Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Band: 61 (1749), Spalte: 1122–1140. (Scan)

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Zeller-Bad, ein berühmtes Gesund-Bad in dem Hertzogthum Würtemberg, von der kleinen Amts-Stadt Liebenzell, bey welcher es lieget, also genennet.

Lage.

Was die eigentliche Lage anlanget, so lieget solches in einem engen Thal und Wiesen-Grund, welches der Nagold-Flus durchstreichet. Die zu beyden Seiten stehenden Berge sind mit Tannen- und Fichten-Bäumen überwachsen, und geben, sonderlich im Sommer, durch ihre abwechselnde Höhe und beständige Grüne, ein angenehmes Ansehen und Balsamischen Geruch. Auf einem hohen Vorgebürge oberhalb unsers Zeller-Bades siehet man Ueberbleibsel von einem Schlosse oder Burg, und insonderheit einen hohen von sehr grossen Quader-Steinen gebauten Thurm. Dieses Schlos und Festung soll ehemahls 1296 (ein anderer Schrifft-Steller setzet 1530) einer, Nahmens Erkinger, welcher sich den grossen Tyrannen von Merklingen nennete, innen gehabt, und denen Benachbarten, besonders Badischen, viele Drangsalen angethan haben. Daher der Marggraf von Baden mit Hülffe Pfaltzgraf Ruprechts dieses Schloß belagert und eingenommen, und den Tyrannen von dem Thurm des Schlosses herabgestürtzet, wie solches Zeiler in seiner Schwäbischen Chronicke, p. 319 und Crusius in seiner Schwäbischen Chronicke, III Th. B. III. c. 13. p. 869 anmercken. Gegen diesem alten Schlos über hat es noch einen Burgstall gehabt, der Finkenberg genannt, und unter diesem herab auf einem Bühel den dritten, von welchen [1123] beyden aber wenig mehr zu sehen, und hat auch das Alterthum in Vergessenheit gebracht, wenn und von wem sie erbauet worden; doch zeigen sie an, daß dasige Gegenden schon lange bewohnt gewesen. Daß man aber im Würtembergischen sonsten keine besondre und mehrere Nachricht von unsern Zeller-Bade und dabey liegenden Städtgen Lieben-Zell findet, mag wohl die Ursache seyn, daß diese Oerter ehemals dem Fürstlichen Hause Baden angehöret, und erst 1605 durch Tausch an das Fürstliche Haus Würtemberg gekommen.

Alter.

Wenn die Geschlechter, Städte und Monumente durch das Alter geadelt und vorzüglich gemacht werden, so kan sich das Zeller-Bad vor vielen andern eines Vorzugs rühmen. Denn obschon die alten Deutschen uns wenig Nachrichten hinterlassen haben, und also die Deutsche Historie überhaupt, und die zur Natur-Geschichte gehörige Nachrichten insbesondere, sehr mangelhafft sind; so haben doch die Römer, welche bis in dasige Gegenden durchgedrungen, uns einige Spuren davon hinterlassen. Vor andern haben sich Tacitus und Plinius dießfalls Verdienste gemacht, ausser welchen wir sonsten so viel als gar nichts wüsten. Daß die Bäder zu baden von den Römern, wo nicht gefunden, doch gebauet worden, ist in der Historie richtig, und daß das Wild-Bad von diesen entdecket worden, ist glaublich; ob sich aber das Zeller-Bad gleiches Alters seiner Bekanntwerdung oder Erfindung zu rühmen habe, stehet in Zweifel. Denn was Waltz in seinem Fürstlich-Würtembergischen Stamm- und Nahmens-Quell, p. 102 anführet, daß Phorcis, ein Trojanischer Fürst, Pfortzheim erbauet, und das Städtlein Zell seiner Gemahlin, welche Scyl1a oder Zwella geheissen, zu Ehren also genennet, ist ungegründet; Und D. Bäurlins, ehemahligen Cantzlers zu Tübingen, von gedachtem Waltzen allegirtes Zeit und Geschicht-Buch, ist vermuthlich nicht von grösserer Autorität. Doch vermuthet der berühmte Abt von Spanheim, Trithemius, welcher eine Chronick, von dem nur eine kleine Stunde oberhalb des Zeller-Bades liegenden alten Benedictiner-Kloster Hirsau, geschrieben, daß Labenzell, wie er es nennet, mit Calw vor der ersten Fundation dieses Klosters allbereit gestanden. Das erstere ist glaublich, und das andere ist richtig; denn die Grafen von Calw haben das Kloster gestifftet: Und wenn man es auch bis zu dem Anfang des Klosters, welches nach dem Trithemius 645 erstlich fundiret, und bis 830 vollendet worden, setzet, so kan man, das Mittel genommen, denen Bädern zu Lieben-Zell wohl tausend Jahr zulegen. Wie soiche aber entdeckt, und in Aufnehmen gekommen, will sich bey keinen Schrifftsteller finden.

Bad-Häuser und deren Gelegenheit.

Es sind diese Bade-Häuser, gleichwie die Bade-Quellen, in dem Thal, wenn man von dem Kioster Hirsau herab kommt, jenseit der Nagold, etwan hundert Schritte von einander, und haben beyderseits alle Bequemlichkeit zu logiren. Das obere Bad hat 24 bis 26 Zimmer oder Stuben, und noch mehrere Cammern, Stallungen zu 80 und [1124] mehr Pferden, Kutschen-Remisen, zu 4 bis 6 und eben dergleichen Gelegenheit hat auch das untere. Zu beyden Bade-Häusern hat es einen grossen Platz vor den Zimmern, darauf bey üblen Wetter zu gehen, welches besonders denenjenigen, so bey der Bade-Cur auch Sauerbrunnen trincken, zu gute kommt: In der untersten Etage bey dem Bad-Brunnen sind mit Brettern beschlagene Zimmer, für Manns- und Weibs-Personen darinnen zu baden, und werden solche mehrentheils von Domestiquen der Bade-Gäste, oder von armen Leuten gebraucht, weil diejenigen, so es bezahlen können, sich das Wasser in ihr Zimmer tragen lassen, und daselbst baden. Das Wasser wird in einem Kessel gewärmet, oder vielmehr gekocht, und einem jedem, oder wie es erfordert wird, in sein Zimmer gebracht, und nach Befinden mit kaltem temperiret, In dem untern Bad hat es ein grosses Baßin, darinnen man baden, und das warme und laue Wasser nach Gefallen durch dahin geleitete Röhren kan einlauffen lassen. Auf obgedachten Vorsälen zum Spatziergehen findet man eine grosse Anzahl Fürstlich- Adlich- und anderer Wappen, und zwar sind die ältesten in dem obern, Bad von 1506 und in dem untern Bad von 1612. Bey diesen Wappen sind vielfältig lustige und zweydeutige Devisen, und würden manche einige zu ihrer Genealogie dienliche Sachen darunter finden: Dabey eine besondere merckwürdige von der Würckung des Bades zeugende Inscription voranstehet. Gleichwie unter den Bad-Quellen gar kein oder sehr geringer Unterschied zu finden; also ist auch in Ansehung der Gelegenheit, der Bedienung und Commodität keine Differentz, indem sich beyde dermahlige Innhaber der Bäder in die Wette gleichsam streiten, denen Bade-Gästen um billigen Preis aufzuwarten, und sie nach Vermögen zu accommodiren, und obschon das untere Bad, weil es mehr à la moderne gebauet, das Thal selbst etwas breiter ist, und näher an dem Städtlein Liebenzell, dahin man auch den halben Theil des Weges in der Allee machen kan, einen Vorzug zu haben scheinet, so bleiben doch dem obern Bad gleichwohl seine Meriten, und besonders dieses, daß die Bade-Gäste gleich von Haus aus den Wald und Weg nach dem Kloster Hirsau zur Promenade gebrauchen können: Beyden Theilen aber kommt das meist mitten in der Allee stehende Haus zu gut, allwo in der untern Etage gemeiniglich die Drechsler arbeiten, und allerhand Stücke ihrer Arbeit feil haben, oben aber ein schöner grosser Saal, worauf eine starcke Compagnie sich erlustigen kan, gebauet ist. Wenn Standes Personen in dem Bad gewesen, hat wohl der Prediger des Orts vor ihnen in den Zimmern geprediget, da aber die Kirche so nahe, so können die Bade-Gäste auch bey gutem Wetter dahin gehen. Diejenigen, so der Römisch-Catholischen Religion zugethan sind, haben die Reichs-Stadt Weil nicht weit, und den Ort Neuhausen noch näher. Es ist auch ehedem von der hohen Landes-Obrigkeit, denen Standes-Personen dieser Religion, wohl erlaubt worden, einen Priester mit sich zu bringen, oder kommen zu lassen. Einen Medicum und eine gute Apothecke hat man in der Nähe, und [1125] kommet ersterer, wenn Bade-Gäste zugegen, seiner Schuldigkeit nach, alle Wochen zwey bis dreymahl selbsten dahin, und die Nothdurfft von Medicamenten und andern Dingen kan man von Calw bald zu handen bringen.

