Benutzer:Methodios/Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Stadt Dresden./S. 370.

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Dresden (Stadt), Königliches Schloss. Zeit der Christiane und Johann George.


Haus mit der Schösserei. Er endet gegen Südosten in einem mit einer Haube

bedeckten Treppenthurme. Die Giebel des neuen Hauses entsprechen im Wesent-

lichen jenen des älteren Schlossbaues. Sgraffitoschmuck scheint er nicht mehr

erhalten zu haben.


Aus dem wohl von Buchner gefertigten Modell der Festung im Grünen

Gewölbe geht hervor, dass damals bereits auf einer Brücke ein Zugang von der

Südostecke des Schlosses zum Bade (siehe unten Seite 387) geschlagen worden

war, die später beim Bau des Ballhauses beseitigt wurde.


9. Die Zeit der Johann George.

Der Riesensaal.

Der Riesensaal (Fig. 247) wurde 1627 wohl durch den 1625 neu an-

gestellten Wilhelm Dilich neu ausgestattet, indem man die Balkenlage über

ihm herausbrach und dafür eine Decke im Stichbogen anbrachte. Ueber seine

Ausschmückung geben das Modell, der Entwurf zur Decke im Hauptstaatsarchiv

und ältere Ansichten Aufschluss.


Den Namen hatte er von den an die Fensterschäfte in Fresco gemalten

Riesen, die bis 7 Ellen (fast 4 m) Höhe hatten. Sie dürften noch Werke der Thola und des Ricchino gewesen sein.


Nach den erhaltenen Stichen waren diese Riesen in lebhafter Bewegung

dargestellt, in Kämpfen untereinander. Die Formen dieser Malerei dürften sich

etwa mit jenen Arbeiten gedeckt haben, welche Giulio Romano im Palazzo del Te

ausführte. Wenigstens deuten die erhaltenen Abbildungen an, dass weniger auf

die Individualisirung als auf die schwungvolle Darstellung der Muskulatur das

Hauptgewicht gelegt wurde. Diese seiner Zeit berühmten Werke aus der Mitte des

16. Jahrhunderts dürften nicht ohne erheblichen Einfluss auf die ganze deutsche

Malerei gewesen sein. In den Fensterleibungen waren die Nationen in ihren

Trachten dargestellt. Ausserdem waren an den Wänden Stadtansichten angebracht.


Die in flachem Bogen gewölbte Decke war mit Tischlerarbeit und Malerei

verziert (Fig. 248). Ueber einem breiten, von Consolen überspannten Gesims,

unter dem Hirschgeweihe auf geschnitzten Hirschköpfen angebracht waren, erhoben

sich giebelbekrönte Aufbauten, in die Tugenden gemalt waren. Für die breiten

Felder zwischen diesen hat Dilich die in diesem Werke wiedergegebenen Stadt-

ansichten gezeichnet. Die Angaben der Farben der einzelnen Dächer und andere

Notizen in den Originalen beweisen, dass er alsbald daran dachte, seine Auf-

nahmen zu Gemälden zu verwenden. In der Mitte der Decke bildete das Tischler-

werk durch rippenartige Diagonallinien abgetheilte rhombische Flächen, in deren

mittleren die Zeichen des Thierkreises, in den seitlichen mythologische Dar-

stellungen blau in Blau gemalt waren. Weck sagt, die Sidera und Constella-

tiones Coeli und der erschreckliche Komet von 1618 seien so dargestellt gewesen,

dass jeder Stern von vergoldetem Metall gebildet gewesen sei. An der Wand

lief die Inschrift hin:

Ut inclytae domus Saxonicae virtutem, magnitudinem, gloriam a majoribus maximis.
D. Johann: Georgius I. elector princeps incomparabilis. Servarit, illustrarit, amplifi-
carit, et in familia serenissima fundarit, denuo, haec docet pictura, gratatur orbis,
annales decantant. Tu qui aspectas, ut nulla aetas hanc sacri imperii columnam
subruat, religiose apprecare.


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