Benutzer:Ckepper/Bücher/DieSichelhenk
Die Sonne hatte sich geneigt; wie ein Goldstrom fluthete es von der Ebene durch die breit sich öffnende Thalmündung herein in die traute Bergeinsamkeit, in welcher der Schliersee sich lieblich eingebettet hat. Am Fuße der Berge, in den Obsthainen des Dorfes und der zerstreuten Einzelhöfe dämmerte es schon stark, aber die höheren Halden zu beiden Seiten hinan waren noch hell genug, daß die herbstlich roth gefärbten Buchenwipfel wie mächtige Blumenbüschel aussahen, mit denen das Tannengrün der Wälder besteckt war. Die Gipfel der Berge, der breite Rücken der Rohn und der scharfe Zackengrat des Jägerkamms glänzten im letzten Strahl eines schon erlöschenden Alpenglühens; klar, duftig, hell und kühl wölbte sich der andunkelnde Abendhimmel darüber, mit manchem aufblitzenden Sternlein geziert, und all’ das Glühen und Dunkeln, das Licht und die Nacht, Höhe und Tiefe spiegelte sich wieder in der Fläche des Sees, gleich als wär’ er ein fühlend Menschenherz, das Erd und Himmel aufgenommen und in sich vereinigt habe.
Die Ruhe und Stille eines sanften Entschlummerns waltete über der ganzen Landschaft; nichts war zu vernehmen, als hier und da ein Ton, der sich anhörte wie ein im Beginn unterbrochenes oder halb verwehtes Glockenläuten. Er kam von der Anhöhe herab, wo aus dichten Obstbaumwipfeln sich Giebel und Altane eines stattlichen Bauernhauses emporhoben; vor demselben auf der Grad saß ein alter Mann, an dem dort überall angebrachten Steinwürfel, in welchem ein Stück Eisen eingelassen ist, um ihn als Ambos brauchbar zu machen. Der Alte hielt eine Sense über das Eisen und „dengelte“ sie mit kunstgerechten Hammerschlägen, ihr die bei der Arbeit abgenutzte Schärfe wiederzugeben.
Um das Haus herum und in ihm war es nicht minder still als in der Umgebung; alle häusliche und ländliche Arbeit schien gethan, wie am Vorabend eines Festtages, wo die Feierstunde wohl ein wenig früher zu schlagen pflegt; der mächtige Rauch, der aus dem Schornstein aufwirbelte, bestätigte die Vermuthung und schien anzudeuten, daß man auch in der Küche tüchtig daran war, zu etwas Ungewöhnlichem zu rüsten. Die Emsigkeit des Alten in der allgemeinen Ruhe hatte etwas Sonderbares, aber so eifrig er auch über seiner Sense her war, mochten seine Gedanken doch anderwärts umherwandern, denn es geschah wohl, daß die Hammerschläge zeitweise immer langsamer wurden. Dann ließ er den Hammer auch wohl völlig sinken, horchte forschend um sich und blickte nach der Richtung der Landstraße hin, die sich hell und schmal durch den Thalgrund heranschlängelte. Manchmal hielt er sogar die Hand über die Augen, als wäre das Blenden der Abendsonne daran schuld, daß er nichts sehe.
„Weit und breit keine Spur,“ murrte er dann grollend vor sich hin, „es ist schier nimmer zu machen mit dem Loder, dem nichtsnutzigen! Ich werd’ ihn einmal tüchtig in’s Gebet nehmen müssen.“
Dann griff er wieder zu, und als hätte er den Erwarteten schon vor sich, schwang er den klingenden Hammer tüchtig und ließ die Sense seinen Unmuth entgelten.
Der Mann mochte ein Sechsziger sein; wenn er arbeitete, sah er gebeugt aus und das vollständig weiße Haar ließ ihn älter erscheinen; richtete er sich aber auf, dann war nicht zu verkennen, daß in der hagern sehnigen Gestalt noch Kraft und Rührigkeit wohnte, und unter den etwas wirren buschigen Haaren und Brauen funkelten ein paar entschlossene Augen, als wäre der Mann an’s Befehlen gewöhnt und nicht recht wohl geartet, Widerspruch zu ertragen.
Ueber dem Hämmern bemerkte er nicht, daß auf dem am Fuße der Anhöhe hinziehenden Fahrwege ein Bursche herangegangen kam; Rechen und Heugabel über seiner Schulter und der Wasserkrug in seiner Hand zeigten, daß er vom Felde kam und den Tag bei der Arbeit im Freien verbracht hatte. Er blieb stehen und sah eine Weile zu dem Alten hinauf.
„Mach’ Feierabend, Brunnhofer!“ rief er, als dieser über seiner Sense ihn nicht gewahr ward oder nicht gewahr werden wollte. „Bet-Läuten ist schon vorbei, heut’ wirst Du’s auch nicht mehr erreißen und wenn Du noch so drauf los dengelst…“
„Geh’ Deine Weg’, Michel,“ brummte der Alte, „kümmer’ Dich nicht um andre Leut’; ein Jedes thut, wie’s ihm taugt.“
„Hoho,“ rief der Bursche lachend entgegen, „ist wieder einmal Sturm im Kalender? Man wird doch noch mit den Leuten reden und sich verwundern dürfen. Die Ernt’ ist vorbei, Rechen, Gabel und Sichel hat jetzt Ruh’ bis über’s Jahr, jetzt muß die Drischel her und Du haust auf Deine Sensen los, als wenn’s in aller Früh zum Haberschneiden geh’n sollt …“
Der Alte brummte etwas Unverständliches zwischen den Zähnen und hämmerte noch stärker.
„Ich geh’ schon,“ lachte der Bursche wieder, „will Dich nicht irr’ machen in Deiner Geschäftigkeit, ich wollt’ nur wissen, ob der Sylvest nicht am Abend in’s Dorf hinüber kommt zum Wirth! Morgen ist Sichelhenk’: die wollen wir antrinken, von der Schrannen muß er ja doch schon lang daheim sein…“
Die Worte des Burschen mußten den Alten an der wunden Stelle getroffen haben; er sprang auf, schleuderte die klirrende Sense vor sich auf den Boden, den Hammer nebenan in’s Gras und schien den unwillkommenen Frager in noch derberer Weise abfertigen zu wollen, aber er kam nicht dazu. Ein Zweiter, ein älterer Bauersmann war mit bestaubten Schuhen, den Bergstock in der Hand und den Zwerchsack auf dem Rücken, die Straße herangewandert und hatte die letzten Worte mit angehört.
