Benutzer:Enomil/Temp2
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Inhaltsverzeichnis
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I. Theil (in work)
Bearbeiten- Christian Reuter: Schelmuffskys Warhafftige Curiöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung Zu Wasser und Lande I. Theil/ Und zwar die allervollkommenste und accurateste EDITION, in Hochteutscher Frau Mutter Sprache eigenhändig und sehr artig an den Tag gegeben von E. S. Schelmerode, 1696 GDZ Göttingen
ICh wäre der Tebel hohl mer ein rechter undanckbarer Kerl/ wenn ich nicht vor dieselbe Gutthat/ welche ich vor diesen auf meiner sehr gefährlichen Reise gantzer 14. Tage lang von Eurer Hochgebohrnen Herrlichkeiten genossen/ nicht solte bedacht seyn/ wie ichs wieder gleich machen möchte; Nun hätte ich solches auch schon längst gethan/ wenn ich nur wissen sollen/ worinnen ich Eurer Hochgebohrnen Herrlichkeiten einen Gefallen
erweisen können. Ich hatte zwar Anfangs willens Eu. Gnaden und Liebsten ein Fäßgen gut Klebe-Bier aus unsern Landen mit dafür hinein zu schicken/ allein so besorgte ich/ daß es den weiten Weg dorthin matt und sauer werden möchte/ und daß Sie es hernach nicht würden sauffen können/ habe ichs also auch immer unterwegens gelassen!
Nachdem ich aber meine warhafftige/ curiöse und sehr gefährliche Reise-Beschreibung zu Wasser und Lande unter der Banck herfür gesucht und an den Tag gegeben/ so habe ich nicht umhin können (zumal weil mir wissend/ daß Eu. Gnaden und Hochgebohrne Herrl. ein sonderlicher Liebhaber von curiösen Büchern und neuen Sachen seyn/ ich auch dieselbe vor Geld und gute Wort
ein Buch aus Teutschland nach Indien zu schicken versprochen) gedachte meine Curiöse und sehr gefährliche Reise-Beschreibung dieselbe zuzuschreiben/ und ein Exemplar in Schweins-Leder eingebunden/ mit hinzuschicken/ ich verlange der Tebel hohlmer nicht einen Dreyer dafür/ obs gleich was Curiöses ist/ nur daß der Hochgebohrne Potentate sehen soll/ daß ich danckbar bin/ und verhoffe/ es wird Denselben gefallen; viel Geprahle will ich zwar nicht davon machen/ allein/ das Werck wird der Tebel holmer den Meister selber loben/ und wenn Sie es durchgelesen haben/ so bitte ich/ daß Eu. Gnaden und Hochgebohrne Herrl. es Ihrer Liebste auch wollen lesen lassen/ damit Sie doch auch siehet was ich vor ein braver Kerl bin gewesen/ und
wie mirs letzlich so unglücklich auf der Spanischen See gegangen/ In übrigen gedencken Eu. Gnaden meiner in besten und leben wohl/ Ich verbleibe dafür
allezeit
Dienstfreundlichst Schelmuffsky. |
ICh bin der Tebel hohlmer ein rechter Bärenhäuter/ daß ich meine warhafftige, curiöse und sehr gefährliche Reise-Beschreibung zu Wasser und Lande/ welche ich schon eine geraume Zeit verfertiget gehabt/ so lange unter der Banck stecken lassen/ und nicht längstens mit hervor gewischt bin; Warum? Es hat der Tebel hohlmer mancher kaum eine Stadt oder Land nennen hören/ so setzt er sich stracks hin/ und macht eine Reise-Beschreibung zehen Ellen lang davon her/ wenn man denn nun solch Zeug lieset/ (zumahl wer nun brav gereiset ist/ als wie ich) so kan einer denn gleich sehen/ daß er niemahls vor die Stuben-Thüre
gekommen ist/ geschweige/ daß er fremden und garstigen Wind sich solte haben lassen unter die Nase gehen/ als wie ich gethan habe. Ich kan es wohl gestehen/ ob ich gleich so viel Jahr in Schweden/ so viel Jahr in Holland/ so viel Jahr in Engelland auch 14. gantzer Tage in Indien bey den grossen Mogol und sonst fast in der gantzen Welt weit und breit herum gewesen/ und so viel gesehen/ erfahren und ausgestanden/ daß/ wenn ich solches alles erzehlen solte/ einen die Ohren davon weh thun solten. Ich habe aber Zeitlebens kein Geprahle oder Aufschneidens davon hergemacht/ es wäre denn/ daß ichs bisweilen guten Freunden auf der Bier-Banck erzehlet hätte. Damit aber nun alle Welt hören und erfahren soll/ daß ich nicht stets hinter den Ofen gesessen/ und meiner Frau Mutter die gebratenen Aepffel aus der Röhre genascht/ so will ich doch nur auch von meiner manchmal sehr gefährlichen Reise und Ritterlichen Thaten zu Wasser und Lande/ wie auch von meiner Gefangenschafft zu Sanct Malo eine solche Beschreibung an das
Tagelicht geben/ deßgleichen noch niemals in öffentlichen Druck soll seyn gefunden worden/ und werden sich die jenigen solche vortrefflich zu Nutze machen können/ welche mit der Zeit Lust haben frembde Länder zu besehen. Solte ich aber wissen/ daß dasselbe/ welches ich mit grosser Mühe und Fleiß aufgezeichnet/ nicht von iederman geglaubet werden solle/ wäre mirs der Tebel hohlmer höchst leid/ daß ich einige Feder damit verderbet; Ich hoffe aber der Curiöse Leser wird nicht abergläubisch seyn/ und diese meine sehr gefährliche Reise-Beschreibung vor eine blosse Aufschneiderey und Lügen halten da doch beym Sapperment alles wahr ist/ und der Tebel hohlmer nicht ein eintziges Wort erlogen; In übrigen werde ich gerne hören/ wenn man sagen wird: Dergleichen Reise-Beschreibung habe ich Zeitlebens nicht gelesen; Wird solches geschehen/ so sey ein iedweder versichert/ daß ich nicht allein mit der Zeit den andern Theil meiner warhafftigen Curiösen und sehr gefährlichen Reise-Beschreibung zu Wasser und Lande
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BearbeitenVon den Orientalischen Ländern und Städten/ wie auch von Italien und Pohlen/ unter der Banck herfür suchen will/ sondern ich werde mich auch Lebenslang nennen
allezeit
Schelmuffsky. |
