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Autor: Froben Christoph von Zimmern
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Titel: Vom landtsterbendt in Schwaben, auch von den Echtern und wie herr Johannsen Wernhern freihern zu Zimbern abermals ain son ist geboren worden.
Untertitel:
aus: Zimmerische Chronik Band 2. S. 332–351
Herausgeber: Karl August Barack
Auflage: Zweite Verbesserte Auflage
Entstehungsdatum: 16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Freiburg und Tübingen
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Quelle: Digitalisat der UB Freiburg
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[332]

Vom landtsterbendt in Schwaben, auch von den Echtern und wie herr Johannsen Wernhern freihern zu Zimbern abermals ain son ist geboren worden.

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Des andern jars hernach, anno domini 1518, gegen herbst,

fieng der groß sterbendt an zu Mösskirch, am Bodensee, am Schwarzwaldt und vast in allen oberlanden. Herr Johanns Wernher thette sich in sollichen netten zu denen von 1

[333] Clingenberg uf Twiel; dohin waren auch sonst etlich, nit wenig vom adel geflohen. Alda verharret er biß zu ende des landtsterbents. Damit aber sein gemahl, auch sein junger sone, herr Johanns Christof, wie gepürlichen,
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versehen und zugleich auch in gueter sicherhait, schickt er sie also schwanger und gar mit grosem leib sampt dem sone geen Möspelbron zu Philips Echtern, irem stiefvatter, und zu der grefin von Werdenberg, irer fraw muetter. Da wardt sie wol empfangen, auch, so lang sie alda blib, ganz
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freuntlichen und wol gehalten. [484] In wenig monaten, sie allda ankommen, gebar sie ainen sone, wardt Frobenius Christof im tauf genannt; geschach uf den tag Juliani martiris und was der neunzehest des monats Februari im jhar 1519, zwischen vier und fünf uhren vor mittemtag. Derselb jung herr
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hat ain westerhauben gehapt[1] (also würt das felin genannt, das die künder zu zeiten ob irem angesicht mit inen an die welt pringen). Das ist domals für ain glückhafts, guets zaichen geachtet worden, dann sollichs bei wenig kindern zu finden. Was aber die ursach, das deren kind ains
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glückhafter, dann ain anders, seie, dess geben die arzet und gelerten mancherlai ursachen, das ich iezmals bleiben laß, sonder die mehrverstendigen darvon will sagen lassen. * [1223] Herr Froben von Hutten wellt ie, man sollt kolen und würfel zum westerheublin legen, damit der jung
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herr, da er erwüchse, zu aim spüler und aim wilden, abenteurigen rittersman würde, der ain kriegsman und ain frenkischer reuter gebe, also wellt man mit im zufriden sein. Do must man kolen und würfel darzu thon. Hiebei ist zu merken der aberglaub der mentschen und das sölliche
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sachen nichts würken künden; dann diser jung herr, wie er zu seinen tagen kommen, kainem spill oder reuterei nie nachgefegt oder sich deren beladen, das wissen alle die, so in bis anhere gekennt oder die ainichs wissens umb seine sachen gehapt. *
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Die alt grefin von Werdenberg het hernach im gebrauch, dasselbig felin ides jhars mit goldt, edelgestain und pörlin zu bössern und zu mehren; dann also haben die alten vor

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[334] jharen ain glauben gehapt, so das beschehe, so mere sich auch desselbigen jungen kinds glück und zeitlich guet. Die gefettrig, so den jungen herren außerm tauf gehaben, sein gewest herr Froben von Hutten, ritter, menzischer hofmaister,
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Wolf Behem von Mörle, menzischer marschalk, und Amalia Echterin, bemelts Philipsen Echters schwester. Herr Froben von Hutten ist bei seinen zeiten ain fürnemer ritter und bei kaiser Maximiliano in hochem ansehen gewesen; der pflag in nun heckenreuter zu nennen. In seinem
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alter hat er sich zu Stainhaim, am Main gelegen, in seiner behausung enthalten. Man sagt, es hab der pfarrer derzeit zu Stainhaim, Johannes de Indagine, uf ain zeit den passion geprediget in beiwesen des churfürsten von Menz, erzbischof Albrechts; under anderm aber, als er allerlai gelegenhait
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zu Jerusalem und dem hailigen landt wellen anzaigen, hat er also beschlossen: »Wer an diesem meinem bericht nit ersettigt sei, oder das nit glauben welle, der gang zu herr Froben von Hutten, dem hofmaister, so dort oben bei meim gnedigisten herren, dem churfürsten, stehet, und frag in von
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stuck zu stuck, so würt er die warhait erfaren, dann er solliche hailige steet wol besichtiget; wo nit, so rais er selbs über mehr und erkundige alle ding nach seiner gelegenhait.« Es ist ain groß gelechter darüber worden. Aber herr Froben von Hutten hett dem pfaffen die predig nit aller
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für guet, sonder er sagt ime, er sollte hinfüro seine luginen mit andern leuten, dann mit ime, uf der canzel beweisen. Es war auch für war ain wunderbarlicher pfaff, wie das seine scripta[2], die er hünder ime verlassen, mit sich pringen. Herr Froben ist in guetem alter gestorben, und zwo dechtern
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sein ime in leben bliben, die hernach baide verheirat worden. Er hat den geprauch, daz er im raisen ganz schlecht und uf die alt manier war beclaidt und außerhalb deren ritterlichen zaichen, die er füert, het er für kein söllichen fürnemen mann geschetzt mögen werden. Aber der ander
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gfetter oder götte des jungen herren, Wolf Behem, der ist nie verheirat gewest, sonder gar nahe sein lebenlang ain hofman beliben. Er ist des erzstifts Menz hofmarschalk

