Benutzer:Methodios/Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Stadt Dresden./S. 360.

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Dresden (Stadt), Königliches Schloss.


die Kolossalgestalten den Charakter

von Hermen, die auf einem Menschen-

fusse stehen. Die Gestalten sind stark

bewegt, im Nackten nicht immer

glücklich, wenngleich mit aufmerk-

samer Beobachtung der bewegten

Muskeln gezeichnet. Die Ornament-

füllungen neigen noch mehr zum

Fratzenhaften und Komischen, we-

nigstens an den Postamenten, deren

eines den Unterkörper eines Mannes

bis an die Hüfte als Hauptmotiv zeigt

In die Füllungen der Pilaster sind

mehrfach Putten eingefügt, deren

Bildung eine italienische Hand zeigt.

Die Kapitäle sind besonders reich und

geistvoll behandelt. Pane ersetzen

die Eckvoluten, solche erscheinen

auch in den Bildwerken des Frieses,

und zwar an den Verkröpfungen. In

den Rückenlagen ist der Trojanische


Fig. 239. Königliches Schloss. Von der Nordostschnecke.


Krieg dargestellt: der Kampf an den

Schiffen links, eine Kampfscene in der Mitte, die Erstürmung der Stadt und

Flucht des Aeneas rechts. — Während an den unteren Theilen die Deutschen

unverkennbar auch bei Behandlung

der Sculpturen das Uebergewicht ha-

ben, erscheinen die Pilasterfüllungen,

die Kapitäle und namentlich die

Fries-Reliefs durchaus als italienische

Werke: Die der östlichen Schnecke

konnte nur ein Bildhauer schaffen,

der römische Reliefplastik genau

kannte; die der westlichen zeichnen

sich durch eine besonders reiche

Formgebung aus.


Auf Fig. 230 sind an den Treppen-

thürmen zum Theil im Jahre 1879

gefundene Zeichen angegeben. Viele

von diesen sind verschwunden, seit die

Treppenthürme 1883—1888 einer Er-

neuerung unterzogen wurden ; andere

sind so verwittert, dass sie nicht

mehr erkennbar sind.

Es stammen von der nordöst-

lichen Schnecke, und zwar von

dem runden Fenster des Erdge-


Fig. 240. Königliches Schloss. Von der Nordostschnecke.


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