Benutzer:Methodios/Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Stadt Dresden./S. 352.
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Dresden (Stadt), Königliches Schloss.
Wer den eigentlichen Entwurf schuf, steht nicht fest. Wahrscheinlich war
es Caspar Vogt, der seit 1541 als Zeugmeister bestellt war, 1545 Oberzeug- und
Baumeister über den Festungsbau des ganzen Landes wurde und wohl 1560 starb.
Hans Dehn ist wohl mehr mit der Baubeaufsichtigung betraut gewesen. Dieser
wurde 1500 geboren, war anfangs Förster in Dresden, scheint sich namentlich
um das Harnischwesen verdient gemacht zu haben, wurde 1541 Oberförster,
baute als solcher die Befestigung von Altendresden, wurde 1549 geadelt als
Dehn-Rothfelser, 1554 Amtmann in verschiedenen Aemtern, baute nach chroni-
kalischen Nachrichten die Schlösser Senftenberg, Radeberg und Moritzburg, nach
archivalischen das Schloss Grüllenburg und starb am 13. Juli 1561.
- Der eigentlich bauleitende Architekt dürfte Meister Bastian gewesen sein.
Es ist dies der seit 1538 in den Brückenamtsrechnungen genannte Bastian
Steinmetz (nicht Stentz, wie ich früher fälschlich las). In der Rechnung von
1544 wird er, wie schon gesagt, Bastian Kramer genannt, und erscheint sein
Zeichen auf einem Siegel (siehe S. 21). Neben ihm wird Balthasar Kramer
mehrfach in den dreissiger Jahren genannt. Bastian ist mir nur bis 1554 begegnet,
nach ihm ist an der Brücke Melchior Trost thätig, der schon 1535—44 für
Schloss und Schlosskapelle zu Torgau wichtige Arbeiten ausführte und seit 1545
Obersteinmetz am Festungsbau wurde (f 9. Februar 1559). Nach ihm war Hans
Kramer als Hofsteinmetz angestellt (seit 1554 bestellt, seit 1565 in Danzig
thätig, dort bis 1573 nachweisbar) und tritt namentlich Hans Werner als
leitender Künstler in Dresden hervor. Diese deutschen Künstler führten wohl
im Wesentlichen die Gesimse, Dachgiebel, Fenster- und Thürgewände aus.
- Seit 1553 erscheint neben dem welschen Maurer Boch und dessen Leuten
der welsche Steinmetz Johann Maria in den Rechnungen, während Meister
Bastian als deutscher Steinmetz bezeichnet wird. Der Gesammtlohn der welschen
Steinmetzen wird 1555 auf 3804 fl., der der deutschen auf 10,050 fl. berechnet.
Jene hatten also sehr wesentlichen Antheil an der Gesammtgestaltung. Ob Jo-
hann Maria selbst diesen Einfluss ausübte, ist fraglich. Er wird nur noch ein-
mal in den Acten genannt, nämlich am 28. October 1553, wo Kurfürst August
die „Abfertigung" (Entlassung) des Meisters bis zu seiner Ankunft nach Dresden
hinauszuschieben befiehlt.
- Unter dem den Dresdner Acten entnommenen Namen ist wohl zweifellos jener
Juan Maria Padovano zu erkennen, der um 1520 in Venedig, 1527 im
Santo zu Padua, 1536 am Belvedere auf dem Hradschin in Prag thälig war,
1549 am Schloss Stern bei Prag arbeitete. Dass er in Lauenstein thätig war, wie
ich früher annahm, ist ein Irrthum. Er ist ferner derselbe, der unter dem Namen
il Mosca bald nach seinem Auftreten in Dresden in Polen erscheint. Das Grab-
mal des Erzbischofs Nicolaus Dzierzgowski im Dom zu Gnesen (1554), die Tuch-
halle zu Krakau u. a. m. werden auf diesen Künstler zurückgeführt. Eine genauere
Untersuchung seines Lebensganges böte gewiss mancherlei Aufschlüsse zur Ge-
schichte der Renaissance im Nordosten.
- Die Schauseiten des Schlosses waren nach aussen wie nach dem Hofe zu
durchweg mit Sgraffiten auf schwarzem Grunde verziert. Ausgeführt wurden
diese von den italienischen Malern Francesco Ricchino und Benedict und
Gabriel de Thola. Von diesen dürfte Ricchino der bedeutendere gewesen