Ginsbach auseinander zu halten, da die Urkunden beide häufig nicht unterscheiden. Ober-Ginsbach, alt Ginisbach, 1096 auch Gynesbach, (von einem Personnamen Gino) war ursprünglich ein Theil der Herrschast Krautheim und theilte im Wesentlichen die Schicksale derselben. Die ersten Besitzer sind Bischof Emhard v. Würzburg, ein Graf von Rothenburg und Mechtild von Stein, die wohl auch in naher Beziehung zum Rothenburger Grasenhause stand. Von beiden er1oarb das Kloster Komburg 1090 und 1096 Besitzungen in Ginsbach· Durch die Herren von Krautheim wurde Gnaden- thal mit Einkünften in Ober-Ginsbach begabt (1252). Als nrsprünglich krautheimische Lehenslente hatten die Herren v. Asch- hausen-Bieringen Lehensgüter dort. 1311, 1315, 22, 84, 1411, 18, 1546. Durch Verwandtschaft mit den Herren von Aschhausen haben die Herren von Dörzbach (1328) Klepsheim (1411) und Stetten (1648) Rechte erlangt. Nach und nach erwarb Schönthal auch Einkünfte, nach dem Jurisdiktionsbuch be- zog es Korn- und .Hellergült in Ober-Ginsbach 1311 , 1364. Ueber den Besitz des Klosters Tückelhausen s. oben. Mit dem Amt Krautheim kam Ober-Ginsbach 1803 an den Fürsten Salm und 1806 unter württemb. Staatshoheit. 1807 verzichtete Fürst Salm auf die niedere Gerichtsbarkeit in Ober-Ginsbach und trat 1826X28 seine grundherrlichen Rechte ab. Seit die Herren v. Mnggenthal und EYb in Meßbach katholische Unterthanen aufnahmen, gehörten diese zur Kirche in Ober-Ginsbach. Pfarrer: Konrad p1ebanus in Gynesbach 1310, Wild. I, 149. 1328 Oehr. Arch. Hermann 1457 Würzb. Arch. Ulrich Placl)serber 1471, Wild. 4, 96. Georg Frank von Clepsau 152'7—59. Konrad

758 Orts!-efchreibung. Reuter von Sindeldorf, zuvor in Krautheim, 1559 (?) - 99, war verhei- rathet, wurde abgesetzt und starb in der Pfalz (kathol.), foll 4mal des Jahrs gepredigt haben und zwar jedesmal über die Knaben im Feuer- ofen. Er wurde 1580 zum ersten Dekan des neuerrichteten Kapitels gewählt, zeigte sich aber wenig willfährig gegen den Bischof von Würz- burg (B. Arch. in Würzburg). Adrian .Hildernich aus Westfalen 1599 bis 1609, Dekan. Johann Jung von Fladungen, Dekan des Kapitels Krautheim 1609—18. Christoph Alt von Fladungen Dekan, kam nach Mulfingen 1618—1650. Leonhard Hausherr 1650—53 kam nach Deitel- bach. Johann Balthasar von Meckershausen im Grabfeld, 1635 bis 1643 Kaplan an der Hofpitalkirche B. Maria do Anima und bei den Schweizern des Papstes in Rom, 1653—1666. Joh. Melch. Kranß von Neustadt a. d. Saale, -Tut. un-. (1ootor, Dekan, 1666-1682. Joh. Ab. Krentzer, Canonik. in Sulzfeld a. Main 1682—83. Johann Neugebauer von Hollerstadt 1683—1714 (-f 24. Dez)· Joh. Heinrich Egels, Dekan, 1714—19. Clem. Fritz von Würzburg 1719—-1742 H- 21. Nov.) Balth. Grün von Rettersheim, Dekan 1742—-48. Joh. Kempf von Grünsfeld, 1748—61, Dekan. Phil. Christoph Forster 1761—64 H- Z. Dez.) Andr. Klebrich von Haßfurt 1765—80. Joh. Horsch von Zellingen 1780—1807, Dekan. Peter Krapf 1807—1820. Joh. Amand. Steinmayer von Fulda 1820—1827. Joseph Stötter 1829—89. Ludw. Schmitt 1857—77. Jof. Faiß 1878· ca. 1090 schenkt Mechtild von Stein dem Kloster Komburg Ein- künfte i-n Ginsbach. W. F. 1855, 62. 1096 erwirbt Burkhard von Rothenburg Ginnisbach mit seinen Zubehörden und einen Theil von Krautheim in Tausch gegen andere Güter in Asbach und Apfelbach (OA. Mergentheim) von seinem Bruder Emhard, B. von Würzburg, für das Kl. Komburg. W· U. I, 398. 1239· Febr. 13. Würzburg. Konrad von Krautheim verkauft an Gottfried von Hohenlohe den Kirchsatz, die Vogtei und allen seinen Besitz in Ginnespach. W. U. Z, 430. Weik. Rep. 1252 Juli 22. vermacht Konrad von Krautheim dem Kloster Gnadenthal Güter zu Ghnnesbach. Hansel. l, 409. 1266 Juni 14. vermocht Konrad seiner Gattin Güter in Stipe- riori Ginnesbach, welche nach ihrem Tod an Gnadenthal fallen follen. Wib. 2, 76. 1303. Boppo von El-erstein verzichtet auf die Erbanfprüche, welche er wegen Kunigunde von Eberstein zu haben meinte, gegen das Kl. Gnadenthal und erhält 100 Pfd. baar und 10 Pfd. jährliche Ein- künfte zu Ginsbach, Marlach, Krautheim, Klepsau und Neunstetten. W. F. 9, 45. 1311 Juni 25. verkauft Jutta, Gattin Heinrichs von Bieringen, die Güter des Müllers in Ober-Ginsbach an Schönthal. Staatsarch. 1315. März 30. Amorbach geben Göz, Wilhelm und Heinrich von Afchhausen, Erzb. Peter von Mainz, mit ihrer Burg Afchhaufen auch 10 Pfd. Einkünfte in Gunnesbacl) zu Lehen. Gud. co(1. (1ip1. S, 121 ff. 1319 Dienstag vor St. Kilian verkauft Abt Konrad und Kon- vent zu Komburg Güter, Gülten und Nutzungen zu Erlenbach, Kraut-

Ober-Ginsbach. 759 heim, beiden Gkt1Zbuch, Eberstal an Wilhelm von Aschhausen um 142 Pfd. (Staatsarch.). 1322 gibt KOI1kCkd Pfeil von Aschhausen dem Erzb· Matthias v. Mainz 6 Morgen Weinberge zwischen den beiden Gynsbach und zu åT)LbeFG;)nå-«ikåach zum Ersatz für die Mühle in Westernhausen zu Lehen. 1328 s. Dörzbach. 1364 St. Urb. 2i). Mai verkauft Eberhart Lesch, Krafts von Krautheim Sohn, gesessen zu Oehringeu, einen Hof zu Ober-Gtnsbach und Ebersthal an Schönthal. Staatsarch. Schönhuth- S. 91. 1384. Mittwoch vor St. O?-wald verweist Götz von Aschhausen seine Gattin Anna von Wittichstadt mit 500 fl. auf Güter zu Mel- chingen und Ober-Ginsbach (Bauer). 1411. Wilhelm von Klepsheim, sein Sohn Hans und seine Gattin Kath. von Veinau verkaufen·an Göz von Aschhansen ihr Gut zu Ober-Ginsbach um 32«X2 Pfd. Jagsth. Arch. 1418 Kath. Petri. Götz von Aschhausen gestattet Kunz von Asch- bausen, die an Eberhard von Bachenstein versetzten Güter um 105 fl. wieder zu lösen. Kunz darf sie lebenslang genießen (Bauer). 1420. Meisterin und Frauen zu Neunkirchen in der Klause ver- kaufen ihre Güter und Gülten aus dem Hof zu Ober-GinZbach, der Rennweiler genannt, an die Frühmesse zu Hohel-ach. W. F. 10, 1'72. 1428. Justina von Seckendorf, Witwe Eberh. von Bachenstein, verkauft an Herolt von Stetten 2 Aecker zu Ober-Ginsbach, die gelten 2 Herbsthühner (Stett. Urk.). 1465 vertragen Götz von Aschhausen und Leonhard von Barthen- stein den Abt Johann von Schönthal und Peter Schesser von Dörzi bach wegen eines Weinbergs zu Ober-Ginsbach, welchen Kon. Truncken- hein (?) dem Kloster Schönthal vermacht hat. Mon. Quellen 4, 159. 1483 verkauft Komburg Geldgiilten zu Gt)nnesbach an Gr. Al- brecht und Kraft von Hohenlohe. Wiirzb. Lehen. Wib. I, 109. 1516 soll die alte Kirche geweiht worden sein (Pf. Chron.). 1546 4. Mai klagen die lehenbaren Männer der Herrn v. Asch- hausen, zu beiden Ginsbach, daß die Amtleute wider Recht und Her- kommen von ihnen Beet, Anlage, Schatzung, Frohn und Dienst ver- langen (Bauer). 1579 s. Unter-Ginsbach. 1639. Leonhard (oder Bernhard) von Braunegg und Marga- reta, seine Gattin, stiften einen Jahrtag. Pfarrakten. 1647 Samstag vor Palmsonntag Einfall der schwedisch-franzü- sischen Armee. Pfarrakten. 1648 Nov. 9. Joh. Kaspar von Stetten und Brigitta von Liebenstein verkaufen ihrem Schwager Ad. Phil. von Muggenthal ihr Neuntel an allen Gefiillen und Gülten zu Ober- und Unter-Ginsbach um 4b Eimer 1647er Gewächs (Laib. Repert.). Derselbe Herr von Muggenthal kauft das Kelterrecht zu Ober- und Unter-Ginsbach von Joh. Phil. Hofwart von Kirchheim, Reinhard von Venningen und Joh. Kasp. von Stetten. Am Kelterrecht hat Muggenthal "7g, von Waldhof W, Hans d. Kalt. W. 1656 Sept. 4. wird der alte im 30jährigen Krieg entweihte und

760 Ortsbeschreibung. verunreini te., sowie der neue Kir o von Wei bi o o . , Sölner B.gvon Domitianopolis ko:Is2cJirt. h sch f J h Mach 1660 ausgezeichneter Wein (Pfarrchr.). 1690 Nov. liegen Sachsen in Ginsbach (Pfarrakten). Auf der Flur Rmnweiler lag der kleine Ort R em enweiler (von Rymo, einem bei den Herrn von Rosseriet vorkommenden Kosenamen), wo Konrad von Krautheim 1252 und 1266 Schenkungen an Kloster Gnadenthal machte, Wild. 2, 57, 76. 1306 gab das Kloster eine Habe dort zu der neugestifteten Priester- IZfkÜUdC in GUadSUthuI, W. F. 9, 46. Auch die Frauenklause zu Neun- krrchen hatte dort einen Hof, s. oben. 39. Ober-äessat11, Gemeinde II. Kl. mit 1166 Einw. a. Ober-Kessach, Pfarrdorf, mit 1072 Einw., war. S E!-., Fil. von Schönthal; b· Hopfengarten, Weile1«, 49 Einw., wor. 1 Ev.; o. Weigenthal, Weiler, 45 Eiuw., war. 1 Ev. Oberkessach liegt in der scharf geschnittenen Mulde des Thals der Kessach, die in raschem kurzem Lauf mit starkem Fall bei Widdern in die Jagst mündet. Gegenüber der einförmigen welligen Hochebene, welche das benachbarte badische Bauland bildet, ist die Lage dieses Grenz- orts des Bezirks und des Königreichs reicher an Abwechslung in der Gestaltung des Bodens. Das Dorf ist ansehnlich, aber unregelmäßig gebaut, liegt auf beiden Seiten der Kessach und macht mit seinen buntgetünchten, mittelgroßen, aber meist saubern Häusern und seinen reinlichen, großentheils gekandelten Hauptstraßen, gegen welche die Nebenstraßen etwas zurückstehen, seiner lebhaft ange-regten und lebhaft sich kundgebenden Bevölker- ung mehr den Eindruck eines rheinfränkischen als eines ost- fränkischen Dorfes. Die Häuser stehen ziemlich dicht neben ein- ander, meist mit der Scheune unter einem Dache. Die dem Täufer Johannes geweihte Kirche steht am obern nördlichen Ende des Dorfes mitten im Gottcsacker. Sie wurde 1782 vom Kloster Schönthal in einsachstem Stil erbaut. Der Hochaltar und die dem heil. Sebastian und der Maria ge- weihten Nebenaltäre stammen noch aus der Zopfzeit. Das Innere der Kirche ist weiß getüncht, der Chor schließt als unterster Theil

Ober-Kessach. 76 1 des Thurmes rechteckig. Der Thurm, welcher älter ist und noch spätgothische Schallöffnungen hat in dem Stil, den Vischof Julius bei seinen Kirchenbauten anwandte, (nach dem Kirchenbuch wurde der Thurm 1602 um 24« erhöht), schließt mit einer achtseitigen, schiefergedeckten Spitze, auf der ein altes, edelgeformtes, eisernes Kreuz steht. Jn dem Thurm sind 2 Christusköpfe einge- mauert, welche der früheren Kirche angehören. Auf ihm hängen Z Glocken. Die größte hat eine Jnschrift in den Formen des 16. Jahrhunderts: Ave Maria gratia p10na, (10llI.i11lls too11m, bo11e(1iota tu in mu1ierjbus. Die mittlere trägt die «Jnschrift: Auf Kosten der Gemeinde ist diese Glocken von dem kunstreichen Meister J. G. Lösch von Morsbach nach Ober- Kessach gegossen worden 1792. Die kleine: la bono!-am Dei et B. Mariae virginis et S. -J0hannis Baptistae patroni in Kessach — ann0 1663· An der Südseite der Kirche befindet sich das Grabdenkmal des Schulmeister Albert Stöckle -s- 1602 mit 2 Winzermessern, das des Pfarrers Bernh. Göpfert -s- 1807 und ein prächtiges Monuinent des 1876 gestorbenen Pfarrer Weber, von Zartmann in Neckarsulm aus Sandstein gefertigt. Die Baulast der Kirche liegt der Stiftung ob. Das westlich von der Kirche gelegene Pfarrhaus steht mitten zwischen Scheunen und Häusern, ist 1609 erbaut und soll früher ein Bauernhaus gewesen sein, mit freundlich sonniger Lage. Die Baulast hat die Staatskasse. Das schöne Schulhaus liegt mitten im Dorf und enthält 2 Schulsäle und eine Lehrerwohnung. Es wurde 1822 von der Gemeinde erbaut und 1878 renovirt, so daß es seiner Be- stimmung wohl entspricht. Es unter-richten 2 Lehrer) auch be- steht eine Jndustrieschule für Knaben und Mädchen. Das Rath- haus, früher ein Wirthshaus, wurde 1878 von der Gemeinde angekauft und für die Gemeindebehörden und eine Lehrerwohnung zweckdienlich eingerichtet. Sonstige öffentliche Gebäude besitzt die Gemeinde nicht. Auf der Markttag befinden sich 2 Quellen, der Klebbrunnen oberhalb des Orts und der Neubrunnen unterhalb. Trinkwasser, das im Allgemeinen gut ist, liefern 20 Pumpbrnnnen, laufende Brunnen gibt es keine. Seen befinden sich in den ParzelIen Hopfengarten und Weigenthal. Ueber die Kessach führen zwei steinerne Brücken und zwei hölzerne Stege, welche die Gemeinde unterhält.

762 Ortsbefchreibung. Auch in der Sprache unterscheidet sich Ober-K(-ssach ganz merklich von den benachbarten württembergischen Gemeinden und theilt mit den angrenzenden badischen Gemeinden den pfälzisch gefärbten Dialekt (s. Mundart). Der Nahrungsstand der Ein- wohner ist mittelmäßig. Der vermöglichste Bürger besitzt 60 M. Feld und 15 M. Wald, der Mittelmann 20—30 M., die är1nere Klasse 5——15- M. Auf angrenzenden Markungen be- sitzen die Ortsbürger ca. 30 Parzellen. Die Hanpterwerbsmittel sind Ackerbau, der energisch betrieben wird, aber mühsam ist, da alle Wege aus dem Dorfe auf die Höhe führen, und die Viehzucht, welche ihr Absatzgebiet in Baden hat. Im Orte sind zwei Mühlen mit je Z Mahl- und einem Gerbgang, eine Oel- tnühle 1md Hanfreibe, sowie eine Sägmühle. Schildwirthschaften gibt es vier und eine Bierbrauerei mit Wirthschaftsgerechtigkeit, Kramläden drei. Unter den Handwerken sind am stärksten ver- treten Schuhmacher und Leineweber. Das Klima ist mild, aber Frühlingsfröste häufig und schädlich. Gegen scharfe Winde schützt die tiefe Lage. Auch Gewitter sind selten, ebenso Hagelschlag; doch traf der Hagelschlag am 2. Juli 1877 die Gemeinde ziemlich stark. Als Wetterscheide gilt der Glasenberg. Von der Enzenhalde genießt man eine hübsche Aus- sicht auf die hohenloher Ebene nnd die sie umsäumenden Walden- burger und Lö:vensteiner Berge. Die mittelgroße, wohlabgerundete Markung hat mittelfrucht- baten, größtentheils leichten Boden. Von den Wiesen, besonders im obern und untern Thal der Kessach, ist ein Drittel naß und gibt saures Futter. An Wald hat die Gemeinde 1000 M. Laubwald und 10 M. Nadelwald. Der Jahreshieb in 35jährigem Turnus liefert 80 Festmeter Stammholz, 450 Raummeter Scheiter und Prügel und 13-—14 Tausend Wellen. Jeder Bürger erhält 2 Rm. Holz und 15—20 --A Geld aus dem Holzerlös, das Uebrige fällt in die Gemeindekasse. Als Weide werden ca. 100 M. Oedung, sowie die Brach- und Stoppelweide benützt. Die Weide ist gut und trägt der Gemeinde einen Pacht von 1400 «-la nebst 600 «-Ja Pferch- nutzung ein. Der Pachtschiifer, ein Ortsbürger, hält im Winter 300, im Sommer 450, nach der Ernte 550 Stück Schafe (Rauhbastarde). Die Wolle geht nach Heilbronn·

Ober-Kessach. 7s3 Das Fischereirecht in der Kessach, welche Forellen liefert, besitzt und übt ein Ortsbiirger. Alterthümer. Siehe S. 248 ff. Auf alte Nieder- lassung weist der Flurname ,,Gäßle« beim Dorf. Jus germanische Alterthum dürften die Flurnamen Göckel, Hahnenberg und Hunds- wald weisen. In der Rnpertshalde wurde ein Grabhügel mit Skelett ohne sonstigen Inhalt aufgedeckt. Eine alte Straße führt oberhalb des Dorfes von Oberwittstadt nach Widdern durch den ,,Heldenwald« und heißt die Sachscnstraße. Paulus nimmt eine alte Straße, die von Jagsthausen an Rossach vorbei mitten durch Ober-Kessach nach Osterburken führte, an als Ver- bindung zwischen den beiden römischen Garnisonsstädten Jagst- hausen und Osterburken. Eine zweite Straße, die von Widdern ausgeht, zog über Volkshausen, schnitt den limes zwischen Weigen- thal und Hopfengarten und mündete mit scharfer Wendung in die erstere. Ganz sicher ist der 1imes t1·ansr11evanus auf der Markung Ober-Kessach und seinen ParzelIen. Er tritt, von ,Jagsthause1I herziehend und die Grenze zwischen der ,Jagsthauser und Berlichinger Markung bildend, beim Glasenberg, wo Spuren eines Wachthauses sind, in der Markung sichtbar hervor, überschreitet unterhalb des Dorfes die Kessach. Bei der Bronnenhalde stand wieder ein Wachthaus. Von da zog er sich zum Wald Denzer, an dessen westlichem Saum er wohl erhalten ist, und bildet die Landes- grenze zwischen Baden und Württen1berg, dann, durch Ackerbau eingeebnet, geht er über die Fluren ,,Höhe« unterer Weigenthaler Weg und 400 Schritte an Hopfengarten in den Wald Bronnen, an dessen Saum Trümmer eines Wachthauses sich sinden. (Paulus Alterthümer S. 99.) An den 1imea erinnert vielleicht die alte Flur Kastell W. Vierteljahrsh. 1879, 286. Ober-Kessach, (Jhessaha 976, nach Bacmeister viel- leicht von einem keltischen Stamm cas ((-fis. Katzenthal, Katzen- bach) gehörte zum pagus Wingartejba und zur Grafschaft des Lobdeugaugrafen (?) Curio W. U. I, 222. Doch ist schwer zu entscheiden, ob nicht Unter-Kessach gemeint ist. Durch Bischof Hazecho von Worn1s, -f 1044 bekam das Stift Wimpfen Besitz in Kessaha, W. F. 9, 308. Später ist Ober-Kessach eine Zugehör der Herrschaft Bocksberg, deren Lehensleute, die Herren von RosseIiet (Rossach) und Bei·lichingen, hier Lehen

764 Ortsbeschreibung. hatten. Durch Verwandtschaft mit diesen Familien bekamen auch andere Edle wie die Reinoldsbrunn und Ehrenstein theil. Die Lehenshe1«rlichkeit war nach dem Aussterben der Herrn von Bocks- berg an die Grafen von Hohenlohe gekommen. Auch Hirsau, Komburg, St. Burkard in Würzburg besaßen eine Zeitlang Güter in Kessach, Reg. 1090, 1400, 1333. Allmählich aber ern)arb Schönthal das ganze Dorf, in welchem es schon 11'76 eine grau,-;i-I hatte. Das Gericht im Dorf stand Scl)önthal zu; die Cent war mainzisch, und zwar gehörte Ober-Kessach zur Cent Krautheim, während Hopfengarten zur Cent Osterburken (Burkheim), Weigenthal zur Cent Möckmiihl zählte. Zo·ll und Geleit gehörte ebenfalls Mainz, das in Ober-Kessach einen Zoll- stock hatte. Die niederste Buße kam dem Schultheißen zu und betrug 40 Heller, die anderen Bußen 7V8 Schill. oder 3 Pfd. gehörten der Herrschaft zu Schönthal, die höchste Buße war 10 Pfd. oder I fl. 15 kr., wovon 10 Batzen der Herrschaft, das übrige der Gemeinde zustand. Das Klaggeld betrug 6 Pf. Die Fischerei und die .Jagdgerechtigkeit gehörte dem Kloster. Das ,,.Hasengut« mußte den Jägern bei Jagd-en die Atzung geben und war dafür gültfrei. Die Kessacher mußten dabei srohnen und bekamen dafür 1 Laib Brot. Unter den Gütern erscheint eine Schenkenhub, ein Ottersbachhof, ein Propstgut. Von der Schafweide gab die Gemeinde dem Kloster 2 IX: Ctr. Käse. An der Holzbnße hatte das Kloster nur ein Drittel, die Gemeinde zwei. Die Pfarrei hatte ein Widdum, aber von l583 an bekam der Pfarrer vom Kloster 8 Malter Korn, 8 Malter Dinkel, 8 Malter Haber, 8 Eimer Wein und den kleinen Zehnten. Den großen Zehnten bezog das Kloster und den Lämmerzehnten halb. Die Bauern mußten die Lämmer bis Joh. Bapt. halten. (Jurisdiktb. im Kameralamt Schönthal.) Jm Bauernkrieg litt das Dorf schwer durch Mezler von Ballenberg. Mit den Sck)önthalischen Besitzungen wurde auch Ober-Kessach von Gustav Adolf 1632 an Kraft von ·Hohenlohe geschenkt und bekam einen evangel. Pfarrer (Kirchenbuch von Oberkessach von alter Hand ,,Hollah, Herr Stiefbruder«) und kehrte im Oktober 1634 wieder unter das Schönthalische Regiment zuriick. 1802 mit Schönthal württembergisch geworden, wurde es durch den Epurationsvertrag o. 1804 an die Fürsten v. Salm abgetreten, die aber ihre Besitzungen wieder an Württemberg verkauften.

Ober-Kess-:ch. 765 Die Pfarrei, früher zum Kapitel Buchen gehörig, war ur- sprünglich Filial von Bieringen, aber schon 1287 getrennt und wurde später öfters von Schönthaler Conventualen versehen. Das Besetzungsrecht steht dem Bischof zu. Eine Schule erscheint schon 1599. Pfarrer: Rudolf, Vicepleban 1287, St·A· Walter, p1eb-sung. 1295, St.A. Joh. Bose 1419, St.A. Joh. Engelhart1461. Joh. Knebel v. Kaisersheim 1530. Georg Kühn 1597. Sebast. Cocus von Amorbach, Bruder des Abts Koch, Mone Quellens. 4, 163, 1602 bis 1611. Kilian Zipf 1611. Mich. Marias, Vikar 1613. Elias Bader, Pf. 1613. Johann Cngelhart 1616-—22 (-s«). Adam Kucher 1622. Leonh. Leinleiter, -s- 1634 25. Juni in der Verbannung. Christoph Hedinger, evgl. Pfarrer 1634. Johann Agricola 1637. Georg Meuser 1643——55. Franz Schönkel 1656. Christian Seibert1658. Johann Behr 1662· Joh. Georg Keim 1662. Georg Frank 1666. Peter Untz 1667. Johann Bayer 1670. Franz Drässig, Augustiner, 1671. Peter Schonleber 1674. Gerhard Wasenberger 1667—1682. Eugen Knuttel1676 Par0(-has. Franz Eckart 1678. Christian Greb 1680. 91. 95. Wilhelm Hohenrein1687. P. Marianus 1696. Albert Knau- bes von Hartheim 1703. Anton Schalpf 1711. Joh. Kasp. Agricola, (-let. s2Scl1I. 1714. P. Placidus Bau?-back von Königs-heim 1718. P. Maurus Herding von Lauda 1720. Gcrh. Eschenbach von Lande: 1725. Josef Weigand von Landa 1733. Augustin Walz 1734. Phil. Wagner 1743. Guido Lymburg 1749. P. Josef . . . 1762. Pl. Wiehl I77lX85. Theodor Vogel 1785X90. P. Bernhard Göpfert von Würz- burg, Conventual in Schönthal 1763, Pfarrer zu O.K. 1790-—1807. Franz Josef Jone von Schelklingen, Kaplan zu Schelklingen 1800, Pf. zu O.K. 1807—I841. J. N. St. Weber 1841-—1876. Mich. Hefele 1877—80. J. Dörflinger 1880. 976 Nov. 15. Duisburg. K. Otto II. schenkt der bischöslichen Kirche zum hl. Petrus in Worms die Abtei Mo?-bach mit den dazu gehörigen Orten, darunter Chessaha. W. U. I. 222. 1024—1044. B. Hazecho von Worms schenkt dem Stift Wim- psen Güter in Kessaha. W. F. 9, 308. ca. 1090 schenkt die edle Frau Mechtild (v. Stein) Güter zu Kessach an Komburg. W. F. 1850 5. ca. 1100. Heinrich v. Senfelt gibt 4 Haben in Kessha an das Kloster Hirsau, ebenso Ceisprecht v. Ussikeim ein prae(1ium dort, das um 8 M. verkauft wird. (Jod. Hirs-i.ug. S. 62. 1176 Nov. 8. Anagni. Papst Alexander III. nimmt Kl. Schön- thal mit seinen Gütern, darunter die gravgia K(-sahe in seinen Schutz. W. U· II, 1'79. Nach Pfaff wäre diese granste. ans Kloster schon vor 1173 gekommen. 1237 Mai 31. Biterbo bestätigt Papst Gregor IX. dem Kloster Schönthal seine Besitzungen, darunter gra,ngiam Oe-tam und posses- sion(-s in Chaos-i. Zu Cesta vgl. oben Kästen 1244 Mai 29. werden beim Vergleich des Kl. mit Engelha1d

7 S S Ortsbeschreibung. v. Berlichingen v. Bischof von Würzburg letzterem 1igna in monte EengeskeId et in Kasse(-II zugesprochen (Staatsarch.). 1245 Mai 15. Kraft v. Bocksberg vermacht für den Fall kin- derlosen Absterbens Gottfried von Hohenlohe seine Herrschaft (Kraft bekam jedoch noch Kinder). Hanfelm. 1, 405. 1286 Okt. 2I. Dietter v. Rosseriet und C-lisabeth ux. verkaufen an Schönthal für 40 Pfd. und 32 Schill. mauSum, m01en(1inum nnd i"eu(1um in snperio1-i Kesfach. St.Arch. 1287 Jan 29. Dietter v. Berlichingen, genannt Hund, mit Frau und Sohn verkauft an Schönthal seinen Theil am Gericht, an einem mansus und der Bannmiihle in« O.K. für 48 Pfd. 12 Schill. St.Arch. 1290 Nov. 7. Gottfried v. Schweineburg und Adelheid ux. ver- kaufen 2 ma11sos und 2 feuda in O·K. und 2 t·eu(1a in Weigen- thal, welche Frau N. Feuchtwängin baut, an Schönthal für 52 Pfd. Er siegelt mit dem Siegel Krafts von Hohenlohe, seines Lehensherrn. 1291 vertauschen Simon und Dietrich v. Berlichingen den halben Zehnten zu O.K., würzb. Lehen und hohenlohisch-bocksbergisches After- lehen, gegen andere Güter an Schönthal. 1291 14. Dez. bestätigt B. Mangold v. Würzburg, 1292 5. März Kraft von Hohenlohe und 1293 10. Aug. Konr. v· Bocksberg den Tausch (St.Arch.). 1292. Diether, Propst zu Wimpfen, eignet dem Kl. Schönthal Güter, welche Juta, Witwe Sifrieds von Rosseriet, an dasselbe ver- tauscht hat (Staatsarch.). 1293. Juta, Witwe Sifrids von Rosseriet, verkauft 2 Haben in Oberk., Gülten in Unterk., eine Habe und ein Lehen in Korb an Schön- thal. Kremer Chron. 324. 1295 März 24. Gerhard v. Erenstein verkauft die halbe obere Mühle in O.K., welche den Kindern seiner Schwester, Heinrich und Lucardis, und zuvor ihrem Vater Engelhard v. Lobenhaufen gehört, für 22 Pfd. an Schönthal (Staatsarch. W. F. 8, 75). 1310 April 10. Johann Rüd v.Bödig"heim und Agnes ux. ver- kaufen eine Gült vom Ritters-gut zu O.K. und vom Fezartsgut zu U.K. um 10 fl. an Schönthal. Staats-arch. Schönh. 59. 1323 Dez. 9. Konr. v. Rosseriet entsagt seinen Ansprüchen auf die obere Mühle und das Gericht. Staatsarch. Schönh. 69. 1329. Berenger v. Ottersbach und Gisela ux. verkaufen Abt Reinolt v. Seh· 5 Pfd. Hellergült zu O.K. um 50 Pfd. auf Wieder- 1ösung. Staats-arch. 1331. Gottfried von Sachsenflur, Arnolds Sohn, verkauft die Güter zu O.K., welche er von feiner Schwester ertauscht hatte, an Götz von Berlichingen, Bruder Heim. v. Berlichingen zu Schönthal nnd das Gotteshaus zu Berlichingen. Sig. Götz von Sachsenflur, Rüdiger Süzel von Königs-hofen, Konr. v. Asmastat. Staatsarch. 1338 vertauscht Abt Sifried zu St. Burckard in Würzburg, Aecker am Gut des Lang zu Kessach an Schönthal gegen eine Wiese zu dem Nendingsbrunnen zu Hopfgarten (Staatsarch.). 1835. Leipolt Tanner v. Gattenhofen verzichtet auf Güter zu OR. Staatsarch. I344. Bertold v. Stetten verkauft Zinsen und Gülten zu Kes- fach an Kl. Seligenthal. Reg. doic. 8, 14.

Ober-Kefsach. 7 S 7 1354 März 24. Konrad v. ReinoldZbrunn verkauft 3 Güter in O.K. an Schönthal. Staatsarch. " 1357 Tuming v. Rozriet verkauft Gülten zu Q.- und U·K. an Wiprecht v. Dürn, Ritter, für 20 Pf. W. F. 6, 74. Staatsarch. 1383 Okt. 14. Engelhard v. Nideck, Richter zu der rothen Thür in W., entscheidet einen Streit zwischen der Gem. O.K. und Kl. Schön- thal, die Gemeinde soll dem Kloster den Zehnten ungeschmälert lassen. Staat?-arch- 1419 April 7. Joh. Bose, Pfarrer, klagt gegen das Kloster Schönthal wegen mangelnder Congrua der Pfarrbesoldung. Das Klvster erklärt, Oberkessach sei Filial von Bieringen gewesen. Sei da- mals die Besoldung zu klein ausgeworfen worden, so liege die Schuld nicht am Kloster, sondern an dem damaligen Pfarrer. 10. Mai 1419. Staats-arch. 1444 Juli 8. Schönthal kauft v. Kl. St. Burkard ein Gut zu O.K., die Klinge genannt, um 27 fl. (Staaisarch.). « 1444. Schulth. Peter Leutz zu O.K. verträgt sich mit Abt Hein. v. Schönthal (Staatsarch.). 1461. Streit zwischen Schönthal und Pf. Joh. Engelhart über den Lämmerzehnten. St.A. 1480. Konrad v. Berlichingen gibt an Schönthal seine Zinsen und Gülten zu O.K. für das Kl. Hofstatt zu Jagsthausen bei der Ka- pelle (Staatsarch.). 1483. Die Heiligenpfleger zu O.K. verkaufen Gülten zu Unter- Wittstadt an Abt Bernhard v· Schönthal für 27 fl. 1525 4. April. Oberkessach wird bis auf 2—3 Häuser, die zu- unterft im Dorf standen, von dem Odenwälder Bauernhaufen unter Mezler sammt Weltersberg verbrannt, die gemalten Kirchenfenster zer- schlagen, die Altäre entheiligt, viel Geräthe geraubt, wozu einige Ber- lichinger und Ballenberget trefflich mithalfen. OechBle S. 93. Schönh. 143. 1536 Mai 18. wird die Kirche, die im Bauernkrieg entweiht war, wieder geweiht. 26. Mai wird ein Hagelfeiertag eingeführt (Kircheu- bü er). ch 1539 Montag nach Peter und Paul verträgt sich Abt Sebastian und Prior Wilhelm zu .Hornberg mit Götz v. Berlichingen wegen des Schaftriebs in Dorf und Markung O.K. Götz verzichtet auf den Schaftrieb über den Bach gegen dem Kastell (Schönth. Lagerbuch 1489). 1603 empfängt der Schulmeister 4 fl. Gehalt ans dem Heiligen (Kirchb.). 1613 verwüstet Melch. v. Berlichingen auf der Jagd Aecker in O.K., die Bauern fangen und schlagen ihn (Kirchenb.). 1634 evgl. Pf. Chriftoph Hedinger. An der Pest starben l20. Daher wird am 24. Dez. S. Sebastian ein Feiertag gelobt, worauf die Pest aufhört (Kirchenb.). 1634 Okt. 30. kommen Z Negimenter Dragoner unter Gallas nach O.K., von denen 10 Soldaten, 11 Soldatenjungen, eine Frau und ein Kind starben. l. c. 1635 29. Juni ein Mann von Soldaten erschaffen. 1760 plün- dern 300 franz. Soldaten die Kirche aus und tödten einen Mann. 1.(-.

768 Ortsbeschreibung. 1689 stirbt die Mutter Abt Knüttels in Oberkessach. 1782J83 wird die Kirche neugebaut. Hopfengarten, ein ehmals schönthalischer Weiler, wo Schönthal die Hoheit und Obrigkeit hatte, dagegen die main- zische Cent in Burkheim d. h. Osterburken die peinliche Gerichts- barkeit, liegt hoch und frei auf der Ebene zwischen Kessach und Seckach unweit des Limes, den Stürmen ausgesetzt. Vielleicht ist hier das räthselhafte Huvenvurt, wo B· Hazecho v. Worms das Stift Wimpfen neben Kessa begabt, vor 1044. W. F. 9, 308, wenn etwa zu lesen wäre Huvencart. 1333 bekommt Abt Sifried zu St. Burkhard und Würzburg von Schönthal dort eine Wiese zum Nendingsbrunnen, f. Reg. Oberkessach. 1530 studirt Seh. Steinla v. .Hopfgart in Wittenberg (doch gibt es ein Hopfengarten bei Dinkelsbühl und Stadtamhof und ein Hopf- gartenmiihle bei Hersbruck wie in Thüringen) Weigenthal, vom Volke Weichelt genannt, alt Wigen- thal (-t"r. Weigenheim (von dem P. N. Wigo), war ebenfalls ein alt schönthalischer Besitz, gehörte aber in die Cent Möckmühl (Schönth. Jurisdictionalbuch)· 1284 verkauft Sifried v. Rosseriet einen Hof zu Wigental und U.Kessach an Schönthal. Zeugen Er. H. de Eartl1eim, F1-. W. de Bs(-henawe di(-tus Pi·uticher, E«belinus de KesSa, H. seu1tetus. Staatsarch. « 1290 s. Kessach. 1374 Juli 28. verkauft Peter Helmstadt, genannt von Rosen- berg, und sein Bruder Ruban Rechte und «Zinse im Weiler Weigen- thal an Schönthal um 60 fl. Schönh. 94. 1499. Kl. Schönthal verpachtet seinen Hof Weigenthal um je 8 Malta Korn, Dinkel und Haber, 2 Pfd. Hllr., 2 Sommerhühner, 1 Faftnachtshuhn und 3 Tag Dienst mit Wagen und Pflug. St.A.

Schiimhqc. 7z9 40. Stl1iutsIal, Gemeinde III. Kl. mit 429 Einw. a) Schönthal, ev. und kath. Pfarrei, mit Kreuzberg, Kapelle und Hatt, und Zie elhütte, Hof, mit 253 Einw·, worunter 111 Kath.; b) Halsberg, Hof- DE Einw., worunter 11 Kath.; c) Neusaß, Hof, 13 Einw., worunter 4 Kath.; d) Rossach, Weiler, 145 Einw., worunter 25 Kath. und 18 e1g. Konf. ,Jm Nordwesten des Bezirks liegt auf dem linken ,Jagstufer reizend und geschützt das ehemalige Cisterzienserkloster Schönthal, gegen Osten überragt von dem Benediktusberg und dem mit einer Rundkapelle geschmiickten Kreuzberg, während von Süden her der Buchenwald bis an die Ringmauer des Klosters sich schattig hinabzieht. Zwischen dem Benediktusberg und dem .Jagstflusse dehnt sich das noch ganz von seinen Ringmauern Umfaßte Kloster, besonders dem von Berlichingen her das hübsche Thal Herauf- wandernden ein großartiger Anblick. Umstehende Abbildung zeigt das Kloster noch in seiner alten Gestalt aus dem Jahr 1686, kurz vor dem Neubau (s. u.). Kirche und Klostergebäude standen auf derselben Stelle, waren aber bescheidener. Die alte Kirche hatte, so zeigt es der Plan, drei Schiffe romanischen Stils, Querschiff und Chor stiegen höher auf und waren ohne Zweifel f1«ühgothisch, ein starker Dachreiter erhob sich an der Westmauer des frühgothischen Baues. Die meisten Nebengebäude, sowie die Gärten, bestehen heute noch wie damals; deshalb kann dieser Plan auch jetzt noch als Wegweiser durch die Klosteranlage dienen. Um die an der Westseite durch die Jagst, an den übrigen durch einen Wassergraben geschätzte Ringmauer stehen größere und kleinere Thürme und über dem Haupteingang an der Nordseite erhebt sich ein starker, vom zweiten Geschoß an acht- eckig werdender Thorthurm, zu dem eine jetzt gemauerte Brücke führt. Ueber dem Rundbogen hat dieses Eingangsthor in einer Nische ein auffallend schönes, noch bemaltes Steinbild der Maria, der Beschützerin aller Cisterzienserklöster. Darunter das kunst- reich gearbeitete, von zwei Engeln gehaltene Wappen des Klosters und unter ihm die Wappen der Bebenburger (zwei Thürme) und des Abtes Fuchs (ein Fuchs). Am Thorbogen selbst liest man die Zeit der Errichtung des Thorbaues in der Jahreszahl Beschr. von Württemb. 62. Heft. Oberamt Ki1nzelsau. 49

7Z0 iO»rtsbeschreibu«ng. 1621, und, gleichwie am inneren Thorbogen, die Buchstaben B. P. D. P. A. ·s., d. Reverkzndus Pater Dominus Fuchs - «- « —-)-« « .. ««--: Z; . ." O ! ! . - ·.Sll1·I- — .62s«- --D« ·-K-73""1)«!«-«k-I« » U« —- x - «. ·kI. .!,·nX» ff. — · J . . «. . » ,« E- .  ». .-:t««-:- » -- . H , - . re F» x.«.«  -. «- «4sL -Td«z»IJi;H7Z«—,«Y«.-H «? ·;-3«fpF(:E7:I « : . -is« II --H«-« ?-:z;H « «:-I «— ·« »:-NO, -i.·—T MS -:·;«S;F;·3:J;,Z-’—:.« , H- .···«l: « J-H-« ·, ,· ««  k:s-— « ( » -E », «- «««T ». J-x1»s;LJ.k,.Tk--·-; - ·  :·«,z»;z  ::» . . «- - . . N ..«!sz« IF ABC j:Lx«.,I,f: H» ««s.lk:4;«)J,.9EZ"Fve«"-« E . · ; ,- L « K-: «  L«-« is«  «.s- -is . «  -is X O ; « ( - . n - Z » · - -— · -Es -ed «— » -L !-" - NO- . -L - . « «« .T. « » --«- « «  «  »O«-Es. .sJ «« »F«  «« -- .2 · R UT» «. H'--; . ·,kzxHqLY3:. .«s. ( I O .,!, H: «  A» e -- .  ; » «— «  .

""««T«E T«T     « ;-iX9TFJJ sit« 'tEE N· -   · ·-—""«««x ?
 «;:- »- «   ··   H« D-k .;·    -. ·..- -«.--«-x«    -»· » ·  ' --
(;:-k;.--k:s5I- H. « H-E  » W .-J,.!sx; H ( gs Z«  J. II s

-O;-·«   : - T  » « J :--«: — - -' -s- -· - E«

 . « - .·.Fk·!«.·:«z. . --.   L?-.   «.«. ·» I «. »;  «(-’  ,-As  - F ( IT; »

.. -,-. .-. ,-,·J:-sz·«»’ . «« , :-, · .! ; U · V:-· , »Ist « .c(-««  e « sit-».« »  » -(-«-»-—  »«  ·-«- »« Es s --M»-«  I X --

:H—-«-i«—.g:9.  «-      W  « )« .-     —

« K· ZEIT? ;-!  ; I«-«« «,J «sZ·»Z«: " , T -V H »«  «g.« -; -.»J93Z-3;«k!!s-Or· -«.x.«-X.-M-.-B .s J ,-., Z« -DE« . Hi « - Z . «. U -« ·« . « 7" E F« . · «: «.; — .t- «::K§z’z1J»;3,..«H:sp:;3Z:»;»sz:: sz «—HKk- Ah X H?-« «- K; H»

"!zF-I:   IN« «»«3tE«—!;.:.-S4·s.E-:.--(.ks:- -.  «; .;1H·  » «« X  » «

« ji«« «x··-« « « Wär - »H-.--;---—-s-H-:-:; ·  ! -; - — - « . -«...- «. . : « ««;.xc«9«sI?-7·:;s «.-«» ·« -· =· » . -. . ·

 s«i«   E— U« P«   ««     E« -  IS:

sz N ;«k7 . ·; -« . . J. e«:»?d- II .«,« -Erz» »! J «-':7.-,’. : . ·, .. ".—X.N.»I J ·« . Y«3.!:·«EZt·.zT - « · « » s«·««!, (;sSsx'3Z;5k.sz»« - » II« ·«  -«» J «, ;. - « J; «;-«« F - H W! «»z..k.. H«  .- ,«« «  Es- f ( . !-.«  — K· - « «« sz.»i-:—7- «» :-».—---ssz- « « « · , ev» r «. I ;;»2;»-»F- -«  , « -X« J! «E- TIERE? «· « F J« --D-T I-S— O- · .1·»«;,.«s— I» . -. .«;:.».-«. »so - «- ;Y«;Zz?;-;«.»- » » » . ·  ; J-« NO- L. « X . « « -" « -»·»"H·»;: . » ·· J· «! -" ·«’« »»  :—sz’·; .I. · · · « -F« · F I -·F,’xL -  ? ·«.s· «-«« it ·!·q L? «»  »« ··!X · c,« IF« xk 3. F. O. -Hi I« :«b'- .·- Z — sz... - -·.- . .· «LdiX .-. Z« «H·NWF’ F. ·«-» · s«3.:I  »!-F- III -- - T; «Ø!s fis

 . » J J -«««· ji  , I-·i·,  ««: I OF»  O   ·,·-J·s».:, U. IF I«-I

S, «  «— H. . ;  ! L . »Es »Es-·«  O- . - « - it i· «s3 I« ·E»:. .--JTÆT:«3’ --«--;?JN,-«- TH E. S- " « « «  i—.« I kMe7e - ««:«-«-X · -« «  - . H « - · E ««-«!V"«’-««  « ·s7Z««·Z-:«E"«Z·-3«I6·?ä-«K7RFLd’?I«!SC’!(L 47;yV J ·-V . F«  H«  «- Ists« X3H)«TNQYx;Hj«" HEFT: ;Zs;0;sk«(:Es -«-TL«ZFZ3TTTF« s z-H! . «

Y · «« - · · , . Z «   »
«k".T.«·.-«»-«Ts:)-·—:—;;«IdF; «Y«HI«  P. I «Q

. - -T ,:.!E«J··" -« ·-«; ·T-;««I·xI«- - ; .«sJ-F-Je·-E7«sp5«;«V.!Fx- T I «TZsz-CI s «'«7(Y««:—« "x -XX « », U« « «» ·- ·- «7:.:;—;EU«-·:JX .«««F««5«·H·A·3; « « « ! MAY « Tk3?!’ · · «!Fs-jkCT!Is«9,.T;-IX.Z·""—T,T»k-I«I-ITYEYkF Es«- ,»— « ; «. - »Es « .-- Y’k;J?JtJH7Z . »Y»«(;(,«««.«...«;Cktd«D8. —-A;--O)-.J-x.JxxxKNZZ« d«;»;s . - . . Z- -- - ·.’··« - - -« »—»u --«9..««. J- J« .";·.·’«;» ·"-- : . -T «« ««··« J«-H «  FxJF"s·S··-s·1’7«LKii «. Mr-ssIk·iks.QS·«.;.;T ( « «« «-T: sit?-44«;-«"Es VsiT9"··’3i;«.".·-T:-:k.g-I-e;:-.3:- -:2E» s.;·7T33’T -I I« E« « .

- -«  T« - -. «
·- -I .PxJL«-E-OR . .i F ;s;;s!- «-.
.;: ·»)z-E »«.-k·«!7- szH» «

, I «! ..: THE. L; ·z’« »;,.«:.»3:.« »F »Y««;; - - «- IX » «-V Mk' IN «- . J-I . «  ,sp . IF— . XI . «) « « ! ; s;s M- « ·« « - '·Ss;dT-Z. :-·:·: «·;17F«".k«gTT·s2’. Z» «";«—

 »?   IT·   , «H-I3:H-x§«If»-H?--·s»-v.-»».;z«—.ZB»:s;.«Fs;. ---;,« !   F«

-, -«Y)J . f «, I ji l·"xs;UX - L "j,P. j7«?spZ -’sz-sV·Jl., -T: »; , · -, - - ’--- .:(-« — . «· ·.«- :: .(«»:x« «.»;!x..;.»-.-«;’- .«--H 7.- .«—T so· T? -I--T7«:E - «« -« W « E:T1d· ·ä1IRi;Is.;äig7«"TETi«WT;eT-T««-M ?«-.« -sf«kå-x";i.-  : -— . «; ,.,«"?«Hr.·-E2? -- · 7·"xs«s «s1««' is; ils- ist-ÆI;TZ«V2s;ETT«k«DE-ssQiT;’;«;I -. .-

 !   I T it  -«? H- -T M.-«-E«Zx;TTM;’oTO-k«kL7«.··J3;k;33:es!.«IH«"« «· »'  «:kg;. »
 "Ei:s."-««-T.·3«««   « .'.Yfj «» «·YYk«1kIT3«),-.·TIhr.-H;WHI·FF2·V.jFF:!"s  -  

« --.- -, S «:--v««,I«..-.-«»-·s«—  »-:w »;-««  - -.

       . I.--i: sc · Hi—-Dis?-:THsT-»..i;3. «   I«-IF  »
T«   -«·r'; XI. -. !-I ,  cF-   IIIsH.;-»iY-xLfsL'·4k;««-.-    .

« -- -J: »»:::e;«;»2-,-H. » r E 4»Hk»zY5-.««;«: « -E «:—«T· ·- «.·" · I« T«-: · «  · «- « T—-«« «··«««:1’E«  -T.Nd.." I «. . s- H» «- VI— -""si .«c;—:-N« «. .«««s«"f)1;xH«3s- »Sd«s:stX  ;- -» «» G«-«Ts:«?-S Y- « x ..xX.. .p.3...x..·.-. II

 . ; « ,x »H5F«».--»: ;   ,««:».v .«q«»»·c-H« He.--H «.3.   .p«.-.— .

- T Z«-x3xs(«-.:.-; ;-«.-—x;:;;« .sI;d-»« I«-«;—-»§-D-å.»-F.-:d«es.-HEFT - «

 ·x.E«"   «  ».  L«-«E’J;«s;'zd7Q;—:«s;;«»(F«k?Q»-. EIN-  F. ·

?-;-) s Its-G-. . «« VI-N Es«-XI T—--T - M Weis. MS» - . »F - « ·§«.- . P H .k IX .-·«sp«· « ix:Fe .;.·«Ie..« .-V «  ) IX-· « .:. .- I - « I« I «- I- -

»F? S x-« P «-  ·· d»-o Z ». x!ss - ·f;

. «« » . »-- « « — « · ,c · · · : . « · f . D «. —s -» · E. «! «ÄZ; E .s . Abbas schöntha1ensis. Dieser Eingang zum Vorhof des Klosters enthielt einst rechts die Wohnung des Pförtners, die sich gegen

Sch3uth«s. 771 den Vorhof in eine kleine, auf zwei Seiten offene Halle endigt. Ein Kreuzgewölbe bedeckt sie, über ihrem östlichen Bogen trägt eine Steintafel wieder das Wappen des Abtes Fuchs und F. A. Z. s. 1621. Rechts von der ehemaligen Pförtnerswohnung und mit ihr verbunden streckt sich lang hin ein Gebäude, der frühere Offiziantenbau, über einer Thüre wieder mit 1621. Der Kameralamtsdiencr und der Seminararzt bewohnen jctzt diesen Bau. Jm Vorhof zur Linken steht die Kilianskapelle, ein Kirchlein, worin, wie in der in Trümmern liegenden Drei- faltigkeitskapelle in Maulbronn, die in den Vorhof eingelassenen Fremden, sowie einige Tage im Jahr auch Frauen Zutritt hatten. Glücklicherweise blieb es erhalten. An der Westseite ist das Portal durch eine große Einfahrt zerstört, aber die Spitzbogenfenster der nördlichen Langseite und die der Nordseite des Chors zeigen streng schönes frühgothisches Maßwerk mit Sechs-blattrosetten. Auf dem Westgiebel sitzt eine schöne große doppelte Kreuzblume und über dem quadratischen Chor, der ur- sprünglich wohl einen schlanken Dachreiter trug, steigt jetzt ein dreistockiger Thurm mit spitzem vierseitigem Heim auf, erbaut im Jahr 1620 noch im gothischen Stil. Die Jahreszahl steht über dem nördlichen Schallfenster des dritten Stockwerks, weiter unten hält ein Engel den Cisterzienserschild. Das Jnnere, jetzt Magazin, hat im Schiff eine flache Holzbalkendecke, im Chor ein kraft- volles Rippenkreuzgewölbe mit Blätterschlußstein. Der Bau zählt zu den tüchtigsten frühgothischen unseres Landes und ist eine der wenigen noch erhaltenen Vorhofkapellen der Cisterzienserklöster. In derselben befindet sich das Grabdenkmal des schönthalischen Syndikus Ritter und an der Außenwand im Ephoratsgarten das der Klosterapothekeriu Anna Maria Stroblin und ihres Mannes J. A. Strobl, mit der Jnschrift: «Jm Jahr Christi 1722 den 28. Juni in Vig. SS. App. Petri et; Pau1i starb die wohl ehr- und tngendsam Frau Anna Maria Stroblin, dieses Reichs- freien Gotteshauses gewesene Apothekcrin und Familiarin, liegt allhier begraben. An den christlichen Leser. Du bist, was ich gewesen. Jch bin, was du wirst werden. So stirbt ein jeder Mensch dahin Und wird zu Staub und Erden, Du bist der Nächste beim Terknin Sambt andern Reiszgefährten.

