Benutzer:Methodios/Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Stadt Dresden./S. 349.
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Georgenthor. - Nordthor. - Südthor.
Südthor.
Auf der Stadtseite, Südseite (Fig. 232), hatte das Erdgeschoss zwei Thore
(Fig. 232, 233), von denen sich Reste hinter der im 18 Jahrhundert vorgebauten
Galerie zum Theil in lebhafter Bemalung und Vergoldung erhielten. Sie zeigen
einen ähnlich reichen Schmuck in Flachornamenten wie die an der Elbseite. In
den Zwickeln des gegen Westen zu gelegenen Thores finden sich zwei kreisförmige
Medaillons, und zwar links ein Bildniss des Herzogs Georg ohne Bart, baarhaupt,
auf der Brust das sächsische Wappen und die Inschrift:
- GEORG DVX SAXONIAE AETATIS SVAE XXXXXVIIII MDXXX
rechts Herzog Johann mit breitem Hute, Feder
und Wappen, bez.:
- JOHANNES DVX SAXONIAE AETATIS
- SVAE XXXV. (1533).
- JOHANNES DVX SAXONIAE AETATIS
Darüber im Architrav die Inschrift:
- ANN. DOM. MDXXXV.
Der Bogen ist gemarkt mit folgenden Stein-
metzzeichen Fig. 230 Nr. 43, 44, 45, 46, 47, 48.
Herzog Johann wurde am 24. August 1533
35 Jahr alt. Herzog Georg am 27. August 1530
59 Jahr. Die drei verschiedenen Jahreszahlen
geben wohl Aufschluss über Beginn und Schluss,
die also in die Jahre 1530 und 1535 fielen. Hier
erscheint Herzog Georg noch bartlos, da er erst
seit 1534 den Bart trug.
- Das zweite Thor ist bis auf geringe Reste zer-
stört, doch zeigt sich noch darüber das Untertheil
des Reliefs aus der Bekrönung, welche durch den
Anbau eines Verbindungsganges vor dem Erdge-
schoss im 18. Jahrhundert zerstört wurde. Nach
der Zeichnung Wecks befand sich hier ein Cru-
cifis, von welchem Reste wieder zum Vorschein
kamen, als Mitte Mai 1899 jener Verbindungsgang
abgebrochen wurde. Es zeigten sich zwei Kinder,
die am Fusse des Kreuzes standen. In den Zwickeln
fand sich der Löwe und das Lamm, die den Tod
und die Schlange „dämpfen", mit den theilweise
wieder aufgedeckten Inschriften:
- Leo de tribu Juda (Agnus) RE(demit(?) suos).
Fig. 232: Georgenthor. Südseite. Skizze nach Weck, Zustand bis 1701.
Auf dem Architrav stehen die gleichfalls 1899 zum Vorschein gebrachten
Inschriften:
(NO)S AVTEM GLORIARI OPOR(TET)
(IN)CRVCE DOMINI NOSTRI (IESV)
IN QVO SALVS (VITA) ET RESVR
(RE)CTIO NOSTRA PER QVEM SAL(VA)
TI ET LIBERATI SVMVS.
Darüber sieht man die muschelartig gegliederten Verdachungsanläufe. Das
Thor ist 1900 in der Einfahrtshalle des Jagdthores wieder aufgestellt worden.