Von den Bad-Brunnen, derselben Wärme, und mineralischem Gehalt des Bade-Wassers.

Die Faßungen der Quellen sind in dem untersten Stock der Bad-Häuser, und bestehen in beyden Bädern aus grossen mit Quader-Stücken zusammen gespündeten und mit eisernen Klammern verbundenen Kästen, welche ohngefehr zehen Fuß weit und zwölf Fuß tief, sammt dem Bord, welcher drey Fuß über den Fuß-Boden gehet. Das Wasser steiget bis drey Fuß hoch über die Boden-Fläche, und wenn, wie alle Frühjahre geschiehet, diese Kästen ausgeschöpffet und gesäubert werden; so füllen sie sich wegen der starcken Quellen in kurtzer Zeit wiederum; daß also, wenn auch schon hundert Personen zu gleicher Zeit baden wolten, sich dennoch kein Mangel an Bade-Wasser ereignen würde: Und daß das Wasser über die Fläche des Bodens steiget, giebt zu erkennen, daß selbiges einen höhern Fall haben müsse. Die gantze Quantität Wasser zusammen ist nicht so warm, ais dasjenige in denen Quellen, und auch daselbst hat solches so viel Grade der Wärme nicht, als das Wild-Bad in eben dem Hertzogthum Würtemberg. Man giebt vor, die Wasser zu Baden, Wild-Bad und Zeller-Bad, wären von einer Herkunfft oder Haupt-Quelle; das erstere fliesset gantz oder fast siedend heiß; das Wild-Bad hat in den Quellen nach dem Fahrenheitischen Thermometer, so mit Quäcksilber gemacht wird, bis hundert Grad der Wärme selbst; unser Zeller-Bad aber, wenn man gedachtes Thermometer in den Grund der Einfassung hinablässet, hat nur 72 Grad. Ob nun wohl nach der Land-Charte diese drey Oerter in einer geraden Linie liegen so gehet es doch über Berg und Thal, und ohngefehr, in gerader Linie gerechnet, Meilen weit, dannenhero allerdings ohnmöglich scheinet, daß das Wasser noch so warm bis in diese Oerter gelangen könne. Zu den Wild-Bad, haben wir nicht nöthig, bis nach Baden zu gehen, denn die Gegenden geben mit grosser Wahrscheinlichkeit zu vermuthen, daß die Ursache der Wärme in selbigem Gebürge liege; Und bey dem Zeller-Bad hat man ebenfalls daran nicht zu zweifeln, wenn man die Situation ansiehet: Ja, wo des Scheuchzers Meynung gegründet, daß nehmlich daselbst, wo die Berge als eingestürtzt anzusehen, vielfältig warme Quellen hervor kämen; so kan man schliessen, daß diese Quellen gantz in der Nähe des Ausbruchs ihren Ursprung haben. Wenn aber gegründet wäre, was einige, wie oben gemeldet, glauben, so hätte das Wildbad-Wasser bis es nach Zeller-Bad gekommen, den vierten Theil seiner Wärme verlohren, und hingegen ohngefehr den tausenden Theil an Schwere zugenommen. Im Monat Junius 1747 hat ein gewisser Doctor der Medicin, welchem [1126] wir diese Nachrichten vom Zeller-Bade zu dancken haben, die Wärme des Zeller-Bads mit obgedachten Fahrenheitischen Thermometer untersuchet; da denn die Lufft 56 Grad gezeiget, der Nagold-Fluß 60, und die an den Bädern lauffenden Brunnen hatten ebenfalls 60 Grad; Das Bade-Wasser sowohl in dem obern als untern Bade-Kasten hat den Mercurium bis auf 72 Grad steigen gemacht; der nächst an der grossen Fassung in dem untern Bade stehende Stock, welcher bis auf den Boden, und also in die Quellen hinabgehet, gab sein Wasser mit 74 Grad Wärme, welcher Versuch besagten Herr Doctor auf die Gedancken gebracht, daß das Wasser in der Quelle selbst nicht viel oder gar nicht wärmer sey. Man hat ihn aber versichern wollen, daß man bey dem jährlichen zur Reinigung des Brunnens vorgenommenen Ausschöpffen das Wasser in den Quellen also warm finde, daß man gleich, ohne weiteres Wärmen, darinnen baden könnte, wie solches allbereit Martin Ruland in seinem Tractat, Hydriatice, angemercket.

Der Grund, aus welchem die warmen Quellen hervor brechen, ist röthlicher Sand und Felsen von eben dieser Farbe. Das Wasser bricht ohne sonderliches Geräusche oder Gewalt, aber mit vielen Lufft-Bläslein vermenget hervor, und zeiget damit an, daß es viel von dem lufftigen Element habe, und daher um so viel höher zu achten sey.