vil jhar gewesen und bei erzbischof Albrechten in sölche

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[335] genad komen, das er im das schloß Werdt, ligt under Bratselden[3] am Main, verpfendt. Das hat dieser Wolf Behem nach der deutschen art ganzherrlich wider erbawen, dann er nit ain kleine parschaft zusamen het gebracht. Und als er uf sein
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alter kommen, ist im schier die gedechtnus empfallen, darzu ganz kündlich worden und hat sich keiner sachen mehr angenomen, sonder alle sein frewd mit der parschaft gehapt; dann, wie man sagt, hat er schier teglichs [485] seine gelt seck von ainer behaltnus in die andern getragen, auch izo
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das goldt, dann die münz besichtiget. Seins brueders ...[4] söne haben ine geerbet. Ich kann nit underlassen, ain gueten schwank zu vermelden, der sich uf der kündteufete zu Möspelbron begeben, wie man den jungen herren, Froben Christof, geteuft hat.
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Die fraw Amelia Echterin, von der hieoben meldung beschehen und die den jungen herren auch ußer dem tauf gehept, war noch domals in witwenstandt, dann sie zuvor eim edlman von Reifenberg ußer der Wederow war vermehlt gewesen, bei dem sie ain son, Philips, auch ain dochter,
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Anna genannt, überkommen, und nach absterben ires hauswürts war sie ain zeitlang bei irem eltern brueder, Philips Echtern. Des morgens in aller früe, wie sie zu gefettrig war gebetten, kam die gut fraw zu irem brueder übers bet ganz angsthaftig und fragt in raths der schenkin halb; und
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aber ir brueder, auch die grefin von Werdenberg gaben ir bericht, das sie sich nit bekommern oder bemüehen sollt, dann das von kainer schenkin wegen angesehen were, sonder allain außer freundtschaft und besonderm vertrawen. Hierauf ware sie frölich uf der kindteufete. Ob dem imbis
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war menigclich sich erfrewen und aller kurzweiliger reden sich befleisen. Nit waiß ich, was der frawen Amelia so lecherlich war, sie kam an ain söllichs lachen, das sie nit wol aufhören konte. Interim aber, wiewol sie darvor von irem brueder gewarnet, so entwüscht ir doch ob disch ain
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kleins fürzlin. Ir brueder und menigclichen lachten dessen noch mere. Die guet fraw wüst nit, wie sie das verantwurten solt. Nun sas aber ain gar alter pfaff gegen ir ob disch hinüber, war caplon im schloß, und hetten ine die

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[336] alten Echter von jugendt uferzogen. Denselbigen pfaffen zige die fraw, er hett sich also zu laut merken lassen. Es kont niemands vor lachen reden. Der pfaff war übel zufriden, das er dessen solt bezigen werden, dieweil er
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unschuldig war. Der sprach in großem zorn : »Ach, das ich in deiner jugendt (dann er het sie vor vil jharen, da sie noch ain kindt ware, schreiben und lesen gelernt) dich nit baß mit den rueten hab gezüchtiget!« Es kunt niemands darzu reden vor lachen, und war ain fröliche kindtteufete.
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*[1239] Es gemanet mich vast an dergleiche sach, beim herzogen von Würtemberg und allen seim frawenzimmer bei wenig jaren sich begeben. Es kamen graf Baschian von Helfenstain und graf Wilhalm von Ötingen zu herzog Christofen geen Münsingen uf die Alb und het herr
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herzog sein frawenzimer alda, war ain großer lust mit jagen. Somma, wie die baidt grafen bei dem herzogen, der herzogin und dem frawenzimmer an der tafel neben ainandern saßen, do entwüscht graf Baschion ein lauter furz. Er zigs grave Wilhalmen, überschrie in auch, daz der merertail
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darfür hat, er hets gethon; kam dahin, das ers bekennen müest. * Aber sie [Amelia] war in kürze darnach abermals aim edelman in der Wederow verheirat, der hieß [Johann][5] von Dorfelden. Bei dem hat sie nur ain son, Philips genannt,
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überkommen. Sie war ain ehrliche fraw und die sich bei irem letzsten eheman, dem von Dorfelden, der vil jhar ein kranker, lammer und bresthafter man war am podagra und sonst, sovil erlitten, das sie billich höchlich gelopt und desshalben ir gedechtnus andern zu ainem ebenbilde nit soll in
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vergeß gestellt werden. Das ich aber wider uf mein propositum kom, so ist zu wissen, das herr Johanns Wernhers von Zimbern gemahl, so lang der sterbend im landt zu Schwaben hat geweret, bei irem stiefvatter, Philips Echtern, und ir fraw muetter,
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der grefin von Werdenberg, zu Mespelbron bliben ist, als aber die sterbenden leuf in obbemeltem 1519 jhar nach ostern und umb pfingsten wider nachgelassen, verfüegt sich herr Johanns Wernher umb s. Johanns tag hinab geen Mespelbron, in mainung, sein gemahl, auch beide seine söne
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daselbst zu hollen, als er auch thette. Dieweil er aber über

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[337] das halb jhar ußbliben und nit zu seiner gemahl hinab kommen, war sein schwiger, die alt grefin von Werdenberg, etwas undultig, wie dann die schwigern oftermals pflegen zu thuon. [486] Sie hueb im das mit glimfigen worten
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mehrmals uf. Herr Johanns Wernher, seitmals er bei dreien wochen alda blib, erdacht er ain fundt, das er wider ain gutherzige und freintliche schwiger bekeme. Es schickt sich ains tags, als es schön wetter war, das sie alle und nemlich die alt fraw, auch Philips Echter, herr Johanns Wernher
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und sein gemahl spazieren giengen. Nun hat es hünder dem schloß, nachdem es in eim lustigen, aber engen tal ligt, ain schönnen bronnen, von dem dann und ainem großen nespelbaum[6], so noch alda stehet, das schloß den namen empfangen. Daselbst hin hetten sie etlich victualia tragen
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lassen und waren frölich. Als nun das ain dahin, das ander dorthin gieng, nam herr Johanns Wernher sein gemahl, die ain schönen weisen schurz anhet, an die handt, gieng die wisen hinuf spazieren biß zu ainer alten schaffschewr, da die schaf vor etlichen tagen in ainem pferich waren gehalten
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worden. Wie er nun daselbst allain, ersicht er hünder der alten schewr ain frischen schaffzirk ligen, dess aber sein gemahl nit wargenommen. Also ohne lenger verzug setzt er sein gemahl in selbigen zirk, ersprachen also ain guete weil hünder der schewr. Nachgends füert herr Johanns
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Wernher sein gemahl widerumb zu der schwiger. So baldt sie des wusts an irer dochter kittel ersicht, märkt sie gleich wol, was das für ain handel, fieng an, die dochter zu strafen, das sie den weisen kittel also verwüst hett, und wardt ain groß gelechter darauß. Herr Johanns Wernher dausset
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darvon und überkam hiemit ain solliche günstige schwiger, das er, dieweil er zu Mespelbron war, nichs mehr verderben konte, sonder, wes er hernach anfieng, das war alles recht und wol gethon. In etlichen tagen hernach fieng er und sein gemahl sich an widerumb uf die rais zu rüsten, aber
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sein schwiger und Philips Echter wolten den jungsten son, herrn Froben Christoffen, seitmals der bei inen geporen, nit von inen lassen. Den haben sie hernach biß in das 12 jhar, als ob er irer leiblicher son gewesen were, mit allen trewen erzogen. Der jung herr ist über drei monat nit alt
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worden, do ist im ain großer unfahl zugestanden, dann sein

