Benutzer:Liondancer/Werkstatt/Schedel/Leseversion/018

Das ander’ Alter der Werlt

XVII verso: Bearbeiten

 
 

Diese drei Fürsten Jectan, Némroth und Suphena mit ihr’m Volk besorgten, die Sintflus möcht wiederumb ertränken. Darumb kommen sie in dem Feld Sénaar zusammen und sprachen: wir söllen pauen einen Turn, des Höhe bis an den Himmel reiche, usw. Aber als Gott sahe, dass sie von ihrem töretten Rat nit abstehen wollten, da zerteilet’ er ihr’ Zungen, also dass sie durch die ganze Werlt zerstreuet wurden.

Babilon was der Anfang des Reichs Némroth, der nach Zerstreuung der Zungen gen Persiam zohe und das Reich seinem Sunn Belo ließ. Aber Augustinus spricht, dass Némroth von dannen verjagt sei, und dass die Sünn Assur das selb’ Reich auf 1.305 Jahr’ ingehabt haben.

Dieser Belus soll heimlich oder verborgenlich geregiert haben. Dann er het ein’ kleine Herrschaft und er was der erst’, den der Irrsal der Menschen einen Gott achtet’. Mancherlei Leut’ haben ihn mancherlei Weis’ genennt, als: Bell, Baal, Baalim, Belphegor, Belzebub.

Hie entspringen viel’ Reich’ und erstlich das Reich Scitarum, und wiewohl dasselb’ Reich daselbst ist, so wird es doch under den vornehmlichen berühmbten Reichen nit gezehlt, von Grobheit wegen des selben Volks, als hievon am nähesten Blatt geschrieben stehet. Und ist der erst’ Teil Europä, das ander’ Masungetharum. Das dritt’ Sichomorum, davon der gelehrt’ Varro als von alter Zeit geschrieben hat, und gen Athenis und darnach an die Lateinischen kommen ist. Das viert’ was das Reich der Egyptier, von den allen an dem nachfolgenden Blatt Vermeldung beschieht.

Under ander’n Reichen, als Augustinus spricht, sind zwei fürnehmlichere, als der Assyrier und der Römer Reich, mit Zeiten und Stätten geordent und underschieden. Das Reich der Assyrier entsprung zuerst im Aufgang und das römisch’ im Niedergang der Sunnen, und als sich das assyrisch’ Reich endet, do fing sich das römisch’ an. Nu’ der ander’ König der Assyrier und erster einiger Herrscher was Ninus, der aus Begierde der Herrschung seinen Nahendwohnenden Krieg und Aufruhr machet’ und sie, von wegen ihrer Unschickerlichkeit zum Krieg, bald undertruckt’ und also ganz Asiam als den halb’ Teil der Werlt erobert, und die große Stadt Ninive (die Assur gepaut het’) erweitert, und nach seinem Namen Ninive nennet’. Dieser Ninus was der erst’ Erfinder der Abgötterei, dann er machet’ ein Pild seinem gestorben’ Vater Belo zu Erleichterung seines Schmerzens. Und verlieh allen Übeltatern, die darzu fluhen, Sicherheit und Freiung, und also ward das selb’ Pild angepetet. Nach dem selben machten andere den Toten auch Bild’, darein dann die Teufel gingen und daraus antwurten, und alsodamit Gott gebührende Ehre-Erbietung erlangten. Den selben Abgott mit seinem Tempel zerstört’ darnach Daniel der Prophet, do er gefangen gen Babylonia gefuhrt worden was.