Gleichwie man nun den meisten Bädern, auch Sauerbrunnen, in ihrem Gehalt allerhand Mineralien, ja wohl Metalle zugeschrieben; also ist es auch mit dem Zeller-Bad ergangen, hat es auch allem Ansehen nach einer dem andern nachgeschrieben, und auf Treu und Glauben, oder nach der Autorität angenommen. Conrad Gesner und Leonhard Fuchs lebten zu einer Zeit, diese beyden sind die ersten Aertzte (so viel man hat finden können) welche von dem Zeller-Bad geschrieben. Doch hat Münster in seiner Cosmographie desselben ebenfalls gedacht, und da dieser auch mit jenen beyden Aertzten zu einer Zeit gelebet; so scheinet es ungewis zu seyn, welcher von diesen drey Männern diesfalls der erste seyn möchte. Das zu Venedig 1553 gedruckte Werck de Balneis scheinet hierinnen zu decidiren, daß nehmlich Conrad Gesner, welcher mit Fuchsen, wie aus seinen Briefen zu lesen, viel correspondiret, diesem die Nachricht, und was davon in erstbemeldeten Wercke de balneis zu lesen, gegeben habe, mithin Fuchsen diese Ehre gebühre: Und dieser hat es auch füglich thun können, weil er 1535 zum Professor nach Tübingen beruffen worden, und in folgenden Jahren die Medicin daselbst mit vielem Beyfall gelehret: vermuthlich ist es auch dieser, welcher dem Zellerbade Alaun, Kupfer und ein wenig Schwefel beygeleget. Ob Leonhard Turneiser, dessen Buch von kalten und warmen mineralischen Wassern zu Straßburg 1612 in Folio gedruckt worden, und welcher seine Observationen von denen Wassern von 1568 bis 1570 auf denen deswegen angestellten Reisen gemacht, dieses [1127] nachgeschrieben, oder es selbst also befunden, 1ässet man dahin gestellet seyn; er leget aber dem Zeller-Bade Alaun, Kupfer und Gold zu. Baccius schreibt L. VI, de Thermis, p. 306, (nach der Römischen Ausgabe) daß das Zeller-Bad Kupfer Alaune und Schwefel führe. Im Jahr 1668 haben die beyden Würtembergischen Leib-Medici Breuning und Cellarius auf Fürstl. Befehl das Zeller-Bad-Wasser probiret, da sie denn befunden, daß die beyden Zeller-Bade-Brunnen, oder vielmehr deren Wasser mit einem Aluminösischen Saltz, einer terra cretacea, Minera Martis, und etwas weniges volatilischem Schwefel begabt sey. Walchs Beschreibung des Zeller-Bads, p. 25. Es ist aber denen Aertzten damaliger Zeiten nicht zu verargen, wenn sie in einigen Stücken geirret haben, ja sie verdienen noch Lob, daß sie es gleichwohl in vielen Dingen so wohl getroffen, weil die Art und Weise mineralische Wasser per reagentia zu probiren, noch nicht so bekannt war,als selbige gegenwärtig ist.

Urban Hiärne, ehemahliger Königl. Schwedischer Leib-Medicus, hat in besagten Stücken viel gethan, und gelehret, wie man die Mineralischen Wasser examiniren soll. Der ehemals hochberühmte Königl. Preußische Geheimde Rath und Professor der Medicin zu Halle D. Friedrich Hoffmann hat sich ebenfalls hierinne, wie in vielen andern Dingen, grosse Meriten gemacht, und hat man es diesen beyden hochverdienten Männern zu dancken, daß man gegenwärtig von dem Gehalt der mineralischen Wasser, und folglich von deren Würckung sicherer als ehemahls urtheilen, und dasjenige, was man urtheilet, mit Experimenten demonstriren und vor Augen legen kan.

Unser Zeller-Bade-Wasser hat weder besondern Geruch, Geschmack, noch Farbe, und kommet demnach mit einem reinen Flüß- oder vielmehr Regen-Wasser überein. Diejenigen, welche Wasser trincken, und also vorzüglich vor andern von dem Geschmack der Wasser urtheilen können, sagen: Daß solches etwas saltzigt und anziehend schmecke. Andere aber wollen nichts anders, als daß es matt sey, und dem Regen-Wasser am Geschmacke beykomme, anmercken. Es ist solches um etwas schwerer, als das Wild-Bad-Wasser, doch leichter, als das klare Wasser aus der Nagold, und ob es schon nur etwas weniges austrägt, so giebt es doch zu erkennen, daß es etwas besonders sey, und also auch um dieserwegen einen Vorzug verdiene. Gleichwie nun bey dem Wild-Bad angemercket worden, daß dessen Wasser von der Solution des Alauns etwas weis werde; also geschiehet es auch mit dem Zeller-Bad-Wasser, und giebt damit Anzeige, daß etwas Alcalisches oder Laugen-artiges dabey sey.

Eben diese Bewandnis hat es auch mit der Solution von feinem Silber in Scheide-Wasser, daß nehmlich das Bade-Wasser davon gleich trübe wird, und wenn es eine Zeitlang stehet, sich ein Präcipitat zu Boden, setzet, doch mit dem Unterschied, daß von dem Alaun nur ein Kalch, oder [1128] Kreiden-artige weise Erde sich präcipitirt, hier aber das Silber sich niederschlägt, und dessen Präcipitat, nach einer Zeit, einige graue, in das Blaue fallende Farbe an sich nimmt, und damit anzeiget, daß etwas dem Küchen-Saltz ähnliches dabey sey, und daß das Wasser gleichsam einen Hauch von Schwefel habe. Das Zeller-Wasser, worein von der Gall-Aepfel Infusion getroptet worden, bleibt etliche Tage gelb, nach der Zeit aber wird diese Mixtur grün- oder schwärtzlicht, woraus erscheinet, daß dieses Wasser etwas, obschon weniges, von Eisen bey sich führe.

Die Farbe des Violen-Saffts alterirt sich etliche Tage nicht von diesem Wasser, fällt aber doch nach diesem in das grüne, und wenn das Wasser eingekocht, das Saltz dadurch fortgejagt, und also das Alcali concentrirt wird, verändert solches alsobald die blaue Farbe des Violen-Saffts, in das Grüne, welches auch mit dem Kesselstein geschiehet: Welcher Umstand zu erkennen giebet, daß von Laugen-artigen Saltz etwas in diesem Wasser zugegen sey, daß dessen aber sehr wenig, zeiget die Solutio Mercurii sublimati, als von welcher es wenig, oder fast gar nichts trübe wird.

Oleum Tartari per Deliquium oder Weinstein-Oe1 macht gar keine Aenderung bey dem Zeller-Bad-Wasser, woraus man schliessen kan, des ein Alaun in selbigen sey.

12 Pfunda à 16 also 192 Untzen von dem untern Bad-Wasser bis zur Trockene evaporirt oder eingekocht, haben 92 Gran weise saltzigte Erde zurück gelassen; Und von eben so viel Wasser des obern Bades sind nur 86 Gran, dieser vorhergehenden in allem gleich, überblieben. Daß also eine Untze Wasser nicht gar ein halbes Gran dieser saltzigten Erde führet.

Diese Erde aufs neue in wenig warmen reinen Wasser solvirt, lässet nur den fünfften Theil eines weisen Sediments als Kreiden oder Kalch zurücke; Und das Wasser oder die Solutien davon von neuen evaporit, giebt ein dem Kalch-Saltz ähnliches Concretum, welches in der Lufft bald feuchte wird. Und gleichwie das Residuum von dem eingekochten Wasser mit Spiritu nitri hefftig brauset; also giebt dieses concretum Salinum mit Oleo vitrioli melirt, einen starcken, weisen, wie Spiritus salis richenden, Dampf von sich, woraus erhellet, daß dieses weise Residuum nichts anders, (als wie bey allen Saltz-Wassern) eine Art Hall-Erde, und das Saltz ein wahrhafftig Koch-Saltz sey, welches mit vielem Alcali, oder Laugen-artigen schweren Wesen (gleichwie bey denen Saltz-Siedereyen in der so genannten Mutter-Sohle zurück bleibet, oder sich an die Saltz-Pfannen anleget, und bey den Saltz-Siedern unter dem Nahmen Schäb bekannt ist) verbunden, und also darinne mit dem Wild-Bad, Wißbaden und andern berühmten Bädern meistens übereinkomme.

Ob auch schon in Ansehung der Quantität dieser saltzigten Erde in dem obern [1129] und untern Bad sich einiger Unterschied zeiget, so ist doch selbiger so gering, daß davon nichts zu gedencken; besonders da durch starkes Kochen des Wassers vieles von dem Saltz verfliegen, und auch leichtlich in denen Gefässen etliche Gran zurück bleiben und verlohren gehen können.

