Benutzer:Methodios/Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Stadt Dresden./S. 343.

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Bautätigkeit von 1480 bis 1530. Georgenthor.


schliessen wollen, dass dies „forstliche Haus" das älteste Schloss gewesen sei,

dessen Reste man im späteren Hofbrauhause, Rauchhause und Provianthause er-

kennen wollte. Wahr hieran dürfte nur sein, dass diese Gebäude, die bis 1718

standen und deren südwestlicher Punkt etwa an der Stelle der Mitte des west-

lichen Zwingerpavillons lag, die Grenzen der alten Vorburg darstellen, die gegen

Süden bis an den „Taschenberg" heranreichten. (Vergl. Tafel XI)


Im Jahre 1518 soll auch ein Brand das Schloss beschädigt haben, der im

Backhause entstand und den Helm des Hausmannsthurmes zerstörte. Dies be-

stätigt die Haube auf dem Thurme, die im 15. Jahrhundert nicht entstanden sein

kann, und die starken Lieferungen von Baumaterialien von der Stadt in den

Jahren 1518 und 1519. Dann soll 1528 der Schössereithurm an der Süd-

ostecke des Schlosses errichtet worden sein.

1530 brannte nach Weck der Hausmannsthurm ab, nachdem im Backhause

ein Feuer ausgekommen war. Nach dieser Zeit dürfte das Modell des Schlosses

entstanden sein.


5. Das Georgenthor.

Eine künstlerisch höher stehende Bauthätigkeit begann 1533 mit dem Um-

bau des Elbthores, das auf den beiden ersten Landpfeilern der Brücke am

linken Elbufer stand. Dies Thor wird urkundlich 1407 als Elbisches Thor be-

zeichnet, erscheint 1414 als Elbthor auf der Brücke, 1445 als Wasserthor. 1458

wurde neben dem Schlosse unter dem Wasserthore gepflastert. 1501 wurde

neben dem Elbthore ein Thorhäuschen gebaut.

Zweifellos hatte das Thor eine doppelte Aufgabe: es vermittelte den Zugang

zur Brücke (Elbthor) und den zum Elbstrande (Wasserthor). So erscheint es

auf dem Modell der Stadt von 1528/33.

Jedenfalls machen die erhaltenen Beste des Unterbaues (Tafel XIII und XIV)

den Eindruck, als seien sie älter wie 1533. Man erkennt in der Mitte des

Hauptdurchganges zur Brücke einen rund 6,6 m breiten, 6 m langen Raum, der

das alte Thor darstellen dürfte. Die Ueberwölbung ist in einfachen Diagonalrippen

gebildet; diese haben noch birnförmige Profile, wenngleich von matter Bildung.

Ebenso sind die Profile an der Verlängerung der Thorhalle von nur 5,4 m Breite

und gegen 15 m Länge. Es stand diese Verlängerung, wie es scheint, über einem

Brückenbogen, während der erstbezeichnete Raum auf einem Pfeiler aufgebaut war.

Diese beiden Theile dürften das alte Elbthor darstellen, wie es etwa bis

1471 bestand. Dem Umbau von 1533 gehört der nur 3,75 m breite und 10 m

lange Anbau nach Süden, sowie die vier Gewölbe gegen Osten an. Dies ergiebt

sich schon aus der Uebereinstimmung der Rippenprofile — zwei Hohlkehlen an

jeder Seite — und der Steinmetzzeichen. Die kräftige Säule am „alten Canzley

Gewölbe", sowie jene in dessen Mitte, wie die sorgfältige Behandlung des Rippen-

werkes sind beachtenswerth.

Ferner wurde überbaut der Raum zwischen dem Thore und dem Schlosse,

und zwar ist dieser dauernd im Erdgeschoss zu untergeordneten Zwecken ver-

wendet worden. Ursprünglich dürfte hier zwischen Thor und Schloss ein Weg

zum Elbufer hinabgeführt haben. Es zeigte sich bei den Umbauten von 1899,

dass von diesem Gang in das Schloss etwa 1—1, 5 m unter der Gleiche des

Georgenthores Thüren führten. Es stellte also erst Herzog Georg die bauliche


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