Benutzer:Methodios/Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Stadt Dresden./S. 363.

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Moritzbau. Innerer Ausbau.


von Bruſslow (Brüssel), Hans Schlotzs von Bruſslow und Samson

Faber von Enge (Enghien im Hennegau) genannt. (Vergl. Richter, Ueber

die altniederländischen Bilderteppiche in der K. Gemäldegalerie, Dresdner Ge-

schichtsblätter 1893, Nr. 1.)


Mehrfach ist in literarischen Quellen von der reichen Ausstattung der Schloss-

kapelle mit Teppichen die Rede, namentlich waren zwei Passionen, die alte

(11 Stück) und die neue (10 Stück) berühmt, von denen die neue in Dresden

gewirkt worden war, da die dazu gehörigen Patronen noch lange im Schlosse

verwahrt wurden.


Nicht minder reich war die Ausstattung mit Jagdtrophäen. Für diese

schnitzte Georg Fleischer, der im Schlosse seine Werkstätte hatte, zu Hun-

derten Schilde und Thierköpfe, namentlich für die Geweihe. In den Acten ist

er 1572, 1575, 1582, 1583 in dieser Thätigkeit erwähnt. Er arbeitet auch an

der Drehlade des Kurfürsten August, eines eifrigen Drechslers, so 1563, 1576,

1578, 1579, 1582.


Ein merkwürdiger Raum ist das Zimmer im zweiten Obergeschoss des Haus-

mannsthurmes, jetzt Porzellanzimmer. Im ersten Obergeschoss ist der Thurm

noch heute in der Achse des Flügels ohne Verbindung mit den Nebenräumen,

überwölbt mit flachem Kuppelgewölbe und tiefen Kappen. Diese Wölbart lässt

auf italienischen Einfluss schliessen. Dieser tritt nun auch im zweiten Ober-

geschoss hervor. Die Wölbart ist dieselbe. Auf dem Gewölbe (Fig. 242) sind

Stuckverzierungen in einem überaus geistreich behandelten Flachrelief angebracht.

Der quadratische Raum hat abgeschrägte Ecken, seine Wände sind im 18. Jahr-

hundert durch dunkelbraune, zum Theil vergoldete Holzpilaster mit korinthischen

Kapitälen und Spiegelflächen gegliedert worden. In den Achsen nach der Zimmer-

flucht befindet sich je eine Thür, nach aussen und nach dem Hofe je eine Bogen-

öffnung. Das Spiegelgewölbe wird getragen von je drei Lünetten über jeder Wand,

über denen die Stichkappen aufsteigen. Der Spiegel selbst ist stukkirt, in hell-

grünen und hellbraunen Tönen mit feiner Goldverzierung gemalt. Die Umrahmung

ist in Streifen vierfach concentrisch gegliedert. Im ersten, äussersten Streifen

abwechselnd Vasen und Tritonen, die auf Muschelhörnern blasen, im zweiten

Grotesken, Vögel und Banken, im dritten sitzende Paare mit Guirlanden, im vierten,

dem Mittel, in ein sphärisches Octogon eingeschlossen ein Kentaur, auf dessen

Bücken Amor mit dem Bogen sitzt. Dies Alles in zartestem Flachrelief. Die

Gewölbezwickel zeigen Festons und Kraniche, dreimal einen schwebenden Genius.

Die jetzt in pompejanischem Roth gehaltenen Stichkappen sind von Guirlanden

eingefasst. In den Rundbögen auf hellgrünem Grunde figürliche Flachreliefs in

hellbräunlich getöntem, leicht mit Gold aufgehöhtem Stuck, von links ab:

Hofseite: 1. Ein nackter bärtiger Flussgott liegt nach links, auf eine Urne
gelehnt, aus der das Wasser fliesst.
Das Mittelfeld ist unausgefüllt.
2. Flussgott, nach rechts liegend und den Kopf umwendend, nur
mit einem Lendenschurz.
Westseite: 3. Flussgott, wie 1, mit beiden Händen die Urne haltend.
4. Links eine geschwänzte Priapusherme unter einem Baume, rechts
eine knieende Frau, die eine Kette darbringt.


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