Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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SALMANTIA

Band: 33 (1742), Spalte: 992–996. (Scan)

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Salmansweiler, Sallmansweiler, Salmanonsweyler, Salmonsweyl, Salemsweiler, lat. Salomonis Villa, Salemium, oder Salmaneswylare, ist ein Flecken und berühmtes Cistercienser-Kloster am kleinen Fluß Ach in Schwaben, nahe bey der Reichs-Stadt Uberlingen und dem Boden-See im Heiligenbergischen gelegen, und [993] ein Filial von Belleval in der Grafschafft Burgund.

Der Abt des Klosters Salmansweiler (Abbas Salmansweilerensis) ist ein unmittelbahrer Reichs-Stand.

Den Namen soll es haben, weil es dem kostbaren Tempel Salomons ähnlich gesehen, wie es denn würcklich, ehe es noch 1697 den grossen Brand erlitten, eines der schönsten Klöster in Deutschland gewesen.

Es hat noch schöne Güter, die aber hin und wieder zerstreuet worden. Zu Ulm hat es einen Hof, und zwischen Ulm und Biberach die Herrschafft Schemelberg, dabey das Dorf Altheim. Bey Uberlingen hat es auch etliche adeliche Güter, und ist deshalber monatlich auf 4 zu Roß und 6 zu Fuß oder 316 Gulden, und zu Erhaltung des Cammer-Gerichts und dem erhöheten Anschlag jährlich 208 Gulden angesetzt. Dieser Abtey wurde im Jahr 1722 den 1 Julius in den beyden höhern Reichs-Collegiis (nachdem sie sich über ihren aufhabenden Cammer-Ziehler-Anschlag beschwehret hatte) die Hälffte nachgelassen, und auf 48 Reichs-Thaler 27 Kreutzer angeschlagen.

Der erste Stiffter dieses Klosters ist Guntram, Baron von Adlsreiter, um das Jahr 1134 und 1140 gewesen. Der erste Prälat war Frowinus, ein Reise-Gefährte des Heil. Bernhards und sein Dollmetscher. Hernach soll Kayser Conrad III 1142 dieses Kloster dem Reiche unmittelbar unterworffen, der Kayser Friedrich aber mit mehrern Freyheiten und Gütern begabet haben. Kayser Carl IV hat 1541 demselben die Freyheit ertheilet, daß die Reichsächter in dem Kloster, und dessen gantzen Gebiete, sich aufhalten dürffen, siehe Magerum de Advocatia armata, c. 15. n. 97. u. f. Die Grafen von Montfort sollen die rühmliche Stifftung gethan haben, daß alle Ritters-Leute und Fremde eine Nacht darinnen ohne Entgeld tractirt würden. Als mit Anfang des 13 Jahrhundert die Stiffter dieser Abtey ausgestorben, hat sich Eberhard II, Ertzbischoff zu Saltzburg, derselben mit allem Ernst angenommen, und ihr eine Saltzkothe zu Waldbrunnen verehret, auch viele andere Wohlthaten erwiesen, weswegen die Abtey noch immer zum Andencken nebst dem Adlsreiterischen auch das Saltzburgische Wapen führet.

