Benutzer:Methodios/Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Stadt Dresden./S. 335.

Ueberblick. Befestigung der Neustadt.

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Kurfürst Moritz beabsichtigte 1545 alsbald beide Stadttheile zugleich zu be-

festigen. Die Räthe wiesen aber auf die grossen Kosten und den Mangel an

Baumaterial hin. Moritz befahl, das Augustinerkloster, den Ochsenstall und die

Kirche abzubrechen, um Material zu schaffen. Die Kirche blieb jedoch erhalten.

Der Festungsbau stockte bald. Schon 1554 baten die Altendresdner um Ersatz

für die entstandenen Kosten. Hatte doch am 23. März Hans Dehn den Befehl

erhalten, die dort vorhandenen Steine an Voigt für die Festungswerke am linken

Ufer abzugeben. Die Werke wurden daher nicht vollendet, blieben auch während

des 17. Jahrhunderts liegen, so dass sie nach und nach ganz verschwanden, bis

auf die beiden landseitigen Bastionen, die sich wohl nur als Erdwerke am Ende

der beiden Strassen Ober- und Niedergraben erhoben. Die Baulichkeiten an diesen

stehen auf der alten Nordkurtine, während die Ostseite des ehemaligen Jägerhofes

auf den Eskarpen stand.

Späteren Ursprungs war die Schanze, die vor dem Wiesenthor sich zum

Schutze der Elbe vorbaute, und die mehrfach geknickte Kurtine an der Elbe, die

etwa bis an den heutigen Palaisgarten heranreichte.

Die zweite Befestigung wurde 1632 unter Johann Georg I. angelegt,

sie schuf die vier Thore, die auch in der Folgezeit bestehen blieben:

gegen Osten das Lausitzer, Bautzner oder Schwarze Thor,
gegen Westen das Meissnische, Leipziger oder Weisse Thor,
gegen Südosten das Jägerthor oder Wiesenthor, das oberhalb der Brücke
auf die Wiesen an der Elbe führte,
gegen Südwesten das Bader-, Wasser- oder Mühlthor.
Dazu kam noch die Rhänitzpforte, die nach den Kirchhöfen führte.
Keines von diesen erhielt damals eine stärkere bauliche Ausstattung, sondern

diese erfolgte erst 1684 durch den Landzeugmeister von Klengel unter Kur-

fürst Johann Georg III.

Ein Modell im Königl. Grünen Gewölbe zeigt den Entwurf von 1632. Von

diesem wurden die Kasernen und Thorbauten, sowie die Aussenwerke nicht fertig-

gestellt. Es entstand ein Halbkreis mit fünf ganzen und zwei an die Elbe ge-

lehnten halben Bastionen mit Polygonseiten von 600 Ellen (340 m) Länge, mit

tief, auf ein Viertel der Polygonseite zurückgezogenen Kurtinen, entsprechend

steilen Defenslinien.

Mit dem Bau von 1684 begann die stärkere Entwickelung der Aussenwerke.

Unter König August II. erfolgte 1704 der Bau des Ravelins vor dem Schwar-

zen Thore gegen Norden, 1705 jenes gegen Nordwesten, dessen Spitze bis an

die Theresienstrasse reichte, 1706 jenes gegen Westen, die heutige Kaiserstrasse.

1740 wurden die Werke abermals ausgebaut, nachdem 1732 der Graben vertieft

worden war. Dann liess Friedrich der Grosse 1757 durch den Ingenieur Ober-

leutenant Hennert die Aussenwerke wehrhafter gestalten. Auch 1796 wurden

einige Aenderungen vorgenommen.

Der Abbruch, der seit 1809 erfolgte, war hier ein besonders durchgreifen-

der, so dass selbst die Strassenlinien wenig Beziehung zur alten Fortifikation

mehr zeigen.

Die Anordnung vor dem Abbruche war folgende:

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