7 72 Ortsbeschreibung. sChaW Delos stVnD LaVtkt eILen1)s ab: Geh acht, DV stehst v1Cht Welt VOM grad. Leb Wohl« VnD bItte Gott Mr M1Ch. Arme I. A. Stroh! vik Pius 1nortuus est 17 . . Durch ein zweites Thor gelangt man in einen weiten Hof. Ueber dem Thor besindet sich gegenwärtig die evangelische Schule; rechts schließt sich an das Thorgebäude eine lang hinziehende Scheuer an. Hier waren ehedem der Gärtner und die Schweizerei des Klosters untergebracht. An der Außenseite des rechts vom Thorweg hinlaufenden Baues über einem vermauerten Eingang die Jahreszahl 1518, über einem breiten Fenster der Innen- seite die Jahreszahl 1568 zwischen dem Wappen von Cisterz und dem des damaligen Abtes. Senkrecht an dieses Gebäude und zugleich die Westseite des weiten Hofes bildend stößt wieder ein langer schmuckloser Bau. Jnnen zum Theil noch mit engem Dor1nent und niederen zellenartigen Gelassen, scheint er das ur- sprüngliche Konventhaus gewesen zu sein; später bewohnten es dic t’ami1iares, die Klosterbediensteten, jetzt sind hier die katho- lische Schule, die Schmiede, die Küferei und verschiedene Wohn- ungen. Ueber einer Thüre steht 1629 und oben ist ein Christus- kind mit der Weltkugel aus Sandstein eingemauert. Ein dritter Thorweg führt endlich durch die alte Abtei in den Platz vor der Kirche. Die alte Abtei bildet einen großen rechten Winkel, dessen einer Schenkel gleichlaufend ist mit den rechts vom ersten und zweiten Thor sich ausbreitenden Bauten, während der andere als eine Verlängerung des oben genannten alten Konventbaues erscheint (s. auch den alten Plan) Fünf keck und reich gehaltene Renaissancegiebel geben dem Gebäude Aus- druck und Leben, und den hereinführenden Thorweg umfaßt kräftig ein Säulenportal, dessen Giebel folgende Distichen trägt: Ooen0bii pra.esu1 The0ha1dus I!’nehsius annos cum 111stro t:e1·nos, sceptra c0lenda tenenS, Eos: exstruxii: opus se(-lis jnsigne t’uturis, cui kaut a coeli gu-,rdia sa1v:-I. de-o. .Jnnen im Hof im Scheitel des rechten Winkels steigt ein Treppenthürn1chen hinauf, an der schönen Eingangspforte mit der ·Jnschrift: P. The0ba.1(1us . Abbe-«s . Z . S . 1617. Das Gebäude enthält die Wohnung des katholischen Pfarrers, das Holzmagazin des Seminars, die Turnhalle des Seminars

Schönthal. 773 und die Gelasse für die Gemeindebehörden. Oben eine reich- geschnitzte, aber beschädigte Holzthüre in Spätrenaissancegeschmack; an der Ostseite ein Anban seit 1694 mit dem Archiv des Klosters, jetzt mit dem OrtsgefängniH. Die alte Abtei schließt mit der Pistorei (Bäckerei) zusammen auf der Nord-, West- und Südseite einen großen Hof vor der neuen Abtei, in dessen Mitte ein Röhrenbrunnen steht, der 1589 von Abt Johann Lurtz errichtet wurde. Der Mohr, welcher denselben ziert, erinnert an den letzten Abt Maurus; am gußeisernen Trog Wappen von Schönthal und des Abts mit M. A. S. und die Jahreszahl 1787. Die Südwestecke des Hofes bildet nun die Pistorei und Mühle mit den senkrecht darauf stoßenden Wirthschaftsgebäuden, die Giebel schmiicken zwei prächtige Kreuzblumen. Die Pistorei wurde von dem überaus bauthätigen Abt Johann 1584 errichtet, welcher das Miihlwehr neu anlegte und die Mühle von Grund aus neu aufführte (Donauesch. Chr.). Die Fortsetzung der Pistorei und Mühle bildet der Knechtsban, zu dem eine Durch- fahrt durch die großen senkrechi an die Vistorei stoßenden Wirth- schaftsgebäude führt. Der Knechtsbau enthält schöne gewölbte, mit toskanischen Säulen durchstelIte Stallungen und die Wohn- ungen von Wagner, Schneider, Sattler und Schuhmacher. Da- neben steht eine ungeheure Scheune mit Stallung, an welche sich der ehemalige Zuhaukeller des Klosters, das Schlachthaus, anschließt. Der Südseite der Ringmauer entlang laufen die Oekonomiegebäude, die Brauerei, Brennerei und Wirthschaft, welche zur Staatsdomäne gehören. An der Bierl1rauerei das Wappen von Cisterz und die Jahreszahl 1747, an der Thür 1786. An der Scheune hübsche Jnschrifttafel mit 1697. Zwischen dem Südwest- und Südostflügel der neuen Abtei befindet sich der sog. Gläsereibau, jetzt Wohnung des Steuer- wächters u. A. Doch es ist Zeit, daß wir uns zum Mittel- punkt der ganzen großen Klosteranlage wenden: zur Kirche und dem neuen Abtei- und Konventsgebäude. Die Kirche. Am 27. Februar 1708 begann man das Fundament zum neuen Kirchenbau zu graben und am 10. Mai weihte Abt Benedikt in Anwesenheit des ganzen Konvents den ersten Stein. Der Grundstein liegt an der Ecke des Thurme?- gegen den Ziehbrunnen hin. (Ueber die Baugeschichte s. unten.) Die Kirche hat die Form einer dreischiffigen großen Hallen- kirche, über deren Pfeilerreihen sich Flachkuppeln wölben. Ein

774 OrtSbeschreibung. außen schwach vortretendes, einschiffiges Querhaus trennt das Langhaus vom Chor. Zwölf Kuppeln und eine zwischen den vor den Seitenschiffen stehenden Thürmen schweben über dem Langhaus, fünf über dem Querhaus, die größte davon die .Dauptkuppel in der Mitte, bei Durchschneidung von Mittelschiff und Querschiff, sieben über dem Chor, der in zwei ,Jochen drei- schiffig, dann einschiffig wird und an dessen letztes Kuppelquadrat sich eine halbrunde Abside anschließt; also 25 Knppeln im Ganzen. Zwei Thürme stehen an der Westfront, zwei Sakristei- räume neben dem Chor, ehe die Abside, welche gegen außen rechteckig ist, hervortritt. So erscheint der Körper des groß- artigen Bautverks gegen außen ziemlich tnassig, doch nicht ohne die nothwendigste Gliederung. Hohe Fenster, am Querschiff zwei übereinander, werfen schönes Licht in die Kirche, die mit Stuckaturen und Malereien reich geschmiickt, einen sonnigen, klaren und erhabenen Eindruck hervorbringt. Betrachten wir zuerst die Westseite, Schauseite. Dreistockig mit toskanischen, jonischen und korinthischen Pilastern baut sie sich auf, die Thürme in sich begreifend, die noch um ein Stock- werk mit Kompositpilastern über den breit begiebelten etwas herausgebauchten Mittelbau steigen, von da an achteckig werden und in je ein fünftes niedriges Geschoß mit Kuppeln mit darauf- sitzenden Laternen endigen. Zwischen den Pilasterstellungen Fenster oder Nischen mit Bildsäulen. Auf dem Giebel kolossaler steinerner Christus mit dem Kreuz, zu Seiten je ein Engel. Ueber dem Fenster, das sich über dem Hauptportal öffnet, das schöngearbeitete Wappen von Schönthal, innen mit dem Schild des Abts Knüttel. Vier korinthische Säulen flankiren das Hanptportal; um- her die Bildsäulen des Bernhard, Benedikt, Andreas, Joseph, von Maria und Christus. Engel verzieren die Fenster. Die Jnschriften der Thurmglocken lauten folgendermaßen: Auf der größten Glocke: Je-sum lingna i"e1·1-es labia per aerea t1-ipu(lians caatal)o, her ttal1e, et; s0val)0: gloria, lang et h0ll0l' til)i sit, re: Ohrfeige, re(1emptor. (Große Buchstaben geben 2 mal 1720.) Durch mein Metall and hellen Schall dein schönes Thal von aller Qual, o Gott, bei·reihe, hast der Weihe in ISSl1 Nahme11. Amen. Be11e(iictuS Senior me tieki oku·avit, sub Mariae tii;alo solennite1· di(-avit, Arnolc1us artiüeio in into etkormavit.

Schönthal. 775 Auf der zweitgrößten: Anna 1726 gossen mich Nie-ola.us nnd Alexander .Å.1·noldii beede Gkebkijcler von Dinkelsblihll. Dnm pn1so1-, (-lange, ventnra tonitrua k1-ango. Nil nomine daleius isto eint sonnt -tut tinnit. Auf der drittgrößten: S: .Joaehim,»s: Anna, S: Joseph beut-I. progenies, nnde Christus natus est. P· 0hristopl1orus Abl)as. 1663. Auf der viertgrößten: (Jrux iideljs inter 0mnes -i1«bo1-es praenobilis DE so!-« digns. tu fuisti t"erre se(-li pretium. crux s-tara laudeta1- quoties me-I. link;-u-i, movetur it sig·num qnan(lo dntur Signa ern(-is ille t·ugatu1-. Qui ern(-e devietus ern(-is exl1ortesoit ad iatus «' non audet rietus -,peri1-e suos 1naledietus. latet eoni1i(-tus promittit opem Benedietns «« sum Benedietina pro- movens divina. (Chronostichisch Tch«tMcI.l 1720.) Auf der fünften: snsanna l1eis i(-la Wolfgang Steger ges mich I .5.2.7. Jst. Auf der sechsten: 0 salntaris hostia qn-re coeli pandis ostin1n. 0 pignus et t·ons gratiae salutis o elinodium. Gke1ol)et sei das iiberheiligste Sack-.tnent in Ewigkeit. Bernardina n0minor tempestati domino1·. (1720.) Die Fenster an den Langseiten der Kirche haben theils Giebel theils Stichbögen über sich. An der Durchkreuzung von Lang- und Querhaus erhebt sich die achteckigeKuppel und hinten auf dem Chorfirst schimmert im Strahlenkranze weithin Madonna mit dem Kind aus geschlagenem Kupfer und vergoldet; auf- gesetzt sammt dem Knopf am 2. September 1726. Das Bild hat zwei Borderseiten, gegen Morgen und Abend, im Sonnen- scheine wallt es wie Feuer. Ueber dem Portal der Nordseite der Kirche nahe der Narb- westecke steht, in Stein ausgehauen, Maria mit dem Kinde. Und hier an der Ecke erhebt sich jene dem Abt und Jubel- priester Angelus (1732—l761) errichtete, die Bildfäule des heiligen Michael tr.agende Säule mit korinthischem Kapitäl. Der Schaft besteht aus zwei erstaunlich hohen nnd schlanken Werksteinstücken, und trägt an der kaum sichtbaren Fuge das Wappen genannten Abtes. Auf der Säule die Inschrift: co- Iu1nna Jubilaei Abbatialis Sabbe.tiei Deo Virgini Matt-i eins et Angelo kl’utela.ri se(-re. et votiva.

776 Ortsbeschreibung. Am Nordthurm sieht man in der Höhe Abt Knüttels Lieblingshirsche und seinen Pudelhund, die ihn eines Tages beim Bau der Kirche auf das hohe Gerüst bis zum Dachstuhl be- gleiteten, in Stein verewigt, sowie die Jnschriften: Ein groß paar Hirsch sammt einem Hund Nebst ihrem Herrn frisch und gesund Auf diesem Platz vor Zeiten stund. Mit Wahrheitsgrund Sei dieses kund. lEIuo 0Iim ge-min0s vidj (-onscencle1-e cerv0s Cum oane et e»jus he-ro, monumento erec1it:e vero. Betreten wir nun das Innere durch das Hauptportal. Als ein Werk aus einem Gusse, beherrscht von einem hohen künst- lerischen Gedanken, ergreift es uns. Die Vertheilung der Haupt= masse ist klar und schön, die Nebenräume und Nebengiinge ordnen sich gesällig ein, die Verhältnisse sind schlank und die Farben von einer milden heitern Heiligkeit. Die kolossalen viereckigen Pfeiler haben stark ausladende korinthische Kapitäle und darüber ein Gebälk. An den Wänden ziehen sich ringsum bis an den Chor, sehr geschickt eingefügt, ähnlich wie in der Neresheimer Kirche, Galerien hinter den den Pfeilern entsprechenden Pilastern hin. Die Kuppeln sind reich bedeckt mit Malereien und Stuckaturen, die .Hauptkuppel, über der Vierung, steigt hochaus achteckig, auf den vier großen Halb- kreisbogen ruhend, sie wird durch Pilaster gegliedert und ist, wie die anderen, reich mit Malereien und Stuckaturen belebt. Die beiden Seitenschifse endigen neben dem Chor mit zwei Seitenkapellen. Querschiff und Chor werden vom vorderen Raum durch ein prächtig gearbeitetes schmiedeisernes, 4 m hohes Gitter ab- geschlossen. Es« trägt die Jahreszahlen 1727 und 1728, sowie das Wappen von Schönthal und Abt Knüttel. Schöne in Holz geschnitzte Chorstiihle stehen zu beiden Seiten des Chors und links auf der Empore eine im zierlichsten Rococostil gefaßte Orgel; sie soll aus Stuttgart oder Ludwigsburg als Ersatz für die fortgefiihrte große Orgel, die sich jetzt in Roitenburg be- sindet, gekommen sein. Eine beachtenswerthe Eifenarbeit ist auch das 30 Pfund schwere Schloß der Thüre des .Hauptportals mit der Jahreszahl 1689. Wo früher im Chor der Thron des Abtes mit Baldachin war, ist eine einfache Kanzel angebracht

Schönth«I. 777 zwei weitere Kanzeln, im reichsten Zopfstil gehalten, liegen im Langschiff sich gegenüber. Die ganze Kirche faßt fünf bis sechs Tausend Menschen. In den jetzigen Scheiben der bis an die Gewölbe reichen- den Fenster sieht man schöne farbige, theilweise von frühgothischen Glasfenstcrn herrührende Blatt-Ornamente eingesetzt. Neben einem steht die Zeit der Einsetzung 1715. Die Malereien an den Kuppeln der Kirche wurden gemalt von de1n Jtaliener Luea Antonio Columba und bilden vier zu- sammenhängende große Festkreise heiliger Geschichten, aus dem Alten und aus dem Neuen Testament, aus dem Leben und Wirken des heil. Benedikt, des heil. Bernhard und anderer Heiligen der Cisterzienser; der vierte und letzte Festkreis ist der Ehre Marias und vieler Heiligen gewidmet· (Siehe ausführliche Beschreibung in Kröll, S. 162 ff.) Auch die Decke der Sakristei, die einige hübsche heil. Gefässe aus dem 17. und 18. Jahrhundert besitzt, ist mit Gemälden bedeckt. Außerdem zieren noch zahlreiche Oelgemälde heiligen Jnhalts, sowie viele Bildnisse der Aebte die Kirche und ihre Kapellen. Von den elf Altären sind werth, näher beschrieben zu werden: Der Hochaltar mit seinen sechs kolossalen Säulen reicht bis an die Decke, ist 60 Fuß hoch, sein Altarblatt 24 Fuß hoch bei 11 Fuß Breite. Vier kolossale Figuren, Andreas, Paulus, Petrus und Joseph flankiren ihn. Auf den Kapitälen der korinthischen Säulen stehen St. Benedikt und St. Bernhard, ganz oben unter einem Baldachin sieht man die heil. Drei- faltigkeit, über dem Altarblatt prangt in herrlicher Vergoldung das Wappen des Klosters. Das Altarblatt wurde gemalt von dem Würzburgifchen Hofmaler Oswald Onghers, einem Nieder- liinder aus Mecheln. Derselbe kam im Jahre 1660 nach Würzburg und erhielt daselbst das Bürgerrecht. Es stellt die .Himmelsahrt Mariä dar und ist mit großer Sicherheit und Kunst ausgeführt. Die über den Tod Mariens trauernden Jünger finden ihr Grab leer, sind aber freudig überrascht, wie sie oben im Himmel bei Christus das ewige Wiedersehen friert. Ein zweites großes, das jetzige an Schönheit fast noch übertreffendes Altarblatt, vom früheren Hochaltar, steht auf der Empore des rechten Querschiffarmes; es stellt auch Mariä Him-

778 Ortgveschuihuug. melfahrt dar nnd rührt von einem italienischen Meister her. Der Hochaltar wurde in den Jahren 1680X90 gefertigt. Einen besonderen Schatz der Kirche bilden fünf in reicher Spätrenaissance gehaltene, größtentheils aus Alabaster gearbeitete Altctre der Kirche. 1. ,Jm Langhaus der Kirche. Der erste rechts am dritten Pfeiler aus Alabaster, Gyps und Sandstein, unten an der Predella zwei Relieftafeln aus Sandstein: der Englifche Gruß und ein Engel erscheint dem Hirtenknaben David. Das Haupt- bild: in einer Muschelnische der Erzengel Michael mit dem Kreuzschaft den schwarzen Satan niederhaltend, mit beiden Füßen auf ihm stehend. Oben im Relief die Flucht nach Egypten, und drei alIegorische Figuren. 2. Am linken dritten Pfeiler der Kreuzaltar, ganz von Alabaster. Im Mittelbild die Freisiguren Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, dahinter, als Flachgestalten, Frauen, Jünger, Kriegsvolk. Auf den Flügeln je zwei Reliefs; links Gethsemane und Geißelnng, rechts Kreuzschleppung und Dornen- krönung. Ganz oben drei Engelchen mit dem Schweißtuch. An der Predella die Jnschrifttafel: Anno sa1utis 1sepa1-atae L-l.DC.XL1V. ern(-iiix0 redemto1·jnost1·0 hat-o are-te et passionis tabula, p0sit;a est a. F. F. Spec-iosae vallis. 3. Am vierten Pfeiler rechts der Bernhardus-Altar, ganz aus Alabaster. Im Mittelbild (Relief) schwebt Christus am Kreuz dem heil. Bernhard entgegen; zu Seiten in Nischen die Gestalten des heil. Benedikt und Bernhard. Oben Maria mit dem Kinde, angebetet von Benedikt und Bernhard. An den schmalen Nebenseiten zwei kleine reizende Relieftafeln, Maria mit dem Christusknaben, und dem Brustbild eines betenden Cistcrzienscrs. An der Predella steht: A(1 la11(1em et g1oriam omnipot:ent;is Dei, in hon0rem glori- osae matt-is sempe1·qua vi1·ginis Mariae et SSmi P. N. Be-r11a1·(1i, 0mniamque ss. (Jisterciensium hat-)c am posita est: d. F. O. A. Arm» MDOXI«I. 4· Am vierten Pfeiler links im Hauptbild ein großes schönes Alabasterrclief, die Taufe Christi; auf den Flügeln je zwei Ne- liefs, links Johannes und die Pharisäer und Johannis Ent- hauptung, rechts Herodias mit dem Haupte des Johannes auf der Schüssel, und Johannes im Kerker; Christus blickt durch das Gitter zu ihm hinein. Oben tauft Johannes eine Menge Volks,

Schönthal. 779 ganz oben die Statue des Täufers, daneben je ein Rauchfaß sehwingendes Engelchen. An der Predella: » All 1aa(1em et gloriam saer0s:-meine trinita.tis in bono!-en: glo- 1·1osae Virginia Dei genitri(-is Mariae et: in memoriam S. J0h-innig Baptistae alt-1re hoc poni fee-it a(1m1·. sigismundus Abt)-is Spec-ioSae va11is Anna MDcXXX. 5. In der linken Seitenkapelle der prachtvolle Dreieinig- keitsaltar, errichtet von Abt Sigismund 1628. Im Hauptbild die Dreieinigkeit, darunter St. Michael mit Schwert und Wage zwischen zwei Engeln; zu Seiten stehen vor Nischen Petrus und Paulus. Oben ein Madonnabild umgeben von 2 Engeln, mit Kelch und Kreuz; über Petrus und Paulus die heil. Katha- rina und die heil. Agnes. Die Arbeit ist von großer Feinheit und Fliissigkeit. Die unten angebrachte ,Jnschrift lautet: A(1 lautem et h0no1-ein S. s. T1-inits.tis Dei Genitricis Vir- ginia Mariae et omnium Sancta:-um hanc are-un pos11it P. Sigie- lUlllldllS Abb-is Anna 1628. Weitere Altäre stehen im Querschiff, und einer in der rechtå- gelegenen Muttergotteskapelle, mit einem schönen (italienifchen) Gemälde der Madonna. An den Wänden der Kirche sind, aus dem alten Bau stam- mend, eine große Anzahl von Grabdenkmälern und Gedenk- steinen von Wohlthätern des Klosters eingelassen; nur einige von ihnen besitzen aber höheren künftlerischen Werth, wie die aus Erz gegossenen Konrads von Weinsberg und seiner Gattin Anna, die sandsteinernen Albrechts von Hohenlohe-Möckmühl und des Philipp von Weins-berg und feiner Gemahlin. Die An- ordnung und Aufstellung der Bilder stammt aus der Zeit des Neubaus der Kirche durch Abt Knüttel. Ja der älteren Kirche befanden sich z. B. die Statuen Konrads v. Weinsberg und feiner Gattin am Aufgang zum Hochaltar unterhalb des von ihnen gestifteten ewigen Lichtes. Abt Knüttel beniitzte diese Gelegenheit, um feinem poetischen Drang zu genügen und die Bilder mit den üppig wuchernden Blüten seiner Muse zu zieren, wie er denn seine Poäme allenthalben außen und innen an der Kirche, im Konventhaus über jeder Zelle und sogar an einem unaussprechlichen Ort, in dem großen KlosterkelIer an jedem Faß anbrachte. Wir beginnen beim Hauptportal, wo die ersten Gründer, Befchützer und Gönner des Klosters stehen. Links (auf der Nordfeite) am Thurm liegt auf dem Boden I. eine große. stark abgetretene Grabplatte von Sand-

7s0 Ortsbeschreibung. stein mit den eingeritzten Gestalten des Konrad von Weinsberg und seiner vor ihm gestorbenen Gemahlin Anna; die nur zum Theil noch leserliche Jnschtift lautet: Arme d11j MCOOOXXXVII px0xjma fe1-ja te:-tja guts t)ouit’a(-ji odiit gener-osa. tin-, Anna cis We-insperg nata de Eohen1oe. » IiZem 8«I1110 dui MCOCOXI-VI proximo S-.b1)ato Post epipha11. dar o1)11t geueFosnS ac streuuus dnuS C0nr-.dus de W(-insperg. quor. an. requ1eSoant: in pace, innen. An der Westwand der Kirche steht hier das lebensgroße Erzbild des Ritters in seiner Rüstung, gleich nach seinem Tod verfertigt, ein ganz herrliches und sehr seltenes Gnßwerk aus der Mitte des l5. Jahr- hundert?-. 2. Wolfram V. Bebenburg im Mönchsgewand, die Kirche in der Hand; Arme das MOLVII Wo1tTram de bebe11bu1-g fllll(I8-VIII hoc monasterium et postea 11abitum induit o0uversorum, eu·jus anima- requieseat in parte, -.men. Z. Papst Alexander 1ll., eine charaktervolle Gestalt. 4. Der Wappenstein nnd 5. die Statue Albrechts von Hohenlohe- Möckmühl; jener ist wahrscheinlich erst zu Ende des 15. Jahrhunderts gemacht und hat dasselbe Bildhauerzeichen, wie die Grabdenkmäler der Aebte Heinrich, Simon und Konrad. Er zeigt das Wappen von Hohenlohe und Schelklingen. Die Umschrift lautet: Anno (ini M.CcC.XXXVI1I. XV1 k1. maij obiit nobilis das A1bertus de hohenu10(-) · dictus de mekkemii1. Diese 11mschrift trug (Donauesch. Chr.) urspriinglich auch das schöne mit der Gestalt des Ritters gezierte Monu- ment Albrechts (abgebildet im Anz. f. K. d· d. Vorzeit 1880, Nr. 11). Auf der rechten Seite entsprechen die Grabsteine und Erinnerungs- bildet denen der linken Seite: so 1. die Bronzestatue der Anna v. Weins- berg der ihres Gemahls. Ueber beiden, auch vortrefflich in Erz gegossen, ihre Wappen. 2. Abt Herkvig, der erste Abt, dem Wolframs v. Bebenburg. Z. Kaiser Friedrich Barbarossa dem des Papstes Alexander II1. 4. u. 5. Au der Westrvand des Siidthurms sieht man zwei sehr schöne Grabmäler mit den Gestalten der Gestorbenen, aus Sand- stein, voll Leben und edler Charakterisirung. Die erneuerten Jnschriften lauten: Auno MDIX 28. Dezemb. starb die Cdel und wohlgebohrne Frau Anna v. Stofselsheim, Philippsen des Elteren, Herrn zu Weins- berg, Eheliche Gemahlin. 5. Anu0 MDVI 26. Nov. starb der wohlgebohrne Philipp der Eltere zu weinsberg, des römischen Reiches Erdkammerer. Auf dem Boden liegen die Grabplatten beider mit denselben Jnschriften: A. dui XV. VI. iar Am montag nach katherine starb der wolgeborn Philipp der Eiter zu weinsperg des .... erbkammerer dem got guad. Arme XV.Ix II1nooentibus et(-. Es folgen nun die n1eist mit Bildnissen geschmiickten Grabdenkmiiler der Aebte in den Seitenschiffen. Jm nördlichen Seitenschiff neben der Eingangsthüre beginnt die eine Reihe. « l. Abt Heinrich Höfling. Anna (1ni M.cOOO.Xl«V XII ka1. juuii 0biit eins klein:-jene a1)bas in species-. va11e o. a. re-qu. in page.

Schönthal. 7s ; 2. Simon v. Marbach. anno dni MCCCCLXV VII. idus sePtembris ohiit dmns S;-man Ahhas XVI [inohaator Presentis aratorii, I-estaurator alte-rum aediticiarnm, so ergänzt Hebenst. Chr-.] ·-. a. r. i. P. Beide Grabmäler tragen dasselbe Bildhanerzeichen. Z. Bernhard. Anna domini MCCCC.I«XXXVI VI idnS mais obiit daminus Bernardin; abhas in schöntha1 (-. a. r. i. P. Relief. 4. Johann Hoffmann. Anna damini MCCCCCX1IIl seonnda nanas Max-cii obiit daminns Johannes abbas in sPeciosa va11e bene 1neritus c . anima 1·eqn. in Pace . Rclicf. 5. Sebastian Stattmüller. Anna dom. 1557. II. fe·or. obijt reverendns in Christo Pater et dom. Sebastianns in Cesa1·ea Professur; Abbas hnius 1nanaSterii c. a. r. i. P. Wappen ein Mühl- rad. Relief· 6. Sebastian Schanzenbach. Anna dom. 1583 den letzten DeoeInbris abiit reverenduS in Christo Pater et dom. sei)astianns abbas huius manasterii etc. Relief mit feistem Gesicht. Wappen ein Schifflein. 7. Johann Leonhard. Anna 1636 17. 0kt. obijt in Christo admadnm reverend. Pater ac do1ninus dns .Iaannes I«eonardns abbas huins monasterii o. a. v. d. Wappen ein Knabe mit Pfeilen. 8. Christoph Haan. anno 1675 die 20. Navemh. ohiit reve1-end. d. ChristaPhorus abbas 44tus in sc-höntha1 et Pastn1atns in Ebrach. anno aetatiS 68, regiminis 40. Ein feines Gesicht, das den tüchtigen Mann verräth. Der Meister bezeichnet sich durch das Monogkamm C E E. Gute Arbeit. 9. Benedikt Kniittel innerhalb des eisernen GitterZ ans grau- schwarzecn Marmor, der auf dem nahen Kreuzberg gebrochen sein soll. Schönh. 192. Jn dem siidlichen Seitenschifs stehen: I. Konrad, wahrscheinlich Kübel, nicht Schatz v. Päris, mit der Jnschrift: dans Konradin A1)bas XVI in schöntha1e requ. i. P. mit oben erwähntem Bildhauerzeichen. 2. Johann Hühner. Anna dom. M.CCCC.LXV1I1 quarto non. februa1·ii obiit Johannes abhas in sPeciosa va1ie reqn. i. P. Z. Geotg Hertlein. Anna Dom. J511 V. Ka1. mai-eii ohijt daminus Gkeor-ging ahbas huins manasterii, qui rexit decem nove1n annos. o. an. etc. Mit einem Bildhauerzeichen. 4. Erhard Oeser. Anna damini 1535 tertio de(-ima ka1. .Ju1ii obiit rev. Pater et dnus Er-hardas Abbas hniuS monaste1-ji (halb erhaben). 5) Elias Wurst. Anna dni 1537 quarto deoima ital. Aug. abiit rev. in Xta Pater et dnS He1iaS 36 ab1)as hnius man. (halb erhaben). » · S. Johann Lurtz· Anna dni 1607 a Partu virgin1S V. 1d. Man ob. rev. in Chr. Pater et dom. d. .Joannes ahbas 11nius monasterii sohöntha1 etc. (halb erhaben). 7. Theobald Koch. Anna dom. 1611 die Januar. 22. obiit rev. in Xta Pater ao dom. Theoba1dus abbas etc. (halb erhaben). · · 8. Theobald Fuchs. Anna dom. 1626 die VI. Maii ohdarm1v1t1n Xto I-ev. admad. Pater et dom. Theaba1dns h. man. Spec. val1. ahbas.

782 Ortsbefchreibung. 9. Sigmund Fichtlin. Ann0 (lominiMDcXXXl1I ac1mod. rev- i. X. Pater an dem. D. Sigismnndus huias eoenebii species-De va1liS abbas divini cllItlls 2eiator eximins postq11am anne 1631 ab hae1·eti0is monasteri0 et qnaäraginta (-ir(-it:er re1igiosis erbatus fuisset, 1no1-bis et moer0re cent·ectns ab exi1ie ad aeternae patrjae qnietem abiit, det"un(-tue in monasterie stambs com. ’1’yre1. die XIX s. .Jesopbo saera. (Jhrenostioh0n regiminis et 1nortis: PInea sIgMVnD0 septen0s aLta per annos EheV! 0enano sternitur eXVL agre. 10. Hinter dem Gitter Franz Kraft. Anna dem. 1683 die 5. Ju1ii 0i)iit reverendissimus (10minus d. Pl?-1.!lcjscllS 45mus abi)as in Spec-iosa va1le vuigo sc-höntha1 aetatis 64. regiminjs 0ctav0, 0l1jlls animae 1ux perennis de-tur. Ja einer Seitenkapelle befindet sich noch das Bild des Abt?- AngeluZ Münch in Stuckatur. AUßen an der Nordwestfeite der Kirche hat der tvortreiche Abt Knüttel folgende Jnfchriften einbringen lassen: 1. Auf der Nordfeite ein Chronostichon für das Gründung?-jahr der Kirche. QVeD fe-I.-IX faVSt:VMqVe Slt. Icla eXVLtet pepVLVs! (1708) NeVerInt oMnes bonI et reCtI C0rDe (1708). Te Ve1«o praeprIMIS sapIens attenDere I.-e0tor, Praete1-It0 sc-GVM DlCta, per11·e Sene- Ista IDeo pro te I«Ittera s0VI-pta Manch Ita VI; LapIs De pariere 0LaMet: B LIingV1s etla1Vl P0stSI·0S DoUens Longos per armes. EGOe aDI pro N0Va 0ratI0nIs doMo. AVt basILIGa a1VlpLlanDa Et Ver-a rekilan0-apest0LI(Ja reLIgIone p1·opaganDa aD h0nore1Vl saGrosan0iae trIn1tat1s FVnDaMenta fah:-I stabILIta I-0Oabant 1n terra sVper hanc aeD1fI0ata petra1i-l. 2) Auf der Westseite: AVspICe Deo, (JobslIte p1etate DeIparae et sanCtorVM par:-o0ln10 Be-neD1Ci:Us in ll«Lo teMpo1-e Abi)as 1itl0nasterII De spe0I0sa VaLLe. Nest1·o al«las ret·erVnt lDIoMate sOhönti1a1« DeSs 1n Rechten sonDerbar i)efreIten orDens Von O1Sterz· I. LapID(-ZU p0ntIt’lCaL1ter InItIans In n0MIne De1 -f patr1s et: -f- i·lI.-II et: -f paracLetI. Mem Sol-ennI sol«1toqVe i)eneD1Oebai: IpseMet D1e san0tl PetrI ep1sCepI "I’arantasIensIS Ann0 MILLeno septlng«enten0 et InDe 0Ci:aV0 RegIMInIsqVe, seXto DIe IV!-II sVSCeptI, XXV, SeD fVnDatlenIs sOhönti1aI«ensls DL. An der Stelle der jetzigen Kirche stand früher eine zwar viel kleinere, aber zierliche Kirche, welche mit dem daranstoßenden

Schönthal. 783 Kloster eine getreue Nachbildung der Maulbronner Klosterkirche und des Konventhauses dort war. Auf dem Mittelpunkt der beiden Schifse, des Langschiffes und Querschiffes, saß ein Dach- reiter. Sie war dem Petrus, Paulus, Andreas und Joseph geweiht. Nach den Bisitationsakten von 1649 (Mone Quellen 4, 168) war der vordere Theil prächtig gebaut, der hintere Theil unvollendet, da der Bauernkrieg die Vollendung hinderte. »Im Jahr 1487 erwirkte Konrad v. Berlichingen dem Kloster vom Generalkapitel in Cisterz die Erlaubnis, eine Orgel zu gebrauchen und gab zu diesem Zweck selbst 200 fl. (Schönth. Chr.). 1649 besaß die Kirche 2 Orgeln. (Mone Quellen l. (-.) Im 30j. Krieg war die Kirche furchtbar verwüstet, doch hatte schon Abt Sigmund angefangen die Kirche zu schmücken, er erwarb 1628 den Alabasteraltar zur h. Trinität, 1630 den Altar Johannes d. T» restaurirte die untere Sakristei, in welcher er einen Altar zur Dornenkrone errichtete, und baute die obere Sakristei (Chron. in Donaueschingen). Abt Christoph erwarb den schönen St. Bern- hardsaltar (vielleicht von Leonh. oder Achilles Kern), ließ 1660 neue Glocken gießen. 1669 wurde das Schiff (major e(-clesia) aus Quadersteinen von Orendelsall neu gebaut und 1680 ein neuer Hochaltar von Abt Franz zu bauen angefangen (Chrou. in Donauesch.). 1682 malte der würzb. Hofmaler Oswald Onghers, ein Niederländer, das große Altarbild der Himmelfahrt Mariä (Kröll S. 64). Abt Benedikt Knüttel ließ 1684 eine große Orgel verfertigen und über dem großen Portal anbringen, das mit einem Gewölbe überbaut wurde (Schönh. 167). Aber der auf Prunk und äußere Pracht gerichtete Mann, der 1701 angefangen ein neues Konventsgebäude auszuführen, ließ 1707 die altehrwürdige Kirche abbrechen und am 27. Febr. 1708 anfangen, das Fundament zu einer neuen Kirche und zwei stolzen Glockenthürmen zu graben. Am 20. Mai weihte er den ersten Stein. Da das Fuudnment sich als schlecht erwies, um die gewaltige Last zu tragen, mußten mit Eisen beschlagene Pfähle bis zu 32« Tiefe eingerammt werden. Die Pläne zu Knüttels Bauten machte der berühmte Balth. Neumann, der Erbauer des Schlosses in Würzburg und der Klosterkirche zu NereF’-heim. Der erste Baumeister war Konrad Dunzenhofer aus Waldsassen (bair.), mainzischer Baumeister, nach dessen frühem Tod der bisherige Balier Jakob Ströhlein aus Gmünd die Bauleitung übernahm. Vollendet wurde der ganze Bau von dem Schwager Ströhlcins, der 1711 gestorben war, dem Baiern Bernhard Schüßler, welcher

784 Ortsbeschreibung. die Thürme noch höher und ansehnlicher aufsührte, als ursprüng- lich geplant war. Der Rohbau wurde bis zum Dach noch 1708 aufgeführt, und 1710 die Kirche mit einem rothangestrichenen Sturzdach gedeckt. Die Statuen an der Kirche fertigten die Bildhauer Balth. Knittel und Jakob Sommer von Künzelsau. Jm Jahr 1724 wurde die Kappe! au-fgesetzt. Als Freskomaler arbeitete der Jtaliener L. Ant. Columba im Chor und in der Kuppel, die Stuckatur im Kreuz und Chor stammt von Johann Bauer. 1727 errichtete Will aus Würzburg die große Orgel mit 20 Registern, dieselbe wurde 1802 abgebrochen und nach Stuttgart geliefert, wo sie bis 1817 liegen blieb, um dann in die bischöfliche Kirche in Rottenburg versetzt zu werden (Kröll S. 112). Das riesige Eisengitter, welches das Querschiff vom Langhaus trennt und 8536 Pfd. wiegt (14« hvch), wurde von Schlosser Bernhold von Rothenburg a. d. T. geliefert. ,Jm Jahr 1727 war der ganze Bau vollendet und der obere Chor sammt dem Presbyterium und den Nebenkapellen von Abt Benedikt eingeweiht, nachdem er noch 1726 auf die Kirche das aus Kupfer getriebene und vergoldete Marienbild (von 8« Höhe, 1V2 Ctr. schwer) hatte setzen lassen. Am Heiligenschein der Maria steht: Dieses Bild macht Christof Hennick und Johann Breinniger, beite Goldschmiete in Cinselsau. 1726. Unmittelbar an die Südseite der Kirche stößt das neue große Klostergebäude, welches mit derselben durch den Kreuzgang in Verbindung steht. Die großartige Schauseite der Abtei zeigt drei Fensterreihen zwischen riesenhaften toskanischen Pilastern, darüber das stattliche -Hauptgesims, auf den Flanken noch je ein Zwergstock mit jonischen, über der Mitte ein hoher geschweifter Giebel mit korinthischen Pilastern. An den Fenstern des ersten und zweiten Stocks sieht man Konsolen oder Engelchen, an denen des dritten Stocks Konsolen oder Masken. Das Ganze ein Quaderbau von guter und bedeutender Wirkung. Im Winkel gegen den östlich vom Klostergebäude gelegenen Konventsgarten liest 1nan auf einem Stein: Neunthalb Schuh von hier hinund Ligt der erste Stein im Grund Acht Tag nach Mariä Geburt Selber eingeweihet wurd a Mo P. BeneDIOto, Abbate s0hönth.; also am 15. September 1701.

Schönthal. 785 Eine schöne Freitreppe führt in eine hohe Halle im Mittel- bau der Abtei. Diese Halle dient als Treppenhaus. Eine Doppeltreppe steigt zu den Z Stockwerken empor. Unten an der Treppe begrüßen uns die Statuen der s8.pienti-« nnd scjentia. Den Eingang in das erste Geschvß schließt ein schmiedeisernes Prachtgitter, woran steht: Heilbrun cCM 1766 J P. Die Decke der Halle ziert ein großes Freskogemälde »der Triumph der Kirche über alle Völker der Erde«, in den vier Ecken eine Darstellung der vier Jahreszeiten. Das Erdgeschoß enthält auf der nördlichen Hälfte die Wohnung des Kameralverwalters, in der siidlichen Hälfte die Sen1inarküche und die Wohnung des Speisemeisters, das erste Geschoß die Wohnung des Ephorns zur Linken, die An1tslokale des Kamerala1nts zur Rechten. In letzteren ist auch der soge- nannte Ordenssaal mit wenig bedeutender, aber historisch treuer Darstellung der verschiedenen Ordens-trachten und der sogenannte goldene Schrank, der sich in der Mitte öffnet und eine verborgene Thiir verdeckt. Jm zweiten Geschoß ist die Wohnung eines Prosessvrs, die Seminarbibliothek und die evangelische Kirche, einst der goldene Festsaal der Abtei mit schöner Stukkatur. Den Plafond bedeckte ein großes Oelgemälde, das nach der Säcularisirung übertüncht wurde. (Der betr. Beamte wurde für diese von der Kirchenbehörde angeordnete That von König Friedrich entlassen nnd erst von König Wilhelm restituirt.) - Dieser ganze Komplex bildet die neue Abtei, welche von Abt Angelus Münch von 1738 an ganz neu aufgeführt wurde (Chron. in Donauesch. Münchs eigenh. Eintrag). 1750 wurde der Bau mit den Z Pavillonen vollendet nnd 1753 der große Festsaal von dem Münchener Maler Asam gemalt (Münchs Eintrag l. e.). Dem Abteigebäude entspricht fast in seiner ganzen Länge das Konventhaus, welches dnrch einen Mittelbau mit der Abtei ver- bunden ist. Der Mittelbau, welcher 1737 von Abt Angelus aufgeführt wurde — Bauineister war Christian Flur von Ver- lichingen -— enthält den Speisesaal des Seminars, das alte Refektorium, im Erdgeschoß, im ersten Geschoß Wohnräume und im zweiten zwei Zimmer der Seminaristen. Das ursprüngliche Refektorinm wurde niedergerissen. Unter diesem Mittelbau befindet sich der Mittelkeller, erbaut nach der ,Jnschrift com-aäus wo t’eoit 1367 von Abt Konrad I1. Das Konventhaus, welches durch die Sakristei und den ietzt noch bestehenden Theil des Kreuzgangs mit der Kirche in unmittel- Beschr. von Wilrttemb. 62. Heft. Oberamt .Ki1nzelsau. 50

786 Ortsbefrhreibung. bar(-r Verbindung steht, ist nicht fo reich gegliedert in seiner Front wie die Abtei und in durchaus einfachem Stil gehalten. An seiner Stelle stand früher das alte Konventhaus, das aber bedeutend kleiner war. Es wurde, um Raum für den Südoftflügel zu erhalten, ein Stück der früheren Ringmauer im Jahr 1704 nieder- gerissen. Das Erdgeschoß enthält den Kreuzgang, die sog. Kapitelstube und Wirthfchaftsräume. Die Ringmauer ist hier noch ganz vorhanden, muß also wieder aufgeführt worden sein. (Weiteres über das Konventhaus s. S. 789.) Der Kreuzgang hatte früher seine Fortsetzung im Mittel- bau und Abteigebäude und umfchloß das KreuzgäItchen, in welchem Abt Johannes Lurtz 1590 einen Springbrunnen anlegen ließ. Jm Kreuzgang befanden sich eine Reihe theilweise sehr alter Grabdenkmäler und Grabsteine, von denen die Donauefchinger Chronik von Schönthal noch nennt: 1. Ann0 dni MCCLVIl 2. non. Mart. obiit nob. dnus sym0n de clepsen (dort Nr. 11 mit der Jahrzahl 1357, das Schönthaler Nekrol. und Kremer haben 1257). 2. Anno dni MCCLX.VIlI Id. -Jul. obiit not) dns -J-«e0bus (?) de Clepsen (N1·. 12).! 3. sunt hat: in f0ssa Tjr01phi militis ossa de Tö1-zbach objit a. tin. Mcc(JlV. IX. Deo. (Nr. 1, jedensalls nicht die ursprüng- liche Grabschrift). 4. Anna (ini MCCOXL11I us St. Martinstag ist verschieden der ernvest Leigast von Aschausen (Nr. 7). 5. Ann0 d. M.C0cLXX.II Id. des. obiit Herb1-andus de Krebs- berg (Nr. 2). « 6. Anna dni M(·JGcCLXXlIl t"e1-ja teraja p0st valentini 0biit strennus dns dietherus de berli(-hingen n1iles . e. ana rqes. i. per. (Nr. 4). 7. Ann0 dni MCcO(·JLXXX1II iar nach christ gebukt uff Dornstag nacht nehst nach unser lieben frauen tag praesentationiS starb der erbar und veste jörg von Aschhausen d. G. g. (Nr. 6). 8. Anno dnj MCCCCLXXXXVIII an mitwochen nach fant Pauls Vekerung starb der ernvest Hans von Aschhansen des Sel Got gnedig sei. Die drei zuletzt genannten Grabplatten sind noch erhalten. 9. Arme d0mini 1520 us uns. Herrn Fronleichnam starb der edel und vest Dietrich v. Be1«lichingen dem G. g. A. (Nr. 20). 10. Ann0 1601 den 20. Jan. ist in Gott verschieden die edel und gestreng srau Vrigitta v. Aschhausen, gebvrne Zoblin v. Giebelstatt, I-er G. g. f. w. A« (Nr. 2 auf der dritten Seite). 11. Anna 1632 20. Der. ist in Gott verschieden der edel und vest Julius Christoph CrbertnaJ1n v. Bibelheimb feines Alters 29 Jahr dem Gott gn. f. A. (Nr. 1 auf der dritten Seite). 12. Ann0 dni MDOXCVIl die X1l Aug. obiit: 1-ev. D. Chri- sti-mus seiner-t, exparoehus in Ameriehsi1ausen, et hujus m0nasterii t’amjliaris, as-tatis 67, sacerdotji 39. req. i. p.

Schönthal. 787 13. Der entschieden falsch datikte Stein An dni liIOO.XI.-II jar uf visit:-tt:ionis Mariae ist verschieden der edel und vest Friedrich von Sickingen, des; Seel G. gn. s. A. (Nr. 3). 14. Ein Stein mit dem Wappen der Herren von Sterten ohne lesbare Jnschrift (Nr. 19). Nach derselben Chronik wäre hier auch das Grab Albrechts Grafen v. Löwenstein, württembergischen Obervogts zu Weins- berg, geb. 1536 17. Jan» -s- 1587 im Monat Juli (nach dem Dienerbuch S. 605 5. Aug.). Zwar erhalten, aber theilweise verstümmelt sind die meist gleichzeitigen Grabdenkmale der Herren von Berlichingen, welche anch nach der Reformation gegen gebührende Entschädigung noch längere Zeit ihre Grablege hier fanden, etc. W. F. 5, 295 und 418. Wir geben hier die Jnschriften: Nr. 1. Anna dni 1ttlC(JCLXXVIl V. idns maii o. be1«ngerus miles de 1)er1i(-hingen. symo Elias eins . . . . Die Umschrift in Majuskeln. Vor S1)mo ein Bildhauerzeichen. Nr. 2. Anna dl1j McOGLXXXX1I. VI1. y(1. tm-. o. g0tfri(1 innior de berli(-hingen. « Nr. Z. ann0 (1ni MOCOLXXXXVIll. IX l(l. ju1ii o. cnnradnS de ber1i(-hingen. Nr. 4. ann0 dni MGO(’-C .... Jm Südfliigel die Grabplatte dazu mit: Anna dni It-lCGOOLXl do starb der erber veste götz von berlichingen usf unser lieben frawen tag annnneiationiS. Nr. 5. anno (!ni McCCOXOV11l jor am dinstag nach urbani starb der erber und veste kilian v. berlichingen dem got gnad, mit den Wappen von Berlichingen, Adelsheim, Küchenmeister v. Rotenbnrg nnd Venningen. Auf dem Boden die Grabplatte mit derselben Inschrift. Nr. S. Anna (1ni MOCc0XI-IX jar an sant thomaS obent starb der vest götz v. berlichingen der junger dem got genedig sey. (Anf dem Schwertknanf ist eingravirt maria.) Mit den Wappen von Seinsheim und Rotcnbnrg. Auf dem Boden die Grabplatte. Nr. 7. Anna (-Im. M.CGOC.LXXX am freytag vor invocavit starb der ervest hanZ v. berlichingen der elter zu schroczberg gesessen, den got genad amen. Mit den Wappen von Nr. 6. Die noch er- haltene Grabplatte hat freitag nach est01niehi. Nr. 8. Ae. (1ni MOCO0LXXXllI jar am sontag or n1artini starb der vest friedrich von berlichingen dem got genedig sey. Ueber dem Kopf steht: Er fnit Elias domini eon1·-«di de ber1i(:t1ingen. Wappen: Wenkheim, Geyer, Crailsheim. Nr. 9. Anna dmi. McCcCl-XXXXV1l in die S. b1asii O. stre- nnns (1ominus c0nradns mi1es de berlichingen, (!njns anin1-I requi- bs(I8tjI1 packe. Wappen: Helm und Thürme der KüchenIneister von Ri;tenburg, Gebsattel, Sein?-heim. Konrad hat die Kette des Schtvanen- or ens. Nr. 5, 6, 8 und 9 erscheinen als von demselben vortrefflicher! Meister gearbeitet.