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[338] saugamma ist, wie man sagt, im schloß Mespelbron dermaßen under den reutern und dem andern haillosen volk umbher terminirt, wie dann gemainlich und vil unraths beschicht, wann herrn und frawen nachts schlaffen, das sie
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die bösen blatem erobert[7]. So baldt das die alt fraw und Philips Echter advisirt, haben sie die saugamma eilendts beurlaubt und damit den jungen herrn von größerm nachtail errettet. Der ist gleich darauf entwenet worden, wiewol er über ain viertail jars nit gesogen, ist er aber gleichwol
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gerathen. Aber wie er schier eins jhars alt worden, do ist ain bruch an ime, so man in latein herniam nempt, erschinen, derhalben dann die alt fraw von Werdenberg vil nachfrag gehapt, wie dem jungen zu helfen were, und ist letzstlich ein söllichs remedium erfunden worden. Man hat
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den jungen herren aines morgens in aller früe, ehe dann die son ufgangen, uf das kraut, [satyria genant][8], undem bloßen himel gesetzt, und hat er also sitzendt in ain löre airschalen, so uf ain grönen donderstag gelegt worden und die ain rain mentsch in der handt gehalten, das wasser
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fahen müesen. Dasselbig hat man an ain verborgens, heimlichs ort, damit kain thier, vogel oder insectum darüber kom, stellen und behalten müßen, biß das das wasser gar intruckne. Söllicher actus hat drei tag nach ainandern beschehen müesen. Durch ein söllichs breve oder
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observation ist dem jungen [487] herren domals und durch kein ander mittel sonst geholfen worden, inmaßen das er des orts alles sein lebenlang hernach kein mangel oder molestation nie empfunden, und ich waiß, das hernach mit diesem remedio ob den funfhundert kündern und alten
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mentschen, doch sover es über ain jhar nit angestanden, geholfen worden. Es ist gleichergestalt seinem eltern brueder, herr Johann Christoffen, auch ergangen, dann er in der jugendt auch ein sölliche sorgcliche herniam überkommen; ist im gleichwol nach seinem jüngern brueder
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begegnet, aber ime ist mit diesem breve auch geholfen worden, das es ain bestandt umb ine gehapt biß uf sein vierzigest jhar. Do hat es sich, villeucht hat die tomherrnordnung, dieta und wesen hierin auch gewürkt, umb in widerumb

erzaigt, gleichwol nit an dem vorigen ort, sonder neben

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[339] dem nabel, etwas mehr under sich; hat ime wol was mangels im reiten und raisen gebracht. Also sein wir alle gebrechliche geschöpf. Aber dies kraut, damit den baiden herren und andern vil mentschen geholfen worden, was sonst für
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wunderbarliche und bei den unerfarnen für ain unglaubliche tugendt das hab, ich hievor manchmal beweren sehen, und erforderte ain sondern tractat, ist hieher nit dienlich; dann wer solchs kraut recht prauchen kan, do glaub ich nit, das zu Delphis das oraculum Apollinis zu den
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apropriatis gewiser hab sein künden. Ist doch nur ain observatio und weiters nichs, hat auch in den natürlichen künsten kein ursach, dann allain den glauben oder fidutiam. *[9] [1240] Es hat sich ein bruch oder hernia bei diesem jungen herren erzaigt. Wie man aber weit und breit rhat
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derhalben, do ward die alt frow von Werdenberg in sollichem fal ein wunderbarlichs breve gelernt von einer edlen jungfrowen, hieß die Rüedin, die ob den dreißig jaren bei ir im frowenzimmer gewest. Mit solchem breve, wie mans nempt, do ward dem jungen herren domals geholfen.
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Bemelts herren eltester bruder, herr Johan Christof, hat in seiner jugendt auch ein solche sorgliche herniam gehapt, idoch mit hernachvolgender cura hat er gleicher gestalt auch hilf erlangt. Solchs hat ain bestand gehapt biß uf die zeit, das er vierzig jar erraicht, do hat sich der mangl
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wider ereferet. Solte aber das unordenlich leben der domherren nit auch zu zeiten ein ursach sein, da schon was guts durch die arzneien geschafft, sollichs widerum zu verwüsten und zu verderben? Umb sollichs breve aber hat es die gestalt. Da ain knab oder gewachsener mentsch ein
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bruch het an gemechten, idoch, das es nit über ein jar angestanden, so sol derselbig mensch sich drei morgen nach einandern in einem garten uf ein krautpletz setzen, bloß, das er gegen der sonnen ufgang sehe; das sol beschehen in aller früe, ehe dan die son ufghat. Alsdan sol
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ime ein jungfrow, die noch rain seie (darum muß man gemainlichen junge kinder darzu nemen) iden morgen under den dreien ein stengel des krauts, genant satyria oder knabenkraut, in boden daselbst setzen, so nahe, das der stengel alle mal den bruch anrüre, alwegen im namen des