Ob es nun zwar allerdings unnöthig wäre, die Meynung derjenigen zu widerlegen, welche unserm Zeller-Bade in seinem Gehalte Kupffer und Alaun zuschreiben, indem der Geschmnack giebet, daß weder eins noch das andere darinne sey; so kan man doch auch beydes durch folgende Experimente leichtlich beweisen. Und zwar in Ansehung des Alauns, daß nehmlich erstlich die zurück gebliebene Erde, auf ein gluendes Eifen gelegt, nicht brauset, oder sich als Alaun aufblähet, sondern vielmehr, wiewohl nicht starck, als Saltz knastert; so wissen auch zweytens die Anfänger in der Chymie, daß Alaun nicht wider Alaun pracipitire, sondern eine Art von Saltzen den sauern Alaun-Saltz diese Würckung zu erhalten, müsse entgegen gesetzt werden.

Was das Kupffer anlangt, so kan eine gantz geringe Portion desselben eine grosse und fast unglaubliche Menge Wassers mit seinem bittern und vitriolischen Geschmack inficiren, und es ist eine bekannte Sache, daß das Wasser, so eine Zeitlang in Kupffer gestanden, dessen Geschmack annehme, und daß ein eintziges Gran Kupffer in einem sauern Menstruo, als Eßig oder Scheide-Wasser aufgelöset, dreyßig und mehr Pfund Wasser solchergestalt alterire, daß man das Kupffer gar deutlich darunter schmecken könne.

Wenn nun alle mit diesem Wasser gemachten Proben zusammen genommen werden, so kan man daraus urtheilen: Es habe das Zeller-Bade-Wasser, ein dem Koch-Saltze gleiches, mit Alcalischer Erde verbundenes Saltz, gleichsam einen Hauch: (Die Frantzosen nennen es soupcon) von Schwefel und Eisen, und zu deren vehiculo ein reines, leichtes, mit vielen lufftigen Theilen begabtes Wasser; verdiene also denen berühmtesten Bädern in Europa an die Seite gesetzt zu werden.

Für welcherley Zustände, und auf welche Art das Zeller-Bad-Wasser innerlich zu gebrauchen.

Man hat ehemahls dafür gehalten, das Zeller-Bad schicke sich vornehmlich oder nur allein für das weibliche Geschlecht, und dessen Kranckheiten: Es hat aber die Erfahrung gelehret, und lehret noch täglich, daß solches, so wohl dem männlichen als weiblichen Geschlechte zuträglich sey.

Der Gebrauch desselben ist zweyerley, nehmlich zum Trincken und zum Baden; doch weil das Bad-Wasser lau, und deswegen nicht angenehm zu trincken, so wollen die meisten Bade-Gäste sich lieber des Deinacher Sauerbrunnens, (welchen man alle Tage frisch haben kan) als des Bad-Wassers hierzu bedienen.

Dieses ist zway in vielen Zuständen sehr gut, [1130] aber in einigen Kranckheiten, und bey Personen, die nicht kaltes Wasser trincken können, das Bad-Wasser allerdings vorzuziehen, oder vorträglicher zu achten; zumahl da andere mineralische Wasser doch meistentheils zuvor ein wenig gewärmet werden müssen, besonders in Brust- und Magen-Kranckheiten, und dadurch, wo es nicht wohl in Acht genommen wird, viel von ihrer Krafft verlieren können; so hat man hingegen das Zeller-Wasser schon von einer solchen temperirten Wärme, daß man solches also, wie es das Rohr aus dem Stock giebt, trincken kan.

Die mit dem Wasser oberzehlter massen vorgenommenen Proben legen gnugsam an den Tag, daß solches in seiner Mixtur sehr temperirt sey; Und ob es schon etwas dem Koch-Saltz ähnliches, ja Koch-Saltz selbsten führe; so hat man sich dennoch gar nicht daran zu stossen, denn ausserdem, daß andere Bäder, als Wisbaden, Spaa, Aacken, Carls-Bad, Wild-Bad etc. dergleichen ebenfalls bald mehr, bald weniger bey sich haben; so ist doch solches Saltz in dem Zeller-Bade-Wasser mit der Alcalischen Erde solchergestalt verbunden und mit den sulphurischen und martialischen Theilgen so wohl vermischt, daß daraus gleichsam das dritte, oder besondere Decompositum entstehet, welches einen sehr guten Effect so wohl innerlich, als äusserlich in dem menschlichen Cörper hervorbringen kan.

Der Gebrauch das Zeller-Bad-Wasser zu trincken, ist alt. Andernach hat dasselbe schon gerathen, und meldet davon folgendes: "Wenn mans trincket, ist es der Verstopffung der Leber und Miltz sehr dienlich; der Gelbsucht, langwiehrigen Fiebern und dem Abnehmen; der Wassersucht, darzu der unnatürlichen Lust zu essen; ist dienlich dem Magen, so erkaltet; dem Bluten der Nase, oder an andern Orten, nicht allein im Tranck, sondern auch im Baden etc." Etschenrüders Uebersetzung von Bädern etc. etc. p. 17. So legen auch alle alte Beschreibungen dem Zeller-Bad-Wasser eine besondere Wirckung wider die Gelbsucht bey. Deswegen auch diese Kranckheit, welche ihren Sitz in der Leber hat, und also zu dem untern Leib gehöret, den ersten Platz oder Stelle hier angewiesen, ob man schon nach der natürlichen Ordnung bey denen Kopff- oder Brust-Kranckheiten anfangen solte. Daß solche, nehmlich die Gelbsucht von einer Verstopffung der Leber, oder derer Gallen-Gänge, welche die Separation der Galle aus dem Blute verhindert, herkomme; oder auch dadurch entstehe, wenn Steine in der Gallen-Blase sich befinden, welche sich vorlegen, und den Ausfluß der Galle in das Intestinum duodenum, oder zwölff Finger-breit langen Darm aufhalten, ist eine längst ausgemachte und in der Erfahrung gegründete Sache. Wenn man also das Zeller-Wasser innerlich dagegen gebraucht, so verdünnet solches nicht allein das Geblüte; sondern, da selbiges auch mit seinem saltzigten Gehalt die Gefässe reitzet, und sie damit zur Secretion und Excretion bewegt, so wird durch beydes, nehmlich die Verdünnung des Geblüts, und Reitzung, welche die [1131] Saltze zuwege bringen, der in denen subtilen Gefässen befindliche Schleim aufgelöset, und durch die ordentliche Wege fortgeschafft, folglich die Absonderung und Ausführung der Galle, nach der Ordnung der Natur wieder hergestellet. Und gleichwie die aus Stahl oder Eisen bereitete Arzeneyen anziehen, und also die nachgelassenen Gefässe und Fäserlein wieder stärcken, dahero auch von den Aertzten gar vielfältig zuletzt in der Gelbesucht gegeben werden; also kan man auch von dem obschon geringen Gehalt, oder, (wem es beliebt) von den Spuren des Eisens in dem Zeller-Wasser sich gute Hofnung machen, und die Erfahrung giebt es, daß das Zeller-Bad-Wasser getruncken, dergleichen an sehr vielen verrichtet habe. Was auch von Galle noch in dem Geblüte zurück geblieben, und die daher kommende üble Farbe, wird durch das Baden in dem Zeller-Wasser in kurtzer Zeit völlig vertrieben: Zwar nicht, als ob die gelbe Farbe auswendig auf der Haut wäre, und sich damit abwaschen liesse, sondern weil das lau-warme Wasser die Fäserlein der Haut relaxiret, und auf solche Weise der gelben gallichten Materie den Ausgang durch die Schweis-Löcher procuriret.