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BearbeitenTEutschland ist mein Vaterland/ in Schelmerode bin ich gebohren/ zu Sanct Malo habe ich ein gantz halb Jahr gefangen gelogen/ und in Holland und Engelland bin ich auch gewesen. Damit ich aber dieser meine sehr gefährliche Reise-Beschreibung fein ordentlich einrichte/ so muß ich wohl von meiner wunderlichen Geburth den Anfang machen: Als die grosse Ratte/ welche meiner Frau Mutter ein gantz neu seiden Kleid zerfressen/ mit den Besen nicht hatte können todt geschlagen werden/ indem sie meiner Schwester zwischen die Beine durchläufft und unversehens in ein Loch kömmt/ fällt die ehrliche Frau deßwegen aus Eyfer in eine solche Kranckheit und Ohnmacht/ daß sie gantzer 24. Tage da liegt und kan sich der Tebel hohlmer weder regen noch wenden. Ich/ der ich dazumal die Welt noch niemals geschauet/ und nach Adam Riesens Rechen-Buche 4. gantzer Monat noch im Verborgenen hätte pausiren sollen/ war dermassen auch auf die sappermentsche Ratte so thöricht/ daß ich mich aus Ungedult nicht länger zu bergen vermochte/ sondern sahe/ wo der Zimmermann das Loch gelassen hatte/ und kam auf allen vieren sporenstreichs in die Welt gekrochen. Wie ich
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Bearbeitennun auf der Welt war/ lag ich 8. gantzer Tage unten zu meiner Frau Mutter Füssen im Bettstroh, ehe ich mich einmal recht besinnen kunte wo ich war. Den 9ten Tag so erblickte ich mit grosser Verwunderung die Welt/ O sapperment! wie kam mir alles so wüste da vor/ sehr malade war ich/ nichts hatte ich auf den Leibe/ meine Fr. Mutter hatte alle Viere von sich gestreckt/ und lag da als wenn sie vor den Kopff geschlagen wäre/ schreyen wolte ich auch nicht/ weil ich wie ein jung Ferckelgen da lag/ und wolte mich niemand sehen lassen/ weil ich nackend war/ daß ich also nicht wuste/ was ich anfangen solte. Ich hatte auch willens wieder in das Verborgene zu wandern/ so kunte ich aber der Tebel hohlmer den Weg nicht wieder finden/ wo ich hergekommen war. Endlich dachte ich/ du must doch sehen wie du deine Frau Mutter ermunterst/ und versuchte es auf allerley Art und Weise/ bald kriegte ich sie bey der Nase/ bald krabbelte ich ihr unten an den Fußsohlen/ bald machte ich ihr einen Klapperstorch/ bald zupffte ich ihr hier und da ein Härgen aus/ bald schlug ich sie aufs Nolleputzgen; Sie wolte aber davon nicht aufwachen; letzlich nahm ich einen Strohhalm und kützelte sie damit in den lincken Nasen-Loche/ wovon sie eiligst auffuhr und schrie/ eine Ratte! eine Ratte? Da ich nun von ihr das Wort Ratte nennen hörete/ war es der Tebel hohlmer nicht anders/ als
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Bearbeitenwenn iemand ein Scheermesser nehm und führe mir damit unter meiner Zunge weg/ daß ich hierauf alsobald ein erschreckliches Auweh! an zu reden fing. Hatte meine Frau Mutter nun zuvor nicht eine Ratte! eine Ratte! geschrien/ so schrie sie hernachmals wohl über hundert mal eine Ratte! eine Ratte! denn sie meinte nicht anders es nistelte eine Ratte bey ihr unten zu ihren Füssen. Ich war aber her/ und kroch sehr artig an meine Frau Mutter hinauf/ guckte bey ihr oben zum Decke-Bette heraus/ und sagte: Frau Mutter/ Sie fürchte sich nur nicht/ ich bin keine Ratte/ sondn ihr lieber Sohn; daß ich aber so frühzeitig bin auf die Welt gekommen/ hat solches eine Ratte verursachet. Als dieses meine Frau Mutter hörete/ Ey sapperment! wie war sie froh daß ich so unvermuthet war auf die Welt gekommen/ daß sie gantz nichts davon gewust hatte. Wie sie mich dasselbe mal zu hertzte und zu leckte/ das will ich der Tebel hohlmer wohl keinen Menschen sagen. Indem sie sich nun so mit mir eine gute Weile in ihren Armen gehätschelt hatte/ stund sie mit mir auf/ zog mir ein weiß Hembde an und ruffte die Mieth-Leute in gantzen Hauße zusammen/ welche mich alle mit einander höchst verwundernd ansahen und wusten nicht was sie aus mir machen solten weil ich schon so artig schwatzen kunte. Herr Gerge/ meiner Frau Mutter damaliger Praeceptor, meinte/ ich wäre gar von den bösen
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BearbeitenGeiste besessen/ denn sonst könte es unmöglich von rechten Dingen mit mir zugehen/ und er wolte denselben bald von mir austreiben. Lieff hierauf eiligst in seine Studier-Stube/ und brachte ein groß Buch unter den Arme geschleppt/ damit wolte er den bösen Geist nun von mir treiben. Er machte in die Stube einen grossen Kreiß mit Kreide/ schrieb ein hauffen Cauder-Welsche Buchstaben hinein und machte hinter und vor sich ein Creutze/ trat hernachmals in den Kreiß hinein und fing folgendes an zu reden:
Hocus pocus Schwartz und Weiß/
Fahre stracks auf mein Geheiß
Schuri muri aus den Knaben;
Weils Herr Gerge so will haben.
Wie Herr Gerge diese Wort gesprochen hatte/ fing ich zu ihn an und sagte: Mein lieber Herr Praeceptor, warum nehmet ihr doch solche Köckel-Possen vor/ und vermeinet/ ich sey von dem bösen Geiste besessen/ wenn ihr aber wissen soltet/ was die Ursache wäre/ daß ich flugs habe reden lernen/ und wesgen ich so frühzeitig bin auf die Welt gekommen/ ihr würdet wol solche närrische Händel mit euren Hocus pocus nicht vorgenommen haben. Als sie mich dieses nun so reden höreten? O sapperment! was erweckte es vor Verwunderung von den Leuten im Hauße. Hr. Gerge stund der Tebel hohlmer da in seinen Kreiße mit Zittern und Beben/ daß auch die um ihn Herumstehenden
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Bearbeitenalle aus der Lufft muthmassen kunten/ der Herr Praeceptor müste wol in keinen Rosen-Garten stehen.
