Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Topf, (Albertus)

Band: 44 (1745), Spalte: 1261–1266. (Scan)

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Topf, ist ein von Thon, hohl und rund gedrehetes, oder von Kupffer getriebenes Küchengeschirr, worinnen die Speisen gekocht werden. Ist von unterschiedener Grösse. Die küpffernen Töpfe werden heut zu Tage alle mit Schlußdeckeln versehen, und haben den Nahmen Marmite. Einen besondern Reise- oder Feldkochtopf, in welchem ohne Holtz und Kohlen kan gekocht werden, führen die Breßlauer in ihren Naturgeschichten, Vers. XXIII p. 337 u. f. auf, machen auch zugleich in beygefügtem Abrisse das Instrument selbst vorstellig. Erstlich [1262] wird ein Gehäuse gemacht von Kupffer, so groß man es haben will, und nachdem der Topf oder das Gerichte viel oder groß seyn soll: Es ist unten offen, und hat unten und oben Lufftlöchlein, damit dis Lampen nicht ausgehen. Es ist gestaltet wie ein kleines Wind-Oeflein, welches man von Eisen machet. Unten am Boden hat es auch ein kleines Thürlein: In das obere Ofenloch setzet man den in der dritten Figur abgebildeten Topf, welcher gleichfalls von Kupffer gemacht, und inwendig verzinnet ist: Er muß spitzig zugehen, damit er die Lufftlöchlein im Ofen nicht verstopffen und die Flamme ersticken oder auslöschen möge, zumahl es dadurch Lufft haben muß. Der kupfferne Topf oder Grapen aber muß zwey Drittel-Theil lang seyn, auch daß er ziemlich hoch von den zu unterst gezeichneten Lochlein stehe; oben aber muß er einen Rand haben, daß er nicht tiefer hinein sincken oder fallen könne. Dieser Topf hat eine oben genau passende und schliessende Stürtze, welche gleichfalis inwendig muß verzinnet seyn, und auch einen guten Rand haben, damit sie auf und in den Topf wohl schliesse, auf daß die beste Krafft und kochende Hitze nicht herausgehe und verfliege, wenn entweder der Topf halbiret, nehmlich in zwey, oder gar in vier Theile getheilet wird; wenn man mehr als eine Speise oder Gerüchte kochen will, so muß der oberste Deckel oder die Stürtze flach, platt und nicht erhaben seyn, sonst schmäcket eine Speise nach der andern. Dieser Topf wird in das so genannte küpfferne Wind-Oeflein gesetzet, und mit der obersten Stürtze zugedecket; durch das unterste Thürlein wird ein Kästlein eingeschoben. Dieses Kästlein ist gleichfalls von Kupffer oder Blech, etwan drey Zoll hoch, hat oben auch einen verdeckten Boden oder Deckel, und sind sechs Löcher darinnen: Dieses Kastlein wird voll Baumoel gegossen, in die Löchlein des Deckels werden Röhrlein gestecket, welche von Meßing oder Eisen gemacht werden, voller Löcher sind, und den Boden nicht berühren durffen; oben haben sie ein Rändgen, damit sie nicht einfallen können, sie werden auch wohl mit einwenig Zwirn oben bewunden, daß sie desto fester seyn, auch das Oel sich nicht ausgiesset; in die Röhrlein macht man einen Dacht von Lichtgarne oder Baumwolle, oder Bindfaden, welcher bis auf den Boden in dem Kästlein ins Oel reichet, auch muß er so dicke seyn, als es der Raum des Röhrleins leiden mag; man schiebet, wie vor gesaget, daß Kästlein in das Wind-Oeflein, um welches ein hohes Rändgen, nach der Forme des Kastens gemacht ist, auf den Boden, damit das Kästgen seine Halte hat, wenn es etwan im Fahren solte geschüttelt werden. Wenn nun in dem Topffe entweder Rind- Kalb- oder Hünerfleisch geleget ist, giesset man kaltes Wasser drauf, würtzet und saltzet es, wie sichs gebühret, setzet ihn in das Wind-Oeflein, und decket ihn mit der Stürtze zu; damit die Stürtze nicht im Fahren abfalle; auch daß niemand dazu komme und sehe, wie es darinnen beschaffen, so machet man einen Bügel über die Stürtze, welcher ein Ueberfällgen hat, so kan man ein Schloß, davor legen; vor das unterste Thürlein leget man auch ein Schloß, so kan man auch nicht sehen, was darinnen ist. Wenn dieses alles geschehen, so zündet man unten [1263] in dem Kästgen die Lampen alle sechse an, und ziehet der Dacht genugsam heraus, so bekommt es eine