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[340] vatters, des sons und des hailigen gaists. Es sol auch ides mals v pater noster und v ave Maria und ein glaub darzu gebettet werden. Darnach sol man nemen ein hennenai, das an dem grönen donderstag gelegt worden; söllichs sol
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man dem bresthaften menschen zu essen geben in einer suppen oder wie ers essen mag, zu eim oder zweien malen, doch das er alles esse, was im ai seie. Das ai aber soll man oben am spitz ufthon, damit die überig schal ganz und unzerbrochen bleib. Diese schalen sol der krank vol harnen,
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und darnach an ein söllichs haimlich oder wolverwart ort gestelt und behalten werden, das es nit verschütt oder das meus und ander thier oder insecta nit darüber kommen, sonder [1241] man soll es von ime selbs ußdörren lassen. So das beschicht, sol der krank, desgleichen die person, so die drei
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krautstengl gesetzt, wie oblut, darzu betten xv pater noster, xv ave Maria und v glauben. Es hülft gewisslich und ist vilmals bewert worden, und wie der harn in der schalen ußdörret, also auch nimpt der bruch ab und verschwindt zu letst.*[10] Hiebei ist zu merken, das die alt grefin von
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Werdenberg, auch ire zwo döchtern, die elter, die von Zimbern, und dann die jünger, die grefin von Lupfen, in baiden arzneien so verborgne und seltzame künsten und experimenta gehapt, das zu rewen, der mertail mit inen abgestorben sein soll. Zudem die eltern von Lupfen sich in der
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arzneikunst vil bemühet und damit die sachen dahin gepracht, das sie in den aller gefärlichisten gepresten presentanea remedia gehapt, die zu iederzeit und allen personen haben megen sicherlich gebraucht werden. Das ist nun auch alles hin und verzuckt, und haben bemelter graven nachkomen
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andere studia, damit sie umbgeen. Also verendern sich die mentschliche handtierungen, und ist bei uns mentschen uf diesem erdtboden nichs wirhaftigs oder bestendigs. Seitmals aber von diesem Philips Echter[11] sovil in diser historia meldung beschicht, ist nit unzeitig, etwas von seinem
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herkommen, als vil man waist, zu vermelden, und findt der Echter geschlecht in den turnerbüechern und sonst gar alt. Von irem herkommen urspringlich findt man eben so wenig, als bei dem mererntail geschlechter deutscher nation, und

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[341] ist auch des namens halb ain zweifel, ob der von den römischen Octaviis, oder aber, daz sie vor vil jharen bandirt und lange zeit in der acht gewesen, abkommen, welches letst doch das glaublicher. Das ist aber ainmal gewiss, das
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sie nit allweg die Echter, sonder die von Brisneck gehaißen haben, und soll noch ain burgstall sein, so Brisneck genannt würt. Das ist vor vil jharen ain raubhaus gewesen, auch vor gar langer[12] zeit zerstört worden. Die alten Echter vor anderhalb oder zweihundert jharen sein in ainem großen
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vermegen gewest; dan, als sie umb Brisneck kommen, sein inen das schloß Mespelbron und andere umbligende güeter zugestanden, daher sie des erzstifts Menz lehenleut worden. Man sagt, es sei ain alter Echter gewesen, des eltern Petter Echters vatter, der hab mertails seiner ligenden güeter zu
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gelt gemacht und ain große parschaft gesamlt. Die soll er zu Mespelbron ver[488]borgen und vermaurt haben, als dann die alten vor jharen mit solchen sachen ganz wunderbarlich und seltzam gewesen. Wie er aber sterben wellen, hat in paralisis, daz im die redt gelegen, getroffen.
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Gleichwol er gern vil geredt und seiner barschaft halb anzaigung gethon, so hat er doch das nit zu worten künden bringen, allain das er neben manigfaltigem deuten, das doch niemands versteen kinden, gesagt: »Johannes waiz«, also hat sein schreiber gehaißen; darauf ist er in ainer belde
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hernach gestorben. Man hat das gelt nach seinem todt gesucht, aber nit finden künden. Johannes, der schreiber, hat auch nichs darumb wissen wellen, villeucht ist im der bösser tail darvon zugestanden. So ist auch des alten son, Petter, noch jung dozumal gewesen, das er den sachen in der
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frische nit nachkommen, wie das die notturft erfordert. Als er aber erwachsen und sich mit ainer von Tüngen bestat, hat er weiter nachfrag gehapt und sovil bei aim nigromanta zu Erdfort in erfarung komen, das solch parschaft noch zu Mespelbron in ainer maur ligen soll, an ainem unachtbarn
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ort, do vil spinnenweppen und allerlai gerümpels seie. Man hat mit grosem ernst darnach gesucht, aber nichs finden könden. Wie aber der nigromonta weiter darumb angesprochen, hat er nit mehr anzaigung oder hilf thon wellen, es sei dann, das man im den halben thail der parschaft für
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sein belonung, im fahl die gefunden werde, geben welle.

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[342] Das ist im abgeschlagen, gleichwol ain ehrliche verehrung darfür versprochen. Das hat der abenteurer nit annemen wellen, und ist die sach also uf das mal ersessen. Villeucht ist es die zeit nit, das die parschaft erhept, sonder soll uf
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ainen andern warten, wie man dann sagt, das gleichfals ain schatz am Hewenberg[13] im Hegew verborgen soll ligen; der warte uf ain, so Hans haiße, dem sei er geordnet und sonst niemands. Also solls ain erdenmendle vor vil jharen, das des schatz hüete, den leuten anzaigt haben, daher dann die grafen
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von Lupfen, als inhaber der herrschaft Hewen, inen fürgenomen und iederzeit ain son in irem geschlecht dieses namens gehapt. Gott waist den grundt oder auch, wem das geordnet seie. Aber diesem Petter Echter sein nachgevolgt drei söne, so er bei der von Tüngen gehapt, namlich Philips der elter,
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Philips der jünger und Carle. Der elter ist in seiner jugendt uf die studia juris gezogen worden, hat ain tomher zu Menz sollen werden, aber er verheirat sich mit der grefin von Werdenberg, schenk Erasmusen von Erpach selligen verlassne witib, von der er kein erben bekommen. Carle Echter,
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der jungst under denen brüedern, hat eine von Alenzhaim gehapt, aber auch ohne ehlich leibserben abgestorben. Philips, der jünger dieser baider brüeder, hat bei Wilhalms vom Habern schwester vil sön und und döchtern überkommen, die doch mertails in blüeender jugendt gestorben, und sein
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also der Echter güeter widerumb uf ain einzigen kommen, genannt Petter. Der ist der jüngst under denen brüedern allen gewesen, sollt auch ain tomherr zu Menz sein worden, aber unser Herrgott hats also geschickt. Derselbig Petter, nachdem er etlich jhar in Frankreich und Italia studirt, hat
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er sich auch mit ainer von Alenzhaim bestat, von der er vil künder, son und döchtern, bekommen, deren ainstails noch leben. Aber der elter, Philips Echter, hett sein sitz und haimwesen im schloß zu Mespelbron, da hat er vil jhar gehauset und ainen erlichen stat gefüert, ja auch aim
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zimlichen graffen gleich und gemeß. Von seinem lob und hochen verstandt wer ain besonder tractat zu schreiben. Er ist ... jhar nach seinem gemahl, der grefin von Werdenberg, gestorben und bei ir zum Hessental begraben [489] worden. Der allmechtig seie inen baiden gnedig!
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* [1225] Er het noch ain brueder, war der jüngst under