Ich kunte aber seinen erbärmlichen Zustand nicht länger mit ansehen/ sondern fing da an, meine wunderliche Geburth zu erzehlen/ und wie es niemand anders als die jenige Ratte verursachet hätte/ welche das seidene Kleid zerfressen/ daß ich so frühzeitig auf die Welt gekommen wäre/ und flugs reden können. Nachdem ich nun mit vielen Umständen denen sämtlichen Hausgenossen die gantze Begebenheit von der Ratte erzehlet hatte so glaubten sie hernach allererst/ daß ich meiner Fr. Mutter ihr Sohn wäre. Hr. Gerge aber/ der schämte sich wie ein Hund/ daß er meinetwegen solche Narren-Possen vorgenommen hatte/ und vermeinet: Ein böser Geist müste aus mir reden. Er war her/ leschte seinen Hocus Pocus-Kreiß wieder aus/ nahm sein Buch/ und gieng mit feuchten und übelriechenden Hosen stillschweigend immer zur Stuben-Thüre hinaus. Wie auch die Leute hernach alle mit mir thaten/ u. mich zu hertzten und zu poßten/ weil ich so ein schöner Junge war und mit ihnen flugs schwatzen kunte/ das wäre der Tebel hohlmer auf keine Kühhaut zu schreiben/ ja sie machten auch alle mit einander flugs Anstalt/ daß mir selben Tag noch bey grosser Menge Volcks der vortreffliche Nahme Schelmuffsky beygeleget wurde. Den zehenden Tag
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Bearbeitennach meiner wunderlichen Geburt lernete ich allmählig/ wiewol etwas langsam an den Bäncken gehen/ denn ich war gantz malade, weil ich auf der Welt gar noch nichts weder gefressen noch gesoffen hatte/ denn der Fr. Mutter Pietz war mir zu eckel/ und keine andere Speisen kunte ich noch nicht gewohnen/ daß ich also/ wenn sichs nicht so geschickt hätte/ wohl verhungern und verdursten müssen. Was trug sich zu? Meine Fr. Mutter die hatte gleich selben Tag ein groß Faß voll Ziegen-Molcken auf der Ofen-Banck stehen/ über dasselbe gerathe ich so ohngefehr/ und titsche mit den Finger hinein und koste es/ weil mir das Zeug nun sehr wohl schmeckte/ kriegte ich das gantze Faß bey den Leibe/ und soffs der Tebel hohlmer halb aus. Wovon ich hernach gantz lebend wurde und zu Kräfften kam. Als meine Frau Mutter sahe/ daß mir das Ziegen-Molcken so wol bekam/ war sie her und kauffte hernach noch eine Ziege/ denn eine hatte sie schon/ die musten mich also bis in das zwölffte Jahr meines Alters mit lauter solchen Zeuge ernehren und auferziehen. Ich kans wol sagen/ daß ich denselben Tag/ als ich gleich 12. Jahr alt war/ der Tebel hohlmer Speck Ellen dicke auf meinen Rücken hatt/ so fett war ich von dem Ziegen-Molcken geworden. Bey Anfange des 13. Jahres lernete ich auch alle sachte die gebratene Krams-Vögelgen und die jungen gespickten Hünergen abknaupeln/ welche mir endlich
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Bearbeitenauch sehr wol bekamen. Da ich nun so ein Bißgen besser zu Jahren kam/ so schickte mich meine Frau Mutter in die Schule/ und vermeinte nun einen Kerl aus mir zu machen/ der mit der Zeit alle Leute an Gelehrsamkeit übertreffen würde; Ja es wäre dazumal wol endlich was aus mir geworden/ wenn ich hätte Lust was zu lernen gehabt/ denn so klug als ich in die Schule gieng/ so klug kam ich auch wieder heraus. Meine grösste Lust hatte ich an den Blase-Rohre/ welches mir meine Fr. Groß-Mutter zum Jahrmarckte von der Eselswiese mitgebracht hatte/ so bald ich denn aus der Schule kam/ so schmiß ich meine Büchergen unter die Banck und nahm mein Blase-Rohr/ lief damit auf den obersten Boden und schoß da entweder die Leute auf der Gasse mit auf die Köpffe oder nach den Spatzianern/ oder knapste denen Leuten in der Nachbarschafft die schönen Spiegelscheiben entzwey/ und wenn sie denn so klirrten/ kunte ich mich recht hertzlich drüber zu lachen; das trieb ich nun so einen Tag und alle Tage/ ich hatte auch so gewiß mit meinen Blase-Rohr schiessen gelernet/ daß ich einem Sperlinge/ wenn er gleich 300. Schritte von mir saß/ damit das Lebens-Licht ausblasen kunte. Ich machte das Rabenzeug so schüchtern/ wenn sie nur meinen Namen nennen höreten/ so wusten sie schon wie viel es geschlagen hatte.
Als nun meine Fr. Mutter sahe/ daß mir das Studiren gantz nicht zu Halse wolte/ und nur das
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BearbeitenSchulgeld vor die lange Weile hingeben muste/ nahm sie mich aus der Schule wieder heraus/ und that mich zu einem vornehmen Kauffmann/ da solte ich ein berühmter Handelsmann werden/ ja ich hätte es wol werden können/ wenn ich auch Lust darzu gehabt hätte/ denn an statt da ich solte die Nummern an den Wahren mercken/ und wie theur die Elle müste mit Profit verkauffet werden/ so hatte ich immer andere Schelmstücken in Gedancken/ und wenn mich mein Patron wohin schickte/ daß ich geschwinde wiederkommen solte/ so nahm ich allemal erstlich mein Blaserohr mit/ ging eine Gasse auf/ die andere wieder nieder/ u. sahe wo Sperlinge sassen/ oder wenn wo schöne grosse Scheiben in Fenstern waren/ und es sahe niemand heraus/ so knapste ich nach denselben und lief hernach immer meiner Wege wieder fort/ kam ich denn wieder zu meinem Herrn/ und war etwan ein paar Stunden über der Zeit aussen gewesen/ so wuste ich allemal so eine artige Lügente ihn vorzubringen/ daß er mir sein lebetage nichts sagte. Zuletzt versahe ichs aber dennoch auch bey ihn/ daß es nicht viel fehlete/ so hätte er mir mein Blase-Rohr auf den Buckel entzwey geschmissen/ ich aber merckte den Braten/ und gab mit meinen Blase-Rohre reißaus und soll nun noch wieder zu ihn kommen. Hernach so schickte er zu meiner Fr. Mutter und ließ ihr sagen/ wie daß ich ihn allen Unfug mit meinem
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BearbeitenBlase-Rohre bey den Leuten angerichtet hätte/ und mich gantz zur Handlung nicht schicken wolte. Meine Frau Mutter ließ den Kauffmann aber wieder sagen: Es wäre schon gut/ und sie wolte mich nicht wieder zu ihm thun/ weil ich indem schon von ihn weggelauffen und wieder bey ihr wäre/ vielleicht krigte ich zu sonst was bessers Lust. Das war nun wieder Wasser auf meine Mühle/ als meine Fr. Mutter den Kauffmann solches zur Antwort sagen ließ/ und hatte ich zuvor die Leute auf der Gassen/ und die schönen Spiegelscheiben in den Fenstern nicht geschoren/ so fupte ich sie hernach allererst/ wie ich wieder meinen freyen Willen hatte. Endlich da meine Fr. Mutter sahe/ daß immer Klage über mich kam/ und etlichen Leuten die Fenster muste wieder machen lassen fing sie zu mir an: Lieber Sohn Schelmuffsky/ du kömmst nun alle sachte zu bessern Verstande/ und wirst auch fein groß dabey/ sage nur was ich noch mit dir anfangen soll/ weil du gantz und gar keine Lust zu nirgends zu hast/ und nur einen Tag und alle Tage nichts anders thust/ als daß du mir die Leute in der Nachbarschafft mit deinen Blase-Rohre zum Feinde machst/ u. mich in Ungelegenheit bringest? Ich antwortete aber meiner Fr. Mutter hierauf wieder/ und sagte: Fr. Mutter weiß sie was? ich will her seyn und fremde Länder und Städte besehen/ vielleicht werde ich durch mein Reisen ein berühmter Kerl/ daß
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Bearbeitenhernach/ wenn ich wiederkomme/ iedweder den Hut vor mir muß unter den Arm nehmen/ wenn er mit mir reden will. Meine Frau Mutter ließ sich diesen Vorschlag gefallen/ und meinte/ wenn ichs so weit bringen könte/ solte ich mich immer in der Welt umsehen/ sie wolte mir schon ein Stück Geld mit auf den Weg geben/ daß ich eine Weile daran zu zehren hätte. Hierauf war ich her/ suchte zusammen was ich mitnehmen wolte/ wickelte alles zusammen in ein Zwilchen Schnuptuch/ stackte es in die Ficke/ und machte mich reisefertig/ doch hätte ich mein Blase-Rohr auch gerne mitgenommen/ allein so wuste ichs nicht mit fortzubringen/ und besorgte/ es möchte mir unterwegens gestohlen oder genommen werden/ ließ also dasselbe zu Hausse/ und verstackte es auf den obersten Boden hinter die Feuer-Mäuer/ und trat in den 24. Jahre meines Alters meine sehr gefährliche Reise an; Was ich nun in der Fremde zu Wasser und Lande überall gesehen/ gehöret/ erfahren und ausgestanden/ das wird in folgenden Capiteln mit höchster Verwunderung zu vernehmen seyn.