starcke Flamme, und in fünff Viertel-Stunden ist ein Huhn oder Kalbfleisch recht gar; das Rindfleisch aber muß wie sonst länger kochen. Will man sich die Zeit dazu nehmen, und im Fahren stille halten, und es abschäumen, so ist es desto besser; es schmäcket viel besser, als in einem andern Topffe bey den Feuer gekocht, weil es beständig fortkochet. Bisweilen kochet es zu starck, daß es überläufft, denn kan man eine, zwey oder wohl drey Lampen auslöschen, so unterhält es sich im kochen, wenn es einmahl im Sude ist. Will man diese Maschine auf mehr Speisen machen, so lässet man sie grösser verfertigen, aber alsdenn müssen auch mehr Lampen seyn, auch so ausgetheilet, daß sie die Töpfe wohl mit der Flamme berühren können. Man kan eine Speise gar kochen, daß es kaum einen Groschen Oel kostet. Will man sie noch delicater haben, so brauchet man guten wohl rectificirten Branntewein, und an statt des Kästleins muß man kupfferne Fläschlein machen lassen, in welche solche Röhrlein fest eingelöthet seyn, und ein Deckelgen über das Röhrlein, damit man es, wenn mans nicht mehr brauchet, zumachen kan, und der Branntewein nicht verfliege. Man muß ein behendes Zänglein haben, daß man dann und wann die Dachte abputzet, auch auslöschet, auch zuweilen heraus ziehet. An dem Wind-Oeflein sind zwey Ohren, in welchen man einen eisernen Bügel machen muß, daß im Fahren das Wind-Oeflein schwebe. In den Topf kan, wenn er groß ist, in die Länge ein Unterscheid gemachet werden, daß man auf einmahl zwey Speisen darinnen kochen kan. So viel von dieser Maschine. Alle Töpfe müssen von rechtswegen mit einem Deckel versehen seyn, damit nichts unreines hinein fallen, und die Speise verunreinigen, oder gar vergifften könne, wie dorten der Propheten Kinder dem Manne GOttes klagen musten, daß der Tod in den Töpfen wäre, wiewohl solches vielmehr von den gesammelten wilden Rancken, die sie kochen wolten, als zufälliger Weise kame; Indessen hat man doch in dem Alten Testamente eine eigene Satzung gehabt, daß alles Ofengeräthe, welches keinen Deckel gehabt, vor unrein gehalten worden. Sonst werden in der Stadt Penick in Meißen sehr künstliche Töpfe gemacht und der Ort ist deswegen sehr berühmt. Es verdient hier auch angemerckt zu werden, was Matthäus Dresserus berichtet, daß an diesem Orte ein Topf gemacht worden, in den 3 Faß Bier gegangen, und ein Hertzog von Sachsen, sey in demselben auf einer Leiter gestiegen. Weil er aber nicht wieder heraus steigen wollen, soll er denselben zerbrochen haben. Wegen der Töpffe hat man auch noch zu bemercken, daß ein sorgfältiger Koch nicht gerne jedermann zu seinen am Feuer stehenden Töpfen sich nahen, und dieselben begucken lasse, weil man offt die Meynung eines solchen Menschen, ob sie gut sey, oder ob sie mit Unglück und Narrenpossen schwanger gehe, nicht wissen kan. Von der Materie, Form, und Gebrechlichkeit der irrdenen Töpfe, giebt ein gottseliger Lehrer folgendes Moral: "Gedencket, o ihr Menschen, unser erster Vater Adam, und wir mit ihm, sind desselben Ursprungs, denn GOtt machte den Menschen [1264] Adam aus dem Erdenklosse, aus linder, moblichter, röthlicher Erde, wie es das Hebräische Wörtlein Aphar mit sich bringet. Und ob wir wohl nicht eben unmittelbar aus der Erden wie Adam, sondern aus menschlichen Samen gezeuget werden, so ist es doch, wenn es um und um kommt, ein Ding, und sind wir aus gleicher Masse, wie Hiob redet, aus Leimen gemacht; wir sind Staub, Asche, und Erde, und die Erde ist unsere Mutter, welches uns demüthigen, und von allem Stoltz, Hoffarth und Uebermuth abhalten solle; denn mit was Fug magst und wilt du wohl, o arme Erde und Asche! dich erheben? Da du dich zu demüthigen Ursache genug hast, in Betrachtung deiner irrdischen Ankunfft, und des, memento unde veneris. Agathocles, ein König in Sicilien, ist eines Töpfers Sohn gewesen, zum Gedächtniß und Erinnerung dessen hat er aus irrdenen Geschirren gegessen und getruncken, und keine andere Krüge auf den Tisch kommen lassen, und ist also in steter