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[343] inen, hieß Carle, der war der muetter am liebsten, wie es dann gemainlich zugeet, das die jungsten künder nur zuvil Iieb sein. Er aß gern die heutlin von geprattnen gensen, von hennen und caponen, die muesten ime auch ob disch
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vor andern zustehn. Das verdroß seinen eltesten brueder, das man ime solche maisterloskaiten sollte nachlassen, insonderhait den eltesten, Philipsen. Der sprach uf ain zeit zu im in beiwesen der muetter: »Ach, brueder, was megen dich die kleinen heutlin nutzen? sie sein dir vil zu wenig
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und zu klein; aber ich höre, es seie uns ein fülle in der Liechtenow abgangen, das hat ain zimlichs heutlin verlassen; wiewol es dannost die wölf und die hundt zimlich umher im kat haben umbgezogen, das möchte dich pfnesten.« Carle war übel zufriden, fieng an zu grawen und sein muetter
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noch vil mehr, butzet dem eltern son übel auß, das er so unzüchtig und seim brueder ain liebs bissle vergonte. * * [1490] Diser gräfin, ist bei dreißig jaren abgestorben, [ist] ain[14] große untrew in ainer apoteke zu Frankfort widerfaren, gleichwol solchs mer ußer großer heilos- und
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liderlichkait, dann anderer gestalt, beschehen. Das hat die mainung gehapt. Sie ist uf ain zeit zu Mespelbronn krank worden, das sich menigclich ires dods versehen. Nun hat es dozumal wenig doctores medicinae in deutschen landen gehapt, gedenk, es seien die mentschen zu selbiger zeit
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noch so gesundt gewest und so starker, unverderpter complexion, das es sollicher lateinischer und gelerter brüder nit vil hab bedörft. Es war aber ain alter Jud zu Frankfort der zeit seßhaft, Mosse genannt, der hat sich der arznei angenommen und von wegen der langen erfarnus, auch das
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sonst diser herrlichen kunst sich niemands oder doch gar wenig underwunden, in großen ruf bekommen. Zu solchem Juden hat diese grefin geschickt und seins raths gepflegen. Der hat ir nur widerumb geschriben und das anligen und ursach desselbigen ordenlich zu wissen gethon, darneben
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die cur, wie ir zu helfen si, vermeldet[15], und hiemit hat er ir auch die arzneien und was ir desshalben zugehert, überschickt. Wie es aber bei weilen bei den medicis mit dem schreiben und dann in den appoteken[16] ungeflissen zugehet und durch die unsorgsamen, ungelerten knecht, auch
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gleichwol etwa die maister eben als ungeschickt, vil verabsumpt

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[344] und quid pro quo mit großem nachtail des leibs und des lebens in die arzneien genommen, das beschach aldo auch. Man het durch großen unfleiß des Juden geschrift in der appoteken nit recht verstanden, darum auch die arznei falsch
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gemacht und also gen Mespelbron überantwurt. Die gut gräfin nam die arznei nach verordnung des arzets; wer kain wunder gewest, es het ir das herz abgestoßen, aber der allmechtig zuvor und dann ir jugend und starke complexion behielten sie domals beim leben. Iedoch gieng das so
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beschwerlich zu, das sie bei einem viertel jars zu bett lag und menigclich sich versach, das sie zu einem bettrisen[17] solt geraten sein. Zu letst wuchs ir ain stain, oder wie mans nempt, ain gewechs in der rechten seiten, das ist so hert als ain stain ir lebenlang, gleichwol one ain sonderlichen
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schmerzen, in ir gelegen, und het ir nit mer mögen geholfen werden. Es ist der Jud als der arzet hierum angesprochen und zu rede gestellt worden, aber er hat sich entschuldiget, damit man mit ime zufriden. Hat sein recept und was er in die appotek geschriben, fürlegen und examinieren lassen,
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do hat sich befonden, das der Jud getrewlichen und wol geraten, aber in der appotek verwarloset worden. Was hat man aber sollen oder wellen gegen dem appoteker fürnemen? Der diener, so das recept nit recht gemacht, ist vermuschirt worden und darvon kommen.
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Ain gleichen[18] fal haben wir bei sechs oder acht jaren zu Wittenberg[19] gehapt; da wolt des curfürsten von Saxen, herzog Augusti, secretarien ainer in Majo preservationis causa evacuiren, war gesunds und frisches leibs. Raiset vom hof gen Wittenberg und mit rath des medici[20] ließ er
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im ain digestiftrank, das man nempt sine cura, in der apotek zurüsten. Nun het der medicus das recept geschriben, und wie [1491] dann laider bei vilen doctorn beschicht, das sie ain bessen, unlesslichen buchstaben schreiben, auch manicher ain rum darin begert zu suchen, darauß dann vil mangels
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mermals beschicht, dieweil es so unlesslich ist. Er hett aber geschriben »Recipe apii ½ I«, und waren aber die buchstaben dermaßen verzogen, das der unfleißig apoteker het verstanden »opii«; macht also das digestif mit dem opio, wie ims fürkommen und er das gelessen het. Nun ist aber

