Benutzer:Methodios/Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Stadt Dresden./S. 336.

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Dresden (Stadt), Festungsbau. — Königliches Schloss


Bastion I, der grosse Bär (von béyer, dem Schutzdamm zwischen Hafen

und Elbe), mit dem davor liegenden Hafen reichte bis nahe an den heutigen

Kurfürstenplatz. Die Kurtinen waren durch Caponièren an den Ecken nach

innen gebrochen. Die folgenden Bastionen II, III, IV und V waren von etwa gleicher

Anlage. In der Mitte enge Kessel, starke Wälle überragten das Mauerwerk.

Zwischen III und IV das Schwarze Thor, das zu einer architektonischen Ge-

staltung nicht gelangte, zwischen Bastion V und IV, jener an der Elbe, die sich

im Walle im Palaisgarten erhielt.

Das Weisse Thor wurde 1718 von Fürstenhof erbaut, jedoch nie ein-

gewölbt, so dass nur die beiden Schauseiten standen. Diese zeigten eine schwere

Pilasterarchitektur und einen Rundbogen mit Wappen.

Die Befestigungen längs der Elbe erhielten keine stärkere Ausbildung.


Das Königliche Schloss.

Die älteste Erwähnung eines Schlosses (curia) geschieht 1285 in einer Ur-

kunde Markgraf Heinrichs des Erlauchten. Ueber den Standort dieses Baues ist

Sicheres nicht bekannt, doch dürfte er dem kriegerisch wichtigsten Punkte der

Stadt, nämlich dem Brückenkopfe, nicht zu fern gestanden haben.

Seit dem 15. Jahrhundert werden die Erwähnungen häufiger. 1407 wird

Margaretha von Dohna mit einem Hof „in der gassen genant uff dem Taschen-

berge an unserm unde der Barfussenbrudere boymgarten" belehnt. (Tafel XI).

1459 wird ein Freihof, genannt der Taschenberg, erwähnt, der zwischen dem

Schlosshofe und der Mönche Garten lag. Es wird hierdurch die Südgrenze

des Schlossgrundstücks festgelegt.

Das Schloss lag demnach am linken Elbufer westlich von der Brücke. Es

bildete das Grundstück einen langen dreieckigen Streifen, der von der Stadtmauer

und dem Zwinger vor dieser bis an die Nordfront des jetzigen Kleinen Hofes

reichte. Vor diesem befand sich jenes „gessichin gein unserm sloss ober", von dem

1413 die Rede ist. Dann folgte bis an das noch heute „Taschenberg" genannte Gässchen

der Freihof, dessen Grund nach und nach mit dem Schlosse vereinigt

wurde. An der Stadtmauer stiessen die Baumgärten von Schloss und Kloster

zusammen.

Seit 1471 giebt das sogenannte „Wittenberger Archiv" einige klarere Auf-

schlüsse:

1471 wird ein Thurm gemauert und gedeckt, Fenster und Anderes werden

gemacht. 1472 werden 1919 Schock Groschen verrechnet und zwar wird an der

Kapelle, am Gang zur Kapelle und am Thorhaus gearbeitet. Dort werden 39 Schock

den Steinmetzen gezahlt, „die stehen meister Arnalt zu." Gemeint ist wohl

zweifellos Meister Arnold von Westphalen, der Erbauer der Albrechtsburg

zu Meissen. 1473/74 werden 1722 Schock verrechnet, 1476 werden Keller ge-

graben, wird das Haus im Zwinger gebaut. Meister Heinrich der Kannengiesser

macht Formen, Meister Erhart der Zimmermann fasst Büchsen. Es handelte

sich also gleichzeitig um Kanonenguss. Ferner wird die Orgel geschnitzt und

kommen 7 Tafeln in die Kapelle. Der Bau kostet 271 Schock 23 gr.


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