Man kan also aus vorhergehender Würckung, welche das Zeller-Bad in der Gelbsucht, und Verstopffung der Leber leistet, auch auf andere Viscera und deren Kranckheiten schliessen.

Es haben verschiedene, ja viele das Wasser bey Zell, in Engbrüstigkeit, nicht allein von der Cachexie oder Bleichsucht, und verhaltener monatlichen Reinigung, sondern auch von übler Beschaffenheit der Lungen selbsten, bey Blutspeyen, Geschwüren und verhärteten Drüßlein, also in der Lungen- und Schwindsucht getruncken, und recht guten Effect davon verspührt: Denn obschon das wenige darinnen befindliche Saltz, welches wegen der Reitzung, so selbiges gemeiniglich machet, den Husten bey Lungen- und Schwindsüchtigen mehr bewegen könnte, einigen verdächtig scheinet; so ist doch solches durch die Alcalische Erde solchergestalt temperiret, daß man nach der vielfaltigen Erfahrung nichts dergleichen zu besorgen hat, sondern selbiges getrost, so warm als es die Quelle giebt, trincken kan. Ja alte Observationes geben, daß man auch dabey baden könne, und recommendiren also auch dieses, welches aber doch mit besonderer Vorsichtigkeit, und niemahls zu warm, zu offt, noch zu lange zu thun ist.

Was das Zeller-Bad-Wasser getruncken in Grieß- und Stein-Schmertzen vor herrliche Wirckung gethan, haben so wohl die alten, als neuern Bad-Aertzte angemercket und hat man viele Proben: Denn das also warm getrunckene Wasser, wie es die Quellen, oder der darinne stehende Stock geben, paßiret nicht allein gar bald durch die Urin-Gänge, sondern es führt auch ohne allzustarcke Bewegung und Reitzung zu machen, zugleich den Schleim und Sand aus den Nieren und Blasen, und verhindert dadurch das Wachsen der Steine. [1132]

So hat man auch die Erfahrung, daß dieses Wasser in lang anhaltenden Fiebern, welche offt ausgeblieben und so offt wiederkommen, besonders in hartnäckigen Quartan-Fiebern, sehr guten Nutzen geschaffet, und Leute, welche Jahr und Tag damit incommodiret gewesen, und halbe Apothecken ausgeleeret, sind ihres bösen Gasts durch das Wasser trincken des Zeller-Bades los worden; doch ist niemanden anzurathen, daß er diese Cur vornehme, ohne vorher bey einem Artzte, der dessen Bekanntschafft hat, anzufragen.

Durch seine Dünnmachende und auflösende Krafft hat es sich ebenfalls in der Bleichsucht aus Verstopfung der Monats-Zeit, bey ledig- und verheyratheten Personen recommendiret: Ja man schreibt von langer Zeit her, daß das Zeller-Bad die Weiber fruchtbar mache, und ist selbiges schon vielfältig zu solchem Endzweck, nicht ohne guten Nutzen gebraucht worden.

Es lautet sehr paradox, oder wird manchen also vorkommen, wenn man das Zeller-Bad so wohl wider die verhaltene monatliche Reinigung, als auch wider den allzustarcken Fluß derselben recommendirte, und dieses so wohl zum trincken, als (mit Vorsicht) darinnen zu baden; und dennoch ist solcher Effect von vielen mit Vergnügen wahrhafftig erfunden worden: Denn dieses Wasser eröfnet nicht allein, u. lindert das Spnnen der Nerven und Fäserlein, sondern es stärcket auch. Den Effect, welchen es in allzustarcken Blutfluß machet, eben denjenigen thut es auch in dem so genannten weisen Flusse.

Gleichermassen haben auch diejenigen, so mit Glieder-Weh geplagt sind, gute Wirckung durch das Trincken des Zeller-Bad-Wassers empfunden.

Man könte noh eine lange Reihe von Kranckheiten hiehersetzen, worinnen eben dieses Wasser mit Nutzen zu gebrauchen, allein wir wollen es dabey beruhen lassen. Geschickte Aertzte werden aus diesem wenigen zur Gnüge ersehen können, was für herrliche Würckung auch in andern hier nicht angeführten Zuständen von dem innerlichen Gebrauch dieses Wassers zu hoffen.

Es ist selbiges nicht unangenehm zu trincken; nur weil es lau ist, düncket es einigen eckelhafft zu seyn; hingegen finden diejenigen, welche sehr empfindlich sind, einen schwachen Magen haben, und deren Brust das kalte Trincken nicht vertragen kan, sich dests besser dabey: Wie es denn auch nur um etliche wenige Tage zu thun, so ist man es gewohnt, und trincket das laue Wasser ohne einigen Widerwillen.

Weil man solches, wo man es Cur-weis trincken will, gemeiniglich des Morgens früh thut, da einige nicht gern so zeitlich aufstehen, sondern lieber etliche Gläser in dem Bette trincken wollen, als lässet man sich das Wasser in das Zimmer holen, und trincket, wie bey dem Sauerbrunnen, nach und nach, wie man es vertragen kan, ein, zwey, drey medicinische Pfund, oder so viel Würtembergische Shoppen. [1133]

Ist es kalt oder Regenwetter, so kan man entweder, nach Beschaffenheit der Kranckheit in dem Bette bleiben, oder auf dem Gange spatzieren gehen. Denn weil die meisten Gäste nach dem eingenommenen Wasser oder Sauer-Brunnen noch baden, so ist denselben incommod sich anzukleiden, und auf die Promenade in die Alee zu gehen. Man wolte aber lieber denjenigen, so gehen können, anrathen bey guten Wetter diese gelinde Bewegung in der Lufft zu machen, und alsdenn erst, wenn das Bad-Wasser oder Sauer-Brunnen wieder paßiret, in das Bad zu sitzen.

Es ist bey dem Sauerbrunnen-Trincken die Gewohnheit, daß man mit der Dosi des Wassers allgemach aufsteiget, und alsdenn eine Zeitlang damit fortfähret. Gleiche Bewandnis hat es auch hier mit dem Bad-Wasser, so daß man anfangs nur einen Schoppen trinckt, nach und nach um ein oder zwey Gläser aufsteiget, und, nachdem man es vertragen kan, vierzehen Tage lang mit einem halben Maas bis drey Schoppen als auf dem höchsten bleibet. Findet man keine Ungelegenheit davon, so kan man wohl ein völliges Maas trincken, und also in drey Wochen die gantze Cur absolviren.

Man hat niemahls angemercket, daß diejenigen, so das Wasser Cur-weise getruncken haben, von Verstopffung des Leibes wären geplagt worden, ja viele hat es wohl zwey bis dreymahl laxiret, dessen ohnerachtet, ist es sehr gut, wenn nicht andere Umstände entgegen, (worüber der alle Wochen zwey oder dreymahl ins Bad kommende Medicus zu befragen) daß man anfänglich und bey Fortsetzung der Cur, ja manchmahl auch zum Beschluß, das Sedlitzer oder Englische Laxier-Saltz nehmen, und diejenigen, welche sich dieses Mittels nicht bedienen können, oder dürffen, lassen sich nach ihrer Kranckheit und Constitution von dem Artzte ein ander gelindes Laxativ verschreiben.

Von dem äusserlichen Gebrauch des Zeller-Bades.

Obschon die meisten Aertzte, und zwar nicht ohne Ursache, dafür halten, bey denen Bädern thue vornehmlich das Wasser und nicht die darinnen befindlichen Mineralien, den heilsamen Effect, so kan man doch denen letztern ihre Würckung, besonders in einigen Zuständen, nicht gantz absprechen.