„Wenn Ihr auf den Vestl warten wollt,“ sagte er, ebenfalls stehen bleibend, „dann dürft Ihr Euch die Weil’ nit lang werden lassen! Das kann hübsch spat werden, bis der kommt!“
„Warum?“ rief Brunnhofer und trat rasch an das Geländer vor, das den Abhang des Bauernhauses gegen die Straße hin eingrenzte. „Was ist’s mit dem Vestl, Grieshuber? Wo bleibt er so lang? Ist ihm ‘was passirt etwa?“
„Passirt?“ erwiderte der Bauer. „Nein, so viel ich von der Sach’ versteh’, ist er ganz lustig und alert wie alleweil…“
„Aber, wo ist er denn? Wo bleibt er so lang’?“
„Na, na, brauchst Dich nit gleich zu sorgen und zu ängstigen,“ rief der Bauer mit einem schnellen Seitenblick auf den Burschen, den dieser mit spöttischem Lächeln des Einverständnisses erwiderte; es galt, den mürrischen Empfang des Alten durch eine derbe Neckerei zu vergelten. „Weiß wohl und sagt’s auch alle Welt, daß Du den Buben, Deines Bruders Sohn, gern hast und in ihn hineinschaust, wie in einen Spiegel, aber mußt Dich nit gleich kränken wegen seiner! Das Buberl ist doch nimmer so gar klein, daß er auf der Schrannen oder unterwegs verloren geh’n könnt’ mitsammt dem ‘Treidwagen und den zwei Schweißfuchsen davor: Die Fuchsen sind wohlauf – in jedem Fall!“
Der griesgrämige Brunnhofer hätte für sein Leben gern mit einer Grobheit erwidert, die ihm schußfertig aus der Zunge saß, aber er hielt mit Anstrengung an sich, er wollte erfahren, welche Nachrichten der Mann von dem Erwarteten brachte.
„Meine Fuchsen,“ sagte er, „was ist’s mit denen?“
„Die Fuchsen, ja – die hab’ ich geseh’n,“ sagte der Bauer mit verschmitztem Zögern, „ich bin auch in Holzkirchen auf der Schrannen gewesen, hab’ ein Kalbel hingetrieben … aber es ist nichts zu machen mehr! Die Ernt’ ist heuer gut ausgefallen, es giebt Getreid’ in Ueberfluß, das Korn ist wieder heruntergegangen, der Bauer kann nichts verdienen mehr bei den schlechten Zeiten!“
„Aber der Vestl?“ drängte Brunnhofer. „Aber meine Fuchsen, will ich sagen …“
„Ja so – die hätt’ ich bald vergessen! Die hab’ ich übern Markt traben sehen – es ist ein schön’s Paar Schweißfuchsen, frisch und rund, es thät kein Tropfen Wasser drauf halten. Der Vestl muß sein ‘Treid schon verkauft gehabt haben, denn er ist auf dem Wagen droben g’standen und hat die Ross’ tanzen lassen, daß die Leut’ nur so steh’n geblieben sind vor Verwunderung …“
In den Zügen des geschmeichelten Alten tauchte ein zufriedenes Schmunzeln auf; der Andere fuhr fort:
„Ich bin erst viel später fort von Holzkirchen, hab’ noch ein Geschäft abmachen müssen beim Seidlbräu, dann bin ich langsam meinen Weg heimgetappt, hab’ mich auch in Miesbach noch ein Bissel verhalten; es ist schier duster worden, wie ich vor den Markt herausgekommen bin. Und wie ich so dahin marschir’, seh’ ich auf einmal auf einem grünen Grasfleckl neben der Straß’ Roß und Wagen steh’n. Schau, hab’ ich mir ‘denkt, das wäre bald ein Paar Rösseln, wie dem Brunnhofer seine Schweißfuchsen, und richtig, wie ich näher hinkomm’, sind sie’s auch wirklich gewesen …“
„Meine Fuchsen? Aber wo – wo?“
„No, no – es war kein gefährlicher Ort! Sie haben auf dem grün’ Fleckl gegras’t und haben sich’s wohl sein lassen!“
„Aber wo?“ rief der Alte ungeduldig. „Und ist kein Mensch dabei gewesen?“
„Keine sterbliche Seel’! Das hat’s auch nit nöthig gehabt; die Fuchsen sind ja lampelfromm … und was hätt’ ihnen denn auch passiren können? Du weißt ja das schöne grüne Grasfleckl an der Schlierach, wo der Weg hinauf geht nach Agatharied …“
„Was? Bei der Schenk? Bei dem Staudenhäusl?“
„Richtig! Wie Du Dich gut auskennst, Brunnhofer! … Schau’, hab ich mir da so ‘denkt, wird doch dem Vestl nichts passirt sein, weil Roß und Wagen da so allein steht? Ueber dem – so geh’ ich in meinen Gedanken zu dem Staudenhäusl hin – da hab’ ich’s aber schon von Weitem gehört, daß es kein Unglück abgegeben hat und daß es lustig hergeht! Da hab’ ich Juchezen hören und Schleifen, wie wenn man tanzen thut, und ein Klankenett (Clarinette) hat ‘pfiffen dazu, daß es nur so gehällt hat!“
„Hab’ ich mir’s nit denkt?“ murrte der Alte. „Der Musikanten-Hallunk ist wieder dabei!“
„Da bin ich zum Staudenhäusl hin und hab’ zum Fenster hineing’schaut, da ist der Klankenetten-Muckl auf der Bank g’sessen und hat aufgespielt, daß ihm die Backen hätten aufspringen mögen; der Vestl aber hat die Kellnerin um die Mitt’ g’habt und hat gejuchezt und gestampft und Langaus ‘tanzt, daß der Staub davon g’flogen ist!“
Der alte Brunnhofer hatte sich, um seinen Verdruß zu verbergen, mit seiner Tabakspfeife zu schaffen gemacht, er schlug in Einem fort Feuer, aber so sehr Stahl und Stein knirschten, so munter die Funken blitzten – der Zunder schien naß geworden zu sein und wollte hartnäckig nicht brennen. „Stern-Sacra,“ rief er jetzt ärgerlich „bring’ ich denn heut kein Feuer zuwegen?“
„Zu was denn, Brunnhofer?“ sagte der Bauer, der sich mit dem Burschen zum Fortgehen wandte. „Kannst ja bei Dir selber anzünden, im obern Stock’! Da brennt’s hellauf, was ich mein’! Na, gute Nacht, Brunnhofer, nix für ungut und laß Dir fein die Weil’ nit lang werden, mit’m Warten!“
Lachend gingen die Beiden ihrer Wege; der Alte sah ihnen nach, bis sie im Gebüsch an der Ecke verschwunden waren. Dann begann er in scheltenden Worten das Herz zu erleichtern. „Stern-Sacra,“ wetterte er in sich hinein, „ist das ein Kreuz mit dem Buben! Nicht genug, daß er ganzen Tag herumzigeunert, wie ein Scheerenschleifer, daß er nicht heimkommt zur rechten Zeit, daß er meine Prachtfuchsen auf der Straßen stehen laßt – auslachen muß man sich auch noch lassen von den Leuten! Wenn mir eins von den Rossen verschlagen thät oder steif werden, wo nehmet’ ich wieder ein solches Paarl her … aber jetzt soll’s aus einem andern Ton gehen! Jetzt will ich meinen Kopf aufsetzen und, wenn er heimkommt, einmal ein Wörtl mit ihm reden auf gut Deutsch!“
Einen Blick warf er noch in die immer mehr verdämmernde Landschaft, dann ging er langsam dem Hause zu; der offene Hausgang, an dessen Ende sich die Küche befand, war jetzt von dem Heerdfeuer beleuchtet und sah so wohnlich und gastlich aus, daß es den Vorübergehenden wohl anheimeln mochte, verweilend einen Blick hinein zu werfen oder wohl gar einzutreten in das bequeme behäbige Haus. Der Brunnhofer war zu unwillig, einen solchen Eindruck zu empfangen, auch hatte er kaum drei Schritte gethan, als ihm neuer Aerger entgegen kam. Am Heerde schlug plötzlich eine helle Lohe auf, eine Dampfwolke stieg empor und wälzte sich brenzlich in den Hausgang.