788 Ortsbeschreibung. Nr. .10. auno das 1517 am sonntag nach valentini starb der gestreng und ernvest her bernhart von berlichingen ritter zu schroczberg dem got gnad. amen. Wappen: Berlichingen, Wenkheim, Gebsattel, Crailsheim. Bernhart hat die Kette des Schrvanenorden. Auf dem Boden wieder die Grabplatte. Nr. l1. Arme Eins 1534 uff Dornstag nach S. bartholomeus tag ist gestorben der erber und vest philips von berlichingen de. got gnedig sey. Mit den Wappen Berlichingen, Thüngen, Adelsheim, Stesnau- Steinrück. Die Grabplatte gibt das richtige Datum Anno Dns 1ö34 am 27· tag Augusti starb der edel und ernvest Philipp v. Berlichingen der alt dem gott genade· Oben am Panzer des sehr tüchtig im Früh- renaissancestil gearbeiteten Ritterbildes steht H.V.M. Alls. Nr. 12. Äll110 (IDj 1541 als der edel und ernvest hans philips von berlichingen mit Katz. Mai. uff dem Mer gezogen ist er gestorben nnd ligt zu Genua begraben dem got gnad. Mit den Wappen v. Ber- lichingen, Winterstetten, Thüngen, Speth von Zwiefalten. Nr. 13. Anna 1543 uff Samstag nach Luczie verschid der edel nnd ernvest Hans Wolfs v. Berlingen zu Jagsthanßen dem got gnedig sei. a. Mit den Wappen Berlichingen, Thüngen, Adelsheim, Steinau- Steinrück, Rotenbn1«g, Schlitz gen. Görtz, Venningen, Helmstadt. Der stark abgetretene Grabstein enthält dieselbe Jnschrift. Auf einer Holz- tafel kehrte sie wieder mit dem nicht vollständig ausgefüllten Beisatz: Anna Dni XVc nnd in .... starb die edel und tugendsam Frau Ursula v. Berlichingen geb. Rüdin v. Kollenberg der G. gn. u. b. s. Dabei waren abgebildet ihre 3 Söhne: Thomas, Hans Wolf und Wolf Eberhart und 8 Töchter: Mar. Mag·dalene, Maria, Susanna, Margareta, Amelia, Ursula, Gertrud, Agathe (Schönth. Chr.). Nr. 14. ann0 das 1553 an S. niclansen tag starb der edel und ernvest Hans von Berlichingen dem gott genedig seyn wöll.. Amen. Wappen: Berlichingen, Thiingen, Adelsheim, Steinau-Steinrück. Nr. 15. Denkmal Götzen v. Berlichingen mit der eiser- nen H and. Eine sehr schöne Erzplatte an der Wand gegenüber 1neldet: Este gOUS1·0sll8 eques Gkotfrsdus cIauditur uma- Berliehius t0to n0tns in orbe senex. P1n1·ima. magnanim11s qui vix-eng p1-ao1ia gessst, At nijno pe1«petuo pa.ois amat0r erst. Tutus ab insu1tn nn1li mett1endns et ipse Aeter11ss fI’llltll1·, Seel sing five donis. 1562. Ann0 Das 1562 us Donnerstag den 23. Julij umb 6 Uhr zu Abents verschied der C-del und Ernvest Gotfrid von Berlichingen zu Hornberg der Elter, so seins Alters iiber etlich nnd achzig Ja: alt worden, deren Selen un uns allen got der almechtig wolle gnedig und barm- herzig fein. Amen. Ertvartet alhie san1pt allen Elänbigen in Christo ein fröliche Auferstehung· Am Steindenkmal selbst steht die Inschrift: Anna domioi 1562 ist dots verschieden der edel und ernvest Gotfridt von Berliehen zu Hornberg. Der Sel Got genedig sei. Amen. 28. Pf. O mein Got und mein Vater iczund beveise meine arme Seele, das sie inne werde, du seisi in. Fels, Burg, Schild, Thurn, Hort,

Schi5»thqI. 789 Srhucz, 3uversich, Hilfe, Zuflucht, Schirm und Güte, das ich in disen grasen Roten — O Her in deine Hände bevil ich mein Geist, Her du dreuek Got, erlus meine arme — ich hoff auf dich, o Herr erlös mich und sei mir genedig. — 29 Pf. —- Sei von dem grausamen — Feindt und erwartet alhie einer frölichen Anferstehung. Nr. 16. Das Denkmal ganz wie Nr. 4, mit der Jnschrist: .... starb Friedrich von berne1j: dem got genad. Nr. 17. anno (1ni MDI«XVlI us Mitwochen den XXIl Monat Octobris ist der edel und ernvesi Hans Jacob v· Berlichingen zu Horn- berg in Gut seliglichen entschlaffen, in dessen Seelen der barmherzig Gott ewiglichen gernchen. Amen. Das Grabdenkmal trägt die Jahres- zahl 1573 und den Namens-Zug L. W. und viermal das Steinmetz- zeichen des Meisters Leo Wolss v. Rothenburg (vgl. Württ. Viertelj. 1882, S. 162 f.). Gute Renaissancearbeit. Nr. 18. HOG anno VLtIM0 DIe apr1Lls (1709) pl«-1enobi1is dns Wo1t"gangus Ohr-istopho1-us Oapier (1icstus B:-.uz de Oe-den ob- DorMIebat 1n Oh:-Isto oOt0genar1Vs (1709). Heut an mir, nerbst an dir. Alle Zeit steh bereit· Dabei gegenüber die bekannten Reime: « Der grimmig Todt, sit quis quae quo(i, Kein Pracht noch Macht, kein Menschen acht, Droht auch schon dir, be-;«tus vir, Der diß betracht und allzeit wacht. Scham auf daß End, quam multi Heut, Die nnhr gelacht, kein Zeit geacht. Hier ist kein Statt, qt1-re Arm-I. Stett, Nach jener nacht, die seelig macht. All Augenl)lickh sie te(-um die: Cß ist vollbracht, a.die11 gut Nacht! Herr Bauz hat diß preis cetei-is Gar wohl bedacht, die Welt veracht- Z’letzt starbe Er t·e1iaiter, Sein Jahr er bracht biß zehenmahl acht- Die sandsteinernen Rittergestalten, von der frühen Gothik bis zur späten Renaissance gehend, bieten nach Stil, Tracht und Arbeit eine Reihe dar, die zum Merkwürdigsten weit und breit gehört und selten wieder in solcher Vollständigkeit zu finden sein wird. Jn der Kapitelsiube im Erdgeschoß des Konventhaufes mit den Versen über der Thiir: Ei(- lot-us o(Iit, amat, jubet:, or(1inat, an(1it, honor-it, BxeeSsus, kratz-es, x)ia, 1-itus, (10gmata., patres. ist der Denkstein des Priors Peter Hans v. Neustadt a. S., —s· 1644, das Bild des anbetenden Petrus und des himmlischen Jerusalems sowie die Jnschrist: It10nstra te pat1·em, p(-trug or-it, hie -.u(1it ab i1l0: sum tibi petre Pater, Elias esto meuS. Eine breite steinerne Treppe führt zu den Wohnungen des zweiten Professors und des ersten Seminardieners, wie zu den Krankenzimmern im ersten Geschoß und zu den Wohnungen der Repetenten und Semi- naristen, dem Lehrsaal nnd Sch1afsaal &c. im zweiten Geschoß, dessen

790 Ortsbeschreibung. weites Dvrment ein herrlicher Tummelplatz ist für die fröhliche Jugend. Die hohen lichten Räume sind wie geschaffen fiir eine Erziehungsansialt. Das frühere Konventsgebäude war sehr bescheiden, die einzelnen Zellen und Gelasse hatten nur Vrettertvände. Dunzenhofer und Ströh- lein bauten nun in 3 Jahre! den größten Theil des neuen Konvents- gebäudes. Von der alten Kirche blieb nur die in frühgothischen1 Stil er- baute Siidostecke mit Strebepfeilern und einer schönen Wendeltreppe, an deren Spindel sich verschiedene Steinmetzzeichen sowie ein Schild mit den Namensziigen J. K. und darunter eine Axt, sowie die Jahr- zahlen 1548 und 1568 sinden. Abt Benedikt ließ sich auch hier die Gelegenheit nicht entgehen, über jeder Thüre von Zellen und Räumen seine Verse anzubringen, z. B. an einem Abort: via(-era 1atriuae leg-at tnrpique kodin-re Impius Arius; taro fujt: illa pius. Ueber einem andern: Nun(: staS ante laws Gu1iani; (-omprime ne-wes: Si natura tameu money ipsi t·erto 1evamen. Auf die Ostwand des Gebäudes ließ er eine Sonnenuhr setzen mit der Inschrift: Maus h0ras pr-desto, post pran(1ia. (-esso, qniesco und dem Chrvnostichon: In0hoabar se0VnDo septeMbrIs. Vor dem Konventsgebäude liegt nach Osten der schöne große Konventsgarten, von einer Ringmauer eingeschlossen. Außer- halb des äußern Klvsterthors befindet sich der große, von einer Mauer umgebene A bteigarten. Rechts vom Eingang ein sandsteinerner Bildstock mit einer Pieta, der Jahreszahl 1623 und P. T. A. (1I’ec-it The-oba1dus Ai)bas); zu Seiten die Wappen von Abt Fuchs und Cisterz. Am Eingang selbst ein Eisentäfelchen mit A. A. 1769. Oestlich vom Abteigarten der neue Osfizianten- bau, der 170() von Abt Benedikt erbaut wurde, in einer Länge von 362« und einer Breite von 30«. An der an der Südseite angebrachten Sonnenuhr steht die Jahreszahl MD00. Unten ist der große Klosterkeller, den Abt Benedikt Knüttel mit· 45 Fässern nach der Zahl der Klosterbrüder belegen ließ. Jedes Faß trägt den Namen eines Klosterbruders und einen vom Abt gedichteten Vers (s. Kröll S. 131 ff.). Hier zwei Proben davon: Wie der Mann, so ist die Aich, Keiner ist dem andern gleich· Wann der Beytel hat ein Loch, Nichts zu s?melzen· hat der Koeh, Wann das icht hört auf zu bannen, Und das Faß nicht mehr will rinnen, Wann der Zaps steckt auf den Hut, Dieße Zeichen feind ni.t gut. P!-o! qua.ntnm est in :«odus baue.

Schönthal. 79I Hier wurde die Klosterapotheke untergebracht. .Jetzt dient das Gebäude zur Apotheke, zur Wohnung des Revierförsters, des evangelischen Pfarrverwesers u. A. Der daneben stehende Gasthof zur Post war ursprünglich das 1701 von Abt Benedikt erbaute Waschhaus sammt StalIung. An der weiter oben öst- lich davon stehenden großen Scheune zwei Wappen von Abt Fuchs und Cisterz mit der .Jnschrift: P. Theobaldus. A. Z. S. Das Portal an dem Privathause oben an der Straße nach Sin- dringen, welches mit dem von Bildhauer Sommer aus Künzelsau gefertigten Benediktusbild geschmückt ist, ließ Abt Benedikt 1700 errichten als Eingang zu dem seit 1688 ncit Reben bestockten Benediktusberg. Der ganze Ort trägt den Charakter einer stattlichen Kloster- anlage, deren frühere Leiter ihren Ruhm in schönen Bauten suchten. Die Straßen sind gut und theilweise mit Kandeln versehen. Das Klima ist im Allgemeinen mild, da die Lage des Ortes eine geschätzte ist. Die Einwohnerschaft ist stark gemischt. Der Grundstock von fränkischer Bevölkerung ist klein. Die Gesundheitsverhält- nisse sind sehr günstig. Die häufigsten Krankheiten sind Be- schwerden der Luftwege. Alle Eigenthümlichkeiten in Kleidung, Sitten, Gebräuche und Sprache sind vollständig ver1vischt. Die Vermögensvcrhältnisse sind nicht nngünstig, aber mit denen anderer Orte nicht vergleichbar, da verhältnismäßig viele Beamte hier wohnen, der Grundbesitz aber fast durchaus in den Händen des Staats und des Grafen von Berlichingen sich be- findet. Die eingeborenen Orts-bürger nähren sich von Gewerben und dem Ertrag ihrer eigenen oder gepachteter Güter. Der größte Grundbesitz in einer Hand, den Weiter Rvsfach eingerechnet- ist 90 Morgen, der Besitz des Mittelmannes 30 Morgen, der geringere Grundbesitz beträgt 3 Morgen. Auf auswärtigen Marku11gen besitzen die Gemeindeangehörigen ca. 200 Morgen. Die Haupterwerbstnittel sind Feldbau, Viehzucht, weniger Obstzucht. Die Gewerbe sind nur schwach vertreten. Wie oben schon erwähnt, ist beim Kloster eine Mühle mit Z Mahlgängen und 1 Gerbgang. Schildwirthschaften sind im Gemeindebezirk zwei und eine mit Wirthsrhaft verbundene Bierbrauerei (Kloster- branerei) vorhanden. Eine Ziegelei wird in Rossach mit gutem Erfolg betrieben. Ein zu«einer Soinmerwohnung der Prälaten

792 Ortgbesehreibnng· bestimmtes, aber nicht ausgebautes Gebäude unweit Schönthal, zu welchem eine Pappelallee an der .Jagst führt, war zu einer Ziegelei eingerichtet. Der Boden ist im Ganzen gut, im Thal meist sehr frucht- bar, auf den Höhen weniger. Die größten Komplexe, welche der Staat und der Graf von Berlichingen geschlossen verpachtet haben, machen einen rationelleren Betrieb der Landwirthschaft n1öglich, als bei den Bauernhöfen. Das Beispiel der Pachthöfe wirkt auch auf die übrigen Güter- besitzer. Weinbau hat seit Aufhebung des Klosters aufgehört. Früher war der Storchberg und der Benedictusberg mit Reben besetzt. Das Kloster hatte seinen eigenen Vinitor. Die Gemeinde besitzt keine eigenen Grundstücke; auch keinen Wald, derselbe ist größtentheils auf der Markung Schönthal- Neusaß Staats-eigenthu1n, auf den Markungen Rossach und Hals- berg Eigenthum des Grafen von Berlichingen. Ueber die Weiden geben wir folgende Uebersicht: Morgenzahl Zahl der Schafe Berechtigte Nutznießer der ständigen Weiden &c. Schönthal 55 180 Staat Schäfer Halsberg 9 180 v. Berlichingen Gutspächter Neusaß-Neuhof24 250 v. Berlichingen ,, Rossach 28 350 v. Berlichingen Die Berech- und Gutsbesitzer tigten. Die Weide wird mit einheimischen Schafen befahren. Die Viehzucht ist von Belang und wird in hervorragender Weise von den Gntspächtern betrieben. Man zieht den Neckar- und Schwarzwaldschlag. Farren sind in Schönthal 2, in Hals- berg 1, in Rossach 2 aufgestellt. Gemästetes Vieh geht in ziem- licher Anzahl nach .Heidelberg, Mannheitn und Frankfurt. Das Fischrecht in der Jagst gehört dem Staat und ist um 26 MS. verpachtet. Man fängt besonders Weißfische, Barben, Schuppfische, Hechte, Aale und Krebse. Märkte bestehen keine im Gemeinde-Bezirk. Der altbe- riihn1te Neusaßer Markt ist 1879 aufgehoben worden. Vortreffliche Straßen führen im Jagstthai nach Möckmühl und nach Dörzbach, sodann die etwas steile ,,Honig«steige nach Sindringen» Die Wege nach Rossach (auch Fahrweg über Ber- lichingen) sind nicht gerade gut zu nennen, dagegen ist der Weg nach Halsberg gut.

SchM"h(!k- 793 Ueber die ,Jagst führt beim Ort eine schöne breite steinerne Brücke, der-n westlichster kühner Bogen seiner Zeit viel bewundert wurde; an der Südseite eine Sonneuuhr. Nachdem 1573 die hölzerne Brücke zum vierten mal vom Eis hinweggeführt worden war, ließ Abt Theobald eine steinerne aufführen. Zuerst berief er einen -Haller Baumeister, der sie in 5 Bogen ausführte, aber als die Vogengestelle weggenommen waren, fiel das größte Joch ein. Das Jahr darauf erbaute der tüchtige Meister Michael Kern von Forchtenberg 1609 die jetzige Brücke. (Schönhuth S. 148. 149. Pfaff u. Donauesch. Chr.) Kerns Brustbild, das unterhalb der Brücke angebracht war, wurde 1880 aufge- funden und an besserer Stelle auf der Brücke angebracht. Das- selbe ist leider verstümmelt, trägt aber die Jnfchrift: Michel Kern Burger zu Forchtenberg werckmeister diser Brucken. 1609. Ja der rechten Hand hält er den Zirkel; reiches Haar und starker Vollbart zeichnet ihn ans Es ist dies Michael Kern II. (vergl. Klemm in den W. Vierteljahrsheften für Landesgeschichte S. 163 f.). Derselbe fertigte ohne Zweifel das schöne Grab- mal seiner Eltern auf dem Kirchhof des nahen Forchtenberg. Mit Wasser ist der Ort Schönthal und die Parzellen reich- lich versehen. Das Trinkwasser ist gut. An Brunnen sind im Ge1n.-Bezirk laufende S, Pumpbrunnen 4, Schöpfbrunnen 2. Jn einer eisernen Röhrenleitung wird von den Brunnenäckern und dem Honigwäldchen gutes Wasser in das Seminar und in andere Staatsgebäude geleitet. Früher bestanden auf der Mark- ung viele Seen, welche jetzt trocken gelegt nnd als Wald nnd Wiesen benützt sind, besonders um Nensaß und Halsberg. Weiher sind in Halsberg 2, Neusaß 1, in Rossach 2. Außer der Jagst fließen auf der Markung nur kleine Bächlein, das Thierbächlein von Halsberg zur Jagst, das Laub- und das Sallenbächlein bei Neusaß. Lehmgruben sind in Rossach und Schönthal, letztere un- benützt· Erdfälle sind keine außer einer jetzt fast ausgesüllten Einsenkung am Fußweg nach Neusaß vorhanden. Von öffentlichen Anstalten befinden sich in Schönthal: 1. eines der 4 evangelisch-theologischen Seminare zur Heranbildung von Geistlichen, nunmehr für das Alter von 14——16 Jahren bestimmt. Mit dem sechzehnten Jahr tritt der Kurs ins Seminar Urach über. Am Seminar arbeiten Z ständige Lehrer, der Ephorus und 2 Professoren, und 2 unstiindige, die Repetenten, sowie J. Musik- und Zeichenlehrer. Auch ist ein Seminararzt bestellt. Die Geschichte des Seminars s. unten; 2. eine evangelische und

794 Orts-beschreibung. eine katholische Konfessionsschule mit einer ,Jndustrieschule. ,Jn R-Issach besteht eine evangelische Volksschulc mit Jndustrieschule. An öffentlichen Stiftungen sind zu nennen: 1. eine "für beide Konfessionen gemeinschaftliche Armenstiftung mit 2600 J-L; 2. eine Stiftung für katholische Arme von dem -s· Dekan Hof- 1neister mit 1000 fl.; 3.- eine Jahrtagsstiftung seit 1875 mit 454 «-L; 4. in Rossach eine kirchliche Stiftung mit 34 «-M. Alterthümer: Grabhügel s. S. 252. Von alten Straßen berühren die Markung Neusaß die Hohestraße nnd die Markung Rossach die Sachsenstraße s. Ober-Kessach. Von abgegangenen Orten sind zu nennen: Brechelberg zwischen Neusaß und Kreuzberg auf der Flur Brechelacker, Esel) ach zwischen Schönthal und Ernsbach, Eschenau zwischen Schönthal und Rossach hinter der Schönthaler Ziegelhütte, Eichelberg, jetzt ein Wald hinter Weltersberg, Hofeld an der Stelle des Klosters, Hohenhart, vielleicht auf der Flur Hohenten zwischen Bieringen und Rossach, Stein s. Berlichingen. Das Wart- thürmchen auf dein Storchberg, von dem Schönhuth Chr. 4 behauptet, es heiße auch Götzenthurm, weil Götz von Berlichingen es erbaut, um es gegen seine Feinde zu gebrauchen, ist auf altschönthalischem Grund und Boden von dem Bursarius Laurent. Dolling (1535——1568) erbaut und 1682 von Abt Franz erneut und erhöht. (Donauesch. Chron. von Schönthal·) GefckiickIte des -Klosters sck1öntk1ak. Quellen. Gi1r0nic0n imperia1is et exemti M0naste1-if be-irae vi1g. Mariae de soi16ntl1a1 S. or-dinis Cistercieosis a part-e B-irtho1ome0 Kremer Amorbacensi conscriptnm par:-« p1-icon. Dieses fast lauter Urkunden enthaltende Wert des fleißigen Pkiors von Schönthal (geb. 1589, Bibliothekar des Klosters 1615, Bursierer 1626, Prior 1.650, -s- 1661 12. März, begraben in Heilbronn -im St. Clara-Kloster) geht bis zum Jahr 1.432 und ist Eigenthum der königl. Staatsbibliothek in Stuttgart, ein dicker Foliobnnd. so1·ies abbatum et memorabi1ia, ebenfalls von Kremer, abge- druckt bei Mone Quellen 4, 144, reicht bis zum Jahr 1636. Annales sehöntl1alenses eco1esiastico-politicokascetic0-oeco- n0mioi ad anno 1156—1575 (v. Abt Franziscus -I— 1683) Msc. Chronik des Klosters bearbeitet von den CouventualeJ1 Jos. Müller, Prior, und Richalm Stöcklein, Subprior, 1698 mit Nachträgen von Abt Benedict und Abt Angelus. Werthvolle, kurze Geschichte des Tg)slSks. Eigenthum der fürstl. fürstenbergischen Bibliothek- in Donau- e ingen.

Schönthal. 7 95 · Prim:ieva schönthalia, kurze Beschreibung des Klosters mit einem Verzeichnis der Aebte 1714. 4. Antiqua-modern:-. species:-te V-Illig a.bbatiae (Jnschriften und Chronostirha von Abt Benedikt) 1714. 0ri:us et act-is exempt-re abbatiae de speoi0sa r-alle, das ist Jahr- nnd Tagebuch dessen, was sich vom Anfang und Fortgang des Klosters Schönthal von 1157 her merkwürdig hat zugetrageu, verfaßt und continuirt bis auf das Jahr 1727 (von Abt Benedikt Knüttel) Msc. Wibel histor. diplomat. Nachrichten das Kloster Schönthal betk. in Oetter’s histor. Biblivthek I, I ff. II, 105 f. Seh-önhnth, Chronik des Klosters Schönthal aus urkundlichen Quellen, Mergentheim 1850. Zeitschrift für württ. Franken 1852, 72 ff. Freiburger Diöcesanarch. B. 1l, 211 ff.; 13, 109 ff. Kröll, J., Die Zisterzienser-Abtei Seh. Waldsee 1877. Die Diplomatare des Klosters auf dem Staatsarchiv. Wolfram von Bebenburg, (Bemberg, OA. Gerabronn), ein edel- freier Herr, wahrscheinlich identisch mit Wolfram von Weinsberg, ist der Stifter des drittältesten Cisterzienserklosters in Württen1berg· Nach der Klostersage war er einer der wenigen, welche von dem durch die Beredsamkeit Bernhards von Clairvaux angeregteu Kreuzzug unter Konrad III. 1149 glücklirh zurückkehrten. 1149 Juli war er wieder in Deutschland. Man. b. 37, 67. Nach der Sage verdankt er seine Rett- ung einem Gelübde, während sein Bruder Joseph, der ohne Gelübde den Kreuzzng mitmachte, nicht wiederkehrte. Um fein Gelübde zu erfüllen, begann er, unter dem Widerspruch seiner Gattin und Kinder, ein Kloster auf seinem Allod zu gründen (cti«. die Urkunde B. Heinrich von Würzburg 1163. W. U. II, 145). Sicl1er ist, daß Wolfram von Bebenbnrg vor 1153 8. Juli (Todes- tag Papst Eugens III.) ein Kloster, genannt Nuwesaze oder Nuweseze, d. h. die neue Niederlassung (das heutige Neusaß südlich von Schön- thal) inmitten der von ihm an diese Pflanzung geschenkten Höfe Hals- berg, Brcchelberg und Stein gründete. Die Schönthaler Chro- nisten nennen die erste Niederlassung Nuwensehen, was aber auf Ver- wechslung von Z und h beruht. Papst Cugen II1., welcher die Gründ- ung des Klosters bestätigte, sicherte demselben den Blut- und Neugereut- zehnten auf seinen Giitern. W. U. II, 109. Daß schon zuvor auf Neusaß eine vielbesuchte Wallfahrtskapelle gestanden , Schönh. S. 13, ist im höchsten Grade unwahrscheinlich, denn der Name Nuwesaze sagt, daß das Kloster eine völlig neue Niederlassung auf Wolframs Freigut war. Es war der heiligen Maria geweiht und hatte die Ordensregel des heiligen Benedikt, wie sie in Cisterz eingeführt war. Nach alter Tradition sollen die ersten drei Mönche Bernhard, Nibelung und Si- boto, welche in den ältesten Urkunden der Bischöse von Würzburg für Schönthal «) als Zeugen vorkommen, W. U. II, 115 u· 146, aus Maul- bronn gekommen sein. Kloster Neusaß wurde von König Friedrich I. in des Reiches Schuh aufgenommen und ihm die Privilegien Papst -«) Ein Kloster Schönthal war in der bairischen Dbetpsals, gehörte jedoch sum Augusttnerorden.

796 Ortsbeschreibung. Enge-is lll. am 15. März 1157 zu Würzburg bestätigt. W. U. II, 109. Wolfram stellte das Kloster unter den besonderen Schutz des Bischofs zu Würzburg (ocalesiae S. icilianj), und B. Gebhard drohte jedem mit dem Bann, der das Kloster anfechte — ein Wink für die Ver- wandten. W.·U. II, 115. Der gewählte Ort mit seiner sturmumwehten Lage nnd semer»waldigen Umgebung erwies sich ungünstig. Man folgte dem Beispiel des Mutterklosters Maulbronn, wie später das nahe Frauen-,3isterzienserkloster Hohebach-Gnadenthal und wä lte einen g1instigeren Ort an der Stelle des Weilcrs Hofeld im Jagstt al. (Eoefeiden, c1uae nunc dicitur sehönentha1, W. U. I1, 386 in der Urkunde von 1212.) Der Zehnte dort gehörte Konrad von Bocksberg, dem Erben Krafts von Schweinburg 1. o. Die Herren von Berlichingen aber be- haupteten 1483, der Grund und Boden, darauf das Kloster gegründet worden, sei Eigenthum ihrer Familie gewesen und Wolfram v. Beben- burg habe das Land von seiner Gattin, einer gebotenen von Berlich- ingen, als Mitgift erhalten. Die Familie der Herren von Berlichingen habe die Abtretung des Feldes unter der Bedingung verwilligt, daß ihr ein Erbbegräbnis im Kloster zugesichert werde. Ebenso ungeschichtlich als diese Behauptung ist die Klostersage, welche den Ort Hofeld als künftige Niederlassung dem Gründer Wolf- ram und den ersten München durch eine übernatürliche Erscheinung angewiesen werden läßt. Schönh. S. 14. Die Verlegung muß in die Jahre 1157—1163 fallen. (iocus, qui tunc- Nusazu, set nuno Spe- H0sa4;ailis dioitur. Urk. d. B. Heinrich von Würzburg 1163. W. U. , 1 .) Der erste Bau begann nach der Tradition am 12. Nov. 1155 (s. jedoch oben), der Bau im Thal 1161. Zur Bevölkerung des neuen Klosters soll Abt Diether von Maulbronn 9 weitere Mönche ge- schickt haben, von denen Hertwic Abt und Heinrich Prior, Bernhard aber, einer der ersten Z Mönche, Großkeller wurde. Wolfram trat selbst in das Kloster als Laienbruder, W. U. II, 145; nach seinem Tod (-s- 12. Nov. 1162) aber fochten die Söhne Wolfram und Dietrich das Kloster heftig an, ließen sich jedoch von Bischof Heinrich von Würzburg beschwichtigen I. c. Doch dauerten Anfangs die Bedrängnisse von den benachbarten Herren wie von Seiten des Pfarrers in Bieringen fort, bis B. Herold non Würzburg dem Kloster die Kirche in Bieringcn übergab, und Papst Alexander in 2 Bullen vom 8. Nov. 1176 und vom 21. Dez. 1177 das Kloster in seinen besondern Schutz nahm und noch besonders verbot: nemo inkra (1imidjum leuguam a man-.sterio aadiii(-are p1«aesumat ecc1csiam, de quer 1«e1igio et qnies vestra possit turi)ari· W. U. 1l, 160. 179. 185. Die Einkünfte nnd der Besitz des Klosters wuchsen theils durch Schenkung theils durch Kauf, indem der Besitz niäglichst abgerundet wurde. Viele vom benachbarten Adel traten in das Kloster ein (Kremer, Chronikon). Der Wald Hohen- hard wurde ausgestockt und ein Bauhof dort angelegt. Donauesch. Chr. Jm Jahr 1176 hatte das Kloster außer den bis jetzt genannten weitere Banhöse und Güter in Kocherdiirn, Binswangen, Erlenbach und Logheim abg., OA. Neckarsulm, in Kessach, Bietingen und Berlichi11gen- OA. Kiinzelsan, in Gommersdorf bad. und das Jahr darauf noch in Eselsdorf abg., OA. Oehringen, und Dahenfeld, s. W. U. II, 179, 185.

Schönthal. 797 Das schwierige Verhältnis zu den Herren von Berlicbingen wurde durch Verträge 12l7 und 1234 ausgeglichen, s. Berlichingen. Die Gefährdung des 50. Theils der Einkünfte, den Papst Jnnoeenz Ill. 12l6 von den Cisterzienzerklöstern forderte, wurde gliicklich abgewendet, dagegen gab ihnen Honorius 1Il. 1222 das Privilegium, daß sie de uova1ibus p1·0priis ma.oibns et sumtibns SXcl.lItiS Niemand Neugereutzehnten zu geben brauchten. Donauesch. Ehr. und W. U. IlI, 130. Doch be- durfte es immer neuer Schutzmaßregeln von Päpsten, vom Kaiser Fried- rich Il. und seinem Stellvertreter Heinrich, um das Kloster i1n unge- störten Genuß seiner Einkünfte und der Schenkunge1t zu erhalten. 1222 22. Febr. sah sich der Papst Honorius genöthigt, den Erzbischof von Mainz mit dem Schutz des Klosters zu betrauen. W. U. Ill, 129. König Friedrich II. nahm das Kloster in des Reiches Schutz Mai 1225 und K· Heinrich befreite es von aller Heersteuer und allen Diensten 1226 7. September, W. U. I1I. 171, 199, desgleichen 1231 auch von der Salzsteuer· Böhmer Reg. 240. Der stete Wechsel der Aebte in den 30er Jahren des 13. Jahrhunderts weist auf innere Zerwürfnisse nnd finanzielle Nöthen hin. Darum gab Gregor IX. im Mai 1237 zwei Schutzbullen nach einander, die besonders gegen den Bischof von Würz- burg gerichtet waren· Darnach durfte kein Mönch Geld aufnehmen oder hinleihen ohne Wissen des Abts und Konvents, es sei denn zu des Klosters Frommen. Kein Klostergut darf veräußert werden. Kein Bischof darf die Mönche vor die Synode laden noch den weltlichen Gerichten unterwerfen, noch sich in die Abtswahl mischen, ebensowenig für die Weihen im Kloster Geld verlangen· Bischöflicher Bann gegen das Kloster gilt nichts. Auch während des Jnterdikts darf Gottesdienst gehalten werden, W. U. I1I, 392. Das neugegriindete Kloster Gnaden- thal wurde dem Abt von Schönthal nnterstellt. Unter Abt Thomas kam eine harte Zeit fiir Schönthal. Schwere Schulden drückten das Kloster, die Gebäude zerfielen, die Mönche liefen auseinander nnd wurden in 20 Stifter vertheilt. Der Abt des Muttertlosters Manlbronn konnte nicht helfen und wandte sich des- halb an Abt und Konvent von Kaisers-heim (Baiern), welche nun die Schulden bezahlten, die Gebäude herstellten nnd dafür 1283 vom Abt Sif1:id von Maulbronn das Paternitätsrecht abgetreten erhielten. W. F. 1854, 81 ff. Papst Martin IV. befahl dem Dekan von Fencht1vangen 18. August 1283 dem Kloster wieder zu den ihm entzogenen Gütern zu verhelfen. St.A. · Bessere Zeiten waren unter Abt Walkun. Im März 1293 zog K. Adolf v. Nassau von Gßlingen her nach Schönthal und wurde mit großen Ehren empfangen und bewirthet, wofür der König dem Kl. die Privilegien K. Heinrichs von 1225 mit dem Zusatz bestätigte, daß von den Gütern, welche das Kloster dienstfrei empfangen, auch kein Dienst verlangt werden dürfe. St·A. Abt Walkun erwarb auch d·urch Ver- mittlung seines Vaters Werner v. Crailsheim die oberste Leitung nnd Visitation im Spital zu Dinkelsbühl· Der Schönthaler Ehronist Kre- mer läßt das Schönthaler Hopfengarten vom Landgrafen Friedrich von Thüringen 1304 verbrannt werden. Es ist aber Hopfengarten in Thit- ringeu gemeint. · « · Jm Kampfe Lnd1vigs des Baiern und Friedrichs von Oesterreich blieb Schönthal letzterem treu, hatte aber deswegen viel per ,,nonnu1-

798 Orts-beschreibung. los ear-lass-re Roman« rebol1es« (BulIe Papst Johanns XXIl. 17. Juli 1328. St.A.) zu leiden. Aber der tüchtige Abt Reinold brachte während seines langen Regiments das Kloster zu bisher ungeahntem Wohlstand und führte eine wohlgeordnete Verwaltung ein. Sein Nachfolger Konrad erlangte von Karl IV. bei einem Be- such desselben in Heilbronn die Befreiung von der Verpflichtung des Klosters, einen Theil der Kosten zu bezahlen, wenn Kaiser oder Könige nach Mergentheim kommen, d. 19. April 1365. Ja K. Wenzel be- freite es 18. Juli 1382 von aller Verpflichtung der Bewirthung auf 4 Jahre. St.A. Auf der Kirchenversammlung zu Konstanz war Abt Heinrich Rosenkeim (1407—25). Er bekam dort den Vorsitz vor allen Cister- zienferäbten und wurde von der Königin Barbara zum Beichtvater angenommen, K. Sigmund bestätigte des Klosters Privilegien 4. und 9. Febr. 1415, gewährte ihm Steuerfreiheit und »Zollfreiheit für feine Produkte und Bedürfnisse. behielt sich aber die Schirmvogtei über das Kloster vor und verbot, es vor ein anderes als vor das Reichsgericht zu laden. (Erneuerung dieser Privilegien 9. März 1434, Bestätigung durch Martin lV. 4. Apr. 1418.) Unter Heinrich .Höfling wurde 1480 bei der wachsenden Gefahr der Hnsfiteneinfälle eine große Wallfahrt nach Neusaß veranstaltet. Am Sonntag nach St. Lan:-entii (12. Ang.) zogen Abt und Konvent mit den Reliquien, gefolgt vom Propst zu Meckmiihl und dem Dekan von Adelsheim, den Pfarrern der Umgegend und 2000 Menschen aus 25 Orten, alle Kreuze tragend, nach der Neufaßer Kapelle. Donanesch. Chr. Schönhuth S. 122. Vom Konzil zu Basel wurden 17. März 1434 des Klosters Pri- vilegien bestätigt und es gegen die Beeinträchtigung der benachbarten Fürsten, Grafen und Herren, welche Zölle, Steuer und Sehatzung er- hoben, in Schutz genommen. 1439 10. März ertheilte das Konzil auf Bitten seines Protektors, Konrads von Weinsberg, dem Abt die bifchösliche Jnfnl und Mitra für einzelne Gottesdienste, sowie einige bischöfliche Weiherechte. Konrads Sohn, Philipp, fchenkte dem Kloster die erste Jnfnl. Schönh. 130 f. K. Friedrich IV. nahm den Abt 1442 4. August zu seinem Kaplan an. Ohms! reg. F’rie(ir. 104. Aber die Ganerben v· Maienfel-Z hatten wenig Achtung vor den neuen Würden und Jnsignien des Abt?-. Auf der Riickreise von Basel über- fielen ihn die Herren von Gültlingen (Mone Quellen 4, 107: Gült- lingen, Kremer Chron. S. 1437: Benningen), Erkinger Hofwart, Hans v. Auerbach, Konz Schott nnd Heinz Plank und brachten ihn nach dem alten Raubnest Maienfels, of:-. W. F· 10, 193. v. Martens 102 f. Erst nach einer harten Belagerung vom 7. Juli bis 5. Sep- tember wurde der Abt durch die vereinigten Städte befreit. Stäl. Z, 453 Not. 1447 fanden sich in der Umgebung des Klosters 130 Huf- siten, welche gefangen genommen wurden und ihren Glauben abfchIvo- ten mußten. Der äußerlichen Richtung des Klerns jener Zeit ent- spricht das 1488 von Papst Junocenz V1II. an den Abt Johann HON- mann verliehene Recht, in seinem Siegel sich sitzend darstellen zu lassen und goldenen Schmuck am Riemenwerk seiner Pferde und goldene Sporen zu fiihren, ebenso mit rothem Wachs zu siegeln. Am 18. Jan. 1491 ertheilte K. Friedrich lV. dem Kloster ein erweitertes Wappen,

Schönthal· 799 Lichnon)sky 8, 674 f., was Maximilian I. auf Bitten Konrads von Berlichingen am 15. April 1491 bestätigte. Für spätere Zeiten war verhängnisvoll, daß Maxin1ilian am 12. Dez. 1495 das Kloster unter den Schutz des Erzstiftes Mainz stellte, Lünig 16, 95, was nach Moue Quellen 4, 160 mehr den Gegnern als dem Kloster zugut kam. Seitdem erschien der Amtmann von Krauthei1n zu jeder Abtswahl mit Militär und übernahm die Thorschliissel und die einsiweilige Oberauf- ficht über das Kloster. Die neue Zeit machte sich auch in Srhänthal geltend. Man schickte die jungen Konventualen zum Studiun1 auf die Uuiversität Heidelberg (was 1503 durch das Generalkapitel verboten worden zu sein scheint, Mone Quellen 4, 160). Abt Crhard Oeser hat dort seine Bildung geholt. Ueber Schönthals Geschick im Bauernkrieg s. den allgem. Theil S. 239 ff. Die Reformatiousbewegung ließ Schönthal nicht unberiihrt. Heftiger Streit erfchütterte besonders unter Abt Elias Wursier 1535--Z7 das Kloster, so das; fein Nachfolger Seh. Stattmüller über seine Er- wählung äußerte: MS Patron: patrum fecit; (iisc0rdia t’ratrum. Die inkorporirten Pfarreien Neuenstadt und Sülzbach, ebenso Sindringen gierigen dem Kloster verloren. Manche Mönche traten zu den Evaugelischen über, so 1526 schon der Verwalter des Schönthaler Hofs in Heilbronn (Donauesch· Chr.). Die Kapelle in Hall wurde 1534 geschlossen, die Propstei in Mergentheim wagte man 1548—6.l wegen höchster Gefahr des Abfalls nicht zu besehen (Donauesch. Chr.) und ebenso blieb die Kapelle des Klosters in Heilbronn propter praxi- mum perverSi0nis peri(:u1um von 1526—1624 ohne geistliche Be- dienung. Die Unterthanen des Klosters in Weldingsfelden (s. d.) und Simmringen, OA. Mergentheim, wurden evaugelisch. Auch in den Pfarreien von Schönthals nächster Umgebung scheint die evangelische Richtung sich geltend gemacht zu haben. 1550 klagt B. Melchior Zobel von Würzburg bei Kaiser Karl V» daß der Abt von Schönthal seit vielen Jahren keinen Pfarrer auf die ihm nntergebenen Pfarreien präfentire. Arch. f. Unter-Mainkreis Z, Z, 123. Der Abt Seh. Stattmiiller leistete dem Eindringen des Procestantismus Widerstand, »prout5 pot:uit« Mone Quellen 4, 162, war aber selbst Familieuvater its. Die Klöster, in welchen der Abt das Visitationsrechthatte, Gnadenthal und Billigheim«), Mone Ouellen 4, 168, giengen für das Kloster verloren. Mit den Grafen von Hohenlohe war trotz der Glaubensver- schiedenheit Ende des 16. und Anfangs des 17. Jahrhunderts ein freundliches Verhältnis. Man vereinigte sich über gegenseitige Ab- tretungeu zur Abrundung des Besitzes. Graf Wolfgang schenkte dem Abt 1603 einen silbernen vergoldeten Becher, in dem Z kleinere waren. Mit großer Weitherzigkeit beließ man bis gegen Ende des 16. Jahr- hunderts den evangelisch gewordenen Herrn v. Berlichingen ihr Erb- begräbnis im Kloster. Aber unter dem Einfluß des Bischofs Julius und den Wirkungen des beginnenden dreißigjährigen Kriegs begann eine größere Strenge «) Schönthal hatte nach Kremer auch in Seligenthal von Bronnbach, in Lichtenster-n von Maulbronn das Visitationsrecht erworben.

800 Ortsbeschreibung. in den Glaubcnsanschaunngen und größerer Eifer fiir die Restauration des alten Glaubens sich geltend zu machen. Nachdem schon Abt Johann Lurtz in Simmringen den alten Glauben wieder eingeführt, begann der Konventuale Leinleuter 1628 in Wi1umenthal dieselbe Arbeit (Douauesch. Chr.). Weldingsfelden wurde von Hohebach losgerissen. Das 2. Jahrzehnt des dreißigjährigen Kriegs brachte dem Kloster furchtbare Bedrängnis. Schon 1626 lagerte Franz Albert von Sachsen- Lauenburg mit 10 000 Mann auf dem Feld beim Kloster. Z Tage lang mußte das Kloster alle F-ourage, Frucht, Wein 2c. liefern. Die Saaten und Weinberge wurden verderbt, das Kloster hatte einen Schaden von 15 000 fl. (Donauesch. Chr.). Auf die Kunde von dem Nahen der Schweden war Abt Sigmund schon 163l am 17. Oktober mit dem Konveut geflohen, kehrte aber, da es sich als blinder Lärm erwies, bald wieder zuriick. Aber am 24. Oktober verließ er das Kloster auf Nimmerwiedersehen und begab sich erst nach Horueck, dann nach Neckarsulm und Gemiind, endlich nach Kaisers-heim, aber auch dort mußte er mit den Schönthaler und Kaisers- heimer Mönchen 70 an derZahl vor dem gefiirchteten Schwedenkönig am 29. März 1632 weiter fliehen bis nach Stambs in Tyrol, wo die Flüchtigen im dortigen Kloster aufgenommen wurden. AbtSigismund starb daselbst am II. März 1633. Am 25. November 1631 erschien der schwedische Oberst Claus v. Sperreuter vor dem Kloster (m0n. In-im-r viee invasum, Donauesch. Chr» oft. aber Schönhuth S. 150). Die noch anwesenden Mönche flohen, nur der muthige Pater Michael Dien1er blieb zurück. Das Kloster wurde ausgeplündert und um 2000 fl. gebrandschatzt. Die Soldaten veriibten allen Muthwillen. Doch blieben die zurückgekehrten Mönche unter dem Schutz des Schweden- köni»gs sonst unbehelligt. Jm folgenden Jahr am 24. April kam Graf Kraft v. Hohenlohe, dem »der Schwedenvetterle« erst den Schönthaler Hof in Heilbronn, dann das ganze Kloster am 29. Dezember 1631 geschenkt, und nahm es in Vesitz. Die Mönche wurden mit einem Viaticum abgefertigt, nur die älteren auf den benachbarten Pfarreien theilweise gednldet, mußten aber den Mönchshabit ablegen. Energisch wehrte sich der herbeigeeilte Pfarrer von Berlichingen, Michael Diemer, gegen die Einweihung der Altäre, Reliquien und des Sanc- tifsimum durch die Soldaten. Der evangelische Gottesdienst wurde eingeführt, ein württembergifcher Mag. Jakob Miiller als evangelischer Pfarrer (1682 2. A»dv.) eingeführt, aber 1634 nach Ellwangen berufen, worauf ihm Joh. Ernst Eckberger folgte. Der Propst von Mergent- heim Johann Leonhard Meyuhard, der spätere Abt, wußte Graf Kraft zu gewinnen, daß er ihn zum Amtmann bestellte· Douauefch. Chr. Reben ihm fungirte wahrscheinlich der 1634 in Schönthal Fer- storbene«junge Erbermann und ein Jngelsinger Bürger· Eine Grasin von Hob"enlohe erhielt ihren Sitz in Schönthal und nannte sich Aeb- tifsin von Schönthal. Nach der Nördlinger Schlacht verließ die Gräfin Schönthal. Pater Diemer befetzte am 21. September das Kloster wieder, holte darauf des Klosters Schafe und Vieh aus der Grafschaft Hohenlohe und hielt am 29. September das erste Amt wieder in der Ktrche. 8 Mönche kehrten zurück, fanden aber das Kloster in traurtgem Zu-

Sthönthal. 80]» stand. Als Ferdinand III. Heilbronn eingenommen, eilte Diemer zu Ihm, wegen Restitntion der Klostergüter zu bitten. Am 4. Oktober gegen Abend kam K. Ferdinand selbst (3. Okt. Quartier in Neuenstadt) und lagerte sich mit seinem Heer auf der Eschenau. Die Mönche baten ihn nach dem Gottesdienst am 5· Oktober um ein Restitutionsedikt. Deshalb nahm Ferdinand den Diemer mit nach Boxberg, wo er ihm am 6. Oktober das Edikt zustellen ließ. Jetzt giengs nach Neuenstein, wo das Schloß unter Leitung des Baron de Soye rein ausgeplündert wurde. Die Mönche brachten die Orgel, das Archiv, Reliquien und Bilder zuruck. Jnzwischen hatten die auswärtigen 5 Mönche am 16. Mai 1634 in Wettingen in der Schweiz den 27 jährigen Christoph Haan zum·Abt gewählt. Die Mönche in der Heimat aber erkannten die Wahl nicht als kanonisch an. Als Haan am 21. Oktober mit dem Prior Val. Opilio aus der Schweiz nach Schönthal kam, fand er verschlossene Thore. Man ließ ihn nicht ein, bis er abgedankt hatte. Haan machte am 24- Dezember einen neuen Zug nach Neuenstein mit Baron de Sorge und holte noch Weiteres aus dem Schloß. Am 5. Februar 1635 kam»es unter der Leitung des Walkenrieder Abts Christoph Kölichen zu einer neuen Wahl, aus der Leonh. Meynhard als Abt hervorgieng. Haan mußte sich vorerst mit dem bescheideneren Amt eines Pistrinarius begnügen, wurde aber am 16. Oktober Prior und am 28. Oktober 1636 wirklich Abt (Donanesch. Chr.). Dieser Mann, welcher bald in seinem Werth von dem ganzen Orden anerkannt wurde, weshalb er verschiedenemal mit Visitationen beauftragt wurde, so 1642 von einem in Schönthal gehaltenen Kapitel mit der Visitation der Schweiz und dann der ganzen Kongregation, mußte die manchfachsten Drangsale erleben. 1639 21. September flüchtete er mit dem Konoent vor Königsmark, der bis Würzburg drang, nach Heilbronn. Das Jahr darauf lag eine Kompagnie Reiter Joh. von Werths 5V- Monate in Schönthal, ihr Anführer Trauschwitz drang auf den Abt mit dem Degen ein. 1643 lag das schtvedisch-französische Heer vom 2. Januar bis 4. Februar in Schönthal, der Abt war mit dem Konvent nach Heil- bronn geflüchtet. Nach Ostern brach unter den Mönchen eine Kolik aus, welche trotz aller Arzneien (500 fl. Kosten) bis 1645 dauerte und auch den Abt ergriff. 1644 erhoben die Baiern des Klosters Früchte und Zehnten, so daß die Mönche Mangel litten, während die Krankheiten fortdauerten. Am 26. Februar 1645 überfiel plötzlich der schwedische General Rosen mit seinen Ofsizieren das Kloster, mit Mühe entkam der Abt Nachts über die Mauer nach Würzburg. Das Kloster wurde geplündert. Nur die Fürbitte Reinhards von Berlichingen rettete das Kloster vor dem Untergang, als sich das schwedisch-französische Heer am 9. Juli in Schönthal und Umgegend zusammenzog, dagegen brannte der Klosterhof und die Kellerei in Wimmenthal am 21. Oktober nieder. Auch die kaiserliche Armee unter Erzh. Leopold Wilhelm, welche bei Oehringen stand, plünderte das Kloster und seine Unterthanen (Bauer). Jm Jahr 1646 wurde Schönthal 2mal von den Schweden unter Wraugel von Neidenan aus und unter Königsmark von Neuhans aus heimgesucht, der Abt wurde verjagt und mußte in Konstanz, Baden im Aargau und Bregenz sich aufhalten· Am 1· Februar 1647 zurück- gekehrt, traf er nur noch wenige Mönche mit dem Prior Srhüll im Beseht. von Witrttemb. 62. Heft. Oberamt .i!ünzelsau. 51

802 Ortsbeschreibnng· Kloster, die übrigen hatten sich zerstreut. Bald mußte er wieder flüchten. Denn 6mal wurde das Kloster 1647 ausgevlündert. Am 9. Juli er- schienen 25 Reiter, die Mönche ließen sich über die Mauer hinab, der Abt versteckte sich unter dem Kirchengewölbe und entfloh dann am andern Morgen. Am 17. August kam eine neue Scham: von 125 französischen Reitern. Der Abt mit einem Pater verbargen sich im nahen Wald« Als die Feinde am 8. September abgezogen waren, fand man das Kloster nahezu unbewohnbar, alles Hausgeräthe war zerschlagen. Darnach folgten die Kaiserkichen und die Baiern. Das Jahr 1648 brachte noch 5mal Einquartierung ins Kloster. Die hart ausgesogenen Unterthanen in mehreren Dörfern wurden schwierig, gaben sich aber zur Ruhe, nachdem der Erzbisthof von Mainz einige Schulzen hatte absetzen lassen. Dagegen entstand im Kloster selbst heftiger Streit, als Abt Christoph Haan am 31. Juli vom Erz- bischof von Mainz den Auftrag erhalten, Kloster Eberbach im Rheingau, dem die Säkularisation drohte, wieder herzustellen, und dorthin abgieng, während Schönthal selbst nur von 6—7 München besetzt war und die übrigen Religiosen erst all1nählich wiederkehrten. Der geschäfts-tüchtige, energische Diemer hatte die einstweilige Leitung des Klosters über- nommen. Bei einer Visitation am 31. Oktober 1648 verlangte der Kouvent, Abt Christoph solle abdanken. Es gab lange Verhandlungen n1it dem Kapitel in Cisterz. Endlich 1651 kehrte Abt Christoph, der seine Aufgabe in Eberbach gelöst und dort Balthasar Bundt als Abt eingesetzt hatte, nach Schönthal zurück, und übernahm die Leitung des Klosters, das er mächtig hob und sinanziell sehr günstig stellte, wie er denn auch das Rittergut Aschhausen erwarb. Ebenso war er auf theologische Bildung seiner Konventualen bedacht und ließ dazu 1655 einen Dr. der Theologie aus Ban1berg kommen. Noch einmal mußte er die Schreckeu des Kriegs über das Kloster hereinbrechen sehen, als Ludwig ;lV. 1672 den zweiten niederländischen Krieg begann. Schon Ende 1672 wurden die Urkunden und Kleinodien des Klosters nach Heilbronn nnd dann nach Ulm geflüchtet. Als Tureunes Schaaren 1673 im September das Tauberthal iiberschwemmten, floh der Abt mit dem Prior nach Hall und von da nach Heilbronn. Das ganze Kloster war angefüllt mit geflüchteten Landleuten und Wachen. Die Umgegend wurde von den Franzosen furchtbar verwüstet (Bier. Taufbnch). Am 11. Oktober flohen fast alle Mönche in nächtlicher Stunde. Aber als Montecuculi mit seinem Heere nahte, flohen die Franzosen eiligst an den Rhein. Am 31. Oktober konnte Abt Christoph wieder heimkehren und starb am 20. November 1675 an der Wassersucht. Unter seinem Nachfolger Franz Kraft (von Altdorf bei Wein- garten) machten die geistlichen Herrschaften der Nachbarschaft, Mainz und Würzburg, dem Kloster viel zu schaffen. Mainz suchte die volle Oberherrlichkeit über dasselbe zu gewinnen und wollte den nöthigen Schuh nur gegen Anerkennung der Abhängigkeit des Klosters gewähren. Die langjährige Regierung Abt Benedikt Knüttels (1683—1732) war erfüllt von seinen Bauten, welche das alte Kloster vollständig um- wandelten. Von Kriegsnöthen hatte das Kloster außer starken Kontri- butionen durch die Franzosen 1688 nur 1715 eine Einqnartierung von 150() Husaren unter dem französischen General Hartcourt zu erdulden, dagegen machte Abt Benedikt 1698 eine große Erwerbung durch den

Sch5»thqr. 803 Kauf des Ritterguts Ebersberg, OA. Backnang. Jn den leisten Jahren seines Regiments und unter Abt Angelus Miinch, der auch große Baulust zeigte, ließ die strenge Zucht im Kloster nach durch Abnoctiren, Uebertritt, Flucht von Konventualen. 1742 den 16. Juli abnoctirte sogar der gewesene Prior Dümler und verletzte sich lebensgefährlich durch Sturz von einer Leiter. Die beiden letzten Aebte Augustin BrunnquelI 1761——84 und Maurus Schreiner 1784—18()2 fanden den enischiedenste«n Widerstand, als sie mit Strenge die Klosterzucht aufrecht erhalten wollten. Beide mußten vor den erregten Konventualen flüchten, kaiserliche und päpsts liche Kommissionen die Ruhe herstellen; die jahrelange Untersuchung der Kommissionen aber kostete das Kloster 40000 fl., weshalb Ebers-berg 1786 wieder verkauft werden mußte. Abt Brunnquell dankte ab, jedoch sein Nachfolger konnte nur mit Hilfe einer scharfen Exekution seine Herrschaft dauernd sichern. Das Kloster war reif zur Säkulari- sation. Anfangs dem Fürsten von Leiningen-Westerburg zugedacht, wurde es durch Reichsdeputationshauptschluß vom 2. Oktober 1802 Württemberg zugetheilt. Am 15. Oktober erschien Oberamtmann Feder von Weins-berg mit 40 Soldaten unter Oberlieutenant von Kechler und besetzte das Kloster. Der Abt, der 1811 in Schloß Aschhausen, wohin er sich zurückzog, starb, erhielt ein Leibgedinge, die Mönche je 275 fl. Pension. Einzelne nahmen Pfarreien an, andere zogen in die Ferne. Sofort wurde ein Oberamt Schönthal ·(bis 1810 Oberamtmann Chr. Fr. Schmidlin, der nochmalige Minister, welchem hier seine Söhne Ednard, -s- als Konsistorialpriisident 1869, 15. April 1804, Karl, -s- als Pfarrer in Wangen 1847, bekannt als Dichter, 1. Mai 1805 geboren wurden) und ein Kameralamt gebildet. Aebte von S chönthal: Hertwik(1157—)1177, W. U. Il, 179, 185.? Heinrich 1177X78—1136 (nicht in den Urk.). Sib oto 1186 bis 1200, W. U. II, 386. Alb ert 12l6, W. U. III, 48 f. Richalm 1219, W. U. III, 89, berühmt durch seine Visionen, (geschrieben aus seiner Umgebung RicI1a1mi abbatiS species:-nd val1is visio11um1iber). Gotfried 1220, W. U. III, 105. 1222, W. U. 135. 137. 1225 ib.- 169, 174. 1228 ii). 218. I230 ib. 266, 268. 123I resignirt ib. 278. nach dem 18. Januar i1). 280. Arnold 1231, W. U. lIl, 276 resignirt 1233. 1238 wieder Abt, W. U. III, 412. Johannes 1233, W. U. III, 329, 339· Rupert 1286, W. U. III, 371 ff. 1244 Oberrh. 12. 230. Heinrich 1243 Kremer Chronik 231 (vielleicht Schreibfehler weil Heinrich cellerarius folgt). Hildebrand 1251 Cr1cs. Ann..3, 81. 1253, Wib. 2, 58, R(-g. b. B, 37. 1257, Wib. 2, 63, 133. 1260 Kremer Chr. 259. Sigfried I268 (Stälin 2, 717). Thomas 1270--84 (?). Konrad 1282, W. F. 1854, 82 wohl Schreibfehler. Heinrich 1284, Staatsarch. (? 1291 Kremet Chr.). Walkun v. Crail-I-heim 1289, Wib. II, 107. 1290 Reg. b. 4, 447· 1293 W. F. 9, 80. 1294 Graden. co(1. dipl. 3, 724. 1298, W. F. S, N. 7 (H. 1863). 1302 Staatsarch., -s— 1304. Friedrich 1304. 5 Staatsarch. Walter 1310——18. Konrad Kübel von Heilbronn 1318, 19. Albert1320 ? Reinold 1820 Wib. II, 264, resignirt 1365. Konrad Schatz von Paris I365—71. Werner (von Crailsheim ?) 1371—74. Marqnard von Sindringen 1374—77. oft. Mone Quellen 4, 154. Ruban 1377-—90 ? Burkhard

