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Entrechtung der Juden im Nationalsozialismus


bis September 1938:

  • 01.04.1933: reichsweite "Boykott"-Maßnahmen über mehrere Wochen
  • Ende 1937: Zunahme der "Arisierung", aber noch gedrosselt, um ausländischen Boykott zu vermeiden
  • 1933 - 38: "250 Gesetze, Erlasse und Verordnungen mit dem Ziel, die jüdischen Mitbürger aus dem öffentlichen Leben zu drängen" („Reichskristallnacht“ in Hannover, hrsg. v. Hist. Museum am Hohen Ufer, Hannover 1978, S. 56 f. – vermutlich auch landesrechtliche und kommunale Regelungen)
  • März 1938: Anschluss Österreichs, in Folge grausame Verfolgung (Eichmann in Wien)
  • 26.04.1938: Anmeldung von Vermögen über 5.000 RM
  • 14.06.1938: Kennzeichnungspflicht für jüdische Geschäfte
  • 15.06.1938: Ca. 1500 vorbestrafte Juden werden nach Dachau und Buchenwald "verbracht", um die Lager auszubauen (Scheffler, Judenverfolgung, S. 29)
  • Juni 1938: Synagogenzerstörungen in Nürnberg, München und Dortmund (Döscher, "Reichskristallnacht", S. 16-21)
  • Juli 1938: Flüchtlingskonferenz in Evian-les-Bains ohne Ergebnis
  • 29.09.1938: Münchner Abkommen: Hitler muss weniger Rücksicht auf das Ausland nehmen
  • 07.10.1938: Kennzeichnung von Pässen und Kennkarten mit einem "J"
  • 14.10.1938: Konferenz im Reichsluftfahrtministerium: Für das Rüstungsprogramm müssen die Juden "ausgeschaltet" und die Gewinne daraus der Staatskasse zugeführt werden (allein in Österreich ca. 2 Mrd. RM, "Reichskristallnacht" in Hannover S. 56 f.)

Oktober 1938:

  • Von ca. 500.000 deutschen Juden Anfang 1933 haben knapp 150.000 das Land verlassen (Döscher S. 21 f.)
  • Ausschaltungspolitik in einer Sackgasse:
    • Berufsverbote nehmen den Juden die finanzielle Basis -> freiwillige Auswanderung scheitert an den Kosten
    • Eine gelenkte Auswanderung ist illusorisch:
      • Devisenknappheit des Reiches
      • Aufnahmeländer verweigern unbegrenzte Aufnahme
  • Polnische Judenpolitik:
    • 31.03.1938: Ausbürgerungsgesetz für alle Polen, die länger als 5 Jahre ununterbrochen im Ausland leben (meist Juden)
    • Oktober 1938: Verordnung: Konsularischer Bestätigungsvermerk bis 30.10. einzuholen
    • mind. 50.000 poln. Juden in Deutschland würden staatenlos, könnten nicht mehr abgeschoben werden.
    • 28.10.1938: Abschiebung von 12.000 - 17.000 Juden, meist Männern, an die poln. Grenze nach Zbaszyn (Bentschen), darunter Familie Grynszpan, die 1911 vor dem poln. Antisemitismus geflohen war
    • 29.10.1938: deutsch-poln. Einigung über diese Juden

Das Attentat Grynszpans:

  • 07.11.1938: Herschel Grynszpan, 17, gibt 3 Pistolenschüsse auf den Dritten Sekretär der Botschaft, Ernst vom Rath, ab. Hitler ernennt Rath zum Gesandtschaftsrat I. Klasse
  • 09.11.1938, 16.30: Rath erliegt seinen Verletzungen
  • Rath soll Grynszpan gegen homosexuelle Leistungen Hilfe bei der Ausreise versprochen und nicht gehalten haben. Die Version, dass er ursprünglich Botschafter Welczeck töten wollte, ist erst 1942 entstanden. Grynszpan wurde nach der Besetzung Frankreichs eher zufällig aufgegriffen, der geplante Schauprozess kam nie zustande, höchstwahrscheinlich wurde er im August 1942 in Sachsenhausen hingerichtet.
  • Hetzkampagne: Goebbels: "Angriff auf das ganze deutsche Volk", "entsprechende Antwort des Volkes"; "Völkischer Beobachter" 08.11.: "Beginn einer neuen deutschen Haltung in der Judenfrage"
  • Nacht zum 08.11.: Fensterscheiben und Wohnungen in Bebra zerstört, Synagogeneinrichtung in Rotenburg/Fulda
  • Nacht zum 09.11.: Brand der Bad Hersfelder Synagoge, Zerstörung von Geschäften und Wohnungen, auch in anderen hess. Städten
  • 09.11.1938:
    • "Alte-Kämpfer-Treffen" im Alten Rathaus in München, Gedenkveranstaltungen im ganzen Reich;
    • gegen 21 Uhr erhält Hitler die Nachricht vom Tod vom Raths, redet eindringlich mit Goebbels und verlässt den Saal
    • Goebbels hält eine wüste Hetzrede, in der er ausdrücklich auf die "spontanen Aktionen" in Hessen und Magdeburg-Anhalt hinweist
    • Ab 22.30 geben die Gauleiter Anweisungen an ihre Dienststellen, die meist zu Pogromen auffordern, bei denen die Partei nicht in Erscheinung treten dürfe
    • Folge der Pogrome: mind. 91 Tote, fast alle Synagogen und jüd. Friedhöfe, 7.500 Geschäfte und mind. 177 Wohnhäuser zerstört, Glasschäden in Höhe der halben belgischen Jahresproduktion, Sachschaden mehrere hundert Millionen RM
  • 10.11.1938:
    • Rund 26.000 bis 31.000 meist wohlhabende Juden in KZ verschleppt: Entlassung meist abhängig von gültigen Auswanderungspapieren und Bereitschaft zur „Arisierung“; größter Teil bald wieder entlassen

Gesetze gegen die Juden nach dem 10.11.1938:

  • 11.11.1938: „Verordnung gegen den Waffenbesitz der Juden“
  • 12.11.1938: Sühneleistung, Ausschaltung aus dem Wirtschaftsleben, Wiederherstellung des Straßenbildes; Besuch von Kultur- und Unterhaltungsstätten untersagt
  • 14.11.1938: Entfernung jüdischer Schüler aus deutschen Schulen
  • 16.11.1938: Entziehung des Rechts zum Tragen einer Uniform
  • 19.11.1938: Verordnung über die öffentliche Fürsorge für Juden
  • 28.11.1938: Polizeiverordnung über das Auftreten in der Öffentlichkeit: "Judenbann"
  • 03.12.1938: Entziehung der Führerscheine, Verbot der Fahrzeughaltung
  • 03.12.1938: Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens
  • 01.01.1939: zusätzliche Vornamen Israel und Sara
  • 30.04.1939: Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden: Verlust des Mieterschutzes