„Stern-Sacra,“ schrie er, durch den Qualm in die Küche
stürmend, „willst mir wohl das Haus überm Kopf anzünden, Schwagerin? Kannst nit besser umgeh’n mit der Sach’? Meinst wohl, das Schmalz kost’ nichts, weil Du’s nur herausstechen darfst aus dem Hafen?“
„No, no,“ entgegnete die Hauserin, eine stattliche Frau mit freundlich gerundetem, geröthetem Angesicht. „Ich hab’ schon die letzte Lag’ Küchel in der Pfann’; wegen dem Bröckel Schmalz, das mir unversehens von der Gabel gefallen ist, wird dem Faß der Boden noch nicht aus sein! Der Schwager macht halt aus jeder Mucken einen Elephanten!“
Der Brunnhofer hatte einen Spahn ergriffen und endlich die Pfeife in Brand gesetzt. „Hab’ ich etwa nicht Ursach’ dazu?“ rief er paffend und dampfend. „Wegen dem Bröckel Schmalz kann der ganze Hof in Rauch aufgehen! Und nachher – das ist ja ein ganzer Berg von Kücheln, die da gebacken werden! Will mich die Schwägerin auf die Gant bringen, daß sie so in den Tag hinein haust?“
Die Frau ließ sich durch das Schelten nicht irre machen und fuhr ruhig fort, die Pfanne über dem Feuer zu schütteln: worin das letzte ‚Richt‘ des schneeweißen Gebäcks sich verlockend zu bräunen begann. „Es ist nicht um ein Stück mehr, als allemal gebacken worden sind!“ sagte sie ruhig. „Wenn’s dem Schwager zu viel ist, hätt’ er’s nur sagen brauchen … ich hab’s nit wissen können, daß es dem reichen Brunnhofer die Küchel nimmer leid’t zu der Sichelhenk!“
„Willst mich noch foppen auch zu all’ mein’ Verdruß?“ rief der Bauer. „Und ich sag’ der Schwagerin, es muß anders werden; es ist nirgends keine Ordnung im Haus und nirgends kein Respect!“
Die Schwägerin sah ihn einen Augenblick seitwärts an, als wolle sie eine gereizte Antwort geben, dann wandte sie sich achselzuckend ab und fuhr fort, die Küchel auf der zweizinkigen Gabel abtropfen zu lassen und zu dem schon aufgethürmten Berge zu häufen. „Dann thät’ ich’s halt ändern, wenn ich der Schwager wär’!“ sagte sie kaltblütig. „Ich mein’, ich hätt’ ihm die zehn Jahr’ her, seit die Schwester todt ist, Haus und Hof wohl zusammen gehalten – wenn’s dem Schwager aber nimmer taugt, darf er’s nur sagen; ich kann alle Stund’ geh’n und weiß wohin! Und wenn man keinen Respect vor’m Schwager hat, wird’s wohl sein, weil er sich kein’ verschaffen kann!“
„Oho, ich werd’ mir ihn schon verschaffen! Ich werd’! Es ist nur, weil ich zu gut bin gegen Euch Alle miteinander und besonders gegen den Lumpazi, den Vestl!“
„Aha, blast der Wind wieder einmal aus dem Eck? Hätt’ mir’s einbilden können! Der verflixte Bub’, was hat er denn schon wieder ‘than?“
„Gethan?“ rief der Brunnhofer und dampfte wie unsinnig. „Das ist ja eben das Kreuz, daß er nichts thut! Nichts als auf d’ Jagd laufen und auf alle Scheibenschießen ‘rumfahren!“
„Weil er halt der beste Schütz ist weit und breit und weil ihn der Forstner überall dabei haben will!“
„Oder gar mit dem Stutzen herum spazieren geh’n und den Officier spielen!“
„Weil er der sauberste Bursch’ ist von Allen und weil ihn die Bergschützen halt durchaus als Corporal gewollt haben …“
„Bei Tag und Nacht nit heimgeh’n …“
„Aber d’ Arbeit ist doch allemal gescheh’n, wann’s sein muß und wie sich’s gehört.“
„Nichts als Händel anfangen! Aufbegehr’n, wenn ihm Einer eine schiefe Red’ giebt, und noch gar d’reinschlagen!“
„Ja, das ist wahr,“ sagte die Hauserin beistimmend, „das hat er erst neulich wieder gethan, wie’s auf den Schwager Trutzg’sangeln g’sungen haben!“
„Was? Trutzg’sangeln auf mich? Wer hat das ‘than? Wo ist das gewesen?“
„Wo wird’s gewesen sein? Am Lienhardi-Tag, drinnen im Neuhaus bei’m Bocksteffel! – Da waren Marbacher Burschen an dem einen Tisch und der Vestl, der just vom Josesphsthal herauskommen ist, am andern… Da haben sie ang’fangen Trutzliedeln auf einander zu singen und haben über einen gewissen Bauern g’spöttelt, der im Frühjahr auch einmal mit’gangen ist auf die Jagd und hat einen Baumstamm für einen Rehbock ang’schaut.…“
„Stern-Sacra!“ murrte Brunnhofer und biß auf seine Pfeife.
„Der Vestl aber,“ fuhr die Hauserin fort, „hat’s nit gelitten und hat’s den Burschen abgeboten … die haben ihn ausgelacht, weil sie die Mehreren gewesen sind, ihrer Sieben oder Acht über Einen. Der aber ist nit faul gewesen und hat frisch angepackt. ‚Wer mein’ Vettern schimpft, der schimpft mich,‘ hat er g’rufen, und in fünf Minuten ist die Stuben ausg’räumt g’wesen und die Marbacher sind draußen g’legen, als wenn s’ ihrer Lebtag nit g’standen wär’n!“
Der Alte erwiderte nichts; er dampfte gemächlicher und stopfte mit dem Finger die Gluth in der Pfeife nieder. Er war sichtlich geschmeichelt und innerlich erfreut über des Burschen Kraft und Entschlossenheit und daß er so entschieden für ihn eingestanden, allein der Unmuth war noch zu groß, als daß er vermocht hätte, es zu gestehen.
„Da haben wir’s ja!“ polterte er, aber merklich milder. „Das ist ja, was ich sag’! Ihrer Sieben oder Acht über Einen! Wie leicht hätt’ das ein Unglück abgeben können! Aber es muß anders werden, hab’ ich g’sagt und ich halt’s!“
Die Hauserin hatte indeß ihr Geschäft beendet, das Feuer gelöscht und war eben daran, die mächtige Eisenpfanne wieder blank zu scheuern. „Mein, mein!“ rief sie dazwischen. „Es hat keine so große Gefahr mit dem Vestl! Und wenn nit Alles wär’, wie’s sein sollt’, wer wär’ daran schuld, als der Schwager selber? Er hat den Buben in’s Haus g’nommen und hat ihn verzogen und verwöhnt und in ihn hineingeschaut, wie in ein’ Spiegel!“
„Was hätt’ ich denn sonst thun sollen, Schwagerin? Ist er nit das Kind von meinem Bruder und ein armer Narr gewesen dazu? Ich bin ein alter einschichtiger Mann, ich hab’ keine andern Blutsfreund’ – Deine Schwester, mein braves Weib, ist auch schon lang heim’gangen.“
„ … Tröst’s Gott …“ sagte die Hauserin und faltete die Hände.