DEr Guckguck fing gleich denselben Tag das erste mal im Jahre an zu ruffen/ als ich in Schelmerode von meiner Fr. Mutter Abschied nahm/ ihr um den Halß fiel/ sie auf jedweden Backen zu guter letzte 3mal hertzte und
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Bearbeitenhernach immer zum Thore hinaus wanderte. Wie ich nun vor das Thor kam/ O sapperment! wie kam mir alles so weitläufftig in der Welt vor/ da wuste ich nun der Tebel hohl mer nicht/ ob ich gegen Abend oder gegen der Sonnen Niedergang zu marchiren sollte; hatte wol 10. mal in Willens wieder umzukehren und bey meiner Frau Mutter zu bleiben/ wenn ich solches nicht so lästerlich verschworen gehabt/ nicht eher wieder zu ihr zu kommen/ bis daß ich ein brav Kerl geworden wäre/ doch hätte ich mich endlich auch nicht groß an das Verschweren gekehret/ weil ich sonst wohl eher was verschworen/ und es nicht gehalten hatte/ sondern würde unfehlbar wieder zu meiner Fr. Mutter gewandert seyn/ wann nicht ein Graf auf einen Schellen-Schlitten wäre qver Feld ein nach mir zu gefahren kommen/ und mich gefraget: wie ich so da in Gedancken stünde? worauf ich den Grafen aber zur Antwort gab: Ich wäre willens die Welt zu besehen/ und es käme mir alles so weitläufftig vor/ und wüste nicht wo ich zugehen solte? Der Graf fing hierauf zu mir an und sagte: Msr. es siehet ihn was rechts aus seinen Augen/ u. weil er Willens ist die Welt zu besehen/ so setze er sich zu mir auf meinen Schellen-Schlitten/ und fahre mit mir/ denn ich fahre deßwegen auch in der Welt nur herum daß ich sehen will/ was hier und da passiret. So bald der Hr. Graf dieses gesagt/ sprang ich mit gleichen Beinen in seinen Schellen-Schlitten
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Bearbeitenhinein/ und stackte die rechte Hand forne in die Hosen u. die lincke Hand in den rechten Schubesack/ daß mich nicht frieren solte/ denn der Wind ging sehr kalt und hatte selbige Nacht Ellen dicke Eiß gefroren; doch war es noch gut/ daß der Wind uns hinten nach ging/ so kunte er mich nicht so treffen/ denn der Hr. Graf hielt ihn auch etwas auf/ der saß hinten auf der Pritsche und kutschte/ damit so fuhren wir immer in die Welt hinein/ und gegen Mittag zu. Unterwegens erzehleten wir einander unser Herkommens; der Herr Graf machte nun den Anfang und erzehlete seinen Gräfl. Stand und daß er aus einen uhralten Geschlechte herstammete/ welches 32. Ahnen hätte/ und sagte mir auch/ in welchen Dorffe seine Grosse-Mutter begraben läge/ ich habe es aber wieder vergessen; hernach so schwatzte er mir auch/ wie daß er/ als noch ein kleiner Junge von 16. Jahren gewesen wäre/ seine Lust und Freude an den Vogelstellen immer gehabt hätte/ und einsmals auf einmal zugleich 31. Pumpel-Meisen in einen Sprenckel gefangen/ welche er sich in Butter braten lassen/ und ihn so vortrefflich wohl bekommen wären. Nachdem er nun seinen Lebens-Lauff von Anfang bis zum Ende erzehlet hatte/ so fing ich hernach von meiner wunderlichen Geburth an zu schwatzen/ und wie es mit der Ratte wäre zugegangen/ da sie meiner Fr. Mutter ein gantz neu seiden Kleid zerfressen gehabt/ und meiner
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BearbeitenSchwester zwischen die Beine durchgelauffen wäre und unversehens in ein Loch gekommen/ da sie hätte sollen todt geschlagen werden; wie auch von meinen Blase-Rohre/ mit welchen ich so gewiß schiessen können/ O sapperment! wie sperrete der Herr Graf Maul und Nasen drüber auf/ als ich ihn solche Dinge erzehlete/ und meinte/ daß noch was rechts auf der Welt aus mir werden würde. Nach solcher Erzehlung kamen wir an ein Wirths-Haus/ welches flugs an der Strasse im freyen Felde lag/ daselbst stiegen wir ab/ und giengen hinein uns ein wenig da auszuwärmen/ so bald als wir in die Stube kamen/ ließ sich der Herr Graf ein groß Glaß geben/ in welches wol hier zu Lande auf 18. bis 20. Maaß ging/ dasselbe ließ er sich den Wirthe voll Brantewein schencken/ und brachte mirs da auf Du und Du zu. Nun hätte ich nicht vermeinet/ daß der Graf das Glaß voll Brantewein alle auf einmal aussauffen würde/ allein er soffs der Tebel hohlmer auf einen Soff ohne absetzen und Barth wischen reine aus/ daß sich auch der Wirth grausam drüber verwunderte. Hernach so ließ ers wieder eben so voll schencken/ und sagte zu mir: Nun allons, Herr Bruder Schelmuffsky/ ein Hundsfott der mirs nicht auch Bescheid thut. Sapperment: Das Ding verdroß mich/ daß der Graff mit solchen Worten flugs um sich schmiß/ und fieng gleich zu Ihm an: Tob Herr Bruder/
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Bearbeitenich wils Bescheid thun; Als ich dieses Ihn zur Antwort gab/ fieng der Wirth höhnisch zu den Grafen an zu lächeln/ und meinte/ ich würde es unmöglich können Bescheid thun/ weil der Herr Graff ein dicker corpulenter Herre/ und ich gegen Ihn nur ein Auffschüßling wäre/ und in meinen Magen das Glaß voll Brantewein/ wohl schwerlich gehen würde. Ich war aber her/ und satzte mit dem Glase voll Brantewein an/ und soff es der Tebel hohl mer flugs auff einen Schluck aus. O Sapperment! was sperrete der Wirth vor ein paar Augen auff/ und sagte heimlich zum Grafen/ daß was rechts hinter mir stecken müste. Der Graff aber klopffte mich hierauf gleich auff meine Achseln und sagte: Herr Bruder verzeihe mir daß ich dich zum Trincken genöthiget habe/ es soll hinfort nicht mehr geschehen/ ich sehe nun schon was an dir zuthun ist/ und daß deines gleichen von Conduite wohl schwerlich wird in der Welt gefunden werden. Ich antwortete den Herrn Bruder Grafen hierauf sehr artig wieder/ und sagte/ wie daß ich warlich ein brav Kerl wäre/ und noch erstlich zu was rechts werden würde/ wenn ich weiter in die Welt hinein kommen solte/ und wenn Er mein Bruder und Freund bleiben wolte/ solte Er mich künfftig mit dergleichen Dingen verschonen/ O Sapperment! wie demüthigte sich der Grafe gegen mich/ und bath mirs auf seine gebogenen Knien ab/ und sagte dergleichen
