Benutzer:Methodios/Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Stadt Dresden./S. 355.

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Moritzbau , Baubeschreibung.


räume, in der Südecke die Küche. Vor die Nordostecke des Schlosses legte sich

eine kleine rechtwinkelige Bastion zum Bestreichen der Facen. In den Ober-

geschossen befanden sich hier zwei Fluchten stattlicher Zimmer. Ein Gang

führte später vom ersten Geschoss nach dem im Osten gelegenen Badhause. Eine

kleine Wendeltreppe verband die Geschosse im Inneren untereinander. Im Dach-

geschoss befand sich die Kunstkammer.


7. Das Kapellenhaus beherbergte im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss

die Kapelle (vergl. S. 144 flg.). Im oberen Geschoss lag der Steinerne Saal, der

schon 1553 mit 616 Platten Rochlitzer Stein von Meister Bastian belegt wurde.


8. Der Hausmannsthurm. Im Kellergeschoss (Fig. 223) wurde durch

diesen ein Gang nach den unter dem Neubau sich hinziehenden schönen Kellereien

gelegt. Das Erdgeschoss ist nur durch ein kleines Thor von Süden aus zugänglich

gewesen, ehe das jetzige „Grüne Thor" durchgebrochen wurde. Auch in den

Obergeschossen wagte man nur kleine Thüren durch das alte Gemäuer zu brechen,

so dass der Thurm einen starken Abschnitt im Grundrisse schuf.


Zur Herstellung besserer Verbindungen wurde der „Altan" (Fig. 236) an der

Hofseite vorgebaut, ein schmaler Gang in drei Geschossen über einer Säulenhalle.

Das Untergeschoss ist dorischer Ordnung. Die Säulen stehen auf cylindrischen

Postamenten, auf der Platte des Kapitals ein einfacher Mäander. Ueber der Säule

Mauerstreifen, in denen sieh die Archivolten todtlaufen. Diese Anordnung findet

sich auch in den beiden Obergeschossen. In den Zwickeln kleine Rundmedaillons

mit Briefköpfen. Auch die Postamente unter den Säulen des ersten Obergeschosses

sind cylindrisch. Zwischen diesen Steinplatten mit Reliefs die Brüstung bildend.

Ueber den Beliefs Inschriften. Die Darstellungen sind:

An der westlichen Schmalseite:

1. Ein Heer zieht nach rechts, wo vor dem in Wolken erscheinenden Gott-

vater der geharnischte Josua kniet. Mit Bezug auf die Stärkung Josuas in

seinem Beruf (Josua Cap. 1, 1-2). Dazu die Inschrift:

ZIEHE. VEBER. DIESEN. IORDAN. DV. VND. DAS. VOLC


An der nördlichen Vorderseite:
2. Zur Rechten sieht man die sich aufbäumenden Wellen des Jordan, das

Heer mit der Bundeslade, mit Fahnen und auf Stäben getragenen Schlangen

zieht durch den trockenen Fluss, Mädchen mit Krügen auf dem Kopfe ziehen

voraus. Hinter der Lade wird das Denkzeichen aus Steinen aufgebaut (Josua

Cap. 3 und 4). Dazu die Inschrift:

D I E. LADE. DES. BVNDES. IM. IORDAN. IOSVA. AM IV. CAP.
3. Das Heer, in dessen Mitte die Lade getragen wird, zieht um Jericho.

Vorn Posaunen Blasende. Die Mauern der Stadt fallen ein (Josua Cap. 6). Dazu

die Inschrift:

DER.HERR.SPRACH.ZV IOSVA.SIEHE.ICH HABE IERICHO.SAMT.
IHREM.COENIGE.VND.VOLCE.IN DEINE HENDE GEBEN. I0SVA
AM I CAP.
4. Gottvater schwebt über der niedergesetzten Lade, Josua wirft sich vor

der Lade nieder. Links ein Zelt mit Kämpfenden, im Hintergrunde die vor den

Männern zu Ai Fliehenden, rechts die Bestrafung Achans und seines Geschlechts (?)

(Josua Cap. 7). Dazu die Inschrift:

ABER.DIE CINDER. ISRAELS VERGRIFFEN.SICH AM. VERBAN-
NETEN.ZV IERICHO VND FLOHEN. FVR. AI. IOSVA.AM.VII.CAP.



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