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[345] der opium ain söllichs giftigs gesaft, das schlaffen und unentpfindtlichen macht, und do man in dosi ain wenig fellt und der sachen zu vil thut, so ist es dödtlich. Man praucht es auch selten seiner übergroßen kelte halb in leib, sonder
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merer tails von ußen zu, insonderhait in den großen gebresten, da man den schmerzen zu vermeiden oder ain unentpfindtlichkait einzufüren willens ist. Was sollt geschehen? Der gut, erlich man vermaint sein gesundthait noch uf vil jar zu erhalten, drank das digestif, darauf schlief er bei zwo
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und dreißig stunden an ainandern. Hernach erwacht er, schnapt ainmal oder zwai nach dem athem und war racks dodt. Man hat dem doctor und dem apoteker dises übersehen, wie gepürlich, verwisen und ufgehept. Was kunt aber das den erlichen man helfen, der sein junges und
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gesunds leben darum hat geben müeßen? Domit wir uns aber nit bemüehen mit denen beispülen, die in Sachsen fürgangen, so haben wir in unser landtsart noch in frischer gedechtnus, was dem Ernsten vom Fürst mit seiner dochter dessfals begegnet. Dem ward die dochter
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krank zu Egelstal[21]. Er schickt nach aim medico gen Tübingen, war ain doctor und ordinarius professor der arznei, hieß doctor Michael Rucker. Wie er nun zu der jungfraw kam und befand, das sie mertails von den hauptflissen beclagt, do ordnet er ir pillulas, die sie prauchen: solliche bracht
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er ir von Tübingen, gabs ir ein. Was sollt beschehen? Die gut jungfraw lept wenig stund hernach, do gab sie den gaist uf in beisein ires vatters und des medici. Wem war engster, dann dem doctor? kund doch nit wissen, wie es zugangen. Also mit erlaupnus des edelmans do verfüegt
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er sich eilends gen Tübingen, erfordert in beisein anderer studiosen sein recept in der apotek. Das ward auch recht erfunden, aber wie er sich in der apotek weiter erkündiget, do erfand sich, das der apotekerknecht bei aim tag, zuvor und ehe er der jungfrawen die pillulas zugerüst, in selbigen
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mersel het ain salben zugerüst von opio; den merser aber het er darnach nit wider ußgeseubert, derhalben dann der massa pillularum mit den vergiftigen reliquiis von der salben war verunraint worden, darum auch die unschuldig jungfraw ir junges leben must verlieren. Und domit het sich
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gleichwol der doctor salvirt und entschuldiget, aber dem

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[346] apoteker ging es hin und ward beschehen. Also ist der welt gemain lauf; wer reit, der reit, wer lit, den last man ligen. Darum haben die alten ainest nit vergebenlichen gesagt, es soll sich ain ieder vor starkem getränk [hüten][22], das
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sei wasser, treib die mülreder umb; vor großem glück, ist der alten weiber glück, die sprechen, da ainer ain arm abgefallen: »Es ist fürwar groß glück, das er den hals nit gar ist eingefallen«; und dann vor gesunder speis, das sein die arzneien, die manchen nit allain von der gesundthait bringen,
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sonder auch den leib und das leben hinnemen. * Mancherlai gesünds hat [Philips] zu Mespelbron gehapt. Under anderm het er ainen dorechten mentschen, hieß Henche, narr, der war von jugendt uf bei den hürten erzogen worden. Philips Echter name ine umb Gottes willen
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an, iedoch sollt er im der schwein hüeten. Das nam der narr an, wiewol ungern, dann er het in ainer kurzen zeit die brief, wie man sprücht, zu Mespelbron gefunden und war schon des faulen lebens gewont. Nun wardt dem narren austruckenlichen anzaigt, wohin er die schwein sollt treiben,
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darneben aber, welche örter er der vergiften waidt halben meiden sollt, dann in ainer kürze darvor ein schwein sterbendt gewesen. Er versprach allen gueten fleis mit den schweinen zu gebrauchen, wiewol er lieber der ross hett gehüet. Als er aber die herdt in sein gewalt gebracht, fure
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er ufsetzlich uf die waiden, do die andern schwein vorhin gestorben waren. Kam darzu, das dem Echter der schelm, zugleich wie zuvor auch beschehen, under dise herdt auch kam, sie sturben dahin. Mit den überigen und wenigen fure der narr über etlich zeit außer der Liechtenow, ist ain
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waidt also genannt uf dem Speßhart, heim gen Mespelbron. Der edelman, sonderlichen als er vernam, wie der narr über und wider allen bevelch gehandlt und im die schwein also bösslichen veruntrewet, war er über die maßen übel zu friden, iedoch wolt er den narren, vorhin und ehe er
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was weiters gegen im fürneme, hören. Darumb beschickt er in und fragt, warumb er doch wider sein bevelch also ungetrewlichen gehandelt, mit erinnerung, was guettaten er im biß anher bewisen, auch, so er sich wol hielte, hinfüro zu thon auch gesinnet were. Der narr schwig etliche mal
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still, wie aber der edelman etliche mal uf die antwurt ganz

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[347] ernstlich tringt, sprücht der narr: »Ja, junker, ich habs der ursach gethon, euch hiemit zu gewennen, mir keine schwein mehr hüeten zu lassen.« Der guet Echter, wiewol in der schadt, so im vom narren begegnet, schmirzte, iedoch, als
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er allerhandt gelegenhaiten erwag und sonderlichen, das er dem narren sovil nit solt zugesehen haben, muest er des dorechtigen mentschen bosshait und sein schaden selbs verlachen, überwandt sich selbs und ließ den narren nichs entgelten. Er brauchte in hinfüro neben andern wiltnern, also
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haist man dieselben leut, daselbs zu seinem gestüt und wilden rossen, deren er dozumal ain große anzal uf dem Speßhart hett, in der Liechtenow, und hinfüro hat im der narr kein söllichen bösen tuck mehr gethon, dann man ime hinfürter mer ufsahe. * [1223] Diser Philips Echter war ain weltweiser man
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und der seine tag vil het erfaren. Wann er zu zeiten etwarn hörte herter und leuter an ainer thür klopfen, so sprach er in schimpfs weis: »Gewisslich, diser mentsch ist aintweders ain großer herr, oder ain wolbekannter, oder ain narr.« * Noch het der Philips Echter dieser abenteurer zwen,
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nemlich ain hieß man nur das alt Brüederge, und sonst ain, hieß der Bestle, war güetig, von Urzel, und hett in Wolf Beham von Mörle dem Echter geben. Was seltzamer hendel diese zwen narren getriben, da wer vil von zu sagen. Under anderm kan ich zwaier nit verschweigen. Man het
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der baider narren guet achtung und warden wol gehalten. Sie hetten ain guete, newe fuchsbelzdeckin ob irem bet, dann es dozumal gar ain herber, kalter winter war. Nun het das alt Brüederge etliche sackpfeifen, die im waren geschenkt worden, und dieweil er gehört, das etlich kinder
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und andere leut selbigs winters kurzlich darfor erfroren, do besorgt er, es würde seinem sack und pfeifen nit bösser ergeen, und würden die groß keltin auch nit erleiden künden. Solchem zu fürkommen, zerschnit er die guet, new belzdeckin in vil stuck, mit denen umbbandt er seine pfeifen,
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damit sie nit erfrüren. Nun kamen selbigs tags ungeferdt etlich vom adel geen Mespelbron, wie dann ain groß zu- und abreiten täglichs alda, denen sollt der narr mit der sackpfeifen ein kurzweil machen. Er bracht sein liebste pfeif außer der cammer, die wardt mit zwiefachem belzwerk
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von füchsen wol ingebunden. Sich verwundert menigclich, waher den sackpfeifen die fuchsbelz kommen. Aber wie baldt man in der narren cammer gieng, befandt sich gleich