Demuth erhalten worden. Du mein lieber Mensch, wenn du die Erde anschauest, oder auf deinem Tische einen irrdenen Krug hast, gedencke, daß du, wie er aus Thon gebildet seyst, so wirst du wohl für Hoffart behütet bleiben. Wenn ein Pfau seine rauhe, heßliche, stinckende Füsse ansichtig wird, so vergehet ihm der Stoltz, und läst er die schönen Federn sincken, darinnen er sich zuvor nicht ohne grosse Lust bespiegelte. Eben also muß es den Hoffartigen auch gehen, wenn sie mit den Gedancken in ihren Ursprung ein wenig einkehren. Werden sie über dis für sich hinaus sehen und erwegen, was sie nach dem Tode im Grabe seyn werden, so wird noch vielmehr dadurch die Demuth gepflantzet und die Hoffart ausgerottet werden; wie wir von der Erden seyn, also müssen wir auch bald wieder zur Erden werden, welches Hiob immer für Augen gehabt, und daher gesaget: HErr du wirst mich wieder zur Erden machen. Dir und mir wird es eben also gehen, was wird denn der Pracht nutzen, was wird uns der Reichthum sammt dem Hochmuthe zu der Zeit helffen? Der weltliche Pracht ist gar umsonst; wie wir pflegen zu singen. Aber wer hat aus dem Thon den Topf also verfertiget, wie er uns hier vor Augen stehet? Der Meister, der Töpfer, der formiret mit seinen Armen aus dem Thone das Gefäß, und treibet die Scheiben mit seinen Füssen um, und machet mit Sorgen sein Tagwerck. Siehe an, lieber Christ, einen Menschen, aber mit diesen Gedanken: Er ist GOttes des HErrn Gemächte und Manufactur, wie der Topf des Töpfers. GOtt der HErr machte den Menschen Adam, wie er hernach gewesen ist. Hiob hat sich dessen tröstlich errinnert, wenn er gesaget: HErr deine Hände haben mich gearbeitet und gemacht, was ich um und um bin. David saget: GOtt der HErr habe ihn wunderlich gemacht, und tief in Mutterleibe gebildet. Und wir alle müssen ja bekennen und sagen: HErr du bist unser Vater, wir sind Thon, du bist unser Töpffer, und wir alle sind deiner Hände Werck. Ja jetzt auch, nachdem wir von GOtt einmahl bereitet seyn, und allhie leben, seyn wir doch in seiner Hand, und er kan [1265] mit uns machen was er will; wie der Thon ist in des Töpffers Hand, also ist auch ein jeglicher in GOttes Hand. Darum sollen wir uns unter diese gewaltige Hand GOttes demüthigen, und uns ihm gantz ergeben, so wird er auch erkennen, was für ein Gemächte wir sind, er wird daran gedencken das wir Staub sind, und demnach nicht mit uns handeln nach unsern Sünden, und uns nicht nach unserer Missethat vergelten. Wie auch in der Werckstätte des Töpffers, der eine Topf den andern, das eine Geschirr das andere nicht verachtet, noch ihm dieses und jenes vorrücket, dieweil ein jegliches nach seines Meisters Willen formiret ist; also soll auch ein Mensch den andern, um äusserlicher Dinge willen nicht verachten. Ein schöner Mensch, der den Ungestalten verlachet, der lästert desselben Schöpffer. Ein Grosser, der den Kleinen spottet, was thut er anders, als daß er höhnet desselbigen Schöpffer? Ein Gerader, der dem Hockerigen vorrückt sein Gebrechen, schmähet gewißlich den Herrn, der ihn also gemacht hat. Wenn einem Töpffer sein Werck getadelt wird, schmertzet es ihm; wie solte es denn GOTT, menschlicher Weise zu reden, nicht wehe thun, wenn ihm sein Gemächte verachtet wird? Darum hüte dich und verachte den Nächsten nicht. Wo aber nach GOttes Willen etwann ein Gebrechlicher in die Welt gebohren ist, der fasse seine Seele mit Gedult, und gedencke, daß ein Werck nicht sage zu seinem Meister: Warum machst du mich also? In ienem Leben soll er von keinem Gebrechen mehr wissen. Drittens sollen wir auch hierbey gedencken: Wie ein Töpffer in seiner Werckstätte einen Topf zerbrechen, und bald einen andern und bessern daraus machen kan; also könne und wolle auch GOTT der Herr aus dem Staube unserer zerbrochenen und verfauleten Leiber, viel schönere und verklärete Cörper am jüngsten Tage wieder erbauen, nach der Krafft, damit er ihm alle Dinge unterthänig machen kan, welches uns ja wohl in der letzten Stunde tröstlich seyn mag.

