Benutzer:Methodios/Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Stadt Dresden./S. 353.

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Moritzbau. Baubeschreibung.


sein. Vasari rühmt ihn. Er kehrte wegen des Podagras schon 1555 nach Italien

zurück, wozu er am 23. Juli vom Kurfürsten die Erlaubniss erhielt. Die beiden

Thola, denen sich als jüngster Bruder noch Quirinus zugesellte, blieben in

Sachsen, waren aber zumeist als Musiker thätig. Vergleiche über sie meinen

Aufsatz in den Mittheilungen des K. S. Alterthumsvereins Heft 28, Seite 50 flg.

Benedict starb um 1571/72, Gabriel vor 1569, Quirinus und Horatius de Thola,

Söhne eines der Vorigen, erst im 17. Jahrhundert, Andreas Paul 1601. Die

jüngeren waren lediglich „Instrumentisten". Benedict und Gabriel malten 1563 die

Decke des Steinernen Saales (über der Kapelle) für 640 fl., nachdem sie 1000 fl.

dafür gefordert hatten. Benedict reiste zweimal (1563 und 1566) nach Italien.


Der Ausbau des Schlosses begann mit der Umgestaltung des Ostflügels. Der

Treppenthurm in der Nordostecke des Hofes trägt zweimal die Inschrift 1549.

Zugleich wurden die alten, den Hof beengenden Treppen entfernt.


Am 23. Februar 1549 berieth Ernst von Miltitz, Oberhauptmann des

Meissnischen Kreises, mit dem Amtmann und Harnischmeister Hans Dehn, dem

Ober-Zeug- und Baumeister Caspar Vogt von Wierandt und dem Rath Dr.

Komerstadt die gefertigten Pläne und berichtete darüber an Kurfürst Moritz.

Man beschloss, mit dem Neubau über den Graben in den Garten zu rücken, den

Hof also nach Westen zu verlängern. Den Fortgang des nun lebhaft in Angriff

genommenen Baues erläutern die Acten, wie die Inschriften der süd- und nord-

westlichen Treppenthürme. Im Jahre 1551 war der Sgraffitoschmuck zum min-

desten in Angriff genommen. Es fand sich diese Jahreszahl am Gesims gegen

die Schlossstrasse. Das Thor zur Schlosskapelle (Tafel V) wurde 1555 vollendet,

die Thürflügel 1556.

Baubeschreibung.

Das Schloss (Fig. 235) war nunmehr gegen Westen um das Doppelte vergrössert

Es bestand aus folgenden Theilen: dem Alten Haus mit dem an diesen stossen-

den Hausmannsthurm; dem alten Ostbau mit dem an diesen stossenden Schösserei-

thurm von 1528 und einer neuen Verlängerung gegen Süden, der Schösserei ; der

Laterne; dem „langen schmalen Haus", welches nun den Hof gegen Süden ab-

schloss; dem „Grossen Hause," welches gegen Westen lag; dem Kapellenflügel,

der westlich an den Hausmannsthurm sich anlegte; den Treppenthürmen im Nord-

osten, Nordwesten und Südwesten.

1. Der Ostflügel behielt im Erdgeschoss seine alte Raumeintheilung im

Wesentlichen bei. Neue Kunstformen entstanden nicht. Der offene Umgang an

der Hofseite wurde abgebrochen, die Schauseite etwas weiter gegen den Hof

hinausgerückt. Im ersten Obergeschoss wurde die Hofstube gegen Norden ver-

längert, so dass sie bis in die Hofflucht des Nordflügels reichte. Im zweiten

Obergeschoss wurde der sogenannte Riesensaal angelegt, der bis zur Elbfront

reichte. (Vergl. S. 370.)

2. Der Schössereithurm. Der Thurm entstand, wie erwähnt (nach

D. O. Schürers handschriftlicher Chronik), 1528. In den ältesten Modellen er-

scheint er in drei runden Geschossen, das vierte ist achteckig und mit Giebeln

versehen. 1553 wurde er mit 30 Centner Kupfer gedeckt. Damals erhielt er

das vierte Geschoss, den schlanken Helm und nahe dessen Spitze eine tauben-

schlagartige Wachstube, die dem Ganzen einen im Stadtbilde auffallenden Ab-

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