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[348] der schadt. Die grefin, so den dorechten [490] leuten, beiden geuchen zu guetem die belzdecke zu geben bevolchen, war der sach übel zu friden und schalt das alt Brüederge darum. Der narr ließ sich ufbringen, gab böse wort und
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sagt: »Das dich botz hin und her[23] schende als hoppensacks! was treibstu mit deiner lausigen belzdeckin? wenstu, das ich von deren wegen meine herzlieben sackpfeifen diesen herben winter sollt erfrieren[24] lassen?« Die edelleut und menigclich muesten des narren lachen. Gleich in nachvolgendem
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sommer ließ im der Echter seine stutpferdt und junge ross außer der Liechtenow geen Mespelbron bringen; da wolt er etlich junge volen uffahen. Nun hetten die baid narren, das Brüederge und der Bestle, der sach wargenomen und, als niemands sein acht gab, sas das Brüederge uf derselbigen
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jungen ross eins und wolt auch raisig sein. Der Bestle war gescheftig und half im uf. Do wolt das ross nit fort. Bestle get in die reuterstuben und nimpt heimlich ain par sporen und gurt die dem Brüederge an beede füeß, wie er das vorhin von denen reutern gesehen hett, und sprücht
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zum Brüederge: »Haw drein, Brüederge!« Das Brüederge thetts. Der jung gaul war noch wildt und nie geritten, noch gezembt worden, derhalben allerdings frei, reist er mit dem narren die wisen der lenge nach abhin. Bestle lauft hinnach. Das Brüederge wust kain andere haab uf dem
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ross, dann in schenkln, damit hueb er sich, so böst er mocht. Aber wie mer er die hab in schenkln und füeßen sucht, ie mer er den jungen vollen mit den sporen anstach. Damit macht er den gaul noch unsinniger. Der lief die wissen iz hinab, dann wider hinauf seins gefallens, dann der narr
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kunt in nit heben, seitmals er kein zaum anhett. Letzstlich kompt der gaul an ain hag, das gleichwol nit sonders hoch war, iedoch, dieweil er so gar genot und erzürnt, auch im das Brüederge so heftig mit den sporen in der seiten lag, do springt er mit im hinüber. Der gaul sprang hin, der
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narr lag in der hecken, als ob er darein were geschmidet. Das bawgesind, so ungeferdt nit ferr von dannen, lief herzu und halfen dem narren mit großer macht und marter wider herauß, und hinnach wolt das Brüederge nit mehr raisig sein, und het im das ross etlich beulen und lecher in kopf
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gefellet. Bemelts Brüederge ist in wenig jharen hernach zu

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[349] Mespelbron gestorben. Aber der Bestle, wiewol er den jharen nach gar alt, iedoch hat er den Brüederge umb zwainzig oder mehr jar überlept. Er kroch uf ain zeit zu Mespelbron am allerhöchsten im dach zu eim laden hinauß
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(vil leut haben gemaint, es habs ain gespenst gethon, das hab den narren hinauß gestoßen); daselbst fiel er vom dach hinab in ain gepflesterten hof ob den drei hochen gemach. Im geschach nichs am leben oder an glidern anders, dann das er große beulen hin und wider fiel, auch das er vom fahl
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bei zwaien tagen ohn geredt und ohn ainige empfündtnus lag. Man gab im allerlai ein, zu solchen fellen dienstlich, dardurch ward im wider ufgeholfen. Er lebt noch etliche jhar hernach. * [1300] Es hett grave Phillips von Hanaw auch ain söllichen gaugkelman, hieß man den Laider, von wegen das
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er stettigs[25] gewon war zu sagen »ach laider«. Derselbig hett im geprauch, wo er konte, dischtücher und servietes ankommen, so stal er die. So er dann deren ain anzal zusammen brachte, so warf er sie zu Buchsweiler, alda der graf den merertail hausete, in wassergraben. Das geschach
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nur so oft und so vil, das ain clag derhalben für den grafen kam, und warden hierin vil verargwonet, wolts doch niemands gethon haben. Nach vilfaltiger erkündigung, wie dann der graf sollichs bevolhen, ward der Laider verkundtschaft, das er der servieten dieb were, ward an der that,
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wie er deren ein somma in graben hinab warf, ergriffen. Wie er nur derhalben zu redt gestellt und vom graffen befragt ward, warum er sollichs geton, was er damit maint, spricht der narr: »Ach laider, herr, ich will euch die warhait sagen: Ich hab so oft gesehen die leut in disen graben
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scheußen, haben mich die karpfen und die ander fisch erbarmbt, darumb hab ich inen so oft tischtücher und handtzweheln, wo ich die bekommen mögen, in graben geworfen, damit sie doch nicht so unsauber weren und die zu zeiten auch die meuler kinden wüschen.« Es musten sein der graf und
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alle umbstender genug lachen; gleichwol im uferlegt ward, bei hoher straf der ruoten, das er sich dessfals der karpfen im graben hinfüro müßigen sollt und nichts mer hinab werfen. Kurzlich darvor war disem grafen ain unfelliger handel in der herrschaft Bobenhausen zugestanden, welcher nit
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verschwigen sollt werden und ainer ieden oberkait oder [1301]

