Benutzer:Methodios/Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Stadt Dresden./S. 341.

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schoss die „Inner Canzley", darüber ein „Gewölbe" und endlich „das kleine

Gewölbe“ beherbergte. Er endete in einer kurzen Spitze und vier Eckthürmchen.


Der nördlich anstossende Bautheil bietet weiteres Interesse. Im Erdgeschoss

dehnt er sich breit aus und ist als „Feuermauer" und „Vor- (Wasch?) Platz"

bezeichnet. Zweifellos stand hier die grosse Hofküche mit einem gemauerten

Schornstein, der im Erdgeschoss 6 1/2 m im Geviert gehabt haben dürfte, nach oben

sich aber verjüngte, so dass nur ein mässiger Essenkopf den Abschluss bildete.


Weiter nördlich, im Anschluss an den Hausmannsthurm lag die Kapelle

(siehe oben S. 143 flg.), und zwar reichte sie durch beide Obergeschosse, während

sich im Erdgeschoss der „Rahmkeller" und die „Speiss- und Brotkammer vor

die Fürsten" befand. Ueber der Kanzel stand die Orgel, denn die südlich an

die Kapelle anstossende Kammer enthielt das „Gepläs zur Orgel", die nächste

wird als Kochkammer bezeichnet.


An der Westmauer führte durch alle Geschosse ein Gang hin. Vor diese

legte sich ein erkerartiger Anbau, der in den drei Geschossen enthielt: den

„Küchenraum" und einen „Herlass" bezeichneten Raum; die „Rathsstuben" und

einen unbezeichneten Raum; einen unbezeichneten Raum und die „Cammer dabey".


Die Südwestecke des Schlosses war viergeschossig. Im Erdgeschoss legten

sich drei Räume an den Inneren Canzlei-Thurm: ein Gang, der „Zergarten" und

die „Küchenstube"; darüber befand sich im Gange eine Verbindungstreppe, die

„Canzley Stube" und die „Canzley Kammer"; im zweiten Obergeschoss die „Bis-

schoffs-Stuben" (Bischofsstube) und die „Cammer dabey"; im dritten Obergeschoss

der „Uffgang oder Treppe", der „Platz vor dem Gemach", und an der Südseite

nebeneinander „des Herzog Johanns Schlaffkammer", „Herzog Jobanns Stuben"

und die „Cammer dabey". Gemeint ist Herzog Georgs Sohn, Herzog Johann,

† 11. Januar 1537.


In der nordwestlichen Hofecke lag die zweite grosse Treppe, welche zu-

gleich die Verbindung zwischen Nord- und Westflügel herstellte. Diese, wie der

ganze Flügel wurde 1549 durch Kurfürst Moritz abgebrochen.


Der Südflügel war künstlerisch der hervorragendste. Er beherbergte das

von Arnold geschaffene Thorhaus, das bis ins 18. Jahrhundert stand, die so-

genannte „Laterne" (Fig. 224 und 225). Es war ein rechtwinkeliger Bau, der

im Erdgeschoss sich im Spitzbogen dem Thore öffnete, im ersten Obergeschoss

durch je einen Erker nach Süd und Nord, im zweiten Obergeschoss durch je

einen Balkon sich öffnete. Ein spitzer Thurm überragte den Bau. Westlich

befand sich eine Wendeltreppe, südlich ein Gang in die grosse Hofstube, be-

ziehentlich in den Tanzsaal. ✓


Aeusserlich scheint das Schloss ohne Schmuckformen gewesen zu sein. Der

Hausmannsthurm, über dem Dache sich zum Achteck ausbildend, überragte ihn.

Thurmhelme fanden sich ausser dem über dem Inneren Canzleithurm und der

Laterne über dem südöstlichen Treppenhause, den Vorbauten vor der Nord- und

Westfront, der Treppe neben der Laterne. Die Kapelle deutete ein Dachreiter

an; der Ostflügel hatte gegen die Schlossseite drei, gegen den Hof einen Dach-

erker.


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