804 Ortsbefchreibung. von Sindringen 1390—1400. Heinrich Hirsch, Dr. ti1e0l. Professor in Heidelberg 1400--07. Heinrich Rohenkeim von Forchtenberg 1407 bis 1425. Heinrich Höfling von Magstatt 1425—45. Simon von Marpach (nicht Marlach) aus Schwäb. Hall 144—65. Johann Hühner 1465—-—68 von Heilbronn. Reinhard 1468—86. Johann Hoffmann von Neuenstadt 1486—92. Georg Hertlin von Geroldsbrunn 1492 bis 1511. Erhard Oeser von Möckmühl 1511—35. Elias Wurst von Crailsheim 1535——37. Sebastian Stattmiiller von Oettingen 1537—57. Sebastian Schanzenbach von Möckmiihl 1557-83. Johann Lurtz vom Amorbarh 1583—1607. Theobald Koch von Amorbach 1607—11. Theobald Fuchs von Walldiirn 1611——26. Sigmund Fichtlin von Karlstadt 1626—83. Ehristoph Haan von Buchen erwählt 16. Mai 1634, abdicirt 21. Oktober· Johann Leonhard Meynhard von Heuch- lingen 1635—39. Christoph Haan wieder erwählt 1636—75. Franz Kraft von Altdorf-Weingarten 1675—83. Benedikt Knüttel von Lauda, der Reimkünstler, von dem aber die Knittelverse nicht den Namen haben (vgl. W. F. 9, 246 ff· 408 ff.) 1683—1732. Angelus Münch von Gommersdorf 1722—61 resignirt, -s- 1762. Augustin Brunn- quell von Lauda 1761—84 resign., -s- 1795. Maurus Schreiner von Stangenroth an der Rhön 1784—1802, -s- 1811. Das Wappen des Klosters, das ihm Friedrich IV. verlieh, und das später ansehnlich vermehrt wurde (mit Bebenburger Thürmen, dem Mainzer Rad, dem Eber von Ebers-berg), ist geviert und zeigt wechselnd einen rothgekrönten Löwen im blauen Feld, einen weiß- und roth ge- schachten fchrägen Leisten im schwarzen Feld, im Herzfchild einen Arm mit2dem Kukullermel und einen Vischofsstab in der Hand. W. F. 185 , 79. Befitzungen des Klosters. Güter, Gefälle und Einkünfte hatte das Kloster im O.AmtKün- zelsau in folgenden Orten: Altdorf, Aschhausen, Aspen, Altenberg (abg.), Berlichingen, Bieringen, Büfchelhof, Brechelberg, Breitenthal, Büttelbronn, Criesbach, Crispenhofen, Diebach, Dörrenzimmern, Ebers- thal, Eichelshof, Efchenau (abg.), Escheuhof, Ginsbach (Ober- u. Unter-), Halsberg, Halberg, Hermuthausen, Hcttenbach, Hirschbronn, Hohebach, Hohenhart, Jagstberg, Jngelsingen, Künzelsau, Mäusdorf, Marlach, Meßbach, Monbrunn, Mulsingen, Muthof, Nagelsberg, Neusaß, Nie- dernhall, Oberkessach, Ochsenthal, Rakuntshausen, Rüddersdorf (abg.), Ruwenthal(abg.), Schleierhof, Seidelklingen, Selach, Sershof, Sindel- dorf, Stein (abg.), Urhausen, Vogelsberg, Weigenthal,Weißbach, Wel- tingsfelden, Weltersberg, Wiudifchenhof, Westernhausen, Zwerenberg. O.A. Backnang: Ebersberg, erworben von Joh. Fr. Seh. v. Ostheim1698, verkauft an Wiirttemberg 1786. O.A.B. Backn. 170. O.A. Besigh·eim: Jlsfeld, Besitzungen 1237 von Papst Gregor IX. bestätigt. O.A.Beschr. Bef.219, Kirchheim am Neckar, ein halber Hof erkauft v. Jrmel, Wittwe Joh. v. Urbach 1367, 1. (-.242. O.A. Brackenheim: Nordheim,1359 ein Hof erkauft von Heinrich Göler. OA.Beschr. Brackenh. 369. OA. Gerad ronn: Forst unter Morstein (Klein), 2 Güter von Walter v. Bachenstein an der Salve in der Schönthaler Kapelle zu

Schs»tyaI. 805 -HAll verkauft 1422. St.A. Gammesfeld Rudolf v. Bebenburg ver- schreibt dem Kl. Gülten zu G. 1347 (Pfaff). Heufelwinden: Seit 1359 Gülten von Joh. Virnkorns Hof. Kremer Chr. Oberregenbach Gülten erkanft 1337 v. Walter Rezze. Staatsarch. OA. Göppingen: Filseck Schloß erkauft 1710 von Oberst Zweifel und 1721 wieder veräußert an General v. Leutru1n. OA.B. Göpp. S. 298. OA. Hall: Hall. Einkünfte von 2 Salinen 1365, 6 Schill. Giilten. 1373. Das Kloster besaß ein oberes und ein untere-Z Haus, 1365 an Schletz und L. v. Sindringen vermiethet, sowie die Marien- kapelle beim Gelbinger Thor mit einem Klosterhof. Die Kapelle er- hielt 1296—1385 1423 Ablaßbriefe und wurde 1402 von der bischöf- licl)en Gerichtsbarkeit befreit. Sie machte theils durch Kauf, theils durch Schenkungen 1341, 1380, 81, 82, 90 ansehnliche Erwerbungen (Urk. im Staatsarch. u. bei Kremer Chronik). 1534 wurde die Kapelle geschlossen. 1638 verschloß der Rath die Kapelle und den Klosterhof für die Mönche, woraus ein langer Prozeß entstand. Barth. Kremer versuchte 1642 stille Messe zu halten, wurde aber mit gewaffneter Hand daran verhindert. Donauesch. Urk. 1718 verkaufte Schönthal seinen ganzen Besitz an die Stadt. Donauesch. Ehr. Als des Klosters Kaplane in Hall finden sich genannt: Peter Heimbach 1336. Mangold Gliemer 1366. Heinrich v. Onolsbach 1388-90, St.A. Meinhart Lauter 1422. Joh. Varch 1478. Konrad Merklin 1484—87. Joh. Hoffmann, resign. Abt, 1492—1514. Kilian Rayer 1514. Enslingen und Berolsisbach abg. bei Enslingen. Güter er- kauft 1298 vom Deutschordenshaus in Heilbronn, Leben der Schenken v. Limpurg. St.A., W. F. 6, N. 7. Hessenthal 1363 eine Wiese ertauscht von Eberhard v. Mer- chingen. Staats-arch. Kröffelbach. Die Marienkapelle erkauft 17 H. Gült zu Creftelbach 140J. Mathes-Hörlebach — Hurelbach p1·ope (-ape11am, 1371 Giilten erworben, 1390 ein Weinberg verkauft. Staatsarch. Unterscheffach 1365 2 Pfd. und S Hühner Gült geschenkt, Schönh. 93, an die Marienkapelle. Staatsarch. Weckrieden. Die Marienkapelle kauft 4 Schill. von einem Garten 1371 und erhält daselbst Gült geschenki. Staatsarch. W olp erts d o rf (Wollbrechtsd.). Die Marienkapelle kauft 2 Pfd. Z Hühner 1366 von Heinrich v. Schwelbrunn· Staatsarch. OA. Heilbronn. Heilbronn· DasKloster besitztschon 1237 Gülien daselbst, bestätigt v. Papst Gregor IX. W. U. Ill, 392. 1284 erhielt es einen Weinberg auf dem Stiftberg von Albert Epplin, 1294 von Konrad Kübel Z M. Wiesen, von demselben gemeinschaftlich mit Kl. Obcrstenfeld 1311 seine Hofrait, die an Kl· Oberstenfeld gekom- mene Hälfte erwarb Schönthal anch 1314. So erstand der schöntha- lische Klosterl)of in der Deutschhausgasse, das beliebte Quartier der Kaiser auf der Durchreise, z. B. Karls V. 1547. Ein weiteres Haus und Hofrait wurde von Bertold Halbisso geschenkt 1319, und ein Weingarten auf dem Stiftberg erkauft von Adelheid Lutz, ebenso 1325 Scheune mit Hofstatt von Agnes Butinger und eine weitere Hofrait von den Gebt. Feurer 1339 (St.A.)· Mit Erlaubnis des Bischofs

806 OrtBbeschreibung. von Würzburg (7. Nov. 1356) erbaute das Kloster 1356 eine Kapelle zu Allerheiligen in seinem Hof, die 1357 eingeweiht wurde und zu welcher Konrad Landolt 1361 eine Messe stiftete. Derselbe hatte schou 1361 eine Stiftung von Brot gemacht, das im Klosterhof den Armen vertheilt werden sollte. 1394 gibt Gebwin Gemminger 1 Pfd. Wachs an die Kapelle. 1399 verglich sich das Kloster mit der Stadt. Für 600 fl. kaufte es sich von Abgaben und Diensten frei (St.A.) und 1518 wegen Beet, Bodengeld, Zoll. Das Kloster darf keine Güter mehr auf der Stadtn1arkung kaufen. Jäger Heilbr. 1, 300. Ofsiziale in Heilbronn: Konrad 1325. Jacob 1339. Godfried 1356. Werner 1373. Burkard 1880. Hermann 1399. Hein. Senger 1418. Johann 1427. Simon Marbach 1436. Johann 1436. Bern- hard 1460. Andreas 1475. Mich. Schleyerbach 1493. Johann Eckard wird 1526 lutherisch und verehelicht sich· Joh. Andreas Ba- varus 1626. Barth. Kremer 1634——38. Mich. Diener 1688—43 (Donauesch. Chr.). Bö ckingen, 1237 Güter W. U. 3, 302. 1310 1,«2 Hof von den Herren v. Böckingen, 1311 die andere Hälfte vom Spital in Heil- bronn, 1310 einen zweiten Hof von Murg. v. Beckingen erkauft. 1382 Z Pfd. H. Gült und 1408 Güter und Gülten geschenkt. Staatsarch. Flein, ein Hof Konrads von Thalheim erkauft für die Kapelle in Heilbronn 1361. Staats-arch- Großgartach. 1416 Güter von Martin Gerung, Pf. in Neuen- stadt, ans Kl. geschenkt. St.A. Gruppenbach 1237 hat das Kl. Güter in Grubimbach. W. U. I1I, 392. OA. Marbach. Auenstein 3 Güter erkauft v. Werner Sturm- feder zu Ostheim. W. F. 8, 27. Staatsarch. OA. Mergentheim: Mergentheim, siehe die OA.Beschr. S. 392 fs., Reg. 1291, 1366, 1369, 1371, 1373. Das Kloster hatte eine Kapelle zu Mar. Magd. un«d einen Propst. Vgl. auch Zeitschr. f. d. Oberrh. XI, 211 ff. XIll, 117 ff. F-reib. Diözes.Arch. XII1, 109 ss. Althausen. OA.Beschr. Mergenth. S. 261. 444. Harth ausen· Das Kl. kauft 14(J6 für ein Leibgeding Güter in H. Lillstadt, Neunkirchen, Neusaß und Rengers-hausen von Fel. Holzschuher. Staatsarch. Jgelstrut 1345 Gülten erkauft. St.A. Lustbronn 1344 Giilten und Rechte v. Kasp. v. Dörzbach. St.A. Neunkirchen s. o· 1425 verkaufen Wipert und Karl Martin Giilten zu N. an Schön- thal. Staats-arch. Neuseß s. Harthausen. Reisfeld. Schönthal gibt an den Deutschorden eine Hube für ein Gut in Rengershausen 1416. Simmringen erkauft von Kraft von Hohenlohe 1295. Das Kloster war hier Dorfherr. OA. Neckarsulm: Neckarsulm. Hof erkauft von Kraft Greck, 1334 Mühle von Friedrich v. Nueheim, sowie Giilten 1335, der Mainzer Theil an der Mühle 1411 eingetauscht. Staatsarch. Bin?-wangen. Das Kloster hatte 1176 einen Bauhof (gran- g-ia), genauer ten-a und Weinberge, W. U. II, 179, 185, 1279 die Oderherrlichkeit über diesen Hof erkauft von Konrad v. Weinsberg, 1291 kauft das Kloster IV:-o des Zehnten gr. u. kl. von Konrad von Löwenstein und 1294 «!-». 1312 erhält es von Sifrid von Hennenbach

Schönthal. 807 (bei Ansbach) einen Weinberg und vertauscht 1385 Weingarten für Güter in Niedernha1l. StaatZarch. 4 159Brambach. Abt Bernhard kauft dort Güter. Mone Quellen Brettach. Pf. Heinrich Brotbeck schenkt dem Kl. alle seine Güter 1400. Seh. kauft 1408 das Schmalengütlein, verpachtet es 1412. Staats-arch. Cleversulzbach. Yo Zehnten 1397 von Konrad und Sifried v. Gosheim erkaust und vom Lehensherrn Schenk Friedrich v. Lim- pnrg geeignet. 1336 Güter erkauft von Wilhelm v. Aschhausen und Götz s. Sohn und Heinrich v· Gos-heim, Staatsarch. 1447 I-«s Zehn- ten erkaust. Mone Quell. 4, 158. Dahenfeld, ten-a in Tahent"el(1 ·1177 dem Kl. bestätigt von Papst Alexander IlI. W. U. IlI, 79. 1446 empfing das Kl. den großen Zehnten, mußte aber das Faselvieh halten. Staatsarch. ca. 1460 kauft es eine Wiese von Joh. Seume. Mone Quellen 4. Dcgmarn. 1333 gibt Dietrich Varchbach dem Kl. 4 Malter Korngült. Staatsarch., Kremer Chr. 1463 wird ein Hof erkauft- Mone Quellen 4, 158. Erlenbach praedi-· in Brli1)acl1 1176, te1·ra et vineae 1177 vom Papst Alex. III. bestätigt. W. U. II, 179, 185. Weingärten im Trachenloch 1219 von Jutta v. Weinsberg geschenkt (Pfaff). 1279 Güter und Einkünfte von Konrad v. Weinsberg erkauft, 1294 Wiesen von Konrad Kübel von Heilbronn geschenkt, 1350 Wiesen von Fritz v· Briiden und 1356 Gülten von Wilhelm v. Aschhausen erkauft, W. F. 6, 267 f., Staatsarch. Gochsen (Goßheim) 1804 Gülten ans der Mühle von Walter v. Helmbund, Erzpr. in Wimpfen, 1307 Güter geschenkt, Staatsarch. Das Platzen Gut 1465 erkaust. Mone Quell. 4, 158. Jagsthause n. «I’rochljbus c0nversuS schenkt einen mansu8 in Jagesheim vor 1200. W. U. II, 386. 1314 ein Hof von Kl. MnrIhard erkauft, 1318 Einkünfte daraus geschenkt von Konrad von Neideck can. he:-l)ip. 1334 Wiese erkaust von Herm. und Ulrich von Berlichingen, 1338 der Wald im Weihenbro11n von den Gebt. von Eicholzheim erkauft, s. auch Berlichingen, Staatsarch. Koch erdürn. gis:-1«ngja in Dllkllc l176X77 bestätigt v. Alex. III. W. U. II, 176, 185. 1322 der Hof an 2 Domherrn in Würzburg verkauft, 1498 Zehnten erworben hier und in Brettach, Osterbach abg. und Bürg. Staatsarch. Kresbach. Giilt erkaust 1420 von Simon v. Marbach, Konrads Sohn von Hall. Kremer Chron. Lautenbach: 1391 Gülten erworben. 1418 Vertrag mit Stift Wimpfen über Theilung des Zehnten das. Staats-arch. Neuenstadt und Helmbund: 1286 Patronat der Kirche zu St. Kilian nnd zwei Drittel des Zehnten zu Helmbund geschenkt von Boppo von Dürne, 1289 Kircbsatz und Zehnten erkaust von Hertwig v. Crnstein, Kirche durch B. Mangold v. Würzburg inkorporirt, ein Sechs-tel des Zehnten erkaust von Konrad und Sifrid v. Gosheim 1307 und 10 Giilten geschenkt von Walter v. Helmbund 1304, ebenso dessen sämmtliche Güter 1307. Staats-arch. Gülten zu Neuenstadt 1391 von Margareta v. Weiler, m0nia1is, 11al)itans in Neuenstadt

808 Qrtsbeschreibung. geschenkt; Gülten und Güter erkauft von Anna, Konrad Adelmanns Witwe, von Engelhard von Weinsberg dem Kl. gefreit; l424 von Weinsberg und Anna, s. Gattin, ein Haus zu einer Jahreszeit geschenkt. Derselbe freit das neuerbaute Pfarrhaus sammt einer halben neuerkauften Scheune. Staatsarch. Ja dem abg. Logheim ·jnxt-i Neuenstadt (Kremer) hat das Kloster 1176 eine g1-angia. Oedheim. possession(-)s in 0. bestätigt von Papst Gregor IX. 1237, W. U. Ill. 392, Wiesen erkauft 1347 von Friedrich von Nue- heim und 1350 von Dietrich v. Gebesedel, Giilten geschenkt v. Murg. von Weiler 1391. Staatsarch. Kirchsatz geschenkt von Engelhard und Konrad v. Weinsberg 1328; Engelh. v. Maienfels verzichtet 1328 auf seine Ansprüche an denselben, K· Ludwig auf des Reiches Rechte 1342. B. Otto v. Würzburg incorporirt die K. mit gr. und kl. Zehnten, 1345, wozu das Kloster auch 1393 das Patronat der neugestifteten Frühmesse (Psarrer Konrad Hubeler von Lorch) erhält. Staatsarch. Güter erkauft 1452 von Engelhard Caplan, 1462 von Marx v. Wol- mershausen, 1489 von Götz v. Berlichingen. W. F. 5, 350. Olnhausen. Fischrecht erkauft 1300 von Veringer v. Ber- lichingen, geeignet v. Rupert v. Dürne, Einkünfte und Weingärten von Kl. Selgenthal 1322, ein Hof von Jsengard v. Berlichingen 1345, Weingärten von ·Zürch v. Berlichingen 1350, der Günthershos von Maya v. Berlichingen und ihrem Sohne 1351, Gülten von Joh- v. Berlichingen 1357. 1408 Vergleich mit Stift Mosbach wegen des Mühl1vehrs· Staatsarch. Reisach zwischen Neckarsulm und Bins1vangen. 1395 eine Ggart erkauft von Marx Rüd und Adelh. v. Wunnenstein. Kremer Chron. Rückershausen , Schönthal hat den halben Zehnten (Schönth. Jurisd.). S iglingen. 1310 Güter und Einkünfte zu Sigeningen erkauft von Albert v· Helfenberg. Widdern. 1 Pfd. H. Giilt von einer Wiese erkauft 1372 von Heinrich Sure. Kremer Chron. OA. Oehringen: Adolzfurt, 1412 Wiese! erkauft von Nikol- Herolt, 1416 1 Acker von Elisabeth Burkhart. Kremer Chron. Baumgarten abg. 1324 Gut erkauft von Heim. v. Veinau. Staatsarch., s. auch Massalterbach. Boppenrod. Schönthal hat Gülten daselbst. Jurisdictb. B uchhof. 1357. Dietrich Barchenbach und Abert Eisenhut von Braunsl-ach verkaufen ein Gut und Zehnten in B. Staatsarch. 1699 von Fried. Aug. v. Württemberg erkauft. Eichach. Gülten, 1 Pfd. H» 1 Hahn (Jnrisd.Vuch). Ernsb ach. 1298 V, Zehnten von Sifrid v· Sindringen erkauft und von Konrad v. Weins-berg geeignet. Staatsarch. 1385 Zehnt- antheil, 2 M. Weinberge und 1 Hof erkauft von Johann, Heinrich, Adelheid und Anna v. Bieringen, Friedrichs v. B. Kindern, Staatsarch. 1388 Weingärten von Wölslin, Bürger in Sindringen, erkauft. 1405 u. 7 s. Sindringen. 1412 Gült aus einer Wiese erkauft· Staatsarch. Forchtenberg. 1303 8 Schill. Gült von Rudolf Mergenthei- mer in Neufels zu einem ewigen Licht geschenkt. Staatsarch. 1328

Schi5mhk.r. 809 Verzicht Kraft v. Hohenlohe auf seine Ansprüche an des Kl. Güter zu F. Staat?-arch. 1364 Fischwasser erkauft von Wolf v. Stein und seinen Söhnen Wolf und Johann v. Stein zu Heinsheim. Kremer Chr. Hohensall Gülten von Ebers-bergZ Gut. Schönth. Jnrisd.Bnch. Maßalterb ach. 1314 Kl. Murrhard verkauft seine Güter und Einkünfte zu M» Westernbach, Tiefensall, Orendelsall, Roß!-ach (abgeg.), Baumgarten (abg.) an Schönthal, 1321 bestätigt B. Gottfr. v. Wiirz- barg den Verkauf. Staats-arch. Kremer Chron. Orendelsall. 1872 Fr· v. Bieringen verkauft die Vogtei, das halbe Gericht, Güter und Giilten an Schönthal. Staats-arch. 1385 erhebt Ansprüche auf die 1372 verkanften Güter (darunker das Klingen- lehen, Güter in der Mark. Niedernhall, den Hof, der Noßbachs war), wird aber vom Landrichter Otto v. Heldriet abgewiesen. Staatsarch. Rechbach. Z Güter gehörten Schönthal, wahrscheinlich 1308 von den Herrn von Nagel?-berg und 1318 von Götz v. Herbolsheim erworben. OA.Beschr. Oehr. 257. Sindringen. Vor 1212 gibt Engelhard avuncu111s Engelhards v. Weinsberg I ma11sus in S. an Kl. Schönthal. W. U. II, 386. 1322 Konrad v. Neuenstein verkauft die pjSoaria. an Seh. Staatsarch. 1327 B. Johann v. Würzb. inkorporirt die K. zu S. dem Kloster, nachdem sie Engelhard und Konrad v. Weins-barg dem Kl. geschenkt. Urk. v. 1328. 28. Juni nnd 6. Febr. Bestätigung durch Papst Johann XXII 17. Juli 1328. Ausführung durch B. Wolfram von Würzburg 14. Nov. 1332. 1367 dringt Papst Urban dein Kl. einen Friedrich Schade als Pfarrer zu S. auf. 1388 werden dem Kl. 12 Maß Wein geschenkt. Staatsarch. 1396 Entscheid des Streits zwischen Kl. und Pfarrer wegen des Zehntens zu S. und Buch, der dem Kl. ge- hören foll. 1405 vergleicht sich Ulrich v. Hohenlohe mit Kl. wegen Besetzung der Frühmesse in S. und der Zuweisung der Kapelle zu Joh. Bapt. in Ernsbach an dieselbe. 1445 kauft das Kl. das Widdum- gut von Heinrich v. Gos-heim gen. Blatz. Staatsarch. 1585 kauft Schönthal ein neues Pfarrhaus. Von Flur Sunkelsdorf hat Seh. den Zehnten (Jurisdiktb.). Bei dein abg. Eselsdorf, gnädigen Heiligen, jetzt HeiligenhauZ hatte Seh. 1terr:-. 1177. W. U. ll, 185 erhält I220 4 Morgen Weinberge von Hein. v. Nortenberg. W. U. III, 105. 1230 vergleicht sich Pf. Sifr. v. Sindringen mit dem Kl. über den Zehnten zu E. W. U. IlI, 267. 1445 wird eine Wiese dort an die Pitanz zu Schön»th. verkauft. StaatZarch. Ueber die Kap. s. OA.Beschr. Oehr. Tiefensall s. Massalterbach. Wolmuthausen. Schönthal hat Gülten daselbst. Jurisdiktb. Wostenkirchen — Ober — vielleicht bei Baumerlenbach zu suchen. Dort gibt Kraft von Rappach 1216 Güter an Schönthal. W. U. Ill, 21. OA. Weinsberg. WeinZberg 1319 hat Kl. Sch. Weinberge auf dem Sche1nelsberg und Regenhelden, 1323 erhält es Aecker und Weingülten geschenkt, kauft V- Zehnten zu W. und Ellhofen 1348 von Friedr. und Rudolf v· Hehenriet, verkauft ihn 1879 an Walter, ClauF nnd Heinrich v. Hehenriet, kanft 2 Pfd. Gülten 1353, vergleicht sich mit Heini: Krügelin, Kaplan der Burgkapelle, 1410 und 25 wegen Zehnten, die getheilt werden, baut einen neuen Keller, kauft die jährl. Abgaben v. 24 fl. mit 450 fl. von der Stadt frei. Staat?-arch.

8 I0 Ortsbeschreibung. Ellhosen s. Weinsberg. Schönthal vergleicht sich mit dem Kapl. Joh. Vierdung wegen des Zehnten 1426, ebenso mit dem Kapl. Gebwin List, den Kirchenpflegern und der Gemeinde, wonach es V« von allen Oblationen, die Kapelle erhält, 1442. Staatsarch. Gellmersbach. Besitz in G. dem Kl. von P. Gregor X. be- stätigt 1237. W. U. B, 392. Rüdiger v. Oedheim schenkt 1363 1 Wein- garten, das Kl. kauft einen solchen von Heinr. Keller 1363, Gütten v. Walter Banne 1363, von Walter Frauentraut I373, erhält solche geschenkt 1391 v. Murg. v. Weiler. Grants chen. V« Zehnten erkauft v. Heinrich Wigmar praetor, B. in Heilbronn. 1357 von Anna, Konrad Adelmanns We. IX-: zu Gr. zu Sülzbach und Winnenthal, 1425 V-so Zehnten zu Gransheim und Wimenthal, V; zu Sülzbach von Wilhelm Sletz. Staatsarch. Sülzbach. 1345 schenkt Engelhard v. Weinsberg und Hedwig seine Gattin die Kirche und Kirchsatz sammt Zehnten (außer der Kirche zu Löwenstein und der Kapelle zu Ellhofen) an Schönthal, B. Otto inkorporirt sie dem Kloster. Staatsarch. (Bestätigung der Schenkung durch Konrad v. Weinsberg 1346) Verzicht der Gebt. v. Hehenriet auf ihre Rechte an der Kirche 1348, Bestätigung der Jncorporation durch Jnnocenz VI J352. Staatsarch. 1351 kaust das Kl. v. Hacke v. Welstein den Windischenhof zu S. Zehnten s· Grantschen. Willsbach. Kl. Schönthal verpflichtet sich gegen Gr. Heinrich v. Löwenstein und die Gemeinde, in der Kapelle zu St. Georg zu Wirlesbach 2 mal wöchentlich Messe lesen zu lassen gegen VI- des Zehnten 1425. Staats-arch. Wimmenthal s. Grantschen, Sülzbach und Weinsberg. Hier hatte Schönthal einen Pfleghof und alle Obrigkeit und alle Gerechtigkeit. Baden. Assamstadt. 1344 Güter und Zinse von Caspar v. Dörzbach. 1358 Güter und Zinse von Joh. Eisenhnt und Jrmel v. Furhenfeld (Fürfeld) ux. (Staatsarch:). Gegen das 16. Jahrh. die Psarrei vom Kl. Amorbach an Schönthal abgetreten (Schönh. Krautheim S. 76). Beuzenweiler. 1313 eignet Rupert von Dürne dem Kl. Güter (wohl die von den Herrn von Aschhausen erkauften Schönh. 63.), welche aber 1316 wieder ausgelöst werden. W. F. 9, 180. Berolsheim. 1365 verleiht Schönth. einen Hof das. und 1399 kauft eine Hofstatt von Heinr. Rade. Staatsarch. Das Kl. hatte Korn- gülten und Hühner das., welche gegen Aschhausen vertauscht werden. Jurisdiktb. Billigheim. 1436 vermacht Hans Kyttel v. Neidenau 2 Wiesen zu B. Staatsarch. 1459 eine Wiese gekauft. Mone Quelle 4, 158. Bretzigheim. Korngülten und Zinse (Jurisd.). Dambach. 1505 Güter von Joh. Eisenhut erkauft. Staatsarch. Dietigheim.» 141l Güter und Gülten von Adelheid Pfälin v. Aschhausen erkauft. Staats-arch. Erlenbach. 1294 Güter v. Wipert v. Bödigheim, 1295 von Heinrich v. Bartenstein, 1336 Einkünfte von Friede v. Ussigheim, 1368 ein Gut v. Ruban v. Kirehberg erkauft. Staatsarch. Gissigheim. 1345 Gülten und ,3inse erkauft hier und in Leng- rieden von Arnald von Sachsenslur. Staats-atch. 1366 die obere Mühle von Kam-. v. Hartheim. Staats-arch.

Schiimyq1. 8 1 1 Gommersdorf. 1176 -:1ansus in (JambirS(I0rt’, 1177 ten-a in Gkum1)eresto1·t’ v. Papst Alex. III. bestätigt. W. U· II, 179. 1.85. 1194 ein Hof von Konr. v. Aschhausen geschenkt. W. U. II, 300 und den Wald Forst Urk. v. 1214. W. U. III, 9. 1214- zwei Theile vom Wald Forst, 1216 ein Gut erkauft v. Beringer v. Rabenstein. W. U. III, 10, 48 f. 1225 Vergleich mit dem Pfarrer v. Krautheim wegen des Zehnten zu G. W. U. III, 174. 1253 ein W Zehnten zu G. er- kauft v. Gottfried v. Hohenlohe. Wib. III, 42. 1260 weiterer Zehnten v· Hermann v. Oberbalbach, Staatsarch. 1278 Vergleich zwischen Seh. und Konrad Böshar wegen des Hofs Stein bei G., Staatsarch. 1284 Vergleich mit den Johannitern in Krautheim wegen des Noval- zehnten, Staatsarch. 1318 2 Weinberge v. Boppo v. Eberstein geschenkt, Staatsarch. 1342 eine Wiese dem Kl. zugefprochen vom Landgericht. 1419 Gülten und Zinse erkauft von Arnold von Rosenberg, Staatsarch. Das Kl. besaß einen schönen Hof mit 2 Wohnhäusern, eine Scheune, Kelter, Garten, Kapelle mit Altar, welche 1592 zur Kirche erhoben ward, die Schönthal durch Konventualen versehen ließ, das Gericht und den ganzen Zehnten (Jurisd.) Schön. Krauth. S. 105. HergenZthal. Gülten, Jurisdikt. Die Güter von Abt Erhard vertauscht gegen Güter in Benzenweiler. H eßling E«-h o f. grangja in Beste1ingen bestätigt von Gregor X. J237, W. U. III, 392. 1291 Konr· v. Neidenau verkauft seine Rechte in H., Staatsarch. 1292 Friedr· v. Limpurg schenkt V2 Zehnten zu H. Staatsarch. Hirschlanden. 1260 Zehnten geschenkt v. Konr. v. Krautheim. 1297 Güter erkauft v. Hermann Lesch. Staatsarch· Hochstetten. Hof erkauft v. Bertold Sützel 1345. Staatsarch. Hohenstadt. Geldgülten (Jurisdiktb.). Horrenbach. 1350 Güter erkauft v. Götz v. Afchhausen, 1401. Zehnten geschenkt von Joh. Hofwart can. in Würzburg, Staatsarch. Klepsau. 1516 1j2 Zehnten erkauft vom Kl. Gnadenthal Schönh. 139. KönigBhofen a. T. 1283. Schönthal hat einen Hof hier, in dessen Besitz Heinrich v. Brauneck das Kloster stört. Er wird deß- halb zur Entschädigung verurtheilt, Z. Oberrh. 32, 225. 1345. Bert- hold Sützel hat des Kl. Hof als Erblehen, Ztschr. Oberrh. 32, 226. 1366 Die Johanniter in Würzburg verkaufen ihren Hof zu K. an Schönthal I. o. 1363. Erlbolt v. Ehenheim und Johann Zobel v. Giebelstadt geben ihren halben Hof zu K. dem Kl. für dessen Güter und Gülten zu Schönbrunn I. c. 1411 verkauft Adelheid Pfäler von Aschhausen Güter und Gülten, ebenso 1421 Eitel Martin v. Mergent- heim gesessen zu Dörzbach und Sintram von Neuenburg 1. o. und Staaatsarch. Korb. 1293 eine Habe und ein Lehen erkauft von Jutta, Witwe Sifrids von Roßriet. Staatsarch. Die Gülten des Kl. 1606 gegen Berolsheim vertauscht. ,JuriBdict. Krautheim. 1442 ein Hof in Bergkrautheim erkauft von Ka- tharina Ottersbach. Kremer Chron- Leib enstadt. 1293 und 97 Dürnesche Lehensgiiter erkauft von Hermann v. Lobenhausen, Staats-arch., und 1293 von Beringer v. Ber- lichingen, 1347 Wald, Wiesen und Feld erkauft v. Hermann v· Ber-

812 Ortsbeschreibung. lichingen, 1364 2 Pfd. Gülten von. Konrad v. Berlichingen. Staats-arrh. Das Kl. hatte ein Drittel der Vogtei, der Buße und des Gerichts, 4 Dienste und Gülten. Jurisd.B. Lengrieden s. Gissigheim. Merching en. 1303 Güter geschenkt zu M. und Benzenweiler von Heinrich und Sigmar v. Aschhausen. 1304 Güter erkauft von Werner v. Hartheim, 1311 Gülten von Albert und Konrad v. Asch- hausen. 1321 Mühle geschenkt von Ludrvig v. .Heimberg, geeignet durch Rupert v. Dürne. I324 Gut erkauft von Albert v. Afchhausen, 1345 ein Theil des Gerichts von Konrad v. Sindringen, 1363 Giilten und Zinse von Friedr. v. Bieringen, 1368 Gülten von Konr. Pfal und 1398 von Leigast v. Aschhausen. Staats«-arch. Nach dem Juris- dict.B hatte Schönthal am Gericht ein Sechstel und ein Achtel, vier Dienste nnd Giilten. Neuenstetten. 1355 Güter und Zinse erkauft von Jsengard, Konrads von Berlichingen Wittum. Staats-arch. Os’cerburken. 1291 das Patronat der Kirche zu Burkheim von Rupert v. Dürne geschenkt, von Bischof Mangold 1292 bestätigt. Staat?-arch. Es- des Zehnten wurde gegen 2 Mühlen zu Schweigern und ein Höflein von Abt Ei-hard eingetauscht, aber beim Kauf von Aschhausen drangegeben. Jurisdict.B. Rosenberg. 1327 2 Mühlen erkauft von Eberhard von Ro- senberg. Ruchsen. 1272 ein von Otto v. Berlichingen erkaufter Hof wieder veräußert (an ?). R«-.-g. b. Z, 385. Schillin gst adt. 1310 Güter erkauft von Kl. Brombach- Staatsarch. Schüpf (Ober und Unier). 132L Güter und Gülten in O.Sch. erkauft von Konrad Lesch. 1866 in Oberschüpf Güter v. Aschhausen, 141l Güter und Gülten von Adelheid Psälin, 1422 Wiesen. St.A. Schwabhaufen. 1412 ein Gut erkauft von Felicitas Holz- schuher. Staatsarch. Schweigern. 1297 Mühle erkauft von Konrad v. Bocksberg, 1357 Wiesen von Gerung v. Gattenhofen. 1358X60 Fruchtgülten von Heinrich v. Bremen, 1360 ein Hof von demselben, 1363 Güter und Zinse, 1365 Weingarten von Arnold v. Saunsheim, 1366 der Schlem- pershof von Konrad v. Hartheim, 1367 geeignet durch Gr. Konrad v. Wertheim. Stnatsarch. Uiffingen. 1361 Gülten von der Mühle von Konrad Wolber von Wittigstadt, 1364 ein Theil der Mühle von Walter von Klingen- berg und 1365 alle dessen Rechte davon erkauft. Staatsarch. Unterkessach. 1293 Güter erkauft von Jutta v· Rossriet, s. Korb. 1307 Einkünfte geschenkt von Adelheid, Witwe Ottos v. Ber- lichingen (Kremer) 1310 Gülten erkauft von Joh. Rübe v. Bödigheim. Schönh. 59. 1354 Güter und Gülten erkauft von Konrad von Rei- noldsbrnnn. Staatsarch. 136l die Güter nnd Gülten des Kl. Bil- ligheim erkauft. Kremer a. 1361. Schönh. -i..1362 S. 90. Nach dem Jurisdict.Buch hatte Schönthal ansehnliche Gülten zu U.K. Winzenhofen. 1302 ein Lehen erkauft von Konrad nnd Otto v. Fliigelau, 1318 eine Mühle geschenkt von Bovpo v. Eberstein, 1402 ein Pfd. Wachs von Joh. Eisenhut, Staatsnrch. Ue des Zehnten er-

Schsuth«1. 813 kauft von Eberhard v. Berlichingen, Mone Quellen 4, 159. 1512 die Hälfte des Zehnten erkauft von der Frühmesse zu Künzelsau (Juris- dirt.B.), so daß der ganze »Zehnte gr. und klein dem Kl. gehörte. Wittstadt (Ober und Untek). 1294 Güter von Wipert v. Bö- digheim erkauft, 1336 von Heinrich v. Wittigstatt, 1351 ein Hof von Maja, Beringers v. Berlichingen Witwe, 1454 ein Gut in U.W. von Konrad v. Reinoldsbrunn, 1365 Wiesen in O.W. von Konrad v. Wit- tigstatt, 1365 von demselben Eli- des großen, V« des kleinen Zehnten zu O.W., Güter in W. von Götz von Aschhausen, 1872 2 Malter Korngült in O.W. von Peter Steheler, 1375 7 M. Acker in O.W. von Heinrich Weinmar, 1413 Güter U·W· und 1416 Gülten von Joh- v. Hohenhard, gen. Triftshäuser, Vogt in Jngelsingen, Staatsarch. 1596 wird V« der Zehnten zu O.W. von den Karmelitern in Heil- bronn erkauft (Don. Chr.). Nach dem Jurisdict.B. hatte Schönth. V-- des großen, V- des kleinen, »Ja des Heuzehnten und Gülten zu Ober- wittstadt, Korngiilten in Unterwittstadt. Königreich Bayern: Bolzhalden (hausen). 1408 u. 1429 Vergleich mit Kl. Schiiftersheim wegen der Güter in B. Staatsarch. nnd Kremer. Diebach bei Röttingen 1295 mit Simmringen und einem Hof in Sonderhofen von Kraft v. Hohenlohe erkauft, Staatsarkh. 1369 das halbe Gericht, Zinse und Güter ertanscht von Konrad Schrot von Neuenstein gegen einen Hof in Geisbach (nach Kre1ner Chr. D. prope Röt:ingen of. Moos Quellen 4, 155. Abt Bernhard kauft weiteres in Diebach (s. -i. Mone Quellen 4, 159). Euerhausen. 1345 Konrad v. Finsterlohe verkauft Gülten aus einem Gut. Heidingsfeld. Wegen Weinbergen hier und in Würzburg vergleicht sich 1299 Schönthal mit ,Jutta, Elisabeth und Thomas von Würzburg. Staatsarch. Sonderhosen f. Diebach. Würzburg f. Heidingsseld. 1300 Sch. verspricht dem Kapitel Würzburg Zins von den Höfen zur C-ich und zum Eichhorn , Negb. 8, 707. 1316 Schönthal kauft den Hof zum Daniel von dem Schola- stikus Albert, Staatsarch. 1322 schenkt d. Kl. einen Weingarten. Großherzogthum Hessen: Wimpsen. 1359 Gottf. von Neideck, Gan. l1erbip01. vermacht dem Kl. sein Steinhaus und Güter in Wimpsen; über das Haus verträgt sich das Kl. mit dem Stift Wimpsen 1368 und gibt es auf Lebenszeit 1391 Heinr. v. Bieringen und Adelheid v. Plawe zur Wohnung. Staatsarch. u. Kremer Chr. Nach Aufhebung des Klosters wurde eine katholische P farrei gegründet. Bisher war der Laiengottesdienst von den Klosterbrüdern gehalten worden, Taufen, Trauungen n. s. w. scheinen bei dem sch1vachen Stand einer Laienge1neinde bis 1683 in Bieringen vorgenommen wor- den zu sein. Erst 1683 beginnen die Kirchenbiicher. 1787 wurden Hals-berg, bisher Filial von Bieringen, Neusaß und N»euhof,« F1l1ale von Berlichingen, nach Sehönthal eingepfarrt. Jetzt gelzdren«En·helsh·of und Spitzenhof zur Pfarrei. Die Kollatur, bis 1858 kon1glich, 1st fert- dem an den Bischof übergegangen.

s 14 Ortsbeschreibung. Pfarrer: Steinmeier, Joh. Amand 1808——20. Hofmeister, Joseph 1820—27. Eifer, Bernh. 1827—34. Herinann, J. 1835——-42. Leufser, Ge. 1847—72. Kröll, Jos. 1873. Die evangelische Pfarrei wurde 1810 errichtet, aber durch die Lehrer des Seminars bis 1846, wie auch gegenwärtig versehen. 1846 aber wurde eine selbständige Pfarrei errichtet, zu welcher auch die Evangel. in Berlichingen, Neuhof, Oberkesfach, Aschhausen, Vieringen, Wesiern- hausen sammt den Parzellen der Gemeinde Schönthal gehören. Die Pfarrei ist durch einen Verweser zu versehen. Die Kultkosten bei der Gemeinde deckt die Staats-sinanzverwaltung, welche auch die bauliche Unterhaltung der Kirche und des evangel. Vetsaal-Z zu leisten hat. Ebendiefelbe gibt auch den Gehalt der Lehrer an den beiden Konfessions- schulen und unterhält die Schullokale und Lehrerwohnungen. Geschichte des Seminars. Nach Aufhebung des seit der Säkularisation bestehenden Souveränitäts--OberamtZ 1810 wurde hier eines der evangel.-theol. Sen1inare errichtet. Im Jahr 1806 war durch das Organisation?-tnanisest Z. 62 die alte Klosterschule von Beben- hausen sammt der von Blaubeuren aufgelöst worden. Statt der beab- sichtigten Vereinigung jener beiden Anstalten mit den Klofterschulen in Denkendorf und Maulbronn wurde nun Schönthal der Ersatz für Blaubeuren und das nun auch aufgehobe11e Denkendorf, Erlaß vom 28. Sept. und 9. Okt. 1810. Zum ersten Vorsteher der neuen An- stalt wurde Prälat Pfleiderer, der zugleich Generalsuperintendent für das neue Generalat Oehringen sein sollte, ernannt. An seine Stelle trat aber schon 1811 Prälat Ab el, der Lehrer Schülers. Von 1810-—17 waren 2 Promotionen in Schönthal vereinigt, welche je nach 2 Jahren nach Maulbronn übergingen. Nach Wiedererrichtung des Seminars in Blau- beuren und Neueinrichtung des Setninars Urach blieb fortan je eine Altersklasse 4 Jahre lang in Schönthal wie in den iibrigen Seminarien. Seit 1873 ist nun ein zweijähriger Kurs eingerichtet, indem die Schön- thaler Promotionen nach 2 Jahren in das Seminar Urach, die Maul- bronner nach Blaubeuren übertreten. Unter seinen Lehren! hat das Seminar Schönthal außer dem genannten Adel (l811—1823) eine Reihe namhafter Männer aufzuweisen, wie die Mathematiker A. F. Hauber, Prof. 1810——18, späterer Ephorus in Maulbronu, und Chr. Gottl. Wunderlich, Ephorus 1824—43; Dr. ti1e0l. Carl Ludw. Rath, Ephorus 1843-—50; Dr. the0l. Ed. Elw ert, Professor der Theologie in Tübingen, Ziirich, Ephorns 1850——65; die Dichter M. Gottl. Fischer, Professor 1810—21, G. Christ. Kern, Professor 1824—29, Eduard Eyth, Professor 1845—65, Ephorus 1865—68, und den literarisch thätigen Ludwig Mezger, Professor 1845—68, Ephorus J868—82. Die politifche Gemeinde Schönthal in ihrem jetzigen Bestand wurde erst 1851 gebildet. Bis 1834 war die Leitung der Gemeinde dem Kamerala1nt übertragen, dann wurde Schönthal mit den Parzellen auf dem linken 1Ifer der Jagst zur Schult- heißerei Bieringen gewiesen. Rossach dagegen gehörte erst zur

Schönthal. 815 Gemeinde Unterkessach und als diese an Baden abgetreten wurde, von 1846 an nach Olnhausen, 1855 wurde der Weiler Rossach sammt dem bisher außerhalb des Gemeindeverbandes stehenden Rittergut Rofsach zur Bezi1-ksgemcinde Schönthal geschlagen. Von den zur Bezirks-gemeinde gehörenden Parzellen ist zu nennen: Halsberg, eine hoch über dem rechten Jagstufer gelegene freiherrlich v. Berlichingensche Domäne mit großen Oekonomie- gebäuden, ist von einer Pächterfamilie bewohnt. Die nahen großen Wälder und der Blick ins Jagstthal und auf die Ebene des badischen Banlandes verleihen der Un1gebung einigen Reiz. Der Boden ist mittelfruchtbar. Halsberg gehörte früher kirchlich und politisch zur Gemeinde Bieringen, jetzt zur Gemeinde Schön- thal und ist vom Mutterort 4,5 km. entfernt. Halsberg, alt Halle?-berg war ursprünglich eine Besitzung Wolf- rams von Bebenburg, wurde von ihm dem neugegründeten Kloster Neusaß geschenkt und gehörte fortan dem Kloster Schönthal, das hier durch seine t’amiIia1-es Landwirthschaft treiben ließ, zeitweise auch den Hof verpachtete. Mit dem Kloster an Württemberg gekommen, wurde der Hof 1840 an die Freiherren von Be-rlichingeu abgetreten. Württ. Jahrb. 1842, 90. Hauptgebäude das Wappen des Abtes Johannes von Schön- thal 5 9. 1157 nimmt K. Friedrich das von Wolfram v. Bebenburg ge- stiftete Kloster Nnwesatze mit den dazu geschenkten Höfen Hallesberg, Stein und Brechelberc in seinen Schuh. W. U. II, 109. 1176 und 77 bestätigt Papst Alex. III dem Kloster Schönthal den Besitz der grau;-ja Hallisberch. W. U. II, 179, 185. Zwischen 1186 und 120O erwarb das Kloster auch den Zehnten in H» welcher Kraft v. Sweineburg gehörte und von diesem an Wortwin v. Marlach verliehen war, nun aber an Konrad v. Bocksberg fiel, welcher Engelhard v. Weins-berg damit belehnte. W. U. II, 386. 1448. Abt Simon verpf1anzt die Schäferei des Klosters vom Halsberg nach Schönthal sammt dem Schäfer Stephan und erbaut das jetzige Schafhaus. Donauefch. Chr. 1733. Maurus .Herding Mönch in Sch. sy1varum inspec-tot· in Halsberg. Donauesch. Chr. 1941. Alberich Balbus wird als gravgiarius nach .dalsberg geschickt, das bisher zum größten Schaden der Wälder nnd der Rechte des Klosters verpachtet war. Donauesch. Chr. Kreuzberg, der letzte Auskäufer des Benediktusbergs un- mittelbar jäh in das Jagstthal nach Norden abfallend, hat auf feiner äußersten Spitze die schöne Rotuude, welche Abt Benedikt

81 S Ortsbeschreibung. I716—17 erbauen ließ, ein hoher, schöngegliederter, stimmungs- voller Raum mit hübschen Gemälden und Stuckaturen. Die Freskogemälde stammen von dem protestantischen Maler Flatl)e. Ueber dem gegen Schönthal zu liegenden Haupteingang ist das Wappen des Abt Knüttel und die ,Jnschrift angebracht: (J1«V0li"lXo DoL-IIno OrVOl qVoqVe DoMit.1i. BIUsDeMqVe P:-1.rIter sepVI«Ohko gLokios(). Auf dem Altar befindet sich ein wunderthätiges Kreuz. Unter- halb der Kapelle ist eine achteckige Gruft mit der Nachbildung des Grabes Christi, aus Guß und Sandstein. Christus liegt im Grab, drei Apostel um ihn; ein Engel hält den Heiland. Wirkungsvoller Durchblick bis zum schönen gothischen Fenster des östlich der Rotunde stehenden .Häuschens. Die Kapelle um- gibt der Gottesacker mit den Grabdenkmälern des letzten Abts Maurus Schreiner, -I· 1811, und des Grafen Joh. Fr. Traugott von Zeppelin, Reichserbpanners und Kammerherrn, -s- 1870. Neben der Kapelle befindet sich das aus dem früheren Kirchlein eingerichtete Meßnerhaus mit einem Glockenthürmchen. Unmittel- bar vor demselben steht ein von Zartmann in Neckarsulm gear- beitetes, schönes Kreuz zur Erinnerung an die aus weitem Um- kreis besuchte Jesuitenmission im Mai 1851. Es ist Christus am Kreuz mit Maria am Kreuzesstamm. Drei alte Linden stehen, weit zerstreut, auf der kahlen Höhe, einer der lieblichsten Punkte des ,Jagstthales mit schöne1n Ausblick nach Bieringen und auf das Kloster Schönthal. Neusaß, ein Jägerhaus mit der alten Kapelle zur heil. Maria, liegt 1,9 km. südöstlich von Schönthal mitten in Wäl- dern und ursprünglich von Seen umgeben. Die Kapelle, der letzte kaum mehr erkennbare Rest der ersten Niederlassung der Maulbronner Mönche, wurde 1667 -— Jnschrift über der Thüre und dem Ostgiebel — nahezu neu erbaut (Donauesch. Chronik) und von Abt Benedikt um 25« erweitert. Ueber dem Eingang das Wappen des Abtes und in einer Nische Mater dolorosa. Das Innere der Kapelle mit flacher Holztäfeldecke ist feucht aber freundlich. An der Kanzel steht die Jahreszahl 1598. Jm Chor ein gothisch gefaßter Hochaltar mit dem alten Muttergottes- bild (s. unten), einer Pieta, und oben der heiligen Anna mit Christus und Maria. Auf dem linken Seitcnaltar hübsches