Weil es mit dem Gebiet der Grafschafft Heiligenberg umgeben ist, so haben die Grafen von Fürstenberg aus der Regul, quod intra territorium est, ad illud pertinere videtur, wie auch deswegen, daß sie den Blutbann über das Kloster ausüben, einen Anspruch auf des Klosters Immedietät gemacht, und die hohe obrigkeitliche Gewalt darüber üben wollen. Wie denn Graf Joachim zu Fürstenberg 1598 die von den Prälaten angeschlagenen öffentlichen Patente, worinnen enthalten, wie die allda einquartirten Soldaten sich verhalten und leben sollten, abreissen lassen. Allein zu geschweigen, daß Schwaben niemahls ein geschlossen Territorium gewesen, und also diese Regul so schlechterdings sich daselbst nicht thun lässet; so erfordert die erste Institution des Cistercienser-Ordens, daß sie unter keinem Bischoff und Reichs-Stand stehen, sondern in geistlichen dem Römischen Stuhl, und in weltlichen allein dem Kayser unterworffen seyn. Hierzu kömmt noch, daß dieses Kloster von den Schwäbischen [994] Hertzogen, denen das Lintzgau damahls zugehört, zu einer solchen Zeit gestifftet worden, da noch kein Graf von Heiligenberg ein beständiges Territorium, vielweniger an die hohe Obrigkeit gedencken dürffen, und wenn auch dieses alles wäre, so ist die Befreyung des Kaysers Conrads III vorhanden, welcher die Grafen wohl wird darum haben wissen lassen, als er solches Privilegien ertheilet. Dieserhalber nun haben die von Fürstenberg nichts ausgerichtet, sondern das Kloster hat seine Reichs-Immedietät bis hieher behauptet, und haben die Aebte den Reichs-Abschied zu Regenspurg 1500, den zu Augspurg 1510, den zu Cölln 1522, und letztlich den zu Regenspurg 1654 unterzeichnet.

Und obwohl das Haus Oesterreich die Affter-Schutzgerechtigkeit über das Kloster übet, so ist doch der Kayser allemahl der oberste Voigt, und das Kloster bleibet ein freyer Reichs-Stand, wie es dann Land und Leute, Vogteyen, Gericht und Gebot, Zwang und Bann besitzet, ausser dem eintzigen Blutbann, welchen die von Fürstenberg von langer Zeit her, und zwar, wie die Aebte vorgeben, aus ihrer Ubertragung üben. Dergestalt ist gantz ohne Grund, was einige vorgeben, daß die Aebte weder ausserhalb noch innerhalb ihres Klosters einige Territorial-Gerichtsbarkeit haben, angesehen bey den Salmannsweilerischen Dorff-Gerichten, an ihr Siedel-Gericht, von dar an des Abts Hof-Gericht, und von dar erst an die Kayserl. Cammer appelliret wird.

Es hat hiernächst diese Abtey alle Freyheiten, so dem Cistercienser-Orden in Deutschland von dem Römischen Stuhl verliehen worden, mit demselben gemein, auch meistentheils die Ehre, daß ihr Abt General-Vicarius vorgemeldten Ordens in Ober-Deutschland ist. Die Klöster Wettingen in der Schweitz und Raitenhaßlach in Bayern sind Filiale dieser Abtey, von welcher ehemahls auch die im Hertzogthum Würtemberg gelegene und nunmehro secularisirte Stiffter Königsbrunnen, Bebenhausen und Herrnalb dependiret. So hat auch ein jedesmahliger Abt zu Salmannsweil von dem Römischen Stuhl und seinem Orden die Aufsicht über die Frauen-Klöster Heggbach, Wald. Heil. Creutzthal, Rotenmünster, Gutenzell, Baindt und Neidingen, in welche alle Aebtißinnen unter seiner Aufsicht erwählet, auch von ihm bestätiget und eingesegnet, ingleichen alle Beamten derselben mit seinem Vorwissen und Willen eingesetzet werden.

Kurtz, es hat diese Reichs-Prälatur bey seinem Orden an Magnificentz, Reichthum und guter Ordnung wenig seines gleichen; und schreibet sich ein zeitlicher Prälat desselben: Abt und Herrn des Königlich-eximirt und befreyten H. R. Reichs Stiffts und Münsters Salmannsweyler etc.