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BearbeitenExcesse solten künftig nicht mehr von Ihm geschehen. Hierauf bezahlten wir den Wirth/ satzten uns wieder auf unsern Schellen Schlitten/ und fuhren immer weiter in die Welt hinein. Wir gelangeten zu Ende des Octobris, da es schon fast gantz dunckel worden war/ in der berühmten Stadt Hamburg an/ alwo wir mit unsern Schlitten am Pferde-Marckte in einen grossen Hauße einkehreten/ worinnen viel vornehme Standes-Personen und Damens logireten. Sobald als wir da abgestiegen waren/ kamen 2. Italiänische Nobels die Treppe oben herunter gegangen/ der eine hatte einen meßingenen Leuchter in der Hand/ worauff ein brennendes Wachs-Licht brandte/ und der andere eine große töpfferne brennende Lampe/ welche geschwüpte voll Bomolie gegossen war/ die hiessen uns da willkommen/ und erfreueten sich meiner wie auch des Herrn Bruder Grafens seiner guten Gesundheit. Nachdem Sie nun solche Compliment gegen uns abgeleget hatten/ nahm mich der eine Nobel mit den brennenden Wachs-Liechte bey der Hand/ und der andere mit der brennenden Bomolien-Lampe/ fassete den Herrn Grafen bey den Ermel/ und führeten uns da der Treppe hinauff/ daß wir nicht fallen solten/ denn es waren 6. Stuffen oben ausgebrochen. Wie wir nun die Treppe oben hinauff kamen/ so praesentirete sich ein vortrefflicher schöner Saal/ welcher um und um mit den schönsten
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BearbeitenTapezereyen und Edelgesteinen ausgezieret war/ und von Gold und Silber flimmerte und flammte; Auf denselben Saale nun/ stunden 2. vornehme Staaden aus Holland/ und 2. Portugiesische Abgesandten/ die kamen mir und meinen Herrn Bruder Graffen gleichfalls entgegen gegangen/ hiessen uns auch willkommen/ und erfreueten sich ebenfals unserer guten Gesundheit und glücklichen Anherokunfft; Ich antwortete denselben flugs sehr artig wieder und sagte: Wenn Sie auch noch fein frisch und gesund wären/ würde es mir und den Hn Grafen sehr lieb auch seyn. Als ich mein Gegen-Compliment nun auch wieder abgeleget hatte/ so kam der Wirth in einen grünen Sammet-Beltze auch dazu/ der hatte nun ein groß Bund Schlüsseln in drr Hand/ hieß uns auch willkommen/ und fragte/ ob ich und der Hr Graff belieben wolten noch eine Treppe höher mit ihn zu steigen/ alwo er uns anweisen wolte/ wo wir unser Zimmer haben solten. Ich und der Herr Bruder nahmen hierauff von der sämbtlichen Compagnie mit einer sehr artigen Mine Abschied/ und folgeten dem Wirthe/ daß er uns in unser Zimmer führen solte/ welches wir zu unserer Bequemlichkeit innen haben solten. Sobald wir nun mit ihn noch eine Treppe hinauff kamen/ schloß er eine vortreffliche schöne Stube auf/ worinnen ein über allemassen galantes Bette stund/ und alles sehr wohl in derselben Stube auffgeputzt
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Bearbeitenwar/ daselbst hieß er uns unsere Gelegenheit gebrauchen/ und wenn wir was verlangeten/ solten wir nur zum Fenster hinunter pfeiffen/ so würde der Haußknecht alsobald zu unsern Diensten stehen; und nahm hierauf von uns wieder Abschied. So bald als der Wirth nun den Rücken gewendet hatte/ war ich her und zog gleich meine Schuh und Strümpffe aus/ und pfiff dem Hauß-Knechte/ daß er mir ein Faß frisch Wasser bringen muste/ damit ich meine Knochen waschen kunte/ denn sie stuncken abscheulich. Meinen Herrn Bruder Grafen waren seine schwarztrüpnen Sammthosen zwischen den Beinen aus der Nath gerissen/ derselbe pfiff der Junge Magd/ daß sie Ihn eine Nehnadel mit einen Faden weissen Zwirn bringen muste/ daß Er selbige wieder flicken kunte. Da sassen wir nun allebeyde/ ich wusch meine stinckende Füsse/ und der Hr Bruder Graf flickte seine zerrissenen Sammthosen/ welches sehr artig ließ. Nach dem wir uns nun so ein Bißgen ausgemaustert hatten/ so kam der Wirth in grünen Sammt-Beltze wieder hinauff zu uns/ und ruffte uns zur Abend-Mahlzeit/ worauf ich und der Hr Bruder Graf gleich mit ihn giengen; Er führete uns die Treppe wieder hinunter/ über den schönen Saal weg/ und in eine große Stube/ alwo eine lange Tafel gedeckt stunde/ auf welche die herrlichsten Tractamenten getragen wurden. Der Hr Wirth hieß uns da
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Bearbeitenein klein wenig verziehen/ die andern Herren wie auch Damens würden sich gleich auch dabey einfinden und uns Compagnie leisten. Es währete hierauf kaum so lange/ als er davon geredet hatte/ so kamen zu der Tafel-Stube gleich auch hinein getreten/ die 2. Italiänische Nobels, welche uns zuvor becomplementirt hatten/ ingleichen auch die 2. Staaden aus Holland/ und die 2. Portugisischen Abgesandten/ und brachte ein iedweder eine vornehme Dame neben sich an der Hand mit hinein geschlept. O Sapperment! als sie mich und meinen Herrn Bruder Grafen da stehen sahen/ was machten sie alle mit einander vor Reuerenze gegen uns/ und absonderlich die Menscher/ die sahen uns der Tebel hohlmer mit rechter Verwunderung an. Da nun die gantze Compagnie beysammen war/ welche mit speisen solte/ nöthigten sie mich und meinen Herrn Bruder Grafen/ daß wir die Oberstelle an der Tafel einnehmen musten/ welches wir auch ohne Bedencken thaten; Denn ich satzte mich nun gantz zu oberst an/ neben mir zur lincken Hand/ saß der Herr Bruder Graf und neben mir rechten an der Ecke/ sassen nach einander die vornehmen Dames, weiter hinunter hatte ein iedweder auch seinen gehörigen Platz eingenommen. Unter währender Mahlzeit nun wurde von allerhand Staats-Sachen discurriret/ ich und der Bruder Graf aber schwiegen darzu stockstille/ und sahen was in der