Schönthal. 81 7 Tafelgemälde, der englische Gruß, gemalt von ,,Wilhel1n Schütze, München 1865«. Die Fensterfiillungen verrathen späthgothischen Stil. Zwischen Schiff und Chor sitzt der Schieferdachreiter mit 2 Glocken ans de11 Jahren 1673 und 1676. Hinter dem Jägerhaus liegt der ehemalige Marktplatz mit Prächtiger Linde. Der früher weit berühmte und viel besuchte Markt ist neuestens wegen mangelnden Beiuchs aufgehoben worden. Unmittelbar hinter Neusaß zieht die alte Hochstraße vorüber. Neusaß, Nuwesezen, Nuwesaze, nicht Nuw(-sehe (wie Kren1er irrt( -lich las) »die neue Niederlassung«, ist die ursprüngliche Stelle, wo Wolfran1 von Bebenburg mitten im Wald ein Kloster gründete. Vorher war nach der Urkunde K. Friedrichs von 1157 nichts, auch keine Kapelle vorhanden. Nachdem die Mönche vor 1163 nach .Hofelden iibcrgesiedelt und dort das Kloster Schönthal gegründet hatten, W. U. Z, 145, blieb Neusaß eine grangia des Klosters. (1177.) 1157. K. Friedrich nimmt 1ocum Nin-veSezen cum a(1jacentibuS 11emoribns in seinen Schuß. W. U. II, 109. 1157. B. Gerhard v. Würzburg bestätigt die Stiftung des Kl- Nusatze durch Wolfram v. Bebenburg. W. U. II, 115. 1163. B. Heinrich bestätigt die Sitftung des Klosters und nimmt 1ooum, qui tunc Nasaze, set nuno Speciosa V;-Illig dicjtur, in seinen Schutz. W. U. II, 145. 1177. Jn der Schirmbulle Alex· III erscheint die grangia N. (aber nicht in der von 1176). W. J. II, 185. 1395 große Wallfahrt nach Neusaß aus 4 Dekanaten. Don. Chr. 1397 11. Dezember ertheilt König Wenzel dein Kloster das Recht, bei den Wallfahrten zu der mit reichem Ablaß ausgeftatteten Kapelle in N. allein Wein schenken zu dürfen. Staatsarch. Dies wohl der Anfang des Marktes, der den alten Bieringer Markt lahm legte. 1402 schenkt Jo. N. Eisenhut an die Kapelle in N. 1 Pf. Wachs aus dem Zehnten zu Winzenhofen. A. U. 1431. Sonntag nach Laurentii große Wallfahrt nach N. wegen Hussitengefahr. Donauesch. Chr. 1667 von Mai bis Oktober wird die Kapelle restaurirt und größten- theils neu gebaut. I. o. 1668 21. November wird das Marienbild, das während der Kriegszeiten nach Berlichingen gefliichtetworden, feierlich zurückgebracht. Die altübliche Samstagsmesse wird wieder in der Kapelle gehalten. 1713 erhält die Kapelle eine neue Orgel. Rossach, ein Weiler mit dem einige hundert Schritte südwestlich gelegenen ehmaligen Schloß und dem Pachthof der Freiherren von Berlichingen. Rosfach liegt 4,7 km nordwest- Befchk. von Württemb. 62. Heft. Oberamt KünzelSau. ! 52

8 I 8 Ortsbeschreibung. lich von Schönthal, umgeben von Wäldern auf der Hochebene zwischen dem .Jagst- und Kessachthal. Der Weiler besteht aus saubern, aber kleineren Hiiusern und verräth, daß er aus einer Niederlassung von Arbeitern des Schlosses hervorgewachsen ist. Mitten im Dorf steht das 1842 neuerbaute Schulhaus mit Betsaal für die evangel. Gemeinde. Von dem alten Schloß sind nur noch Reste der Befestigung, der Thürme und Mauern zu sehen. Ueber dem kleinen Pförtlein auf der Ostseite steht die Zahl 1563 und die Wappen von Berlichingen und Geyer. Es ist also erbaut von Hans Jak. v. Berlichingen und Eva Geyer von Giebelstadt seiner Hausfrau. Vom Hauptbau ist bloß der nordöstliche Theil, in welchem sich das freiherrliche Archiv befindet, erhalten. Ueber dem That besindet sich das Wappen der Herren von Berlichingen und Thiingen mit der Jahreszahl 1577. Darüber ist die Jnschrift: An11o domini 1549 hat der edle und ehrnveste Gottfried von Berlichingen dieß -Hans erbant. Auf der Stelle des alten Schloßhofes stehen jetzt das freiherrliche Amthaus und die Pächter:-oohnungen mit den weit- liiuftigen Oekonomiegebäuden. Ein Gottesacker ist seit ca. 1860 vorhanden, früher wurden die Todten in dein bad. Unterkessach beerdigt. Im Wald Dachs- ban nordwestlich von Rossach befinden sich Grabhügel. S· Alter- thümer. Eine alte Straße führt von Oberkessacher Markuug an Rosfach vorbei nach Widdern (die sog. Sachsenstraße f. Ober- kess0ch). Rossach, alt Rosseriet (rozze die Lache und riot das Riedgras), war im 12. Jahrhundert der Sitz eines edelfreien Gefchlechts, vielleicht eines Zweigs der Herren von Aschhausen. W. F. 5, 21. Vom Jahr 1246 bis Mitte des 14. Jahrhunderts sinden sich Bocksbergische Dienstmannen zu R. Die Feste selbst war n)iirzbnrgisches Lehen. Um 1360 erwarb Beringer v. Berlichingen die eine Hälfte von R. von den Erben des alten Rittergeschlechis. Ein Theil war noch im Besitz der Herren von Neideck, bis auch er an die Herren von Berlichingen kam, in deren Besitz es das Stammhaus der Linie Ber- lichingen-Rosfach bildet. Das Siegel der Herren von Rosseriet zeigt einen gespaltenen Schild, dessen rechte Hälfte Z mal getheilt ist, wie das Siegel der Herren von Enslingen-Hiirlbach, mit denen sie in naher Verwandtschaft gestanden zu haben scheinen. W. F. 5, 24. Kirchliches: Rossach gehörte vor der Reformation wahrschein- lich nach Oberkessach, nach der Reformation zur Pfarrei Jagsthausen, weswegen Hans Jakob v. B. dem Pfarrer zu Jagsthausen 20 fl. jährlich aussetzte, hatte aber durch die Brüder Hans Konrad und Melchior Reinhard einen eigenen Pfarrer erhalten (Jagstl). rothes Buch); später

Schönthal. 81 9 wurde es Leibenstadt und dann Korb zugetheilt. Der Geistliche hielt alle 14 Tage im Amthauö einen Gottes-dienst, an den andern Sonntagen las der Lehrer von Unterkessach eine Predigt. 1846 wurde Rofsach der Pfarrei Schönthal zugewiesen. Friiher gehörte es zum Schulverband Unter-Kessach; dabei hielten die Bürger im Winter einen Schulgehilfen. 1836 wurde ein Schulamtsverwefer bestellt, 1842 eine definitive Schul- stelle gegründet. Die Domäne Rossach stand nach der Einverleibung ins König- reich bis 1845 selbstständig außerhalb des Ge1neindeverband3. 1171. Luitfried v. Rossrith Zeuge in der Urkunde B. Herolds über die Schenkung der Kirche zu Bieringen an Schönthal. W. U· II, 161. 1246. Konrad von Rossrieth miles verkauft einen halben of zu Bieringen, würzburgisches Lehen, aber Bock?-bergifches Afterle en an Schönthal. W. F. 5, 22. Staats-arch. J270. Möckmiihl, Konrad v. R. neben Engelhard v. Berlichingen Zeuge für Gr. Lukardis v. Ziegenhagen Grad. c0d. dipi. III, 687. 1271. Konrad und sein Bruder. W. F. 5. 1274. Konrad v. R. Zeuge für Mechthild v. Diirne bei der Schenkung von Gütern in Rnchse-1 an Seligenthal. Guid. III, 394. 1281. Konrad Zobclo de Rosserieth gehört nach Rossrieth bei Mellrichstadt. R.eg. b. 4, 139. 1284 verkauft Sifrid v. R. Güter in Weigenthal und Unterkessach an Schönthal, Zeuge Ebolin v. 5iessa und Heinrich Steheler, Schult- heiß in R. Staa1sarch. 1286. Diether v. Rofseriet s. Oberkefsach. 1287. Diether v. R. Bürge für Diether v. Berlichingen beim Verkauf von Oberkessach. Die Gattin Diethers v. Berlichingen siegelt mit dem Siegel Sifkids u11d Diethers v.-Rossriet. Letzterer ist ihr Bruder. Staatsarch. 1295. Konrad und Diether v. R. Zeugen in der Urkunde über Jagsthaufen. Grad. III, 726. 1295. Konrad v. R. Zeuge für Hein. v· Bartenstein beim Ver- kauf von Westernhausen. Staatsarch. n 81300. Konrad v. Dörzbach gen· v. Rossriet s. Dörzbach. Wib. , 1 0. 1303. Die Gebriider von Aschh. geben für veräußerte Güter zu Merchingen an Rupert v. Dünn als Lehen Güter Heinrichs v. R. s. 1284. Staatsarch. 1304. Diether v. R. Vürge für Diether v. Nagel?-berg· Staats-arch. U 2 1304. Konrad v. Dörzbach und Sophie ux. s. Dörzbach. Wib. , 48. 1305. Diether v. R. verkauft Dürnesche Lehengüter in Diepach beim Muthof an Gernng v. Forchtenberg. W. F. 1847, 28. 1306. Konr. v. Rossriet, Vetter Ty1·olfs v. Dörzbach-Aschhausen. Wib. 2, 182. Zeuge für Boppo von Eberstein. Wib. 2, 253. 1310. Konrad v. R. und seine Gattin Guta verzichten für sich und seine Brüder (auf Rutharsdorf?) Bürge sein Vetter Konrad Ritter v. Dörzbach. W. F. H, 22. 2 184it311. Konrad v. Dörzbach gen. v. Rossriet s. Dörzbach. Wib.

820 Orts-befchreibung. 1318. Konrad von R. Biirge für Diether v. Berlichingen beim Verkauf v. Schlierbach (Schleierhof). Staatsarch. 1319. Konrad v. R. Biirge für Marqnard v. Möckmithl. Wib. 2, 185. 1819. Konrad v. R. Zeuge beim Verkauf von komburgischen Gütern in Erlenbach, Krautheim, Oberginsbach &c. Staatsarch. 1324. Beringer o. R. Zeuge beim Verkauf von Gütern in Unter- schiipf an Schöntha1. Staatsarch. 1327. Konrad v. R. kauft ein Gut in Ditebach (bei Korb) vom Kloster Seligenthal. Sein Schwiegersohn ist Engelh. V. Majenfels. G-nd. Z, 663. 1328. Konrad o. R. bezeugt, daß der Kirchsatz zu Oedheim zur Burg Scheuerberg gehörte. W. F. 6, 249. 1332. Konrad v. R. erhält für den Schaden, der ihm bei Er- mordung Konrads v. Cleps-heim 11nd Schrots v. Dörzbach geschehen, von den Johannitern in Bocksberg Schadenersatz. Man. b. 39, 485. Reg. b. 7, 61 (133Z). 1336. Veringer v. R. Bürge für die Geschwister von Dörzbach. Wib. 2, 190. 1337. Konrad v. R. Zeuge fiir Konrad Aschhausen beim Ver- kauf von Mannbrunn. Staatsarch. 1343. Konrad v. R. Zeuge beim Verkauf von Oberernsbach s. Berlichingen. 1347. Bürge für Jsengart v. Berl. Staatsarch. und Büd·ae fiir Kraft von Hohenlohe. Reg. b. 8, 49. «· 1357. Tuminc Rozrit s. Oberkessach« 1360· Bischof Albrecht belehnt Beringer v. Berlichingen mit dem halben Theil der Beste Rossriet, welcher -s- Cnnrads v. R. gewesen, und den Beringer von Konrads Schwiegersohn Reinhart Hofwart ge- kauft. Reg· ·b. 9, 24. Um 1360 Rymo de R. Mönch in Schönthal. 1366 u. 87. Dietrich v. R. Bürge in einer Jagsth. Urkunde. Um 1394 haben den 4. Theilvon Rosfriet Conz sen. Engelhard und Hans v. Neideck. W. F. 7, 511 als rvürzb. Lehen. Die Ziegelhütte liegt hart am rechten Ufer der Jagst am Fuß des Storchenbergs, nordwestlirh von Schönthal, wohin eine hohe Pappelallee führt. Sie ist ein zweistockiges, aus Steinen erbautcs Haus und hatte im zweiten Stock einen großen Saal. Im Jahr 1638 neu gegründet (Donauesch. Chronik), wurde sie 1793 umgebaut und 18Z4 von der Staatssinanzverwaltnng verkauft. Auf der Markung Schönthal sind abgegangen: Brechelberg, auch Brache- und Brachilberg (der gebrochene Berg ?) auf der Flur Brechelacker zwischen Halsberg nnd Krenzberg. Dort hatte 1157 schon Wolfram v. Bebenburg dem Kloster Schön- thal einen Hof geschenkt, und das Kloster benützte ihn als graugia.

Simprechtshausen. 82 1 Er erscheint 1176 und 1177 und 1237 unter den Besitzungen des Klosters W. U. II, 109, 179, 185. III, 392. E scha ch, ein Hof zwischen Neusaß, Hals-berg und Ottersbach abg. beim Schleierhof, wie sich ans dem Jagdgnadenbrief Gr. Georgs von Hohenlohe für Ver. v. Berlichingen ergibt 1552: »von Neusaß den Pfad hinaus bis zum Ottersbacher See, von da bis zum Eschinger See und von dannen zum Halsberg«, Oehr. Arch. Vor 1225 schenkt Bertold von Allfeld dem Kloster Schönthal den Weiler Eschache, W; U. III, 164. Zu diesem Weiler gehörte auch der Wald Eschere Busch, W. U. III, 372. (-t’r. W. F. 6, 118 wo bei einer Grenzberichtigung deutlich unterschieden ist Cschach beim Hals-berg und Eschenau zwischen Schön- thal und Weltersberg (also ist die im Schönth. Diplomatar, W. U. III, 164 stehende Bemerkung nicht richtig). Eschenau (die Au an! Eschenwald, wie Cschach das Wasser am Eschenwald) wird 1237, W. U. III, 392 als eine schönthalische grangia. genannt und lag in der Ebene hinter der Ziegelhütte gegen Bieringen und Weltersberg. Hier hatte K. Ferdinand sein Lager s. oben S. 244. Die Markung wird noch 1461 genannt. W. F. 6, 118. Höfelden hieß der Ort, an dessen Stelle das Kloster steht. W. U. II, 386. Hohenhart nach der Urkunde über die Markungsbereinigung wahrscheinlich am Hohenberg bei Bieringen zu suchen. W. F. 6, 118, wenn nicht auf der Flur Hohenten bei Vieringen. Schönthal hatte hier 1176 nnd 77 ebenfalls eine g1-angia, W. U. It, 179, 185. Nach den Schönthaler Chronisten war es insbesondere der Fleiß der ackerbau- treibenden Klosterbriider auf diesem Hof, welcher das Kloster empor- brachte. 1237 scheint er abgegangen zu sein. W. U. Ill, 392. Stein, ein Hof, welchen Wolfram von Bebenburg den( Kloster Neusaß 1157 geschenkt, W. U. II, 109 (cu1-cis in I«apide) als schön- thalische g-rangia 1176 und 77 erwähnt, W. U. II, 179, 185 lag bei1n steinernen Kreuz hart an dem heutigen Nenhof, war aber 1237 schon eingegangen. W. U. III, 392. .,,.1...-— 41. Simnrtst1tgl1anskn, Gemeinde III. Kl., kath. Pfarrdorf mit 378 Einw., war. 2 Ev., Fil. von Herrenthierbach, OA. Gerabronn. Jn einer Einsenknng der waldreichen Hochebene an der Südostgrenze des Oberan1ts liegt das schöne Dorf Simprechts- hausen. Auf der hohen Straße südlich vom Dorf hat man eine schöne Fernsicht- auf den Höhenrücken zwischen Kochcr und Jagst mit den Weilern Seidelklingen, .Hohenroth, Bodenhof, weiterhin

822 Ortsbeschreibung. auf Waldenburg und die Löwensteiner Berge und endlich auf den Odenwald, im Süden blickt Langenburg wie eine Insel aus Waldesgrün hervor. Die hohe Lage macht das Klima rauh. Starke Winde und Frühlings-3sröste sind nicht selten, dagegen ist Hagelschlag nicht häusig. Den Ort durchzieht eine schöne breite Straße von Eberbuch- Langenburg nach Bartenstein. Die kleine Kirche steht mitten im Dorf. Den Haupteingang beschattet ein mächtiger alter Kastanienbaum. Da die Kirche erst 1766 an der Stelle eines älteren Kirchleins, das aber nicht geweiht war, erbaut wurde, so trägt sie das Gepräge jener Zupf- zeit, ist aber freundlich und hell durch eine 1875 vollzogene Rcstauration hergerichtet. Sie ist den Aposteln Petrus und Paulus geweiht. Der rund abschließende Chor hat im Decken- gewölbe ein Bild der heil. Dreieinigkeit. Der Hochaltar mit dem Altarbild: ’I’n es Petrus ist den Patronen der Kirche ge- widmet, die Seitenaltäre des Schiffes Joseph und Maria. Die Wände des Langhauses sind durchaus glatt, die Decke flach. Auf dem Westgiebel des Langhauses steht ein kleines Glocken- thiirmchen als Dachreiter aus Holz mit Schieser gedeckt. Auf demselben hangen 3 Glocken. Die größte hat die Inschrift: Franziskus ,Josephus Rosenecker, G. Cberhart Kaplan, G. Hammel Schultheiß t768. Aus dem Feuer bin ich geflossen, .Joh. Ge. Lösch von Morsbach hat mich nach Simprechtshausen gegossen. Die mittlere: Dieser triumphirliche Titel bewahre uns vor allem Uebel; erlöse uns Gott Vater, Gott Sohn, Gott heiliger Geist. Kilian Thomas Back, Pfarrer in Mulfingen· Joseph Baumann, Kaplan. Joseph Lüllig, Schultheiß, Johann Kaiser, Schullehrer in Sin1prechtshausen. ,Jn der Mitte: S. Michael. Gegossen von Ge. König von Langenburg 1823. Die kleinste hat die Inschrift: Sancta Maria org pro nobjs. Gegossen von C. König in Langenburg im Jahr 187 . (letzte Zahl abgesprungen). Das kleine alte Kirchlein war ohne Thurm. Es wurde 1766 abgebrochen; 25. März wurde der Grundstein gelegt und am 12. August der Weihegottesdienst gehalten. Am 13. Sept. 1777 tonsekrirte Weihbischof Don. Ant. v. Gebsattel, Bischof von Siga i. P. die Kirche. (Pfarrchronik v. Mulsingen S. 78 ff. 104.) Der Bau kostete 2050 sc. Zum Kirchenbau hatte ein Schneider Leonh. Schwieg 100 ff» Joseph Lüllig 1500 sc. vermocht.

Simprechts-hausen. 823 Das schöne, stattliche Pfarrhaus liegt etwas höher als das Dorf an dessen südwestlichem Ende. Es wurde 1842 von der Gemeinde, welche auch die Baulas·t wie bei der Kirche hat, neu gebaut. Neben dem Pfarrhaus liegt der 1836 neu angelegte Gottesacker, doch befand sich schon seit 1751 ein Begräbnisplatz bei der Kirche. Das Schulhaus steht unweit der Kirche. Dasselbe wurde 1872 solid aus Stein gebaut. Es enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schullehrers, sowie im untern Stock die Gelasse der Gemeindebehörden· Der Bau kostete 12000 sl. Sonst besitzt die Gemeinde noch ein Schafhaus, ein Armen- haus und ein Gefängnis. Mit Trinkwasser ist der Ort genügend versehen. Das Wasser ist mittelgut, aber ohne Beigeschmack. Es sind 2 laufende und 5 Pu1npbrunnen vorhanden. Die laufenden, Gemeinde- eigenthum, werden durch eine Wasserleilung aus Quellen im Wald Hegenest gespeist. Auf der Marknng fließen 2 Bäche, welche in die Jagst miinden, der Lausenbach westlich vom Ort und der in heißen Sommer« versiegende Märzenbach, der bei Alkertshausen OA. Gerabronn entspringt und nördlich vom Dorfe oor"beifließt (cf1·. Märzengallen = Hungerbrunnen, periodisch fließende Quellen). Ein kleiner Feuersee ist unweit des Ortes angelegt, ein weiterer See an der Straße nach Bartenstein ist jetzt zu Wiesen angelegt. Kalksteine werden im ,,Weilersthal« gebrochen, Bau- steine übrigens von außen bezogen. Erdfälle mit je einer Quelle befinden sich südlich vom Dorf im Wald Taubenhof und nördlich im Wald Sanbühl. Die Vertnögensverhältnisse sind günstig. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners beträgt 75 Mrg. Feld und 15 Mrg. Wald, der des Mittelmannes 30 Mrg» der der ärmeren Klasse 10——12 Mrg. Die Hauptnahrungsquelle ist Feldbau nnd Viehzucht. An Gewerben finden sich nur die fiir die bäuerliche Bevölkerung nothwendigen. Es ist ein Schneider, ein Wagner und zwei Schmiede im Ort. Auch ist eine Schildwirthscha»ft nnd ein Kaufladen vorhanden. Straßen führen nach Bartenstein, Mulfingen und Eberbach. 2 hölzerne Stege führen über den Märzenbach, welche die Gemeinde zu unterhalten hat. Die Stiftung besitzt ein Vermögen von 10 682 «-M Die Zinse werden für kirchliche Zwecke benützt.

824 Ortsbeschreil-uns. Der Boden auf der verhältnismäßig großen Markung ist schwer, theilweise naßkalt. Thon, sog. blauer Letten ist vorherrfchend neben Kalkerde. Die Aecker sind nicht tiesgründig. In der Flur Zwerenberg sinden sicl) nasse Wiesen. Am bestcn gedeihen Dinkel, Roggen und Haber. Der Wiescnbau ist sehr ausgedehnt. Weinbau wird nur noch wenig getrieben. An Wald besitzt die Gemeinde 185 Mrg. Laub- nnd Nabel- wald. Es werden jährlich 159 Rm. Laubholz und 60 Rm. Nadelholz, sowie 5 900 Wellen ausgebreitet. Busch- und Boden- hvlz wird unter die Bürger vertheilt, welche 2—3 Rm. und 100 Wellen erhalten. Das Sta1nmholz wirft der Gemeinde 1370—1700 -M jährlich ab. Als Weide wird die Brach- und Stoppelweide beniitzt, wofür der Schäfer 85 «-ff« bezahlt. Die Pferchnütznng gehört den Gemeinderechtsbesitzern. Alterthümer. Jm Süden des Dorfes führt die alte Hochstraße, die von Heinihausen herkommt und jenseits der Jagst auf dem Kamn1 des -Höherückens zwischen Kocher nnd Jagst nach Wi"mpfcn zog, vorüber. An derselben fanden sich bei Zwerenberg vor Jahren Geldmünzen. Außerdem ist ein ,,Bnbenweg« vorhanden. Auch bei der Anlage des Feuerfees fand man Spuren eines alten gepflasterten Wegs, S« unter dem Boden, und Hufeisen. Auf der Mart-ung Simprechtshansen find abgegangen die Weilt-r nnd Höfe: Dürzel, Monbrunn, Westernholz, Taubenhofund Zweren- berg s. unten. An Flurnamen sind zu bemerken: Hutersbrunn, Behälter, Dirzle, Kürbis, Kesselwiesen, Weilerroth und Weilersäcker, Morgenäcker, GrIinbühl, Hnndswiesen, Krenzlohe, Lausenberg, Lausenäcker. Auf die alte Kapelle zu Simprechtshausen nnd ihren Besitz weisen die Kapelläcker und der Kapellensweg. Wo das Haus der alten Edelherren von S. stand, läßt sieh nicht genauer feststellen, da Anhaltspunkte fehlen. Nach der Lage möchte es wohl beim Pfarrhause auf den Hofäckern zu snchen sein. Am Hause des Schultheiß Throm ist als Andachtsbild der Grabstein eines ,Johanniterko1nmenthurs aus der ·Johanniterkirche zu Hall eingemauert. Derselbe stellt die Anbetung der Maria

Simpreehtshausen. 825 durch einen Johanniter mit dem Johanniterkrenz dar und hat die jetzt wegen der Lage des Steins schwer zu lesende Umschrift: Anna eiomini MCOCCXV objit . . . Mai-kwart stabe1 (-ommem1. i. halt. Simprechtshausen, alt Sintprechtshausen, das Haus eines Sintprecht, erscheint zuerst 1103 als Sitz eines Edel- geschlechts, das ohne Zweifel identisch war mit den Edeln von Mul- fingen Gott. Iiirsaug. 34 a., 1velche die spätere Herrschaft Jagst- berg besaßen, und theilte die wechselvollen Geschicke der Herrschaft ·Jagstberg, die endlich 1406 in die feste Hand des Bisthums Würzburg kam, das in S. die hohe und niedere Obrigkeit besaß. S. gehörte zur Cent Jagstberg. Sonst waren begütert die rittcrlichen Herren von Mnlfingen 1327 und von Thierbach s. Reg. 1327. 1343. Der kleine »Zehnte gehörte der Pfarrei Mnlfingen, der große soll von einem Pfarrer zu Mulsingen um 12 Goldgulden an das Stift von Möckmühl, dem seit ca. 1381 der Kirchsatz von Mulsingen gehörte, versetzt worden sein. Nach Aufhebung des Stiftes fiel er an Württemberg und wurde 1583 11. Dez. von Herzog Lud1vig an die Gebrüder von Crailsheim, ,Joh. und Sebastian, gegen andere Güter vertauscht und von diesen an den Bischof Julius zu Würzburg verkauft. Außerdem hatten Güter und Einkünfte Kl. Schäftersheim und die Johanniter in Rothenburg. 1632 kam S. mit der Herrschaft Jagstberg durch Schenknng Gustav Adolfs von Sch1veden an Graf Georg Friedrich von Hohenlohe, siel aber 1634 wieder nach der Schlacht von Nördlingen an Würzburg zurück. 1802 wurde es mit Jagstberg dem Prinzen Karl von Hohenlohe-Barten- stein als Theil der neu gegründeten Herrschast Hohenlohe-,Jagst- berg zugetheilt (Fischer, Gesch. des Hauses Hohenlohe Z, 99 ff.) und kam 1806 unter württ. Souveränität. Kirchlich gehörte Sin1prechtshausen bis 1843 zur Pfarrei Mulsingen, besaß aber schon im 16. Jahrh. eine eigene Kapelle zu St. Peter mit Begräbnisplatz (Jagstb. Lagerb.). 1843 wurde eine selbstständige Pfarrei in S. gegründet Regbl. 1843, 628. Eine Schnle bestand jedenfalls schon 1607, da in den Mulsinger Kirchenbüchern 1607 Kilian Schmieg als Schuln1eister in S. genannt wird (1655 Fr. Haber, 1657 ,Joh. Fr. Schmieg). Pfarrer: K. Diemer 1843—52. Jos. A.Maier 1858—67. ,Joh. Weber 1867——71. Flor. Widtnaier 1871.

826 Ortsbeschreibung. 1103 Jan. 18. Salecho von SintprechtZhausen zeugt bei einer Scheuknng Diemars von Röttingen an das Kl. Hirsau. Gott. Hirn. 34a. 1327 verkaufen Hermaun v. Mulfingen nnd seine Hausfrau Hed- wig Güter zu S. an das Kl. Schäftersheim. Oehr. Arch. Wib. 2, 229. 1834 werden die Pfarrgüter der Piarrei Billingsbach zu sym- l)rehshusen berneuerrichteten Pfarrei Ettenhausen zugetheilt. Wib. 2, 277. 1343 verkauft Johann v. Thierbach seine Güter zu S. an das Kl. Schäftersheim. Wib. 2, 232. Oehr. Arch. 1354 Sept. 30 streiten Br. Heinrich v. Remde, Priester, und Br. Konrad v. Klepsheim und der Konvent zu Rotenburg mit Konrad Ursenbein und Seitz Welcz, Bürger v. Rothenburg, wegen Güter zu Simprehtshusen, welche Heinrich von Remde aufs neuefür das Johanniter- haus kaust. Brig. b. 8, Z(-2. 1Z60 empfängt Diepolt v. Jachsberg Gülten zu Simprechtshausen, sowie eine Egerte unter S. v. Gerlach v. Hohenlohe zu Lehen. Hoh. Arch. 1, 372. 1405 vermocht Ulrich v. Thierbach an die neu errichtete Frühmesse zu Mulsiugen I« kleinen Zehnten zu S. Jn demselben Brief erscheint der Wald Hegenest als Hegeniz (Mulf. Akten). 1583 Dez. 11 überläßt Herzog Ludwig von Württemberg den Gebrüdern Joh. und Sebastian v. Crailsheim den großen Zehnten zu S. gegen 12 Höfe und Güter zu Stetten an der Speltach und in der Pfarrei Hohnhard (Bauer). 1591 am 24. März wird Wende! Hoffmann wegen Ermordung seiner Ehcfl"cIll zu Jagstberg hingerichtet. Jagstb. Lagerbuch. 1593 Juni 14 verkaufen die Gebt. v. Crails-heim Zehnten an Bischof Julius v. Würzburg um 8000 fl. Jagsjb. Saal- und Lagerbuch. 1669 wird eine neue Dorfordnnng vom Bischof in Würzburg erlassen (Simp"r. Akten). 1770 ganz geringe Ernte. ib. 1771 große Theurung. ib. 1873 14. Juni Hagelschlag. Ein Hagelfeiertag ist von früher her in Uebung. Abgegangen sind: Dürzel zwischen Alkertshansen und S. gelegen, welche beide eine Flur Dürzel, Dirzle haben, war ein Hof, auf welchem die Früh- messe Mulsingen den großen und kleinen Zehnten hatte, war aber schon 1593 abgegangen. Manbronn, Monbroc1n, auch Mondbrunnen, alt Mannen- brunnen, der Brunnen eines Manna, lag zwischen der Höhe und der Flur Bremig. Man findet dort noch heute Gemäuer, unter Anderem einen alten Backofen. Der Ortsbrunnen ist jetzt verschüttet. Es war wohl auch ein Theil der Herrschaft Mulfingen-Jagstberg. Als besitz- berechtigt erscheinen später die Herren von Aschhausen (Reg. 1337), Lihenthal (1351), von Stetten (1513), Kl. Srhönthal (1337). Um 1480 muß der Ort noch bestanden haben (nach dem Schönthaler JurisdiktionalbuchJ, da Schönthal damals noch dort Hellekgült bezog, aber 1597 war er abgegangen s. Reg. 1337 Oft. 31 verkaufen Konrad v. Aschhausen und Guta seine Gattin ihr Gut zu Mannenbrunnen, das 4 Schill., 1 Pfd. H» 12 Sri.

Siinprechtöhaufen. 827 Korn, 2 Sri. Kernen, 4 Sotnmerhühner, 4 Fastnacbtshühner gibt, um 15 Pfd. an Abt und Konoent Schönthal. Schönh. 75. Moue Quellen 4, 154 b. 1351 St. Thom. Abend verzichteten Walz v. Lihenthal und seine Gattin Elsbeth auf ihr Anrecht an den Zehnten zu Monbrunn gegen Kraft v. Hohenlohe. W. F. 10, 196. 151»3 verkauft Gabr. V. Stetten an Schönthal feinen Hof Man- bronnen auf Wiederlösung. Schönth. Urk- 1516 Freitag vor Urb. erkauft Abt Erhard v. Schönthal von Gabriel v. Stetten dessen freieigenen Zehnten zu Moenbrunn. Stett. Arch. 1597 erkauft Bischof Julius v. Würzburg von den Brüdern Learch. Müller zu Mulsingen nnd Georg Müller zu Ailringen den Zehnten auf Monbronn, einem wüsteu Weiler. Jagstberger Salbuch. Taubenhof, ein zwischen Simmetshausen OA. Gerabronu und Simprechtshausen getheilter Hof, wohl gegründet von Heinrich Taube v. Seldeneck, Reg. 13I1, dem Besitzer der Herrschaft Bartenstein, auch Daibhof genannt, stand südlich vom Orte, war 1513 im Besitz der Herren v· Stetten, soll aber auch den Herren v. Berlichingen und Adelsheim (in Schrot;-’berg) gehört haben. W. F. 6, 320. Er ge- hörte in die Cent Jagstberg und war 1593 abgegangen. 1513 vertauscht Simon v. Stetten den Taubenhof gegen andere Güter an seinen Bruder Christoph. Stett. Urk. Westernholz, westlich vom Dorfe abgegangen in den Fluren Weilers-Wiesen, Aecker und Höfle. Ein Brunnen von W. ist noch vor- handen, auch ein mit Wald iiberwachsenes KelIergewölbe; W. gehörte zur Cent Jagstberg, war aber 1593 abgegangen. 1342 verkaufte Heinrich v. Morstein Güter zu W. an das Kl. SchäfterL’-heim. Oehr. Arch. Zwerenberg, alt Twerchenberg, der quer ziehende Berg, lag zwischen— dem Taubenhof nnd den Wäldern Bauerbusch und Hegenest. Es ist noch ein Brunnen vorhanden. Es gehörte wie die andern ab- gegangenen Orte zur Cent Jagstberg, war aber auch fchon 1593 ab- gegangen. Die Güter sind zur Markung S. geschlagen. 1329 verkauft Heinrich v. Morstein Güter zu Zn)erenberg an das Kl. Schäftersheim. Wib. 2, 330 Nr 13. Oehr. Arch. 1341 s. Weldingsfelden. 1342. Wib. 2, 232 Nr. 24. Oehr. Arch-

828 Ortsbeschreibung. 42. .Sindktdarf, Gemeinde 1I1. Kl., Pfarrdorf mit 398 Eiuw., wor. 5 Ev., Fil. von Diirrenzimmern, und 1 Jst. Jm Sindeibachthal, einem Seitenthal des Jagstthals, liegt das kleine Sindeldorf gerade an der Stelle, wo der Sindelbach sich mit dem Eifangbach vereinigt und nun seine ost-westliche Richtung verläßt und nach Norden sich wendet, ringsum einge- schlossen von steilen Höhen. Dadurch ist Sindeldorf sehr geschützt und das Klima war1n und gesund, auch die Nächte i1n Sommer nicht kühl. Dagegen kommen schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel öfters vor. Das Dorf macht 1nit den Rebenhügeln auf der einen und den bewaldeten Höhen auf der andern Seite und den muntern Bächen einen frenndlichen Eindruck· Mit Trinkwasser ist der Ort reichlich versehen. Besonders ergiebig sind der Ortsbrunneu und der Brunnen im Eifang. Es sind 2 Pumpbrunnen und 1 laufender Brunnen vorhanden. Ueber- schwemmung kommt nur bei Wolke-11brüchen vor. Am obern südöstlichen Ende des Dorfes steht mitten im Gottesacker die der Jungfrau Maria geweihte, 1819,«20 i1n ein- fachen Stil erbaute Kirche· Der Chor ist an den von der früheren Kirche erhaltenen Thurm angebaut, der nach Osten durchbrochen ist, um Raum für den Hochaltar zu gewinnen, wie in Marlach. Das Jnnere der Kirche ist freundlich und in neuerer Zeit sehr hübsch hergerichtet. Nur wirkt das Farbenspiel etwas unruhig. In dem einfach gewölbten Chor steht ein neuer reichgeschnitzter, imponirender, gothiseher Hochaltar, der Jungfrau Maria geweiht, mit einem schönen Bild Mariä Himmelfahrt und einem Ante-pendium, einem ansdrncksoollen Abendmahl von Maler Tiefenbronn in Gmiind. Der Hochaltar wurde von Lenz in Gmiind 1876 für 2400 «-M geliefert, ebenso sind die beiden Seitenaltäre, der Jungfrau und dem heil. Sebastian geweiht, von Lenz in gothischem Stil hergestellt. Das Schiff der Kirche ist hoch, flach gedeckt nnd hell mit Stationen nach Führichs Mustern wie in den umliegenden Kirchen geschmückt. Ueber der südlichen Kirchthüre ist ein anbetender Engel, aus Stein ge- arbeitet, der von der früheren Kirche stammt, eingemauert. Der massige Kirchthurm erscheint gegenüber dem hohen Langhaus und

Sindeldorf. 829 der Thurmfpitze etwas zu kurz. Er ist mit Schiefer gedeckt und trägt zwei schöne Glocken, von denen die größere die »Ju- schrift hat: -lhesus na2ar0nus rex ju(Is«eo1-um. bernhart1aoh2- mann g0s mich 1490, die kleinere: s. 1o.ux. S. man. S. m-1«teus. S. j0hannes. beruht-.rt 1achama.n11 1493. An der Südseite des Thurmes ist der Grabstein des Pfarrers Konr.Fuchs ·’s l633 erhalten. Derselbe hat die Jnschrift: Q,njsquis ad has einer-es vie nasse, quis dieses viator DSf11llctl1s ja(-ex-it, per-cipe, qua1is erat- I11e eg0 (Jonr:1«dus dictns coguomine Vulpes Qui cunctis uotuS re-ligione t"uit. Quinte je-im denis minuS 11n0 p1«esbyter annis Vixi bis (1emptis mensibuS inde tribuS. Tan(1em cum quatuor uno denaque vit-is Lustra per egissem, st:amin-J part:-« see:-it. Sustu1it hanc junii . . . vie-esimi t:erris Angelicis inivisse et: im-See oh0ris. Ein weiterer Grabstein erinnert an Pf. Joh. Gundermann v. Bütthard, geb. 1651 -Z· 25. Juli 1711, Mifsionar zu Box- berg 7 Jahr, Pf. zu Hüngheim 9 J» zu Sindeldorf 17 J. Die Baulast der Kirche ruht auf der Pfarrgeu1einde. Der Kirche gegenüber an der Kreuzung der beiden Haupt- straßcn steht das einstockige, 1vohnliche Pfarrhaus, das 1830X31 von der Pfarrgen1einde erbaut wurde und von derselben zu unterhalten ist. Es hat eine freundliche sonnige Lage. Das stattliche Schulhaus wurde 1841 neben der Kirche erbaut. Es enthält die Wohnung des Lehrers und ein Lehr- ziuuner und dient zugleich als Rathhaus. An der Schule unter- richtet ein Lehrer. Für die Mädcheu besteht eine Arbeitsfchule. An öffentlichen Gebäuden besitzt die Gemeinde noch eine Kelter mit drei Pressen, ein Armenhau-Z nnd ein Schafhaus. Durch den Ort fiihrt die gute Vizinalstraße von Marlach nach Jngelsingen-Kiinzelsau und eine 1879 eröffnete Straße nach Ebersthal. Ueber den Sindelbach führt eine nnd über den Eifang zwei Brücken (zwei steinerne und eine hölzerne), welche die Gemeinde zu unterhalten hat. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Weinbau und Vieh- zucht. Der Vermögensstand der Einwohner ist weniger günstig als in den Nachbargemeinden. Der vermöglichste Bürger besitzt 28 Morgen, der Mittelmunn 15, die ärmere Klasse 2—3 Mrg. An Waldung besitzt der Einzelne durchschnittlich V« Morgen.

830 Ortsbeschreibung. Außerhalb des Ortes steht eine Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang; im Dorfe befinden sich 2 Schildwirth= sehaften und 1 Krämer. Die Handwerker arbeiten meist nur für den Bedarf des eigenen Ortes mit Ausnahme des Schreiners. Die kleine, durch Bachthäler zerrissene und bergige Markttag hat keinen tiefgründigen Boden. J1n Thale ist derselbe frucht- bar, auf den Bergen sehr steinig. Der Weinbau ist Nebenbefchästigung. Das Obst geräth gerne und gewinnt mehr und mehr Raum. Der Gemeindewald besteht aus Laubholz und ist 863X4 Mrg. groß. Die Wellen vom Jahreshieb werden unter die Bürger vertheilt (je 8 Wellen). Aus dem Scheiterholz löst die Gemeinde 400 «-M Neben 22 Morgen eigentlicher Weide wird die Brach- und Stoppelweide benützt. Der Weidepacht wirft 500 «,l6., die Pferchnutzung 330 «-M für die Gemeinde ab. Schafe von der Landrasse werden Sommer und Winter 300 Stück vom Schäfer gehalten. Das Fischrecht in dem Sindelbach, welcher Forellen liefert, gehört der Gemeinde und ist um 1 MS. 20 Pfennig verpachtet. Auf einem Theil der südlichen Markuug führt die hohe Straße vorüber. Alterthümlich sind die Flurnan1en Bubenholz, Wexthalde und Wormersthal. Sindeldorf, alt Siundil-, Sundil-, Sondel-, auch Sunnen- dorf (? von Sand : Süden of. Westernhanfen), ist nicht zu verwech- seln mit Sunchilendorf, Snnkels-dorf und jetzt Flur Sindeldorf auf der Markung Sindringen, wo König Heinrich III. 1042 Herolds- Gnt dem B. Brnno v. Würzburg schenkt W. U. I, 266. Es ge- hörte den Herren v. Krautheim (1239) und kam von diesen an die Herren von Eberstein, welche«die -Herrschaft an Würzburg und Niainz verkauften. Besitzberechtigt waren auch Schönthal durch Käufe und Schenkungen I329, 1341, 1461, die Herrn von Bachenstein, Eubigheim, Neuenstein, Stickel, 1378, 1382, 1415, 1433 der Maria-Magdalenenaltar in Kiinzelsan. Nach dem Schönthaler Jurisdictionalbuch hatte Schönthal Korn- und Heller- gült auf den Huben Heinrichs von Sindringen, Konrads von Herbolzheim und Ellcnkinds. Cent und Obrigkeit waren mainzisch, das Patronat würzbnrgisch, fiel aber 1803 an die Krone Württemberg, seit 1859 hat der Bischof von Rottenburg die Kollatur.

Stndeldorf. 83 1 Kirchliches. Die Pfarrei wurde 1358 4. Juli von Bischof Albrecht von Würzburg gegründet, indem er die Kapelle zu Sundildorf von der Pfnrrkirche zu Westernhausen unter Zu- stimmung der Patrone, der Herrn von Hartheim, und des Pfar- rers von Westernhausen, Reinhart von ·Hartheim, trennte. Er erhob die Kapelle zur Pfarrkirche, da sie genügendes Einkommen habe. Die Abgaben an den Bischof und Archidiakonus sollte der neue Pfarrer hälftig mit dem Pfarrer von Westernhausen, die sonstigen Lasten, Abgaben an Papst, Erzbischof sc. soll er wie andere Priester des Kapitels tragen. Mon. Boic. 42, 591. ·Jn der Reforn1ationszeit hatte S. einen evangel. Pfarrer, der wegen seiner Predigten und der Austheilung des Sakraments in beiderlei Gestalt von dem mainzischen Amtmann Bernh. von Harthei1n 1538 vertrieben wurde und nach Züttlingen kam. Er hieß Alexander Sendler (QA.Beschr. Neckarsulm S. 680 Staatsarch.). Das Schönthaler Dorf Diebach beka1n der Pfarrer von Sindeldorf 1594 als Vertreter des Pfarrers von Western- hausen zur Pastoration. Seit 1604 pastorirte der Pfarrer von Sindeldorf auch Ebersthal, s. d. 1833 wurde Diebach von Sindeldorf getrennt und der neuerrichteten Pfarrei Ebersthal zugetheilt. Pfarrer: Alexander Sendler vor 1539. Thomas Hend 1580 bis 1604 hat (nach dem Kirchenb.) eine ux. Barbara und mehrere Kinder. Konrad Fuchs 1604—39. Michael Lindin 1640—44. Rudolf Rienecker von Paderborn Pfarrer in Sindeldorf 1644—58, Marlach 1658—76 geht ins Kloster Schönthal, -s- 1681. Johann Christian Bayl, (Wayel) von Würzburg 1658—61. Joh. Christian Seibert aus Bingen a. Rh. 1661-—-81. Ad. Christoph Upilio von Würzburg 1681 bis 1683. Nikol. Caesar v. Walldürn 1683—93. Joh. Gundermann von Bütthard 1694—1711. Dionys Niichtern von Vieringen 1711 bis 1754. Johann Ad. Fleischmann Dr. theo1. von Heidingsfeld 1755—60. Joh. Lorenz Molitor von Haßfurt 1760-—65. Johann Geiß von Mellrichstadt, 1765—79. Joh. Georg Brachmann von Haßfurt 1779—85. Caspar Vöth von Pfersdorf1785——1806. «Jos. Back, vom Fürsten Salm nominirt, von Württemberg nicht aner- kannt 1806—07. Jgnaz Dörfner von Königshofen, 1809—28. Martin Weiß 1835—59. Karl Berret 1859—75. Ant. Adolf Feuerle 1875. 1239 Febr. 13 verspricht Konrad von Krautheim Siuneldors nur Gottfr. v. Hohenlohe zu verkaufen. Hansel. l, 404 W. U. III, 431. 1245. Juni 17 verkauft Konrad v. Krautheim Güter zu Kuldorf, Eberstal und Altdorf an seinen Bruder Wolfrad (Kuldokf lies Sunl- dorf ?). Wib. 2, 50, 1329 April 23. Boppo v. Eberstein und Hedwig ux. verkaufen Gomers Gut zu S. an Schönthal. Schönhut S. 71. 1341 s. Weldingsfelden.

832 Orts-beschreib1mg. 1359. Boppo v· Eberstein, Jrmengard ux. und sein Bruder Johann, Domherr zu Mainz, verkaufen an B. Albrecht von Würzburg ihren Theil an Stadt und Burg Krautheim, ausgenommen eine Gült auf dem Dorf Siemelendorf, die sie an Hans v. Berlichingen zu Hufen. und eine Gült zu Eberstal, die sie an Schönthal versetzt haben. Man. 1). 42, 254. 1378 Dienstag nach Maria Geburt verkauft Heinrich v. Uben- keim an Konrad Schrot v. Nuwenstein und Anna v. Wolmershusen ux. IX« des großen und kleinen Zehnten zu Sundeldorf um 80 sl. (Künz. Arch.). W. F. 5, 39. 1382 Dienstag vor Cath. Petr. verkauft Konrad Schrot von Nuwenstein und seine Gattin den ganzen Zehnten zn Sunnendorf um 75 sc. an Götz Stickel, Edelknecht (Künz. Urk.). 1415 Montag vor Walp. verkauft Götz Stickel zu Hall diesen Zehnten zu Suneldorf an den neuen Altar zu Koncelzaw für 115 fl- (Künz. Urk.). 1483 vigil. St. Cath. begabt Gottfried und Walter v. Bachen- stein den neuen Altar St. Mariae mit I« des großen und kleinen Zehnten zu Sündeldorf, 1X2 Zehnten zu Winzenhofen u. s. w., s. Künzelsau (Komb. Urk.). 1461 verkauft Hans- Schenkel 1 Wiese zu Snnneldorf oberhalb der Kirche an Schönthal. Staatsarch. Mone Quellen 4, 1586. 1519 weiht Sigism. v. Hohenlohe Dom-Dekan zu Straßburg den Altar in bono:-ern S. t1·init:· passi0nis Ohr. et Mai: virg. (Jn- fchrift auf dem Portatile.). 1593 bittet Pf. Hend, seinem Sohn Thomas, dem wegen Dieb- stahlZ die Grafschaft verboten war, den Zutritt wieder zu gestatten (Gr. Wolfg. Bescheidprot.). 1604. 5. April nimmt Pf. Fnchs die erste Handlung in Ebers- thal vor. Man muß Wachen aufstellen, u1n den Ebersthalern den Weg nach Dörrenzimmern zu wehren und sie nach Sindeldorf zu weisen (Kirchenb.). 1611 findet sich ein Schuln1eister in Sindeldorf (Kirchenb.). 1684 2. April lebt der aus Schillingstadt vertriebene Pfarrer G. Günther in S. (Kirchenb.). 1640 3. Jan. Soldaten vom Reg. Geel in S. (Kirchenb.). 1712 1J. März große Uebersehwemmung im Sindelthal von Zimmern an. Es gab so viel Wein, daß man nicht Fässer genug zum Aufbewahren hatte und die Fässer theurer waren als der Wein. Es herrscht eine Viehseuche, der an einzelnen Orten alles Vieh erlag. 1723—24 wandern mehrere Familien nach Ungarn aus. 1727 wird die Kirche restaurirt. 1806 Mai liegen Franzosen in Sindeldorf im Quartier (Kirchenb.). 1807 beansprucht Württemberg das Patronatrecht. 1813 wird der Bau einer neuen Kirche begonnen, geräth aber in Stillstand. 1820 wird der Kirchbau vollendet. 1830 4. September wird die Kirche eonfecrirt. Hagelschlag traf die Gemeinde 1811, 1819, am 9. und 19. Juli 1847, 18. Juni 1850, am 14. Juli 1873.