„D’rum,“ fuhr der Alte fort, „und weil unser Herrgott mir keine Kinder vermeint hat, haben wir den Buben bei uns behalten und ich hab’ mir vorgesetzt, er sollt’ einmal Brunnhofer werden, sollt’ Alles haben und mir einmal die Augen zudrücken, als ein richtiger Bauer und als ein braver, ordentlicher Mensch… Aber wenn’s so fort geht und er kommt auf den Hof, so kommt sein Camerad, der Musikant, der Clarinetten-Muckl, mit ihm und die Jager alle und die Schützen, da geht das Loderleben erst recht an und eh’ ein paar Jahrl’n vergeh’n, ist der ganze prächtige Hof verblasen und verschossen und verjubilirt und der Lump ist fertig oder der Bettelmann!“
„So arg wirds auch nit werden, Schwager!“ erwiderte begütigend die Hauserin. „Mit den Jahren kommt der Verstand … das wird halt im Blut stecken! Das wird er von seinem Vater haben! Der ist ja auch auf und davon und hat den schönen Hof hinten gelassen, blos von wegen dem lustigen Leben beim Militari…“
„Still, Schwagerin,“ unterbrach sie der Alte und blickte um sich, als sei ein gefährliches Wort gesprochen worden und als wolle er sich überzeugen, daß Niemand zugegen, der es belauscht haben könnte … „still! Keine solche Red’ mehr – wann sie wüßt, wie sehr sie dem Todten damit Unrecht thut, sie thät ihrer Lebtag das Maul nimmer so weit aufmachen … Aber ich kann’s der Schwagerin jetzt wohl sagen! Jetzt ist’s besser, sie erfahrt, was ich die Zeit her alleweil bei mir behalten hab’ … vielleicht ist sie nachher meiner Meinung und hilft mir …“
„Da bin ich doch neugierig!“ sagte die Hauserin, nahm einen mächtigen Wollstrumpf zur Hand und machte sich zum Zuhören und Stricken bereit.
„Die Schwagerin weiß wohl,“ begann der Alte, „es sind unser zwei Brüder gewesen auf dem Brunnhof – der Andrä, das war der Aeltere, der einmal den Hof hätte kriegen sollen – und ich. Es sind schwere Kriegszeiten gewesen dazumal – die Leut’ waren rar und die Güter wohlfeil und der Brunnhof war heruntergekommen; es hat für mich nit viel Andres herausgeschaut, als meiner Lebtag als Bauernknecht herumdienen oder auch Soldat werden. Wär’ auch schier so gekommen! Der Vater ist alt gewesen und hat in die Ruh’ verlangt und wollt’ dem Andrä den Hof übergeben. Der hat sich eine Heirath aussuchen sollen und das ist ihm nit schwer g’fall’n, er hat ja schon lang einen Schatz g’habt – ein saubres braves Dirndl, aber auch ein bissel von der armen Seiten … Das wär’ Alles noch gar nit schlimm gewesen – aber da ist das Unglück kommen: das Madel ist
weggestorben Knall und Fall und mitten im Brautstand und hat den Bruder allein zurückgelassen mit einem verschuld’ten Hof und – mit ein’ Kind ohne Mutter …“
Die Hauserin sah vor sich hin; die Nadeln standen still – sie ließ vergangene Tage innerlich an sich vorüber ziehen.
„Ich denk’s noch wohl,“ sagte sie dann nickend, „es war um dieselbe Zeit, wo der Schwager mit der Nothburg, der Schwester selig, angebandelt hat … O du heiliges Kreuz, was hab’ ich Verdruß und Herzleid aussteh’n müssen wegen Euch Zwei!“
„Ja, ja – eine betrübte Zeit!“ sagte Brunnhofer. „Aber schön ist’s doch gewesen … was gäb’ ich d’rum, wenn ich die gute Nothburg aus der Gruben holen könnt’ …“
Die Pfeife war ihm ausgegangen; er legte sie neben sich auf die Bank, neigte sich leise vor und faltete nachsinnend die Hände über den Knieen. „Ist mir auch, als wär’s gestern, daß ich das erste Mal mit ihr getanzt hab’ auf dem Miesbacher Kirchweih’, und als wär’s gar nit wahr, daß sie gestorben ist, und sie müßt’ jeden Augenblick herein kommen bei der Thür und mich anlachen, wie dazumal … Nachher,“ fuhr er nach kurzem Innehalten erzählend fort, „nachher ist ein Befehl heraus’kommen vom König, es hat neue Mannschaft fort müssen in den Krieg und das hat mich auch getroffen – denn es ist nimmer erlaubt worden, daß man sich einen Mann stellen darf, und ich hätt’ auch das viele Geld nit gehabt dazu! – So bin ich halt noch hinüber zu meiner Seligen und hab’ ihr B’hüt Gott sagen wollen für die Ewigkeit, denn an ein Wiederkommen war nicht zu denken und wenn auch – für mich wär’ doch keine Aussicht gewesen bei der reichen Bauerntochter …“
„Ja, ja, dasselb’ ist schon wahr,“ nickte die Schwägerin, „der Vater hätt’s niemals zu’geben, niemals nit!“
„Das haben wir auch eing’seh’n, ich und die Nothburg, und haben Abschied genommen voneinander, an einem Waldspitz vor einer kleinen Feldcapellen, und haben geflennt, daß sich ein Stein hätt’ erbarmen können. Wie wir dann auseinander sind, bin ich in meiner Betrübniß noch eine Weil’ sitzen geblieben – da ist auf einmal der Bruder, der Andrä, hinter mir gestanden, der ist in der Capellen drin’ gewesen und hat gebet’t und hat drüber Alles mit angehört .… ‚Steffel,‘ hat er gesagt, ‚ich weiß jetzt, wie’s bestellt ist mit Dir – versprich mir’s als Bruder, daß Du Dich um meinen Buben, den Vestl, annehmen und daß Du ihn halten willst wie Dein leibliches Kind – nachher will ich Dir helfen, Dir und der Nothburg .…‘ Ich hab’ ihn groß und klein angeschaut vor lauter Verwunderung und hab’ mir nit gleich einbilden können, was er meinen könnt’, aber ich hab’ ihm versprochen, was er verlangt hat, mit Herz und Hand – d’rauf ist er fortgewesen, wie er ‘kommen ist … und Tags d’rauf war er in der Stadt und hat sich statt meiner gestellt und ist Soldat worden für mich … Dem Vater hat er gesagt, er wollt’ den Brunnhof nit, er wär’ ihm verleidt – er wollt’ sich trösten und einen braven Soldaten abgeben für den König und für’s Land; das Gut sollt’ er mir übergeben, damit ich die Nothburg sollt’ heirathen können, und sollt’ mir besser geh’n, als es ihm gegangen …“
Der Hauserin waren Thränen in die Augen gekommen. „Das ist freilich ein and’res Korn,“ sagte sie und drückte ihren Strumpf vor’s Gesicht … „der gute der arme Mensch! …“
„Ich bin noch einmal hinein in die Stadt,“ begann er Bauer wieder, „den Tag bevor sie ausmarschirt sind nach Rußland … ich hab’ ihm noch einmal B’hüt’ Gott gesagt und hab’ ihm noch einmal meine Hand gegeben und mein Versprechen; d’rauf haben sie angefangen zu blasen und zu trommeln und sind fort, ganz lustig und alert, als wenn’s zu einer Lustbarkeit ginge. – Ich bin dann heim und hab’ Alles zurecht gemacht wegen der Uebernahm’ und wegen der Hochzeit, und an dem Tag’, wo wir das erste Mal verkündt worden sind, da ist die Botschaft kommen von der großen Schlacht, wo so viele Tausende zu Grund ‘gangen sind in dem grauslichen Winter, und daß den Andrä eine Kugel ‘troffen hat und daß sie ihn eingescharrt haben in dem russischen Schnee, der nit eher zergeht, als am jüngsten Tag … Nachher seh’n wir uns wohl wieder, ich und der Andrä, und das ist mein Trost, daß ich ihm dann mit Rechten sagen kann, daß ich mein Wort so redlich g’halten hab’ wie er das seine …“
„Das hat der Schwager gethan – wahrhaftig und redlich …“ schluchzte die gerührte Hauserin.