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BearbeitenSchüssel passirete/ denn wir hatten in 3. Tagen keiner kein Bissen Brod gesehen; Wie wir uns aber beyde brav dicke gefressen hatten/ so fieng ich hernach auch an von meiner wunderlichen Geburth zu erzehlen/ und wie es mit der Ratte wäre zu gangen/ als sie wegen des zerfressenen seidenen Kleides hätte sollen todt geschlagen werden. O Sapperment! wie sperreten Sie alle Mäuler und Nasen auf/ da ich solche Dinge erzehlete/ und sahen mich mit höchster Verwunderung an. Die vornehmen Damens fiengen gleich an darauf meine Gesundheit zu trincken/ welche die gantze Compagnie Bescheid that/ bald sagte eine wenn sie soff. Es lebe der vornehme Herr von Schelmuffsky/ bald fieng ein andere drauf an: Es lebe die vornehme Standes-Person/ welche unter den Nahmen Schelmuffsky seine hohe Geburth verbirget. Ich machte nun allemahl eine sehr artige Mine gegen die Menscher/ wenn sie meine Gesundheit so nach der Reihe soffen. Die eine vornehme Dame/ welche flugs neben mir an der Tisch-Ecke zur rechten Hand saß/ die hatte sich wegen der Begebenheit von der Ratte gantz in mich verliebet. Sie druckte mir wohl über 100 mahl die Fäuste übern Tische/ so gut meinte Sie es mit mir/ und stoß mich auch immer mit ihren Knie an meine Knie/ weil Sie sich in mich so sehr verliebet hatte/ doch war es nicht zu verwundern/ weil ich so artig neben
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BearbeitenIhr saß/ und alles dazumahl der Tebel hohl mer flugs an mir lachte. Nachdem ich nun mit meinen Erzehlen fertig war/ so fieng mein Hr Bruder gleich auch an von seinen Herkommen zu schwazen/ und wo seine 32. Ahnen alle herkomm/ und erzehlte auch in welchen Dorffe seine Großemutter begraben läge/ und wie er/ als er noch ein kleiner Junge von 16. Jahren gewesen/ 31. Pumpel-Meisen zugleich auf einmahl in einen Sprenckel gefangen hätte/ und was das Zeugs mehr alle war/ allein er brachte alles so wunderlich durch einander vor und mengete bald das 100. in das 1000. hinein/ und hatte auch kein gut Mundwerk/ denn er stammerte gar zu sehr/ daß er auch/ wie er sahe/ daß ihn niemand nicht einmahl zu hörete/ mitten in seiner Erzehlung stille schwieg und sahe was sein Teller guts machte. Wenn ich aber zu discurriren an fieng! Ey Sapperment! wie horchten Sie alle wie die Mäußgen/ denn ich hatte nun so eine anmuthige Sprache/ und kunte alles mit so einer artigen Mine vorbringen/ daß sie mir nur der Tebel hohl mer mit Lust zu höreten.
Nachdem der Wirth nun sahe/ daß niemand mehr aß/ und die Schüsseln ziemlich ausgeputzt waren/ ließ er die Tafel wieder abräumen/ wie solches geschehen/ machte ich und der Bruder Graff ein sehr artig Compliment gegen die sämtliche Compagnie, und stunden von der Tafel auf/ da Sie das über Tische nun sahen/ fiengen Sie
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Bearbeitenalle mit einander auch auf zu stehen. Ich und der Herr Bruder Graf nahmen hierauf ohne Bedencken zu erst wieder unsern Weg zum Tafel-Gemach hinaus/ und marchireten nach unsern Zimmer zu. Die sämtliche Compagnie aber begleitete uns über den schönen Saal weg und biß an unsere Treppe/ wo wir wieder hinauf gehen musten/ aldar nahmen sie von uns gute Nacht/ und wünschten uns eine angenehme Ruhe. Ich machte nun gegen Sie gleich wieder ein artig Compliment, und sagte/ wie daß ich nemlich ein brav Kerl wäre/ der etwas müde wäre/ wie auch der Herr Graf/ und daß wir in etlichen Wochen in kein Bette gekommen wären/ als zweiffelten wir gar nicht/ daß wir wacker schlaffen würden/ und Sie möchten auch wohl schlaffen. Nach dieser sehr artig gegebenen Antwort gieng nun ein iedweder seine Wege/ ich und mein Hr. Bruder Graf giengen gleich auch die Treppe vollends hinauff und nach unsrer Stube zu/ wie wir da hinein kamen/ so pfiff ich den Hauß-Knechte/ daß er uns ein Licht bringen muste/ welcher auch Augenblicks damit sich einstellete und wieder seiner Wege gieng. Hierauff zog ich mich/ und mein Herr Bruder Graf splinter nackend aus/ und sahen was alda in unsern Hembden gutes passirete:
O Sapperment! wie war der Schweiß darinn lebendig geworden/ wir brachten der Tebel
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Bearbeitenhohl mer über 3. gantzer Seiger-Stunden zu/ ehe wir mit todt schlagen kunten fertig werden. Doch wars bey mir noch nicht so arg/ als wie bey dem Herrn Grafen/ der war der Tebel hohl mer über 20000. Mann gut stärcker als ich/ daß ich Ihn auch/ wie ich mein Hembde wieder renoviret hatte/ in seinem über eine gute Stunde noch muste todt knicken helffen/ ehe das Rabenzeug alle wurde. Da solche nothwendige Arbeit gethan war/ legten wir uns beyde/ in das schöne Bette/ welches in der Stube stund/ sobald als der Herr Bruder Graf sich dahinein weltzte/ fieng er gleich an zu schnarchen/ daß ich vor ihn kein Auge zu den andern bringen kunte/ ob ich gleich sehr müde und schläffrig auch war. Indem ich nun so eine kleine Weile lag und lauschte/ so pochte gantz sachte iemand an unsere Stuben-Thüre an/ ich fragte wer da wäre/ es wolte aber niemand antworten; Es pochte noch einmal an/ ich fragte wieder wer da wäre/ es wolte mir aber niemand Antwort geben. Ich war her sprang nackend zum Bette heraus/ machte die Stuben-Thüre auff/ und sahe wer pochte/ als ich selbige eröffnete/ so stund ein Mensche draussen/ und hatte ein klein Brieffgen in der Hand/ both mir im finstern einen guten Abend/ und fragte/ ob der frembde vornehme Herr/ welcher heute Abend über Tische die Begebenheit von einer Ratte erzehlet/ seine Stube hier hätte. Da Sie nun hörete/ daß ichs selbst
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Bearbeitenwar/ fieng Sie weiter an hier ist ein Brieffgen an Sie/ und ich soll ein paar Zeilen Antwort drauf bringen: Hierauf ließ ich mir den Brieff geben/ hieß sie ein wenig vor der Stuben-Thüre verziehen/ zog geschwinde mein Hembde und Hosen an/ und pfiff den Hauß-Knechte/ daß er mir das Licht anbrennen muste/ welches er auch alsobald that und mit einer grossen Laterne die Treppe hinauff gelauffen kam/ damit so erbrach ich den Brieff/ und sahe was drinnen stund. Der Inhalt war wie folget also:
Anmuthiger Jüngling. | |
WOferne Euchs beliebet diesen Abend noch mein Zimmer zu besehen/ so lasset mir durch gegenwärtige Servante Antwort wissen/ Adjeu! | |