Steinbach. 833 43. StejnlIatl1, Gemeinde I1l. Kl. mit 345 Cinw. a. Steinbach, Dorf, mit 128 Einw., 1vor. 4 Kath., Fil. von Amrichshansen; b. Büttelbronn, Weiter, 41 Einw.; (-. Ohrenbach, Weiser, 103 Eiuw., wor. 20 Kath.; d. Wolf- sölden, Weiler, 73 Einw., worunter 1 Kath. Putz. a nnd c ev. Fil- von Belsenberg, b nnd d von Bnchenbach. Die Gemeinde Steinbach, zusammengesetzt aus den 4 Wei- lern Steinbach, Ohrenbach, Biittelbronn und Wolfsölden, liegt uordöstlich von der Obcramtsstadt hoch auf dem Bergrücken zwischen Kocher und Jagst, und zwar Steinbach und Ohrenbach im Flußgebiet des Kochcrs, Büttelbronn und Wolfsölden in dem der Jagst. Während Büttelbronn und Wolfsölden über dem scharf eingeschnittenen Speltbachthal sich erheben und nament- lich Wolfsölden mit seinen stattlichen Bauernhäusern schloßähnlich malerisch über dem Thalrand steht, liegen Steinbach und Ohren- bach in einer Mnlde, die sich allmählich zum De11bachthal ent- wickelt. Die Lage der beiden letzteren ist etwas einförmig, Wolfsölden ist den Winden sehr stark ausgesetzt, die Sommer- nächte sind kühl. Friihlingsfröste und kalte Nebel sind nicht sehr häufig. Hagclschlag kommt durchschnittlich alle 12 Jahre vor. Auf der Markung Ohrenbach befindet sich ein Erdfall von ca. 15 Meter Tiefe. Jn Steinbach werden Sandsteine, in den andern Orten Kalksteine gebrochen, welche aber nur in den Orten selbst gebraucht werden. Die Orte haben sämmtlich ein gutes Aussehen. Die großen Bauernhäuser und die.gewaltigen Scheunen mit mächtigen Thoren sind gut unterhalten nnd zeugend von dem Wohlstand der Einwohner. Die -Häuser mit freund- licher Tünchr, ihren buntbemalten Läden, ihren gut gehaltenen Gärten und ihren Obstanlagen ringsum bilden eine angenehme Abwechslung auf der windigen Hochebene. Reinlichkeit ist bei den tiefer gelegenen Orten, bei welchen das Wasser weniger Ablauf hat, als in Büttelbronn und Wolfsölden, geringer. Kirche und Schule sind nicht vorhanden, da Ohrenbach und Steinbach zur Pfarrei Belsenberg gehören und die Kirche dort und in dem Filial Hermnthansen besuchen, an welch letzterem Ort sich auch die Schule für die beiden Weiler befindet. Bitt- telbronn und Wolfsölden stehen im Verband mit Kirche und Beschr. von Wt1rttemb. 62. Heft. Oberamt .2ttnzelsan. 53

834 Ortsbeschreibung. Schule in Buchenbach- Ein kleines Betglöcklein ist seit neuerer Zeit auf ein Privathaus in Biittelbronn gestiftet. Ein Rathhaus ist nicht vorhanden, als Lokal für die Ge- meindebehörden dient eine Privatwohnung. Jn Steinbach und Ohrenbach bestehen Schafhäuser, welche zugleich nach alter fränk- ischer Sitte als Armenhäuser dienen. Ein Wirthshaus ist nur in Steinbach. Die Straßen sind großentheils in gutem Znstand. An Wasser ist die Markung ziemlich reich. In dem Speltbach- thal fließen der Sallenbach und Sindelbach.. Die kleineren Bächlein, die aus der Thalmulde von Steinbach kommen, bilden in der Schlucht zwischen Garnberg und Siegelhof den Deubach. Brunnen sind in jedem Ort reichlich vorhanden, in Stein- bach 2 laufende, 6 Ziehbrunnen; in Ohrenbach besitzt jeder Hauseigenthümer seinen eigenen Ziehbrunnen. Es sind deren 9. Jn Büttelbronn sind 4 Ziehbrunnen, in Wolfsölden außer dem Dohlbrunnen, der in trockenen Jahrgängen den ganzen Ort speist, S Ziehbrunnen. Wetten sind in Steinbach, Ohrenbach, Wolfsölden, in Büttelbronn nahe beim Ort ein See. Zwei andere Seen, je einer auf Ohrenbacher und Biittelbronner Markung, sind jetzt zu Wiesen umgewandelt. Die Vermögensverhältnisse sind als sehr günstig zu be- zeichnen. Der größte Grnndbesitz ist 150 Morgen, mehrere Orts-bürger besitzen 100 Morgen, der Mittelinann 50—75, die wenigen ärmeren 10—15 Morgen. Die ziemlich umfangreiche Markung reicht doch für die wohlhabenden Bauern nicht aus, so daß sie ca. 50 Morgen 1nehr auf fremden Markungen be- sitzen, als Auswärtige auf ihrer Marknng. Die Erwerbsmittel sind durchweg Feldbau und Viehzucht. Der Gewerbebetrieb ist ganz unbedeutend. Es befinden sich nur ein Schmied, ein Schuster, zwei Weber und ein Steinhauer in der ganzen Gemeinde. Nur Ohrenbach und Steinbach liegen an Vizinalstraßen, letzteres an der früher bedeutenden Poststraße von Kiinzelsan nach Hohebach. Büttelbronn und Wolfsölden haben nur Orts- wege. An der Vizinalstraße bei Steinbccch besinden sich zwei kleine steinerne Brücken über den Deubach, die eine halb auf Amrichshauser Markung, welche von der Gemeinde zu unter- halten sind. Die Bezirksgemeinde Steinbach besitzt eine große, in die Länge gedehnte Marknng. Der Boden ist wenig tiefgründig, vielfach steinig und lehmhaltig. Vereinzelt finden sich auch nasse

Steinbach. 835 Wiesen mit saurem Futter, besonders auf der Markung Ohrenbach. Der Wiefenbau ist beträchtlich. Weinberge gibt es auf der hochgelegenen Markung nicht, dagegen haben einzelne Bürger Weinberge auf den Markungen Belsenberg, Morsbach nnd Künzelsau. Eigentliche Weide besitzt nur die Parzelle Wolffölden an einer Berghalde mit 28 Morgen. Sonst wird Brach- und Stoppelweide benützt. Geineindegüter haben die Parzellen Ohren- bach und Steinbach. Dieselben werden dem Gemeindeschäfer zu seiner Belohnung überlassen. Schafe werden im Sommer und Winter von den Privaten, welche einen Schäfer dingen, gehalten. ,Jn Steinbach und Oh-renbach laufen ca. 300 Stück, in Wolf- sölden 90. Dieselben sind Rauhbastarde. Büttelbronn hat die Schafhaltung in den letzten Jahren eingestellt. Von Schweinen züchtet man die hällische Rasse, veredelt mit Berkshire. Es werden viele Schweine zum Verkauf in die benachbarten Städte gemästet· Alterthümer. Die Markung Ohrenbach-Biittelbronn wird von der hohen Straße berührt, welche von Hermuthausen über die Markung des abg· Ortes Holderbach, die heutzutage Holdergasse heißt, nach Heimhausen an die Jagst führt. Eine zweite alte Straße ,,der Miihlwcg«· führt von Hermuthauseu über Ohrenbach als Vizinal:veg, dann als Feldweg nach dem Kugelhof und von da einerseits als Feldweg auf der Höhe nach dem Rappoldsweilerhof, andernseits nach Nesselbach auf der heu- tigen Landstraße. Auf den alten heidnischen Kultus, bei der fpätern hl. Kreuzkapelle oberhalb Belsenberg weist die Teufels- kl»inge, die zum Deubach am Fuß der hl. Kreuzkapelle führt. An der Teufelsklinge auf der Markung Steinbach findet sich die Flur Götterstuhl und gerade gegenüber der Teufels seh. Abgegangen sind nahe bei Ohrenbach zwischen Ohrenbach und Amrichshansen der Dörrenhof, ganz nahe bei Steinbach Seeles- tveiler und Holderbach, dessen Markung ztvischen Hermuthaufen, Steinbach, Ohrenbach und Büttelbronn getheilt ist in der Hol- dergasse nördlich von Büttelbroun, wo noch der Orts-brunneu sichtbar ist. Auf der Markung Steinbach bei der Teufelsklinge z1vischen dem Steinbacher Briickchen und Garnberg stand früher ein einzelnes Haus, das Wilhel1nshaus (ob Wilhel1n v. Stetten?). Unweit davon liegt die Utzenheide. An eigenthümlichen Flurnamen sinden sich auf der Markung

836 Ortsbeschreibung. Steinbach: Ameisen, Kreuz, Drechs, zweimal Breite, reich an Wasser, Ritter, Rüben; Markung Ohrenbach: J1nmen, Jld, Mehl, Leisenhöhe, Heimat (bei Hermuthausen Emat); Markung Büttelbronn: Tazen, Wendel, Ofenrain, Gersteu; Markung Wolfsölden: Diebsklinge. Nach der Sage lag Steinbach früher mehr gegen Westen in der Klinge. Beim Graben eines Kellers in Steinbach fand man noch die Reste einer abgebrannten Ziegelei, das Schürloch eines Ziegelosens und Kalt. Ja der Nähe ist ein Hof Klingen abgegangen. Geschichte. Sämmtliche vier Weiler gehörten sammt dem abgegangenen Holderbach in die Cent Jagstberg. Ursprünglich waren sie im Besitz der Herren von Krantheim, durch welche das Kl. Gnadentha-l eine bedeutende Schenkung in Steinbach und Ohrenbach bekam 1252. Nach dem Aussterben der Herren von Krautheim kam die Oberherrlichkeit an die Grasen von Hohen- lohe. Ja Büttelbronn und Wolfsölden erwarb Kl· Gnadenthal theils durch Kauf von den hohenlohischen Lehensleuten, den Herren von Belsenberg, 1339, theils durch Schenkung der Witwe Her- manns von Gabelstein 1344 Besitz. Auch die Klause Nenn- kirchen bekam in Wolfsölden (wann? von n)em?) Einkünfte, welche 1479 an das Kloster Heidingsfeld fielen und von diesem 1534 an den Spital Mergenthei1n verkauft wurden, der aber später dort nicht mehr besitzberechtigt erscheint s. OA.Beschr. Mergentheirn. S. 412 657. Ja Büttelbronn hatte Schönthal 1334 einen Hof erworben (Schönhuth Schönth. 73). Nach der Aufhebung des Klosters Gnadenthal fielen die Rechte und Be- sitzungen desselben an Hohenlohe-Neuenstein nnd zwar erst an die Linie Weikersheim, später an Hohenlohe-Oehringen und kamen-mit der Herrschaft Hohenlohe-Oehringen 1806 unter 1vürttembergische Staatshoheit. Die Rechtsuerhältnisse ums Jahr 1595 ergeben sich aus einer Beschreibung der Ober- und Herr- lichkeiten, Rechte und Gerechtigkeiten des Grafen Wolfgang von Hohenlohe (Bauer). Während die Fraisch und hohe Obrigkeit in den vier Orten dem würzburgischen Amt ·Jagstberg zustand, übte Hohenlohe die Vogtei, ausgenommen I. zu Steinbach ein würzburgisches Gut, das mit aller Obrigkeit nach Jagstberg gehörte, 2. zu Ohrenbach einzelne Aeckci«, auf denen die Herren von Stetten Schatz-ung und Gebot hatten, Z. zu Büttelbronn ein Hof, der Schönthal sammt der Vogtei gehörte, aber 1603

Steinbach. 837 von Schönthal an Hohenlohe abgetreten wurde, und ein Stück Feld, das Würzburg zustand, 4. in Wolfsölden einige Höfe, auf welchen die Herren von Stetten die Obrigkeit hatten. Die hohenlohische Obrigkeit übte das Amt Jngelsingen auch gegen Malefizpersonen. Kirchlich gehörten Steinbach und Ohrenbach bis zur Refor- mation zur Pfarrei Amrich«?-hausen, 1velche dort auch den Zehnten bezog und dafür das Fasclvieh halten mußte, weshalb Steinbach und Ohreubnch heute noch das Recht haben, das Faselvieh in A1nrichshausen zu gebrauchen. Zur Zeit der Gegenreforniation wurde von Würzburg der Versuch gemacht, Steinbach und Ohren- bach von der Pfarrei Belsenberg, wohin Hol)enlohe seit der Reformation seine Unterthanen gewiesen hatte, wieder zu trennen und sie nach Amrichshausen zu ziehen. Nach der Volkssage gab es damals auf der Straße zwischen An1richshausen und Ohren- bach blutige Schlägereien zwischen den Evangelischen in Ohren- bach-Steinbach und den Katholiken in Amrichshausen. Der Ort wird heute noch gezeigt. Der große Zehnte zu Büttelbronn gehörte den Herren von Stettcn-Bodenhof als limburgisches, später als brandenburgisches Lehen. Jm 18. Jahrhundert hatte Steinbach bisweilen einen Winterschula1eister. Bis 1824 gehörten die vier Orte zur Ge- meinde Hermuthausen. Steinbach, eines der vielen Steinbach ohne besondere Bezeichnung (vom steinigen Grund des Bächleins) hatte Ende des vorigen Jahrhunderts 17 Wohnungen. Von den Bürgern waren 2 würzburgische Unterthanen. 1252 Juli 22. Konrad v. Krautheim schenkt an das Kloster Gnadenthal Güter in Holderbach, Steinbach und Orenbach. Wib. 2, 57. 1266 Juni 14. vermacht Konrad von Krautheim seiner Gattin Kunigunde Güter in Holderbach, Steinbach und Orenbach, welthe nach dem Tod derselben an das Kl. Gnadenthal fallen sollen. Wib. 2, 76. 1392. He"inz Steinbach schenkt dem Kl. Gnadenthal eine Hof- statt in Oberweiler und eine Wiese sammt Zubehör. W. F. 9, 59. 1415. Hans Hunt bekennt, daß ihn Margareta v. Brunett, Gräsin von Schwa1«zburg, mit dem Dorf Steinbach, Gericht und Vogtei belehnt habe (wahrscheinl. Steinach, OA. Mergenth·). R:-g. b. 12, 192. 1487 Freitag nach Peter und Paul wird Kunz Knmet zu St. von den Herren von Stetten Haus und Scheuer verbrannt Kauz Kysel, Leibeigenem der Kapelle zu Belsenberg, 2 Kiihe weggenommen. W. Viertelj. 2, 68. 1488 streiten Würzburg und Gnadenthal über die Vogtei zu Stein- bach nnd Seidelklingen und die Schäferei zu He?-lach (Heslachshof)·

838 Ortsbeschreibnng. 1492 klagt Gnadenthal beim Landgericht in Würzburg, daß der Amtmann in Jagstberg das Kloster in seiner Vogtei zu St. irre, W. F. 9, 63. Das Gericht entscheidet, daß Würzburg dem Kl. Gna- denthal nichts schuldig sei. Weit. Rep. 1512 wird Gabriel V. Stetten von Kombnrg mit Z Hölzlein zu Steinbach (wenn nicht bei Ke1n1neten abg.?) und Grunhofen belehnt. Staatsarch. 1527 wird jedem Hause in Steinbach eine Strafe von 4 fl. an- gesetzt, weil die Bauern den Deutschoi«den in Horneck geschädigt nnd Beute genommen haben. Oechsle 238. 1590 ist ein Straßenräuber Cuuz Stepper zu Steinbach, der aber der Obrigkeit entkam (Mayer Coll.). 1592 spricht Hohenlohe die gesammte Gerichtsbarkeit in Sieinbach an. Staatsarch· 1635 verlangt der wiirzb· Keller zu Jagstberg, daß die Cin- 1vohner von Steinbach und Ohrenbach wieder die Kirche in Amrichs- hausen besuchen (Bauer). 1644 15. u. 28. April flüchten die Steinbacher vor den Soldaten nach Künzelsau, ebenso 7. November J644 und 1647 15.X17. Februar (Kiinz. Kb.). Ohrenbach, nicht zu verwechseln mit Ohrenbach bei Ro- thenburg a. d. Tauber, dem Hauptherd des Bauernkriegs im Rothenburger Gebiet, und dem Orbachshof, alt Orenbach OA· Oehringen, hat seinen Namen entweder von den Ahornbäumen wie Orenlohe, Orlach und der Orenwald bei Kupferzell, oder von dem ahd. are dem -Adler. Bacmeister württb. Orts-namen S. 9. Ersteres ist übrigens im Vergleich mit den in Franken häufigen Ortsnamen Eschenthal, Eschenau, Eschenbrunn (abg.) Eichelberg, zu den Eichen (Naicha), Eichenau, Lindelberg, Lint- barg (Limpurg) Lindlein, Limbach &c. das wahrscheinlichcre. 1252 u. 1266 s. SteinbadZ. 1285 wird dem Kl. Gna enthal zugesichert, daß es nach dem Tode Burkhard Langs 3 Pfd. Hellergült in Orbach (?Orbachshof, OA. Oehr.) lösen darf von seinen Kindern. W. F. 9, 42. 1310. Kraft Kiselme, gewesener Pfarrer zu Hohebach, weist dem Kl· Gnadenthal eine Hube zu, W. F. 9, 45, Oehr. Arch., und gibt 1331 2 Pfd. zu seiner Jahreszeit aus Einkünften zu Otenbach. W. F. 9, 49. 1347 s. Hoheba?. 1356. Walter ochinger von Archshofen hat Zehnten zu O. (wohl Ohrenbach bei Nothenburg). Biedermann. 1487 wird zwischen Jubil. und Psingsten Hans Wolfstirn zu Orbach von Simon v. Stetten alle seine Habe in der Fehde der Gr. v. Hohenlohe mit Stetten genommen. W. Viertelj. 2, 68. 1491 verkauft Martin v. Adel?-heim seinen Hof zu Orenbach wahrscheinlich den Diirrenhof), den 2 Bürger von Amrichshausen bauen, an die Kirche zu Künzelsau um 34 sc. (Kiinz. Utk.).

Steinbach. 839 1735 4. März wird Leonh. Stier v. O. wegen Verweigerung des Vorspanns von einer Abtheilung Soldaten des kaiserl. Regimeuts Maroulli erschossen (Bels. Kirchb.). Büttelbronu, Budelbrunn nach Bazing W. F. 9, 268, von bntteln, schütteln, der Brunnen in welchem das Wetter ge- buttelt, gebraut wird, oft. den urspriinglich einzigen Brunnen dort, ,,Göckler«Zbrunnen«, also nach dem Thier des Wetter- Gottes Donat, dein« Hahn, genannt; Bacmeister leitet den Namen vo1n P. N. Budi1o, nach Buck wäre der Name ursprünglich Biutil-bruun, ein mit hölzerner Brunnenstnbe gefaßter Brunnen, oder Kinderbrunnen Oberd. Flurn. 42. W. F. 9, 472. 1334 s. Hohebach. 1344. Ger· Lecheriu, Witwe Hcl«l11ll1ll1s v. Gabelstein, vern1acht dem Kl. Gnadenthal alle ihre Güter zu Bernhartshaufen, Spelte, Wolf?-selIe und Biittelbrunn. W. Jahrb. 1836, 31l. 1603 treibt Schönthal seine Korn- nnd Hellergülten zu ,,Beutel- broun« an Hohenlohe-Neueustein ab (Jngelf. Regestb.). Un1 1820 verkauft Michel Diukel zu B» ein berühmter Bienen- züchter, jährl. 12—13 Ctr. Honig und Wachs. W. Jahrb. 1825, 189. Nicht hieher gehört Cresfe v. Buttelbrozin. Wib. 1, 25 Vorr. Wolfsöld en, die selida, se1de, Wohnung eines Wolf- gang, Wolfhere, daher richtiger Wolfselden. 2 26F322. Elisabeth v. Wolfselden, Nonne in Schäftershei1n. Wib. 1339. Konrad nnd Burkh. v. Belsenberg verkaufen ihr Holz zu W. an Kl. Gnadenthal um 4 Pfd. W. F. 9, 50. 1344 s. Büttelbronn. 1479 fallen die Güter der Klause zu Neunkirchen, darunter auch zu Wolfselden an das Kl. Heidingsfeld. Dieselben werden 1534 an den Spital in Mergentheim verkauft. eh-. OA.Befchr. Mergenth. 657 Bauer . ( 1)626,X33 streiten die Bauern mit Eberhard V. Stetten wegen Uebertriebs seiner Schafe über ihre Markttag. Cberh. v. Stetten braucht Gewalt. Aehnl. Streit 1s56X70. W· F. 7, 46. 1631 4. Aug. stirbt ein Knecht von Wolfselden an dein Stich einer giftigen Fliege (Bnchenb.K.). 1700 verkauft Marie Sophie, Witwe Wolf Christophs v. Stetten, das Gut Wolfart Löchners zu W. an Joh. Ernst v. Stetten um 3000 fl- W. F. 7, 48· Abgegangen sind: 1. Holderbach (der Bach am Holder- busch) an der Holdergasse gelegen, ursprünglich Besitz der Herren von Krautheim. Es gehörte in die Pfarrei Buchenbach und bestand noch 1475 (altes Einkommensverzeichnis der Pfarrei Buchenbach). 1580 aber war es ein wüster Weiter, zu welchem eine Straße führte, welche wider herrschaftliches Verbot befahren wurde (Mayer Coll.).

84() Ortsbefchreibung. 1252 u. 1266 s. Steinbach. 1357. Hohenlohe hat Giilten zu Holderbach. Gültb. v. 1357. 1373. Walter Sybot verkauft sein Erbe zu Holderbach an Kl. Gnadenthal um 14 Pfd. W. F. 9, 57. 2. Dörrenhof s. oben bei Ohrenbach Reg. 149l. Von dem- selben hat die Kirche in Künzelsau Einkünfte. Z. Kl. Gnadenthal hat Einkünfte zu Klingen bei Steinbach. Gnadenth. Giiltb. 11 44. Steiulkjr1l1en, Gemeinde lll. Kl. mit 424 Eimv.; a. Stei11kirchen, ev. Pfarrdors, 235 Einw.; b. Sommerberg, Weiler, 38 Einw.; (-. Thierberg, Weiler, 61 Eimv., wor. 1 Kath.; d. Weilersbach, Weiter, 45 Einw., wor. I Kath.; e. Winterberg, Weiser, 45 ev. Einw. Die Kath. sind Fil. von Braunsbach. Der sonnig gelegene Ort, den die Kirche mit Pfarr- und Schulhaus und der Gottesacker überragt, ist mit seinen beiden Hauptstraßen theils in das Kocherthal theils ins Reichenbachthal hineingebaut. Die Kirche, deren Patron nicht bekannt, ist nach dem Namen des Orts zu schließen sehr alt. Denn sie muß zu einer Zeit gebaut sein, da in der Gegend noch meist .Holzkirchen waren (cfr. aus der Ulmer Alb Steinenkirch gegenüber Holzkirch und Böhntenkirch d. h. Baumkirch, sowie die besonders erwähnte Steinkirche zu Diirr1nenz 836. C«0d. Lauresh. n. 2337). Da- für spricht auch ein sehr hübsches Stück diamantirten romanischen Frieses oben mit Zahnschnitt außen am Thurm. Dieser steht über dem Chor im Qsten der Kirche und wurde 1657 umgebaut. Er hat nach oben Fachwerk und ein oierseitiges Ziegeldach. Den Chor deckt ein Kreuzgewölbe mit Garten und einem frühgothischen Schlußstein 1nit sünfeckigem Stern. Der Haupt- eingang ist im Westen, darüber ist 1758 eingehauen. Das flachgedeckte Schisf der Kirche hat eine C«mpore von neuerem Ursprung. Während die Fenster des Schiffs neuere Arbeit sind, zeigt das Chorfenster noch Spitzbogen mit zugemauertem Maß- werk. Die kleine freundliche Kirche mit Ziegeldach ist ohne weiteren Schmuck.

Steinkirchen. 841 Auf dem Thurme hängen drei Glocken. Die große hat die ,Jnschrift: WaOh aVü’ erkenn Wle Gott In Gnad Vns Ietzt WlD1· krID Vere11ret hat. Past0r er-it templi Matthäns Bin2ius o1im, Mc faciens stepbani B1·unc1eriana manus. (also von Steph. Bruncler 1650 gegossen·) Die mittlere: Karl Fürst zu Hohenlohe 1848. Gegasseu von C. König in Laugen- burg. Die kleine: Heilige Freude belebe Euch alle, wann zum Gottes-dienst ich schalle. Gegossen von C. König in Laugen- burg 1874. Am Thurme findet sich noch eine Jnschrift: ANo DNl M536 fuit Du. Rl1p Pfarr zu Stejnki1-oben, und in der Kirche ein Grabstein mit der Juschrift: Anna d0mini 1609 den 22. Marti starb der erwürdig und wolgelart herr M. Joseph Herold, als er XI Pfarrher zu steinkirch und 37 Jahr alt gewesen. deute gott gnad. Der freundlich gelegene Gottesacker umgibt die Kirche. Zu ihm führt ein überdachtes Thor- Hinter der Kirche liegt das wohlunterhaltene Pfarrhaus mit hübscher Aussicht auf die beiden Thäler und die bewaldeten Höhen. Die Unterhaltung hat der Staat. Das Schulhaus zwischen Kirche und Pfarrhaus gelegen, enthält ein Lehrzimu1er und die Wohnung des Lehrers. Das- selbe wird von der Gemeinde unterhalten. Oeffentliche Gebäude besitzt Steinkirchen nicht. Das Lokal für den Gemeinderath ist gemiethet. Ein Armenhaus steht in der Parzelle Weilersbach. Der Ort ist reichlich mit Triukwasser von guter Beschaffen- heit versehen. Dasselbe wird von vier Pumpbrunnen geliefert. Seen sind keine vorhanden. Das Klima im Thal ist mild, doch bringt das Frühjahr und besonders der Herbst starke Nebel. Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau und Viehzucht. An Gewerben sind nur die uothwendigsten vorhanden, außerdem eine Mühle mit Z Mahlgängen und einem Gerbgang, ein Kram- laden und eine Schildwirthschaft. Die Gemeinde gehört zu den bemittelteren im Thale, wozu besonders auch der mit Weilersbach gemeinschaftliche Wald von 225 Morgen beiträgt. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind geordnet; der vermöglichste Grundbesitzer hat 80 Morgen

842 Ortöbeschreibung. Feld nnd 14 Morgen Wald, der Mittelmann 30—40 Morgen Feld und 6 Morgen Wald, der Aermere 2——4 Morgen Feld. Dem Verkehr, der sich besonders zrvischen dem gewerbsamen Braun?-bach, Hall und Kiinzelsau bewegt, dient die gute, zwischen Döttingen und Steinkirchen neu korrigirte Korporationsstraße durch das Kocherthal. Drei kleine Brücken führen über den Reichenbach. Eine hölzerne bedeckte Brücke über den Koch:-r dient den Besitzern der Felder jenseits des K·ochers. Die große Markung ist durch die Thäler des Kochers und mehrerer Bäche stark eingefchnitten, nnd darum der Unte1«schied zwischen der Hochebene rechts-vom Kocher und dem Thale ziem- lich bemerklich. Der Boden ist im allgemeinen mittelfruchtbar, im Thal, wo Kalkerde vorherrscht, leichter als auf der Ebene, wo er mehr lehmhaltig ist Die Felder sind steinig und nicht sehr tiefgründig. Sumpfige Wiesen finden sich auf der Ebene. An Wald ist Laubn)ald vorherrschend. Privatwald sind 150 Morgen, Ge1neindewald 225 Morgen vorhanden, an letz- terem haben die 2s Realgemeinderechtsbesitzer Theil. Der Mor- gen gibt ca. 50 Raummeter Scheiter und Prügel und 400 Wellen. Der Holzertrag wird theils in natura theils in Geld an die Bürger vertheilt. Der Weinbau ist wenig beträchtlich Neben Brach- und Stoppelweide sind ca. 18 Morgen eigentliche Weide vorhanden. Das Weiderecht gehört den Ge- 1neinderechtsbesitzern. Die Pferchnutzung erträgt ca. 50 --L Die Allmanden sind mit Obstbäumen bepflanzt und tragen der Gemeinde jährlich 100——500 -«-H. Der Viehhandel ist ganz gering. Etwa 200 Schafe laufen Sommer und Winter auf der Markung. Steinkirch en gehörte ursprünglich ohne Zweifel zum Besitz der Grafen von Kon1burg, von denen das Kloster Kom- burg frühe mit Einkünften begabt wurde. Später kam es in die Hände der Herren von Bachenstein und Stetten, von denen die Grafen von .H·ohenlohe nach und nach den Besitz erwarben. Von ritterlichen Herren werden außerdem genannt: von Verlieh- ingen, (?) v. -Hornberg, Morstein, Rohenkeim (Roigh.), von geistlichen Korporationen Stift Oehringen und Domk· Würzburg. St. gehörte zum Amt Döttingen. 1806 kam es mit Hohenlohe unter württembergische Staatsoberhoheit. Die Kirche war die Mutterkirche von Kocherstetten, weshalb sie nach einem alten

Steinkirchen. 843 Einkommeusverzeichnis den kleinen Zehnten zu Kocherstetteu, Vogelsberg, MäUsdorf, Buchenau (Büchen1nühle), Kügelhof bezog, aber auch zu Bayerbach. Vor 1090 hat Kombnrg zu St. (Stenenchirnen) 100 Käse, 400 Eier, 1 Schweiu, 1 Schaf, 1 Gans und 1 Hahn jährlich zu erheben. Das betr. Verzeichnis W. F. 10,32 muß vor die Sch"enkung der Mechtild v. Stein falleu, da die Einkünfte in KüuzelZau nicht berührt sind. 1287 11. Mai muß das Kloster Komburg seine PatronatSpfarreieu und Zehnten zu St., Reiuoltsberg, Michelfeld, welche künftig die dom- stiftische Ol)ley Steinkirchen bitt-eteu, und in Creglingen an das Dom- kapitel Würzburg abtreten, wofür ihm Bifch. Berthold v. Würzburg die Kirchen zu Thiingeuthal, Gebfattel, Steinbach und Kiinzelsau inkorporirt. M0n. b. 38, 592. 1332 verkauft Ulrich Taube (von Berlichingen oder Crails-heim) 24 Pfd. Heller Geld zu Hirfchbach und einen Weingarten zu St. hohenl. Lehen um 25 Pfd· an Kraft v. Hohenlohe (Oehr. Urk.). 1332 verkauft Heinrich v. Hornberg an Kraft v· Hohenlohe 2V2 Pfd. Giilt zu Hirsbach und einen Weinberg zu St. um 25 Pfd. (Ohr. Arch.). Nicht nach unserem Steiukircheu gehört Dietrich Steinkircher, dessen Tochter Jrmtraut, Konrad des Hallers Ehefrau, l339 ihrer Mutter den Empfang des Gutes quittirt, das ihr der Vater verfchafft. Reg. b. 7, 252. 1341. Kraft v. Rohenkei1n jun. verschreil)t dem Kl. Komburg die Mühlen zu St. und feine beiden besteu Hauptrechte zu St. nach seiner Frau Tod. Weit. Rep. 1357 verkauft Herman11 Lechers Witwe an Kraft v. Hohenlohe die Kelter zu St. (Oehr. Arch.). 1394. f. Kocherstetteu. 1400 verkauft Konrad Mangold, Bürger zu Hall, an Arnold v. Morstein seine Güter und Gülten zu Hall und die Mühle und andere Güter zu St. (Fleiners Chronik)· 1409 pachtet Wilhelm v. Stetten vom Domk«apitel Würzburg den Zehnten der Obley Slci1lkikchc1l, nemlich Zehnten zu St. Michelfeld und Reinsberg auf 6 Jahre (Staatsarch.). 1424 pachtet denselben Wilhelm v. St. jun. und feine Hausfrau Margarete auf 10 Jahre um 2000 fl., 1434 Eberhard und Wilhelm v. St. um 2600 fl. auf 10 Jahre. jb. 1448 wird die Obley aufs neue an Eberhard und Wilhelm v. Stetten um 4600 fl. verliehen und zwar mit sammt den Kirchlehen zu Steinkirchen, Michelfeld, Rein?-berg und Kocherstetten auf ewige Zeiten, aber mit Wiederlösung nach 20 Jahren. ib. 1456 Mont. nach Ambrosiustag verkaufen Elsbeth, Wilhelm Wernitzers Witwe, und Veronika, Heinrich Wernitzers Witwe, Bürgerinnen zu Dinkelsbühl den Siechen zu St. Nikolai in Hall ein Gut zu Altenberg und ein Giitlein zu Steiukirchen, das sie von Kasparlin v. Bachensteiu geerbt, um 20 fl. (Bauer Koll.). 1469. Dienstag nach St. Jakob verkauft Simon v. Stetten Ritter an seinen Sohn Simon um 1100 fl. St. das Dorf, Unter- steinbach den Hof, Selbach das Weiler und Holzhaufen (Stett. Urk.).

844 Oktsbcschkcf.!1IMg. 1471. Dienstag nach St. Oswald belehnt Kraft v. Hohenlohe Simon v. Stetten mit dein halben Gericht und allen Giitern, welche fein Ahnherr Simon v. Arnolt von Morstein gekauft hat (Stett. Urk.). 1474 klagt Martin v. Adelsl,eiIn, Götz v. Stetten enthalte ihm feinen Zehnten zu St. vor. Burgemeister I 76. 1482 verkauft Haus v Bachensiein das halbe Dorf St. mit Gericht und Vogtei an Albrecht von Hohenlohe. Wild. Z, 63. 1483 erkaufen Albrecht und Kraft von Hohenlohe mit Künzelsau auch die komburgifchen Rechte und Gültcn zu St. Wib. 1, 109, 181. 1503 tritt das Stift Oehringen seine Rechte zu St. an d. Grafen v. Hoheulohe ab (Oehr. Arch ). 1546 bekommt der Pfarrer wie der von Reinsberg und Kocher- stetten einen Schntzbrief von Karl V. (Staatsarch.). 1553—1569 ist die Obley Steinkirchen an Hohenlohe verpachtet (Staatsarch.) 1556 wird durch die Kircheuvisitation der Grafen v. Hohenlohe die Rcforu1ation durchgeführt. Der Pfarrer, Balth. Weydmann, klagt über Aberglauben in der Gemeinde nnd den schlecht verwahrten Gottes- acker (Oehr· Arch.). 1559 wird die Obley Steinkirchen an Komburg zunächst auf 6 Jahre verpachtet. Komburg verpflichtete sich zur Befoldung der Pfarrer und baulichen Unterhaltung der Pfarrhöfe (StaatBarch.). Später brachte Komburg die Obley ganz an fich. 1573 verg!eicht fich das Domkapitel Würzburg mit .Hohenlohe wegen Ersatz von Baukosten am Pfarrhaus und der Pfarrfcheuer zu St. (Staatsarch.). 1627 sind kaiserliche Soldaten in St. am 4. Nov. (Kirchenb.). 1628 4. Mai wird einem Korporal aus Böhmen getauft (id.). 1634 4. Sept. ist der Pfarrer vor kaiferlichen Soldaten geflüchtet. Er tauft ein Geislinger Kind in Gegenwart von 100 Personen im Riiblinger Wald, da in der ganzen Nachbarschaft kein Pfarrer mehr war. ib. 1639 ve·rgleicht fich Komburg mit den Grafen von Hohenlohe über die Pfarrei St. Jenes behält das Jus pat.ronatus, diese das ins episcopatus. Wib. 1, 517. 1648 liegen Schweden vom Regiment Taupadel in St. 14. Nov. (Kirchenb.). 1667. Michael Geldenbot Schuldiener. (Kirchenb.). 1690 Dom. EX3.1l(Ii eommuniciren bair. Soldaten, Mittwoch nach Dom. 3 p. Triu. siichf. Dragoner, 1691 16 p. T:-in. siichsische Soldaten (Kirchenb.). ca. 1800 wird die bedeckte Brücke iiber den Kocher unter der Regierung des Fürsten Christian Friedrich Karl von Hohenlohe-Kirchberg erbaut (B. Koll.). 1802 kommt das Patronatsrecht mit Komburg an die Krone Wiirttemberg. 1806 kommt Steinkirchen unter tviirttembergische Staatshoheit. Das Patronat vertauschte Wiirttemberg 1826 an Hohenlohe-Neuenstein gegen das der Psarrei Amrichs-hausen. 1831 kam das Patronatrecht an Hohenlohe-Kirchberg und 1863 durch Erbvergleich an Hohenlohe- Langenburg (Pfarrbeschr.).

Steinkirchen. 845 Pfarrer: Peter N. 1420 W. Fr. 10, 197· Konrad Beyer 1481 (Stett. Urk.). N. Rupp 1536. Balthasar Wegmann (im hohenl. Visi- tationsprotokoll Weydmann, schreibt sich selbst Wegncann)1556—1597. Joseph Herold v. Miinkheim 1598 22. Januar bis 1609 22. März. Joh. Erhard Metz v. Oehringen 1609 -s· 1639 Palms. Matth. Binz, 1639-—56. M. Makcus Pfort oder Porta o. Augsburg, 1556—67. Johann Dav. Jnes von Hall 1667—77. Johann Lndwig Dietzel von Langenburg 1677-—84. Georg Andreas Romig von Hall 1684-1703. Dav. Melch. Wenger «v. Hall, 1703—25. Georg Christoph B1:beleber von .Herxheim, 1725--27. Joh. Heim. Baumann von Enslingen 1727——69· Christian Ludw. Mor. Schmid v. Schrotsberg 1769—1809. Georg Friedr. Stiefel von Gaildorf 1809—15. Andr· Abrah· Wilh. Oesierlin v. Feucht1vangen 1815—-24. M. Gottlieb Fr. Rieth v. Pflug- felden 1825—41. Aug. Friedr. Groschopf v. Ulm 1844—53. Ernst Karl v. Jan von Ohrnberg 1852—62. Fried. Müller v. Jngelfingen 1862—-71. Herm. Mezger von Schönthal 1871—77. Paul Christ. Bilsinger v. Cannstatt 1878. Zur politischen und kirchlichen Gemeinde Steinkirchen ge- hören 1. Sommerberg, im Weilersbachthale sonnig am Berg gelegen, hart an Weilersbach angrenzend. Sommerberg wurde ca. 1550 angelegt. Denn Eberh. v. Stetten klagt um diese Zeit, Hohenlohe habe sich eines Bergs bei Vogelsberg, früher der .Hirschbach, seit kurzen Jahren der Son1merberg genannt, angemaßt und dorthin ein Haus gebaut. W. F. 5, 45. Es erscheint 1563 im Taufbuch und hatte vor 1771 7 Haushalt- ungen. 2. Thierberg, Weiler mit Ziegelei, Schildwirthfchaft und einem fürstlich hohenlohischen Jagdschloß, liegt hoch über dem Weilersbachthal. Ursprünglich nur neben dem Schloß ein herrschaftliches -Hofgut, das 1562 von Ludwig Kasimir v. Hohen- lohe an Peter Breuninger um 3500 fl. und jährliche Gült von 71X;, Malter Korn, 7«X2 Malter Haber und 3 Fastnachtshühnern verkauft, 1574 aber wieder von Graf Wolfgang zurückgekauft wurde, erwuchs allmählich es zum Weiler, als 1770X71 das Hofgut zerschlagen wurde. » Schloß Thierberg liegt rotnantifch zwischen zwei kleinen Seitenthälern des Kochers, dem füdlichen Hirschbuch und dem nördlichen Weilersbach auf einem Bergvorsprung, von dem man einen schönen Blick auf das Kocherthal genießt. Es dürfte von einem Vasallen der Edelherren von Langenburg, Arnold von Thierbach, um 1220 erbaut fein, oft. Zeitschr. f. W. F. 9, 28, der die neue Burg in der Erinnerung an die alte Heimat (Herren-Thierbach) Thierberg nannte, und sich selbst fortan Arnold

846 Ortsbefchreibung. von Thierberg fchrieb. Sein Geschlecht ist wohl zu unterscheiden von dem der Herren von Thierberg OA. Balingen. Von den Herren von Langenburg erbten das Lehen die Grafen von .Hoheulohe. Des ersten Arnold Sohn, Arnald, erscheint. als Vasall Gottfrieds von Hohenlohe 1252. Die Grafen von Hohenlohe gaben das Schloß Thierberg und Morstein dem Erzbischof von Trier zu Lehen auf. Von 1335—1682 finden sich trierifche Belehnungen. Doch hatte .Hohenlohe damals Thierberg nicht in unmittelbarem Besitz, sondern die Veldner in Hall. Erst 1354 erkaufte Kraft von Hohenlohe die Burg wieder von Heinrich Veldner· Aber schon 1387 verkaufte Ulrich von Hohenlohe mit feinem Bruder Friedrich das Schloß mit allen Zubehörden an Simon und Zürch von Stetten für 1250 fl. Der dritte Bruder Gottfried erkannte den Kauf nicht an, sondern klagte auf Wiederherausgabe. 1402 kauften es die Herren von Stetten aufs neue um 1900 fl. und richteten die alte ,,Zarge« wohnlich ein. Simon II. richtete sich eine eigene Wohnung ein. Jedoch Graf Albrecht löste es 1474 unter großem Widerstreben der Herren von Stetten wieder ein, woraus langjähriger Streit sich entfpann, s. Vierteljahrshefte 1879, 62. Graf»Albrecht, des erstgenannten Großneffe, erbaute den Zwinger, die jetzige Wildmeisterwohnung, woran noch 2 Wappe11schilder mit der Jn- schrift: AI«BREOH’I’ V. IIOENI-OR erinnern. Bei der Haupt- theilung 1553 fiel Thierberg an den Grafen Ludwig Kasimir von H. Neuenstein, 1701 aber an die Linie Hohenlohe-Kirchberg und nach deren Aussterben bei der Erbtheilung 1803 an Hohcnlohe- Langenburg. Von der alten Burg steht noch der Bergfried, zu dem man durch den Mantelumgang gelangte· Jetzt ist das Schloß zu einem Jagdschloß eingerichtet, Jagdbilder, Hirschgeweihe und Rehgewirhte schmücken das Jnnere. 1226. Arnold v. Tierberc Zeuge Walters von Langenburg, als dieser sein Eigenthum an den D. Orden in Mergentheim verkauft. W. Fr. 1853, 82. W. U. III, 189. 1252 1. Mai gestattet Gottfried v. Hohenlohe, daß Arnold von Tierberc sein Drittel am Streteluhof bei Neuenstein ans Kl. Gnaden- that schenke, nachdem seine Schwester Agnes ihre D!- dorthin gegeben. Wild. 4, 13. ca. 1290 zeugt Friedrich de Thieren1)e1-g miles neben Rüdiger v. Eschenau, Kraft v· Rapach, Konrad v. Waldenberg in einer Weins- berger Urkunde. Hohenl. Arch. I, 323. 1295. Arnald v. Th. Oanon. in Feuchtwangeu Zeuge in der Urk. Abt Walkuns v. Schönthal über den Spital in Dinkelsbiihl. Kremer Chron. Schönthal S. 342.

Steinkirchen. 847 1299 Burckhard v· Thierberg, Officin! in Würzburg ib. 323. 1328 zeugt Bertold v. Tyrberg in einer Urkunde über Gelters- heim neben Cberhard v. Zimmern und Konrad v. Mergentheim. Reg. h. 6, 244. 1350 Friedr. v. Thierberg hohenloh. Vasall Hanfelmann 1, 600. 1352 Jan. 4. verfchreibt Friedrich v. Thierberg Edelknecht seiner Hausfrau Elisabeth ihre Morgengabe mit 70 Pfd. auf einem Wein- berg bei Würzburg vor dem dortigen Ofsicial· Hohenloh. Arch. 1, 323. 1354. Heinrich Beldner zu Hall betvilligt den Wiederverkanf der Burg Thierberg an Kraft v. Hohenlohe binnen Z Jahren, Langenb. und Weik. Rep. 1379. Dietrich Goltstein hohenlohifcher Vogt zu Thierberg nnd feine Hausfrau Mya. Oberrh. Z. 24, 64. 387 Febr. 22. verkaufen Ulrich und Friedrich v. Hohenlohe Thierberg mit allen Zubehörden an Simon und Zürch v. Stetten um 1250 fl. .Hohenl. Arch· I, 324. 1391,«92. Ziirch von Stetten gesessen zu Thierberg und Stetten. Reg. b. 10, 279, 280, 307. Jung Misc. 2, 101· 1398 30. Dez. klagt Gottfried von Hohenlohe vor dem geistlichen Gericht zu Würzburg auf Herausgabe des Schlosses Thierberg Hohenl. A . I 324. rch , 1399 20. März. Rudolf v.Thierberg, gesessen zu Hohenberg, Edelknecht verkauft feine Wiese und Weinberg an die Gottes-haus1neister zu Weikersheim. Hohenl. Arch. 1, 323. 1402 Fronleichnam verkaufen Gottfried, Ulrich und Albrecht von Hohenlohe an Ziirch sen» Zürch und Symond feine Söhne und Bertold, Symonds Sohn, Schloß Thierberg mit Turnen, Turm, Toren, Brucken, Graben, Guten, Gülten, Bauten, Rechten und Zugehörungen, darunter Güter zu Juugholzhausen, in und bei Steinkirchen und .Hirfch- bach um 1900 fl. auf Wiederlöfung. Hohenl. Auch. 1, 325. 1471 vertauscht Simon lII. von Stetten fein Theil an Thierberg, ein Viertel halb, an feinen Bruder Kilian. id. 326. 1473 erwirbt Simon lII. von ·Zürch nnd Hans v. Stetten ihren Theil Ins«-Zhierberg und den Bau, den ihr Vater dort erbaut. Hohenl· Arch. , 26. 1474X75 löst Graf Albrecht von Hohenlohe Thierberg von den Herrn v. Stetten. Hohenl. Arch. 1. c. 1478 Mittw. nach Exaudi ist Graf Albrecht im Besitz von Thier- berg. Zu Thierberg gehörten 4 Güter in Adlatzweiler (abgeg.), die Mühlen zu Grunden im Grümbachthal bei Haßfelden, ein Gut zu Vogelsberg, ein Gut zu Orlach», zwei zu Oberregenbach. Hohenl. Arch. 1, 327, 318. Simon sucht das Schloß Thierberg mit 14—15 Mann zu überrumpeln. Württ. Vierteljahr?-h. 1879, 66. ca. 1487 sucht Kilian v. Stetten mit Kaspar Mäßlin v. Graneck Schloß Thierberg zu erobern. ib. 68. 1489 Dienstag nach St. Augustin werden die Grafen v. Hohen- lohe und die Herren v. Stetten wegen Thierberg und anderer Späne vertragen. Hohenl. Arch. 1, 328. ca. 1490. Peter v. Holz, Diener Graf Krafts von Hohenlohe foll seine Wohnung im Schloß Thierberg haben (Befcheidbuch des Gr. Kraft). 1503. Joh. Diem hohenl. Vogt zu Thierberg. Wib. 1, 324.

848 Ortsbeschreibung. Z. Weilersbach, eine junge Niederlassung, am Ende des Weilersbachthälchens gelegen, erscheint in den Kirchenbüchern von Steinkirchen erst im siebenzehnten Jahrhundert und zwar zunächst nur die Ziegelhütte, wozu im Anfang des 18. Jahr- hunderts die Hammerschmiede kam. Wilersbach, wo Lichtenstern 1253 einen Hof besaß, und Wylresbach, wo Lichtenstern 1292 an Konrad gen. Mothengeil 4 Jauchert Weinberg mit einer Hofstätte verleiht, ist Willsl)ach OA. Weinsberg Oberrh. Z. 5, 204. W. 4, 268. 8, 570. 4. Wi nterb er g, auf der Winterseite des Weilersbachthales unterhalb Thierberg, ein sehr abgeschiedener, winterlich gelegener Weiler, erscheint 1563 erstmals im Kirchenbuch von Steinkirchen, hatte um 1770 6 Haushaltungen. Auf der Markuug Steinkirchen sind a b g e g a n g en: Bole oder Bühel, zwischen Thierberg und Schloßstetten, schon 1489 abgegangen, vgl. auch Vogelsberg. W. F. 6, 118. Hirschbach, im Hirschbachthal (s. bei Steink. Reg. 1332, und Thierberg 1402). 1425 s. Kocherstetten. Holzhaufen im Walddistrikt Holzhaufen auf der Höhe zwischen dem Reichenbach und Hirschbach. Im Gegensatz dazu scheint Jungholzhausen gegründet worden zu sein. Es dürfte auch eine Haller Patrizierfamilie von Holzhaufen von dort stammen. Neben den Herrn von Stetten und Bachenstein waren Haller Bürger, Gnadenthal und der Heilige v. Rüblingen besitzberechtigt, bis allmählich Hohenlohe das Ganze erwarb. Wohl zu unterscheiden ist Holzhaufen bei Usfenheim, wo Hohenlc-he auch Güter hatte, und bei Heimhausen s. Buchenbach. 1228 und 1249 ist Konrad von Holzhusen oder Holzhusere mit andern Haller Bürgern Zeuge für den Johanniterspital daselbst. W. F. 9, 76. 4, 232. 1Z50 verkaufen Philipp und Engelhard v. Bachenstein ihre Gülten zu H. an Konrad v. Bachenstein um 40 Pfd. Rep. des Lgb. Archiv?-. 1408. Heinr. Meßner verkauft seine Güter zu Holzh. an Konrad Senft (Senftenbuch). 1427. Hans Maidbach und seine Hausfrau Dorothea verkaufen etliche Gülten zu H. an Simon v. Stetten (ib.). 1454. Kl. Gnadenthal verkauft dem Heiligen zu Rüblingen Güter zu H. um 24 ff. (Langenb. Arch. Rep.). 1486 vertauscht der Heilige zu Rüblingen seine Güter zu H. gegen ein hohenlohisches Gut in Steinkirchen (Langenb. Arch.) 1513 vertauscht und verkauft Simon v. Stetten an seinen Bruder Christoph das v. Vater geerdte Holzh. (Stett. Urk.).

Unter-Ginsbach. 849 1535. Apollonia v. Stetten verkauft für 264 fl. an Albrecht v. Hohenlohe je den halben Theil der Güter zu H· (Langenb. Arrh. Rep.). 1540 ebenso Murg. Christophs v. Stetten Witwe, Martin und Christoph v. St. (Ludw. Arch.). Jm Nekrolog des Haller Johanniterhauses stehen Elisabeth von H. und F-r. Konrad Holzhaufen 45. glnter-Ein-itia1h, Gemeinde III. Kl., mit 253 Einw. a. Unter-Ginsbach, Dorf, 241 kath. Eimv., Fil· von Alt-Krautheim; b. Ziegelhütte, Hof, 12. kath. Einw. An der Einmündung eines kleinen Bächleins, die untere Gins genannt, in das Thal der oberen Gins, wie der von Ober- Ginsbach kommende Ginsbach hier heißt, mitten zwischen Ober- Ginsbach und Altkrautheim liegt das kleine Dorf Unter-Ginsbach in freundlicher Umgebung. An dem steilen Thalgehänge auf dem rechten Ufer des Ginsbachthales sind fleißig angebaute Weinberge, den Thalgrund bilden schöne Wiesen, die sanfter ansteigenden Höhen auf dem linken Ufer bilden das Ackerfeld, die Höhen krönt ein schöner Wald. Das Dorf liegt größtentheils auf dem linken Ufer des Baches und ist in das Seitenthal hin- eingebaut. Einige hundert Schritte vom Dorf steht in dem stillen Seitenthälchen die Kapelle zu St. Johannes dem Täufer. Es ist ein kleiner unanfehnlicher, etwas düsterer Bau ohne allen Schn1uck. Auf dem Thürmchen hängen zwei kleine Glocken, deren größere die Jnschrift hat: Aus Hitz und Feuer bin ich geflossen. J. L. Lösch hat mich nach Unter-Ginsbach gegossen. Die kleine hat nur die Jnschrift: J. Leonh. Löfch v. Morsbach 1747. Beide stammen aus demselben Jahr 1747. Die Kapelle, welche 1453 noch nicht bestand (W. Viertelj. 1879, 283), ist wohl im 16. Jahrhundert gebaut. 1598 wird das Ha(-e1Ium S. Johs«m-is in Unter-Ginsbach genannt. (Krauth. Kirchenb.) Es scheint, daß seine Erbauung im Zusammenhang mit der Gegenreformation in der Pfarrei Krautheiin steht. Zur Kapelle gehörte ein Garten. Bei der Kapelle befand sich früher das Beseht. von Witrttemb. 62. Heft. Oberamt Kilnzelsau. 54

850 Ortsbeschreibung. Schulhaus, welches ursprünglich das Mcßnerhaus war. Jetzt steht das Schulhaus mitten im Dorf. Es ist ein freundliches, ztveckmäßiges Gebäude, das 1840 neu gebaut wurde. Dasselbe enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schullehrers, im Dachstock die Gelasse für die Gemeindebehörden. Mit der Schule ist eine Arbeitsschule verbunden. Auf dem kleinen Thürmchen hängt ein von C. König in Langenburg umgegossencs Glöckchen. Die Gemeinde besitzt eine kleine Kelter mit 2 Bäumen. Außer- dem sind noch 3 Privatmostpressen vorhanden. Für die Orts- armen besteht ein kleines Armenhaus. Die Hauptstraße des Ortes ist chaussirt, die übrigen im Dorf sind in ziemlich gutem Zustand. Mit Wasser ist das Dorf genügend versehen. Starke Quellen finden sich auf den Fluren ,,Urtheil«, ,,Ziegelhalde« und ,,Stein«. Es sind 3 Pumpbrunnen vorhanden, welche gutes Wasser geben. Auf der Markung finden sich Rauh- und Taff- steinbrüche, sowie Lehmgruben. Die Vermögensoerhältnisse sind mitteltnäßig. Der Vermög- lichste besitzt 30 Morgen, der Mittelmann 24 Morgen, die ärmere Klasse 1—8 Morgen. Auf den umgebenden Markungen besitzen die Ortsbürger 12 Morgen. Die Hauptercverbsquellen sind Feldbau, Viehzucht, Obst- und Weinbau. Jn dem Seitenthal ist eine Ziegelhütte; vom Ginsbach wird beim Dorfe eine Mahl1nühle mit einem Gerbgang und zwei Mahlgängen getrieben. Zwei Spezereikräkner und zwei Wirthschaften sind im Dorfe. An Handwerkern sind vorhanden 2 Zimmerleute, 2 Maurer, 2 Schuster, 2 Schneider, Z Weber, die sämmtlich nach außen arbeiten. Korbflechten und Besenbinden auf Bestellung wird als Nebengen2erbe betrieben. An Stiftungen sind 35 Jahrtagsstiftungen vorhanden, aber keine Armenstiftungen. Die kleine Markung theilt den Charakter der kleinen Sei- tenthäler der Jagst: steile Berghänge, enge Thalsohle und rauhe Hochebene. Der Boden zeigt starke Lehmablagerungen und Thon, aber auch Kalkerde. Unter den Wiesen sind einige sumpfig mit saurem Futter; Der Wiesenbau ist ausgedehnt und das Futtererzeugnis großentheils gut. Die Wiesen sind zweimähdig, 30 Morgen können bewässert werden. Der Weinbau ist bedeutender als in Ober-Ginsbach. An Wald besitzt die Gemeinde 69 Morgen Laubwald, aus

Unter-GinZbach. 85 1 dem jährlich 12 Klaftcr und 700 Wellen geschlagen werden. Der Erlös des Stammholzes bringt der Gemeindekasse jährlich 240—250 -M ein, das Bodenholz wird unter die Bürger ver- theilt, von denen jeder 30-—40 Wellen erhält. Das Weiderecht auf Stoppel- und Brachweide hat die Gemeinde, welche aus der Weide an Pacht 400 «-M, an Pferchnützung 350 .-L bezieht. Die Allmanden sind den Bürgern zu unentgeltlicher Beniitzung überlassen. Ein Pachtschäfer hält 200 Schafe, größtentheils Bastai«de, Sommer nnd Winter. Alterthümer. Auf dem Höheberg, von welchem man eine schöne Aussicht hat auf das reizend gelegene Städtchen Krautheim, scheint ein alter Ringwall gewesen zu sein. Dafür spricht auch die Bezeichnung Burg auf der Landesvermessungs- karte. Die Lage dazu ist wie geschaffen. Das Plateau bietet hin- reichenden Raum, der Stcilabfall desselben nach Norden zum Meß- bach, nach Westen und Süden zum Ginsbachthal machen einen Angriff von dieser Seite schwer und 11ach Ost schützt der Wald nnd kleinere Schluchten. An Flurnamcn sind zu bemerken das Urtheil, woran auch AltkraUtheim Theil hat, (-fis. oben Sage v. Schöpfer, Häften (auch bei Oberstetten OA- Gerabronn und Rinderfeld ON. Mergentheim) Lorenz-, Hartmannsäcker, Michels- reut, Kollmersklinge, Rathe Erde, Näß (auf der Höhe, nicht naß). Geschichte. Die Geschichte des kleinen Dorfes, das Fi- lial von Altkrautheim ist, bietet insofern Schwierigkeiten, als die älteren Urkunden hänsig Ober- und Unter-Ginsbach nicht unterscheiden. Ursprünglich Besitzung der Grafen von Rothenburg (s. Reg. 1090. 1096) war Unter-Ginsbach später in den Besitz der Herren von Krautheim gekommen und gehörte in die krautheim- ische Cent nach Ballenberg. Mit Altkrautheim fiel die Herrschaft zu Unter-Ginsbach im 14. Jahrhundert an Mainz· Durch Schenkung der Rothenburger Grafenfamilie bekam das Kloster Komburg Besitzungen in Unter=Ginsbach, von denen ein Theil durch Kauf an die Herren von Aschhausen 1319 kam, welche bis ins 16. Jahrhundert Unterthanen und Nutzungen in Unter- Ginsbach hatten. Neben den Herrn von Aschhaufen erscheinen die v. Bachenstein 1427 und das Rittergeschlecht v. Krautheim 1346. Durch Schenkung bekam die Klause in Nennkirchen 1329 Besitz, der aber an die Friihmesse zu Künzelsau übergieng

852 Orts-beschreibung. 1420 Reg., weshalb die Kaplanei zu Künzelsau noch 1662 Gefälle zu Unter- wie auch zu Ober-Ginsbach bezog. Ueber den Besitz des Kl. Tückelhausen s. Ober-Ginsbach. Die Herren von Stetten, welche ansehnlichen Besitz und Gefälle zu Alt-Krautheitn hatten, bezogen auch in Unter-Gins- bach, wie die Herren von Berlichingen zu Dörzbach Gülten und Gefälle, Reg. 1579. Mit dem Amt Krautheim kam Unter- Ginsbach 1803 an den Altgrafen von Salm-Reifferscheid, 1806 unter württb. Staatshoheit. Kirchliches s. Alt-Krautheim. ca. 1090 schenkt Mechtild v. Stein dem Kloster Komburg Ein- künfte in Gynesbach Saperiori et; int’eriori. W. F. 1855, 62. 1096. 1252. 1266· 1308. 1315. 1319 s. Ober-GinZbach. 1329 Montag nach Lichtmeß. Hein. v. Aschhausen bekennt, daß seine Mutter Susanna v. Aschhausen den ehrsamen Frauen der Klause zu Neunkirchen für seine Schwester Margareta 2 Güter zu Nieder- GinE·-’bach gegeben, auf die er verzichtet. Z. Walter der Rezze, Com- menthur des Deutschordeus in Mergentheim, Eberh. v. Herteustein Hauskommenthur &c. (Kiinz. Stadtarch.). 1346. Heinrich v. Krautheim verschreibt dem»Kloster Komburg 20 Pfd. Hellergült auf einem Gut zu Nieder-Ginsbach. Weit. R(-p. 1382 Dienstag nach St. Joh. Bapt. gibt Götz v. Aschhausen sen. und Anna v. Rheburg (?) dem St. Johannes, Patron zu Krautheim im Dorf (Altkr.), 25 fI. auf seinen Weingarten zu Unter-Ginsbach, den er selbst baute. Nach seinem Tod soll der Weinberg an die Kirche fallen. Sig. Götz und sein Sohn Leigast. Fritz v. Biringen Ritter und Götz jun. von Aschhausen (Bauer). 1420. Katharina v. Morstein, Meisterin, Margareta und Anna v. Seldeneck- Klaus-nerinnen zu Neunkirchen, verkaufen an Konrad Früh- messer zu Künzelsau ihre Gült zu Nieder-Ginsbach 17 Schill. 17 Heller und 1 Fastnachtåhuhn um 12 fl. (Staatsarch.). 1427. Justina v. Seckendorf, Eberhards v. Bachenstein Witwe verkauft an Götz v. Aschhausen Zinse und Giilten zu Unter-GinZbach, Erlenbach und Merchingen (Jagsth. Arch.). ca. 1560 herrscht die Pest, so daß man die Leute mit Wagen abfiihrte und ohne Särge begrub. Daher rührt der OrtZfeiertag Maria zum Schnee, der jährlich am 5. August in der Kapelle gefeiert wird, wozu sich auch Leute aus der Nachbarschaft einfinden (Güterb.). 1579. Valentin v· Berlichingen hat Gülten zu Ober- und Unter- Ginsbach (Dörzb. Kopialb.). 1648 s. Oberginsbach. 1664 7. September wird der Altar der Kapelle in Unter-Gins- bach vom Weihbischof von Würzburg consecrirt (Kirchenb. v. Rengers- hausen). 1755 wurde die Schule errichtet. - 1808 wurde der erste definitive Lehrer angestellt.