Cur igitur mundus militat sub vana gloria
Cujus prosperitas est Transitoria
Tam cito labitur ejus potentia
Quam Vala siguli, quae sunt fragilia."

Unter den Jüden gab es ebenfals, wie heutiges Tages verschiedene Arten der Töpffe, die sich so wohl der Materie als Form nach unterscheideten, wie sich denn unter dem Jüdischen Haußrath ebenfals Töpfe von Ertz und von Thon befanden. Moses schreibt von ehernen Töpffen, 3 Buch Mos. VI, 28. und von andern, die zerbrochen werden konnten, d. i. von irrdenen oder thönernen, derer blasse Farbe ein Bild erschrockener Menschen abgiebt, die auch Erdfahl aussehen. Sie hatten auch eine grosse Art von Töpffen oder Kroppen, welche in der Schrifft mit einem solchen Nahmen nach der Hebräischen Sprache belegt werden, die bey uns einen Kessel bedeuten, [1266] welches auch Lutherus also übersetzet hat. Im verblümten Verstande werden diejenigen Oerter, die allerhand Leute in sich fassen, und die mancherley Anschläge und Gedancken, kochende Menschen oder Köpffe mit dem Titel der Töpffe und Kessel ausgesprochen. Ferner werden durch den Topf, der dem Töpffer unter den Händen mißrieth Jer. XVIII, 4. insgemein alle Menschen angezeigt. Denn da sie GOtt in Adam zu seinem Ebenbilde geschaffen, so sind sie mit Adam gefallen, und haben des Satans Bild an sich genommen 1 Buch Mos. II und III. Insonderheit aber werden hier die Jüden verstanden, welche aus der Art ihrer gottseligen Vorfahren geschlagen, und schändliche Abgötterey getrieben. Der Heyde Plinius schreibt von denen Alten, daß sie geglaubt, es könnten durch Beschwerungen die Töpffe zerbrechen. Wenceslaus V, ließ sich seinen Cammer-Diener verschiedene Töpffe ins Gemach bringen und gab jedweden den Nahmen eines Magnaten, schmieß sie darauf in Stücken. In Neu-Holland werden die Todten mit einem Topff, Kessel, Schüssel, und Löffel, wie auch mit Speisen zur Erden bestattet, zum Gebrauch in der zukünfftigen Welt, dabey auch etwas an Geld hinzugethan wird. Duvall von Neu-Holland p. 62 kan uns davon weitläufftigern Unterricht geben. Als der Hertzog Ernst von Oesterreich gehöret hatte, daß an verschiedenen Orten in Pohlen gewisse zum Gebrauch bequeme Töpffe aus der Erden gegraben würden, fertigte er einen Gesandten an den König ab, um die Wahrheit einer so ausserordentlichen Begebenheit zu erfahren, und der König erwieß sich hierin so willfährig, daß er mit dem Gesandten sich an dem Ort begab, wo diese Töpffe ausgegraben wurden, wie er denn auch durch Uebersendung einiger derselben den Hertzog Ernst von der Sache völlig überzeugte. Solange diese Töpffe noch in den Erdboden liegen, sind sie sehr weich und zerbrechlich, wenn man sie aber in die Sonne setzet, werden sie hart, und können überall, wie andere mit der Hand verfertigte Gefässe gebrauchet werden. Dlugoss. Hist. Polon. Tom. XI. p. 373. u. ff. Die besten erdene Töpffe in Indien werden zu Martavan in der Stadt und an den Meer-Hafen, welcher zu äusserst an Pegu liegt und an Sian grentzet, gemacht, und Hauffenweiß verführet, welche man so groß haben kan, daß bey nahe in einem ein Fuder gehet, und allerley nasse Waar, als Oehl, Wein und Wasser sehr gut darinnen verbleibet, wie Lindschott bezeugt in seiner Reise-Beschreibung 1 Buch c. 17.