Es haben hlerinne diejenigen Wasser, welche was saltzigtes in ihrem Gehalt haben, vor andern den Rang, als welche in verschiedenen Kranckheiten deswegen desto stärcker würcken, und erwünschten Effect machen. Unser Zeller-Bad gehöret billig in die Classe derer von Natur warmen Bäder, und würde, wenn es also gleich, wie es aus der Quelle kommt, gebraucht werden könnte, so daß es die natürliche Wärme behielte, allem Ansehen nach in heissen Sommer-Tagen warm gnug seyn; nicht in der Meynung, als hätte das Bade-Wasser in dem Sommer einen grössern Grad der Wärme, sondern weil die Lufft zur Sommers-Zeit ordinaire Wärme und also das Wasser seine Wärme länger behält, auch der menschliche Cörper nicht so empfindlich ist, als in den kühlen Frühlings- oder Sommer-Regen-Tagen. [1134]

Da mun die Wärme in dem Wasser, welches in dem grossen Reservoir nach dem Fahrenheitischen Thermometer nur den 72 Grad hat, sich nicht lange erhalten kan, und den meisten zu kalt wäre, als wird solches in einem Kessel zum Kochen gebracht; weil man der Meynung, wo daß Wasser nicht wohl koche und weiß würde, indem sich die irrdischen Theile durch Kochen, aus dem Wasser scheiden, so wäre das Wasser nicht kräfftig. Es ist aber dieses eine alte Gewohnheit, die nicht gegründet ist.

Die meisten Bade-Gäste lassen sich das Wasser in die Zimmer tragen, damit diejenigen, so nicht Sauer-Brunnen oder Bade-Wasser trincken, gleich von dem Bette sich in das Bad begeben, und nach dem Bade sich auch alsbald wieder, um auszudämpffen, zu Bette legen können.

Die nöthigste Cautel ist, wie bey allen Bädern, also auch hier, daß man nicht zu heiß einsitze, und überhaupt nicht zu warm bade, noch allzu tief in dem Wasser sey.

So wohl um des Wohlstandes willen, als auch damit das Bad nicht so bald kalt werde, und der Dampf denen Badenden nicht ins Gesicht steige, bedeckt man die Züber oder Bade-Wannen, nicht allein wohl mit Brettern, sondern man leget auch über dieselben ein Tuch oder Teppich.

Einige lassen sich die Bad-Wannen so tief machen, und die Breter also ausschneiden, daß selbige an den Hals passen, folglich nichts als der Kopff ausser dem Zober frey bleibt, welches denenjenigen, so es vertragen können, und denen, welche in denen Schultern oder Achseln einige Incommodität haben, so hingehen kan. Diejenigen aber, welche solches Einsperren incommodiret, und die ihre Maladien mehr in den untern Theilen des Leibes empfinden, thun besser, wenn sie sich einen so niedrigen Zober machen lassen, welcher ihnen nur bis unter die Achseln gehet, wenn sie darinne sitzen; wobey der bretterne Deckel des Zobers so ausgeschnitten wird, daß man die Arme frey und ausser dem Zober behält, denn auf diese Art können diejenigen, welche sonsten keine Wasser-Bäder vertragen können, dennoch baden, und die es gewohnet sind, können desto länger, ohne sich zu erhitzen, in dem Bade bleiben.

Man muß aber die Theile des Leibes, welche ausser dem Wasser sind, wohl mit Tüchern oder Kleidern bedecken, auch wo der Kopf nur allein ausser dem Bad bleibet, sich um den Hals wohl verwahren, daß der Dampf weder herauf in das Gesicht steige, und vor der Zeit Hitze oder Schweis erwecke, noch der Hals kalt werde.

Man thut sehr wohl, und ist allerdings nöthig, daß man nicht gleich anfänglich zu tief in das Bad sitze, gnug ist es, wenn das Wasser bis über die Hüfte gehet.

Gleiche Bewandniß hat es auch in Ansehung der Wärme, und ist wohl zu verhüten, daß das Bade-Wasser nicht zu heiß sey: Besser ist es, daß man etwas zu kühl, als zu warm einsitze, man lässet sich aber das Bad durch Zugiessung warmen Wassers wärmer machen, und also kommt [1135] man auch nach und nach tieffer in dem Wasser zu sitzen.

Die Zeit, oder, wie lange man baden solle, lässet sich nicht bey allen ohne Unterscheid bestimmen. Einige vertragen das lange Baden ohne alle Ungelegenheit, andere wollen und können kaum eine Stunde darinnen bleiben. Man thut also wohl, daß man mit einer halben Stunde anfängt, und also aufsteiget, daß man völlig zwey Stunden in dem Bade zubringet.

Es ist bishero in den meisten Bädern die Gewohnheit gewesen, daß, wie man mit der Zeit des Badens aufgestiegen; also hat man, nachdem die von dem Artzte bestimmte Zahl der Bäder meistens zu Ende gegangen, nach und nach wieder abgebrochen, und also das Baden geendiget. Dieses letztere ist eben nicht so absolut nöthig, aber daß man nach und nach aufsteige, ist nicht allein wohl gethan, sondern es erfordert solches auch die Nothwendigkeit, damit man nach und nach das Bad gewohne.

Wenn man sich die Zahl der Bäder von dem Artzte vorschreiben lässet, so ist es zu verstehen, daß man nur alle Tage eimmahl bade, und also kan man in drey Wochen oder vier und zwantzig Tagen die Cur endigen. Viele starcke und arme Leute aber, deren Constitution es erlaubt, und deren Umstände es also erfordern, baden täglich zweymahl, Morgens früh und Abends wiederum. Diese thun wohl, daß sie Morgens zeitlich, etwan um 6 Uhr baden, um 11 Uhr zu Mittage essen, damit die Dauung, bis sie Abends um 4 Uhr wieder in das Bad gehen, vorbey sey; doch sollen sie Abends nur eine Stunde im Bade bleiben, Vormittags aber mögen sie wohl zwey Stunden lang baden.

Wer Sauer-Brunnen oder Bade-Wasser bey der Bad-Cur trincket, soll zeitlich und schon um 6 Uhr anfangen, damit das Wasser wieder fortgehe, ehe er in das Bad steiget.

Diejenigen, welche starcker Leibes-Constitution sind, und denen eine starcke Portion Wassers vor dem Bade zu trincken, verordnet ist, können sich ankleiden, und durch Spazieren gehen auf dem Gang, oder in der Allee das getrunckene Wasser bald wieder fortschicken: wer aber schwächlich ist, und doch die doppelte Cur, nehmlich trincken und baden, zu gleicher Zeit machen solle, der kan auch das Wasser im Bette trincken, da es denn auch bey vielen eben so bald wieder fortgehet, als bey andern die sich eine Motion machen.

Wider welche Kranckheiten das Zeller Bad nützlich zu gebrauchen.