Weißt-Ah. 853 1811 Psingstsamstag, 1819. 1826. 1833 30. Juni 1835 19. Juli Hagelwetter; seitdem wird der 19. Juli als Hagelfeiertag gehalten. 1858. Den ersten Fastensonntag und am 8. April unbedeutender Brand· 1868 25. Februar brennt des Schultheißen Scheuer nieder. 46. Mris3liatl1, Gemeinde lII. Kl., ev. Fu· von Crispenhofen, mit 366 Einw· a. Weis;- bach, Dorf, mit Jägerhaus, Haus, 346 Einw., wor. 22 Kath., Fil. von Nagelsberg; b. Guthos, Weiler, 20 ev. Einw. An der westlichen Grenze des Oberamts gegen das OA. Oehringen liegt Weißbach an der Mündung des Langcnbachs oder Diebachs in den Kocher. Das Kocherthal, das ober- und unterhalb Weißbach ziemlich eng ist, hat sich hier erweitert und auf dem rechten Ufer Raum für eine Niederlassung geschaffen. Jm Norden des Dorfes erheben sich steile Rebengelände, die sanfter ansteigende südliche Thalseite mit ihren fruchtbaren Aeckern ist von Wäldern in der Höhe beherrscht. Durch den Bach ist das Dorf in zwei ungleiche Hälften getheilt, deren größere auf dem linken Bachnfer liegt. Die Häuser ziehen sich den Haupt- straßen von Oehringen-Forchtenberg nach Niedernhall-Künzelsau und von Schönthal nach Künzelsau entlang. Die Markung ist reich an Quellen, deren einige in der ,,obern Gemeinde« und in den Bachwiesen, eine besonders starke in den Körbwiesen sich finden. Z Pumpbrunnen sind vorhanden. Bei starken Regen- güssen wird das Wasser leicht trübe und erhält einen Beigeschmack. Am östlichen Ende des Dorfes steht die kleine unscheinbare Kirche der heil. Maria und St. Peters, Wild. 2, 337. Der Chor der Kirche im untern Theil des Thurmes war ursprünglich gothisch, aber das Gurtengewölbe ist herausgebrochen, um Raum für die Orgel zu schafsen. Die Orgel stammt aus dem Jahr 1821. Das Schiff aus Fachn1erk ist neueren Ursprungs, das- selbe ist flach gedeckt und kahl. Auf dem Fußboden des Schiffes befindet sich eine Grabplatte mit der Jnschrift ÄI1’c10 domini 1438 iar am aller zwölfbotentag starb Engelhart von thann. dem got gnad.

854 Ortsbeschreibung. Thurm und Langhans sind mit Ziegeln gedeckt. Auf dem Thurm hängen 2 Glocken, die größere mit der Inschrift: Ge- gossen von C. B. Neubert in Ludwigsburg 1818, die kleinere: arme 1649 me for-it Leonhard Löw in Nürnberg. Die Kirche umgibt der kleine alte Gottesacker. Der neue Gottes-acker wurde 1876 nordöstlich über dem Dorf angelegt. Ein Pfarrhaus, das früher vorhanden gewesen sein muß, s. unten, befindet sich nicht mehr im Dorf. Eine Schule besteht seit ca. 1770. (K.Bücher). Das Schulhaus, das 1838 um einen Stock erhöht wurde, steht unmittelbar hinter der Kirche. Es enthält die Wohnung für den Schullehrer und ein Lehrzimmer. Die Gelasse für die Ge- meindebehörden sind in einem Wirthshause gemiethet. Die Gemeinde besitzt eine Kelter mit 4 Bäumen, ein Ar- menhaus und ein Schafhaus. An einer Scheune findet sich die Jnschrift: Erbaut durch Joh. G. Kubach 1831« Die Zeit übel anwenden heißt ebenso sie verlieren als nichts thun. Hast du Arbeit, frisch daran. Fleiß und Kunst liebt jedermann. G. Gentncr. Bemerkenswerth sind die beiden früheren Salinen, die obere, 1 Kilometer oberhalb Weißbach tief unter der Straße von Niedernhall her gelegen, ein stattlicher wohlerhaltener Bau, jetzt fürstl. öhringisches Jägerhaus, und die untere Saline mit Renaissancegiebel, erbaut von Gr. Philipp von .Hohenlohe gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Das Gradirhaus daneben ist jetzt eine Scheuer, aber theilweise abgebrochen. Diese untere Saline, in einer grünen Aue gelegen auf dem rechten Kocherufer wenige Minuten unterhalb Weißbach, ist jetzt in Prioathänden und wird gegenwärtig nicht benützt. Die Haupterwerb.smittel der Einwohner sind Ackerbau, Viehzucht und Weinbau; die Obstzucht hebt sich. Der Gewerbe- betrieb ist verhältnismäßig stark, besonders gegeniiber den Orten auf der Höhe. Der Wohlstand ist dagegen geringer als auf der Höhe. Der größte Grundbesitz ist 60 Morgen, der Mittelmann hat 10—30 Morgen; die Aermercn 1—10 Morgen. Die Orts- bürger besitzen auf der Markung Forchtenberg 60——70 Morgen Aecker und Wiesen, auf der Markung Crispenhofen etwas Wald, ans der MC1TUUg Niedernhall Wiesen und Aecker. Die kleine Markung hat einen fruchtbaren Boden, verherr- schend Humus und Kalkerde, im Thal auch Sand enthaltend,

Weißvach. 855 das Klima ist mild. Gegen starke Winde schützt die tiefe Lage, Hagel kehrt alle 10———15 Jahr wieder. Der Wiesenbau ist beträchtlich, der noch immer sehr um- fangreiche Weinbau in den letzten Jahrzehnten verringert worden. Die geschätztesten Lagen sind die höheren. Die Obstzucht ist in starkem Aufschwung begrisfen. Zum Verkauf kommen in guten Jahren ca. 20F) Zentner. Die Gemeindewaldungen bestehen aus 203 Morgen Laub- wald, welche jährlich 12——1500 -Xa in die Gemeindekasse ab- werfen. Die geringe Weide· welche im Winter mit 150, im Sommer mit 100 einheimischen Schafen befahren wird, erträgt 320 -M, die Pferchnützung 100 »sä. Die Güterstücke der Ge- meinde werden um 119 «-M verpachtet· Die Rindviehzucht wird stark betrieben und bringt das ineiste Geld in den Ort. Die Fischerei im Kocher gehört vier Orts-einwohnern, die im Bach der Standesherrschaft .Hohenlohe- Oehringen. Die Ortsarmenkasse besitzt ca. 1700 -sc; Stiftungskapitalien, ans deren Zinsen Haus-arme und Kranke unterstützt und Bi- beln und Papier für die Schnlkinder angeschafft werden. Dem Verkehre dienen die Kocherthalstraße von Niedernhall nach Forchtenberg und die Jagststraße nach Crispenhofen und Westernhausen. Ueber den Kocher führt eine steinerne Brücke, über den Bach zwei solche, eine über den Mühlkanal und zwei über eine Klinge, zwei Holzstege über den Bach. Die vorhan- denen Wasserkräfte werden benützt von der Kochermühle und der Bachmühle mit je zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, einer Oelmühle , Hanfreibe und Gipsmühle, sowie einer Sägmühle. Jm Dorfe sind zwei Schildwirthschaften und ein Kausladen. Alterthiim er. Jm Norden von Weißbach im fürstl. hohenl.-öhringischen Wald Beerberg befinden sich zwei von Hof- rath Albrecht 4. August 1841 geöffnete Grabhügel. Jn demselben Walde sinden sich noch ganze Gruppen von Gräbern. An Flur- namen sind zu bemerken: Hirtenberg, Beerberg, ,,Mörgel«, ,,Knock«, ,,Hausberg«, Friihmeßäcker, Körb und Jndenkirchhof, Hasel, obere und untere Gemeinde, Altenberg. Weißbach, alt Wyßbach (von dem weiß schäumenden Bache), war ursprünglich« Bestandtheil der Herrschaft Forchten- berg-Wulfingen, welche im 13. und 14. Jahrhundert die Herren

856 Ortsbeschreibung. von Düren besaßen. Den großen Zehnten, Weinzehnten und Gülten hatte das Kloster A1norbach sammt dem Patrouat zur Kapelle, verkaufte aber seine Rechte 1598 an Graf Philipp von Hohenlohe-Neuenstein. Auch die Frühmesse in Forchtenberg hatte Besitzungen in Weißbach (s. ob. Flur Früh1neßäcker), welche an Hohenlohe kamen. Die Oberherrschaft hatte 1323 Hohenlohe mit Forchtenberg von den Herren von Düren erworben. Als hohenlohifche Lehensleute waren, nachdem erst diirnsche Lehens- leute, die sich von Weißbach nannten, hier gesessen die Herren von Veinau, Bachenstein, Tann nnd von Berlichingen hier begiitert. 1806 kam Weißbach mit dem Fürstenthum Hohenlohe unter württembergische Souveränität. Die Soole wurde um 1590 von Niedernhall nach Weißbach geleitet und 1593 an Hieronymus Carlin, B. in Augsburg verliehen Wib. I, 29. 1604 wurde der Salzbrunnen neu gefaßt und ein Pumpwerk mit einem Thurm angelegt ib. Mit der Zeit waren wilde Wasser eingedrungen, Fürst Friedrich Ludwig von Hohenlohe- Jngelfing»en berief nun a1n 2. Januar 1781 Joh. Georg Glenk, der sich bisher als Beamter der Stadt Hall tüchtige Kenntnisse gesammelt hatte. Glenk war Korrespondent der sächs. ökonomischen Gesellschaft in Leipzig. Neben seinen Kenntnissen in der Natur- wissenschast und im Bergwesen verstand er sich auf die Baukunst. Um die Soole zu reinigen und zu vermehren, wurden neue Bauten, Gkadikhäusek und Anderes angelegt. Auch in Criesbach sollte eine Saline angelegt werden. Allein bei dem starken Holz- verbrauch und da der Plan, bei NiedernhalI im Hermersberger Wald, bei HolIenbach und Maßholderbach Steinkohlen zu ge- winnen, trotz aller Versuche mißglückte, so rentirte die Saline schlecht. Glenkstarb 1802. Württb. Jahrb. 1829, 94. 1831, 126. Fischer, Geschichte des Hauses Hohenlohe Z, 307. Mit dem 1. Februar 1808 sollte der Verkauf von Kochsalz im Lande von der Regierung in Selbstadministration genommen werden, damit im ganzen Umfang des Königreichs das Salz zu vier Kreuzer für das Pfund in letzter Hand gekauft werden könnte.·«) Damit war der Salzhandel von Kommunen und Pri- vaten unvereinbar.- Es wurden daher von der Regierung mit der siederschastlichen Saline in Hall, der verpachteten Saline «) Regierungsblatt Nr. 114 Jahrg. 1807, Generalteskript, die Anordnung einer neuen General-Salzadministration betreffend , d. d. 14. Dez. 1807.

Weißt-qch. 857 Clemenshall und der fürstlich hohenlohischen Saline Weißbach Unterhandlungen wegen käuflicher Ueberlassung ihrer Produktion an Kochsalz angeknüpft. Mit Weißbach kam ein Vertrag schon unter dem 25. Dezember 1807 zu Stande. ·Hienach übernahm der Staat für die 6. Jahre 1. Februar 1808X1814 die zu 3000 Zentner Nürnberg» Gewicht«) geschätzte Jahresproduktion an Kochsalz zum Preise von 4 fl. 42 kr. pr. 100 Pfd. Nürn- berger Gewicht (4 fl. 18 kr. pr. Ctr.), dagegen verblieb der Saline der freie Verkauf von Viehsalz und anderen Produkten. Unter dem 21. Mai 1812 verkaufte der Fürst Friedrich Karl von Hohenlohe-Neuenstein-Ingelfingen die Saline Weißbach sammt den dazu gehörigen Waldungen um die Summe von 91500 fl. an die Besitzer der Saline bei Wimpfen, Georg Bube, Gastgeber zur Rose in Heilbronn, Alexander Orth eben- daselbst, Gastgeber Merkle in Neckarsulm und Obcrregierungs- rath Kleiner, welche in den bis zum Jahr 1814 dauernden Vertrag eintraten, durch welchen sich der Verkäufer verpflichtet hatte, das ganze Erzeugnis von Weißbach an Kochsalz an die K. Salzadministration abzuliefern. Dieser Vertrag wurde im Jahr 1814 auf 6 Jahre und sodann im Jahr 1820 auf wei- tere 6 Jahre, also bis zum Jahr 1826 verlängert, der Salz- preis aber im Jahr 1814 von 4 fl. 18 kr. auf 5 fl. pr. Ctr. Württbg. Gewicht erhöht. Nicht inbegriffen in das abzuliefernde Salz war das Vieh- salz und die sogenannten chemischen Salze, deren Verkauf der Saline freistand. Jn der Weißbacher Soole waren nemlich außer dem Kochsalz noch mehrere andere Satze enthalten und wurden neben der Kochsalzfabrikation in Weißbach jährlich einige hundert Centner Glauber-, Friedrichshaller- und Sedlitzer-Salz bereitet und vortheilhaft verwerthet. Jm Jahr 1822 wurde die Saline Weißbach nach Niedern- hat! verlegt"), hieß aber nach wie vor, obwohl sie nunmehr ganz auf Niedernhaller Markung lag, Saline Weißbach. Sämmtliche zur Saline gehörigen und auf Weißbacher Markung befindlichen Gebäude, als Wohn-, Gradir- und Siedehäuser, waren abge- brochen worden, so daß dort Nichts mehr von der früheren Saline zu sehen war. Dem 500 Lachter langen Gipsstollen, .;1.j.1 «) 100 Pfd. Nürnberg« Gewicht = 109 Pfd. 2 Loth Württ. Gewicht. «) Vergleiche auch Alberti, Die Gebirge Württembergs S. 232.

858 Ortsbeschreibung. sogenannte Ziegeleistollen, I Kilometer unterhalb NiedernhalI drohte ein baldiger Einsturz. Der Stollen wurde nur noch auf Gips betrieben und war nebst der Gipsmühle von einem Pri- vatmann erkauft worden. Jn Niedernhall war der alte Salzbrunnen, der in einer Tiefe von 60 Fuß nur zweigrädige Soole geliefert hatte, ein- gefülIt. Die Soole kam aus dem Schacht, dem sogenannten neuen Salzbrunnen s. S· 22. Auch hier war die oben erwähnte 22 Lachter lange Strecke nnd das 140 Fuß tiefe Gesenk mit dem 300 Fuß tiefen Bohrloch verlassen; die Soolpumpe reichte nur auf die Tiefe von 420 Fuß und lieferte nach 12—24 stündi- gem Stillstand zwar auf kurze Zeit 5—6 löthige Soole, durch- schnittlich aber, obwohl die Pumpe nur mit Unterbrechung im Gang war, blos 21-- löthige Soole. 25 Fuß von dem Schacht entfernt wurde im Jahr 1819 das a. a. O. erwähnte Bohrloch angelegt, das in 720 Fuß Tiefe 18löthige trübe Soole lieferte, die aber nach einigen Tagen ans Z Grad herabsank. Die Bohrarbeit wurde daher 1824 noch eifrig fortgesetzt. Aus den Abbruchmaterialien der Gradirhäuser in Weiß- bach wurden nur wenige Schritte vom Schacht bei Niedernhall e11tfernt 3 Gradirhäuser mit zusammen 49 Bund erbaut, in welchen die 2V2 grädige Soole auf 14 Grad gebracht wurde. Das Siedhaus mit einer 29 Fuß langen, 13 Fuß breiten Pfanne war neu erbaut worden. Die Produktion betrug im Jahr 1824 nur 1200 Zentner Salz. Mit dem 30. Juni 1826 gieng der Vertrag wegen käuf- licher Ueberlassung des von der Saline Weißbach produzirten Kochsalzes an den württembergischen Staat zu Ende. Nach einer Bestimmung dieses Vertrags war den Besitzern der Saline nach Ablauf de» Kontraktzeit der freie Salzverkauf vorbehalten, nicht aber der Vi:rkauf im Lande. Vielmehr wurde der Saline Weißbach in Gemäßheit des Gesetzes vom 14. Dezember 1807, durch welches mit dem I. Februar 1808 die allgemeine Salz- regie eingeführt worden war, der Verkauf von Koch- und Vieh- salz innerhalb Landes verboten und zum Schutze des Salzmono- pols ein Kontroleur aufgestellt, auch das Kaufen von Salz auf der Saline Weißbach als Umgehung des Gesetzes für strafbar erklärt. Dazu kam, daß Württemberg, Bayern und Baden sich den Schutz ihres Monopols gegenseitig garantirt hatten, somit ein Salzverkauf in diese beide Nachbarländer ebenfalls nicht geduldet werden konnte. Gegen obige Maßregel der Regierung

Weißbach. 859 protestirten die Besitzer der Saline und machten einen mehr- jährigen Prozeß gegen den Bergrath bei dem Gerichtshof des ,Jagstkreises zu Ellwangen anhängig. Jnzwischen- gieng die Fabrikation auf der Saline fort, ob- wohl der Verkauf aufgehört hatte, bis Ende Oktober 1827 der Salinenbetrieb wegen Ueberfüllung der Magazine von den Besitzern selbst eingestellt werden 1nußte. Die württembergische Rgierung wäre zwar auch jetzt noch bereit gewesen, die Produktion der Saline känflich zu übernehmen, ein Vergleich aber scheiterte an Abgeneigtheit der Besitzer und dein Umstand, daß die Gewinnungskosten des Salzes auf der Saline Weißbach 2 fl. 42 kr. in Hall aber nur 1 fI. 16 kr. pr. Centner betragen, so daß für das zu übernehmende Salz der Saline Weißbach nur der für sie unannehmbare Preis von I fl. 40 kr. geboten werden konnte. Diesen für die Saline Weißbach so ungünstigen Umständen gegenüber hatten sich die Verhältnisse der konknrirrenden Salinen neuerdings sehr vortheilhaft gestaltet. In Friedrichshall war im Jahr 1816, in Wimpfen 1818, in Clemenshall 1820, in Rappenau und in Wilhelm?-glück bei Hall 1822 Steinsalz er- bohrt worden, damit hatten diese überdies viel günstiger gelegenen Salinen einen unerschöpflichen Reichthum an volllöthiger Soole erhalten. Die Saline Weißbach mit ihrer nur zweigrädigen Soole, welche durch Gradiren auf einen Gehalt von höchstens 14 Grad gebracht wurde, und einer durch die spärlichen Soolenzuflüsse auf höchstens 2——3000 Zentner beschränkten Produktion hätte auch damals nicht mehr mit Vortheil betrieben werden können, selbst wenn das Salzmonopol nicht bestanden und der Salzver- kauf noch frei gewesen wäre. Die Besitzer der Saline Weißbach waren auf der ihnen ebenfalls gehörigen, ungleich bedentendercn Saline Ludwigshall, auf der kleinen hessischen Enclave Wimpfen bezüglich ihres Salz- absatzes beinahe ausschließlich auf das Ausland angewiesen. Dabei begegneten sie der Konkurrenz der benachbarten württem- bergischen und badischen Salinen. Eine Vereinigung der Nektar- salinen zu gemeinschaf1lichem Betrieb des ausländischen.Salzhan- dels lag daher sehr im Interesse der Besitzer von Ludwigshall. Zugleich mit der Gründung des Neckarsalinen-Vereins kam daher unter dem 22. September 1828 zu Heidelberg ein weiterer Vertrag über den Verkauf der Saline Weißbach an die Krone

860 Ortsbeschreibung. Württemberg zu Stande. Der Kaufpreis betrug 100 000 fl., wobei Wütte1nberg sich verpflichtete, die Vorräthe an Salz, das Kochsalz zu 2 Kreuzer, das Viehsalz zu I Kreuzer pro Pfund zu übernehmen. Die Saline bestand aus einem 100 Fuß langen und 30 Fuß breiten Siedhaus mit einer 442 Quadratfuß großen Siedpfanne und einer Wärmpfanne, nebst Salz-Magazin und einer Faktors- wohnung, ferner: einem Stall, einer Hütte, der sogenannten chemiskhen Fabrik mit einer kleinen Pfanne und einem Kessel, einem Salzmagazin, einem 37« langen, 18« breiten und 7V2« hohen Reservoir, einem Schachthaus und einem Gradirhaus mit 31 Bund 372 Fuß lang u. 25 Fuß hoch. » V 7110n120-X» v··77v D J) » 8 - D 77 V J) V Außer dem Areal der Saline gehörte kein Grundbesitz zu derselben. Im April 1829 wurden die in dem Schachthause befind- lichen Einrichtungen zur Soolenförderung abgebrochen, der Schacht und die Bohrlöcher verwahrt und sodann sämmtliche Realitäten in die Verwaltung des Kameralamts Schö11thal übergeben. Nachdem die gesan1mte Salineneinrichtung noch im Jahr 1829 verkauft worden, giengen sämmtliche Realitäten durch Kauf- vertrag vom 10. März 1830 für 2015 fl. an Johann Philipp Schmidt und Christoph Fr. Burkhard von NiedernhalI über. Jetzt sind die Gebäulichkeiten theilweise abgebrochen, theilweise werden sie zu Wahn- und Oekonomiezwecken beniitzt. Kirchliches. Schon 1312 erscheint ein euratus, Johann von CrailBheim, in Weißbach, der sich ins Kloster Schönthal zurückzog. Die Kapelle zur heil. Maria und St. Peter, Wib. 4, 123, wurde von Abt Friedrich Feyfer v. Amorbach gebaut und demselben von Bischof Gerhard von Würzburg (1372—1400) das Patronatrecht zugesprochen. G:-0pp, Amorb. histor. 94. 1395 wurde eine ewige Messe in dieser Kapelle gestiftet, die zur Kirche Crifpenhofen gehörte. Nach dem Güterbuch hatte der Frühmefser von Forchtenberg die Verpflichtung, in Weißbach von Zeit zu Zeit Gottes-dienst zu halten. Mit der Einziehung der Frühmesse in Forchtenberg hörte dieser Gottes-dienst anf- 1283. Burkhard v. Wyßbacl), Zeuge in Urkunden Ruperts von Düren. W. F. 1847, 23· 1284 Dez. 13. Nupert v. Diiren gibt dem Bischof Berthold von Würzburg fein eigenes Dorf Wiczbach zum Ersatz für den an Schön-

Weißbach. 861 thal verkauften Zehnten zu Niedernhall an Lehen. Man. boi(-. 38, 567. W. F· 1847, 23. 1312 klagt Pf. Johannes v. Crewels-heim, curatus in Weißbach, vor dem Landgericht zu Wimpfen wegen eines großen Weinbergs. W. F. 8, 410, Wib. 1, 190. 4, 29, welcher Lehen der Herren von Düren war. Er versprach, dem Kl· Schi5nthal jährl. 10 Schill. davon zu geben, und vermochte dem Kl. alle seine Fahrnis nach seinem Tod. Schönh. 62. 1391 Jan. 11. Katharina von Bebenburg wird von Heinrich v. Witzleuben, Domherr in Würzburg, auf die Güter des Cunz von Vynawe zu Vorthenberg und Weißbach angewiesen. R(-g. bei(-. 10, 280. 1395 Freitag nach St. Agnes stiften Kunz von Veinau nnd Hed- wig von Neuenstein, feine Gattin, eine ewige Messe in ihrem Dorf Weißbach. Wib. 2, 337. 1398 Walten: Rolender, Kaplan zu W. I. (-. 1402 wird Conz v. Veinau von Ulrich von Hohenlohe mit Weiß- bach, dem Zehnten, der Mühle und Kelter, Altenberg nnd Gütern zu Bechberg belehnt. Weik. Rep. 1407 und 1425 s. Bobachshof. 1414. Cunz v. Veinau verkauft seine Güter zu W. an Alb. v. Hohenlohe, 1416 anch seinen Theil an Gericht und .Vogtei nicht ausgenommen, um 450 fl. Oehr. Arch. 1420 verkaufen auf S. Kil. Götz und Walter von Barhenstein 2 Leibeigne, Volpo und Fritz Mornesser zu Wyßbach, die von ihren Altvordern auf sie gekommen, für 8 fl. an Schönthal. Schönh. 144. 1442. S. Burk, Joh. Protbecke, Pfarrer zu Crispenhofen, und Cunz Müller, Richter, beurkunden, daß Peter Wamesse zu Wyßbach auf dem Todtenbette erklärte, daß die Grafen von Hohenlohe kein Recht haben, Kelterwein vom Weinzehnten des Kl. Amorbach zu neh- men. Es sei von Conz v. Veinau ohne Recht angefangen worden, diesen Keltern)ein zu nehmen. Sig. Johann Hohermuth, Dekan und Pfarrer in Künzelsau. Am. Kop.Bücher. 1443. Peter v. Tanne verkauft an die Frühmesse zu Forchten- derg seinen Hof zu W., zwei Theile am Gericht und am Holz Ber- berg, Wiesen, Gärten und Gülten zu Crispenhofen (Oehr. Arch.). 1466. Heime. Wißbach, Pf. zu Crispenhofen. Wib. 1, 137· 1470. Joh. Gockenschnabel, Bürger zu Oehringen, verkauft sein Fischwasser zu W. an Kraft v. Hohenlohe. Oehr. Arch. 1470. Conz und Kilian v. Berlichingen verkaufen ihr Fisch- wasser unter W. an Kraft v. Hohenlohe um 150 fl. Oehr. Arch. 1460. Fritz Münch, genannt Hummel, zu Steinkirchen verkauft an Hein. Boxberger, Protonotar der Grafschaft Hohenlohe sein Fisch- wasser mit Gezeng und Netzen um 40 fl. Er leiht es an Lorenz Mu- gelhart (Oehr. Arch.). I495. Peter Wißbach, Kaplan zu Möckmühl. W. F. 7, 558· 1497. Paul Steiner, Can. zu Aus-bach und Oehringen, verkauft Heini? Hof zu Babach und sein Fischwasser zu W. für 12 fl. Wib. , L. 1499 verleiht der Spitalmeister zu Oehringen das Fischwasser zu W. an Lorenz und Conz Mugelhart. Wib. 2, 295. 1517 Okt. S. Agnes verleiht Pf. Thom. Dauer zu Crispenhofen 4 Morgen Aecker in der Auwe gegen Forchtenberg an Balth. Müller

862 Ortsbeschteibung. um 10 Simri Korn und 6 Simri Haber und den Zehnten jährl. Amorb. Kop.Buch. 1540 fällt Mainz in Weißbach mit gewaffneter Mannschaft ein· Weit. Repert. 1571 bitten die Weißbacher bei der Visitation, daß der Pfarrer von Crispenhofen einige Predigten bei ihnen thue und das Abendmahl reiche. Wib. 2, 29. C ll)1616. Hans Wilhelm v. Weißbach, hohenl. Stallmeister (Mayer o . . 1622—30. Jonas Miiller, Direktor des Salzwerks (K.Bücher). 1634 im Sept. wird eine Frau von Reitern auf dem Feld ge- tödtet, ebenso ein Bote der Herrschaft, der nach Ellmangen geschickt war, Endres Frank, von Crabatten getödtet (K.Bükher). 1645 wird die lange Jahre öde gestandene und ziemlich vergan- gene Mühle zu W. (welches) von Hohenlohe-Neuenstein an Müller Preuninger von Jngelsingen mit allen Zugehörungen, wie Hans Bei; sie gehabt, um 260 fl. verkauft (Jngels. Akt.). 1682 19. März. -f- Hans Jak. Veit Staners aus dem Ländlein ob der EnnZ um seines Glaubens willen vertrieben (K.B.). 1777. Schulmeister Joh. Leonh. Müller (K.B.). 1803 das neugebildete hohenl. Justizamt Niedernhall hat seinen Sitz in der obern Saline. 1817, 1824, 1826, 1829 25. Juni, 1850 28. Juni, 1873 Juli Hagelschlag. W. Jahrb· 1869, 406· 186Z nnd 80 große Ueberschwemmung. Gutho f, hoch nnd frei über dem linken Kocherufer gelegen, gehört zur politischen Gemeinde Weißbach (1 km.) und zur Pfarrei Crispenhofen (3,3 km). Der Wciler besteht aus 3 Wohnhäusern. Der jetzige Name weist auf alte Wohlhabenheit. Es hieß früher Hert1vigsweiler, der große Zehnte gehörte halb dem Kl. Amorbach, der kleine dem Pf. zu Crispenhofen (Am. K:-pb.). 1417 verkauft Cunz v. Veinau Hertwigsweiler, ob Niedernhall gelegen, an Albrecht von Hohenlohe um 110 fl. (Oehr. Arch.). 1440 Peter v. Hertwigsrveiler verkauft seinen Weinberg am Halberg gegen Bechberg um 2 fl. an H. Seifried Eckhart (Weik.Rep.). 1476 bei Hertwigsweiler find die Greulichswiesen. 1598 vergleicht sich Kl. Atnorbach mit Hohenlohe wegen seiner Giilten zu Hertrichsweiler, sonst Guthof genannt (Oehr. Arch.). 16Z5 4. Sept. wird der Hofbauer auf dem Guthof, unfern von feinem Hof, von kaiserl. Reiter« erschossen (K.Bücher)·

Weldingsseld en. 863 4'7. glIeldinggskldeu, Gemeinde 11l. Kl., mit Z01 Einw. a) Weldingsfelden, Dorf, 250 Einw., worunter 145 Kath., Fil. von Jagstberg; b) C-schenhof, Weiler, 51 ev. Eint:-. Putz. a) ev. Fil. von Hohebach, b) von Dö1:renzimmern. W. liegt auf der Wasserscheide zwischen Kocher und Jagst an der ehmaligen Poststraße von Künzelsau nach Hohebach- Mergentheim. Es hat eine der höchsten Lagen des Bezirks· Der größere Theil der Häuser steht jedoch nicht auf dem Komm des Höherückens, sondern am Beginn der Abdachung desselben gegen Norden dem «Jagstthale zu in einer kleinen Mulde. Der Ort ist sehr stark den Winden ausgesetzt, Feuersbrünste pflegen gefährlich um sich zu greifen. Kalte Nächte sind nichts un- gewöhnliches, Hagelschlag nicht gerade besonders häusig. Die Häuser und Scheunen sind meist groß und schön gebaut in Folge des durch den Brand 1857 nothwendig gewordenen Neubaus. Viele von ihnen tragen sinnige «Jnschriften, z. B. Aller Anfang zu jeder Frist Geschehe im Namen Jesu Christ. Oder: Gott segne dieses Haus Und alle, die da gehen ein und aus. Weiter: Wer Gott vertraut, Hat wohlgebaut Im Himmel und auf Erden. Und Wo der Herr nicht das Haus selbst baut, so ist umsonst, die da daran arbeiten. Der Unterstock ist meist solid aus Sandsteinen gebaut, der Oberstock aus Fachwerk. Die Kapelle zum heil. Bartholomäus ist unbedeutend. Der Chor hat seit Nov. 1878 einen schönen -Holzschnitzaltar und ist freundlich und hell, das kleine Schiff dunkel und durch die Em- pore verbaut. Es hat eine alte Orgel von geringerer Qualität. Ueber dem Chor befindet sich ein blechgedeckter Dachreiter, auf welchem zwei kleine Glocken hängen. Die kleinere Glocke hat die ,Jnschrift: Ave Maria gravis. pleva. -.nn0 (1omini 1488. Die größere ist von L. Lösch 1756 gegossen. Nach dem Schönthaler

864 Ortsbesehreibung. ,Jurisdiktionalbuch soll die Kapelle von 7 Bürgern, der Chor aber aus den Mitteln einer Kirchen[trafe erbaut worden sein. Die Kapelle ist nach jahrelangem Prozeß der evangelischen Ge- meinde Hohebach mit dem katholischen Theil der Einwohner von Weldingsfelden letzteren zur Alleinbenützung durch gütlichen Ver- gleich 1865 überlassen worden. Die Unterhaltung der Kirche ist Sache der Stiftung. Ein Pfarrhaus ist nicht vorhanden, da die Katholiken des Dorfes nach ,Jagstberg, die Evangelifchen nach Hohebach eingepfarrt sind. Der für die Katholiken bestimmte, mit einem Zaun um- gebene Gottesacker liegt außerhalb des Orts im Südwesten, nahe der Kapelle. Die Evangelischen werden in Hohebach begraben. Unmittelbar bei der Kapelle steht das I843 errichtete, freund- lich getünchte, für die katholischen Kinder bestimmte Schulhaus an der Hauptstraße. Es enthält ein Lehrzin1mer und die Woh- nung des provisorischen Lehrers. Die Baulast hat die Schul- gemeinde. Die evangelischen Kinder besuchen die Schule in .Hohebach. Ein Rathhaus ist nicht vorhanden· Die Gelasse für die Gemeindebehörden sind in der Wohnung des Schultheißen. An öffentlichen Gebäuden besitzt die Gemeinde nur ein Schafhaus. Mit gutem gesundem Wasser ist der Ort hinreichend ver- sehen. An Brunnen sind 16 Pumpbrunnen und 4 Schöpfbrunnen vorhanden. Ein kleiner Feuersee, der abgelassen werden kann, ist angelegt. Im ,,Höheflur« findet sich ein fchöner Sandsteinbruch, aus welchem auch die benachbarten Orte Bausteine beziehen. Die Vermögensverhältnisse sind günstig, wenn auch der Wohlstand den der Nachbargemeinden Hermuthaufen und Stein- bach nicht erreicht. Der größte Grundbesitz ist 96 Morgen, der Mittelmann besitzt 45 Morgen, die ärmere Klasse 6 Morgen. Die Haupterwerbsquellen sind Viehzucht und Feldbau· Der Ge- werbebetrieb ist ganz unbedeutend. Ein Krämer, eine Schild- wirthschaft und eine Speisewirthschaft befinden sich im Orte. Der Verkehr, der früher die Straße von Künzelsau nach Hohe- bach, Dörzbach, Mergentheim belebte und auch für W. merklich war, hat seit Erbauung der neuen Straße über Stachenhausen bedeutend nachgelassen. Eine weitere gute Straße führt unweit des Ortes nach Jagstberg und Mulfingen. Die Markung des Hauptortes ist wohl abgerundet, die Markttag Eschenhof keilt sich als ein langgedehnter Streifen

Weldingsfelden. 8(«;5 zwischen die benachbarten Markungen ein. Der Boden ist mittel- fruchtbar, nur theilweise tiefgründig, reich an Steinen. Neben Kalkerde findet sich auf der Markung Lehmboden. Nasse Wiesen sind nur wenige vorhanden. Die Gemeinde besitzt 8 Morgen Laubwald, dessen Ertrag an die Bürger vertheilt wird. Als Weide dient das Brach- und Stoppelfeld sammt den All1nanden. Das Weiderecht haben die Bürger, welche auch die Pferchnutzung beziehen. Der Schäfer bezahlt in die Gemeindekasse 100 -M Pachtgeld. Der Viehhandel theils mit Mastvieh theils mit Gangvieh gedeiht. Für die Schafhaltung ist ein Ortsschäfer angestellt. Derselbe hat im Sommer 300, im Winter 200 Stück Bastarde auf der Markung gehen. Alterthümer. Von den Grabhügeln im Rupertsholz s. Hohebach. Auf der Markung Weldingsfelden sind sicher zwei alte Orte abgegangen, im Westen des Ortes zwischen Stachen- hausen und W. Velen1veiler, dessen Markung zwischen den beiden genannten Orten getheilt ist, und ein weiterer «im Osten des Ortes nahe an Hermuthäuser Markung auf der Flur Altenweiler. H. Bauer suchte bei Hermuthausen, also auf Altenweiler Liebolds- bronn, siehe aber S. 567. Vielleicht weist Altenweiler auf das abgegangene Holderbach s. Steinbach. Auf eine weitere Nieder- lassung deuten die Flurna1nen Höhestetten und Gasse. Sonst sind an Flurnamen zu bemerken: Rock, Kessel, Heimat, Dazen, Fritzenklinge, Galgen, Breite, Honigsbrunnen, Zwerndt. Geschichte. Ursprünglich gehörte Weldingsfelden (Feld eines Nachkommen des Walto), vom Volke Wetzfelden gesprochen, den Herren von Krautheim, von welchen es durch Erbschaft an die Grafen von Eberstein kam. Von diesen erwarb Kl. Schön- thal 1310 bedeutende Einkünfte, welche durch Kauf von Albert von Kürnberg und Ulrich von Mulfingen 1335 vermehrt wurden. Alb. v. Kürnberg scheint als Morgengabe seiner Gattin, wohl einer v. Mulsingen, seine Einkünfte in W. sammt dem Gericht bekommen zu haben. Weitere Güter erwarb Schönthal I409 von Ulrich von Thierbach und 1410 von der Gemeinde Künzelsau, Schönhuth Schönth. 61. 72. 73. 107. 108 s. Reg. Um 1470 kaufte Abt Bernhard noch weitere Güter. Neben Schönthal hatte Gnadenthal durch den Pfarrer Kraft Kiselme zu ·Hohebach 1310 ein Holz in W. und 1331 Gülten erhalten. Neben Beseht. von Witrtte1nb. 62. Heft. Oberamt Ktinzelsau. 55

866 Ortsbeschreibung. beiden Klöstern waren die Herren von Bachenstein s. Reg. 1428, von Stetten 1508 und Crailsheim 1406 und 1470 besitzberechtigt. Die Gnadenthaler Besitzungen, sowie die 1470 erworbenen Güter und Gülten der Frühmesse Jngelfingen kamen durch die Refor- mation an Hohenlohe, welches dazu noch von Gabriel v. Stetten ein Gut erworben hatte. 1603 wurden die hohenlohischen Zins- und Lehensgüter zu W. an Schönthal im Tausch gegen andere Einkünfte abgetreten. Im 18. Jahrhundert hatte noch ein Herr v. Adelsheim einige Einkünfte, die aber auch von Schönthal erworben wurden s. Reg. 1717. Bis 1802 hatte Schönthal die Vogtei und Territorialgerichtsbarkeit, Reise, Folge, Schatzung, Gebot und Verbot, die Cent hatte das würzburgische Amt «Jagstberg. Hohenlohe sprach als Patron das jns Circes. sama an und bezog den großen und kleinen Zehnten, welchen es vom Kl. Gnadenthal bekommen. Einen Theil des kleinen Zehnten erhielt der Pfarrer von Hohebach. Wib. 1, 468. Jn den übrigen Zehnten theilten sich nach der Grundtheilung von 1553 Hohenlohe-Neuenstein und -Waldenburg. Kirchlich gehörte W. in die Pfarrei Hohebach und wurde mit dieser reformirt. Diese Thatsache wurde vom Abt zu Schönthal bis 1628 vollständig anerkannt s. Reg. 1564. Aber 1628 wurden die Einwohner der Pfarrei Jagstberg zugewiesen, der Kaiholizismns mit Gewalt eingeführt und dem Pfarrer von Hohebach sein Zehntantheil vorbehalten. Wib. l, 716. Als die Schweden in die Nähe kamen und Schönthal selbst an die Grafen von Hohenlohe geschenkt ward, kehrten die Ein- wohner von W. wieder zur evangelischen Kirche zurilck. Aber 1634 nach der Schlacht bei Nördlingen nahm Schönthal wieder Besitz von W. und zog jetzt den großen und kleinen Zehnten zu Gunsten des Pfarrers von Jagstberg ein, zwang die Ein- wohner zur Annahme des katholischen Glaubens und zog katho- lische Familien in den Ort. Nach dem westfälischen Frieden klagte Hohenlohe vergeblich bei der Friedensexekutionskommission in Nürnberg auf Zurückgabe der Pfarrgerechtsame gegen Würz- burg; vergeblich baten die 12 katholisch gewordenen Bürger am 1. Dezbr. 1649 den Abt Christoph von Schönthal (5 Bürger waren evangelisch), sie bei dem evangelischen Glauben zu lassen. Am 25. Febr. 1561 erließ Abt Christoph eine strenge Reli- gionsordnung. 1651 wirkte Hohenlohe-Neuenstein eine Reichskommissson

Weldingsfelden. 8 6 7 betreffend Restitution der Pfarrgerechtsame aus. Dieselbe, be- stehend aus dem Deutschmeister und der Stadt Rothenburg, ent- schied, es solle beim Stand des Normaljahrs 1624 bleiben, da der Abt erkläre, die evangelisch gebliebenen Unterthanen bei ihrem Glauben lassen zu wollen. Die Klage wegen Vorenthaltung der Zehnten und Pfarrkon1petenz wurde abgewiesen, da man dem Abt die Besitzentsetzung nicht nachweisen könne. Als Pfarrer Angelin v. Hohebach es wagte, 1671 Kinderlehre, Taufe und Abendmahl in der Kapelle zu W. zu halten, wurde er gefangen nach Jagstberg geführt und nicht eher losgelassen, bis die Un- kosten ersetzt waren. Wib. 1, 468, 720. Noch 1716, 1743 nnd 1753 gab es Klagen über Störung des religiösen Friedens von Seiten des Klosters (Mayer Coll.). 1802 kam W. an den Altgrafen Salm, der dasselbe dem Amt Krautheim zutheilte. 1806 unter württen1bergische Staats- hoheit gekommen, wurde es mit allcr Grundherrlichkeit gegen das Dorf Diebach an Württemberg abgetreten. 1310 25. Juni. Boppo v. Eberstein und seine Gattin Guta ver- kaufen an Abt und Konvent zu Schönthal ihre Güter zu Weldings- felden und Windischenhobach für 106 Pfd. 10 Schill. Die Güter zu W. sind die der Brüder Konrad und Heinrich Bermann, Walter Dums und Konrad Schmitz· Schönh. 60. 1310 s. oben. Oehr. Arch. 1331 gibt Kraft Kiselme Gülten zu W. an Gnadenthal zu einer Jahreszeit. Wib. 1, 191. 2, 188. 1335 25. Januar verkauft Albert v. Kürnberg mit seinen Kindern Heinrich, Albert, Luckard, Juta, Adelheid und Anna (2 seiner Kinder Ulrich und Konrad find noch unmündig) seine Güter sammt dem Ge- richt zu W. für 221X2 Pfd. an Schönthal. Schönh. 73. Staats-arch- 1335 4· Juli verkauft Ulrich v. Mulfingen jun. Z Güter zu W· um 31. Pfd. 5 Schill. an Schönthal. Schönh. 74. Staatsarch. 1336 s. Mulsingen. 1341 St. Agnestag gibt Gernot Fremde, reator ev(-1esi:-re in Oedheim, 8 Pfd. Gült von Gütern zu Seidelklingen, W. Zwerenberg, (abg.) Hirfchbronn, Süudeldorf und Ochsenthal an Schönthal. Schön- huth 76. 1406 Sonntag vor Andreä verkauft Ursula Schenkin v. Arberg, Witwe Heinrichs v. Crailsheim, ihre Güter zu W. an die .Heiligenpflege zu Künzelsau um 4() fl. Staatsarch. 1409 12. März verkauft Ulrich von Thierbach, gesessen zu Jagst- berg, alle seine Güter sammt dem Antheil am Gericht zu W. um 70 fl. an Schönthal (Schönh. Schönth. 107), löst sie aber wieder 1412 um 80 fl. (Staatsarch.). 1410 verkaufen Vogt, Richter, Heiligenpsleger und Gemeinde zu Künzelsau die 1406 erkauften Güter und Giilten zu W. um 50 fl.

