Benutzer:Methodios/Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Stadt Dresden./S. 358.
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Dresden (Stadt), Königliches Schloss.
Architektur, wie sie am Schlosskapellenthor 1555 (siehe oben S. 148), an dem
Denkmal Melchior Hauffes 1572 (siehe oben S. 67), am Altar der Frauenkirche
1582 (siehe oben S. 45 flg.) auftritt, wie sie am Rathhaus zu Leipzig 1558
(Heft XVII und XVIII S. 312 flg.) erscheint, trotz ihrer akademischen Strenge
deutschen Künstlern zugehört. Die grosse Wahrscheinlichkeit hat es für sich,
dass Hans Walther der Verfertiger dieser Arbeiten gewesen sei.
- Die Säulen des Obergeschosses waren schlichter jonischer Ordnung. In den
Zwickeln Flachornament. Im zweiten Obergeschoss füllten Ballustren die Brüstung,
die Säulen waren von einer der Composita verwandten Ordnung, in den Zwickeln
Medaillons. In diesen drei Geschossen war der Gang in Sandstein überwölbt,
im Gewölbe vertiefte rhombische Rosetten mit zierlichem Flachornament. Das
dritte Obergeschoss zeigte rechteckige Postamente, zwischen diesen Ballustren,
deren Zwischenräume je ein kleines schmiedeeisernes Gitter füllte, darüber fein
und formrichtig ausgeführte (alte?) korinthische Säulen und ein Holzgebälk , welches das Dach trug.
- An der Rückwand des zweiten Obergeschosses sah man bis in die achtziger
Jahre Reste der Fresken, die sich früher hier befanden.
- Bei dem Umbau von 1896 wurde der Altan wesentlich verändert. Die
Säulenstellungen wurden abgetragen und 2,12 m weiter vorgerückt. Im Erd-
geschoss wurden die Mauern, die dort lange Zeit die Säulen verbanden, entfernt,
im ersten und zweiten Obergeschoss Fenster in die Bogenöffnungen eingefügt, das
dritte Obergeschoss fast ganz erneuert. Das alte Holzdach wurde ganz beseitigt.
- Der Hausmannsthurm selbst wurde umgestaltet. Nach einem Brande von 1518
hatte er kurz oberhalb des Umganges eine niedrige Haube erhalten. An deren
Stelle wurde ein neues Obergeschoss mit welscher Haube, Laterne und schlanker
Spitze aufgesetzt. In dieser Form erhielt sich der Thurm bis in das Jahr 1674.
- 9. Das Alte Haus zeigt im Erdgeschoss nicht wesentliche Aenderungen.
Auch in den Obergeschossen wurden nur die Zimmer anders angeordnet, nament-
lich eine grosse Hofstube geschaffen. Der Gang durch das Schloss in den Nord-
zwinger wurde in den Kapellenflügel verlegt.
- 10. Die Treppenthürme (Schnecken) in der nordöstlichen (Fig. 238)
und der nordwestlichen Hofecke stimmen unter sich in den Hauptformen überein.
Sie bestehen je aus einem cylindrischen Kernbau mit schräg ansteigenden Fenstern
in fünf Geschossen übereinander. Das Dach bildet eine kleine Kuppel mit
Laterne und hohem Helm. Die unteren Geschosse sind mit einer Architektur
umkleidet, die in stetiger Fortentwickelung sich aus jener der Treppenthürme
der Schlösser Meissen, Wittenberg, Torgau und Berlin ergab. Das Erdgeschoss
zeigt breite Postamente, deren Vorderfläche Reliefornament schmückt. Sie enden
in einem dem Jonischen verwandten Kapitäl. Zwischen den Postamenten sind
Flachbogen, die von Kolossalgestalten getragen werden. Ueber den Postamenten
zieht sich auf verkröpftem Gesims ein Umgang hin, der das zweite Pilaster-
geschoss trägt: wieder Postamente mit Rundmedaillons an der Frontseite, die
Schäfte mit reichem Reliefornament geziert. Ueppig reiche Kapitäle und ein
stark verkröpftes, vielgegliedertes Hauptgesims mit figürlichen Darstellungen im
Fries schliessen die Architektur ab.
- In der Einzelbehandlung unterscheiden sieh die beiden Treppenthürme nicht
unerheblich. Am nordöstlichen, dem zweimal mit der Jahreszahl 1549 bezeichneten,