Benutzer:Methodios/Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Stadt Dresden./S. 337.
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Altes Haus.
In den Jahren 1477/78 und den folgenden werden wieder zahlreiche Bau-
arbeiten erwähnt. Der Bau kostet 347 Schock. Simon Moller malt Fenster.
Im dritten Jahr, 1478/79 wird Hans Reynhart als der Baumeister genannt.
Er macht den Zwinger, das neue Haus wird gedeckt, die Zimmerleute erhalten
den wesentlichen Antheil an den Kosten von 268 Schock. 1480 betragen die
Kosten 251 Schock.
- Als Giesser erscheint 1479 und 1480 wiederholt Heinrich Kannengiefser.
- Die Frage, welches der hier erbaute Schlosstheil sei, soll zu beantworten versucht werden.
- 1. Das „Alte Haus."
Es befindet sich nämlich zur Zeit im Grünen Gewölbe ein in seine Geschosse
zerlegbares Modell des Schlosses aus der letzten Zeit der Regierung Herzog
Georgs [† 1539]. (Fig. 219 — 222, abgebildet bei Haenel, Adam und Gurlitt,
Sächsische Herrensitze und Schlösser, Blatt 47.) Dieses und die Vergleichung
mit dem gegenwärtigen Bestand ermöglichen einige Schlüsse auf die Geschichte
des Baues. Die Grundrisse entnahm ich Aufnahmen des Schlosses von den
Architekten E. Noack und G. R. Schleinitz, die mir vom Kgl. Hausmarschall-
amte gütigst zur Verfügung gestellt wurden.
- Der Bau bestand hiernach aus vier Flügeln. In dem gegen Norden ge-
richteten wird der Mittelraum im Modell die alte Hofstube genannt. An diesen
schliesst sich westlich der Saal vor der alten Hofstube und die Harnischkammer,
die sich in dem damals den Bau abschliessenden Westthurm, dem Hausmanns-
thurm, befand. Dieser Bau ist gesondert geblieben in den beiden unteren Ge-
schossen. Allem Anscheine nach ist die Bezeichnung als „alte" zurückzubeziehen
auf einen Bau aus der Zeit vor dem 15. Jahrhundert. Spuren einer Architektur
aus dieser Zeit erhielten sich in den Obergeschossen nicht, dagegen zeigen sich
solche im Keller. Die Keller (Fig. 223) unter diesem Bautheile bilden eine ge-
sonderte Anlage und zwar im Tonnengewölbe gedeckte Bäume. Die mittleren
beiden haben 7,5 m Breite, bei nahezu 4,25 m Mauerstärke. Die hinteren Räume
werden getrennt durch eine schlicht gefaste, im Kleeblattbogen gebildete Thüre,
anscheinend ein Werk der Zeit um 1300 Gegen Westen schliesst sich das
Fundament des Hausmannsthurmes an, durch welches wohl erst beim Umbau
um 1550 ein schmaler Gang gebrochen wurde. Gegen Osten ist ein besonderer
Kellerraum angelegt, von dem ein Verbindungsgang von etwa 1,7 m Breite südlich
vor dem Georgenthore hin zu einem Baume jenseits der Schlossstrasse an der
Nordwestecke des späteren Kanzleigebäudes führt. Der Gang erstreckte sich
anscheinend noch weiter hin und dient jetzt zur Verbindung mit der Hofküche.
- Ueber dem Keller lagen im Modell nicht bezeichnete Erdgeschossräume, da-
neben das „Heimlich Gemach." Die jetzt hier befindlichen Bäume sind anders
eingetheilt und zeigen keine Spur alter Architektur. Im ersten Obergeschoss
befand sich die „Alde Hoff Stuben" und der „Sahl vor der alden Hoff Stuben".
Im zweiten Obergeschoss die „Grosse Frauen Zimmer Stube" neben der Treppe
der „blaz vorm Fr. Zimmer," weiter die „Stube zum Fr. Zimmer" und das
„Heimlich Gemach und Kammer". In dem nördlich vorgelegten Erker
befand sich eine „Kammer" und eine „kleine Stube", sowie der Abort.
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