„Drum will ich’s auch zu Ende bringen,“ sagte Brunnhofer, wieder in den frühern Ton einlenkend. „Ich will’s nit leiden, daß mir der Bub zu guter Letzt’ Alles zernicht’, daß ich einmal vor meinem Bruder dasteh’n müßt wie ein Lugenbeutel … Ich will dem wilden Heinssen (Füllen) einen Zaum auflegen, der ihn bändigen kann! Gut thun muß er und geht’s an Gattern oder Zaun, – anders muß es werden, das sag’ ich und dabei bleib’ ich …“
Er war im besten Zuge, sich wieder in den alten Aerger hineinzureden, als im dunklen Hofraume draußen der Hund laut bellend anschlug und an seiner Kette hin und wider rasselte. „Stern-Sacra!“ rief er aufspringend. „Was giebt’s denn schon wieder? Was hat denn der Sultan, daß er so rebellt?“
„Was wird er haben!“ erwiderte gleichmüthig die Schwägerin. „Vielleicht ist die Katz über’n Hof g’laufen oder er hört einen andern Hund bellen oder es ist eine Kuh los’ worden im Stall … will gleich nachschaun …“
„Eine Kuh los’ worden im Stall?“ polterte der Alte. „Wie kann das sein, wenn sie richtig angehenkt sind? Ich sag’s ja – es geht Alles drunter und drüber! Es ist keine Ordnung im Haus.“
Während dieser Worte hatte er eine Stalllaterne von der Wand heruntergerissen, angezündet und war scheltend den Hausgang entlang dahin gerannt; kopfschüttelnd sah ihm die Hauserin nach und öffnete die hintere Küchenthür. „Alte grantige Zuwider-Wurz!“ murmelte sie, „bis er den Umweg um’s Haus macht, bin ich dreimal im Stall und das ganze Unglück ist wieder gehoben …“
Der alte Brunnhofer war so erregt, daß er auch allein zu schelten fortfuhr und mit lauter Stimme vor sich hin schrie. „Anders muß es werden!“ rief er. „Und ich hab’ schon meinen Gedanken, wie ich ihn zwing’, den keinnützen Buben! Wenn ich mir denk’, wie es sein könnt’ und wie es ist, krieg’ ich meinen Zorn, daß ich nicht weiß, wo aus und wo an! Wenn ich nur gleich was hätt’, woran ich ihn auslassen könnt’… ich bin so giftig, daß ich gleich Eins nehmen könnt’ und könnt’ es in der Mitt’ abbrechen…“
„Oho…“ rief eine weiche wohlklingende Stimme, als er im blinden Eifer gegen die Hausecke rannte, „wirst doch mich nicht abbrechen wollen? Ich hab’ keine Zeit zu verlieren, bis Du mich etwa wieder zusammensetzen thätst!“
„Was giebt’s? Wer ist da?“ rief der Alte unwillig und hob die Laterne in die Höhe, daß ihr volles Licht auf Gestalt und Angesicht der Sprechenden fiel. Es war ein Mädchen in der gefälligen Bauerntracht der Gegend, schlank und geschmeidig wie eine junge Tanne, und wie der grüne Wipfel saß das damals noch allgemein getragene Miesbacher Hütchen keck und leicht auf dem nußbraunen, in reiche breite Zöpfe geschlungenen Haar. Unter der Krempe sah ein angenehmes wohlgeformtes Antlitz hervor, bräunlich von Farbe und doch von dem kräftigen Rosenanfluge jugendlicher Frische lieblich überhaucht. Um die feinen halb geöffneten Lippen, zwischen denen klare Zähne hervorblickten wie blankes Elfenbein, spielte anmuthige Schalkheit, aus den tiefblauen Augen drang ein heller Strahl gemüthvoller Güte und unbefleckter Reinheit.
„Stern-Sacra!“ sagte der Brunnhofer, betroffen von der Schönheit der unerwarteten Begegnung; dabei blieb er ein paar Secunden lang unbeweglich stehen, die Laterne hoch in der Hand, die Augen unverwandt auf das Mädchen gerichtet.
„Na, wie ist’s?“ rief sie lachend, und das Lachen machte das liebliche Gesicht nur noch gewinnender. „Will’st so steh’n bleiben bis morgen früh? Ich muß auf den Gangsteig hinaus, der um den Hof herum geht… Aus der Bahn, Brunnhofer, oder nieder’than!“
„Du kennst mich, Madel?“ fragte er, noch immer überrascht entgegen. „Wie denn das? Ich mein’, ich seh’ Dich zum ersten Mal!“
„O nein! Was wirst Du wissen!“ lachte sie. „Ich bin lang fort gewesen, bei einer meinigen Basen in Tirol, aber jetzt muß ich heim – die Mutter kann nimmer recht fort! Hast mich wohl oft g’seh’n in früheren Jahren, aber hast halt über mich ‘nüber g’schaut!“
„Dasselb’ glaub’ ich kaum: ich hab’ sonst gar ein gutes Gemerk… Aber wo bist denn daheim?“
„Laß mich aus!“ rief das Mädchen und suchte neben dem Fragenden vorbei zu kommen. „Es wird schon völlig finster und ich hab’ noch einen weiten Weg über’n Waxenstein in den Gindler-Schlag…“
„Was? Du willst heut’ noch durch den Wald?“
„Durch den Wald oder in den Wald – was fragst?“
„Weil ich mein’ es ist schon spat – wie leicht könnt’ Dir was gescheh’n unterwegs, es giebt allerhand gar nichtsnutzige Leut’! Könntest ja auf dem Brunnhof übernachten! Oder wart’ wenigstens, ich geb’ Dir den Schafbuben mit … kehr’ ein bissel ein derweil! Rast’ Dich aus – Küchel giebt’s, frisch aus der Pfann’, für morgen, für die Sichelhenk’!“
„Na na,“ rief sie lachend, „mir geschieht nix – ich hab’ ein gutes Gewissen und verlass’ mich auf unsern Herrgott und auf ein paar Arm’, die niemals nit g’faulenzt haben… Und einkehren? Es ist wahr, wenn man so hinein schaut in’s Fletz, schaut’s recht heimlich aus … aber Du bist mir zu grantig, ich fürcht’ mich vor dem Abbrechen!“
„Narrische Dingin!“ sagte der Bauer. „Das war ja so bös nit gemeint! Aber wenn Du durchaus fort willst, so nimm ein paar Küchel mit – und ich will Dir leuchten, daß Du den Gangsteig nit verfehlst, wo’s neben dem Zaun hinuntergeht. Derweil’ kannst mir auch erzählen, wo Du daheim bist!“
„Ich dank’ schön für Alles,“ lachte sie und schritt voran, „ich muß fort – und das Andre, das erzähl’ ich Dir, wenn ich wieder vorbeikomme…“
„Also willst wieder kommen? Und willst dann einkehren und nit vorbeigeh’n?“
„Wohl – aber dann muß der Bauer unter der Thür steh’n und muß mich anlachen mit’m ganzen Gesicht und muß mich freundlich einkehren heißen!“
„Da soll’s nit fehlen!“ rief hastig der Alte, indem er, neben dem Mädchen fortschreitend, die Laterne wieder hoch hielt, als gelte es, den Weg zu beleuchten – im Grunde that er es nur, um ihr noch einmal in’s Gesicht zu sehen.