Es wird ein Manuscript herum getragen, welches man dem ehemahligen Physico zu Pfortzheim, D. Möglin, zuschreibet, obschon dessen Sohn, der vormahlige Hochfürstl. Würtembergische Leib-Artzt darwider protestiret, und es nicht für seines Vaters Arbeit erkennen wolte. In diesem Manuscript werden über hundert Kranckheiten genennet, wogegen das Zeller-Bad nützlich zu gebrauchen, so daß nach diesem Bericht fast keine Kranckheit des Leibes ist, wogegen das Zeller Bad nicht dienlich wäre. Doch ist gewiß, daß unser Zeller-Bad so temperirt ist, das es nicht allein [1136] ohne allen Schaden, wo nur immer eine Bad- oder Wasser-Cur statt findet, kan gebraucht werden; sondern man darf sich, wo man anderst alle Regeln wohl in Obacht nehmen will, auch Hofnung machen, daß man, wo nicht gantz curiret, jedoch auch nicht unsoulagirt, oder einigermassen gebessert wiederum aus dem Bad ziehet. Unsere Intention ist nicht, dem Zeller-Bad eine Lob-Rede zu schreiben, als deren selbiges gar nicht nöthig hat, weil solches schon lange berühmt gewesen. Jedoch weil in der Artzney-Wissenschafft dann und wann die Erfahrung so viel gilt, als die Rationes, so wollen wir doch, einigen zu dienen aus der Erfahrung, welche aber doch auf Rationes gegründet ist, etwas weniges anführen. Leonhard Fuchs, einer von den erstern, welcher von dem Zeller-Bad geschrieben, schreibet: Daß dieses Wasser denen langwührigen Fiebern, welche von Schleim und Galle entstanden, begegne; (welches aber mehr von Trincken des Wassers, als vom Baden zu verstehen) er fähret aber fort, und sagt, daß es die bös-artigen alten Geschwüre heile, und im Gliederweh sehr gut sey, vornehmlich aber denjenigen diene, und vor andern warmen Bädern zu rathen, welche hitzigen, trockenen Temperaments seyn. Gallus Etschenreuter in der Uebersetzung Johann Günthers von Andernach rühmet das Zeller Bad in nimio fluxu mensium, und Nasenbluten. Um besserer Ordnung Willen wollen wir bey denen innerlichen Kranckheiten anfangen, und zwar bey den Zuständen der Lungen und Brust. Man hält sonsten dafür, daß denen Lungsüchtigen die Bäder mehr schaden als Nutzen bringen; bey unserm Zeller-Bad will man die Probe haben, daß es auch Lungensüchtigen zum Baden wohl gedient. Es ist auch in dem Würtemberger Land eine wahrhafftige Historie, daß eine grosse Standes-Person, von deren Affect, daß es nehmlich hectica pulmonalis wäre, die Medici versichert waren, dennoch das Zeller-Bad viele Jahre mit gutem Effect gebraucht habe. Vermuthlich aber hat die in dem Zeller-Bad-Sejour geführte gute Diät und übrige Lebens-Art bey dieser hohen Person mehr gethan, als das Bad selbst. Dahero was hin und wieder von der Würckung dieses Bads in der Hecktic und Schwindsucht angegeben wird, mit vieler Distinction zu nehmen, wenigstens sind einige Aertzte der Meynung, daß in hectica pulmonali mit allen Bädern, sie mögen Nahmen haben, wie sie wollen, sehr behutsam zu verfahren, weil man durch die Wallung des Geblüts, welche gar leichtlich durch ein allzu warmes Bad kan erreget werden, einen stärckern Zufluß zu der Lungen verursachen, und dadurch das Uebel ärger machen kan. Wenn man aber das Wasser, wie oben gedacht, trincken will, so ist zu glauben, daß es, wo nicht eben so gut, jedoch nicht viel geringere Würckung thun werde, als das belobte Seltzer-Wasser. Wenigstens hat es denenjenigen, so mit verstockten beschwerlichen Husten von zähem Schleim, und daher entstandener Engbrüstigkeit beschweret gewesen, vielmahls sehr gute Dienste gethan.

Wenn gesagt wird, das Zeller-Bad bekomme denen mit Glieder-Weh behaffteten Personen [1137] wohl, so ist es ebenfalls nicht ohne Unterschied anzunehmen: Denn man soll nicht in denen Paroxismis baden, besonders diejenigen, die zum Schwindel geneigt, oder sonsten Schwerigkeit des Haupts haben; sondern man muß solches ausser den Paroxismis thun. Da man denn an gar vielen wahrgenommen, daß nicht allein die steifen Glieder wiederum beweglich gemacht, und die Anfälle länger, als sonsten ausgeblieben, und wenn man den Gebrauch des Bades im folgenden Jahre wiederholet, so hat man erfahren, daß obschon die Podagrischen oder andere Glieder-Schmertzen sich wiederum geäussert, selbige doch weder so empfindlich gewesen, noch so lange angehalten haben. Gleichwie nun diejenigen, so von dem Glieder-Weh geplaget werden, sich eine gute Linderung durch den Gebrauch des Zeller-Bades zu getrösten haben; also noch und vielmehr können diejenigen mit Grund hoffen, welchen von der Colic eine Lähmung oder Zittern an Gliedern zurück geblieben; indem man viele Exempel hat, daß dergleichen Personen nicht nur restituiret, sondern auch von dem beschwerlich- und gefährlichen schmertzhafften Affect der Krampf-Colic befreyet werden; und können auch diejenigen, so von Schlagflüssen und Convulsionen oder Gichtern eine Lähmung und Schwachheit der Glieder bekommen haben, sich dieses Mittels mit Nutzen bedienen.

Bey der Trinck-Cur ist dem Zeller-Bad-Wasser auch ein Effect, die Nieren- und Blasen-Steine zu vertreiben, und deren fernere Zeugung zu verhindern, beygelegt worden, diese Würckung wird durch moderaten, temperirten und fortgesetzten Gebrauch der Bad-Cur befördert.

Gleicherweiß ist auch bey dem Trincken des Zeller-Wassers gemeldet worden, daß es in Gelb- und Bleichsucht gute Dienste thue; die Cur aber wird desto besser und glücklicher absolviret, wenn man zu gleicher Zeit, oder nach dem Gebrauch der Trinck Cur das Baden anfängt, und vorgeschriebener maßen fortsetzet. Besonders hat es die Frauens-Personen, welche die Bleichsucht von zurück gebliebener monatlicher Reinigung haben, oder auch beschwerliche Kind-Betten ausgestanden, selten ohne gute Würckung nach Hause reissen lassen.

Diejenigen, welche mit Blut-Flüßen von Nachlassung und Schwachheit der Blut-Gefässe incommodiret seyn, finden durch moderaten Gebrauch des Bades Hülffe, welches auch von denen, so den weißen Flus haben, zu verstehen.

Man hat Observationes, daß diejenigen, welche man wegen Rücken-Weh in das Bad tragen und setzen müssen, nach etlich gethanen Bädern, sich selbst bedienen, und in das Bad steigen, ja bald wiederum spatzieren, auch Wege und Stege gehen können.

Besonders sind diejenigen, welchen durch den Gebrauch des Bades die vormahlige blinde güldene Ader zum Ausbruch und ordentlichen Fluß gekommen, von dem ihren sonst beschwerlichen Lenden-Weh völlig befreyet worden.

Gleichwie überhaupt laue Wasser-Bäder Hypochondriacis und auch schwehrmüthigen Personen gute Dienste thun, indem selbige das krampfichte [1138] Zusammenziehen der Fäserlein und Nerven lindern, und das Geblüt nach den äusserlichen Theilen locken; also haben diese auch von dem Baden in dem Zeller-Wasser sich guten Nutzen zu versprechen, wenn sie dabey den Teinacher Sauerbrunnen oder das Bade-Wasser trincken, und die Regeln der Cur in Obacht nehmen.

Daß die Bäder in denen Kranckheiten der Haut guten Nutzen schaffen, ist fast jedermann bekannt; also können auch diejenigen, welche mit trockener und schwürender Krätze, Geschwüren von verdorbenen oder übel tractirten alten Schäden und Blessuren beschweret sind, sich getrost des Zeller-Bades bedienen.