Es sind in diesem Kloster prächtige Gebäude zu sehen, als das sogenannte Münster oder die Haupt-Kirche, die Pfarr- oder Brüderschafft-Kirche, worinnen eine grosse Orgel, in welcher die gröste Pfeiffe 28 Schuh lang ist, und 4 Spannen in die Runde ausmachet, die Abtey, die Hof- und Convent-Gebäude, die vortreffliche Bibliothec, die Refectorien, Studier-Stuben und das Auditorium, der geist- und weltlichen Räthe Zimmer, die Cantzley, die Raths-Stuben, die [995] grosse Säle, die Kellereyen, und darinn das grosse Weinfaß, welches ein so weites Spundloch hat, daß vor Zeiten ein Mönch hinein gefallen und ertruncken seyn soll, (wie Schopper P. III. Chr. Germ. 67. anführet.) Es hält 40 Fuder, und ist 25 Schuh lang, wie Münster Lib. V. C 208. f. 946 erzehlet. Ferner nimmt man daselbst die Gärten, die Apothecke, den Marstall, das Gasthaus, die Fischgruben, das Jagd- und Zeughaus, den Thiergarten, die Stutterey und Schießhütten in Augenschein. Merian. topogr. Svev. Mayer de advocatia armata c. 15. n. 97. Crusius annal. Suev. I. 9. p. 2. c. 15. Europ. Herold P. I. p. 596. Pfeffinger ad Vitriar. I. 1. t. 13. Klock t. 1. const. 2 Coccejus in Jure publ. Sweder theatr. praetens. p. 612. Lünig. spic. eccl. des Reichs-Archivs 3 Abth. Apiartum Salemitanum. + Es führet diese Abtey ein gewürffeltes roth und weisses Band im Wappen, das mit gelben Streiffen an beyden Seiten besetzt ist, und sich in einem schwartzen Felde befindet.

Wie die Aebte geheissen, und nach einander regieret, besaget nachfolgendes Verzeichnis:

1. Frowin 1137 regierte löblich, schaffte dem Kloster grossen Nutzen, und starb 1165.
2. Gottfried, erwählt 1165 starb 1168.
3. Crimbert, erwählt 1169 starb 1176.
4. Christian, von 1176 bis 1190 da er mit Tode abgieng.
5. Eberhard Graf von Rordorff, von 1190 bis 1240 da er starb.
6. Berthold Graf von Urach, war nur 1 Jahr Abt, und starb 1241.
7. Eberhard von Wolmantingen, resignirte 1276 und starb 1284.
8. Ulrich Gretter von Biberach, von 1276 bis 1282 da er an der Wassersucht starb.
9. Ulrich von Selfingen, regierte löblich, bauete starck, und starb 1311.
10. Conrad von Eslingen, resignirte 1337.
11. Ulrich Graf von Sargans, war ein löblicher Abt, und starb 1358.
12. Berthold Duci, Professor der Theologie, resignirte 1373 freywillig.
13. Wilhelm Schraylgk, war 23 Jahr lang Abt. Er erhielt von Urban VIII. alle Pontifical-Zierrathen, und ist der erste Insulirte Abt gewesen.
14. Jodocus Senner, erwählt 1395 resignirte 1417 und starb 1429.
15. Peter Ochser, starb in dem Flecken Ostern eines plötzlichen Todes 1441.
16. Georg, resignirte 1459.
17. Ludwig Oswald, resignirte 1471 Alters und Kranckheit wegen, und starb nicht lange darnach.
18. Johann Stantenat von 1471 bis 1495 da er starb.
19. Joahnn Scharpffer, starb 1510.
20. Jodocus Negkarus, starb 1529 in dem 47 Jahr seines Alters.[996]
21. Amandus Scheffer, starb zu Uberlingen 1534 ziemlich betagt.
22. Johann Piscatoris, starb den 4 November 1543.
23. Johann Appenzeller, erwählt 1543.
NB. Es fehlen hier einige Aebte, deren Namen man nicht hat ausfündig machen können.
24. Emanuel.
25. Stephan Jung, gebürtig von Coblentz, gebohren den 9 Februar 1664, war Abt den 18 May 1698.

Bruschius Monaster. German.

SALMANSWEILERENSIS ABBAS, siehe Salmansweiler.