„So – da ist der Zaun und der Weg“ – sagte sie und blieb einen Augenblick an der Hecke steh’n. „Jetzt find’ ich schon weiter. Gute Nacht, Brunnhofer – lösch’ doch Deine Latern’ aus, Du verdirbst Dir ja die Augen…“
Damit blies sie rasch nach der Laterne, daß sie erlosch, und war im Dunkel verschwunden, aus dem ihr munteres Lachen noch zurück klang. Der Brunnhofer stand einen Augenblick wie versteinert und sah ihr in die Finsterniß nach. „Stern-Sacra!“ brummte er, „das ist einmal ein gewitztes Leut – und ein sauberes dazu!“
Bedächtig tappte er dem Hause zu, aber bald beschleunigten sich seine Schritte, denn auf der dunklen Straße kam es jetzt rasch und laut heran; das polternde Gerassel eines schnell fahrenden Wagens, der laute Hufschlag galoppirender Pferde ward hörbar, dazwischen lautes Jauchzen und mitunter sonderbar quiekende oder gellende Töne, als würde irgendwo in der Entfernung zum Tanze gespielt und der Wind trüge manchmal einen der grellsten Pfiffe unverweht herüber. „Hoho,“ murmelte der Alte, indem er hastig dem Hofe zueilte, „da ist er endlich einmal, der Loder, der nichtsnutzige! Was für ein Spectakel! Man meint hell-licht, die Höllfahrt ist los oder das wilde Gejaid kommt daher! Na wart, Bübel, Du kommst mir justament recht!“ Und als hätte er nicht sein vollen Sechszig auf dem Rücken, war er mit ein paar großen rüstigen Schritten am Thor und kam eben recht, denn der Wagen sauste schon die Anhöhe heran.
Die Schwägerin hatte im Hause das Getöse auch vernommen; sie war herbeigeeilt und stand schon unter der Thür, einen Bündel lodernder Kienspähne in der hocherhobenen Hand – es war ein ungemein lebendiges heiteres Nachtbild, das der wankende mit dunklen Rauchschatten wechselnde Flammenschein mit rothem Lichte übergoß. Ein stattliches Paar Fuchspferde mit weißen flatternden Mähnen sprengte so leicht und lustig heran, als wäre der nachpolternde, aus schweren Stangen und Leitern gefügte Getreidewagen nur ein Spielzeug für sie und nicht eine Last. Zuvorderst auf dem Wagen, hochaufgerichtet wie ein griechischer Wagenlenker, stand ein Bauernbursche, voll Kraft, Behendigkeit und Ebenmaß in der ganzen stattlichen Gestalt, Frohsinn, sprudelnde, überquellende Lust in dem leicht gerötheten Angesicht. Das Hütchen mit Hahnenfeder und Gemsbart war flott auf’s rechte Ohr gerückt; in der einen Hand hielt er die Zügel, in der andern die hochgeschwungene Peitsche, mit ihrem Knallen und immer erneutem Zuruf das muthige Gespann zu immer stärkerem Laufe antreibend. Hinter ihm, auf dem schmalen Bretersitze, von dem stoßenden Wagen arg gerüttelt und hin und her geworfen, aber in nicht minder fröhlicher Laune als der Fuhrmann, saß als Passagier ein kleiner dicker Mensch mit dünnem, stark gelichtetem Scheitelhaar und einem fetten Gesicht, aus welchem ein paar lustige Augen zwinkerten. Der Hut war ihm in der Hitze des Fahrens vom Kopf geflogen und kugelte an den Wagenstangen herum; der Dicke kam nicht dazu, ihn aufzuheben, mit beiden Händen hielt er eine Clarinette am Munde und blies mit vollen Pausbacken daraus los. Alles Rütteln, Stoßen und Werfen irrte ihn nicht: je mehr der Fuhrmann jauchzte und knallte, je toller pfiff er darauf los, mochten auch die Töne, die er hervorbrachte, Allem eher gleichen als dem, was sie sein sollten – ein lustiger ländlerischer Tanz.
Jetzt kam der Wagen an den Eingang; es galt eine scharfe Ecke zu umfahren und die Wartenden sahen schon, theils mit Aerger, theils mit Sorge, wie der Wagen bei der gefährlichen Wendung an den Thorpfosten anfahren, umstürzen und Alles in Trümmer gehen werde – aber der kundige Fuhrmann lenkte so gewandt, daß die Räder auf dem Umkreis eines Tellers sich wandten, im nämlichen Augenblicke standen die Füchse wie festgemauert und im nächsten war der Lenker jauchzend mit Einem Satze vom Wagen gesprungen, hatte dem herbeigeeilten Schafbuben Zügel und Peitsche zugeworfen und stand mit lachenden Augen, mit offenem, von übermüthiger Jugendlust leuchtendem Angesicht vor dem Vetter, beide Hände zu Gruß und Einschlag ihm entgegen streckend.
„Grüß’ Gott, Vettermann,“ rief er lustig, „da bin ich wieder! Und gut is’ gangen! Ich hab’ das ‘Treid Alles verkauft – und bring’ eine ganze Heu-Kürben mit, voll Kronenthaler!“
Der alte Brunnhofer hatte mehrmals angesetzt, seine Strafpredigt zu beginnen, hatte aber über dem Lärmen und Spectakel der Ankunft nicht dazu kommen können; wider Willen und so sehr er sich dagegen sträubte, war auch sein Zorn milder geworden, denn in das Aufwallen desselben mischte sich wie stillende Oeltropfen in unruhige Fluth die Regung eines geheimen Wohlgefallens; er konnte sich nicht erwehren, die gewinnende Erscheinung des Burschen, sein entschlossenes, kraftgeübtes Auftreten, seine Gewandtheit und Sicherheit mit einer Art widerstrebender, Befriedigung zu gewahren.
Jetzt verflog dieses Gefühl und der Unmuth kam wieder.