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[350] dem, der in aim regiment ist, von nöten zu wissen. Es hat der graf in der Wederaw ain gefenknus im schloß zu Bobenhausen gehapt, die in etlichen vil jaren nühe ist geseubert oder ußgerumpt worden. Dieselbig hat der thurnhüeter uf
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ain zeit von weniger mühe und uncostens wegen ußgebrennt. Baldt hernach, ehe und der dunst dorin sich aller verzeret, do hat der graff etlich landtgrefische bauren von ains nachpurlichen übergriffs wegen gefangen und bevolhen, vier ußer denselbigen in dise gefengnus einzulegen. Do ist aber des
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ußbrennens vergessen worden, das niemands daran gedacht. Darumb, wie man den ersten hinab gelassen, do ist er gleich vom dampf erstrumbt[26], vom knebel hinab gefallen und dodt gewest. Also ist es auch dem ander und dem dritten ergangen. Der viert hat besser glick[27] gehapt, das er sich so
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stark erhalten und geschrüen hat. Do ist er halb dodt und erstickt wider hinauf gezogen worden; ist kümerlich bei leben bliben. Wie man nun erkündiget, das die ander drei gefangen dodt und die ursach dessen ußkommen, do hat sich der thurnhüeter dessen so hoch bekommert und ist in
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ain solche verzweiflung gefallen, das er sich entleipt hat. Nichts desto weniger hat sich der landtgraff Phillips von Hessen seiner underthonen angenommen und den grafen dohin trungen, das er sich mit ime und den fründen hat müßen vertragen. Soll ain iede oberkait desshalben wol
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gewarnet sein und sich des orts fürsehen. Also ist bei unsern zeiten ain wunderbarliche gefengnus gewest under denen graffen von Lewenstain zu Scharpfeneck, in derselbigen sein mermals die armen gefangen erbermelich umbgebracht, das sie hernach dodt sein in der gefengnus
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gefunden worden. Denen allen hat man wol kretz und biß angesehen, aber niemands hat gründtlich sagen künden, was es für ain thier, woher es kam, oder wie es zugang. Ainmals ist aber ainer gefangen und in dise sorgcliche gefengknus seines großen verschuldens halb gelegt worden,
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und wiewol er hoch darfür gebetten und begert, man solle ine diser gefengnus erlassen, so hat er doch anders oder weiters nit erhalten künden, dann das man ime ain starken bengel, sich damit zu bewaren, geben. Den hat er mit sich in die gefengnus hinab genommen. Uf den abend, wie man

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[351] ime das essen an ainer schnur hinab gelassen, baldt hernach do ist ain übergroße fledermaus zu dem gefangnen kommen, die hat im mit iren großen und langen flügeln gegem angesicht gefochten, darneben uf ine also kretzt und gebissen,
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wie sie vormals gegen andern gefangen gewonet, das er sich ir auch nit erweren het künden, da er nit insonderhait, wie oblaut, wer armirt gewest; und ist im ain straich geratten, das er sie zu haufen geschlagen, das sie doch dodt bliben. Man hat sich iren ungewonlichen größe hernach
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vil verwundert, und ist mit iren flügeln zu langwiriger gedechtnus ans thor daselbs geheftet worden. Also hab ich ainest in meiner jugend gehert, das zu Miltenburg im schloß, ist des curfürsten von Menz und ligt am Main, ain sorgliche und bese gefengnus; darein hab es der zeit ain thier
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gehapt, welches die gefangen vil molestirt und zu manichem mal inen ir cost, so inen an ainer schnur ist hinab gelassen worden, ufgefressen. Es sollten die oberkaiten in sollichem fal ein einsehens haben und gedenken, das sie selbs auch mentschen weren. *



  1. westerhauben] über die westerhaube, glückshaube s. Wuttke, Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart s. 194, nr. 341; vgl. auch Schmeller Bayerisches Wörterbuch II² 1043, und Birlinger, Schwäbisch-Augsburgisches Wörterbuch s. 430 unter Westerhemd; Birlinger, Aus Schwaben II, 234 und anmerk.
  2. scripta] Johannes de Indagine oder de Hagen schrieb über chiromantie, physiognomie, astrologie und dgl.; vgl. Jöcher, Gelehrten-Lexicon. Ist nicht der in der literatur, namentlich durch sein chronicon, bekanntere Johannes de Indagine, Carthäusermönch zu Erfurt und hernach prior zu Eisenach.
  3. Bratselden] d. i. Prozelten.
  4. ...] der name des bruders läßt sich nach Humbracht a. a. o., der eine stammtafel der Mörle (Mörlau) genannt Böhm, s. 291 giebt, nicht bestimmen.
  5. Johann] ergänzt nach Humbracht a. a. o. s. 245.
  6. nespelbaum] neben mespelbaum allgemein üblich.
  7. erobert] hs. erobernt.
  8. satyria genant] ergänzt, s. unten 339, 39. Im 16 jhd. in allen Apotheken, was Mannlichkeit mehrt und fördert u.s.w. vorhanden.
  9. bis 340 16], dieser ganze nachtrag ist von der hand des correctors der chronik geschrieben. WS: Das vermutliche Ende der Einfügung siehe Fußnote nächste Seite.
  10. WS: Vermutliches Ende der Einfügung des correctors, siehe Fußnote vorige Seite.
  11. Echter] hs. Echters. Die folgende erzählung ist der abhandlung Alex. Kaufmanns »Alte Geschichten aus dem Schlosse Mespelbrunn« in Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte. Herausgegeben von J. H. Müller, 1873, S. 231 ff., zu grund gelegt.
  12. langer] hs. langen.
  13. Hewenberg] hs. Hebenberg.
  14. ist ain] ist wurde ergänzt.
  15. vermeldet] hs. unvermeldet.
  16. apoteke] sieh oben s. 260 ff.
  17. bettrisen] hs. bettristen.
  18. Ain gleichen] hs. In gleichem.
  19. Wittenberg] hs. Wurtenberg; vgl. dazu z. 29.
  20. medici] hs. medicini.
  21. Egelstal] s. Beschreibung des Oberamts Horb s. 215.
  22. hüten] fehlt in der hs., dürfte zu ergänzen sein.
  23. her] hs. der.
  24. erfrieren] hs. erfieren.
  25. stettigs] hs. settigs.
  26. erstrumbt] schreibfehler statt erstumbt oder erstürmbt, duselig?
  27. glick] hs. glich.