Eure affectionirte Dame | |
welche bey Euch heute Abend über Tische an der Ecke zur rechten Hand gesessen/ und manchmahl mit den Knie gestossen | |
La Charmante. |
Sobald ich diesen Brieff nun gelesen/ pfiff ich dem Hauß-Knechte wieder/ daß er mir Feder/ Dinte und Papier bringen muste/ Darauf satzte
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Bearbeitenich mich nur hin/ und schrieb einen sehr artigen Brieff wieder an die Dame Charmante zur Antwort/ derselbe war nun auf diese Manier eingerichtet:
ICh will nur erstlich meine Schue und Strümpffe wie auch meinen Rock wieder anziehen/ (denn das Hembde und Hosen habe ich schon wieder angezogen/ ob ich gleich nackend aus den Bette sprang/ als das Mensche die Servante anpochte/ und ich ihr auch nackend auffmachte/ da Sie mir Euren Brieff über brachte/ so zweiffele ich/ daß sie in finstern was an mir wohl groß gesehen hat/) hernach wil ich gleich zu Euch kommen. Ihr müsset aber/ Wohl-Erbare Dame die Servante unfehlbar wieder zu mir schicken/ daß sie mir die Wege weit/ wo ich Eure Stube finden soll/ und lasset sie eine Laterne mit bringen/ daß ich auch nicht in finstern falle/ denn alleine komme ich der Tebel hohl mer nicht. Warumb/ es ist ietzo gleich zwischen 11. und 12. da der Hencker gemeiniglich sein Spiel hat und mir leichtlich ein Schauer ankommen möchte/ daß mir auf den Morgen
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Bearbeitenhernach das Maul brav ausschlüge/ und was würde Euch denn damit gedient seyn/ wenn ich eine grindigte Schnautze kriegte/ wornach Ihr Euch zu achten wisset/ haltet nun wie Ihrs wollet/ hohlt das Mensche mich ab/ wohl gut/ kömt Sie aber nicht wieder/ wie bald ziehe ich die Hosen und mein Hembde wieder aus/ und lege mich wieder zu meinen Herrn Bruder Grafen ins Bette. In übrigen lebet wohl ich verbleibe dafür
allezeit |
treu-gehorsambst dienstschuldigst Reisefertigster |
Schelmuffsky. |
Diesen Brieff schickte ich nun der vornehmen Dame Charmante zur Antwort wieder/ und suchte meine Schue und Strümpffe unter der Banck flugs hervor/ daß ich sie anziehen wolte/ ich hatte kaum den einen Strumpff an das lincke Bein gezogen/ so stund die Servante schon wieder drausen und hatte eine grosse papierne Laterne in der Hand/ worinnen eine töpfferne Lampe mit zwey Daachten brannte/ und wolte mich nach der Dame Charmante ihren Zimmer leuchten/ daß ich nicht fallen solte/ sobald als ich mich nun angezogen/
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Bearbeitennahm ich meinen Degen/ welches ein vortrefflicher Rückenstreicher war/ unter den Arm/ und gieng mit nach der Charmante Ihrer Stube zu. Das Mensche die Servante kunte mir mit der papierne Laterne überaus stattlich leuchten; Sie führete mich von meiner Stube an die Treppe wieder hinunter über den schönen Saal weg/ einen langen Gang im Hoff hinter/ alwo ich 6. Treppen hoch mit ihr wieder steigen muste/ ehe ich an der Charmante ihr Zimmer kam. Wie mir das Mensch die Stuben-Thüre nun zeigte/ so klinckte ich gleich auf und gieng ohne Bedenken unangemeldet hinein. Da mich die Charmante nun kommen sah/ sprang Sie gleich in ihren Nacht-Habith aus den Bette heraus/ empfieng mich auf Frantzösische Manier mit einen gedoppelten Kusse und bath bey mir um Verzeihung/ daß ich solches nicht ungeneigt auffnehmen möchte/ daß Sie bey später Nacht noch zu mir geschickt/ und mich in Ihr Zimmer bemühet hätte. Ich antwortete der Charmante aber hierauf sehr artig wieder und sagte: wie daß ich nemlich ein brav Kerl wäre/ desgleichen man wohl wenig in der Welt antreffen würde/ und es hätte nichts auf sich/ weil ich indem vor meines Hn. Bruder Grafens seinen Schnarchen nicht einschlaffen können. Als ich Ihr dieses nun so mit einer überaus artigen Mine zur Antwort gab/ so bath Sie mich daß ich mich doch zu Ihr auff Ihr Bette setzen
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Bearbeitenmöchte/ und Ihr die Begebenheit doch noch einmahl von der Ratte erzehlen solte/ und in was vor ein Loch sie doch gelauffen wäre/ da man sie wegen des zerfressenen seidenen Kleides mit den Besen todt schlagen wollen.
Ich erzehlete der Charmante hierauf Augenblicks die gantze Begebenheit/ und sagte: was das Loch anbelangete/ worein die Ratte gelauffen wäre/ hätte ich zwar nicht gesehen/ allein so viel ich von meiner Schwester Nachricht erhalten/ wäre die Ratte/ als sie Ihr zwischen die Beine unversehens durchgekrochen kommen/ vor ihren Augen verschwunden/ und kein Hencker hätte hernach wissen wollen/ wohin das Rabenaß sich doch immer und ewig müste versteckt haben. O Sapperment! wie fiel mir das Mensche die Charmante um den Halß/ da Sie von den Verstecken hörete/ Sie stackte mir der Tebel hohl mer Ihre Zunge eine gantze halbe Elle lang in mein Maul/ so lieb hatte Sie mich/ und druckte mir ein Spanisch Creutze über das andere/ daß ich auch manchmahl nicht anders dachte/ Himmel und Erden läge auf mir/ vor solcher Liebes-Vergnügung/ welche mir das Mensche erzeugte. Wie Sie nun die Liebes-Regungen durch Ihre allzu grossen Caressen bey mir gantz Schamloß gemacht hatte/ und ich der Tebel hohlmer selber nicht wuste/ was ich thate/ so gab Sie hernach Freyens bey mir vor/ und sagte: Ich solte Sie
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Bearbeitennehmen/ ich antwortete der Charmante aber hierauf sehr artig wieder/ und sagte: Wie daß ich nemlich ein brav Kerl wäre/ aus dem was rechts noch erst werden würde/ wenn er weiter in die Welt hinein käme/ und daß ich so balde noch nicht Lust hätte eine Frau zu nehmen. Doch wolte ich Ihrs nicht abschlagen/ sondern es ein wenig überlegen. O Sapperment! wie fieng das Mensche an zu heulen und zu gransen/ da ich Ihr von den Korbe schwatzte/ die Thränen lieffen Ihr immer die Backen herunter/ als wenn man mit Mulden gösse/ und macht sich da ein paar Augen wie die grössesten Schaff-Käse Näppe groß.