XVIII recto: Bearbeiten

Blatt 18

Von dem Turn Babyloniä

Némroth, ein Ries' und Stärkst' der Hand, ward nach Absterben Noä, seines Ur-Ahnherrn, mit Begierde ze herrschen angezundet, also dass er den Gewalt der Herrschung an sich bracht’. Des selben Reichs Anfang hat sich angehebt in dem Feld Sénaar. Daselbst het der selb’ allergedürstigst und redsprechendlichst Mann ein Versammlung. Und dass er die Menschen von Gottesforcht abforderte, so riet er ihn’, dass sie Ziegel machten und mit Feuer kochten und einen hohen Turn paueten, des’ Gipfel oder Höhe bis an den Himmel rührete, gleich als würden sie dardurch steigen in den Himmel. Do sie nun den Turn paueten und sich mit großer irrer Hohfahrt wider Gott erhuben, do hat Gott ihren Frefel und Stolzmütigkeit mit dieser einer einigen Straf’ also geschlagen, dass die zweiundsiebzig Völker, die allda zusammen kommen und aus den drei’n Sünnen Noä abgestiegen waren und alle ein einig’s Gezüng hetten, in soviel Zerstreuung der Zungen getrennet wurden, dass einer des andern Stimm’ nit verstehen mochte. Diese Zesammenblasung oder Bündnus ist also entlöset, dass sie auf allen Amblick der Erden zerstreuet wurden. Aber an welchem End dieser Turn gestanden sei, ist wenig’ Menschen offenbar. Sie sagen, im Anfang bei dem Fluss Eufrates sei ein’ edle Kaufmanns- oder Gewerb’stadt der Caldäer, Baldach genannt, doselbst sprechen die Innwohner, dass nit ferr von der Stadt ein großer Steinhauf’ und Zurüdung gesehen werde, dohin die Menschen vor scharfen Felsen und vergift’en Tieren nit kommen mogen, und meinen, dass der Turn daselbst gewesen sei und von dannen alle Ding’ in ihr’ Stadt aus Babilonia geführt sind worden. Beda spricht, dieser Turn sei 1.174 Schritt hoh gewesen und vonweilen und zuweilen an der Höhe ein eingezwängt. Und dieser Turn ward genennt Babel, das ist Zerteilung oder Schändung, dann wiewohl das Gezung’ alles Erdreichs daselbst gewest ist, so hat doch der Herr sie auf den Amblick aller Gegend zerstreut.


 


Das Reich Scytharum hat in der Gegend gen Mitternacht Anfang genommen. Do hat erstlich geregiert Thanay. Von ihm ist also genannt Thanays, der groß’ berühmt’ Fluss, der in die Pfutschen (die man Paludem Meotidem heißt) fleußet. Und diese Gegend wird von dem selben Fluss Thanais geteilet. Ein Teil bleibt in Europa, der ander’ strecket sich in Asiam. Der Teil Europä endet sich gen Traciam, und gebiert wenig Tier', und bleibt vom Fluss unverletzet. Aber der Teil, der in Asia gen dem Aufgang reichet, hat mancherlei Volks. Und gemeinlich alle solche cytische Völker führen Bogen, so sie reuten, und nähren sich nit des Pflugs, sunder der Tier’, die sie jagend fahen. Und wiewohl dies Reich das ältest’ ist, jedoch nachdem es ein’s groben Volks ist, so wird es under den vier fürnehmlichen und vorder’n Reichen nit gerechent. Aber dies cytisch’ Volk hat nie einigem Menschen im Streit gewichen, sunder es hat Darium, den König der Persier, gejagt; Cyrum totgeschlagen; Syphirionam, des großen Alexanders Heerführer, abgetilgt; Vesoim, den König der Egyptier Land, mit allem seinem Heer und Kriegszeug abgetrieben und in die Flucht gebracht; Asiam zu dreien Malen mit Streit erniedergeworfen und ihm viel’ Jahr’ zinsbar gemacht. Aus den selben Scytiern sind viel’ ausgegangen, die große Ding’ geübt haben. Zuerst Amazones, die hohberühmten Weiber, durch die scheinbare Taten in Kriegen beschehen sind. Bactriani und Parthi sind aus ihne’ kommen. Auch der groß’ Attila und ander’, der Pannoniam undertrücket’ und Aquilejam umkehret’ und in teutschen Landen viel Verwüstung machet’, ist von ihn’ abgestiegen. Zeliorbis, der Hungarn König, der wider den Kaiser Justinianum aufstund, hat aus Scythia seinen Ursprung. Die Hungarn, Cathelani und alle Gothi sind aus den Scythiern entstanden. Auch die Dani und Türken. Diese Gegend hat aus Mago, des Noä Enk’lin, Anfang gehabt. Und das Volk ist grob, das weder Recht’s noch Gleich’s hältet. Schlangen und Abgotterei hat es geehret, eingewickelt mit viel’ unordenlichen Begierden.

 


Das Reich der Assyrier in der Gegend des Aufgangs hat im 25. Jahr des Lebens Baruch (als Eusebius sagt) seinen Anfang genommen. Das dann vor den ander’n allen das treffentlicher’ und berühmter’ gewesen ist, und 1.302 Jahr’ von dem ersten König Belo bis auf Sardanapallum, den letzten König under 37 Königen, gereichsnet hat. Assyria ist ein’ Gegend Asiä, die sich vom Aufgang an den Fluss Eufrates und vom Niedergang an unser Meer und an Egypto endet. Aber von Mitternacht hat sie Armeniam und Cappadociam und von Mittemtag Arabiam, und dies ist Syria.