Mit finstrer Miene trat er ein paar Schritte zurück, um dem angebotenen Handschlag auszuweichen, und sagte mit aufquellender Bitterkeit: „So – hast doch einmal den Weg heimg’funden? Sind die Fuchsen nit steif worden und kreuzlahm? Hast nit die Kronenthaler auch verjubelt im Staudenhäusl?“
Der Bursche hatte solchen Empfang nicht erwartet, er stand betroffen und begann den Hutrand zwischen den Fingern zu drehen. „Weißt es schon, Vetter?“ sagte er lachend, aber das Lachen klang nicht mehr aus so freier Brust, wie noch kurz zuvor das Rufen und Jauchzen. „Bist harb deswegen? Die Fuchsen sind ja nit warm g’wesen, es ist ihnen nichts gescheh’n, weißt ja selber, wie gern ich die Ross’ hab’ – bin ja nur ein Stundl im Staudenhäusl g’wesen – der Klankenetten-Muckl ist drin g’wesen – der hat einen neuen Ländlerischen ausstudirt, der ist gar zu schön und der ist mir in die Füß’ kommen und da hab’ ich …“
„Ja, ja, das ist das Wahre!“ unterbrach ihn der Bauer, weniger zornig, als im Tone ernsten wohlbegründeten Vorwurfs und mit dem Ausdrucke ruhig bewußter Entschlossenheit. „Um einen neuen Ländlerischen vergißt Du auf Haus und Hof, und wenn Du nur Deinen Cameraden, den saubern Musikanten, bei Dir hast, kann Dir die ganze Welt g’stohlen werden und Dein Vetter und die ganze Freundschaft dazu!“
„Aber, Vetter …“
„Still sei! Das muß anders werden, die Wirthschaft und das nichtsnutzige Leben leid’ ich nit mehr und jetzt sag’ ich Dir mein letztes Wort.… Bis Weihnachten bleibst Du mir zu Haus, wie sich’s für ein’ ordentlichen Burschen g’hört, Du hängst den Corporal an den Nagel und den Jäger dazu und nimmst den Bauern herunter und gehst mir zu keinem Schießen mehr und zu keiner Jagd und bleibst vom Tanzboden weg und wenn s’ alle Ländler aufspielen von der ganzen Welt! Während der Zeit besinnst Dich und schaust Dich um eine Frau um, um einen richtigen Heirathsgegenstand…“
Trotz seiner Verstimmung vermochte Sylvester ein halblautes, unfreiwilliges Lachen nicht zu unterdrücken. „Ich und eine Frau?“ rief er. „Wo soll ich die hernehmen?“
„Woher?“ sagte spöttisch der Alte. „Geh halt hinein zum Hölzelkramer nach Miesbach und schau, ob er kein’ g’schnitzte Docken für Dich hat! Woher er eine Frau nehmen soll! Hat man seiner Lebtag eine solche Red’ gehört! Willst überall vorn d’ran und der Erste sein am Kegelstand und bei der Scheiben und traust Dir nit, ein richtiges Weiberleut zu kriegen? Hast es ja leicht! Brauchst ja nit auf’s Geld zu achten, wann’s eine richtige Person ist, eine brave und nit so schiech, daß man sie auf’n Rübenacker stellen könnt’ zum Hasenschrecken, darfst nur zugreifen! Stern-Sacra, wer den Brunnhof mitbringt in der Taschen, den wird Keine so leicht abfahren lassen, mein’ ich! … Es ist eine beschlossene Sach’ und es bleibt dabei! Auf Heilig Drei König’ muß die Hochzeit sein und wenn’s nit ist, verkauf’ ich den Hof und zieh’ in die Stadt oder ich stoß’ Dein’ Faß den Boden aus und geh’ selber noch einmal auf die Freit’ … Du aber kannst in die weite Welt geh’n und als Bauernknecht herum fahren oder den Schießprügel auf die Achsel nehmen…“
Der Gescholtene stand völlig verblüfft, die Hauserin mit dem sprühenden Spahnbüschel nicht minder; der Clarinetten-Muckl hatte sich still seitwärts geschlichen und saß auf der Gräd neben dem Stein-Ambos, mit verschmitztem Lächeln und immer sein Instrument in den Händen, als wollte er es ansetzen, wieder einen Tanz aufzuspielen oder das Gespräch durch einen Tusch zu unterbrechen.
„Aber, Vetter,“ sagte Sylvester endlich, „so hab’ ich Dich ja noch nie gesehen …“
„Dann siehst’ mich halt zum ersten Mal,“ war die strenge Erwiderung, „und kannst Dir’s merken, denn wenn’s schon eher hätt’ geschehen sollen, so hebt’s (hält es) dafür desto fester und kommt nit zum zweiten Mal! Auf Heiligen-Dreikönig ist Hochzeit oder Du schnürst Dein Bündel auf Lichtmeß …“
„Aber, Schwager …“ wollte die Hauserin begütigend beginnen, doch er ließ sie nicht zu Worte kommen.
„Still seid’s, Alle miteinander,“ rief er noch lauter, „ich
hab’s gesagt und es bleibt dabei, so gewiß als der Jägerkamp da drüben auf seinem Fleck stehen bleibt! Das ist das letzte Mittel – ein richtiges Weib muß Dich ziehen und ein’ richtigen Mann aus Dir machen … Brauchst nit viel zu reden,“ fuhr er, sich abwendend fort, als Sylvester etwas zu erwidern versuchte, „ich geb’ nichts auf’s Reden und werd’ ja seh’n, was Du thust! Darnach richt’ ich mich; folgst Du meinem Willen, so ist’s gut und recht … folgst Du nit, so kannst Du Deinen guten Freund mit seiner Glatzen und seinem Schmeerbauch bitten, daß er Dir einen neuen Landler aufspielt, wenn Du zum Brunnhof hinausmarschirst …“
Er ging eilig und verschwand im Hause.