Es haben zwar einige Aertzte auch diejenigen, so mit Rothlauffen oder Erysipelate periodico behaftet, eben zu der Zeit und im Paroxismo das Zeller-Bad mit Nutzen gebrauchen lassen; doch thut man sicherer, daß man nicht gleich anfangs, da sich mehrentheils ein Fieber bey dem Acceß des Rothlauffens oder der Rose äussert, das Bad gebraucht; sondern erst alsdenn, wenn der Anfall und das Fieber vorbey, obschon die Congestion nach der Haut allbereit geschehen, damit nicht ein größeres Uebel, indem man die Bewegung der Natur noch mehr reitzet, daraus entstehe.

Obwohl, was bishero von dem Nutzen und Gebrauch der Bad- und Trinck-Cur gemeldet worden, so wohl in der Erfahrung als Erkenntnis gegründet ist, so thut man doch besser, daß man den dasigen ordinairen Artzt vor dem Gebrauche zu Rathe ziehe, und sich, wie man die Cur anfangen, und was man vor Artzeneyen dabey gebrauchen solle, vorschreiben lasse.

Wie man sich bey der Bad- und Trinck-Cur verhalten solle.

Die Diät und Speis Ordnung sind in den Bädern allbereit eingeführet und wird selten ein Artzt weiter darüber befraget. Daß man Zorn, Verdruß, Sorge, Beängstigung des Gemüths äussern und vermeiden solle, ist zwar besser zu rathen, als selbst zu thun; doch wird ein jeder, welcher seine Gesundheit und Leben lieb hat, darauf sehen, und das schädliche, so viel als möglich verhüten.

Erkältung nach dem Bad ist höchst schädlich, und also ist es auch mit der Erhitzung beschaffen, beydes verhindert den guten Effect des Bades.

Daß man nach dem Bad gelinde in dem Bette dämpfe, ist gut, aber so wohl in dem Bad als nach demselben starck schwitzen, verderbt mehr, als daß es gut macht.

Gleiches ist auch zu verstehen, daß man weder allzuviel laxire, oder wenn man den Bauchfluß von einer andern Ursache bekommen hat, solchen allzulang gehen lasse, und sich dadurch schwäche. Viele werden bey dem Gebrauch des Bades, wenn sie nicht zugleich Sauerbrunnen oder Bad-Wasser trincken, von Verstopffung des Leibes incommodiret, diese sollen suchen, allezeit vor dem Einsitzen in das Bad den Leib zu entladen; und wenn solches nicht alle Tage von selbsten erfolget, entweder mit Clystir von erweichenden Kräutern in dem Bad-Wasser gekocht, oder durch ein Quentlein bis halbes Loth Englisches Laxir-Saltz in einem Glas Wasser- oder Sauerbrunnen, den obgemeldeten Effect zu erhalten. [1139]

Gleichwie eine gelinde Motion, besonders wo es seyn kan, in der freyen Lufft, oder unter den Bäumen sehr nützlich; also ist auch eine allzustarcke Bewegung durch Laufen oder Reiten, wodurch der Leib und das Geblüte erhitzet, und zu sehr ermüdet wird, höchst schädlich.

Zu wenig schlaffen satigiret den Leib, und erhitzet ebenfalls das Geblüte; allzu vieler Schlaff hingegen macht träge und allzu langsame Circulation, oder Stockung des Geblütes. Wer also die Mittelstrasse gehet, derjenige schaffet sich Nutzen, fehlet er aber in diesen allen, oder deren einen Stück, und thut sich dadurch Schaden, so muß er es nicht den Bade, sondern sich selbsten zuschreiben.

Schrifftsteller von dem Zeller-Bade.

Der erstere, so viel bekannt, ist Leonhard Fuchs, Professor zu Tübingen. Sein Werckgen, so er von dem Zeller Bade geschrieben, ist in dem grossen Wercke de Balneis, welches zu Venedig 1553 in Fol. gedruckt worden, zu finden.

Conrad Geßner, der wegen seiner vielen zu der Natur-Historie gehörigen Schrifften der Deutsche Plinius genannt wird, hat ebenfalls zu diesem grossen Wercke das seinige beygetragen, und von dem Zeller-Bad Nachricht gegeben.

Diesen beyden vorhergehenden hat es allem Ansehen nach Johann Günther von Andernach, in seinem Commentaris de Balneis & aquis medicatis zu Straßburg 1565 in 8. gedruckt, in Lateinischer Sprache nachgeschrieben; welchen Tractat hernach Gallus Etschenreuter, ein Doctor der Medicin übersetzet, und 1571 zu Straßburg zum erstenmahl und eben daselbst 1609 zum zweyten mahle in 8. ans Licht gestellet.

Martin Ruland, ein Professor der Medicin zu Lauingen und Kaysers Rudolphs des Andern Leib-Medicus, hat ebenfalls in seinem Tractat: Hydriatice, des Zeller-Bades gedacht, und ist das Buch zu Dillingen 1568 in 8. gedruckt worden.

M. Philippert Leucippäi Tractat von dem Marggrafen- Wild- Zeller- und Huber-Bad ist 1608 in 8 gedruckt. Ob dieses der wahrhaffte Verfasser dieser Schrifft, oder ob es Johann George Agricola sey, können wir nicht für gewiß sagen; doch dieses ist richtig, daß nur gemeldeter Agricola solches Buch zu Amberg 1619 in 4. unter seinem Nahmen wiederum drucken lassen.

Raymund Minderer, Kaysers Matthias und Chur-Bayerischer Leib-Medicus und Physicus zu Augspurg, leget in dem Tractat de Chalcantho dem Zeller-Bad vieles Lob bey. Das Buch ist zu Augspurg 1617 in 4. gedruckt.

Leonhard Thurneiser, welcher aus einem Gold-Arbeiter Churfürst Johann Georgens zu Brandenburg Leib-Medicus worden, hat seine Observationes von kalten und warmen Wassern von 1568 bis 1570 gemacht, und deswegen grosse Reisen gethan. Das Buch, darinnen des Zeller-Bades ebenfalls gedacht worden, ist zu Straßburg 1612 in Fol. gedruckt worden. [1140]

Hieronymus Walch, ein Doctor der Medicin und Physicus zu Calw, hat ein Büchlein zu Stuttgard 1668 in 12. herausgegeben unter dem Titul: Eigentliche und gründliche Beschreibung des uhralten, heilsamen, mineralischen Bades bey Lieben-Zell.

Im Jahr 1729 den 20 Junius nahm der num mehr verstorbene Würtembergische Hof-Medicus Gärtner die Doctor-Würde in der Medicin auf der Universität Tübingen an. Bey dieser Gelegenheit schrieb er eine Dissertation de Thermis ferinis & Zellensibus und vertheidigte solche öffentlich unter dem Vorsitze Herrn D. Zellers, der Medicin Professors und Hertzoglichen Leib-Artztes.

Letzlich hat uns auch in dem verwichenen 1748 Jahre diejenige geschickte Feder, von der wir bereits verschiedene Beschreibungen derer in dem Hertzogthum Würtemberg befindlichen Bädern erhalten haben, und die alle wohl aufgenommen worden, eine Historische Nachricht vom Zeller-Bade geliefert. Der Titul davon ist folgender: Historisch-Physicalische Beschreibung des berühmten mineralischen Bades, von der Würtembergischen kleinen Amts-Stadt Lieben-Zell, das Zeller-Bad genannt, herausgegeben von J. A. G. M. D. Stuttgard 1748 auf drey und einen halben Bogen in 8.

Uebrigens sehe man davon auch nach Lairitzens Genealogisch-Historischer Palm-Wald, p. 464. Zeilers Beschreibung der zehen Kreise des Heil Röm. Reichs p. 681.