868 Ortsbeschreibung. an Schönthal. Sig. Konrad, Pfarrer in Künzelsau und Johann Trifts- häuser, Vogt in Jngelfingen (Schönhuth 108). 1428 Sonntag nach Vinc. Petri verkauft Justina v. Seckendorf, Witwe Eberhards v. Bachenstein, ein Gütlein zu W. genannt an den Stocken, an welches Hans v. Bachenstein oder Peter der Kämmerer Ansprüche machen könnten, an Herolt v. Stetten (Stett. Urk.). ca. 1470 kauft Abt Bernh. v. Schönthal Güter zu W. Mone Quellen 4, 159· 1470 St. Egid. verkauft Hans von Crail?-heim seine Gülten knd 9Güter zu W. an die Frühmesse zu Jngelfingen für 44 fl. Wild. , 1 1. 1508 verkauft Gabriel v. Stetten fein Gut zu W. an Albrecht und Georg v. Hohenlohe· Wib. 1, 191. Oehr. Arch. 1559 verträgt sich die Gemeinde W. mit Jagstberg wegen ver- schiedener ,Jrrungen (Bauer). 1564 klagt der Abt von Schönthal, daß- der Pfarrer von Hohe- bach nicht die Gottesdienste zu W. halte wie vor Alters. Weik. Rep. 1571 bittet die Gemeinde W. bei der Vifitation, das; der Pfarrer von Hohebach alle Z—-4 Wochen einmal zu ihnen hinauåkomme und predige und die Sakramente halte. Wib. 1, 466. 1584 bittet der Abt von Schönthal, daß der Pfarrer v. Hohebach je den 4. Sonntag zu W. predige. Wib. I, 716. Weit. Rep. 1628 6· Juni wird das erste Kind von W. zu Jagftberg nach kathol. Ritus getauft. Kirchenb. v· Jagstberg. 1717. ,Joh. Friedr. v. Adel?-heim verkauft seine Habergiilt zu W. an Abt Benedikt zu Schönthal. Staats-arch. 1719 wird der Kirchthurm reparirt (Mayer Coll.). 1810 14. März brannten mehrere Gebäude ab zu W. 1857 26x27. Juli brannten 8 Haupt- und 8 Nebengebäude ab, 1 Hauptgebäude und 3 Nebengebäude wurden theilweise zerstört. Schaden an Gebäuden 9264 fl. an Mobiliar 8375 fl. Wiirtt. Jahrb.1857, 49. Efchenhof westlich von Welding-?-felden, ein stattlicher Hof, gehört zur bürgerlichen Gemeinde W., aber zur Pfarrei Dörrenzimmern und in die Schule Stachenhausen, hieß ur- sprünglich Untereschenau im Gegensatz zu dem östlicher gelegenen Hofe Obereschenau zwischen Weldingsfelden und Hermuthausen. Von Obereschach ist noch ein gefaßter Brunnen vorhanden. Die Markung ist zu Weld. gezogen, doch machte lange auch Hermut- hausen Ansprüche drauf. Auf frühere Kämpfe dort weisen 1848 gefundene Waffen und Hufeisen, sowie Gräber im Wald. Nach dem Schönthaler ,Jurisdiktionalbuch gehörte Ober- und Unter-eschenau zur Kirche in Hohebach. Schönthal hatte alle Obrig- keit, Vogtei und Schatzuug, in Obereschenau hatte das Amt Jagst- berg die Centjurisdiktion, W. F. 1847, 38. Jn Untereschenau sprach sie Hohenlohe-Jngelfingen im Widerspruch mit Schönthal an. Ursprünglich Besitz der Herren von Krantheim, kam ein

Westernhausen. 8 69 Theil von Untereschenau 1266 an Gnadenthal, fiel aber mit der Reformation an Hohenlohe. Der Hauptbesitzer aber war 1290 Kloster Schönthal. Nicht zu verwechseln ist damit Eschach und Eschenau bei Schönthal (abgegangen f. Schönthal). 1266 vermacht Konrad v. Krautheim seiner Gattin Einkünfte in Untereschenau, die nach ihrem Tod an das Kloster Gnadenthal fallen sollten. Wib. 2, 76. 1290 Juli 15. s. Hermuthausen. Um 1550 ist Obereschenau abgegangen. Außerdem ist abgegangen: Velenweiler (Volenweiler v. d. P.N. Volo. Buck Flurb. S. 289), zwischen Stachenhausen, Bühlhof und Weldingsfelden getheilt. Der Bauer auf dem Bühlhof hatte im 16. Jahrhundert 143 Morgen Aecker, Holz und Wiesen zu Velenweiler (Volenweiler), W. F. 7, 186. 1304 vekspricht Konrad v. Dörzbach, die von seiner Mutter an Kloster Gnaden- thal vermachten Güter zu V» auch 2 Malter Korn, 1 Malter Haber und 50 Pfd. Heller uach ihrem Tod dem Kloster zu überantworten. Oehr. Arch. W· F. 9, 45. « 48. McstkkUIJllUfcU, Gemeinde IIl. Kl., kath. Pfarrdorf mit 758 Einw., wor. 5 Ev., Fil- von Schönthal. Westernhaufen, umgeben von einem Wald von Obstbäumen, liegt auf dem linken Jagstufer und zieht sich den Ufern des Baches entlang, der unterhalb des Dorfes in die Jagst mündet, in die Höhe. Die beiden mit der Zeit ausgewaschenen Wände des Bachthälchens bilden einen Schutz nach Ost und West. Das Dorf hat eine lange Hauptstraße, die trefflich gebaut und gut unterhalten ist. Der Ort ist reichlich versehen mit gutem Wasser, das ver- schiedene Quellen in und außer dem Dorf liefern, im Dorf der Brunnen bei der Kirche, Rolle, Rohrbrunnen, Lindenbrunnen, außerhalb des Dorfes der Aeckerlesbrunnen, Bildbrunnen und Kapellenbrunnen. Jm Ganzen sind 4 laufende, 6 Pumpbrunnen und 2 Schöpfbrunnen vorhanden. Die Kirche hoch oben im Dorf auf einem Bergvorsprung, von dem man einen freundlichen Blick auf das Dorf, das Thal

870 Ortöbeschreibung. und die jenseitigen Höhen mit dem hochgelegenen Heßlingshof genießt, ist 1742J44 vom Kloster Schönthal erbaut. Gemäß der Zeit ihrer Erbauung bietet— sie nichts künstlerisch irgendwie Bemerkenswerthes. Sie ist im Zopfstil gehalten; während das Schiff durch die Emporen etwas düster, wirkt der Chor hell und freundlich. Doch ist die ganze Kirche feucht, weil sie zu tief in1 Boden steckt. Im Chor der Kirche erinnert eine Jn- schrift an den dort begrabenen Pfarrer Bretzigheimer, -s- 1702. Sie lautet: 4. 0ct. Domin. 19 P. Pent. anno aetatjs 73 Diener. et re1jgios. P. Amadens BretzigheiInor. Miltenburg. Monaster. Schontha1. Satori et exe1npti or(1i. Cistero. Senior et Jubilaeus et Fa:-oehus in Westernhausen pje in 1)01nino obiit. Ein sehr abgetretener Grabstein neben dem Marienaltar erinnert an P. Angelus Stahl von Ballenberg, Pfarrer in Westernhausen, «s- 1789. Ursprünglich war S. Martin Patron der Kirche. 1684 fügte die Gemeinde in einer Zeit großer Sterblichkeit den heil. Sebastian hinzu, dessen Tag sie als hohen Festtag zu feiern gelobte. An der Westseite des Schiffes außen befindet sich der nicht übel gearbeitete Grabstein dreier Pfarrer, die in einem Jahr gestorben, Johann Walter, Adam und Georg Khun 1nit ihren Bildnissen, darunter steht die Inschrift: sont- t1·es pastores, quos annuS snstu1it unus, -Joannes, Adam, tertius inne Gceorg. Wa.lterj agn0men prjmo, Kltunumqne dnoi)ns. Quos tegjt hie te1lns, snscipe Sancta ’I’rias. Nach dem Todtenbuch starb Adam Kahn den 5. Februar, Joh. Walter den 25. Oktober, Georg Kahn 20. Nov. Doch scheint dieser nicht gleichzeitige Eintrag nicht richtig, da Walter als der erste genannt ist und schon 1628 Pfarrer war. Auf dem Thurme hängen Z Glocken, von denen die größte die Inschrift hat: Anna Dom. 1679 benedicta est luden cum- po«na in hon01-en: simu1 trinjtatis ssin1ae, Jesus, Mariae et; Josephi. S. Susa.nna.e. Stef. Brander et J. A1·nolt me t’eeit. Die mittlere: Anno Dom. 1679 bene(1iota est h-see can1pana in hono1-ern ssim8e ’1’rinito,tis S. Mariae S. M-zrtini contes- Soris ps.t:roni hujns ev(-1eSiae, S. Sebo.stis.ni. Auf der Seite die Monogramme Stef. Brunclers und Joh. Arnolts. Die kleine: In hono1-ern Dei et b. M. "7i1-Z-inis. St. Erstens Max-ans Lunas Johannes. Auf Kosten der Gemeind ist diese Glocken von dem Meister Lösch v. M»orBbach nach

Westernhaus en. 87 1 Westernhausen gegossen, zur Zeit, wo Valentin Bölz Schultheiß war 1784. Jenseits der Jagst stand die Antonius-kapelle, von der nur noch ein altes Bild mit der Jahreszahl 1602 erhalten ist. Dieselbe wurde 1868 beim Bau der Straße nach Aschhausen abgebrochen. Die bauliche Unterhaltung der Kirche ist Sache der Kirchengemeinde. Der Gottesacker liegt um die Kirche her und wurde 1839 erweitert. Das Pfarrhaus, wenige Schritte unter- halb der Kirche gelegen, freundlich und sonnig, ist 1609 erbaut. Das alte Pfarrhaus wurde 1608 von Abt Theobald von Schön- thal an den Zimmermann Stephan Burkhard von Eßlingen (Heßlingen? Heßlingshof) für 140 fl. verkauft. Die Pfarr- scheune ist 1687 neuerbaut. Die Baulast hat der Staat. Das ansehnliche Schulhaus steht im mittleren Dorf. Es enthält das Rathszimmer, zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schullehrers, neben dem noch ein Lehrgehilfe unterrichtet. Es besteht auch eine Arbeitsschule. Das Schulhaus wurde 1843X44 erbaut und ist Eigenthum der Gemeinde, die es auch unterhält. An öffentlichen Gebäuden besitzt die Gemeinde noch eine kleine Kelter, erbaut 1665, mit einem Baum und 4 Pressen, sowie ein Schashaus. Die Kirchenpflege hat ein Vermögen von 12 000 «-M, das aus Jahrtagsstiftungen erwachsen ist. Die Einwohner sind kräftig gebaut und gesund. Eigen- thümlich ist die öftere Wiederkehr von Epidemien. Nicht nur die Pest im 30jiihrigen Krieg, die ganz Franken heimsuchte (1634, 35. 36), kostete viele Opfer, sondern auch die Jahre 1684, 1781, 1826 und 1865. Die Gemeinde Westernhausen hat sich in den letzten Jahren wesentlich gehoben. Seit 1842 sind 150 Personen noch Amerika und Australien ausge1vandert, was der Gemeinde zum Besten gereichte. Zechen bei Taufen und Hochzeit, wie Leichentrünke sind üblich. Die Ver1nögeusverhältnisse sind annähernd dieselben wie in den benachbarten Thalgenteinden. Jeder sindet sein Auskommen, Bettler sind keine vorhanden, wie auch kein Armenhaus. Der vermöglichste Einwohner besitzt ca. 42 Morgen, der Mittelmann 20, die ärmere Klasse 1—10 Morgen. Auf auswärtigen Mark- ungen haben einige Bürger Güter, aber in geringer Ausdehnung, so auf der Markung Winzenhofen, Sindeldorf, Vieringen, Schön- thal, Crispenhofen.

872 Ortsbeschreibung. Die gewöhnlichen Handwerke sind vertreten, besonders stark Schuhmacher und Maurer, welche auch nach auswärts arbeiten. Es bestehen Z Schild- und 2 Speisewirthschaften. An der .Jagft befindet sich eine Mühle mit Z Mahlgängen und 1 Gerbgang. Dem Verkehre dienen die Staatsstraße von Schönthal nach Dörzbach, welche jenseits der Jagst auf geringe Entfernung vom Ort. vorüber zieht, die Körperschaftsstraße von Schönthal über Crispenhofen nach Jngelfingen und Künzelsau, von welcher sich die Straße nach Schleierhof-Forchtenberg abzweigt, sowie eine Körperschaftsstraße nach Aschhausen. Ueber die Jagst führt eine steinerne Brücke mit 4 Jochen, welche nach der Jnschrift 1619 erbaut wurde. Auf derselben steht ein hübscher Joh. v. Nepomuk von Bildhauer Zartmann in Neckarsulm (1868). Von der Jagstbrücke bezieht die Gemeinde Brückengeld, das um 120 -M verpachtet ist. J1n Orte befinden sich nach 4 steinerne Brücken über den Orts-bach und über die Berg- klinge. Die Unterhaltungslaft für sämmtliche Brüsten hat die Gemeinde. Das Klima ist im allgemeinen mild, doch sind Frühlings- fröste und Nebel häufig. Gegen Winde wird der Ort durch die umgebenden Berge und Waldungen geschützt. Hagelfchlag ist selten, 1829 kam am 25. Juni ein Hagelwetter von Osten, welches 1V2 Stunden währte, nachdem schon am 24. Juni Hanf, Gartengewächse und Bäume durch Hagel beschädigt waren. Von dem schweren Hagelschlag am 25. Juni wurde auch die Markung Büschelhof, Muthof, Schleierhof getroffen. (Psarrchr.) Die Landwirthschaft wird mit Eifer betrieben, ist aber mühsam, da der größere Theil der Markung auf den Höhen zu beiden Seiten der Jagst liegt. Der Boden ist größtentheils schwer und hitzig, nicht tiefgründig genug, während ein großer Theil der Wiesen sumpsig ist· Lehm -und Letten mit Steinen vermischt herrschen vor. Um den Feldbau zu erleichtern, hat die Gemeinde in den letzten 18 Jahren 4000 «-M auf Feldwege verwendet. Der Wiesenbau ist ausgedehnt, das Futter jedoch zur Hälfte sauer. Gemüse wird nur für den eigenen Bedarf gepflanzt. Der Weinbau ist von geringer Bedeutung. « An Wald besitzt die Gemeinde 106 Hektar 49 Ar vor- herrschend Laubwald, welcher 45 Klafter und 1500 Wellen jährlich einträgt. Das Reisach wird als Bürgergabe (10—-20 Wellen) vertheilt, das übrige Holz sammt Rinde wird zum

Westernhaus en. 873 Besten der Genteindekasse, die daraus 1200 «-M bezieht, verkauft. Doch bekommt jeder Bürger zum Neubau eines Hauses 4600«, zu einer Scheune 2395« Stammholz. Die Weide wird von Fremden befahren. Sie trägt der Ge1ncinde 1300 -is, die Pferchnutzung 300 «-M Die Rindviehzucht ist sehr gepflegt. Fremde Schäfer lassen auf der Markung ca. 220 Schafe, rauhe Bastarde, Sommer und Winter laufen. Die Schweinemästung wird eifrig betrieben. Alterthüm er. ,Jn einer Sandgrube in der Au fanden sich neben dem Auweg ca. 11,40 Meter tief Knochentheile eines B1ophas p1·imigenius (Mammuth), ein Zahn des nordischen wollhaarigen Rhjnoce1·os tioho1-hinus. Ueber die Grabhügel s. allg. Theil. Auf der Flur ,,Berg« fand man 13 Schlüssel von alterthümlicher Form unter ei-nein runden Stein versteckt und Hacken, wie zur Ersteigung einer Burg. Von früheren Münz- funden ist nichts mehr vorhanden. Auf der Flur ,,Leber« gruben vor 70 Jahren die Schulknaben eine Menge Gewehrkugeln aus, die wohl aus dem 30jährigen Kriege stammen. Im obern Aulein stand ein Weiler, zu dem die Antoniuskapelle gehörte, um welche her ein Gottes-acker gewesen zu sein scheint, da beim Straßenbau dort eine Menge Gebeine gefunden wurden. Ein Rest dieses Weilers war die Scheune, welche auf der Scheuerles- Wiese stand. Der Weiler ist ziemlich sicher Ruthardsdorf s. unten. Die Markung berührt die hohe Straße, auch Römerstraße ge- nannt. Dieselbe hat beiderseits wallartige Erhöhungen. An alten Steigen sind zu erwähnen die Metzgersteige, aus welcher die Kocherthaler Metzger verkehrten, nach Crispenhofen, die Berg- steige zur Flur ,,Berg« und von da zum Ruhbaum, das Aspen- steigle nach dem abgegangenen Ort Aspen bei Forchtenberg, die Knocksteige nach Schleierhof über den Knock, die Oestersteige über den Oesterberg nach Aschhausen, die Kreuzsteige zur Flur Greut. Jm untern Dorf befindet sich ein Rest einer alten Burg, die Bürg genannt, mit der Mauer und einem Thor, das jetzt Kellerthor ist· Auf der Grenze zwischen der Flur Hag und Stein unmittelbar an einer steilen Felswand über der Jagst steht nach ein Gemäuer 6« hoch und 40« lang und 30« breit. Es fanden sich noch steinerne Staffeln. Von der Burg nach der Ruine im Hing oder dem Schloß im Stein, wie das Volk die Rnine nennt, läßt die Sage einen unterirdischen Gang gehen. Die Burg ist ohne Zweifel der Burgstall von W., den die

874 Ortsbeschreibnng. Grafen von Flügelau 1301 an Schönthal verkauften, s. unten. Wo die Klause gestanden, läßt sich nicht bestimmt nach1veisen. Der Sage nach standen oberhalb der Kirche rechts und links in der Klinge zwei Einsiedeleien. Ein Stück des Gemeindewalds am Weg nach Schleierhof heißt der Klausenrain und darunter liegt die Klausenwiese, ein kleines Flürlein rechts vom Weg nach Schleierhof die Haseläcker. Die Volkssage erzählt, auf der hohen Straße seien die Kreuzfahrer vorübergezogen. Westernhansen, (die nach Westen gelegenen Häuser im Gegensatz zum Oesterberg) gehörte ursprünglich zum Besitz der Herren v. Krautheim und kam dann an ihre Erben, die Grafen von Eberstein, und von diesen an die Grafen von Flügelau. Auch die Grafen von Wertheim und die Herren von Düren hatten Lehengüter daselbst. Al Dürensche Lehensleute erscheinen die Herren v. Aschhausen (1291) ebenso die Herren v. Bachen- steiu besitzberechtigt, als wertheimische die Herren von Adelsheim und Seldeneck im 15. Jahrh. Aschbach, Gesch. der Grafen von Wertheim I, 376 f. und Regeft. 1499. Jm Anfang des 14. Jahrhunderts finden sich auch Herren von W., wohl ein Zweig der Herren von Aschhausen. Später haben die Herren von Eicholzheim (1599) und Hochhausen (1308) Güter in W. Von Klöstern hatte Gnadenthal (1252, 1295. 1427) Komburg (1318) und Schönthal (1295) Besitzungen in W. Nach und nach erwarb Schönthal das ganze Dorf mit allen Rechten mit Ausnahme der Cent, Schatzung, Geleit, Zoll, Reise und Folge, 1velche Mainz gehörten. Die Vogtei stand Schönthal zu, welches auch den großen Zehnten bezog. Von dem abgegangenen Ort Breitenthal erhielt Westernhausen mit Schleierhof nach langem Streit mit Crispenhofen 1751 170 Morgen 1 Viertel 4 Ruthen an Aecker, Wiesen, Wüstung und Waldung mit dem Steinbruch, aus welchem 1622 das Schloß zu Laibach und 1630 die Kirche zu Krautheim erbaut wurde. (Schönth· Jurisdict.Buch.) Die Mühle gehörte (nach dem Jurisdictionalbuch) früher der Gemeinde, später dem Kloster. Der Müller mußte dem Kloster Hunde halten. Von dem Klösterlein zu Westernhausen hat sich nur eine Nachricht erhalten. 1406 St. Lucientag gab Guta Raus (in der Urkundenabschrift zu Westernhausen heißt sie Guta Bani) magist1-S. VIII-llStl·j o1-(1i11is terti-»O reg-also S. P:-ancisci, Meile

Westernh aus en. 8 75 Quellen zur bad. Landes-geschichte 4, S. 157 H« mit Rath ihrer Freunde ein Viertel des Zehnten zu Sindeldorf groß und klein, und zu dem Sersloch, eine Hofraithe zu Winzenhofen, die Kunz Müllers war, das Gut, das Fügers war, einen Weingarten zu Crifpenhofen, der -Herr Hausen Müllers war, an die Pfarrei Winzenhofen, wogegen der dortige Pfarrer allcv"öchentlich in der Kirche zu Westernhausen eine Messe lesen mußte. Die Pfarrer von Westeruhausen und Marlach sollen über die Ausführung wachen· Im Nichtbeachtuugsfall sollen die Güter an die Schwe- stern in der Klause zu Westernhausen falleu. Sig. Götz von Aschhausen und Kunz von Eber-T-berg. Jetzt ist die Stiftung seit 1828 vertheilt, der Pfarrer von Sindeldorf, welcher den Zehnten zu Sindeldorf bekam, hat 36 Messen, der zu W., welcher den Zehnten auf 2 Aeckern bekam, 4, der Pfarrer von Marlarh für den Zehnten auf dem Sershof und 4 Aeckern 12 Messen zu lesen. Die Pfarrei war früher von großem Umfang, es ge- hörte zu ihr Sindeldorf und Diebach und oielleicht in früher Zeit auch Winzenhofen. Das Patronat gehörte den Herren von Hartheim. 1358 wurde die Kapelle zu Sindeldorf durch B. Albrecht von Würzburg unter Zustimmung der Herren o. Hart- heim zur Pfarrkirche erhoben und von Westeruhausen getrennt. 1566 26. September trat Wolf von Hartheim zu -Hartheim und Domeneck dem Kloster Schönthal das Patronat mit allen Gefiillen, Rechten, Zehnten u. s. w. ab und erhielt dafür den halben Theil des großen und kleinen Zehnten und Gülten zu Hirschlanden im Bauland. (Urkd. Abfch. in der Pf. Reg. in Westernh.) Das Filial Diebach wurde feit 1594 wegen der weiten Entfernung vom Pfarrer zu Sindeldorf pastorirt, ohne förmliche Trennung vom Pfarrverband mit Westernhaufen. Diese Maßregel wurde wohl mit veranlaßt durch Mißtrauen gegen den Pfarrer, der später offen zur lutherischen Kirche übertrat 1md sein Amt aufgab. Er hieß Paul Muthlen. Ueber die seit der Gegenreformation eingepfarrten Filiale f. Gem. Muthof. Von 1682 an ließ Schönthal die Pfarrei durch Kloster- geistliche versehen, 1702 11. Juni gab der Bifchof seine Sank- tion dazu. Die Pfarrer waren bis 1819 Konventualen. Eine Schule bestand jedenfalls seit 1600 (Kirchenbücher). Durch den Reichsdeputationshauptschluß vom 25. Februar 1803 §. S. kam Westernhaufen mit S·:hönthal an die Krone

8»7 S Ortsbeschreibung. Württemberg. Die Gerichtsbarkeit fiel mit dem Amt Krautheim den Altgrafen Salm-Reifferscheid zu, gieng aber durch die rhei- nische Bundesaete v. 12. Juli 1806 auch an Württemberg über. Zur politischen Gemeinde gehörten bis 1835 auch Büschel- hof, Muthes, Schleierhof, Eichelshof und Spitzenhof, wurden aber in diesem Jahr zu einer eigenen Schultheißerei Muthof vereinigt. Pfarrer: Wolprand, pleb-mus (W. U. Z, 164) 1225. Hein- rich 1295, Staats-arch. Otto 1302 (Reg.). Reinhart von Hartheim 1358 (Reg.). Konrad 1363 (Staatsarch.). Kraft Frey 1401 (Reg.). Friedrich N. vor 1463 wird Pfarrer zu Gerichstetten (bad.), Trusche- lin von Miltenberg, 20 Jahre lang Pfarrer und zugleich Amorbachi- scher Schultheiß zu Gerichstetten vor 1464—79 (Amorb. Kopialb.). Georg von Hartheim 1479 f· Peter Jmtäl 1502. Wilh. Bauer, -j- 1555. Paul Muthlen 1590—1606 wird lutherisch. Joh. Carpign- tarius, Sohn des Georg Wagner v. W. 16(16—20. Joh. Walter, wahrscheinl. 1620, sicher 1628, s- 1634· Adam Khun, 1684. Georg Khun. Müh· Schildknecht von Gerolsingen bei Jngolstadt 1635—43, -s· 31· Jan. Pater Franziscus, Subprior 1648. P. Gottfr. Weber 1649. Mart. Konr. Beyer (Bavarus) 1650. Joh. Molitor 1651. M. Joh. Georg Haim von ReichelE«-heim 1666. P. Joh. Beyer 1679. P. Wilh. Hohenrein 1681, 1683, 1693—1701. P. Amad. Bretzig- heimer 1682, 1702. Paul Götz 1687—93. P. Marian. Wörner 1711. Dom. Emerich 1718. Am. Decker 1720. Angelus Münch 1728 (später Abt in Schönthal). Heinrich Brenner 1728. Wilh. Schäfser 1738. Michael Upilio 1743. Dom. Ebelein 1749. Mor. Weber 1768. Eugen Bamberger 1779. Angel. Stahl von Balleuberg 1785——89. Alberich Katzenberger 1789—1819. Ferd. Dannhauser 1820—25. Xav. Schöninger 1825——32. Jus. Braisch 1840—47. Franz Xav. Haßler 1848—74. Al. Ernst 1878. Nach dem Jahrtagsverzeichnis waren Pfarrer Johann Ostertag und Heim. Rüdinger· Regesten der Herren von Westernhausen. 1306 28. Mai Fr. Heinrich v. Westernhausen, ma·jor oe11era1-ins in Schönthal, Zeuge in einer Urkunde Boppos von Eberstein« Wib. 2, 253. 1310 23, Juni Friedrich v. Westernh. Zeuge in einer Urkunde KonradZ v. Rosseriet. 1317. Gisela v. W» Nonne in Gnadenthal. Wib. 2, 185· 1357. Sitz v.· W. im hohenl· Gültbuch von 1357. Regesten der Orts-’-geschichte- 1225. Wolprand, Pf. zu Westernhausen, Zeuge bei der Schen- kung Alberts von Allfeld über Eschach an Schönthal. W· U. III, 164. 1252 Juli 22. Konrad v. Krautheim und Kunigunde ux. schen- ken dem Kloster Gnndenthal Güter in Westernhausen. Wib. 2, 57.

Westeruh aus en. 8 7 7 1266 Juni 14. bestimmt Konrad v. Krautheim, daß Gnadenthal nach dem Tode seiner Gattin auch die Güter in W» welche er ihr vermacht, erhalten foll. Wib. 2, 76. 1295 Febr. 24. verkauft Kl. Gnadenthal an Schönthal den Hof Walters zu W. Schönhuth 148. 1295 vergleicht sich Gnadenthal mit Konrad SllpS1· W:-.1l0 über den Hof -s- Walters in W. und andere Güter. Wib. 4, 25. 1295 Sept. 27. Heini: v. Bartenstein und Adelheid v. Asch- hausen ux verkaufen alle ihre Güter in W., die 5V2 Pfd. gülten unt 1()0 Pfd. an Schönthal. Arch. in Stuttg., Schönh. 49. 1306 s. Dörzbach. 1299 Nov. 12. Hermau v. Krautheim, Vikar in Würzburg, stiftet den Marienaltar in Westernh. und vermacht demselben 2 (-asu1ae. Reg. b. 4, 703. 1299. Ruvert v. Diiren und sein Sohn Rupert eignet dem Kl. Schönthal die Lehengüter, welche Albert v. Aschhausen an das- selbe verkauft hat. W. F. 1847, 26. 1301 Mai 1. Konrad Gr. v. Flügelau und Otto sein Bruder verkaufen mit Zustimmung ihrer Mutter Beatrix, ihrer Schwester Mech- tild, ihrer Qhein1e Heinrich und Boppo von Eberstein an Schönthal alle ihre Besitzungen zu W. montem ibi, in qu0 ca-strum fuit, qui vu1garite1« Burgsta11 di(-itu1«, in Attenberg, Breitenthal, Eichholz und Winzenhofen, wie sie ihr Großvater von Cberstein besessen, für 292 Pfd. Staats-arch., W. F 9, 78 f. 1302. Rupert v· Düren überträgt die Lehen, welche Heinrich v. Aschhausen zu Merchingen hat, auf Otto, Pf. zu Westernhausen. Staats-arch. 1306 28. Mai. Boppo von Eberstein spricht den Hof an, welchen Tirolf von Dörzbach an Gnadenthal geschenkt, der Hof wurde von Ulrich und Konrad Scheuermann und Walter, Sohn des sog. Untiffe, gebaut. Gnadenthal gibt an Boppo den Hof zu Büchelberg, wahr- scheinlich Büchelich. Wib. 2, 252. 1307 St. Agnestag. Ulrich Schenk von Lin1purg, Pfarrer zu Rengers-hausen, bekennt, daß er und feine Pfarrei keinen Anspruch an den Hof zu W. habe· Wib. 2, 283. 1310. Kraft Kifelme, Pfarrer zu Hohebach, gibt einen Hof zu Westernhausen an das Kl. Gnadenthal. Oehr. Arch. 1317. Konrad v. BockZberg gibt das Patronat zu W. an Rein- hard von Hartheim. Man. b. 39, 325. 1318 Febr. 23. Komburg verkauft das Bachensteinsgut in W. an Schönthal für 11 Pfd. Staatsarch., W. F. 1850, 96. 1318 April 10. Boppo von Eberstein schenkt dem Kl. 1 Malter Fruchtgiilt in W. Staatsarch. 1 22 . Ob · sb . Z f ergtn ach 1332 Montag nach Ambr., 6. April, verkauft Walter v. Herten- stein und feine Gattin Anna 4 Jahresnutzungen des großen Zehnten zu W. also auf 4 Jahre an Schönthal. Sein Schroager Hans ver- spricht, das Kloster nicht zu hinder11. Bürger! Joh. Ruhlin und Ger- hart Neckermann. Staats-arch. 1340 Sept. 23. Elisabeth, Wittwe Gottfrieds von Hohenlohe

878 Ortsbefchreibung. gibt di:m Kloster Seligenthal einen Hof zu W. Reg. boia. 7, 289. Wib. , 45. 1355 15. März. Konrad von Bremen und seine Gattin Metza verkaufen die Stab-, Ried- und Stegwiese zu W. an Schönthal für 30 Pfd. Staats-arch. 1358 Juli 4. trennt B. Albert v. Würzburg die Kapelle zu Suu- dildorf von der Pfarrkirche zu W., wo Reinhart v. Hartheim Pf. war. Das Patronat gehörte Hein. und Konrad v. Hartheim und den Kindern des Andr. v. Hartheim. Man. boia. 42, 59I. 1363 Juni 15. Konrad Pf. zu Westernhausen verschreibt sich dem Kl., welches ihm das Gut Konr. Buselbergers zu W. zu Lehen gegeben· Staats-arch. 1368. Erkinger v. Hochhausen verzichtet auf seine Ansprüche an ein Gut zu W., das zu St. Peters Altar iu Gnadenthal gehörte. W. F. 9, 56. 1371. Heinz Siegeling und seine Frau sagen der Aebtissin zu Gnadenthal das Erblehen zu W. auf, da er wegen Nichtbezahlung seiner Gült gefangen nach Waldenburg geführt wurde. Staatsarch. 1399 Dez. 6. Joh. v. Eichholzhei1n und feine Gattin Agnes v· Gebesedel fchenken dem Kl. 2 Malter Spelt vom ehnten zu W. Diese Gült spricht Hans v. Abels-heim an, aber Graf oh. v. Wert- heim spricht sie 1435 Dez. 2. dem Kl. zu. Staatsarch., W. F. 7, 597 ff. 5, 34, Schönh. 102. 1401 1. Mai. Kraft Frey, Pf. zu Westernh., verkauft dem Kl- Schönthal seine eigene Wiese Ottenwiefe zwischen Buselberg u. Aspen. 1406. Guta Bani? oder Raus? stiftet die wöcheutl. Messe, s. oben (ob von Veinau?). 1417, Samst. vor Bart» Anna v. Neuenstein, Witwe Machtolfs von Mönshein, Bürgerin zu Hall, bezeugt, daß Anna Kolerin und ihr Sohn Heinz Koler zu W. sich von der Leibeigenschaft um 4 fl. los- gekauft haben. Staatsarch. 1427 Febr. 22. Kl. Guadenthal verkauft alle seine Güter, das Nonnenlehen, Nonnengarten und Nonnenwiese zu W. an Schönthal. Staatsarch., Schönhuth S. 170. 1465 s. Breitenthal. 1469 Dieusiag nach Aegid. verkauft Sigm. von Neuenftein den halb;20Zehnten zu W., Wertheimisches Lehen, an Philipp v. Seldeneck ür fI. 1476 10. Juni. Hans und Georg von Aschhausen verkaufen die Pfälinwiese zu W., 2 Morgen, welche an die Wiese stoßen, die zum Schloß Bieringen gehört, und die Khun v. Düre inne hat, für 32 fl. an Abt Bernh. von Schönthal. Staats-arch- 1479 wird Georg v. Hartheim Pf. zu W. Staatsarch. 1489 erhält Kilian v· Berlichingen die Erlaubnis, eine Scheune auf der rauhen Helde zwischen Bieringen und Winzenhofen zu bauen. Staats-arch. 1489. Graf Mich. v. Wertheim eignet den halben Zehnten zu W. an Philipp v· Seldeneck, welcher ihn fiir 625 fl. an Schönthal verkauft. Staatsarch. 1502 wird ein Streit zwischen Abt Georg v. Seh. und Pf. Peter ,Jintäl wegen streitiger Zehnten und Novalien entschieden· Staatßarch.

Westernhaufen. 879 1566.26. Sept. s. oben Schönthal· 1571 Jan. 5. Abt von Schönthal und Gem. Westernh. ver- tragen sich wegen des Weinzehntens, den W. künftig unter der Kelter gibt. Schönthal baut die Kelter, W. gibt den Windwein ein Achtel vom Fuder. Zur Anschasfung von Kufen und Geschirr gibt das Kl- den Westr. 5 Stämme Eichenholz (Schönth. Jurisdictb.). 1608 6. Okt, Hohenlohe tritt seine Lehen und zinsbaren Güter zu W. an Schönthal ab. Regestb. des Amtes Jngelf. 1622 31. März liegen Soldaten in W. (Kirchenbücher), 1629 30. April solche vom Regiment Kronberg, ib- 1630 10. August wird ein Jüngling von einem Soldaten ge- tödtet, 19. August ein Mann von einem Dieb bei Nacht durchbohrt, ib. J634 sterben an der Pest 113 Personen, darunter 3Pfarrer, jb. 1655 1. Jan. I Bettelsrau von einem Soldaten erstochen, ib. 1635 starben 56 Menschen, ib. 1636 Z. Jan. Hans Reinhard v. Berlichingen verkauft eine Wiese zwifchen W. und Winzenhofen an Schönthal für 264 sc. St.A. 1637 sterben 52 Personen. 1643 30. Sept. Soldaten vom Reg. Fugger, 8. Okt. Reiter vom Reg. Johann de Werths in W., ebenso 1644 30. Nov. 1647 brannte Westernhausen bis auf 18 Häuser nieder, da es die Franzosen muthwillig angesteckt. Das Volk wird von den Sol- daten furchtbar geplagt (Schönth. Chr. in Donauefch.). 1648. Johann Carpentarius, Pfarrer zu Marlach und Winzen- hofen, schenkt seine Mühle zu W. an Joh. Christoph. den Sohn Wolfg. Herdegens. Gastgebers zu Oehringen. Staatsarch. 1666 26. Juli wird Melchior Schildknecht von einem Lothringer Reiter erschaffen, den Mörder tödtet das Volk. K.B. 1684 wird bei einem großen Sterben St. Sebastian zum Patron gewählt; das Sterben ist am heftigsten im Juni bis August. K.B. 1695. Pfalz-neuburgische Soldaten liegen in W. 1712 15. Jan. große Ueberschwemmung des Jagstthals. K.B. 1743 20. Nov. wird der Grundstein zur Kirche gelegt. K.B. 1744 herrscht in W· eine Biehfeuche, die Gemeinde gelobt St· Wendelin ein Fest. Die Hofbauern führen wegen der Seuche die Steine nur vor das Dorf. 1748 2l. Okt. wird die Kirche geweiht. 1781 schwere Seuche, nur Pfarrhaus und Schulhaus bleiben verschont. 1826 Gallenfieber in W» 40 Kranke. 1827 14.—21· Febr. 6—8 Fuß Schnee, 24 Grad Kälte. 1829 24. u. 25. Juni Hagel. 1844 25.-—28. Febr. Hochwasser. 1865 Schleimsieber in W., 53 Todte. Nach Pfaff wäre bei Westernhausen die Villa Ruthardsdorf, die man sonst bei Ober-Keffach mit der Flur Riedersni«ll und Riedernholz suchen möchte, gelegen. Eine Schönthaler Chronik nennt Rnthards- dvrf, auch Riittersd. und Ritters-dorf genannt, villa qn0n(iam, nun(- oonjun(-te· me-.rohiae Westen-oh. Das wäre also der abgegangene Weiler mit der Antoniuskapelle.

880 Ortsbeschreibung. 1290 9. April. ,Jutta, Witwe Sigfrieds v. Rosseriet, verkauft das würzb. Lehen und Afterlehen Ruperts von Düren, Zehnten in Urbach (Auerbach im Odenwald) an das Kl. Billigheim und trägt da- fiir Mangold v. Würzburg ihr Allod in Rutarsdorf als Lehen auf. Mon. boic. 38, 29. 1300 16. Sept. verkauft Diether v. Rosseriet Güter zu Ruthards- ists an Sgönthal, Zeugen sein Brudersohn Konrad, Diener Werner. . F. 5, . 1310 Juni 24. verzichtet Konrad v. Rosseriet mit Guta ux. auf seine Ansprüche an Ruthersdorf, auf das Gericht, das Holz Kaltrein, die Helden (Heldenwald bei der Sachsenstraße). Nur 2 Wiesen, die Langwiese und die zwischen dem Weiler und der Jagst, die er mit seinem Bruder Ebolin gemeinschaftlich besessen, werden ihm zugesprochen. W. F. 5, 22, Schönhuth 59. 1319 April 11. Albrecht v. Hohenlohe verzichtet auf das Gut zu Rutharsdorf für einen Jahrtag. Staatsarch. 1351 März 23. kauft Schönthal von Maja v. Hornberg, Witwe Berenger von Berlichingen, Johann, ihrem Sohn und Murg. von Hartheim, dessen Gattin, ein Gut zu Ritters-dorf Schönh. 82. 1405 März 25. verkauft Johann Eisenhut und Alheit Pfälin ux. 19X4 M. Wiesen zu Riidersdors an Schönthal. Schönh. 105. 49. 3ajsknt;auskn, Gemeinde III. Kl., kath. lok· Vikar. von Mulsingen, mit 406 Einw. a. Zaisenhausen, Dorf, 324 Einw., wor. 7 Ev., Fil. von Ettenhausen; b· Staigerbach, Weiler, 82 Einw., wor. 4 Co. Das kleine Dorf liegt in dem untern Theil des scharf eingeschnittenen engen Ettethales in der nordöstlichen Ecke des Bezirks. Ja die Ette mündet im Dorfe der aus einer tiefen, finstern Schlucht heroorbrechende Pippibach. Die Lage des Dorfes in dem grünen Wiesenthälchen der Ette ist freundlich, aber etwas abgeschlossen, da nur eine Straße in dem Ettethal nach Etten- hausen führt, die Verbindung ins Jagstthal hinab durch das Thal fehlt und die Straßen nach Mnlfingeu und ·Hollenbach- Niederstetten über steile Steigen fiihren. Der größere Theil des Dorfes zieht sich auf dem rechten Ufer der Ette in einer langen Häuscrreihe hin, an die sich dem Pippil)ach entlang eine zweite Häuserreihe einschließt. Der kleinere Theil des Dorfes mit dem Kirchlein und Gottes-acker steht auf dem linken Ufer der Ette nnd liegt etwas höher als der nörd- liche Theil. Das kleine Kirchlein zu St. Georg steht auf einem kleinen

Zais enhaus en. 88 1 Hügel, umgeben vom Gottesacker. Es wurde 1745 an der Stelle einer kleinen Kapelle gebaut und gleicht in seinem Bau der wenige Jahre später erbauten Kirche von Simprechtshaufen und war gleich dieser Filialkirche von Mulfingen. Eigenthüm- licherweise ist der Chor nicht nach Osten, sondern nach Süden gerichtet. Der Baumeifter scheint der Kirche die Richtung von Nord nach Süd gegeben zu haben, um de.n Nordgiebel mit dem Thürmchen als Schauseite dem Dorfe zuzukehren. Der Chor schließt vieleckig, nahezu im Halbkreis. Er enthält den .Hoch- altar, welcher dem hl. Georg geweiht ist. Im flachgedeckten, mit Stuckatur gezierten Schiff sind 2 Nebenaltäre, der Jungfrau Maria und dem hl. Donatus als Schutzpatron wider Ungewitter geweiht. Die Wände sind einfach getüncht. Auf dein Thürmchen, einem schiefergedeckten Dachreiter, hängen Z Glocken, von Zoller in Biberach 1867 gegossen. Das Pfarrhaus, die Wohnung des Expositurvikars, wurde 1850J51 von der Gemeinde erkauft und zur Wohnung des Orts- geistlichen u1ngebaut. Es liegt freundlich in einem Garten an dem äußersten Ende des Dorfes gegen Bat-tenstein und ist genügend groß und gut unterhalten. Die Unterhaltung?-pflicht hat fiir Kirche und Schule die Bezirks-gemeinde Zaifenhausen und Staigerbach. Das Schul: und Rathhaus, hart an der Ette, liegt etwas zu tief und hat darum bei Regenwetter unter Feuchtigkeit zu leiden, bietet auch nur wenig Raum und wird wohl in den nächsten Jahren einem Neubau weichen müssen. Es ist 1616 erbaut und enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Lehrers und die Gelasse für die Gemeindebehörden. Mit der Volks- schnle ist eine Arbeitsschule verbunden. An öffentlichen Gebäuden ist noch ein Armenhaus und ein Schafhaus mit Scheune vorhanden. Die Wcinbergbesitzer keltern ihren Wein auf Privatkeltern. Mit Trinkwafser von guter Qualität ist der Ort reichlich versehen, da an den Bergabhängen ziemlich viele Ouellen sich finden. Nähe beim Ort ist der Mariengartenbrunnen, westlich vom Dorf auf der Höhe der Honigbrunnen. Im Orte sind 3 laufende, l Pumpbrunnen und S Schöpfbrunnen. Außer dem Ettebach und dem Pippibach berührt noch der kleine Bach, der aus dem Staigerbacher Thälchen kommt und unterhalb des Orts in die Ette mündet, die Markung. Schädliche Fröste und starke Nebel sind in dem Thale nicht selten. Hagelfchlag kehrte in den letzten 10 Jahren zweimal wieder. Beseht. von Württemb. t52.Heft. Oberamt .skt1nzelsan. 56

882 Ortsbeschreibung. Korn- und Werksteine werden in einem Steinbruch auf der Neuebene gebrochen, Sandsteine aber von außen bezogen. Die Haupter1verbsquellen sind Ackerbau und Viehzncht, Weinbau und Obstzucht. Gewerbebetrieb ist gering, am stärk- sten vertreten sind Schuhmacher. An der Ette befindet sich eine Mühle mit 2 Mahl- und einem Gerbgang. Zwei Schildwirth- schasten und ein Kaufladen sind vorhanden. Der Nahrungs- stand ist ziemlich günstig, namentlich im Filial Staigerbarh. Der vermöglichste Grundbesitzer hat 70 Morgen, der Mittel- mann 25 Morgen, der geringere Mann 1 Morgen. Auf aus- wärtigen Markungen haben die Orts-biirger 12—14 Morgen. Die Stiftung besitzt ein Kapital von 8195 Mark. Zur Gründung einer selbständigen Pfarrei wird ein Pfarrfond gesam- melt, wozu Mich. Hammer 1862 125 fl. gestiftet hat. Der Fond besitzt bis jetzt 3200 Mark. Der Boden auf der mittelgroßen Markung enthält vor- herrschend Kalkerde. Auf der Ebene ist er schwer und hitzig, meist steinig und seicht. Der Gartenbau ist nur für den eigenen Bedarf berechnet; Der Weinbau auf 70——75 Morgen beschränkt. Die Obstzncht hebt sich. Die Gemeinde besitzt 300 Morgen vorherrschend Laubwald. Von dem Holzertrag wird das Bodenholz an die Bürger ver- theilt, deren jeder ca. 4 Rm. Prügel und 200 Wellen erhält, der Erlös des übrigen Holzes mit 500—700 -L fließt in die Gemeindekasse. An Weide sind 7—8 Morgen vorhanden, so- dann werden neben Stoppel- und Brachweide die Oednngen beniitzt. Das Weiderecht haben die Gemeindereehtsbesitzer, denen die Pferchnutzung zufällt. Die Güterstücke der Gemeinde sind dem Lehrer, Schäfer und Farrenhalter zugetheilt. Von Schafcn werden die sog. mittleren Bastarde, im Winter 250 Stück, im Sommer 250 Stück mit Lämmern, gehalten. Jeder Gemeinde- rechtsbesitzer darf 5 Stück Schafe halten. Alterthiimer. Hart an der Grenze des Oberamts gegen die Markung Adolzhausen, OA. Mergentheim, hinter Staiger- bach stand wahrscheinlich eine Burg Wolfhardsburg auf dem Walddistrikt Wolfhardsberg, von der jedoch alle Spuren ver- schwunden sind. Ebenso deutet der Flurname Borstel auf der nordwestlichen Höhe über dem Dorf unzweideutig auf einen alten Burgstall.

Zaisenhausen. » 883 Auf dem Theil der Markung Staigerbach, welcher früher zu Reckersselden gehörte, findet man häufig Münzen und Huf- eisen, welche vom Schlachtfeld von Herbsthausen stammen. An der Grenze der Markung Staigerbach steht der spitzige Baum. s. OA.Beschr. Mergth. 571. Vor ca. 40 Jahren soll in Zaisenhausen ein Regenbogen- schüsselchen gefunden worden sein. An Flurnc-1nen sind zu be- merken: Hosäcker, Brand, Enders, BaderZberg, Pippi, Pippi- bach, alt Butbach (Jagstb. Lagerb.), Pippiberg, Tazenäcker und Wolf?-schlot (im Zusammenhang mit der Wolfhardsburg). Zaisenhausen, das Haus eines Zeisolf, gehörte ur- sprünglich zur Herrschaft Bartenstein und auch 1422 unbestritten in die Cent dort, W. F. 8, 406, ib. 374. Später gehörte die Centjurisdiction dem Hochstift Würzburg nnd wurde vom Amt Jagstberg ausgeübt, die Vogtei war zwischen Würzburg und Hohenlohe-Bartenstein getheilt. Würzburg erwarb seinen Antheil an Zaisenhauseu wohl mit der Herrschaft Jagstberg. Der hohenlohische Antheil gehörte früher mit Bartenstein den Herren von Seldeneck (OA· Mcrgenth.) und wurde 1475 erworben. Im 15. Jahrhundert hatte auch Rüdiger Sützel einen Besitz zu Z. und die Johannitereommende zu Mergcnthei1n Gülten, W. F. 8, 28. 1632 fiel der würzb. Theil von Zai- fenhausen mit der Herrschaft Jagstberg als schwedische Schenkung an Graf Gcorg Friedrich von Hohenlohe, kehrte aber 1634 wieder an die würzburgische Herrschaft zurück· 1666 überließ Hohenlohe-Bartenstein seine Hälfte an Z. durch Tausch dem Hochstift, das nun ganz Z. besaß. 1802 kam es zu dem neu- gebildeten Fürstenthum Hohe-nlohe-Jagstberg und mit diesem 1806 unter württ. Staatshoheit. Kirchliches. Zaisenhausen gehörte von jeher zur Pfarrei Mulsingen, welche den großen und kleinen Zehnten besaß (Mulf. Psarrakten). Die Neformation gewann Eingang und die hohen- lohischen Unterthanen blieben evangelisch bis 1628. Zu welcher Kirche sie gehörten, als in Mulfingen wieder ein strengkatholi- scher Geistlicher von Bischof Julius eingesetzt war, ist nicht fest- zustellen, da die Kirchenbücher von Hollenbach und Ettenhausen nicht soweit zurückreichen. Für Hol1enbach spricht die größere Wahrscheinlichkeit. 1627 wurden von Würzburg Versuche ge- macht, die hohenlohischen Unterthanen zur katholischen Kirche zu- rückzubringen. l628 wurde die Gegenreformativn durchgeführt.

884 Ortsbeschreibung. Wib. 4, 294. Die Kirche mit einem ungeweihten Kirchhof be- stand schon vor 1568. Jagstb. Lagerb. Jm genannten Jahr verlegte Pf. Andr. Bader von Mulsingen die Kirchweihe zu Z. vom Sonntag nach Georgii auf den Sonntag nach Martini, ib. 1634 beginnen nach Pf. RoseneckerZ Chronik der Pfarrei Mul- singen die Kirchenrechnungen von Z. 1751 wurde die Kirche neugebaut. Seit 1846 hat Z. einen eigenen Expositurvikar, der unter der Leitung des Pfarrers von Mulfingen das kirch- liche Amt führt. Eine Schule besteht seit 1688 (Schulchronik). 1406. Riidiger Sützel von Mergentheim verkauft Gülten und Güter zu Z. an Haus Truchses3 v. Wilburgstetten (bei Dinkelsbühl). Staatsarch. 1475 kauft Albrecht von Hohenlohe Güter und Giilten zu Z. von Georg v. Seldeneck (Skhöll, hohenl. Chronik Mscr. S. 88). 1570 erhält Hohenlohe im Tausch des Deutschordens Zinsen nnd Rechte zu Z» s. Ailringen. 1572 21. Juni wird von Würzburg und Hohenlohe eine Dorf- ordnung in 49 Artikeln aufgestellt (Alberti). 1573 hatte Z. 57 .Herdstiitten und ein eigenes Dorfgericht, be- stehend aus 12 Schöfsen, die alle Jahre an Martini auf ofsener Straße Gericht hielten (Gem.Akten). 1604 verträgt sich Hvhenlohe mit Bischof Julius über Zngehö- rigkeit von Z. zur Cent »Riepach«« (vieln1ehr Bartenstein), den Antheil an Centkosten und Stellung der Centschöffen von Z. (in der Urkunde von 1666), weiter über Haltung der Feiertage. Würzburg soll an den alten Feiertagen niemand z1cm Frohnen nach Jagstberg, Hohenlohe an den neuen Feiertagen niemand nach Bnrtenstein bestellen. Würzb. Kr.A. 1666 24· Sept. verkaufen Christian nnd Ludn)ig Gustav von Hoheulohe an Joh. Philipp, Erzb. v. Trick und Bisch. von Würzburg das halbe Dorf Z. um 9600 fl. Urkunde in Bartenstein. 1777 12. Sept. wurde die Kirche von Bischof Dan. von Geb- sattel geweiht. Mnlf. Pf.Chr. 1829 2. Febr. brannte ein Haus bei der Kirche ab (Gem.Akten). 1844 12. Mai Gewitter und .Hochwasser, das einen Schaden v. 23 800 fl. verursachte (Gem.Akten). 1845 Frühjahr Ho(-h1vasser in Folge von Schneegang, ib. Die Eile nahm eine Scheune mit. Mulf. (-Thron. 18'73 14. Juli Hagelschlag, der sämmtliche Früchte vernichtete, ib. 1875 5. Nov. brannte eine Scheune ab. ib. Staigerbach, nach Mayers Collectaneen ans Weikers- heimer Akten ursprünglich Steigerberg (an der Steige nach Hollenbach), vom Volk gesprochen Starbe (ct"1-. Derbe = Wil- denthierbach), ein stattlicher wohlhabender Weiler mit 8 Wohn- häusern und 8 Familien auf der Hochebene zwischen Ette und Tauber, gehört in jeder Beziehung zur Gemeinde, Kirche und Schule Zaisenhausen. Früher gehörte es in die Cent Hollen-

Zaisenhausen. 885 bach, W. F. 4, 136; später war es streitig zwischen Hohcnlohe- Barteustein und Würzburg, Lexik. für Franken 5, 421 (Mayer). Der Ort war i1n Besitz der Herren von Finsterlohe zu Landen- bach. Es waren erst nur 2 Bauernhöfe, welche zur Pfarrei Laudenbach gehörten und an dieselbe Abgabe und Frohnen leisteten. Nach dem Tode Hans von Finsterlohe 1568, als Würz- burg das heimgesallene Lehen einzog, kam auch St. an das Hochstift Würzburg, welches St. mit der Herrschaft .Haltenberg- stetten an den Grafen .Hatzfeld für 30 000 fl. verpfändete. Nach dem Tode des letzten Hatzfeld 1794 siel die Herrschaft wieder an Würzburg zurück und kam 1802 an .Hohenlohe als Entschädigung für die Herrschaft Oberbronn im Elsaß, 1806 unter württemb. Staatshoheit. OA.Beschr. Mergentheim 610, Lexikon für Franken 5, 420. Den Zehnten, welchen der Deutsch- orden 1570 mit andern Einkünften an Hohenlohe abgetreten, bezog Hohenlohe-Bartenstein, den Novalzehnten das Hochstift Würzburg. Lex. für Franken 5, 421. Kirchlich gehörte St. bis 1628 zur Pfarrei Laudenbach, war aber lutherisch. Die Lutheraner hielten sich zur Pfarrei Hollenbach (Hollenbacher Kirchenbücher). Als 1628 Pf. Valent. May von Laudenbach nach Mulf. kam. wurde Staigerbach dort- hin gepfarrt; die Einwohner, zur katholischeu Kirche zurück- gebracht, hielten sich zur Kapelle in Zaisenhausen und zur Kirche in Mulfingen. 1757 begannen die Staigerbacher eine geriiumige Kapelle zu bauen, aber ohne Vorwissen des Pfarrers und des Bischofs von Würzburg, der nun anfänglich Einsprache erhob, aber am 9. Sept. 1757 die Genehmigung ertheiltc. Am Z. Mai 1759 erwählten sich die Staigerbacher den Erzengel Michael zum Schutzpatron. 1767 suchten die Fran- ziskaner in Niederstetten es dahin zu bringen, daß sie in der Kapelle Messe lesen durften. Sie wurde nun von Dekan Röhrig von Ochsenfurt geweiht. Die Franziskaner besorgten fortan den Gottesdienst in St. bis zur Aufhebung ihrer Niederlassung in Niederstetten. Jetzt ist die Kapelle der heil. Maria geweiht. Sie besitzt auf dem Dachreiter auf dem Südgiebel eine Glocke vom Jahr 1765 (Pfarrchron. v. Mulfingen). Jm vorigen Jahrhundert hielten die Staigerbacher einen Winterschulmeister, z. B. 1760f61 (Mulf. Kirchenbücher). Jetzt gehört St. in die Schule von Zaisenhausen. 1—11-—