„Hoho, alter Brummbär,“ rief der Musikant ihm nach, „das braucht’s nit, er hat schon an dem Tanz genug, den Du ihm aufgeigst! Das ist eine schöne Gaudi,“ fuhr er fort, als Sylvester noch immer schweigend und wie angewurzelt stand. „Und was er für ein Mundwerk hat, der Alte, ein Mühlgang ist ein Spaß dagegen! Was meinst’, Vestl, willst zum Kreuz und in’s Bett kriechen, wie er’s verlangt, oder geh’n wir noch hinüber in’s Dorf zum Wirth, da wird die Sichelhenk angetrunken, da könnten wir eins singen und aufspielen …“
„Ich hätt’ gute Lust dazu,“ sagte der Bursche unwillig, „was hab’ ich denn so Unrechtes gethan, daß er mir mit dem Fortjagen droht, wie einem Ehhalten, und mich ‘runterputzt wie einen Schulbuben?“
Die Hauserin war dem Alten gefolgt; jetzt kam sie wieder, um zum Frieden zu reden und eine rasche That zu verhindern. „Nein, Vestl,“ sagte sie und suchte ihn an der Hand zum Hause zu ziehen, „das thust Du nit, wenn ich Dir gut zum Rath bin! Du mußt den Schwager nit völlig aus der Verfassung bringen … er ist so wild diesmal, wie ich ihn noch nie gesehen hab’, und es ist ihm völliger Ernst! … Schau,“ fuhr sie schmeichelnd fort, „Du weißt, daß ich’s immer gut g’meint hab’ mit Dir, ich rath’ Dir nichts Unrecht’s! Hast ja doch schon bald Deine Fünfundzwanzig auf dem Buckel, es wär’ ja doch nimmer zu früh, wenn Du einmal schön stät anfangen thätst, gescheidt zu werden! Und der Brunnhof, mein’ ich, wär’ doch auch kein Pfifferling, wegen dem könnt’ man schon ein Uebriges thun! Und dann erst die Hauptsach’! Du hätt’st wohl Ursach’, daß Du dem Vetter was zu Lieb’ thät’st … er hat Dir nur Lieb’s und Gut’s gethan und ist Dir Deiner Lebtag ein richtiger, rechtschaffener Vater gewesen …“
„Ich weiß’ ja, Bas,“ rief Sylvester, „und ich erkenn’s ja auch! Aber wenn ich ihm auch den Willen thun möcht’, es ist ja keine Möglichkeit! Wie soll ich zu Dreikönig Hochzeit machen … ich kenn’ ja kein einzig’s Madel! Ich hab’ mich um die Weiberleut’ niemals nit ‘kümmert, als höchstens zum Tanz – mein Stutzen ist mein Auf und Nieder gewesen und mein einziger Schatz!“
„Das ist mein geringster Kummer!“ sagte die Frau eifrig. „Dafür laß nur mich sorgen! Ich will mich statt Deiner umschauen und Dir eine Bäurin aussuchen …“
„Halt!“ rief der Musikant dazwischen und blies auf seiner Clarinette einen Lauf herunter von der untersten Tiefe bis zum höchsten Pfiff. „Mir ist was eing’fallen! Mit dem Brunnhofer hab’ ich’s auszumachen, was geht ihn mein Schmeerbauch und meine Glatzen an? Und ich bin’s gewesen – ich hab’ Dich verführt in das Staudenhäusl hinein, ich bin eigentlich schuld an dem ganzen Malheur – also gehört’s mir zu, daß ich Dir wieder heraus helf’! Ich seh’s doch schon, daß Du an’s Nachgeben denkst – also mein Wort d’rauf, ich verschaff’ Dir eine Hochzeiterin!“
„Du?“ sagte die Hauserin achselzuckend. „Das wird die Rechte sein!“
„Und was für eine ist denn die Rechte?“ rief Muckl lachend. „Das weiß man doch niemals vorher, das kommt immer erst auf so ein halb’s Jahr nach der Hochzeit! Das ist accurat, wie ich’s einmal in dem Glückshafen geseh’n habe, auf der Dult drin’ in der Münchnerstadt! Da heißt’s voraus blechen, dann greift man blindlings in ein Sackel und zieht ein zusammengewickeltes Papierl heraus und wenn man’s aufmacht, dann sieht man erst, ob man seinen Treffer erwischt hat oder einen Hanswurstel! Dem Sylvester ist eine Jede gleich – aber das Umschau’n, das Aussuchen, das Fragen, das Gered’ und das Geplausch ist ihm zuwider – und dafür kann ich ihm helfen!“
„Aber wie denn? So red’!“ sagte Sylvester.
„Du weißt,“ fuhr Muckl mit wichtiger Miene fort, „morgen ist die Sichelhenk – da wird auch drüben in der Kirch’ das Erntefest gefeiert, da werden alle Früchten, die gewachsen sind, beim Hochamt geopfert und auf dem Altar aufgestellt – die zwölf schönsten und bravsten Dirndeln aus der Pfarr’, die kommen da als Prangerinnen und tragen die Garben und die Früchten … da gehst morgen hin und suchst Dir Eine davon aus!“
„Ah, das ist pfiffig!“ sagte die Hauserin spöttisch. „Da springt die Katz’ auf die alten Füß’ … da muß er sich ja doch Eine aussuchen!“
„O Sie Siebengescheidte!“ entgegnete Muckl. „Hätt’ Sie mich nur erst ausreden lassen! Freilich muß er sich Eine aussuchen, aber heut’ noch, jetzt gleich! Die Prangerinnen stellen sich links und rechts am Altare auf, die Ehrenführerin mit der Sichel und dem Aehrenbüschel in der Mitt’ – und der Vestl soll sagen: diejenige, die morgen auf dem und dem Platz steh’n wird, die wird Brunnhoferin!“
„Wär’ nit übel!“ eiferte die Frau, „das wär’ ja ein hell-lichter Frevel! Nein, Vestl, laß Dich auf so was nit ein!“
„Warum, Bas?“ fragte dieser rasch hinwider. „Der Vorschlag g’fallt mir gar nit schlecht! Wenn ich mich doch einmal zwingen lassen muß – wenn ich mein lustig’s ledig’s Leben aufgeben muß – warum soll ich’s nit auf eine Weis’ thun, die mir g’fällt?“
„Recht hast!“ rief der Musikant. „Und daß Du siehst, wie aufrichtig ich’s mit Dir mein’ – ich thu’ auch mit! Mein Häusel und mein Gütel ist zwar nur klein, aber es schreit schon lang’ nach ein Weib, wenn’s nit hinunter schwimmen soll … Es gilt, Vestl, wenn Du heirathest, thu’ ich’s auch; wenn Du Dir eine Prangerin nimmst, such ich mir auch Eine aus!“
„Es gilt!“ rief Vestl, die dargebotene Hand ergreifend. „Ich mach’s, wie Du sagst!“
„Also – wir versprechen einander, … die ein Jeder sich aussucht von den Prangerinnen, die wird geheirath’t …“
„Vom Fleck weg – und wir halten Wort! Ich nehm’ mir die Prangerin, die morgen in der Kirch’ die fünfte ist auf der Evangeli-Seiten …“
„Also die Zweite vom Altar weg?“
„Richtig – die wird Brunnhoferin!“
„Und ich …“ rief Muckel und schüttelte sich vor Lachen – „ich nehm’ mir die Ehrenführerin mit dem Aehrenbüschel und mit der Sichel … Juche! Das giebt eine Gaudi, wie noch keine dagewesen ist!“
Die Hauserin hatte verdutzt zugehört; sie begriff nicht, ob das Ernst sein sollte oder nur ein zu weit getriebener Scherz.
„Aber, Vestl … Bue …“ rief sie jetzt ängstlich, „ich bitt’ Dich um Gotteswillen – laß Dir doch so ‘was nit einfallen! Das wär’ ja eine Sünd’! Das hieß ja, Spott treiben mit einer heiligen Sach’! Das könnt’ Dir kein’ Segen bringen und müßt’ Dich unglücklich machen für Deine ganze Lebszeit!“
„Der Vetter will’s ja so haben!“ entgegnete der Bursche trotzig. „Ich treib’ kein’ Spott mit einer heiligen Sach’ – der Vetter ist es, der mich zwingen will – über Hals und Kopf! heißt ja: die Heirathen werden im Himmel geschlossen – ich will einmal probiren, ob’s wahr ist! Gute Nacht, Muckel – studir’ einen neuen Landlerischen aus für die Hochzeit – morgen früh geht’s zu der Sichelhenk auf die Brautschau!“