Wolte ich nun wohl oder übel/ daß Sie sich nicht gar über mich zu todte heulen möchte/ muste ichs der Tebel hohl mer zu sagen/ daß ich keine andere als Sie zur Frau haben wolte/ da nun solches geschehen/ gab Sie sich wieder zu frieden/ und stackte mir hernach so artig Ihr Züngelgen eine gantze halbe Elle lang wieder in mein Maul/ und nutschte mir damit in Halse/ wie ein klein Kind an der Mutter Pietze. Nach unterschiedlichen dergleichen Liebes-Vergnügungen nahm ich selben Abend von Ihr Abschied/ und ließ ich mich durch die Servante mit der papiernen Laterne wieder auf meine Stube leuchten/ und legte mich zu meinen Hn. Bruder Grafen ins Bette/ welcher noch eben uf der Stelle da lag/ und in einen
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BearbeitenWeg schnarchte. Ich war kaum ins Bette wieder hinein/ so kriegte ich auch etwa seine Laune/ und schnarchten da alle beyde wie ein altes Pferd/ welches dem Schinder entlauffen war. Den andern Tag früh/ da es etwan um 9. Uhr seyn mochte/ und ich in besten Schlaffe lag/ so stieß iemand mit beyden Beinen an unserer Stuben-Thür lästerlich an/ daß ich aus dem Schlaffe Klafftern hoch vor Erschröcknüß in die Höhe fuhr. Das Anschlagens wolte aber kein Ende nehmen/ ich war her und sprung flugs mit gleichen Beinen aus dem Bette heraus/ zog mein Hembde an/ und wolte sehen wer da war. Wie ich aufmachte/ so stund des einen Staadens aus Holland sein Junge draussen/ welcher fragte: Ob der von Schelmuffsky seine Stube hier hätte? da ich den Jungen nun zur Antwort gab/ daß ichs selber wäre/ sagte er weiter: Sein Herr der hielte mich vor keinen braven Kerl/ sondern vor einen Ertz-Bärenhäuter/ wenn ich nicht zum allerlängsten um 10. Uhr heute vormittage mit einen guten Degen auf der grossen Wiese vor den Altonaischen Thore erschiene/ und da wolte er mir weisen was raison wäre. O Sapperm. wie verdroß mich das Ding/ als mir der Kerl durch sein Jungen solche Worte sagen ließ. Ich fertigte den Jungen aber alsobald mit folgender Antwort ab/ und sagte: Höre Hundsf. sprich du zu deinen Hn. wieder/ ich ließe ihn sagen:
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BearbeitenWarum er denn nicht selbst zu mir gekommen wäre/ und mir solches gesaget/ ich hätte bald mit ihn fertig werden wollen/ damit er aber sehen solte/ daß ich mich vor ihn nicht scheuete/ so wolte ich kommen/ und ihn nicht allein zu Gefallen einen guten Degen/ welches ein Rückenstreicher wäre/ mit bringen/ sondern es solten auch ein paar gute Pistohlen zu seinen Diensten stehen/ damit wolte ich ihn weisen/ wie er den bravsten Kerl von der Fortuna ein andermahl besser respectiren solte/ wenn er was an ihn zu suchen hätte. Hierauf gieng des Staadens sein Junge fort und mupte nicht ein Wort weiter/ ausgenommen/ wie er an die Treppe kam/ so schielte er mich von der Seite mit einer hönschen Mine recht sauer hinterrücks an/ und lieff geschwinde die Treppe hinunter. Ich war aber her/ gieng in die Stube wieder hinein/ zog mich geschwinde an/ und pfiff den Hauß-Knechte/ daß er eiligst zu mir kommen muste. Welcher sich auch flugs Augenblicks bey mir einstelte/ und sagte: Was belieben Euere Gnaden: Das Ding gefiel mir sehr wohl von den Kerl/ daß er so bescheidentlich antworten kunte. Ich fragte ihn hierauff: Ob er mir nicht ein paar gute Pistohlen schaffen könte? das und das gienge vor sich/ wolte ihn keinen Schaden daran thun/ und er solte dafür ein Trinckgeld zu gewarten haben. O Sapperment! als der Kerl von den Trinckgelde hörete/ wie sprang er zur Stuben-Thüre
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Bearbeitenhinaus/ und brachte mir im Augenblick ein paar wunderschöne Pistolen geschlept/ welche dem Wirthe waren/ die eine muste er mir mit grossen Haasen-Schroten und die andere mit kleiner Dunst füllen/ und 2. Kugeln drauff stopffen; Da solches geschehen/ gürtete ich meinen Rückenstreicher an die Seite/ die Pistohlen stackte ich ins Gürtel und marchirte da immer stilleschweigens nach dem Altenaischen Thore zu. Wie ich nun vor das Thor kam/ so erkundigte ich mich nun gleich/ wo die grosse Wiese wäre? Es gab mir aber ein kleiner Schiffer-Junge alsobald Nachricht davon/ da ich nun ein klein Eckgen von der Stadt-Mauer gegangen war/ so kunte ich die grosse Wiese sehen und sahe daß ihrer ein gantz Hauffen dort stunden/ auf welche ich gleich Sporenstreichs zu marchirete/ als ich nun bald an Sie kam/ sahe ich/ daß der eine Staade da stund und Ihrer etliche noch bey sich hatte. Ich fragte ihn aber gleich/ wie ich zu ihn kam/ ob er mich durch seinen Jungen vor einer Stunde wohin hätte forden lassen/ und was die Ursache ware? Worauf er mir zur Antwort gab: Ja/ er hätte solches gethan/ und das wäre die Ursache/ weil ich die vergangene Nacht bey der Madame Charmante gewesen/ und das könte er gar nicht leiden/ daß ein Frembder Sie bedienen solte/ war hierauff Augenblicks mit der Fuchtel heraus/ und kam auf mich zu marchiret/ Da ich
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Bearbeitennun sahe/ daß er der Haare war/ O Sapperm. Wie zog ich meinen Rückenstreicher auch von Leder/ und legte mich in Positur, ich hatte ihn kaum einen Stoß auspariret/ so that ich nach ihn einen Saustoß/ und stach ihn der Tebel hohl mer mit meinen Rückenstreicher die falsche Quinte zum lincken Ellebogen hinein/ daß das Blut Arms dicke heraus schoß/ und kriegte Ihn hernach beym Leibe/ und wolte ihn mit der einen Pistohle/ welche starck mit Dunste und Kugeln geladen war/ das Lebens-Licht vollends ausblasen/ es wäre auch in bösen Muthe geschehen/ wenn nicht seine Cammeraden mir wären in die Arme gefallen/ und gebethen/ daß ich nur sein Leben schonen solte/ indem ich Revenge gnug hätte. Die Sache wurde auch auff vielfältiges Bitten also bemittelt/ daß ich mich wieder mit ihn vertragen muste/ und zwar mit den Bedinge/ daß er mir durch seinen Jungen niemahls mehr solche Worte sagen ließe/ wenn ich der Madame Charmante eine Visite gegeben hätte; Welches er mir auch zu sagte: In was vor Ehren ich hernach von seinen Cammeraden gehalten wurde/ das kan ich der Tebel hohlmer nicht genug beschreiben/ wo auch nur eine Action vorgieng/ da muste ich allezeit mit darbey seyn/ und die Contra-Parten aus einander setzen. Denn wo ich nicht darbey mit war/ wenn Schlägerey vorgiengen/ und wurde nur in Geheim so vertragen/ davon wurde gar